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IM KW 22

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Wissen schafft gegenseitiges Verständnis und lässt über den<br />

„Tellerrand“ hinaussehen. Das ist wohl auch der Kern der Initiative<br />

„Migrationsgeschichte in Tirol“, die vom Zentrum für MigrantInnen<br />

und den Tiroler Landesmuseen landesweit ins Leben<br />

gerufen wurde. Imster Integrationsbüro und Museum im Ballhaus<br />

laden zum Mittun ein. Konkret geht es um eine Ausstellung zum<br />

Thema Zuwanderungsbewegung ab den 1960ern.<br />

Von Friederike Bundschuh<br />

Sabine Schuchter, Leiterin des<br />

Museums im Ballhaus: „Bisher wird<br />

Migration als ,Nichtteil der Tiroler<br />

Geschichte‘ angesehen, das soll sich<br />

durch eine Rückbesinnung darauf,<br />

wie es vor 50 Jahren war, auch in<br />

Bezug auf heutige Migrationsströme,<br />

ändern. Die Zustände bei der<br />

Ankunft damals waren sehr unterschiedlich,<br />

mit der Aufarbeitung<br />

der damaligen Situation soll Verständnis<br />

für heutige Gegebenheiten<br />

geweckt werden. Die Arbeitsmigration<br />

hat nach 1960 begonnen, die<br />

Integration war damals leichter,<br />

weil sich die Wirtschaftslage als<br />

sehr gut präsentierte und einfach<br />

insgesamt weniger Menschen gekommen<br />

sind, alles war übersichtlicher<br />

und auch der Familienzuzug<br />

stellte sich deutlich weniger problematisch<br />

dar.“<br />

Das Wort an Kirsten Mayr, Integrationsbüro:<br />

„Integration erfolgt<br />

auch über Sprache; heute gibt’s so<br />

genannte ABC-Cafés, die hat es damals<br />

noch nicht gegeben; durch die<br />

Auseinandersetzung mit der Vergangenheit<br />

sollen Anregungen für<br />

die heutige Diskussion, eine gewisse<br />

Öffnung und ein gegenseitiges Profitieren<br />

hervorgehen. MigrantInnen<br />

sollen sich angesprochen fühlen,<br />

sollen sehen, was früher gemacht<br />

wurde und was heute möglich ist.<br />

Es geht auch darum, Kindern in der<br />

zweiten Generation zu zeigen, wie<br />

es gewesen ist, ja, und letztlich geht<br />

es um Verständnis und Öffnung für<br />

Integration.“<br />

Bürgermeister Weirather als Vertreter<br />

des „offiziellen“ Imst: „Vor 50<br />

Jahren war es erst die Industrie, die<br />

Migranten beschäftigt hat, die dann<br />

sesshaft geworden sind. Heute ist es<br />

das Problem vieler Jungen, die das<br />

Empfinden haben: „Ich bin eigentlich<br />

nirgends dahoam“. Schwierigkeiten<br />

entstehen auch durch starke<br />

religiöse Prägung. Da ist beispielsweise<br />

das sehr lebendige Imster Vereinswesen,<br />

vor allem Sportvereine,<br />

dazu aufgerufen, Integration zu<br />

ermöglichen.“ Stadtchef Weirather<br />

findet dieses Projekt nach dem<br />

Motto „Wir sammeln“ gegenüber<br />

Migration im Fokus<br />

Gesammelte Geschichte – gesammelte Geschichten<br />

der RUNDSCHAU „sehr gut“ und<br />

weiter: „Es sind auch Gespräche<br />

mit großen Unternehmen geplant<br />

über die Zeit von damals. Momentan<br />

erleben wir eine demografische<br />

Entwicklung, die von starkem Zuzug<br />

quer durch alle Bereiche geprägt<br />

ist. Damit muss in Zukunft<br />

umgegangen werden. Der derzeitige<br />

Zuzug ist aber nicht Thema der<br />

geplanten Ausstellung. Es geht um<br />

die Geschichte eines Miteinanders<br />

und um Bewusstseinsbildung in der<br />

Bevölkerung.“<br />

Gekommen um zu bleiben.<br />

„Gastarbeiter“ hat die Diktion<br />

„Fremdarbeiter“ glücklicherweise<br />

bald abgelöst, weitgehend<br />

zumindest. Das „Wirtschaftswunder“<br />

holte Arbeitskräfte ins Land<br />

und musste feststellen, dass Menschen<br />

gekommen waren. Dr. Gerhard<br />

Hetfleisch vom Zentrum für<br />

MigrantInnen in Tirol: „Migration<br />

hat die Gesellschaft, Kultur und<br />

Wirtschaft in Tirol entscheidend<br />

geprägt und verändert. Der Beitrag<br />

von Zugewanderten für die Tiroler<br />

Geschichte soll in diesem Projekt<br />

sichtbar gemacht und ein Ort für<br />

diese Geschichte geschaffen werden.<br />

So kann sie auch für die Nachwelt<br />

erhalten bleiben, dafür ist es<br />

höchste Zeit.“<br />

Was gesammelt wird.<br />

Bereichert wird die Migrationsschau<br />

durch Briefe, Reisedokumente,<br />

Arbeitserlaubnisse, Schulhefte,<br />

Kassetten, Dolmetschbücher,<br />

Fotos – und vor allem Geschichten,<br />

die natürlich auch anonym erzählt<br />

werden können. Auch Dinge, die<br />

zu der Zeit verwendet worden sind,<br />

in der die Geschichte spielt. Abzugeben<br />

bei ZeMiT in Innsbruck oder<br />

im Integrationsbüro Imst, Pfarrgasse<br />

16 (Ansprechpartnerin Kirsten<br />

Mayr) Die Objekte werden dokumentiert<br />

und archiviert, können<br />

geliehen oder geschenkt werden,<br />

ganz wie individuell gewünscht.<br />

Angesprochen sind MigrantInnen<br />

ebenso wie Einheimische (Lehrpersonen,<br />

NachbarInnen, WohnungsvermieterInnen,<br />

ChefInnen, BehördenmitarbeiterInnen…).<br />

Die InitiatorInnen der Dokumentation der Migrationsgeschichte von Imst freuen<br />

sich auf interessante Zeugnisse aus der Vergangenheit, speziell für die 2018 geplante<br />

Ausstellung im Museum im Ballhaus: Kirsten Mayr, Sabine Schuchter, Stefan<br />

Weirather und Brigitte Flür (v.l.). RS-Foto: Bundschuh<br />

Geplant sind mehrere Veranstaltungen,<br />

die auch für Schulen geeignet<br />

gestaltet werden: Ausstellung<br />

von Juli bis Dezember 2017 im<br />

Tiroler Landesmuseum für Gesamttirol;<br />

dann werden Objekte für die<br />

Ausstellung 2018 im Museum im<br />

Ballhaus ausgewählt. Unter anderem<br />

auch „Erzählcafes“ im „Veranstaltungsreigen“,<br />

in deren Rahmen<br />

die Geschichten ins Bewusstsein<br />

rücken sollen.<br />

Große Architektur<br />

Stamser Architekturtage am 3./4. Juni<br />

(ado) Am 3. und 4. Juni finden<br />

bundesweit die österreichischen<br />

Architekturtage statt und auch in<br />

Stams als einzigem Austragungsort<br />

im Bezirk Imst wird an diesen Tagen<br />

zu Führungen und Gesprächen<br />

geladen. Am Freitag, dem 3. Juni,<br />

zeigt Architekt Werner Burtscher<br />

allen Interessierten die Besonderheiten<br />

des Zisterzienserstifts und<br />

des Schigymnasiums, zweier großer<br />

Gebäude, die das Zentrum der<br />

1400 Einwohner zählenden Gemeinde<br />

prägen. Im Inneren zeigen<br />

die Räume ihre Besonderheiten im<br />

alltäglichen, wertschätzenden Umgang<br />

ihrer Nutzer, wie der Architekt<br />

aufzeigen wird. Treffpunkt ist<br />

um 17 Uhr am Parkplatz unterhalb<br />

des Schigymnasiums, die Teilnahme<br />

ist kostenlos, Anmeldung keine<br />

erforderlich.<br />

Ebenfalls am Freitag lädt Burtscher<br />

alle Architekturinteressierten<br />

in sein Atelier im Wiesenweg 3, um<br />

dort zwischen Modellen, Plänen,<br />

Texten und Büchern Gespräche mit<br />

Schigymnasium und Stift: Zwei Gebäude,<br />

deren Außenwirkung auf die dörfliche<br />

Struktur offensichtlich ist.<br />

RS-Foto: Dorn<br />

Ausblick über Wert und Haltung<br />

in der Baukultur zu führen. Ab 14<br />

Uhr am Freitag sowie am Samstag<br />

zwischen 10 und 14 Uhr öffnet das<br />

Architektenbüro seine Pforten.<br />

RUNDSCHAU Seite 28 1./2. Juni 2016

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