GOM002_Magazin_2016-01_01_opt
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1 In der Einfachheit liegt<br />
das Erfolgsrezept dieser<br />
wunderbaren Liaison.<br />
1<br />
„Der beste Gin der Welt wird<br />
mit dem falschen Tonic zu<br />
einem unterdurchschnittlichen<br />
Longdrink.“<br />
Dominik Müller / Gourmondo<br />
Doch so easy das alles klingt, zwei Dinge sollte<br />
man wirklich beachten: Gin und Tonic Water müssen<br />
spitze sein. Denn was bringt es, einen edlen<br />
Gin mit irgendeinem No-Name-Tonic zu mixen und<br />
dabei alles zu ruinieren, was das feine Destillat an<br />
Aromen mit ins Spiel bringt?<br />
Alle Tonic Water enthalten Kohlensäure und Chinin –<br />
und sind daher mehr oder weniger bittere Erfrischungsgetränke.<br />
Je nach Tonic kann ein guter<br />
Gin seine wahre Seele entfalten. Manche Tonics<br />
bringen dank Ingwer eine unterschwellige Schärfe<br />
ins Spiel, andere sind nur leicht gesüßt und<br />
werden zusammen mit den Zutaten fermentiert.<br />
Zitrusfrüchte können dem Tonic Water eine fruchtige<br />
Frische verleihen. Andere Tonic-Sorten wiederum<br />
enthalten keinen Zucker und keine Zitrone<br />
– und betonen umso mehr die bitteren Komponenten.<br />
Es gibt Tonic Water, das mit Zitronen vom<br />
Ätna aromatisiert wird, andere Hersteller definieren<br />
die Herkunft der Chinarinde für das Chinin, zum<br />
Beispiel aus Zentralafrika. Oder es kommen Zutaten<br />
wie Rosmarin, Holunder- oder Orangenblüten<br />
ins Spiel. Genug Variationsmöglichkeiten also, dem<br />
Gin and Tonic zu immer wieder neuen Höhenflügen<br />
zu verhelfen.<br />
Um die richtige Marriage zu finden, spielt der Gin<br />
natürlich eine ebenso wichtige Rolle, denn jeder<br />
Gin hat seine ganz speziellen Zutaten, die ihn unverwechselbar<br />
machen. Die wichtigste Zutat der<br />
„big five botanicals“ ist der Wacholder. Seine leicht<br />
violetten Beeren sind randvoll mit ätherischen Ölen,<br />
die nicht nur im Sauerkraut und bei Wildgerichten<br />
unverzichtbar sind, sondern auch beim Destillieren<br />
von Gin. Die intensiven, typisch harzigen Waldaromen<br />
des Wacholders sind beim Gin sofort wiederzuerkennen.<br />
Die weiteren Botanicals der Big Five<br />
sind Koriandersamen, Engelwurz, getrocknete Zitronen-<br />
und Orangenschalen. Das ist sozusagen<br />
die Pflicht, dann erst beginnt die Kür, also die Auswahl<br />
weiterer Zutaten, die der Brennmeister persönlich<br />
favorisiert. Was genau und wovon wie viel<br />
ist selbstverständlich topsecret. Hier eine kleine<br />
Übersicht: Fenchel, Anis, Kümmel, Süßholz, Ingwer,<br />
Kubebenpfeffer, Kardamom, Mandeln, Fichtennadeln,<br />
Bohnenkraut, Lavendel, Zimt, Orangenblüten,<br />
Hopfen, Muskat ... Der Fantasie des Brennmeisters<br />
sind praktisch keine Grenzen gesetzt. In jedem Fall<br />
muss der Gin mindestens 37,5 Prozent Alkohol haben<br />
(mehr ist oft die Regel). Und schließlich darf er<br />
höchstens 0,5 Gramm Zucker pro Liter enthalten.<br />
Klassiker sind wacholderbetonte Gins wie der „London<br />
Dry Gin“. Beim „New Western Dry Gin“ ist das<br />
dominierende Wacholderaroma zugunsten von<br />
anderen Geschmacksstoffen und Gewürzen reduziert.<br />
Und es gibt Gins mit intensiv fruchtigen, kräuterbetonten<br />
oder floralen Noten.<br />
Während des Gin-Hypes der vergangenen Jahre<br />
sind viele kleine Destillen aus dem Boden geschossen,<br />
die immer neue Gin-Trends auslösen.<br />
Ob im Schwarzwald, an der Saar, in Hamburg<br />
oder München – diese junge, verblüffende Vielfalt<br />
macht ungeheuren Spaß und öffnet die Pforten<br />
zum wahren Gin-and-Tonic-Himmel.<br />
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Gourmondo MAGAZIN