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Beiträge zur Gesundheitspsychologie - Pädagogische Hochschule ...

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<strong>Pädagogische</strong> <strong>Hochschule</strong> Schwäbisch Gmünd<br />

ISBN 978-3-925555-35-0<br />

Gmünder Hochschulreihe Nr. 29<br />

Heike Eschenbeck<br />

Uwe Heim-Dreger<br />

Carl-Walter Kohlmann (Hrsg.)<br />

<strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> <strong>Gesundheitspsychologie</strong><br />

8. Kongress für <strong>Gesundheitspsychologie</strong><br />

der Fachgruppe <strong>Gesundheitspsychologie</strong> der<br />

Deutschen Gesellschaft für Psychologie<br />

Schwäbisch Gmünd<br />

17. – 19. September 2007


<strong>Pädagogische</strong> <strong>Hochschule</strong> Schwäbisch Gmünd<br />

Heike Eschenbeck<br />

Uwe Heim-Dreger<br />

Carl-Walter Kohlmann<br />

(Herausgeber)<br />

<strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> <strong>Gesundheitspsychologie</strong><br />

8. Kongress für <strong>Gesundheitspsychologie</strong><br />

der Fachgruppe <strong>Gesundheitspsychologie</strong> der<br />

Deutschen Gesellschaft für Psychologie<br />

Schwäbisch Gmünd<br />

17. – 19. September 2007<br />

Schwäbisch Gmünd 2007


Gmünder Hochschulreihe Band 29<br />

Herausgegeben vom Rektorat<br />

der <strong>Pädagogische</strong>n <strong>Hochschule</strong> Schwäbisch Gmünd<br />

Schwäbisch Gmünd 2007 ISBN 978-3-925555-35-0


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort ..............................................................................................................7<br />

Programmkomitee ............................................................................................8<br />

Positionsreferate<br />

Warum Abnehmen so schwer fällt: Ein Zielkonfliktmodell<br />

der kognitiven Regulation des Essverhaltens<br />

(W. Stroebe) ..............................................................................................9<br />

Lifestyle Changes and the Prevention of Coronary Heart<br />

Disease (G. Weidner) ..............................................................................10<br />

Gesundheitsförderung in der Schule (M. Jerusalem) ...............................11<br />

Philosophischer Gastbeitrag<br />

Körperzentrierte Lebensgestaltung (F. J. Wetz) ......................................13<br />

Symposien<br />

Persönlichkeit und Gesundheit (H. W. Krohne) .......................................15<br />

Soziale Unterstützung (A.-R. Laireiter & T. Klauer) .................................21<br />

Theorie des geplanten Verhaltens und Erweiterungen<br />

(B. Dohnke & M. Sieverding) ...................................................................27<br />

Adipositas im Kindes- und Jugendalter (C.-W. Kohlmann) ......................31<br />

Subjektives Wohlbefinden in der <strong>Gesundheitspsychologie</strong>:<br />

Erhebungsmethoden und Anwendungsbeispiele (M. Kanning) ...............35<br />

Psychokardiologie – Soziale Unterstützung, psychisches<br />

Wohlbefinden und die Relevanz von Geschlechtsunterschieden<br />

(H. Spaderna) ..........................................................................................39<br />

Podiumsdiskussion<br />

Professionalisierung in der Gesundheitsförderung (R. Hornung) ............43<br />

Forschungsreferate .......................................................................................45<br />

Autoren .........................................................................................................147


Vorwort<br />

<strong>Gesundheitspsychologie</strong> befasst sich mit menschlichem Erleben und Verhalten<br />

als Faktoren für die Erreichung und Aufrechterhaltung von Gesundheit. Auf der<br />

Basis psychologischer Theorien des Gesundheitsverhaltens werden Interventionen<br />

<strong>zur</strong> Gesundheitsförderung entwickelt, evaluiert und in der Praxis umgesetzt.<br />

Gesundheitsförderung und Prävention haben in Deutschland allerdings<br />

einen noch viel zu geringen Stellenwert, um den individuellen und gesellschaftlichen<br />

Herausforderungen, z. B. der dramatischen Entwicklung von Übergewicht,<br />

begegnen zu können. Zwar ist der protektive Wert von verschiedenen<br />

gesundheitsbezogenen Verhaltensweisen wie körperlicher Aktivität, ausgewogener<br />

Ernährung, Nichtrauchen, Kondombenutzung, Sonnenschutz, Verkehrssicherheit,<br />

Drogenvermeidung und Stressbewältigung belegt, allerdings<br />

wird noch immer zu wenig in Gesundheitsförderung und Prävention investiert,<br />

obwohl gesundheitspsychologische Kenntnisse zu den individuellen und<br />

sozialen Voraussetzungen <strong>zur</strong> Initiierung, Planung, Durchführung und Aufrechterhaltung<br />

von Gesundheitsverhalten vorliegen.<br />

Die Fachgruppe <strong>Gesundheitspsychologie</strong> innerhalb der Deutschen Gesellschaft<br />

für Psychologie organisiert im Abstand von zwei Jahren Kongresse,<br />

um Fortschritte in Theorie und Anwendung vorzustellen und zu diskutieren. Auf<br />

dem diesjährigen Kongress, der vom 17. bis 19. September 2007 an der<br />

<strong>Pädagogische</strong>n <strong>Hochschule</strong> Schwäbisch Gmünd stattfindet, besteht das<br />

Programm aus drei eingeladenen Positionsreferaten, einem philosophischen<br />

Gastbeitrag, mehreren Symposien und einer Serie von Einzelvorträgen und<br />

Postern. Die insgesamt ca. 130 wissenschaftlichen <strong>Beiträge</strong>, deren Auswahl mit<br />

dankenswerter Unterstützung des Programmkomitees erfolgte, werden ergänzt<br />

um eine interdisziplinär besetzte Podiumsdiskussion <strong>zur</strong> Qualitätssicherung in<br />

der Gesundheitsförderung. Der vorliegende Band dokumentiert die wissenschaftlichen<br />

<strong>Beiträge</strong>.<br />

Für die großzügige Unterstützung bei der Durchführung des Kongresses<br />

danken wir dem Rektorat der <strong>Pädagogische</strong>n <strong>Hochschule</strong> Schwäbisch Gmünd,<br />

der Gmünder ErsatzKasse GEK und der Deutschen Forschungsgemeinschaft.<br />

Wir bedanken uns bei Tobias Haas, Cornelia Schmitt und Maria Wunderl für<br />

ihre Hilfe bei der Erstellung des Abstractbands.<br />

Unser besonderer Dank gilt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des<br />

„8. Kongresses für <strong>Gesundheitspsychologie</strong>“, die mit ihren <strong>Beiträge</strong>n die Zusammenstellung<br />

eines attraktiven Programms ermöglicht haben.<br />

Schwäbisch Gmünd, September 2007<br />

Heike Eschenbeck, Uwe Heim-Dreger und Carl-Walter Kohlmann<br />

7


Programmkomitee<br />

Dr. Heike Eschenbeck, <strong>Pädagogische</strong> <strong>Hochschule</strong> Schwäbisch Gmünd<br />

Prof. Dr. Toni Faltermaier, Universität Flensburg<br />

Prof. Dr. Gert Kaluza, GKM-Institut Marburg<br />

Prof. Dr. Carl-Walter Kohlmann, <strong>Pädagogische</strong> <strong>Hochschule</strong> Schwäbisch Gmünd<br />

Prof. Dr. Arnold Lohaus, Universität Bielefeld<br />

Prof. Dr. Britta Renner, Jacobs University Bremen<br />

Prof. Dr. Wolfgang Schlicht, Universität Stuttgart<br />

Juniorprofessor Dr. Andreas Schwerdtfeger, Universität Mainz<br />

Prof. Dr. Monika Sieverding, Universität Heidelberg<br />

Prof. Dr. Harald C. Traue, Universität Ulm<br />

Prof. Dr. Hannelore Weber, Universität Greifswald<br />

8


Positionsreferate<br />

Warum Abnehmen so schwer fällt: Ein Zielkonfliktmodell<br />

der kognitiven Regulation des Essverhaltens<br />

Wolfgang Stroebe<br />

Universität Utrecht<br />

w.stroebe@fss.uu.nl<br />

Seit 1980 erfahren praktisch alle industrialisierten Länder (und auch viele Entwicklungsländer)<br />

einen dramatischen Anstieg von Übergewicht und Adipositas.<br />

Da Adipositas nicht nur mit gesundheitlichen Schäden sondern auch mit<br />

negativen sozialen Konsequenzen verbunden ist, steigt in diesen Ländern der<br />

Anteil der Bevölkerung, der chronisch bemüht ist, Gewicht zu verlieren. Obwohl<br />

diesen Abnahmeversuchen häufig Erfolg beschieden ist, ist der Erfolg meist<br />

kurzfristig. Nach vier bis fünf Jahren haben die meisten Übergewichtigen das<br />

verlorene Gewicht wieder <strong>zur</strong>ück gewonnen. Damit erhebt sich die Frage,<br />

warum manchen Menschen das Abnehmen so schwer fällt.<br />

Im meinem Vortrag werde ich erst auf das Grenzmodell des Essverhaltens<br />

eingehen, das den „gezügelten Esser“ als chronisch aber erfolglos mit Abnahmeversuchen<br />

befassten Menschentyp identifiziert hat. Gezügelte Esser sind<br />

kontrollierte Esser, die ihre Kalorienaufnahme an einer Diätgrenze orientieren.<br />

Diese Kontrolle benötigt kognitive Kapazität und ist damit äußerst störanfällig<br />

(z. B. bei starken Emotionen). Nach einer Kritik des Grenzmodells werde ich<br />

unser Zielkonfliktmodell vorstellen, das davon ausgeht, dass sich gezügelte<br />

Esser in einem Konflikt zwischen zwei widersprüchlichen Zielen befinden, nämlich<br />

Essgenuss und Gewichtskontrolle. Sie bemühen sich, das Gewichtskontrollziel<br />

dadurch abzuschirmen, dass sie Gedanken an gutes Essen vermeiden.<br />

Ich werde ein Forschungsprogramm vorstellen, das mit Methoden der<br />

sozialen Kognitionsforschung aufweist, warum diesen Bemühungen in einer<br />

Umwelt voll von Reizen, die gutes Essen signalisieren, häufig kein Erfolg beschieden<br />

ist.<br />

Literatur:<br />

Papies, E., Stroebe, W., & Aarts, H. (in press). Pleasure in the mind: Food imagery of restrained<br />

and unrestrained eaters. Journal of Experimental Social Psychology.<br />

Stroebe, W. (2000). Social psychology and health. Buckingham: Open University Press.<br />

Stroebe, W. (2003). Psychologische Steuerung des Essverhaltens. In F. Peterman & V. Pudel<br />

(Hrsg.), Übergewicht und Adipositas (S. 87-104). Göttingen: Hogrefe.<br />

Stroebe, W., Mensink, W., Aarts, H., Schut, H. & Kruglanski, A. (in press). Why dieters fail: Testing<br />

the goal conflict model of eating. Journal of Experimental Social Psychology.<br />

Keywords:<br />

Adipositas, Gezügelte Esser, Zielkonflikt<br />

9


Lifestyle Changes and the Prevention of Coronary<br />

Heart Disease<br />

Gerdi Weidner<br />

Preventive Medicine Research Institute, Sausalito CA<br />

gweidner@yahoo.com<br />

This presentation focuses on results from a research program investigating the<br />

effects of an intensive lifestyle intervention on cardiovascular outcomes. We<br />

report findings from 2 completed randomized phase III clinical trials and 2<br />

health-insurance sponsored multi-site demonstration projects (phase IV; one<br />

completed, one on-going). The intervention aims to improve diet (low fat, plantbased),<br />

exercise, and stress management. To date, more than 2000 cardiac<br />

patients differing in disease severity have participated in the intervention, with<br />

follow-ups ranging from 3 months to 5 years. Outcomes include medical risk<br />

factors (lipid profiles, blood pressure, exercise capacity, weight, cardiac events)<br />

and psychosocial variables (depression, hostility, quality of life). Results from<br />

the 2 phase III clinical trials demonstrated the effectiveness of the intervention.<br />

Specifically, intervention participants were able to change their lifestyle, evidencing<br />

significant improvements in left ventricular ejection fraction (LVEF),<br />

standard coronary risk factors, and psychosocial status, as well as significant<br />

reductions in angina, coronary artery stenosis, and cardiac events when compared<br />

to controls. These results prompted several nationwide health insurance<br />

providers to cover the intervention as an alternative to invasive treatment of<br />

coronary heart disease (CHD), resulting in 2 multi-site phase IV demonstration<br />

projects: the Multicenter Lifestyle Demonstration Project (MLDP; 1993-1997),<br />

and the Multisite Cardiac Lifestyle Intervention Program (MCLIP; 1998ongoing).<br />

Analyses of data from these projects show that regardless of gender<br />

and disease severity (e.g., CHD ± diabetes, low vs. high LVEF; CHD patients<br />

vs. those with ≥3 CHD risk factors), patients were able to follow the recommended<br />

lifestyle and evidenced improvement in standard coronary risk factors<br />

and quality of life similar to that observed in the intervention arms of the earlier<br />

phase III randomized clinical trials. The results from this program of research<br />

show that evidence-based low-cost behavioral interventions can be successfully<br />

adopted by health insurance plans. Considering the economic burden of CHD in<br />

terms of symptom management, increased risk of cardiovascular events, and<br />

lost productivity, these findings take on added significance.<br />

10


Gesundheitsförderung in der Schule<br />

Matthias Jerusalem<br />

Humboldt-Universität zu Berlin<br />

jerusalem@rz.hu-berlin.de<br />

Gesundheitsförderung in Kindheit und Jugend ist besonders wichtig, da sich<br />

risikoreiche Verhaltens- und Lebensstile (z. B. Fehlernährung, Bewegungsmangel,<br />

Rauchen, Alkoholkonsum) früh entwickeln und stabilisieren und später<br />

nur noch sehr schwer zu ändern sind. Gesundheitsförderung in diesem Alter<br />

findet überwiegend in der Schule statt, da hier fast alle Kinder und Jugendlichen<br />

erreichbar und gruppenbezogene Maßnahmen mit Evaluation möglich sind.<br />

Zudem hat das schulische Umfeld einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung<br />

der Persönlichkeit und die Ausbildung sozialer Fertigkeiten, die<br />

wiederum in einem komplexen Beziehungsgefüge zu gesundheitsrelevanten<br />

Verhaltensweisen stehen.<br />

Dieser Beitrag informiert über traditionell risikobezogene Maßnahmen <strong>zur</strong><br />

Gesundheitserziehung sowie neuere, entwicklungsorientierte Ansätze einer<br />

Gesundheitsförderung durch Ressourcenstärkung sowie deren Wirksamkeit. Im<br />

Laufe der Geschichte psychologischer Gesundheitsförderung in der Schule hat<br />

sich insgesamt eine Strategie der Risikoprophylaxe durch Entwicklung von<br />

Ressourcen durchgesetzt. Aus schulischer Sicht wird Gesundheitsförderung<br />

meist als wichtig, aber mit zusätzlichem Aufwand verbunden erlebt, da sie <strong>zur</strong><br />

Bewältigung des Bildungsauftrags wenig beiträgt. Neuere Ansätze verdeutlichen<br />

deshalb insbesondere gemeinsame Ziele und Aufgaben von schulischer<br />

Bildung und Gesundheitsförderung. Daraus ergeben sich integrative Maßnahmen<br />

einer übergreifenden schulischen Entwicklungsförderung, die zugleich<br />

für Gesundheit, Lernen und Sozialverhalten förderlich sind.<br />

Der Beitrag schließt mit einem Ausblick auf noch offene Fragen und<br />

Forschungsaufgaben.<br />

Keywords:<br />

Gesundheitsförderung, Schule, Entwicklungsförderung<br />

11


Philosophischer Gastbeitrag<br />

Körperzentrierte Lebensgestaltung<br />

Franz Josef Wetz<br />

<strong>Pädagogische</strong> <strong>Hochschule</strong> Schwäbisch Gmünd<br />

fjwetz@t-online.de<br />

Ein gesteigertes Körperbewusstsein gehört zu den charakteristischen Merkmalen<br />

unserer Zeit. Dafür zeichnen verantwortlich der Bedeutungsverlust der<br />

schweren Körperarbeit, der Zuwachs an wohlfahrtsstaatlichen Einrichtungen,<br />

vermehrte Freizeit und gesellschaftliche Disziplinierungen, die im Gegenzug<br />

körperbezogene Daseinspraktiken hervorrufen. Zeitgenössische Formen reiner<br />

Körperlichkeit sind Gesundheitswahn, Körperkult, Sportversessenheit, Abenteuerlust<br />

und Sexsucht. Bei diesen Enklaven reiner Körperlichkeit geht es<br />

vordergründig mal um Vitalität, Schönheit, Prestige, Jugendlichkeit, mal um<br />

erfolgreiches Kräftemessen, Wettbewerb, Bewegungsdrang, mal um entspanntes<br />

Wohlbefinden, angespannte Erregung oder prickelnden Kick. Eine<br />

weiter gehende Erklärung dieser Phänomene erfordert eine Aufhebung der für<br />

die abendländische Denktradition charakteristischen Natur-Kultur-Antinomie:<br />

Aus sozio- und evolutionsbiologischer Sicht stehen hinter den allgemeinen<br />

Zielen der heutigen Körperkultur die kulturell überformten Mechanismen der<br />

natürlichen und sexuellen Selektion, das heißt die ursprünglichen Lebensinteressen<br />

der Selbsterhaltung und Fortpflanzung, deren überschüssigen Antriebskräfte<br />

der entlastete Mensch in den Dienst körperlicher Selbsterfüllung<br />

nimmt.<br />

Keywords:<br />

Körperkultur, Soziobiologie<br />

13


Symposium 1: Persönlichkeit und Gesundheit<br />

(Organisation: H. W. Krohne)<br />

Warum sie laufen: Motive, Persönlichkeitsmerkmale,<br />

Bewältigung und Selbstdarstellung von Langstreckenläufern<br />

und -läuferinnen<br />

Anja Geßner, Karl-Heinz Renner & Lucie Kratka<br />

Otto-Friedrich-Universität Bamberg/ Lehrstuhl für Persönlichkeitspsychologie<br />

anja.gessner@ppp.uni-bamberg.de<br />

Fragestellung: Zahlreiche Studien belegen die positiven Effekte von Ausdauersportarten,<br />

z. B. Langstreckenlauf, auf physisches und psychisches Wohlbefinden.<br />

Dagegen liegen nur wenige Untersuchungen <strong>zur</strong> Frage vor, mit<br />

welchen Bedingungen die Entscheidung, einen Ausdauersport zu beginnen und<br />

regelmäßig auszuüben, einhergehen. Ziel des Beitrags ist es, aus persönlichkeits-<br />

und sportpsychologischer Perspektive Bedingungen zu identifizieren,<br />

die mit regelmäßigem Laufen assoziiert sind. Vor diesem Hintergrund werden<br />

folgende Fragen untersucht:<br />

(1) Welche Motive und Emotionen bedingen regelmäßiges Lauftraining?<br />

(2) Wie bewältigen die LäuferInnen mögliche Laufhindernisse/Belastungen<br />

während des Trainings bzw. während Wettkämpfen?<br />

(3) Welcher Zusammenhang besteht zwischen Persönlichkeitsmerkmalen<br />

(Big Five und Selbstdarstellungsvariablen) und Laufen?<br />

Methode: In einer Online-Fragebogenstudie, an der etwa 300 Langstreckenläufer<br />

teilgenommen haben, wurden die Dimensionen des Fünf-<br />

Faktorenmodells der Persönlichkeit, laufbezogene Motive und Emotionen erfasst.<br />

Erhoben wurden auch Bedingungen wie Zeit-Management und die Bewältigung<br />

von motivationalen Einbrüchen und Belastungen beim Lauftraining.<br />

Zudem wurden (trainingsbezogene) Selbstdarstellungsskalen vorgelegt, um den<br />

bisher vernachlässigten Aspekt der Eindruckslenkung beim Laufen zu explorieren.<br />

Ergebnisse: Motive für regelmäßiges Laufen variieren mit dem Alter, dem<br />

Geschlecht und dem Leistungsstand. Unter den Big-Five-Dimensionen erweist<br />

sich die Gewissenhaftigkeit als entscheidender Faktor: Gewissenhaftigkeit ist<br />

nach Kontrolle von Alter und Geschlecht u. a. assoziiert mit der Trainingsfrequenz<br />

pro Woche, positiven Emotionen beim Laufen und der Planung von<br />

festen Laufzeiten. Selbstdarstellung im Sinne des Motivs, gegenüber anderen<br />

als sportlich und fit zu erscheinen, korreliert u. a mit der Trainingsdauer pro<br />

Trainingseinheit, dem Motiv nach Verbesserung der äußeren Erscheinung<br />

durch Laufen und Laufen aus Leistungsstreben.<br />

Keywords:<br />

Laufen, Persönlichkeit, Bewältigung<br />

15


Persönliche Ziele als Motivatoren und Regulatoren<br />

sportlich aktiven Verhaltens<br />

Heinz W. Krohne & Dagmar L. Thiex<br />

Johannes Gutenberg-Universität Mainz / Psychologisches Institut<br />

hkrohne@uni-mainz.de<br />

Die Untersuchung befasst sich mit persönlichen Zielen als möglichen Determinanten<br />

regelmäßiger sportlicher Betätigung. Diese persönlichen Ziele<br />

unterscheiden sich zum einen nach Inhalten, zum anderen nach kognitiven,<br />

affektiven und verhaltensmäßigen Merkmalen der Zielrepräsentation.<br />

Verglichen wurden die wichtigsten Ziele von Personen, die regelmäßig,<br />

unregelmäßig oder nie sportlich aktiv sind. Auf der Basis des transtheoretischen<br />

Modells der Verhaltensänderung von Prochaska und DiClemente wurden 470<br />

Teilnehmer einer der fünf in dem Modell unterschiedenen Stufen der Verhaltensänderung<br />

zugeordnet.<br />

Es ließen sich faktorenanalytisch sechs Dimensionen sportrelevanter Ziele<br />

unterscheiden: Wettbewerb, psychologische Ziele, Gesundheitsförderung,<br />

körperbezogene Ziele, Geselligkeit sowie Bewältigung von Gesundheitsproblemen.<br />

Während körperbezogene Ziele und Gesundheitsförderung für Personen<br />

aller Stufen relevant waren, berichteten Personen in der Stufe der Aufrechterhaltung<br />

mehr Inhalte aus den Bereichen Wettbewerb sowie soziale und<br />

psychologische Ziele. Im Gegensatz dazu war das Ziel, auf Grund von Gesundheitsproblemen<br />

sportlich aktiver zu werden, dominant bei Personen, die bislang<br />

nie oder höchstens unregelmäßig sportlich aktiv waren. Hinsichtlich der Zielrepräsentation<br />

zeigte sich, dass regelmäßig Aktive ihr Handeln zielgerichteter<br />

planten und mehr positive sowie weniger negative Affekte in Bezug auf ihr<br />

durch Sport zu erreichendes Ziel äußerten, während Personen der frühen<br />

Stufen der Verhaltensänderung in stärkerem Ausmaß Konflikte zwischen ihren<br />

persönlichen Zielen erlebten.<br />

Diese Befunde demonstrieren, dass die Aufnahme und Aufrechterhaltung<br />

eines sportlich aktiven, gesundheitsförderlichen Verhaltens in starkem Maße<br />

durch persönliche Ziele determiniert werden.<br />

Keywords:<br />

Persönliche Ziele, sportliche Aktivität, Gesundheitsförderung<br />

16


Stressbewältigung in der Prämedikationsvisite: Interindividuelle<br />

Unterschiede in subjektiven, behavioralen<br />

und physiologischen Reaktionen vor einer Operation<br />

Andreas Schwerdtfeger 1 , Lena Scheel 1 , Barbara Schnell 1 &<br />

Arno Depta 2<br />

1<br />

Johannes Gutenberg-Universität, Mainz / Psychologisches Institut<br />

2<br />

Johannes Gutenberg-Universtität, Mainz / Klinik für Anästhesiologie<br />

aschwerd@uni-mainz.de<br />

Fragestellung: Medizinische Eingriffe unter Vollnarkose oder Lokalanästhesie<br />

stellen einen nicht unerheblichen Stressor für Patienten dar, der sich auch<br />

negativ auf die perioperative Anpassung (Schmerzerleben, Komplikationen,<br />

Güte der postoperativen Erholung, Länge des Klinikaufenthalts) auswirken<br />

kann. Vor diesem Hintergrund kommt der Angst- und Stressbewältigungsforschung<br />

eine zentrale Rolle zu. In dieser Studie wurde das Anästhesiegespräch<br />

(Prämedikationsvisite) hinsichtlich Angst- und Stressreaktionen untersucht.<br />

Methode: 44 Patienten nahmen an der Studie teil. Erfasst wurden Angstbewältigungsdispositionen,<br />

Operationsangst sowie subjektive und physiologische<br />

Stressreaktionen (Cortisol) vor und nach dem Gespräch. Weiterhin<br />

wurden verschiedene Verhaltensindikatoren der Angst von zwei unabhängigen<br />

Beobachtern erfasst.<br />

Ergebnisse: Generell zeigte sich eine Abnahme der Angst nach dem Gespräch,<br />

wobei vermeidende Bewältigung tendenziell mit geringerer Angst und<br />

vigilante Bewältigung tendenziell mit höherer Angst verbunden war. Darüber<br />

hinaus korrelierte vermeidende Bewältigung negativ mit der Dauer des Anästhesiegesprächs<br />

und mit körperfokussierten Handbewegungen während des<br />

Gesprächs. Vigilante Bewältiger erhielten tendenziell häufiger eine Beruhigungsmedikation<br />

vor der OP. Die Auswertung der Cortisoldaten liegt noch<br />

nicht vor; die Ergebnisse werden aber auf der Tagung berichtet.<br />

Diskussion: Obgleich die Prämedikationsvisite auf die meisten Patienten<br />

beruhigend und Angst reduzierend zu wirken scheint, deuten die Daten auf<br />

interindividuelle Unterschiede in der Verarbeitung des Gesprächs hin. Eine<br />

detailliertere Analyse der Daten lässt vermuten, dass Assoziationen von der<br />

Operationsvorerfahrung, der Narkoseart und der zu Grunde liegenden Erkrankung<br />

moduliert werden. In wie weit die interindividuellen Unterschiede in<br />

der Bewältigung des operativen Eingriffs Einfluss auf Parameter des postoperativen<br />

Genesungsverlaufs haben, sollten weitere Untersuchungen klären.<br />

Keywords:<br />

Angstbewältigung, Operationsangst, Prämedikationsvisite<br />

17


„Warten auf ein neues Herz“: Kognitive Vermeidung<br />

und Belastungen bei Herztransplantationskandidaten<br />

Heike Spaderna 1 , Daniela Zahn 1 , Heinz W. Krohne 1 &<br />

Gerdi Weidner 2<br />

1<br />

Johannes Gutenberg-Universität, Mainz / Psychologisches Institut<br />

2<br />

Preventive Medicine Research Institute, Sausalito, CA, USA<br />

spaderna@uni-mainz.de<br />

Fragestellung: Bei Herzinsuffizienzpatienten und Patienten auf der Warteliste<br />

für eine Herztransplantation (HTX) scheinen Müdigkeit, Angst, Depressivität<br />

und Schmerzen mit vermeidenden Bewältigungsstrategien (z. B. Verbergen von<br />

Gefühlen) einherzugehen. Unklar ist, ob spezifische dispositionelle Copingstile,<br />

wie kognitive Vermeidung (KOV, Abwenden der Aufmerksamkeit von Bedrohung)<br />

und Vigilanz (VIG, Hinwendung <strong>zur</strong> Bedrohung) mit emotionaler Belastung<br />

verbunden sind.<br />

Methode: Von April 2005 bis Januar 2007 bearbeiteten im Rahmen der<br />

Studie „Warten auf ein neues Herz“ 244 Männer und 57 Frauen (53.1±11.1<br />

Jahre) aus 17 HTX-Zentren 2 physisch bedrohliche Situationen des Angstbewältigungsinventars<br />

<strong>zur</strong> Bestimmung von KOV und VIG. Erfasst wurden zudem<br />

50 HTX-bezogene Belastungen, sowie Angst und Depressivität (HADS).<br />

Als objektive Marker des Gesundheitszustands dienten stationärer Klinikaufenthalt<br />

(ja/nein) und der Heart Failure Survival Score (HFSS). Die<br />

medizinischen Daten hierfür lieferte Eurotransplant.<br />

Ergebnisse: Frauen und Männer unterschieden sich nicht in KOV und VIG.<br />

Allerdings war nur bei Frauen höhere KOV mit stärkerer Belastung durch Atemnot,<br />

Schwäche und HTX-bezogene psychische Stressoren verbunden. Bei<br />

Männern dagegen war VIG positiv mit stärkerer Belastung durch Schmerzen,<br />

medizinische Untersuchungen, HTX-bezogene psychische Stressoren, Angst<br />

und Depressivität assoziiert. Mit dem HFSS ergaben sich keine Zusammenhänge.<br />

Kontrolliert für Alter und stationären Aufenthalt prädizierten sowohl VIG<br />

(für Männer und Frauen) als auch die Interaktion von KOV mit Geschlecht den<br />

Gesamtscore subjektiver Belastungen (beide p


Warum verhalten wir uns (nicht) gesund?<br />

Heike Wolf & Frank M. Spinath<br />

Universität des Saarlandes/Psychologie<br />

heike.wolf@mx.uni-saarland.de<br />

Fragestellung: Gesundheitsbewusstes Verhalten (wie z. B. Sport, Ernährung,<br />

Schlaf, Tabakkonsum) leistet einen bedeutsamen Beitrag zu Gesundheit und<br />

Wohlbefinden. Trotz des gut dokumentierten Nutzens betätigt sich die Mehrheit<br />

der Menschen in den westlichen Industrienationen beispielsweise nicht regelmäßig<br />

sportlich (z. B. Crespo et al., 1996) und verhält sich auch in anderen<br />

Lebensbereichen weniger gesundheitsbewusst als vorteilhaft wäre. Warum<br />

aber unterscheiden sich Personen in Lebensstil und Gesundheitsverhalten?<br />

Methode: Im Rahmen der Zwillingsstudie zu Persönlichkeit und Wohlbefinden<br />

(Twin PaW; Twin Study on Personality and Well-being, Spinath &<br />

Wolf, 2006) wurde das Gesundheitsverhalten von 342 ein- und zweieiigen<br />

Zwillingspaaren mittels Fragebogenverfahren detailliert erfasst. Zusätzlich<br />

wurden Merkmale der Umwelt, welche Einfluss auf Unterschiede im Gesundheitsverhalten<br />

nehmen könnten, erhoben.<br />

Mittels uni- und multivariater verhaltensgenetischer Analysen wurde die<br />

relative Bedeutung von genetischen und Umweltfaktoren sowie das Zusammenspiel<br />

von genetischen und Umwelteinflüssen untersucht.<br />

Ergebnisse: Individuelle Unterschiede im Gesundheitsverhalten (Sport,<br />

Rauchen, Ernährung) lassen sich durch genetische Einflüsse und Einflüsse der<br />

spezifischen Umwelt (d. h. Umwelteffekte, welche von Mitgliedern einer Familie<br />

nicht geteilt werden) erklären. Ferner zeigte sich, dass spezifische Erfahrungen<br />

den Einfluss von Genen und Umwelt auf gesundheitsbewusstes Verhalten<br />

moderieren können.<br />

Literatur:<br />

Crespo, C. J., Keteyian, S. J., Heath, G. W. & Sempos, C. T. (1996). Leisure time physical<br />

activity among US adults: Results from the Third National Health and Nutrition<br />

Examination Survey. Archives of Internal Medicine, 156, 93-98.<br />

Spinath, F.M. & Wolf, H. (2006). CoSMoS & TwinPaW: Initial report on two new German twin<br />

studies. Twin Research, 9, 787-790.<br />

Keywords:<br />

Gesundheitsverhalten, Verhaltensgenetik, individuelle Differenzen<br />

19


Symposium 2: Soziale Unterstützung<br />

(Organisation: A.-R. Laireiter & T. Klauer)<br />

Bewältigungsverhalten und soziale Unterstützung<br />

Katja Antoniw 1 , Andrea Borghardt 2 & Hannelore Weber 1<br />

1 Universität Greifswald<br />

2 Universität Giessen<br />

antoniw@uni-greifswald.de<br />

Fragestellung: Im Kontext gesundheitsbedrohlicher Stressoren führten eine<br />

aktive Bewältigung sowie deren ausgewogen positive Darstellung zu einer<br />

höheren Bereitschaft zu sozialer Unterstützung und positiveren emotionalen<br />

Reaktionen auf der Geberseite als passive oder depressive Bewältigungsmuster.<br />

Ziel dieser Untersuchung war es zu überprüfen, inwieweit vorliegende<br />

Befunde zum Einfluss des Bewältigungsverhaltens und der Art der Beziehung<br />

zwischen Unterstützungsgeber und Empfänger auf die Unterstützungsbereitschaft<br />

auf einen alltäglichen, leistungsbezogenen Stressor übertragen werden<br />

können.<br />

Methode: In einem 3 (perfekte, ausgewogene, ungünstige Bewältigung) x 2<br />

(Freundin, Bekannte) between-subjects Design wurde N = 132 Teilnehmerinnen<br />

ein schriftliches Szenario (Vorbereitung auf eine Prüfung) vorgelegt und ihre<br />

Unterstützungsbereitschaft sowie ihre emotionalen Reaktionen auf das beschriebene<br />

Verhalten der jeweiligen Zielperson erfasst.<br />

Ergebnisse: Zielpersonen mit ausgewogenem und Zielpersonen mit ungünstigem<br />

Bewältigungsverhalten lösten unabhängig von der Art der sozialen<br />

Beziehung eine höhere Bereitschaft zu sozialer Unterstützung aus als Zielpersonen<br />

mit perfektem Bewältigungsverhalten. Zielpersonen mit ungünstiger<br />

Bewältigung lösten das stärkste, Zielpersonen mit perfekter Bewältigung dagegen<br />

das geringste Mitleid aus. Mitleid erwies sich als stärkster Prädiktor <strong>zur</strong><br />

Vorhersage der Unterstützungsbereitschaft.<br />

Literatur:<br />

Helweg-Larsen, M., Sadeghian, P. & Webb, M.S. (2002). The stigma of being pessimistically<br />

biased. Journal of Social and Clinical Psychology, 21, 92-107.<br />

Silver, R.C., Wortman, C.B. & Crofton, C. (1990). The role of coping in support provision: The<br />

self-presentational dilemma of victims of life crises. In B.R. Sarason, I.G. Sarason & G.R.<br />

Pierce (Eds.), Social support: An interactional view (pp. 397-426). Oxford: Wiley.<br />

Weber, H. (2003). Breaking the rules: Personal and social responses to coping norm-violations.<br />

Anxiety, Stress and Coping, 16, 133-153.<br />

Keywords:<br />

soziale Unterstützung, Stressbewältigung, emotionale Reaktionen<br />

21


Interpersonelle Emotionsregulation im Alltag: Soziale<br />

Unterstützung und affektive Zustände bei Paaren<br />

Andrea B. Horn 1 , Peter Wilhelm 1 , Dominique Schoebius 2 , Louella<br />

Molina 1 , Stephan Rieder 1 & Meinrad Perrez 1<br />

1 Universität Fribourg, Schweiz<br />

2 UCLA, USA<br />

andrea.horn@unifr.ch<br />

Emotionsregulation weist bedeutsame Zusammenhänge mit physischer und<br />

psychischer Gesundheit auf. Bei der Untersuchung dieser Zusammenhänge<br />

wurden bisher weitgehend die interpersonellen Aspekte der Emotionsregulation<br />

vernachlässigt. In dieser Studie sollen berichtete affektive Zustände im Alltag<br />

mit sozialer Unterstützung in Bezug gestellt werden und somit der Beitrag von<br />

Unterstützungsverhalten zu der Regulation von Affekt im Alltag beleuchtet<br />

werden.<br />

In einer computerbasierten Tagebuchstudie wurden 68 Paare über eine<br />

Woche drei Mal am Tag bezüglich ihres aktuellen Affekts und empfangener und<br />

mobilisierter nicht-direktiver emotionaler Unterstützung sowie instrumenteller<br />

Unterstützung (Haushaltsarbeit, Kindererziehung) befragt. Außerdem wurde die<br />

Paarzufriedenheit von beiden Partnern erhoben.<br />

Nicht-direktives emotionales Unterstützungsverhalten zeigt einen<br />

stärkeren Effekt auf den täglichen Affekt als erhaltene alltägliche instrumentelle<br />

soziale Unterstützung für Haushalt und Kindeserziehung durch den Partner<br />

über die 21 Erhebungszeitpunkte hinweg, allerdings nur bei den weiblichen<br />

Studienteilnehmern. Bei Männern zeigen sich keine signifikanten Effekte<br />

empfangenen Unterstützungverhaltens. Bei beiden Geschlechtern lassen sich<br />

Zusammenhänge zwischen emotionaler sozialer Unterstützung und Paarzufriedenheit<br />

sowie hohe Korrelationen zwischen erhaltener und verfügbar gemachter<br />

nicht-direktiver emotionaler Unterstützung beobachten.<br />

Die Ergebnisse unterstützen die Annahme, dass Affekt im Alltag von<br />

Paaren mit sozialer Unterstützung in der Partnerschaft assoziiert ist, wobei in<br />

dieser Stichprobe signifikante Geschlechtsunterschiede zu beobachten waren.<br />

Empfangen scheint ähnlich wie das Mobilisieren von emotionaler sozialer<br />

Unterstützung in der Partnerschaft <strong>zur</strong> Positivierung des Affekts beizutragen.<br />

Keywords:<br />

Emotionsregulation, soziale Unterstützung, Tagebuchstudie<br />

22


Geschlechtseffekte auf Unterstützungsintentionen:<br />

Reichweite und Moderatoren<br />

Thomas Klauer 1 & Sigrun-Heide Filipp 2<br />

1 Medizinische Fakultät der Universität Rostock, Klinik und Poliklinik für Psychosomatik<br />

und Psychotherapeutische Medizin<br />

2 Universität Trier, Fachbereich I - Psychologie<br />

thomas.klauer@med.uni-rostock.de<br />

Fragestellung: Während Befunde zu sozialer Unterstützung in realen Belastungssituationen<br />

konsistent Geschlechtsunterschiede in erhaltener und geleisteter<br />

sozialer Unterstützung nahelegen, finden sich kaum Hinweise auf entsprechende<br />

Unterschiede in der Unterstützungsbereitschaft für hypothetische<br />

Belastungssituationen (intendierte Unterstützung). In vorliegendem Beitrag wird<br />

die relative Bedeutsamkeit der Geschlechtsvariablen im Vergleich zu anderen<br />

Bedingungen intendierter Unterstützung geprüft.<br />

Methode. Untersucht werden Daten zu Geschlechtseffekten aus sechs<br />

Replikationsstudien eines Vignettenexperiments, in denen jeweils die von<br />

Schwarzer und Weiner (1990) entwickelte Unterstützungsskala verwendet<br />

wurde (N = 472).<br />

Ergebnisse: Auf globaler Ebene zeigt sich zunächst ein deutlicher Unterschied<br />

im Sinne einer höheren Unterstützungsbereitschaft weiblicher Versuchspersonen,<br />

der nicht durch die beiden in der Attributionstheorie des Hilfehandelns<br />

postulierten Mediatoren Mitleid und Ärger vermittelt wird. Allerdings<br />

zogen in den Vignetten beschriebene männliche Akteure deutlich höheren<br />

Ärger auf sich als weibliche. Weitere Befunde verweisen auf Interaktionen<br />

zwischen beiden Geschlechtsvariablen untereinander sowie mit Merkmalen der<br />

in den Vignetten dargestellten Belastungssituationen.<br />

Neben der Frage der Generalisierbarkeit der Befunde werden abschließend<br />

Implikationen für Modelle der Verfügbarkeit sozialer Unterstützung<br />

diskutiert.<br />

Literatur:<br />

Schwarzer, R. & Weiner, B. (1990). Die Wirkung von Kontrollierbarkeit und Bewältigungsverhalten<br />

auf Emotionen und soziale Unterstützung. Zeitschrift für Sozialpsychologie, 21,<br />

118-125.<br />

Keywords:<br />

Social Support Networks, Coping Behaviors, Gender Differences<br />

23


Effekte mobilisierter und erhaltener Unterstützung<br />

auf die Selbstwirksamkeitserwartungen der Unterstützungsgeber<br />

und Empfänger<br />

Nina Knoll 1 , Silke Burkert 1 , Urte Scholz 2 & Oliver Gralla 1<br />

1 Charité-Universitätsmedizin Berlin<br />

2 Universität Zürich<br />

nina.knoll@charite.de<br />

Fragestellung: Die Forschung <strong>zur</strong> sozialen Unterstützung betont traditionell<br />

deren protektiven Wert in Stresssituationen. Aus einer proaktiven, handlungsorientierten<br />

Perspektive werden sozialer Unterstützung jedoch zusätzliche<br />

Funktionen zugeschrieben. Unterstützungsgeber werden hier als Vorbilder und<br />

Ratgeber definiert, die die adaptiven Fähigkeiten und somit die Selbstwirksamkeitserwartungen<br />

des Unterstützten stärken (Enabling Hypothese). In dieser<br />

Studie wurden verschiedene Aspekte sozialer Unterstützung als Korrelate der<br />

Veränderung der Selbstwirksamkeit bei Prostatektomie-Patienten und deren<br />

Partnerinnen über ein Jahr perioperativ untersucht.<br />

Methode: Zweiundsiebzig Patienten (N = 61.2 Jahre, S = 6.03) und deren<br />

Partnerinnen (M = 58.1 Jahre, S = 7.49) wurden prä- und ein Jahr postoperativ<br />

befragt. Beider Partner Selbstwirksamkeitserwartungen und erhaltene partnerschaftliche<br />

Unterstützung sowie die durch den Patienten mobilisierte Unterstützung<br />

wurden zu beiden Messzeitpunkten erfasst. Beeinträchtigung durch<br />

Harninkontinenz und sexuelle Dysfunktionen der Patienten sowie Partnerschaftszufriedenheit<br />

wurden als zusätzliche Kovariaten berücksichtigt.<br />

Ergebnisse: Die von den Patienten berichtete erhaltene Unterstützung war<br />

querschnittlich, jedoch nicht längsschnittlich mit der Selbstwirksamkeit der<br />

Patienten assoziiert. Während die von den Partnerinnen berichtete erhaltene<br />

partnerschaftliche Unterstützung nicht mit deren eigener Selbstwirksamkeit<br />

korrelierte, sagte die vom Patienten berichtete mobilisierte Unterstützung<br />

sowohl das Niveau als auch die Veränderungen der Selbstwirksamkeit der<br />

Partnerinnen positiv vorher.<br />

Diskussion: Die Annahme einer Erhöhung der Selbstwirksamkeitserwartungen<br />

durch den Erhalt von Unterstützung (Enabling Hypothese) wurde<br />

durch die Ergebnisse nicht gestützt. Hingegen deuten die Befunde darauf hin,<br />

dass potenzielle Unterstützungsgeber hinsichtlich ihrer Selbstwirksamkeitserwartungen<br />

davon profitieren könnten, um Hilfe gebeten zu werden.<br />

Keywords:<br />

soziale Unterstützung, Paare, Prostatektomie<br />

24


Belastungsbewältigung im Alltag:<br />

Die Bedeutung sozialer Unterstützung<br />

Anton-Rupert Laireiter & Margit Hamminger<br />

Universität Salzburg/Fachbereich Psychologie<br />

anton.laireiter@sbg.ac.at<br />

Fragestellung: Alltagsbelastungen sind wichtige Determinanten psychischer und<br />

somatischer Gesundheit; sie beeinflussen auf vielfältige Weise das subjektive<br />

Wohlbefinden und die Lebensqualität. Verschiedene Arbeiten weisen auch auf<br />

die Bedeutung dieser Erfahrungen für die Ätiologie psychischer und organischer<br />

Störungen hin. Es ist daher wichtig, die Regulation und Bewältigung derartiger<br />

Ereignisse zu untersuchen.<br />

Methode: In dem Beitrag wird über eine Studie berichtet, in der Alltagsbelastungen<br />

mittels eines vom Autor entwickelten Tagebuches <strong>zur</strong> Bewältigung<br />

von Alltagsbelastungen (TBB) über einen Zeitraum von 20 bis 25 Tagen erhoben<br />

wurden. Neben stressrelevanten Einschätzungen und Belastungsemotionen<br />

hatten die Probanden (N = 62; 1.250 Episoden) auch über das eingesetzte<br />

Bewältigungsverhalten und die erhaltene Unterstützung zu berichten.<br />

Ergebnisse: In der Beobachtungszeit wurden Belastungen in größerer<br />

Intensität vor allem in sozialen Beziehungen, dem Arbeits- und dem Freizeitbereich<br />

berichtet. Zur Bewältigung wurde primär kognitives und aktives<br />

Problemlöseverhalten eingesetzt, gefolgt von palliativen und defensiven<br />

Strategien. In knapp einem Drittel der Episoden wurde Soziale Unterstützung in<br />

Anspruch genommen, sowohl psychologische wie auch instrumentelle, die im<br />

Schnitt als sehr hilfreich und effektiv beurteilt wurde. Weiterführende Analysen<br />

zeigen, dass aktives und kognitives Bewältigungsverhalten und insbesondere<br />

der Erhalt instrumenteller Unterstützung mit verschiedenen Outcome-Variablen<br />

der Belastungsepisoden positiv korrelieren, was die Hypothese bestätigt, dass<br />

bestimmte Bewältigungs- und Unterstützungsformen für die Bewältigung von<br />

Alltagsereignissen von besonderer Bedeutung sind.<br />

Keywords:<br />

Alltagsbelastungen, Bewältigung, Soziale Unterstützung<br />

25


Optimismus und die Bereitschaft zu sozialer<br />

Unterstützung aus der Geberperspektive<br />

Manja Vollmann 1 , Britta Renner 2 , Katrin Matiba 1 & Hannelore<br />

Weber 1<br />

1 Universität Greifswald<br />

2 Jacobs University Bremen<br />

vollmann@uni-greifswald.de<br />

Fragestellung: Optimismus gilt als bedeutender Prädiktor für die physische und<br />

psychische Gesundheit insbesondere bei der Konfrontation mit stresshaften<br />

Situationen. Als potenzieller Mediator dieses Zusammenhangs wird die soziale<br />

Unterstützung diskutiert. Dabei wird angenommen, dass Optimisten im Vergleich<br />

zu Pessimisten mehr soziale Unterstützung <strong>zur</strong> Verfügung gestellt wird.<br />

In drei Studien wurde diese Annahme geprüft und die sozialen Reaktionen auf<br />

Optimisten, Pessimisten und Realisten untersucht.<br />

Methode: Den Probanden (N = 240, N = 120, N = 168) wurden Audioaufnahmen<br />

bzw. Vignetten von Gesprächen präsentiert, in denen ein Target<br />

optimistisches, pessimistisches bzw. realistisches Bewältigungsverhalten in<br />

einer Stresssituation zeigt. Im Anschluss wurden per Fragebogen a) die Bewertung<br />

des Verhaltens und der Persönlichkeit des Targets, b) die Sympathie<br />

gegenüber dem Target, sowie c) die Bereitschaft zu sozialer Unterstützung erfasst.<br />

Ergebnisse: Optimistische und realistische Targets lösten sehr ähnliche<br />

soziale Reaktionen aus. In Bezug auf das Verhalten, die Persönlichkeit sowie<br />

die Sympathie wurden optimistische und realistische Targets im Vergleich zu<br />

pessimistischen Targets grundsätzlich positiver bewertet. Allerdings zeigten<br />

sich keine Unterschiede hinsichtlich der Bereitschaft zu sozialer Unterstützung.<br />

Die deutlich positivere Bewertung von Optimisten und Realisten geht also nicht<br />

mit einer höheren Unterstützungsbereitschaft einher.<br />

Fazit: Der Zusammenhang zwischen Optimismus und Gesundheit wird<br />

möglicherweise nicht nur über die vom sozialen Umfeld <strong>zur</strong> Verfügung gestellte<br />

Unterstützung, sondern auch durch den Ausdruck sozialer Akzeptanz vermittelt.<br />

Literatur:<br />

Vollmann, M., Renner, B. & Weber, H. (in press). Optimism and social support: The providers'<br />

perspective. Journal of Positive Psychology.<br />

Keywords:<br />

Optimismus, soziale Unterstützung, Geberperspektive<br />

26


Symposium 3: Theorie des geplanten Verhaltens und<br />

Erweiterungen (Organisation: B. Dohnke & M. Sieverding)<br />

Prototype-Distancing in der Theorie des geplanten<br />

Verhaltens: Vorhersage der Rauchstopp-Intention<br />

Birte Dohnke 1 , Edith Weiß-Gerlach 2 & Claudia D. Spies 2<br />

1<br />

Charité - Zentrum für Geschlechterforschung in der Medizin<br />

2<br />

Charité - Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin<br />

birte.dohnke@charite.de<br />

Fragestellung: Die Theorie des geplanten Verhaltens (TPB) wurde gewählt, um<br />

soziale Faktoren für die Rauchstopp-Intention zu untersuchen (vgl. Rivis &<br />

Sheeran, 2003). Denn soziale Einflüsse sind hier bekanntermaßen bedeutsam:<br />

Einerseits fördert sozialer Druck mit dem Rauchen aufhören zu sollen eine<br />

Reduktion des Rauchverhaltens. Andererseits fördert die psychologische<br />

Distanzierung vom typischen Raucher (d. h. Raucher-Prototypen) den Aufhörprozess.<br />

Da Rauchen traditionell als männliches Verhalten galt und Frauen<br />

häufig stärkeren sozialen Druck wahrnehmen, jedoch langfristig weniger davon<br />

profitieren als Männer, wurden Geschlechterrolleneigenschaften <strong>zur</strong> Beschreibung<br />

des Raucher-Prototyps gewählt und geschlechtergetrennte Analysen<br />

durchgeführt.<br />

Methode: An der Studie nahmen 298 erwachsene Rauchende (48 %<br />

Frauen) teil. Erfasst wurden Einstellungen, wahrgenommene Verhaltenskontrolle<br />

und subjektive Normen in Bezug auf einen Rauchstopp. Die Beschreibung<br />

des Raucher-Prototyps erfolgte anhand maskuliner und femininer<br />

Eigenschaften (PAQ). Die Ähnlichkeit wurde über die Diskrepanz zu den<br />

eigenen Eigenschaftsprofilen bestimmt.<br />

Ergebnisse: Zunächst sagten die TPB-Variablen die Rauchstopp-Intention<br />

vorher. Höhere subjektive Normen waren allerdings nur bei Frauen mit einer<br />

stärkeren Intention verbunden. Darüber hinaus trugen die beiden Prototypen-<br />

Variablen <strong>zur</strong> Vorhersage bei. Eine maskuline Prototypen-Beschreibung und<br />

eigene Unähnlichkeit hing jedoch nur mit der Intention von Frauen zusammen,<br />

eine feminine Prototypen-Beschreibung und eigene Unähnlichkeit nur mit der<br />

Intention von Männern.<br />

Die Ergebnisse werden in Bezug auf die Rolle sozialen Drucks sowie<br />

psychologischer Distanzierungsprozesse für die Rauchstopp-Motivation von<br />

Frauen und Männern diskutiert.<br />

Literatur:<br />

Rivis, A. & Sheeran, P. (2003). Social influences and the theory of planned behaviour: Evidence<br />

for a direct relationship between prototypes and young people's exercise behaviour.<br />

Psychology & Health, 18, 567-583.<br />

Keywords:<br />

Theorie des geplanten Verhaltens, Prototype Distancing, Rauchen<br />

27


Die Theory of Planned Behavior und HIV-Schutzverhalten<br />

von Männern:<br />

Anwendung und Erweiterung des Modells<br />

Daniel Gredig, Sibylle Nideröst & Anne Parpan-Blaser<br />

<strong>Hochschule</strong> für Soziale Arbeit, FH Nordwestschweiz<br />

daniel.gredig@fhnw.ch<br />

Fragestellung: Die Theory of Planned Behavior ist im Zusammenhang mit HIV-<br />

Schutzverhalten oft geprüft worden. Systematische Reviews zeigen auf, dass<br />

die im Modell berücksichtigten Variablen signifikante Prädiktoren von HIV-<br />

Schutzverhalten darstellen. Sie lassen aber auch erkennen, dass sich die Erklärungskraft<br />

des Modells als limitiert erweist und bislang noch nicht auf das<br />

HIV-Schutzverhalten von heterosexuellen Männern in westlichen Gesellschaften<br />

angewandt wurde.<br />

Die hier vorgestellte Untersuchung prüfte deshalb, ob sich die TPB als Erklärungsmodell<br />

für den Kondomgebrauch von 25- bis 65 jährigen heterosexuellen<br />

Männern aus der deutschsprachigen Schweiz bewährt. Ferner prüfte<br />

sie, ob sich die Erklärungskraft der TPB durch den Einbezug der Variable der<br />

somatischen Kultur erhöhen lässt.<br />

Methode: Im Abstand von 6 Monaten wurden zwei Wellen von CATI mit<br />

982 Männern geführt, deren Telefonnummern in einem Zufallsalgorithmus aus<br />

dem elektronischen Telefonbuch gezogen wurden. Die statistische Prüfung umfasste<br />

bivariate Korrelationsanalysen, multiple Regressionsanalysen, hierarchische<br />

logistische Regressionsanalysen und eine Kovarianzanalyse.<br />

Ergebnisse: Es zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der<br />

Intention und dem Kondomgebrauch beim letzten Erstkontakt. Die wahrgenommene<br />

Verhaltenskontrolle und die Einstellung zum Kondomgebrauch<br />

erweisen sich als signifikante Prädiktoren der Intention. Die subjektive Norm ist<br />

kein signifikanter Prädiktor. Die Erklärungskraft des Modells beträgt 36 %.<br />

Wird das Modell um die Variable „somatische Kultur“ ergänzt, erweisen<br />

sich wahrgenommene Verhaltenskontrolle, Einstellung und somatische Kultur<br />

als signifikante Prädiktoren der Intention. Die Erklärungskraft des Modells erhöht<br />

sich auf 45 %.<br />

Keywords:<br />

TPB-Modell, HIV/AIDS, Somatische Kultur<br />

28


TPB- und Prototypvariablen in Zusammenhang mit der<br />

Teilnahme an Krebsfrüherkennungsuntersuchungen<br />

Monika Sieverding, Uwe Matterne & Liborio Ciccarello<br />

Universität Heidelberg, Psychologisches Institut<br />

monika.sieverding@psychologie.uni-heidelberg.de<br />

Fragestellung: Im Rahmen des Forschungsprojektes „Psychologische Determinanten<br />

der (Nicht-) Inanspruchnahme von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen<br />

(KFU) bei Männern“ gehen wir der Frage nach, welche Rolle die<br />

klassischen Variablen der Theory of Planned Behaviour (TPB) sowie soziale<br />

Einflüsse für die Motivation und Inanspruchnahme von KFUen spielen.<br />

Methode: Drei Gruppen von Männern wurden befragt: regelmäßige KFU-<br />

Teilnehmer, unregelmäßige Teilnehmer, sowie Männer, die bisher noch nie an<br />

einer KFU teilgenommen haben (insgesamt n = 2500, mit einem Durchschnittsalter<br />

von 56 Jahren). Wir erfassten die klassischen TPB-Variablen Einstellungen,<br />

subjektive Norm und wahrgenommene Verhaltenskontrolle, darüber<br />

hinaus die deskriptive Norm sowie die Wahrnehmung und Beurteilung des<br />

typischen Mannes, der regelmäßig an einer KFU teilnimmt. Weiterhin wurde die<br />

Intention, im Lauf der nächsten 12 Monate eine KFU machen zu lassen, erhoben.<br />

Nach 12 Monaten wurden die Männer, die bisher noch nie eine KFU<br />

hatten durchführen lassen, die aber angegeben hatten, dass sie darüber nachdenken<br />

oder die feste Absicht dazu haben, noch einmal befragt.<br />

Ergebnisse: Die drei Gruppen unterscheiden sich deutlich in allen psychologischen<br />

Variablen. Über die klassischen TPB-Variablen hinaus kann die<br />

Wahrnehmung des Teilnehmer-Prototypen die erklärte Varianz in der Intention<br />

signifikant erhöhen. Letzteres gilt vor allem für die Männer, die bisher noch bei<br />

keiner KFU waren. Im Follow-Up zeigte sich, dass von 770 (ehemaligen) Nichtteilnehmern<br />

im Lauf der 12 Monate 120 Männer (= 16 %) erstmalig zu einer<br />

KFU gegangen waren. Trotz der Länge des Zeitintervalls zwischen der Erfassung<br />

von Intention und Verhalten, welche in der Regel mit nur noch sehr<br />

geringen Zusammenhängen zwischen Intention und Verhalten einhergeht,<br />

können die Untersuchungsvariablen dazu beitragen, die erstmalige Teilnahme<br />

vorherzusagen.<br />

Keywords:<br />

Theory of Planned Behaviour, Prototyp, Krebsfrüherkennung<br />

29


Theory of Planned Behavior und Prototype Willingness<br />

<strong>zur</strong> Vorhersage des Alkoholkonsums junger Männer<br />

Friederike Zimmermann & Monika Sieverding<br />

Universität Heidelberg, Psychologisches Institut<br />

friederike.zimmermann@psychologie.uni-heidelberg.de<br />

Fragestellung: In unserem Beitrag geht es um die Erklärung des Alkoholkonsums<br />

junger Männer mittels Erweiterungen der Theory of Planned Behavior<br />

(TPB). Zusätzliche potenzielle Prädiktoren wurden vor allem aus dem Prototype-Willingness<br />

Modell (Gibbons, Gerrard, Blanton & Russell, 1998) abgeleitet.<br />

Methode: Junge Männer (vorwiegend Studenten), die beabsichtigten,<br />

einen geselligen Abend zu verbringen, wurden an Freitag- bzw. Samstagnachmittagen<br />

per Fragebogen zu ihren Einstellungen zum Trinken von mehreren<br />

(> 3) Gläsern Alkohol im Verlauf eines geselligen Abends befragt. Neben den<br />

klassischen TPB-Variablen (Einstellungen, subjektive Norm, wahrgenommene<br />

Verhaltenskontrolle bzw. Selbstwirksamkeitserwartungen und Intention) wurden<br />

dabei als zusätzliche Variablen berücksichtigt: Willingness (als zweitem Pfad<br />

neben dem über die Intention vermittelten Weg zum Verhalten), Prototypvariablen<br />

sowohl des Actors als auch des Abstainers sowie die deskriptive<br />

Norm. Zur konservativen Schätzung der aufgeklärten Varianz wurde das<br />

frühere Verhalten einbezogen. Die Ermittlung des Alkoholkonsums an dem<br />

Abend der Befragung wurde am nächsten Wochentag telefonisch vorgenommen.<br />

Es liegen Verhaltensdaten von n = 100 Männern vor.<br />

Ergebnisse: Der selbst berichtete Alkoholkonsum von Männern lässt sich<br />

durch die TPB-Variablen vorhersagen, wobei die Berücksichtigung der zusätzlichen<br />

Variablen die Varianzaufklärung deutlich erhöhen kann. Soziale Einflüsse,<br />

repräsentiert über die subjektive und deskriptive Norm sowie die Wahrnehmung<br />

und Beurteilung von Actor- und Abstainer-Prototypen spielen für den<br />

Alkoholkonsum junger Männer offensichtlich eine entscheidende Rolle.<br />

Keywords:<br />

Theory of Planned Behavior, Prototype Willingness, Alkoholkonsum<br />

30


Symposium 4: Adipositas im Kindes- und Jugendalter<br />

(Organisation: C.-W. Kohlmann, Diskutant: C. Vögele)<br />

Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen mit<br />

Adipositas: Analysen auf der Basis von ärztlichen<br />

Diagnosen<br />

Carl-Walter Kohlmann 1 , Heike Eschenbeck 1 , Stefan Dudey 2 &<br />

Martin Schürholz 2<br />

1<br />

<strong>Pädagogische</strong> <strong>Hochschule</strong> Schwäbisch Gmünd, Institut für Humanwissenschaften,<br />

Psychologie<br />

2<br />

Gmünder ErsatzKasse GEK<br />

carl-walter.kohlmann@ph-gmuend.de<br />

Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter stellen ein zunehmendes<br />

gesundheitliches Problem dar. So sind Übergewicht und Adipositas<br />

mit gravierenden medizinischen Problemen sowie negativen Auswirkungen auf<br />

die Lebensqualität und das Befinden verbunden. Im Unterschied zu der Mehrzahl<br />

der Studien zu Adipositas und Lebensqualität, die überwiegend auf ausgewählten<br />

klinischen Stichproben und Selbstberichten basieren, wurden in der<br />

vorliegenden Studie Adipositas und Lebensqualität in einer bevölkerungsbezogenen<br />

Stichprobe von bei einer Ersatzkasse versicherten Kindern und<br />

Jugendlichen (N = 156.948, Alter: 6-14 Jahre) auf der Basis von ICD-10-<br />

Arztdiagnosen operationalisiert. Es wird erwartet, dass das Vorliegen einer ICD-<br />

10-Adipositasdiagnose mit erhöhten Odds Ratios für psychische Störungen als<br />

Indikatoren für Lebensqualität einhergeht. Die Ergebnisse zeigen, dass im Vergleich<br />

zu Kindern und Jugendlichen ohne Adipositasdiagnose die Odds bei<br />

Kindern und Jugendlichen mit Adipositasdiagnose generell erhöht sind.<br />

Während die Beeinträchtigung durch externale Störungen unabhängig vom<br />

Lebensalter ausfällt, steigt sie für internale Störungen (insbesondere Angststörungen)<br />

mit der Pubertät deutlich an. Generell sind Mädchen mit Adipositas<br />

stärker als Jungen mit Adipositas durch externale und internale Störungen belastet.<br />

Keywords:<br />

Adipositas, Geschlecht, Alter<br />

31


Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter:<br />

Die Rolle familiärer Faktoren<br />

Sina Nitzko & Inge Seiffge-Krenke<br />

Johannes Gutenberg-Universität Mainz/Psychologisches Institut<br />

nitzko@uni-mainz.de<br />

Fragestellung: Angesichts der stetig steigenden Prävalenzraten von Übergewicht<br />

und Adipositas im Kindes- und Jugendalter ist die Kenntnis der<br />

Faktoren, welche deren Herausbildung begünstigen, von immenser Bedeutung.<br />

Basierend auf der Annahme einer multifaktoriellen Adipositasgenese werden<br />

sowohl genetische und biologische als auch psychosoziale Faktoren als bedeutungsvoll<br />

erachtet (Warschburger, Petermann & Fromme, 2005). Zu letzteren<br />

zählen die familiären Aspekte, deren Rolle in der Entwicklung von Übergewicht<br />

und Adipositas im Kindes- und Jugendalter in der vorliegenden Studie<br />

näher beleuchtet werden soll. Von besonderem Interesse war die Untersuchung<br />

der Zusammenhänge zwischen verschiedenen familienpsychologischen<br />

Aspekten und dem Ess- und Bewegungsverhalten von Heranwachsenden mit<br />

Übergewicht und Adipositas. Ziele der Studie waren darüber hinaus die Klärung<br />

der moderierenden Rolle des psychischen Wohlbefindens sowie die Identifikation<br />

von Geschlechtsunterschieden in Bezug auf die erfassten familiären<br />

Faktoren.<br />

Methode: 121 übergewichtige und adipöse Schülerinnen und Schüler (10-<br />

16 Jahre) wurden mit Hilfe standardisierter Messinstrumente zu verschiedenen<br />

familienpsychologischen Aspekten (Familienklima, elterliches Erziehungsverhalten)<br />

sowie zu ihrem Essverhalten, Bewegungsverhalten und psychischen<br />

Wohlbefinden befragt.<br />

Ergebnisse: Bezüglich der familiären Konfliktneigung und der kindperzipierten<br />

mütterlichen Unterstützung konnten Zusammenhänge mit dem<br />

Essverhalten identifiziert werden. Generell gab es in Familien mit adipösen<br />

Töchtern mehr Konflikte. Hohe familiäre Konfliktneigung stand des Weiteren in<br />

Beziehung zu den elterlichen Esszwängen. Ein pfadanalytisches Modell diente<br />

der empirischen Prüfung der Gesamtheit der postulierten Zusammenhänge<br />

zwischen familiären Variablen, dem psychischen Wohlbefinden, dem Body-<br />

Mass-Index sowie dem Ess- und Bewegungsverhalten der übergewichtigen und<br />

adipösen Heranwachsenden.<br />

Keywords:<br />

Übergewicht, Adipositas, Jugendalter<br />

32


Prävention kindlicher Adipositas – Entwicklung eines<br />

indizierten Präventionsangebots<br />

Petra Warschburger, Katja Kröller & Dörthe Jahnke<br />

Universität Potsdam<br />

warschb@uni-potsdam.de<br />

Fragestellung: In Deutschland sind bereits 2-3 % der 3- bis 6-jährigen Kinder<br />

adipös. Besonders gefährdet sind v.a. Kinder übergewichtiger Eltern und solche<br />

aus sozial benachteiligten Familien (geringes Einkommen; geringer Bildungsstand).<br />

Erste Studien zeigen, dass diese Risikogruppen durch Präventionsangebote<br />

nur schwer erreicht werden können. Ziel der Studie war es, einerseits<br />

die Beweggründe für eine fehlende Inanspruchnahme von Präventionsangeboten<br />

und andererseits auch die „Wünsche“ an ein solches Angebot zu<br />

erheben, um darauf aufbauend ein indiziertes Präventionsangebot zu entwickeln.<br />

Methode: Durchführung von 41 qualitativen Interviews; darauf aufbauend<br />

standardisierte Fragebogenerhebung (N = 168 und N = 231) <strong>zur</strong> Erhebung von<br />

Risikowahrnehmung, Selbstwirksamkeits- und Handlungsergebniserwartungen.<br />

Ergebnisse: Im Interview äußerten 62 % der Mütter ein solches Angebot<br />

für unwichtig zu halten. Weiterhin nannten sie v.a. Zeit- und Geldmangel sowie<br />

geringes Durchhaltevermögen als Hinderungsgründe. Im 2. Schritt wurden u. a.<br />

die Selbstwirksamkeits- (SW) und Handlungsergebniserwartungen (HE) der<br />

Mütter erfragt. Während sich die Mütter in ihren HE bezogen auf Alter,<br />

Geschlecht und Gewicht des Kindes, ihr eigenes Gewicht sowie bezogen auf<br />

verschiedene soziodemografische Variablen nicht unterschieden, wiesen Mütter<br />

mit einem geringen Bildungshintergrund geringere Selbstwirksamkeitsüberzeugungen<br />

auf (negative Erfahrungen; Aufwand; eigene Belastung). Die<br />

Risikowahrnehmung war nur gering ausgeprägt. Die psychosozialen Folgen von<br />

Adipositas werden selten gesehen. Zurzeit wird das Präventionsangebot mit<br />

einer vor geschalteten Motivierungsphase in einer Pilotstudie getestet; Vorgehen<br />

und erste Ergebnisse werden vorgestellt.<br />

Keywords:<br />

Adipositas, Prävention, Vorschulalter<br />

33


Symposium 5: Subjektives Wohlbefinden in der<br />

<strong>Gesundheitspsychologie</strong>: Erhebungsmethoden und<br />

Anwendungsbeispiele (Organisation: M. Kanning)<br />

Wohlbefinden in Deutschland – Ergebnisse einer<br />

repräsentativen Befragung mit dem FEW-16<br />

Elmar Brähler, Michael Geyer & Cornelia Albani<br />

Universität Leipzig<br />

elmar.braehler@medizin.uni-leipzig.de<br />

Der „Fragebogen <strong>zur</strong> Erfassung des körperlichen Wohlbefindens“ (FEW-16,<br />

Kolip und Schmidt) wurde in einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe (573<br />

Befragte in Ostdeutschland und 1900 in Westdeutschland) eingesetzt. In der<br />

untersuchten nicht-klinischen Stichprobe scheint das mit dem FEW-16<br />

operationalisierte Konstrukt „körperliches Wohlbefinden“ eindimensional zu<br />

sein. Frauen und Befragte mit zunehmendem Alter gaben niedrigere Werte für<br />

„körperliches Wohlbefinden“ an. Zusammenhänge zwischen „körperlichem<br />

Wohlbefinden“ und dem Körperbild, erfasst mit dem „Fragebogen zum Körperbild“<br />

(FKB-20), der Lebensqualität („EURO-HIS-QOL“) und Fragen nach der<br />

Besorgtheit um die finanzielle Situation, die Familie und den Gesundheitszustand<br />

liefern Hinweise auf die Validität des Instrumentes.<br />

Keywords:<br />

körperliches Wohlbefinden, Körperbild, Repräsentativbefragung<br />

35


Ambulantes Monitoring als viel versprechendes Verfahren<br />

für die <strong>Gesundheitspsychologie</strong><br />

Ulrich Ebner-Priemer<br />

Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim<br />

ulrich.ebner-priemer@zi-mannheim.de<br />

Subjektives Wohlbefinden als eine der Zielvariablen der <strong>Gesundheitspsychologie</strong><br />

wird zumeist über Fragebogenverfahren erfasst. Dies ist nicht unproblematisch.<br />

Wie aus der Gedächtnisforschung bekannt, ist der Abruf von<br />

Informationen ein aktiver Rekonstruktionsprozess, der die Erinnerung an vergangene<br />

Erfahrungen beeinflusst. Dieser als retrospektiver Verzerrungseffekt<br />

bezeichnete Prozess ist für alle Forschungsbereiche bedeutsam, die retrospektiv<br />

subjektive Daten erheben, speziell jedoch für die <strong>Gesundheitspsychologie</strong>,<br />

da diese Verzerrung sich in Gesunden und Kranken unterschiedlich<br />

manifestiert. Neben anderen, sind vor allem zwei systematische Verzerrungseffekte<br />

nachgewiesen: Der affective valence effect zeigt, dass positives Material<br />

prinzipiell besser erinnert wird, wohingegen der mood congruent memory effect<br />

zeigt, dass der Abruf emotionaler Inhalte von der gegenwärtigen Stimmungslage<br />

abhängig ist. Ambulantes Monitoring versucht, diese Verzerrungseffekte zu<br />

vermeiden. Dazu werden Selbstberichte, Verhaltensweisen oder physiologische<br />

Messwerte mit computerunterstützten Methoden erfasst, d. h. während die<br />

Untersuchten ihrem normalen Tageslauf nachgehen. Methodenvorteile sind<br />

hierbei die Erfassung in Echtzeit ohne retrospektive Verzerrungen im normalen<br />

Alltag der Probanden, die Möglichkeit <strong>zur</strong> multimodalen Operationalisierung von<br />

Gesundheit (psychologische und physiologische Vorgänge), sowie die Erfassung<br />

von Prozessen und die Kontextabhängigkeit von Wohlbefinden und<br />

Gesundheit. Am Beispiel einer Patientengruppe (Borderline-Persönlichkeitsstörung)<br />

werden an eigenen Untersuchungen exemplarisch folgende Aspekte<br />

aufgezeigt: Qualitativ unterschiedliche retrospektive Verzerrung bei Patienten<br />

im Vergleich zu Gesunden, multimodales Assessment und psychophysiologische<br />

Zusammenhänge von Stress und Wohlbefinden sowie deren intraindividuellen<br />

Prozesse und Kontextabhängigkeit.<br />

Keywords:<br />

Ambulantes Monitoring, Alltag, subjektives Wohlbefinden<br />

36


Beeinflussbarkeit des subjektiven Wohlbefindens:<br />

Fühlen sich Sportler wohler?<br />

Martina Kanning<br />

Universität Stuttgart, Institut für Sportwissenschaft<br />

martina.kanning@sport.uni-stuttgart.de<br />

Körperliche Aktivitäten können sich positiv auf das subjektive Wohlbefinden<br />

(SWB) auswirken. Zudem wird diskutiert, dass eine Person ihr SWB positiv beeinflussen<br />

kann, indem sie sich persönlich relevante Ziele setzt und diese verfolgt.<br />

Anhand einer Längsschnittuntersuchung soll untersucht werden, ob der<br />

Effekt von körperlicher Aktivität auf das SWB durch das Ausmaß beeinflusst<br />

wird, inwieweit eine Person selbst bestimmt (autonom) ihre körperliche Aktivität<br />

auswählt.<br />

16 Einzelpersonen, die nach ihrem Lebensstil (Hochkultur-, Spannungs-<br />

und Trivialschema), ihrem Wohnort (städtisches vs. ländliches Wohnumfeld),<br />

ihrer formalen Bildung und nach demografischen Faktoren ausgewählt wurden,<br />

nahmen an der Längsschnittuntersuchung teil. Die 16 Probanden wurden ein-<br />

bis dreimal täglich über 10 Wochen zu ihrem aktuellen Befinden (MDBF)<br />

während und nach einer individuell ausgewählten Tätigkeit befragt. Außerdem<br />

wurde erfasst, in welchem Ausmaß, die Pbn die jeweilige Tätigkeit selbst bestimmt/autonom<br />

durchführten (vgl. intrinsisch vs. extrinsisch motiviert). Die<br />

Daten werden mit Hilfe einer bivariaten Zeitreihenanalyse (ARIMA) ausgewertet.<br />

Von 8 Personen kann eine komplette Zeitreihe über den 10-wöchigen<br />

Untersuchungszeitraum erstellt werden. Beispielhaft werden die Ergebnisse<br />

anhand einzelner ausgewählter Zeitreihen dargestellt. Das Ausmaß an Autonomie<br />

der jeweils ausgewählten Tätigkeiten zeigt einen white-noise Prozess<br />

und somit keine internen Abhängigkeitsstrukturen. Das momentane Befinden<br />

weist einen autoregressiven Prozess erster Ordnung auf (ARIMA (1,0,0). Bei<br />

einer bivariaten Betrachtung der beiden Variablen erweist sich das Ausmaß an<br />

Autonomie als Prädiktor für das momentane Wohlbefinden.<br />

Keywords:<br />

Subjektives Wohlbefinden, körperliche Aktivität, Zeitreihenanalyse<br />

37


Affective well-being in elderly people: A new computerbased<br />

ambulatory assessment approach in daily life<br />

Michael Reicherts & Christian Maggiori<br />

University of Fribourg/Switzerland<br />

michael.reicherts@unifr.ch<br />

Emotions, affective experiences and well-being are considered as important<br />

indicators both for physical and psychological health or disorders. Affective patterns<br />

are candidates for life span changes Thompson (1988), and in the last<br />

decade more attention has been paid to the developmental course of emotion<br />

from adulthood into old age (e.g., Carstensen & Charles, 2003 Lawton, 2001).<br />

However, a number of questions on emotional experience and its links with<br />

general quality of life (QoL), subjective health and loneliness, for example, remain<br />

open.<br />

The aim of this study is to investigate emotional/affective states of youngolds<br />

(60-75 years old) using a new computer-based monitoring approach<br />

(“Learning Affect Monitor” – LAM; Reicherts, Salamin, Maggiori & Pauls, 2005)<br />

and the link with QoL’s dimensions and affective well-being. The LAM represents<br />

an ambulatory self-monitoring system for daily assessment of affective<br />

experiences, which combines a quantitative approach based on three basic dimensions<br />

(valence, activation and intensity) with a more qualitative approach<br />

according to basic emotions (a list of 30 descriptors of emotions). Physical wellbeing,<br />

the actual activity and social context are also recorded through this timesampling<br />

approach.<br />

The study presents data of N = 72 young-olds, recorded using the LAM<br />

during seven consecutive days, with 6 recordings per day. Participants also answered<br />

a number of self-report questionnaires, e.g., on QoL, social integration<br />

and loneliness, personality, alexithymia, emotional openness or depression,<br />

assessed at the pre- and post-monitoring session. Reliability measures indicate<br />

high reliability and user acceptance in the elderly users. We also compared<br />

young-olds with adults to assess possible age differences in affective life.<br />

Based on 2650 records, the parameters of the Learning Affect Monitor indicate<br />

a well-preserved daily affective experience in young-olds: their affective<br />

experiences are rather similar to those of adult subjects (control sample). However,<br />

older people evaluated their affective daily life as being more positive than<br />

adults. Results show also associations between affective valence and physical<br />

symptoms, with loneliness, isolation, family relations or perceived autonomy.<br />

Positive affective experiences in everyday life are positively correlated with psychological<br />

and global quality of life, subjective health and satisfaction with life.<br />

Implications of daily life, computer-based, monitoring data, and their use as<br />

well-being indicators will be discussed.<br />

Keywords:<br />

Young olds, ambulatory assessment, QoL<br />

38


Symposium 6: Psychokardiologie – Soziale Unterstützung,<br />

psychisches Wohlbefinden und die Relevanz<br />

von Geschlechtsunterschieden<br />

(Organisation: H. Spaderna, Diskutantin: G. Weidner)<br />

Zwei Facetten sozialer Einflüsse auf die Herzgruppenteilnahme:<br />

Soziale Unterstützung und soziale Unterminierung<br />

Birte Dohnke 1 , Sabine Plonait 2 , Brigitte Hartges 2 & Natascha Hess 2<br />

1<br />

Charité / Zentrum für Geschlechterforschung in der Medizin<br />

2<br />

Rehazentrum Rankestraße<br />

birte.dohnke@charite.de<br />

Fragestellung: Soziale Einflüsse wie soziale Unterstützung spielen eine wichtige<br />

Rolle für die Aufnahme und Aufrechterhaltung von Gesundheitsverhalten. Dies<br />

trifft jedoch für Frauen und Männer nicht unbedingt in gleichem Maße zu: So<br />

profitieren Männer häufig stärker von sozialer Unterstützung. Frauen hingegen<br />

scheinen eher durch andere, negative soziale Einflüsse beeinflusst zu sein. Die<br />

vorliegende Studie berücksichtigt diese zweite Facette sozialer Einflüsse über<br />

das Konstrukt soziale Unterminierung, d. h. untergrabendes Verhalten i.S. von<br />

Hindern am oder Erschweren von Gesundheitsverhalten. Untersucht wird die<br />

geschlechtsspezifische Bedeutung von sozialer Unterstützung und sozialer<br />

Unterminierung für die Herzgruppenteilnahme.<br />

Methode: Es wurden 108 Teilnehmende einmalig befragt. Die 34 Frauen<br />

waren mit 60 Jahren durchschnittlich fünf Jahre jünger als die 74 Männer.<br />

Weder die Verteilung der Teilnahmeindikation noch die Teilnahmedauer<br />

(M = 3.0, SD = 1.6) unterschieden sich zwischen den Geschlechtern. Erfasst<br />

wurden HAPA-Variablen sowie soziale Unterstützung und soziale Unterminierung<br />

jeweils durch PartnerIn und Umfeld. Als abhängige Variablen dienten<br />

Einschätzungen der Teilnahmeintention, -gewohnheit und Fehltermine.<br />

Ergebnisse: Keine der unabhängigen und abhängigen Variablen unterschieden<br />

sich zwischen den Geschlechtern. Beide Geschlechter berichteten<br />

mehr soziale Unterstützung als soziale Unterminierung. Nur die soziale Unterminierung<br />

trug jedoch <strong>zur</strong> Vorhersage der drei abhängigen Variablen bei. Wie<br />

erwartet, moderierte das Geschlecht die Vorhersagen: Geringe soziale Unterminierung<br />

durch die Partnerin war nur bei Männern mit weniger Fehlterminen<br />

verbunden. Geringe soziale Unterminierung durch das Umfeld hingegen stärkte<br />

nur bei Frauen sowohl die Teilnahmeintention als auch die Gewohnheitsbildung.<br />

Diskussion: Die Rolle der beiden sozialen Einflussfaktoren wird unter Berücksichtigung<br />

der Faktoren Quelle, Stadium der Verhaltensänderung und<br />

Geschlecht diskutiert.<br />

Keywords:<br />

soziale Unterstützung, soziale Unterminierung, körperliche Aktivität<br />

39


Psychosoziale Risikofaktoren für den Verlauf nach<br />

einer Bypass-Operation: Ein Geschlechtervergleich<br />

Friederike Kendel 1 , Elke Lehmkuhl 2 & Vera Regitz-Zagrosek 2<br />

1<br />

Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Psychologie<br />

2<br />

Deutsches Herzzentrum Berlin<br />

friederike.kendel@charite.de<br />

Fragestellung: Seit einigen Jahren ist bekannt, dass Frauen nach einer Bypass-<br />

Operation (CABG) eine wesentlich geringere subjektive Lebensqualität als<br />

Männer angeben. Mit diesem Befund korrespondiert eine um das 2-3fach<br />

höhere Mortalitätsrate. Dieser Geschlechterunterschied wurde durch die Adjustierung<br />

mit bekannten medizinischen Risikofaktoren bislang nur teilweise<br />

aufgeklärt. Ziel der Studie war deshalb die Erforschung von psychosozialen<br />

Risikofaktoren und perioperativen Belastungen auf die subjektive Lebensqualität<br />

und Mortalität nach CABG.<br />

Methode: 579 konsekutive Patienten (21 % Frauen), die sich einer<br />

koronaren Bypass-Operation unterzogen, nahmen an einer prospektiven<br />

Längsschnittstudie mit drei Messzeitpunkten (Baseline, zwei Monate und 1 Jahr<br />

nach CABG) teil, die derzeit am Deutschen Herzzentrum Berlin durchgeführt<br />

wird. Mittels Fragebogen wurden psychosoziale Variablen erhoben, ergänzt<br />

durch dokumentierte klinische Parameter. Ergebnisse: Frauen waren durchschnittlich<br />

5 Jahre älter (M = 69,5) als Männer und wiesen ein ungünstigeres<br />

Risikofaktorenprofil (Euroscore, p


„Warten auf ein neues Herz“: Erste Befunde zu wahrgenommener<br />

sozialer Unterstützung und Gesundheitsverhalten<br />

bei Herztransplantationskandidaten<br />

Heike Spaderna 1 , Daniela Zahn 1 , Theresa Rebelein 1 , Heinz Walter<br />

Krohne 1 & Gerdi Weidner 2<br />

1<br />

Johannes Gutenberg-Universität Mainz<br />

2<br />

Preventive Medicine Research Institute, Sausalito, CA, USA<br />

spaderna@uni-mainz.de<br />

Fragestellung: Ausreichende soziale Unterstützung (SU) gilt als wichtige<br />

Voraussetzung für Patienten, die für eine Herztransplantation angemeldet<br />

werden. Im Rahmen der Studie „Warten auf ein neues Herz“ wird die Relevanz<br />

unterschiedlicher Arten von wahrgenommener SU für Ernährung, Trinkmenge<br />

und körperliche Aktivität bei neu gelisteten Patienten untersucht.<br />

Methode: Von April 2005 bis Januar 2007 bearbeiteten 244 Männer und<br />

57 Frauen (53.1±11.1 Jahre) aus 17 Kliniken unter anderem Fragebogen zu<br />

drei Arten SU (1. generelle emotionale SU; 2. SU für gesunde Ernährung, 3.SU<br />

für körperliche Aktivität), zu Depressivität sowie zu vier Aspekten des Gesundheitsverhaltens<br />

(Häufigkeit des Verzehrs salzhaltiger Lebensmittel und ungünstiger<br />

Fettsäuren, tägliche Trinkmenge, körperliche Aktivitäten). Objektive<br />

Marker der Krankheitsschwere lieferte Eurotransplant.<br />

Ergebnisse: Verheiratete erzielten in allen drei Arten von SU höhere Werte<br />

als Unverheiratete. Geschlechtsunterschiede fanden sich diesbezüglich nur für<br />

emotionale SU. Hier erzielten Frauen höhere Werte und nur bei ihnen war<br />

emotionale SU positiv mit der Krankheitsschwere assoziiert. Bivariat war bei<br />

Frauen höhere emotionale SU mit ungünstiger Ernährung verbunden (mehr<br />

Salz, ungünstige Fettsäuren und größere Trinkmenge), bei Männern dagegen<br />

mit weniger Salzkonsum. Erste Analysen zum Zusammenhang von SU mit Ernährung<br />

und Trinkmenge unter Kontrolle von Alter, Krankheitsschwere, Body-<br />

Mass-Index und Depressivität stützten diese Befunde (signifikante Interaktionen<br />

Geschlecht × emotionale SU). Unabhängig vom Geschlecht war dagegen<br />

körperliche Aktivität negativ mit emotionaler SU und tendenziell positiv mit SU<br />

für körperliche Aktivität verbunden. Verschiedene Arten von SU scheinen somit<br />

je nach Gesundheitsverhalten unterschiedlich relevant. Die Rolle des<br />

Geschlechts und möglicher vermittelnder Variablen werden diskutiert.<br />

Keywords:<br />

Soziale Unterstützung, Gesundheitsverhalten, Herztransplantation<br />

41


„Warten auf ein neues Herz“: Psychosoziale Variablen<br />

bei Herztransplantationskandidaten (HTX) in Abhängigkeit<br />

von der Diagnose<br />

Daniela Zahn 1 , Heike Spaderna 1 , Jacqueline Smits 2 , Heinz Walter<br />

Krohne 1 & Gerdi Weidner 3<br />

1<br />

Johannes Gutenberg Universität Mainz<br />

2<br />

Eurotransplant International Foundation, Leiden, NL<br />

3<br />

Preventive Medicine Research Institute Sausalito, CA, USA<br />

zahnd@uni-mainz.de<br />

Fragestellung: Bislang ist wenig untersucht, ob sich Kandidaten für eine Herztransplantation<br />

verschiedener Grunderkrankungen in psychosozialen Merkmalen<br />

unterscheiden. Erste Studien deuten höhere Depressivitätswerte bei<br />

Patienten mit ischämischer Kardiomyopathie (IKMP) im Vergleich zu Patienten<br />

mit idiopathischer dilatativer Kardiomyopathie (DKMP) an [Zipfel et al. (2002).<br />

Psychosomatic Medicine, 64, 740-747]. Im Rahmen der multizentrischen Studie<br />

soll überprüft werden, ob sich IKMP-Patienten hinsichtlich Depressivität, Angst,<br />

Ärger und sozialer Unterstützung von DKMP-Patienten unterscheiden.<br />

Methode: 148 DKMP (18 % Frauen) und 115 IKMP-Patienten (13 %<br />

Frauen) bearbeiteten kurz nach Aufnahme auf die HTX-Warteliste einen Fragebogen,<br />

der u. a. subjektiven Gesundheitszustand, Angst und Depressivität<br />

(HADS), soziale Unterstützung und Integration (ESSI) sowie Trait-Ärger und<br />

Ärgerausdruck (STAXI) erfasste. Die medizinischen Daten (z. B. LVEF,<br />

VO2max) lieferte Eurotransplant.<br />

Ergebnisse: IKMP-Patienten waren älter und eher verheiratet als DKMP-<br />

Patienten (alle p < .001). In der Krankheitsschwere unterschieden sich die<br />

Gruppen nicht. IKMP-Patienten berichteten häufiger Angstwerte oberhalb des<br />

Cutoffs für klinisch relevante Symptome, eine geringere Netzwerkgröße, mehr<br />

Anger-In (alle p < .05) sowie tendenziell mehr Depressivität und Ärger als<br />

DKMP-Patienten. Drei 2 (Geschlecht) x 2 (Diagnose) ANOVAs für Angst,<br />

Anger-In und Netzwerkgröße ergaben nach Kontrolle von Alter und Familienstand<br />

nur jeweils Interaktionen von Geschlecht und Diagnose für Angst<br />

(p < .05) und Anger-In (p = .06). IKMP-Frauen berichteten weniger Angst bzw.<br />

Anger-In als DKMP-Frauen, IKMP-Männer erzielten höhere Angst- und Anger-<br />

In-Werte als DKMP-Männer.<br />

Fazit. IKMP-Patienten sind zwar insgesamt stärker emotional belastet als<br />

DKMP-Patienten, dabei scheinen jedoch besonders IKMP-Männer mehr<br />

negative Emotionen zu berichten. Inwiefern diese Subgruppe eine schlechtere<br />

Prognose aufweist, werden zukünftige Analysen zeigen.<br />

Keywords:<br />

ischämische Kardiomyopathie, psychosoziale Variablen, Herztransplantation<br />

42


Podiumsdiskussion<br />

Professionalisierung in der Gesundheitgsförderung<br />

(Leitung: R. Hornung)<br />

In einer interdisziplinär besetzten Expertenrunde diskutiert Rainer Hornung<br />

(Universität Zürich, Sozial- und <strong>Gesundheitspsychologie</strong>) Fragen <strong>zur</strong> Professionalisierung<br />

in der Gesundheitsförderung mit Alexa Franke (Universität<br />

Dortmund, Rehabilitationswissenschaften), Gerd Glaeske (Universität Bremen,<br />

Zentrum für Sozialpolitik), Jochen Haisch (Universität Ulm, Allgemeinmedizin),<br />

Gert Kaluza (GKM-Institut Marburg) und Thomas Schürholz (Gmünder<br />

ErsatzKasse GEK, Medizinisches Versorgungsmanagement).<br />

43


Forschungsreferate<br />

Kognitive Gesundheitsförderung bei Älteren durch<br />

Bewegung – Forschungsstand und Forschungsperspektiven<br />

Henning Allmer<br />

Deutsche Sporthochschule Köln<br />

allmer@dshs-koeln.de<br />

Fragestellungen: Für den altersabhängigen Verlauf der kognitiven Leistungsfähigkeit<br />

ist kennzeichnend, dass mit zunehmendem Alter die Leistungen ganz<br />

unterschiedlicher kognitiver Parameter (wie Wahrnehmungs-, Gedächtnis- und<br />

Denkleistungen) abnehmen. Vor diesem Hintergrund werden zwei Fragestellungen<br />

behandelt: Welche Bedingungen führen zu Veränderungen der<br />

kognitiven Leistungsfähigkeit? Welche Wirkungen haben Interventionsansätze<br />

<strong>zur</strong> Förderung der kognitiven Leistungsfähigkeit?<br />

Methode: Auf der Grundlage einer Literaturanalyse, im Sinne eines<br />

„narrative review“, und den Ergebnissen eigener Forschungsarbeiten ist beabsichtigt,<br />

den Forschungsstand zu beiden Fragestellungen zu reflektieren und<br />

Perspektiven für künftige Forschungsarbeiten deutlich zu machen.<br />

Ergebnisse: In Anlehnung an die MacArthur-Studie (1995) werden die Verringerungen<br />

der kognitiven Leistungsfähigkeit nicht nur mit biologischen Abbauprozessen<br />

erklärt, sondern – entsprechend der `use it or loose it`-Hypothese –<br />

auf das Ausmaß der kognitiven Aktivität und Bewegungsaktivität <strong>zur</strong>ückgeführt.<br />

Die Literaturanalyse <strong>zur</strong> Wirksamkeit kognitiver Interventionen zeigt, dass die<br />

Programme signifikante Verbesserungen der kognitiven Leistungsfähigkeit –<br />

insbesondere der Gedächtnisleistungen – bewirken. Angesichts der widersprüchlichen<br />

Befunde zum Zusammenhang zwischen Bewegungsaktivität und<br />

kognitiver Leistungsfähigkeit wird neueren Forschungsarbeiten folgend die<br />

„selektive kognitive Verbesserungshypothese“ (vgl. Kramer et al., 1999) vertreten<br />

und die Schlussfolgerung gezogen, dass Bewegungsaktivitäten neurophysiologische<br />

Veränderungen hervorrufen, die sich in Verbesserungen spezifischer<br />

kognitiver Leistungsfähigkeiten niederschlagen.<br />

Literatur:<br />

Albert, M.S., Jones, K. & Savage, C.R. (1995). Predictors of cognitive change in older persons:<br />

MacArthur studies of successful aging. Psychology and Aging, 10, 578-589.<br />

Kramer, A.F. et al. (1999). Ageing, fitness and neurocognitive function. Nature, 400, 418-419.<br />

Keywords:<br />

kognitive Leistungsfähigkeit, Bewegungsprävention, Ältere<br />

45


Abhängigkeit der Wahrnehmung schulischer gesundheitsfördernder<br />

Qualitätsmerkmale vom berufsbezogenen<br />

Verhaltens- und Erlebensstil gegenüber<br />

beruflichen Anforderungen<br />

Christine Altenstein, Ulrich Wiesmann & Hans-Joachim Hannich<br />

Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Medizinische Psychologie<br />

christine.altenstein@uni-greifswald.de<br />

Fragestellung: Ausgehend von vier verschiedenen arbeitsbezogenen Verhaltens-<br />

und Erlebensmustern konnte Schaarschmidt (2004) nachweisen, dass<br />

Angehörige gesundheitsfördernder Muster (G und S) signifikant mehr Entlastungsfaktoren<br />

in ihrem Umfeld wahrnehmen als Angehörige der Risikomuster<br />

(A und B). In einer eigenen Pilotstudie an 553 Lehrern ergaben sich aus der<br />

Einschätzung von 66 schulischen Qualitätsmerkmalen folgende vier<br />

Dimensionen, die von den Befragten als wichtig und somit potenziell entlastend<br />

für ihre Gesunderhaltung eingeschätzt wurden: Kooperation im Arbeitsumfeld,<br />

Professionalisierung im Umgang mit beruflichen Belastungen, Unterstützung bei<br />

beruflichen Belastungen und Organisation des Schulbetriebes. Ziel der vorliegenden<br />

Untersuchung ist es, Unterschiede zwischen den einzelnen Verhaltens-<br />

und Erlebensmustern hinsichtlich ihrer Wahrnehmung des Vorhandenseins<br />

schulischer gesundheitsfördernder Qualitätsmerkmale zu identifizieren.<br />

Methode: An der vorliegenden Untersuchung nahmen 452 Lehrer/innen<br />

teil. Mit Hilfe des AVEM (Schaarschmidt & Fischer, 2002) und eines im Projekt<br />

„Netzwerk Lehrergesundheit Mecklenburg-Vorpommern“ entwickelten Survey-<br />

Feedback-Instruments wurde die Fragestellung mittels einfaktorieller Varianzanalysen<br />

und t-Tests untersucht.<br />

Ergebnisse: In der Wahrnehmung des Vorhandenseins entlastender<br />

schulischer Merkmale ergaben sich nicht nur die erwarteten Unterschiede<br />

zwischen den gesundheitsfördernden Verhaltensmustern und den Risikomustern,<br />

sondern ebenfalls Unterschiede zwischen den Mustern selbst. So<br />

nehmen Angehörige des Muster G mehr entlastende Merkmale an der Schule<br />

wahr als Angehörige des Muster S und Angehörige des Muster A mehr als bei<br />

Muster B.<br />

Literatur:<br />

Schaarschmidt, U, (2004). Halbtagsjobber? Psychische Gesundheit im Lehrerberuf – Analyse<br />

eines veränderungsbedürftigen Zustandes. Weinheim: Beltz.<br />

Schaarschmidt, U. & Fischer, A. W. (2002). AVEM – Arbeitsbezogenes Verhaltens- und<br />

Erlebensmuster. Frankfurt/M.: Swets & Zeitlinger.<br />

Keywords:<br />

Lehrergesundheit, Wahrnehmung, Qualitätsmerkmale<br />

46


Merkmale lehrergesundheitserhaltender Schulen aus<br />

Sicht der Lehrer<br />

Christine Altenstein, Ulrich Wiesmann & Hans-Joachim Hannich<br />

Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Medizinische Psychologie<br />

christine.altenstein@uni-greifswald.de<br />

Fragestellung: Die Gesundheitssituation der Lehrer ist alarmierend. Angehörige<br />

dieser Berufsgruppe zählen <strong>zur</strong> Risikogruppe für die Entwicklung eines Erschöpfungssyndroms<br />

(Burnout), einer Depression oder einer psychosomatischen<br />

Erkrankung (vgl. Hillert & Schmitz, 2004). Die Ursachen sind auf<br />

der Ebene des einzelnen Lehrers, der Schul- sowie der Systemebene zu finden.<br />

Präventionsansätze fokussieren zumeist auf einzelne Belastungsfaktoren,<br />

übergreifende präventive Maßnahmen sind selten. Im Sinne einer Erfolg versprechenden<br />

ressourcenorientierten und partizipativen Organisationsentwicklung<br />

ist es zunächst wichtig zu erfahren, welche Merkmale des Systems<br />

Schule Lehrer als Experten ihrer Arbeitsumwelt wichtig für den Erhalt der<br />

Lehrergesundheit erachten. Zudem stellt sich die Frage, welche Dimensionen<br />

der Einschätzung der Merkmale als wichtig zugrunde liegen.<br />

Methode: In einer Pilotstudie schätzten 553 Lehrer/innen die Wichtigkeit<br />

von 112 schulspezifischen Merkmalen für ihre Gesunderhaltung anhand einer<br />

fünfstufigen Ratingskala ein. Die Items wurden durch die Sichtung der Literatur<br />

<strong>zur</strong> Lehrergesundheit sowie durch die Befragung einer Fokusgruppe generiert.<br />

Mit den 66 am wichtigsten erachteten Merkmalen (M > 4) wurde eine Hauptkomponentenanalyse<br />

(PCA) mit Varimaxrotation durchgeführt (Extraktionskriterium<br />

Eigenwerte > 2).<br />

Ergebnisse: Die Items, die von den Lehrern als äußerst wichtig erachtet<br />

werden, umfassen eher globale Merkmale, wohingegen es sich bei den am<br />

wenigsten wichtig eingeschätzten Items um konkrete, aus Sicht der Belastungsforschung<br />

gesundheitsfördernde entlastende Handlungsoptionen handelt. Die<br />

Faktorenanalyse ergab eine Lösung mit vier Faktoren: Kooperation im Arbeitsumfeld,<br />

Professionalisierung im Umgang mit beruflichen Belastungen, Unterstützung<br />

bei beruflichen Belastungen und Organisation des Schulbetriebes.<br />

Literatur:<br />

Hillert, A. & Schmitz, E. (2004). Psychosomatische Erkrankungen bei Lehrerinnen und Lehrern.<br />

Stuttgart: Schattauer.<br />

Keywords:<br />

Lehrergesundheit, Schule<br />

47


Soziale Unterstützung in Partnerschaften: der Einfluss<br />

von Geben und Nehmen auf die Partnerschaftszufriedenheit<br />

Katja Antoniw & Manja Vollmann<br />

Universität Greifswald<br />

antoniw@uni-greifswald.de<br />

Fragestellung: Soziale Unterstützung gilt auch im Kontext von Paarbeziehungen<br />

als wichtiger Prädiktor für Gesundheit, Wohlbefinden und Zufriedenheit mit der<br />

Partnerschaft. Ziel der vorliegenden Studie war, die bislang vorrangig untersuchte<br />

Perspektive des Unterstützungsempfängers um die Perspektive des<br />

Unterstützungsgebers sowie um die gegenseitigen Austauschprozesse bezüglich<br />

der sozialen Unterstützung zu ergänzen. Dabei sollte vor allem untersucht<br />

werden, (a) inwieweit erhaltene und gegebene Unterstützung die Partnerschaftszufriedenheit<br />

vorhersagen und (b) welchen Vorhersagebeitrag die<br />

Übereinstimmung der Partner bezüglich der erhaltenen und gegebenen Unterstützung<br />

für die Partnerschaftszufriedenheit leistet.<br />

Methode: An dieser Studie nahmen 111 heterosexuelle Paare (N = 222)<br />

teil. Per Fragebogen wurde retrospektiv die vom Partner erhaltene Unterstützung,<br />

die dem Partner gegebene Unterstützung sowie die Zufriedenheit mit<br />

der Partnerschaft erhoben. Dabei wurde zwischen der emotionalen, instrumentellen<br />

und informationellen Unterstützung differenziert.<br />

Ergebnisse: Die eigene Zufriedenheit mit der Partnerschaft stand in einem<br />

positiven Zusammenhang sowohl mit dem Erhalt als auch mit der Gabe<br />

emotionaler Unterstützung. Weiterhin war die eigene Zufriedenheit umso höher,<br />

je mehr emotionale Unterstützung der Partner <strong>zur</strong> Verfügung stellte. Eine<br />

höhere Übereinstimmung zwischen der selbst erhaltenen und der vom Partner<br />

gegebenen Unterstützung trug ebenso wenig <strong>zur</strong> Vorhersage der Partnerschaftszufriedenheit<br />

bei wie eine höhere Übereinstimmung in der vom Partner<br />

erhaltenen und der dem Partner <strong>zur</strong>ückgegebenen Unterstützung (Reziprozität).<br />

Literatur:<br />

Gleason et al. (2003). Daily supportive equity in close relationships. Personality and Social Psychology<br />

Bulletin, 29, 1036-1045.<br />

Väänänen, A. et al. (2005). When it is better to give than to receive: Long-term health effects of<br />

perceived reciprocity in support exchange. Journal of Personality and Social Psychology,<br />

89, 176-193.<br />

Keywords:<br />

soziale Unterstützung, Partnerschaftszufriedenheit, Reziprozität<br />

48


Hat posttraumatische Reifung nach der Diagnose<br />

lebensbedrohender Erkrankungen einen Einfluss auf<br />

die Rekonvaleszenz? Ein Review<br />

Tatjana Barskova & Gabriele Wilz<br />

Technische Universität Berlin – Fachgebiet Klinische und <strong>Gesundheitspsychologie</strong><br />

tatjanabarsk@gmx.de<br />

Fragestellung: Unter „posttraumatischer Reifung“ (englisch: posttraumatic<br />

growth, PTG) versteht man in der wissenschaftlichen Literatur tief greifende<br />

Änderungen der Wertsysteme und Orientierungen in verschiedenen Lebensbereichen,<br />

die durch das Erleben eines erschütternden traumatisierenden Ereignisses<br />

getriggert werden können. Die Autoren des vorliegenden Beitrages<br />

führten eine Analyse publizierter empirischer Untersuchungen durch, die das<br />

Thema „Posttraumatische Reifung in den ersten Jahren nach der Diagnose<br />

einer lebensbedrohlichen Erkrankung“ betreffen. Die Analyse fokussierte insbesondere<br />

auf folgende Aspekte: Prädiktoren von PTG in den ersten Jahren<br />

nach der Diagnose, Zusammenhänge zwischen PTG und dem Prozess der Rekonvaleszenz,<br />

Beziehungen zwischen PTG und psychischer Gesundheit.<br />

Methode: Review. Eine umfassende Literaturrecherche erfolgte mit Zugriff<br />

auf drei Datenbanken – PsycINFO, PILOTS und Medline.<br />

Ergebnisse: Die Mehrheit der Studien untersuchte PTG nach der<br />

Diagnose von Krebs, Herzinfarkt, HIV, multiple Sklerosis und rheumatoide<br />

Arthritis. Für wahrgenommene Bedrohtheit, weibliches Geschlecht, den Grad<br />

der emotionalen Involvierung und die Art der kognitiven Verarbeitung ergaben<br />

sich konsistente Assoziationen <strong>zur</strong> posttraumatischen Reifung. Zwischen PTG<br />

und Indikatoren der psychischen Gesundheit zeigten sich inkonsistente Zusammenhänge,<br />

die in Abhängigkeit vom Zeitfenster im Studiendesign variierten:<br />

Ergebnisse aus längsschnittlichen Untersuchungen sprechen für eine positive<br />

Wirkung von PTG auf die psychische Gesundheit der chronisch Kranken, die<br />

allerdings erst nach einer mehrmonatigen Latenzzeit auftritt. Weiterhin lässt die<br />

Gegenüberstellung der Studienergebnisse auf einen positiven Zusammenhang<br />

zwischen PTG und den Indikatoren der physischen Gesundheit schließen.<br />

Dieser Zusammenhang scheint von Drittvariablen wie Gesundheitsverhalten,<br />

emotionale Aufgeschlossenheit und soziale Unterstützung moderiert zu sein.<br />

Keywords:<br />

Posttraumatische Reifung, Coping, Rehabilitation<br />

49


Risikofaktoren und protektive Faktoren für den Verlauf<br />

depressiver Symptome bei Patienten mit koronarer<br />

Herzkrankheit<br />

Jürgen Barth 1,2 , Martin Härter 3 & Jürgen Bengel 1<br />

1<br />

Universität Freiburg, Institut für Psychologie, Abteilung für Rehabilitationspsychologie<br />

2<br />

Universität Bern, Institut für Sozial- und Präventivmedizin, Abteilung Gesundheitsforschung<br />

3<br />

Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychosomatik Freiburg, Abteilung für<br />

Psychiatrie und Psychotherapie<br />

jbarth@ispm.unibe.ch<br />

Hintergrund: Depressive Symptome und depressive Störungen haben bei<br />

Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) einen negativen Effekt auf<br />

Morbidität und Mortalität. Psychotherapeutische Interventionen haben sich hinsichtlich<br />

depressiver Symptome mittelfristig als eingeschränkt wirksam erwiesen.<br />

Die Ergebnisse der Interventionsstudie PROTeCD (Psychotherapeutic<br />

Resource-Orientated Treatment for Cardiac Patients with Depression) zeigte,<br />

dass die stationäre kardiologische Rehabilitation sehr erfolgreich depressive<br />

Symptome reduzieren kann (Effektstärken 0,8 bis 1,1). Ein additiver Effekt einer<br />

kurzzeitpsychotherapeutischen Intervention war nicht nachgewiesen worden.<br />

Die Frage der Stabilität dieser zunächst günstigen therapeutischen Effekte der<br />

stationären Rehabilitation auf den mittelfristigen und langfristigen Verlauf sowie<br />

die Analyse von Risiko- und Protektivfaktoren ist Gegenstand der vorgestellten<br />

Analyse. Methodik: KHK-Patienten mit einer depressiven Störung (N = 44) und<br />

psychisch belastete Patienten (N = 91) wurden nach 6 Monaten und nach ca.<br />

20 Monaten im Anschluss an die kardiologische Rehabilitation befragt. Die<br />

initiale wahrgenommene soziale Unterstützung sowie kritische Lebensereignisse<br />

wurden als Prädiktoren für den langfristigen Verlauf untersucht. Ergebnisse:<br />

Patienten mit einer depressiven Störung hatten zu Beginn im Mittel einen<br />

BDI-Wert von 19,78 und wiesen nach sechs Monaten weiterhin eine klinische<br />

relevante Symptomatik (M = 17,35) auf. Die Ängstlichkeit der Patienten<br />

reduzierte sich von Mprä = 12,5 nach sechs Monaten auf Mpost = 10,07. Im langfristigen<br />

Verlauf zeigte sich hinsichtlich der depressiven Symptomatik eine<br />

weitere Reduktion der depressiven Symptome (M = 15,74). Patienten mit<br />

psychischer Belastung hatten zu allen drei Messzeitpunkten durchschnittliche<br />

Werte zwischen 12 und 13 Punkten im BDI. Bei Maβen <strong>zur</strong> psychischen Belastung<br />

(HADS) zeigte sich im langfristigen Verlauf eine Symptomzunahme. Für<br />

depressive Patienten waren kritische Lebensereignisse mit negativem<br />

prognostischen Einfluss auf die Depressivität eine partnerschaftliche Trennung,<br />

finanzielle Probleme und erneute kardiologische Ereignisse. Psychisch belastete<br />

Patienten hatten vor allem bei schlechter sozialer Unterstützung und<br />

finanziellen Problemen chronifizierte depressive Symptome. Schlussfolgerung:<br />

Patienten mit einer Depression sollten vorrangig antidepressiv behandelt<br />

werden. Bei ausschlieβlicher psychischer Belastung sollten insb. Patienten mit<br />

geringer sozialer Unterstützung eine psychologische Behandlung erfahren. Das<br />

Monitoring hinsichtlich kritischer Lebensereignisse sollte als Standard in die<br />

ärztliche Anamnese integriert werden.<br />

50


Interpersonale Probleme bei Alkoholabhängigen – eine<br />

geschlechtsspezifische Analyse<br />

Christina Bauer 1 , Ahmad Khatib 2 , Dilek Sonntag 1 & Heinz C.<br />

Vollmer 2<br />

1<br />

Institut für Therapieforschung<br />

2<br />

Salus Klinik Friedrichsdorf<br />

bauer@ift.de<br />

Fragestellung: Alkoholabhängige weisen eine hohe interpersonale Problembelastung<br />

auf, die einen wesentlichen Einflussfaktor für die Aufrechterhaltung<br />

des abhängigen Trinkverhaltens darstellt. Dabei zeigen sich unterschiedliche<br />

Belastungsschwerpunkte bei Frauen und Männern. Die vorliegende Arbeit betrachtet<br />

interpersonale Problembereiche bei Alkoholabhängigen unter einer<br />

geschlechtsdifferenzierenden Perspektive.<br />

Methode: In einer Stichprobe von 297 Alkoholabhängigen (F10.2 nach<br />

ICD-10) wurde die interpersonale Problembelastung zu Beginn einer<br />

stationären Entwöhnungsbehandlung anhand des Inventars <strong>zur</strong> Erfassung<br />

interpersonaler Probleme (IIP-D, Horowitz et al., 1994) erfasst und hinsichtlich<br />

geschlechtsspezifischer Schwerpunkte analysiert.<br />

Ergebnisse: Frauen weisen im Vergleich zu Männern signifikant höhere<br />

Werte in der Selbstunsicherheit/Unterwürfigkeit, Ausnutzbarkeit/Nachgiebigkeit<br />

sowie Fürsorglichkeit/Freundlichkeit auf. Bei Männern zeigen sich signifikant<br />

höhere Werte auf der Skala Streitsucht/Konkurrenz.<br />

Diskussion: Abhängige Patientinnen haben stärkere Probleme als männliche<br />

Patienten mit zu gering ausgeprägter Dominanz und zu stark ausgeprägter<br />

Fürsorglichkeit. Männliche Alkoholabhängige weisen mehr Schwierigkeiten mit<br />

übermäßiger Dominanz auf. Es ist zu erwarten, dass sich die Berücksichtigung<br />

dieser spezifischen Problembelastungen in sozialen Kompetenz- und<br />

Kommunikationstrainings mit Alkoholabhängigen auch positiv auf das Erreichen<br />

alkoholbezogener Behandlungsziele auswirkt.<br />

Literatur:<br />

Horowitz, L.M., Strauß, B. & Kordy, H. (1994). Inventar <strong>zur</strong> Erfassung interpersonaler Probleme<br />

– Deutsche Version IIP-D. Weinheim: Beltz.<br />

Keywords:<br />

Alkoholabhängigkeit, interpersonale Probleme, Geschlecht<br />

51


Review zu psychischen Schutzfaktoren Kinder und<br />

Jugendlicher<br />

Jürgen Bengel & Nina Rottmann<br />

Institut für Psychologie der Universität Freiburg, Abteilung für Rehabilitationspsychologie<br />

bengel@psychologie.uni-freiburg.de<br />

Die kritische Diskussion einer einseitig auf die Reduktion von Risikofaktoren<br />

ausgerichteten Gesundheitsvorsorge und Prävention hat die Frage nach<br />

Schutzfaktoren stimuliert. Inzwischen wird auf verschiedenen Ebenen – u. a.<br />

psychologischer und molekularbiologischer – nach Schutzfaktoren, Reparaturgenen<br />

und Puffermechanismen geforscht. Die tief greifenden Veränderungen<br />

moderner Kinderwelten verdeutlichen die Relevanz der Schutzfaktorenforschung<br />

im Kinder- und Jugendlichenbereich. Die Forschung und Weiterentwicklung<br />

vollzieht sich hier unter den Begriffen gesundheitliche Schutzfaktoren,<br />

Protektivfaktoren und Resilienzfaktoren. Eine besondere Rolle spielen<br />

dabei psychische und soziale Schutzfaktoren der Gesundheit. Das Wissen um<br />

die protektive Wirkung solcher Faktoren trägt <strong>zur</strong> Planung und Fundierung von<br />

Präventionsmaßnahmen bei.<br />

In der psychologischen Forschung werden individuelle, familiäre und<br />

soziale Protektivfaktoren unterschieden. Sie sollen Kinder und Jugendliche dazu<br />

befähigen, Strategien <strong>zur</strong> Bewältigung belastender Lebensereignisse zu<br />

entwickeln. Eine kritische Betrachtung der Forschungslandschaft weist jedoch<br />

auf spezifische Probleme der Schutzfaktorenforschung hin:<br />

1. Nicht alle dieser Faktoren sind empirisch gut belegt. Für einige liegen<br />

widersprüchliche, für andere nur wenige Befunde vor.<br />

2. Unklare Definitionen oder Konstruktüberlappungen erschweren eine<br />

präzise Bestimmung der Schutzfaktoren.<br />

3. Die Dynamik und Kontextspezifität der zugrunde liegenden komplexen<br />

Prozesse und Wirkmechanismen wurde bislang nicht ausreichend berücksichtigt.<br />

Bislang liegen keine systematischen Übersichtsarbeiten, jedoch mehrere<br />

Reviews und viele Studien vor. Die Autoren erstellen im Auftrag der Bundeszentrale<br />

für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) eine Expertise zu psychischen<br />

Schutzfaktoren. Ziel dieses Beitrags ist es, in einer Gesamtschau den<br />

Forschungsstand zu psychischen Schutzfaktoren zu bewerten und die<br />

forschungsmethodischen Probleme exemplarisch darzustellen.<br />

Keywords:<br />

Schutzfaktoren, Resilienz, Kinder/Jugendliche<br />

52


Akkulturation und gesundheitliche Beschwerden bei<br />

drei Migrantenstichproben in Deutschland<br />

Stephan Bongard, Augustin Kelava, Merima Sabic, Donya Aazami-<br />

Gilan & Yong-Bum Kim<br />

Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Psychologie<br />

bongard@psych.uni-frankfurt.de<br />

Zahlreiche Studien belegen einen Zusammenhang von Migration und<br />

Akkulturation mit gesundheitlichen Risiken. Wir haben eine deutschsprachige<br />

Akkulturationsskala entwickelt und überprüft, in wie fern die damit erfassten<br />

Akkulturationsstrategien mit selbst berichteten Beschwerden assoziiert sind. Die<br />

Frankfurter Akkulturationsskala (FRAKK) erfasst zwei Faktoren der Akkulturation:<br />

Übernahme der „Aufnahmekultur“ und „Lösen von der Herkunftskultur“.<br />

Durch Kreuzklassifikationen lassen sich entsprechend dem Akkulturationsmodell<br />

von John W. Berry (Berry et al., 1989) vier Typen von Migranten unterscheiden:<br />

Integrierte, Assimilierte, Segregierte, und Marginalisierte. Insgesamt<br />

305 Teilnehmer/innen aus drei unterschiedlichen Kulturkreisen füllten die<br />

FRAKK und die Beschwerdenliste (BL; Zerssen, 1976) aus. Personen, die als<br />

segregierte Migranten klassifiziert wurden wiesen, die stärksten Beschwerden<br />

auf, insbesondere im kardiovaskulären und im gastro-intestinalen Organsystem.<br />

Literatur:<br />

Berry, J. W., Kim, U., Power, S., Young, M. & Bujaki, M. (1989). Acculturation attitudes in plural<br />

societies. Applied Psychology: An International Review, 38, 185-206.<br />

Zerssen, D. (1976). Die Beschwerden-Liste. Weinheim: Beltz.<br />

Keywords:<br />

Akkulturation, Migration, Gesundheit<br />

53


Somatoforme Störungen in der Allgemeinbevölkerung –<br />

Prävalenz und Determinanten für die Inanspruchnahme<br />

medizinischer Leistungen<br />

Elmar Brähler 1 , Winfried Rief 2 , Alexandra Martin 2 & Heide<br />

Glaesmer 1<br />

1<br />

Universität Leipzig, Selbstständige Abteilung für Medizinische Psychologie<br />

und Soziologie<br />

2<br />

Philips-Universität Marburg, Arbeitsgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie<br />

elmar.braehler@medizin.uni-leipzig.de<br />

Fragestellung: Personen mit somatoformen Störungen beanspruchen in hohem<br />

Ausmaß das Gesundheitssystem. Bisherige Untersuchungen dazu basieren<br />

primär auf Querschnittserhebungen und/oder Untersuchungen von Personen,<br />

die bereits ärztliche Hilfe aufsuchen. Demgegenüber wird mit dem vorliegenden<br />

Projekt ein bevölkerungsrepräsentativer, längsschnittlicher Ansatz gewählt. Es<br />

wird erwartet, dass nicht die körperlichen Beschwerden die Inanspruchnahme<br />

medizinischer Leistungen determinieren, sondern die psychologischen Bewertungsprozesse<br />

dieser Beschwerden. Dies bedeutet auch, dass es<br />

Menschen gibt, die trotz Vorliegen von (medizinisch nicht bedrohlichen) körperlichen<br />

Beschwerden keine medizinische Hilfe aufsuchen.<br />

Methoden: Zur Untersuchung der Determinanten des Inanspruchnahmeverhaltens<br />

wird in einer ersten Erhebungsphase im Mai/Juni 2007 bevölkerungsrepräsentativ<br />

an 2500 Personen mit dem PHQ-15-Somatisierungsscreener<br />

untersucht, ob funktionelle körperliche Beschwerden vorliegen.<br />

Als Determinanten für das Inanspruchnahmeverhalten werden Depression<br />

(PHQ-9), Angststörungen (PHQ-GAD-7), dispositioneller Optimismus,<br />

beschwerdeassoziierte Beeinträchtigung (PSI), gesundheitsbezogene Lebensqualität<br />

(Euroqol), Lebenszufriedenheit (FLZ-M), Entscheidungsschwelle für<br />

Arztbesuche sowie soziodemografische Variablen erhoben.<br />

In einer zweiten Erhebungsphase mit anschließendem 1-Jahres-Follow-up<br />

wird eine Personengruppe mit erhöhten Werten für körperliche Beschwerden<br />

(N = 300) sowie eine Vergleichsgruppe ohne Vorliegen körperlicher Beschwerden<br />

(N = 200) aus dieser Gesamtstichprobe ausgewählt und per Interviewverfahren<br />

und Fragebögen genauer untersucht.<br />

Ergebnisse: Erste Ergebnisse der bevölkerungsrepräsentativen Querschnittsuntersuchung<br />

werden vorgestellt.<br />

Keywords:<br />

somatoforme Störungen, Inanspruchnahme, Determinanten<br />

54


Zusammenhang zwischen motorischen Fähigkeiten,<br />

körperlicher Aktivität und gesundheitsbezogener<br />

Lebensqualität bei Grundschülern<br />

Susanne Brandstetter 1 , Olivia Wartha 2 , Martin Wabitsch 3 , Christof<br />

Galm 4 , Jochen Klenk 5 & Jürgen M. Steinacker 1<br />

1<br />

Universitätsklinikum Ulm, Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin<br />

2<br />

Universitätsklinikum Ulm, Transferzentrum für Neurowissenschaften und<br />

Lernen<br />

3<br />

Universitätsklinikum Ulm, Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie<br />

4<br />

Universitätsklinikum Ulm, Sektion Pädiatrische Kardiologie<br />

5<br />

Universitätsklinikum Ulm, Epidemiologie<br />

susanne.brandstetter@uniklinik-ulm.de<br />

Fragestellung: Die Bedeutung der körperlichen Aktivität und der damit verbundenen<br />

motorischen Fähigkeiten im Kindesalter ist bekannt. Aber schlagen<br />

sie sich auch in der gesundheitsbezogenen Lebensqualität der Kinder nieder?<br />

Hier soll untersucht werden, wie das Ausmaß motorischer Fähigkeiten und die<br />

körperliche Aktivität mit der gesundheitsbezogenen Lebensqualität von Grundschülern<br />

zusammenhängen.<br />

Methode: In der Studie <strong>zur</strong> Gesundheitsförderung URMEL-ICE (Ulm<br />

Research on Metabolism, Exercise and Lifestyle Intervention in Children)<br />

wurden von 1120 Grundschulkindern der zweiten Jahrgangsstufe aus der<br />

Region Ulm Angaben zum Bewegungsverhalten in der Freizeit im Selbst- und<br />

Elternbericht und Daten <strong>zur</strong> sportmotorischen Leistungsfähigkeit erhoben. Als<br />

Messinstrument für die gesundheitsbezogene Lebensqualität wurde der KINDL-<br />

R (Ravens-Sieberer, 2003) eingesetzt. Dieser Fragebogen <strong>zur</strong> Selbstbeurteilung<br />

bildet in sechs Skalen die Bereiche Körper, Psyche, Selbstwert,<br />

Familie, Freunde und Schule ab.<br />

Ergebnisse: Neben einer genauen Beschreibung der sportmotorischen<br />

Fähigkeiten, der körperlichen Aktivität und der Lebensqualität der Kinder ermöglichen<br />

die Daten Aussagen darüber, inwiefern sich Kinder unterschiedlicher<br />

sportmotorischer Fähigkeiten sowie mit bewegungsreichem und -armem Freizeitverhalten<br />

hinsichtlich ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität unterscheiden.<br />

Literatur:<br />

Ravens-Sieberer U. (2003). Der Kindl-R Fragebogen <strong>zur</strong> Erfassung der gesundheitsbezogenen<br />

Lebensqualität bei Kindern und Jugendlichen - Revidierte Form. In J. Schumacher , A.<br />

Klaiberg A, & E. Brähler (Hrsg.), Diagnostische Verfahren zu Lebensqualität und Wohlbefinden,<br />

S. 184-188. Göttingen: Hogrefe.<br />

Keywords:<br />

körperliche Aktivität, Lebensqualität, Kinder<br />

55


Burnout bei Ärzten und Soldaten – ein Beitrag <strong>zur</strong><br />

Generalisierbarkeit der Burnout-Theorie<br />

Maxi Braun 1 , Lucia Jerg-Bretzke 1 , Petra Beschoner 2 , Carlos<br />

Schoenfeldt-Lecuona 2 , Vladimir Hrabal 1 & Harald C. Traue 1<br />

1 Universität Ulm, Abteilung <strong>Gesundheitspsychologie</strong><br />

2 Universität Ulm, Abteilung Psychiatrie III<br />

maxi.braun@uni-ulm.de<br />

Fragestellung/Einleitung: Maslachs Konzept des Burnout-Syndroms, ursprünglich<br />

für helfende Berufe konzipiert, wird inzwischen auch auf Personen angewendet,<br />

die in Dienst leistenden Organisationen im weitesten Sinne tätig<br />

sind. In unserer Arbeit verglichen wir erstmals die Ausprägung und die<br />

Symptomatik von Burnout bei Ärzten und Soldaten.<br />

Methode: Das Maslach Burnout Inventar (MBI) wurde an die unterschiedlichen<br />

Arbeitsbedingungen der Ärzte und Soldaten angepasst und an n = 921<br />

Ärzten und n = 409 Soldaten erhoben und ausgewertet. Die Auswertung wurde<br />

an 20 vergleichbaren Items des jeweils unterschiedlichen Inventars durchgeführt,<br />

zwei Fragen wurden ausgeschlossen. Berechnet wurden die von<br />

Maslach vorgegebenen Subskalen „Emotionale Erschöpfung“ (EE), „Depersonalisation“<br />

(DP) und „Subjektive Leistungsverringerung“ (SE).<br />

Ergebnisse: In einem ersten Schritt wurden die beiden Stichproben in den<br />

drei Dimensionen des MBI anhand von T-Tests verglichen. Ärzte zeigten hochsignifikant<br />

höhere Werte für EE und SE. In Bezug auf DP unterschieden sich<br />

die Stichproben nicht signifikant. In einem weiteren Schritt wurde die<br />

Korrelationsanalyse der MBI – Skalen in beiden Stichproben durchgeführt.<br />

Diskussion: Ärzte sind erschöpfter als die Soldaten, haben aber weniger<br />

das subjektive Gefühl der reduzierten Leistungsfähigkeit. Die Depersonalisation<br />

ist bei Ärzten gleich hoch wie bei den Soldaten, geht aber signifikant häufiger<br />

mit Emotionaler Erschöpfung einher. Die drei Burnout-Komponenten sind bei<br />

den Ärzten konsistenter als bei den Soldaten. Dabei stellt die emotionale Erschöpfung<br />

die Hauptkomponente dar. Aus den vorgestellten Ergebnissen kann<br />

die Schlussfolgerung gezogen werden, dass das Burnout- Konzept nach<br />

Maslach zwar auf andere Berufsgruppen auch anwendbar ist, für Berufe im<br />

sozialen Bereich erscheint es jedoch geeigneter.<br />

Keywords:<br />

burnout, physicians, soldiers<br />

56


Dyadischer Austausch bei Paaren mit Demenz<br />

Melanie Braun 1 , Urte Scholz 1 , Rainer Hornung 1 , Melanie Wight 2 &<br />

Mike Martin 2<br />

1 Universität Zürich, Fachgruppe Sozial- und <strong>Gesundheitspsychologie</strong><br />

2 Universität Zürich, Fachgruppe Gerontopsychologie<br />

melanie.braun@psychologie.unizh.ch<br />

Fragestellung: Die steigende Prävalenz demenzieller Erkrankungen führt dazu,<br />

dass immer mehr Paare mit der Pflege eines an Demenz leidenden Partners<br />

konfrontiert sind. Obwohl die Demenzforschung ein breites Wissen über die<br />

Belastung von Pflegepersonen <strong>zur</strong> Verfügung stellt, ist wenig über den Einfluss<br />

einer Demenzerkrankung, bzw. der Pflege des Partners auf die Paarbeziehung<br />

und den dyadischen Austausch bekannt.<br />

Sozialpsychologische Studien zeigen, dass wahrgenommene Gerechtigkeit<br />

(Equity-Theorie; Walster et al., 1978) und ein ausgeglichener sozialer Austausch<br />

Prädiktoren von Beziehungszufriedenheit sind (z. B. Hatfield et al.,<br />

1985). Im Falle eines dementen Partners ist anzunehmen, dass diese Gerechtigkeit<br />

und der dyadische Austausch verändert oder gestört wird.<br />

In dieser Studie geht es um die Untersuchung der Entwicklung des<br />

dyadischen Austauschs und der wahrgenommenen Gerechtigkeit in der Paarbeziehung<br />

bei 40 Paaren (N = 80), die von einer Demenzerkrankung des Ehemannes<br />

betroffen sind. Der Fokus liegt auf der Erforschung der Zusammenhänge<br />

zwischen dem dyadischen Austausch und dem individuellen Wohlbefinden,<br />

bzw. der Beziehungszufriedenheit. Zur Erfassung der dyadischen<br />

Perspektive ist die Sichtweise des dementen Partners wichtiger Bestandteil der<br />

Untersuchung.<br />

Methodik: Um die Entwicklung und die prädiktive Validität möglicher Einflussfaktoren<br />

zu evaluieren, finden 3 Messzeitpunkte innerhalb eines Zeitraums<br />

von 12 Monaten statt. Zu jedem Messzeitpunkt wird neben einer Testbatterie<br />

<strong>zur</strong> Kontrolle potenzieller Risiko- und Schutzfaktoren (z. B. Coping, Depression),<br />

eine Videoaufnahme einer Kommunikationssituation des Paares<br />

durchgeführt.<br />

Erwartete Erkenntnisse: Wir erwarten wichtige Erkenntnisse über den Zusammenhang<br />

des Wohlbefindens des Paares mit Veränderungen im<br />

dyadischen Austausch beider Partner. Die Ergebnisse sollen eine Grundlage für<br />

spätere paarbezogene Interventionen <strong>zur</strong> Förderung der adaptiven Kapazitäten<br />

darstellen.<br />

Keywords:<br />

dementia caregiving, caregiver stress, dyadic relationships<br />

57


Sexualität Jugendlicher und junger Erwachsener – eine<br />

Mixed-Methods-Studie<br />

Eva Brunner, Brigitte Jenull-Schiefer, Claudia Brunner & Olivia Kada<br />

Alpen-Adria-Universität Klagenfurt<br />

eva.brunner@uni-klu.ac.at<br />

Fragestellung: In der Gruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen lässt<br />

sich eine erhöhte Prävalenz sexuell übertragbarer Erkrankungen erkennen<br />

(Centers for Disease Control and Prevention, 2006). Eine umfassende Betrachtung<br />

des Sexualverhaltens bildet die Grundlage, um diesem Trend entgegenwirken<br />

zu können (Vögele, 2006). Das Projekt „Lust or trust“ widmet sich<br />

daher einer ganzheitlichen Untersuchung sexuellen Verhaltens von heterosexuellen<br />

Jugendlichen und jungen Erwachsenen.<br />

Methode: Zur Beantwortung der Fragestellung wurde ein multimethodales<br />

Herangehen gewählt. Neben ExpertInneninterviews (n = 7) <strong>zur</strong> Exploration der<br />

sexualpräventiven Landschaft in Österreich wurden mittels Fragebögen Motive<br />

für und gegen den Kondomgebrauch (N = 175), Emotionen beim ersten und<br />

letzten Geschlechtsverkehr (N = 144) sowie relevante gesundheitspsychologische<br />

Variablen wie Kondomintention, Kondomselbstwirksamkeitserwartung,<br />

Risikowahrnehmung (N = 1089) erhoben. In Interviewstudien beschäftigten wir<br />

uns mit dem Kommunikationsverhalten bei „Casual Sex“ (n = 30) und den<br />

Emotionen von Mädchen beim ersten Mal (n = 32).<br />

Ergebnisse: Den ersten Geschlechtsverkehr erleben die StudienteilnehmerInnen<br />

mit durchschnittlich 15.75 Jahren (SD = 2.85). Der Kondomgebrauch<br />

sinkt vom ersten zum letzten Mal von 80 % auf 47 %. Frauen entscheiden<br />

sich aufgrund des Bestehens einer Partnerschaft und dem damit verbundenen<br />

Vertrauen eher gegen ein Kondom als Männer. Männer verwenden<br />

im Allgemeinen häufiger Kondome als Frauen und konsumieren häufiger<br />

Alkohol vor dem Geschlechtsverkehr. Sexualprävention muss diesen<br />

geschlechtsspezifischen Unterschieden Rechnung tragen.<br />

Literatur:<br />

Centers for Disease Control and Prevention (2006). Sexually transmitted disease surveillance,<br />

2005. Atlanta: U.S. Department of Health and Human Services.<br />

Vögele, C. (2006). Sexualverhalten. In A. Lohaus, M. Jerusalem & Klein-Heßling, J. (Hrsg.),<br />

Gesundheitsförderung im Kindes- und Jugendalter (S. 221-247). Göttingen: Hogrefe.<br />

Keywords:<br />

Sexuelles Risikoverhalten, Kondomgebrauch, Jugend<br />

58


Gesundheitsförderung von Unimenschen für<br />

Unimenschen! Ein innovatives Lehr- und Lernkonzept<br />

im Fach <strong>Gesundheitspsychologie</strong><br />

Eva Brunner, Olivia Kada & Brigitte Jenull-Schiefer<br />

Alpen-Adria-Universität Klagenfurt<br />

eva.brunner@uni-klu.ac.at<br />

Hintergrund: Partizipation gilt nicht nur in der Gesundheitsförderung als<br />

Schlüssel zum Erfolg (Hurrelmann, 2003), sondern wird auch im Kontext universitärer<br />

Lehre als Strategie <strong>zur</strong> Verbesserung der studentischen Motivation<br />

und des Lernerfolgs diskutiert (Rück, 2005). Nachdem an Österreichischen<br />

<strong>Hochschule</strong>n noch kaum Gesundheitsförderung stattfindet (Brunner, 2007),<br />

wurde im Zuge eines gesundheitspsychologischen Seminars der 1. Gesundheitstag<br />

der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt vorbereitet und veranstaltet.<br />

Umsetzung: Dreißig Studierende arbeiteten an der Gestaltung von<br />

Infopoints zu Themen wie rückenschonendes Arbeiten und Studieren, gesunde<br />

Ernährung und Bewegung an der Universität. Aufgaben waren dabei die Beschaffung<br />

von Informationsmaterialien sowie die Erstellung wissenschaftlicher<br />

Poster. Themen wie Projektmanagement, Öffentlichkeitsarbeit für gesundheitsförderliche<br />

Maßnahmen wurden ebenso behandelt. Das studentische Feedback<br />

(n = 18) bestätigt mit der Gesamtnote 1.2 den Erfolg der Lehrveranstaltung. Gefallen<br />

fanden vor allem das selbstständige (n = 6) und praktische (n = 5)<br />

Arbeiten im Team (n = 3) und das Vorgehen der Lehrperson (n = 4).<br />

Fazit: Die Studierenden sammelten erste praktische Erfahrungen in der<br />

Gesundheitsförderung. Bestätigung fand das Lehrkonzept durch die<br />

Prämierung mit dem Gesundheitspreis der Stadt Klagenfurt und dem Preis der<br />

Kärntner Ärztekammer. Im Sinne partizipativer Ansätze in Gesundheitsförderung<br />

und Lehre findet die Veranstaltung im Sommersemester 2007 <strong>zur</strong><br />

Gestaltung des 2. Gesundheitstages an der Universität erneut statt.<br />

Literatur:<br />

Brunner, E. (2007). Gesundheitsförderung von Unimenschen für Unimenschen: 1. Gesundheitstag<br />

an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Prävention, 1, 28-30.<br />

Hurrelmann, K. (2003). Gesundheitssoziologie. Weinheim: Juventa.<br />

Rück, N. (2005). Motiviert lernen an der <strong>Hochschule</strong>. Das Hochschulwesen, 1, 34-38.<br />

Keywords:<br />

Gesundheitsfördernde <strong>Hochschule</strong>, innovative Lehre, Partizipation<br />

59


Conservation of Resources: Gewinn- und Verlustspiralen<br />

von HIV-positiven schwulen Männern<br />

Petra Buchwald 1 , Martin Reith 2 , Robert Baumann 3 & Tobias Ringeisen<br />

4<br />

1 Heinrich-Heine Universität Düsseldorf<br />

2 HIV-Schwerpunktpraxis Düsseldorf<br />

3 HIV-Schwerpunktpraxis Neuss<br />

4 Bergische Universität Wuppertal<br />

buchwald@phil-fak.uni-duesseldorf.de<br />

Trotz aller Fortschritte im Bereich der Erforschung von HIV-Infektionen sind<br />

nach 20 Jahren Präventionsarbeit Männer, die Sex mit Männern (MSM) haben,<br />

weiterhin die größte Betroffenengruppe mit ansteigenden Infektionsraten. Die<br />

gesundheitspsychologischen Aspekte von HIV/AIDS bei MSM beziehen sich auf<br />

Stress, Ängste und Depressionen verbunden mit einem eklatanten Verlust an<br />

Ressourcen (Buchwald & Perez, 2006). Der Zugang zu neuen Ressourcen ist<br />

MSM aufgrund der Stigmatisierung wegen ihrer sexuellen Orientierung und<br />

ihres HIV-Status erschwert. Basierend auf der Conservation of Resources-<br />

Theorie (COR; Hobfoll, 1998), die Stress als eine Funktion von Ressourcenverlusten<br />

und -gewinnen konzeptualisiert, wurden 24 HIV+ MSM interviewt. Die<br />

zugrunde liegenden Forschungsfragen lauteten: Welche Ressourcenverluste<br />

und Ressourcengewinne erleben diese Gruppe? Sind Ressourcenverluste miteinander<br />

verbunden? Sind Verluste mit Gewinnen assoziiert? Haben<br />

Ressourcengewinne immer positive Auswirkungen? Welche Aspekte tragen <strong>zur</strong><br />

Beschleunigung bzw. Verlangsamung der Ressourcenzyklen bei und wo kann<br />

eine ressourcen-orientierte Gesundheitsförderung ansetzen? Tiefeninterviews<br />

und eine folgende Inhaltsanalyse zeigten, dass HIV + MSM multiple Ressourcenverluste<br />

erlebten, aber Social Support hinzugewinnen konnten. Verschiedene<br />

Arten von Ressourcen standen miteinander in Beziehung und Veränderungen<br />

in einer Gruppe von Ressourcen ging mit der Verfügbarkeit von<br />

Ressourcen anderer Art einher. Mögliche Ansatzpunkte einer ressourcenorientierten<br />

Gesundheitsförderung und die besondere Rolle von Social Support<br />

werden im Rahmen der COR Theorie diskutiert.<br />

Literatur:<br />

Buchwald, P. & Perez, S. (2006). Coping, personality and sexual behavior of HIV+ men who<br />

have sex with men. In P. Buchwald (Ed.), Stress and anxiety – Application to health, work<br />

place, community, and education (pp. 2-35). Newcastle: Cambridge Scholars Press.<br />

Hobfoll, S.E. (1998). Stress, culture and community. Plenum Press: New York.<br />

Keywords:<br />

Stress, Social Support, HIV<br />

60


Aspekte der Wirksamkeit von Coaching, Gesundheitszirkel<br />

und Supervision <strong>zur</strong> Reduktion berufsbezogener<br />

Belastungen von Mitarbeitern eines Landeskriminalamtes<br />

Katharina Chwallek, Burkhard Gusy, Dieter Kleiber & Anna<br />

Auckenthaler<br />

Freie Universität Berlin/Institut für Prävention und psychosoziale Gesundheitsforschung<br />

katharina@ipg-berlin.de<br />

Fragestellung: Im Rahmen eines Projekts zum Gesundheitsmanagement beim<br />

Landeskriminalamt Berlin wurden für MitarbeiterInnen aus besonders belasteten<br />

Bereichen drei Interventionsvarianten (Coaching, Gesundheitszirkel<br />

und Supervision) mit einem Zeitumfang von jeweils 10-12 eineinhalbstündigen<br />

Sitzungen bereitgestellt. Ziel der Studie war die Gewinnung von Informationen<br />

<strong>zur</strong> gesundheitsbezogenen Wirksamkeit der Interventionen.<br />

Methoden: Die (differenzielle) Wirksamkeit der Interventionen wurde im<br />

Rahmen einer Interventionsstudie mit Kontrollgruppendesign mittels einer Prä-<br />

Postbefragung untersucht. Auf der Basis von qualitativen Interviews, die <strong>zur</strong><br />

Felderkundung mit fünf MitarbeiterInnen durchgeführt wurden, wurde ein<br />

standardisierter Fragebogen <strong>zur</strong> subjektiven Arbeitsanalyse entwickelt. Mit<br />

diesem wurden Anforderungen der Arbeitstätigkeit, organisatorische Ressourcen,<br />

Einfluss- und Entwicklungsmöglichkeiten, soziale Beziehungen sowie<br />

Aspekte der Führungsqualität und Gesundheit bei MitarbeiterInnen der teilnehmenden<br />

Kommissariate erhoben. An der Prä-Befragung beteiligten sich<br />

N = 53 Angestellte, an der Postbefragung nahmen N = 40 Personen teil.<br />

Ergebnisse: Durch die Intervention verbesserten sich Aspekte der<br />

subjektiven Gesundheit der Teilnehmer (reduzierte emotionale Erschöpfung).<br />

Die Interventionsteilnehmer berichteten darüber hinaus in der Postbefragung<br />

über verbesserte arbeitsorganisatorische Bedingungen. So stiegen die Verbundenheit<br />

mit dem Arbeitsplatz, die wahrgenommene Aufgabenvielfalt, der<br />

Tätigkeitsspielraum und die soziale Unterstützung durch Vorgesetzte.<br />

Hinsichtlich der differenziellen Wirksamkeit der Interventionen zeigten sich zusätzlich<br />

zu den oben genannten Aspekten weitere Ergebnisse, wie zum Beispiel<br />

die Verbesserung der wahrgenommenen Führungsqualität beim Coaching.<br />

Keywords:<br />

intervention effectiveness evaluation, health management, police officers<br />

61


BMI von Kindern mit einer Aufmerksamkeits-<br />

Hyperaktivitätsstörung (ADHS)<br />

Holger Domsch 1 , Thomas Müller 2 , Gordon Wingert 3 & Dieter<br />

Krowatschek 3<br />

1<br />

Universität Bielefeld / Entwicklungspsychologie und Entwicklungspsychopathologie<br />

2<br />

University of Alberta / Division of Nephrology<br />

3<br />

Schulpsychologischer Dienst Marburg-Biedenkopf<br />

holger.domsch@uni-bielefeld.de<br />

Fragestellung: Etwa 2-5 % aller Kinder leiden unter einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung<br />

(ADHS). Zu der Symptomatik gehört neben einer<br />

geringeren Konzentrationsleistung und einer höheren Impulsivität auch eine<br />

vermehrte motorische Unruhe. Als Folge der Hyperaktivität ließe sich erwarten,<br />

dass Kinder mit einer ADHS ein durchschnittlich niedrigeres Körpergewicht als<br />

ihre Altersgruppe haben. Diese Hypothese wird zudem durch die Beobachtung<br />

unterstützt, dass ADHS-Kinder nicht nur in Phasen motorischer Aktivität<br />

sondern auch im Ruhezustand einen höheren Energieverbrauch zeigen (Müller<br />

et al., eingereicht). Im Widerspruch dazu stehen dagegen Ergebnisse einer<br />

Studie von Holtkamp et al. (2004). Die Forschergruppe untersuchte eine<br />

klinische Stichprobe von 97 ADHS-Kindern und konnte ein geringeres Körpergewicht<br />

nicht bestätigt. In dieser Studie zeigte sich sogar, dass mehr ADHS-<br />

Kinder in die Gruppe der Übergewichtigen fielen, als dies aufgrund von<br />

deutschen Normwerten zu erwarten wäre. In der Studie wurden jedoch sowohl<br />

stationär als auch ambulant behandelte Kinder untersucht, wobei eine getrennte<br />

Auswertung der Daten nicht berichtet wurde. In der vorliegenden Untersuchung<br />

sollten die Ergebnisse von Holtkamp et al. an einer Gruppe von ausschließlich<br />

ambulant behandelten ADHS-Kindern repliziert werden. Zudem wurde eine<br />

Gruppe von ADHS-Kindern gewählt, die an einem niedrigschwelligen Therapieangebot<br />

(Schulpsychologischer Dienst) teilnahmen.<br />

Methode: Die Stichprobe setzte sich aus 30 Jungen zusammen, die an<br />

einem Verhaltenstraining teilnahmen. Größe und Gewicht wurden erfasst und<br />

daraus der Body-Mass-Index berechnet. Als Vergleichsstichprobe diente die<br />

deutsche Referenzstichprobe von Kromeyer-Hausschild et al. (2001).<br />

Ergebnisse: Übereinstimmend mit vorherigen Ergebnissen wichen die hier<br />

untersuchten ADHS-Kinder nicht von der deutschen Referenzstichprobe ab.<br />

Der BMI lag damit in einem normalen Bereich. Unterschiedliche Erklärungsmöglichkeiten<br />

werden diskutiert.<br />

Keywords:<br />

Body-Mass-Index, ADHS, Ernährungsverhalten<br />

62


Zur Bedeutung der Reziprozität sozialer Unterstützungsprozesse<br />

bei Prostatektomiepatienten und<br />

deren Partnern<br />

Anne Dunkel 1 , Silke Burkert 1 , Nina Knoll 1 & Oliver Gralla 2<br />

1<br />

Institut für medizinische Psychologie, Charité - Universitätsmedizin Berlin<br />

2<br />

Klinik für Urologie, Charité - Universitätsmedizin Berlin<br />

AnneDunkel@gmx.de<br />

Fragestellung: In der Unterstützungsliteratur wird die Reziprozität als ein<br />

wichtiger moderierender Faktor der Wirksamkeit sozialer Unterstützungsprozesse<br />

diskutiert.<br />

Ziel dieser Studie war es daher, die Zusammenhänge zwischen geleisteter<br />

und erhaltener Unterstützung zu beschreiben sowie deren Auswirkungen auf<br />

das Wohlbefinden zu untersuchen. In Anlehnung an Equitystudien von Kuiijer<br />

und Kollegen (2001) wurde davon ausgegangen, dass im allgemeinen ein ausgeglichenes<br />

Maß von erhaltener und geleisteter Unterstützung förderlich ist,<br />

während in Extremsituationen die Reziprozität sozialer Unterstützungsprozesse<br />

keinerlei Rolle spielen sollte.<br />

Methode: Hierzu wurde eine Stichprobe von 101 Prostatektomiepatienten<br />

und 76 Partnerinnen längsschnittlich (2 Tage vor der Prostatektomie sowie 3<br />

bzw. 14 Tage nach dieser) untersucht.<br />

Ergebnisse: Bei der deskriptiven Beschreibung der Unterstützungsprozesse<br />

galt es dreierlei Betrachtungsweisen zu unterscheiden: die Übereinstimmung<br />

hinsichtlich unterstützenden Verhaltens, die wahrgenommene Reziprozität<br />

sowie die tatsächliche Reziprozität. Hier konnten neben beträchtlichen<br />

Schwankungen zwischen Patienten- und Partnerperspektive auch interessante<br />

längsschnittliche Veränderungen aufgefunden werden.<br />

Bezüglich der Auswirkungen auf das Wohlbefinden zeigten regressionsanalytische<br />

Verfahren, dass reziproke Unterstützungsprozesse vor der Prostatektomie<br />

bei den Patienten mit geringeren Depressivitätswerten sowie gesteigertem<br />

Affekt nach der Operation assoziiert sind. Auch bei den Partnerinnen<br />

gingen präoperative reziproke Unterstützungsprozesse mit einer Abnahme des<br />

negativen Affekts einher.<br />

Direkt nach der Operation, also in einer Extremsituation, spielte das Verhältnis<br />

von geleisteter und erhaltener Unterstützung hingegen weder bei<br />

Prostatektomiepatienten noch bei den Partnerinnen eine Rolle.<br />

Diese Befunde weisen auf die Notwendigkeit hin, soziale Unterstützung<br />

als bidirektionales prozessuales Phänomen zu konzeptualisieren.<br />

Keywords:<br />

soziale Unterstützung, Reziprozität<br />

63


Lebensqualitätsdiagnostik als zusätzliche relevante<br />

Informationsquelle für die Behandlung von<br />

Patientinnen mit Brustkrebs<br />

Christoph Ehret 1 , Monika Klinkhammer-Schalke 1 , Brunhilde<br />

Steinger 1 , Michael Koller 2 , Ferdinand Hofstädter 1 & Wilfried Lorenz 1<br />

1 Tumorzentrum Regensburg e.V.<br />

2 Zentrum für Klinische Studien Regensburg<br />

christoph.ehret@klinik.uni-regensburg.de<br />

Fragestellung: Lebensqualität (LQ) wird häufig bei Krebspatienten gemessen<br />

ohne zu therapeutischen Konsequenzen zu führen. Damit LQ-Diagnostik die<br />

Behandlungsgrundlage des Arztes sinnvoll erweitert, muss sie relevante zusätzliche<br />

Informationen liefern, die aus anderen Quellen (Gesundheitszustand,<br />

demografische Faktoren) nicht gewonnen werden können.<br />

Methode: Ein System <strong>zur</strong> LQ-Diagnostik wurde in 32 Praxen und 6<br />

Kliniken im Raum des Tumorzentrums Regensburg mit Hilfe von Vor-Ort-<br />

Besuchen, der Einbindung von Meinungsbildnern und durch interaktive Qualitätszirkel<br />

implementiert. LQ wurde bei 170 Patientinnen mit Brustkrebs in der<br />

Zeit von 12/2002 bis 06/2004 mittels EORTC-Fragebögen (C30+BR23) gemessen.<br />

Vom Arzt wurde der Gesundheitsstatus (Operationsverfahren, -<br />

zeitpunkt, Schwere der Tumorerkrankung), demografische Angaben (Alter,<br />

Familienstand) sowie seine Einschätzung der Globalen LQ der Patientin erfasst.<br />

Ergebnisse: In einer Regressionsanalyse konnte kein Einfluss<br />

medizinischer oder demografischer Parameter auf die Globale LQ (Patientenselbsteinschätzung)<br />

nachgewiesen werden. Ausschließlich selbst berichtete<br />

Angaben <strong>zur</strong> LQ in spezifischen Dimensionen (Körperbild, Emotion, Familienleben<br />

& Unternehmungen) wiesen signifikante Zusammenhänge auf (je p


Diagnostik von Stressbewältigung bei Kindern und<br />

Jugendlichen mit dem SSKJ 3-8: Erweiterungen<br />

Heike Eschenbeck 1 , Carl-Walter Kohlmann 1 & Norbert Hermanns 2<br />

1<br />

<strong>Pädagogische</strong> <strong>Hochschule</strong> Schwäbisch Gmünd, Institut für Humanwissenschaften,<br />

Psychologie<br />

2<br />

Diabetes-Zentrum Bad Mergentheim<br />

In dem Vortrag wird über Erweiterungen im Bereich der Diagnostik von Stressbewältigung<br />

mit dem Fragebogen <strong>zur</strong> Erhebung von Stress und Stressbewältigung<br />

im Kindes- und Jugendalter (SSKJ 3-8, Lohaus et al., 2006) berichtet.<br />

In einer ersten Studie (Eschenbeck et al., 2007) wurden Strategien der<br />

Bewältigung und Blutzuckereinstellung bei 53 Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes<br />

mellitus (Alter 12-17 Jahre) untersucht. Die erkrankten Jugendlichen bearbeiteten<br />

eine diabetesspezifisch erweiterte Version des SSKJ 3-8, wobei<br />

krankheitsspezifische Stresssituationen (z. B. „schlechte HbA1c-Werte“) als<br />

auch krankheitsunspezifische Alltagsstressoren (z. B. „Streit mit Freund/in“) berücksichtigt<br />

wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Diabetessituationen nicht<br />

per se belastender erlebt wurden als die Alltagsstressoren. Mädchen berichteten<br />

häufiger über Suche nach sozialer Unterstützung sowie problemorientierte<br />

Bewältigung, Jungen dagegen über vermeidende Bewältigung. Eine<br />

diabetesbezogene vermeidende Bewältigung war bei Mädchen mit ungünstigeren<br />

mittleren Blutzuckerwerten der letzten drei Monate (HbA1c)<br />

assoziiert. In einer zweiten Studie wurden die fünf Skalen des SSKJ 3-8 <strong>zur</strong><br />

Erhebung des Bewältigungsverhaltens (Suche nach sozialer Unterstützung,<br />

problemorientierte Bewältigung, vermeidende Bewältigung, palliative sowie<br />

ärgerbezogene Emotionsregulation) um die beiden Subskalen Mediennutzung<br />

und impulsgesteuertes Essverhalten erweitert. Befragt wurden insgesamt ca.<br />

1.000 adipöse und nicht-adipöse Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 14<br />

Jahren. Psychometrische Kennwerte sowie Assoziationen mit Körpergewichtsstatus<br />

und Variablen des Gesundheitsverhaltens werden vorgestellt. Die Ergebnisse<br />

beider Studien werden im Hinblick auf diagnostische sowie gesundheitspsychologische<br />

Implikationen diskutiert.<br />

Literatur:<br />

Eschenbeck, H., Kohlmann, C.-W., Deiß, S., Hübner, I. & Hermanns, N. (2007). Stress, Stressbewältigung<br />

und Blutzuckereinstellung bei Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes mellitus: Zur<br />

Bedeutung erkrankungsspezifischer Diagnostik. Zeitschrift für <strong>Gesundheitspsychologie</strong>,<br />

15, 119-126.<br />

Lohaus, A., Eschenbeck, H., Kohlmann, C.-W. & Klein-Heßling, J. (2006). Fragebogen <strong>zur</strong> Erhebung<br />

von Stress und Stressbewältigung im Kindes- und Jugendalter (SSKJ 3-8). Göttingen:<br />

Hogrefe.<br />

65


Qualitative Methoden in der <strong>Gesundheitspsychologie</strong>:<br />

Fragen, Qualitätskriterien, Trends<br />

Toni Faltermaier<br />

Universität Flensburg, Institut für Psychologie<br />

faltermaier@uni-flensburg.de<br />

Der methodische Mainstream in der <strong>Gesundheitspsychologie</strong> war und ist immer<br />

noch die quantitative Methodologie. Dennoch haben qualitative Studien in der<br />

<strong>Gesundheitspsychologie</strong> durchaus eine Tradition, in neuerer Zeit scheinen sie<br />

sogar auch international eine wachsende Bedeutung zu bekommen. Ein Blick in<br />

andere Disziplinen der Gesundheitswissenschaften (Medizinsoziologie, Medizinanthropologie)<br />

zeigt, dass dort qualitative Methoden längst ein selbstverständlicher<br />

Teil der empirischen Forschung sind. Die Zunahme qualitativer<br />

Forschung in der <strong>Gesundheitspsychologie</strong> lässt jedoch immer wieder kritische<br />

Fragen nach ihrem Erkenntnispotenzial und nach den Kriterien <strong>zur</strong> Beurteilung<br />

ihrer wissenschaftlichen Qualität entstehen.<br />

Der Beitrag möchte eine systematische Übersicht über den aktuellen<br />

Stand qualitativer Forschung in der <strong>Gesundheitspsychologie</strong> geben. Er wird<br />

erstens auf die Fragestellungen eingehen, die sich für eine qualitative Untersuchung<br />

besonders eignen; er wird zweitens die Qualität von qualitativen<br />

Studien thematisieren und Kriterien zu ihrer Beurteilung vorschlagen; und er<br />

wird drittens aktuelle Trends der qualitativen Forschung in der <strong>Gesundheitspsychologie</strong><br />

skizzieren und Anforderung an die methodische Weiterentwicklung<br />

formulieren.<br />

Literatur:<br />

Faltermaier, T. (1997). Why public health research needs qualitative approaches. European<br />

Journal of Public Health, 7, 357-363.<br />

Meyrick, J. (2006). What is good qualitative research? Journal of Health Psychology, 11, 799-<br />

808.<br />

Murray, M. & Chamberlain, K. (Eds.) (1999). Qualitative health psychology. Theories and methods.<br />

London: Sage.<br />

Keywords:<br />

Qualitative Forschung, Qualitätskriterien<br />

66


Ist religiöses Bewältigungsverhalten in schweren<br />

Lebenskrisen eine Ressource für Personal Growth?<br />

Esther Fehlberg, Caroline Fix, Kristina Hees & Dirk Lehr<br />

Philipps-Universität Marburg<br />

dirk.lehr@med.uni-marburg.de<br />

Fragestellung: Mit zeitlichem Abstand zum Eintritt von schweren Lebenskrisen<br />

entdecken manche Betroffene positive Aspekte der Krise. Nach Maercker und<br />

Langner (2001) kann sich Personal Growth (PG) in fünf Bereichen zeigen: vertiefte<br />

Beziehung zu anderen, Entdeckung neuer Lebensmöglichkeiten, Gewinn<br />

an persönlicher Stärke, Wertschätzung des Lebens sowie religiöse Veränderungen.<br />

Ziel der Untersuchung war es, die Bedeutung von religiösem Bewältigungsverhalten<br />

in Lebenskrisen hinsichtlich des Personal Growth zu<br />

prüfen.<br />

Methode: Stichproben: N = 306 Personen, die einem Life-Event ausgesetzt<br />

waren; N = 73 chronisch somatisch erkrankte Personen. Instrumente:<br />

Inventar <strong>zur</strong> „Posttraumatischen Persönlichen Reifung“ sowie eine von den<br />

Autoren entwickelte deutsche Adaptation des RCOPE (Pargament et al., 1998,<br />

2000). Der RCOPE erlaubt eine multidimensionale Diagnostik von Religious<br />

Coping. Dabei sollen funktionale und dysfunktionale Aspekte von religiösem<br />

Bewältigungsverhalten erfasst werden.<br />

Ergebnisse: Faktorenanalytisch zeigte sich der RCOPE im interkulturellen<br />

Vergleich weitgehend stabil. Die 7 RCOPE-Skalen (z. B. aktives Vertrauen in<br />

Gott, Unzufriedenheit mit Gott, Suche nach sozial-spiritueller Unterstützung<br />

sowie zwei Querschnittsskalen positive / negative religiöse Bewältigung)<br />

zeigten zufriedenstellende bis sehr gute Reliabilitäten (Alpha = .71- .95). Fast<br />

alle RCOPE-Skalen wiesen substanzielle, positive Zusammenhänge mit den<br />

fünf Dimensionen des PG nach Life-Event auf (mittleres r = .28). Die multiplen<br />

Korrelationen lagen zwischen R = .15 für „vertiefte Beziehungen“ und R = .54<br />

für „religiöse Veränderungen“.<br />

In Bezug auf chronisch erkrankte Personen waren die Assoziationen zu<br />

den Facetten des PG durchschnittlich stärker ausgeprägt (mittleres r = .41). In<br />

beiden Studien wurden für positives Coping mittlere bis hohe Assoziationen mit<br />

Personal Growth beobachtet (.32


Erste Ergebnisse <strong>zur</strong> Integration gesundheitspsychologischer<br />

Paradigmen in das adaptierte „Gruppentraining<br />

gesundheitsförderlicher Selbstsicherheit“<br />

Ina Fietz-Schwarzrock, Ilona Seifer, Elke Hackmann & Norbert<br />

Krischke<br />

Carl von Ossietzky Universität Oldenburg<br />

ina@iiiiiii.org<br />

Fragestellung: Wie wirkt sich das adaptierte „Gruppentraining gesundheitsförderlicher<br />

Selbstsicherheit“ (GGS) von Fietz-Schwarzrock und Seifer<br />

(unveröff.), welches aus der Integration des kognitiv-verhaltenstherapeutischen<br />

„Gruppentrainings sozialer Kompetenzen“ (GSK) von Hinsch und Pfingsten<br />

(2002) und dem sozial-kognitiven „Health Action Process Approach“ (HAPA)<br />

von Schwarzer (2004) entstanden ist, in Bezug auf die Umsetzung und Aufrechterhaltung<br />

selbstsicherer Verhaltensweisen im Alltag aus?<br />

Methode: Das GGS wurde als Studie mit einem Messwiederholungsdesign<br />

(Beginn des Trainings, Ende und 3-Monats-Katamnese) in vier Durchgängen<br />

(N = 31) im Rahmen der Hochschulambulanz für Lehre und Forschung<br />

der Universität Oldenburg durchgeführt. Neben einer Einführungsveranstaltung<br />

umfasst das GGS acht weitere Sitzungen und ein Aufrechterhaltungstreffen.<br />

Elemente der Modifikation sind eine vertiefte Psychoedukation mit entsprechenden<br />

Übungen für die Bereiche <strong>Gesundheitspsychologie</strong>, Ressourcen,<br />

Entspannung, Angst, Selbstverbalisation und Rückfallprophylaxe.<br />

Ergebnisse: Die bisher erhobenen klinisch und gesundheitspsychologisch<br />

relevanten Daten für selbstsicheres Verhalten sprechen in der Tendenz für eine<br />

gesteigerte Selbstwirksamkeitserwartung (SWE), welche eine zentrale<br />

Komponente des HAPA-Modells darstellt. Die SWE ist eine grundlegende<br />

Ressource <strong>zur</strong> Erhöhung des subjektiven Wohlbefindens. Gezeigt wird, dass<br />

eine hohe SWE darüber hinaus die Voraussetzung für eine klare Zielsetzung,<br />

Planung und Umsetzung selbstsicheren und somit gesundheitsförderlichen<br />

Verhaltens ist. Dargestellt wird weiterhin, welchen Einfluss eine umfassende<br />

Psychoedukation und Rückfallprophylaxe für die dauerhafte Aufrechterhaltung<br />

der neuen Verhaltensweisen hat. Ausblickend soll durch weitere Daten belegt<br />

werden, welchen Stellenwert das Aufrechterhaltungstreffen für die Festigung<br />

der erlernten Selbstsicherheit hat und weiterhin wird diskutiert, inwieweit langfristig<br />

gesehen daraus Gewohnheiten absehbar sind.<br />

Keywords:<br />

<strong>Gesundheitspsychologie</strong>, HAPA, Selbstsicherheitstraining<br />

68


Stressprävention per Internet: Evaluation eines Online-<br />

Trainings für Jugendliche<br />

Mirko Fridrici & Arnold Lohaus<br />

Universität Bielefeld<br />

mirko.fridrici@uni-bielefeld.de<br />

Jugendliche sind eine besonders anspruchsvolle Zielgruppe, wenn es um die<br />

Implementierung präventiver Trainingsprogramme geht: Der Bedarf an Maßnahmen<br />

<strong>zur</strong> Förderung des Bewältigungspotenzials im Umgang mit Stress und<br />

Problemen ist in der Adoleszenz zwar groß, doch häufig besteht das Problem,<br />

dass die Jugendlichen selbst nur ein geringes Interesse an entsprechenden<br />

Präventionsprogrammen haben. Der Einsatz des Internets als mittlerweile weit<br />

verbreitetes und immer noch attraktives Medium bietet hier jedoch die Möglichkeit,<br />

gesundheitsrelevante Themen zielgruppengerecht zu vermitteln. Im Vortrag<br />

werden die Ergebnisse einer aktuellen Trainingsstudie berichtet, in der eine<br />

neu entwickelte Online-Variante des Stresspräventionsprogramms „SNAKE –<br />

Stress Nicht Als Katastrophe Erleben“ mit der klassischen Trainingsversion im<br />

Hinblick auf ihre Wirksamkeit sowie ihre Akzeptanz durch die teilnehmenden<br />

Jugendlichen verglichen wurde. 23 Schulklassen der Stufen acht und neun<br />

bildeten die Trainingsstichprobe, während die Schülerinnen und Schüler<br />

weiterer 10 Schulklassen zusätzlich als Kontrollgruppe untersucht wurden. Je<br />

eine Woche vor und nach der Intervention wurden in allen Untersuchungsgruppen<br />

Wissensfragen zu Stress und Stressbewältigung sowie Fragen <strong>zur</strong><br />

wahrgenommenen Stressvulnerabilität, zum Stressbewältigungsverhalten sowie<br />

<strong>zur</strong> Stresssymptomatik gestellt. Eine Follow-Up-Erhebung fand zwei Monate<br />

nach Trainingsende statt. Die Trainingsgruppen wurden darüber hinaus <strong>zur</strong><br />

Bewertung der jeweiligen Programmform befragt.<br />

Keywords:<br />

Stressprävention, Jugendliche, Internet<br />

69


Anforderungsbewältigung im aktuellen gesellschaftlichen<br />

Wandlungsprozess – eine gesundheitspsychologische<br />

multizentrische Studie<br />

Angelika Gärtner, Harry Schröder & Konrad Reschke<br />

Universität Leipzig, Institut für Psychologie II<br />

gaerta@web.de<br />

Aktuelle gesellschaftliche Veränderungen in den modernen Industrieländern<br />

haben substanzielle Auswirkungen auf alle Lebensbereiche von Menschen,<br />

damit auch auf ihren Belastetheitsgrad und ihren Gesundheitsstatus. In einem<br />

deutsch-polnischen Kooperationsprojekt zwischen der Universität Leipzig und<br />

der Adam Mickiewicz Universität Poznan wurde auf Basis eines Anforderungs-<br />

Bewältigungs-Paradigmas eine gesundheitspsychologische Untersuchung <strong>zur</strong><br />

Analyse von Anforderungen, selbstregulatorischen Basiskompetenzen sowie<br />

Lebensqualitätsmerkmalen im Kontext makrosozialer Umbrüche durchgeführt.<br />

Schwerpunkt der empirischen Datenerfassung bildete eine binationale<br />

Fragebogenerhebung, in deren Ergebnis ein Datenpool von insgesamt 1555<br />

Respondenten vorliegt. Gemäß dem Triangulationsansatz wurden ergänzend<br />

Einzelinterviews durchgeführt. Mittels deskriptiver, inferenzstatistischer und<br />

multivariater Prozeduren erfolgten vergleichende Analysen unterschiedlicher<br />

Personengruppen, wobei ein Fokus auf der Gegenüberstellung der Nationalitäten<br />

lag.<br />

Polnische Befragte berichten mehr beruflichen Handlungsdruck, zugleich<br />

aber auch größere Handlungsspielräume und berufsbezogene Ressourcen als<br />

deutsche Studienteilnehmer. Deutsche Probanden sind lebenszufriedener und<br />

etwas weniger stressbelastet. Anforderungscharakteristika können unter den<br />

Dimensionen Kontrollierbarkeit und Anforderungsintensität subsumiert werden;<br />

die Separierung personenbezogener Anforderungstypen ist möglich. Erlebte<br />

Kontrolle stellt sich als entscheidend für ein hohes Maß an Lebensqualität und<br />

einen geringen Belastetheitsstatus heraus. Sense of Coherence, Seelische<br />

Gesundheit, Selbstwertgefühl, Allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung sowie<br />

Proactive Coping stellen sich als bedeutsamste Mediatoren für Prozesse der<br />

Anforderungsbewältigung dar. Durch Strukturmodellierung konnten die erhaltenen<br />

Befunde in ihren Hauptaussagen bestätigt werden.<br />

Keywords:<br />

Makrosoziale Transition, <strong>Gesundheitspsychologie</strong>, Anforderungs-Bewältigungs-Paradigma<br />

70


Lebensstilintegrierte sportliche Aktivität – Wirkungsanalyse<br />

der theoriegeleiteten Intervention MoVo-LISA in<br />

der orthopädischen Rehabilitation<br />

Wiebke Göhner, Caroline Mahler, Harald Seelig & Reinhard Fuchs<br />

Universität Freiburg, Institut für Sport und Sportwissenschaft<br />

wiebke.goehner@sport.uni-freiburg.de<br />

Patienten in der stationären Rehabilitation sind meist hoch motiviert, die<br />

während der Reha-Maßnahme praktizierte körperliche Aktivität in ihren Lebensstil<br />

zu integrieren. Wie Fuchs (2006) im MoVo-Modell beschreibt, scheint jedoch<br />

die Aufrechterhaltung von regelmäßiger körperlicher Aktivität an mangelnden<br />

volitionalen Kompetenzen der Patienten zu scheitern. Die theoriegeleitete Intervention<br />

MoVo-LISA hat zum Ziel, Patienten für die Zeit nach der Rehabilitation<br />

so vorzubereiten, dass es ihnen gelingt, regelmäßige körperliche Aktivität<br />

dauerhaft in ihren Alltag zu integrieren. Zusätzlich zum Standard-<br />

Rehaprogramm wurden in drei Gruppensitzungen während des stationären<br />

Aufenthalts volitionale Kompetenzen <strong>zur</strong> Spezifizierung aktivitätsrelevanter<br />

Pläne und <strong>zur</strong> Identifizierung und Überwindung potenzieller Barrieren vermittelt.<br />

Fortgeführt wurden diese Maßnahmen in der Zeit nach der Rehabilitation durch<br />

die Anfertigung eines Aktivitätsprotokolls, die Zusendung von Remindern und<br />

einen kurzen telefonischen Kontakt.<br />

Die Wirkung der Intervention wurde im Rahmen einer längsschnittlichen<br />

Kontrollgruppenstudie mit drei Messzeitpunkten überprüft. Hierzu wurden<br />

Fragebogendaten zwei Wochen vor (t1) und am Ende (t2) des Klinikaufenthaltes<br />

sowie drei und sechs Monate (t3; t4) nach der Entlassung erhoben.<br />

Die Daten der Interventionsgruppe (n = 154) wurden mit denen einer Kontrollgruppe<br />

(n = 330), die ein Standard-Rehaprogramm durchlief, varianzanalytisch<br />

verglichen.<br />

In den Ergebnissen zeigen sich sowohl für das Kriterium Sport- und Bewegungsverhalten<br />

wie auch bei den psychologischen Moderatoren /Mediatoren<br />

Selbstwirksamkeit, Konsequenzerwartungen, Intentionsstärke und Planungstiefe<br />

signifikante Interaktionseffekte (Gruppe x MZP). Die Unterschiede deuten<br />

darauf hin, dass Teilnehmer der MoVo-LISA Intervention im Hinblick auf die<br />

beschriebenen Größen profitierten und es ihnen eher als bei einem reinen<br />

Standard-Rehaprogramm gelingt, körperliche Aktivität in den Alltag zu<br />

integrieren.<br />

Keywords:<br />

Rehabilitation, Motivation, Volition<br />

71


„Wenn im Kopf etwas nicht so richtig ist“ – Wissen,<br />

Konzepte und Einstellungen von Kindern über<br />

psychische Auffälligkeiten am Beispiel der Störung des<br />

Sozialverhaltens<br />

Angela Gosch<br />

Fachhochschule München, Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften<br />

gosch@fhm.edu<br />

Fragestellung: Angesichts steigender Prävalenzzahlen von psychischen Auffälligkeiten<br />

im Kindes- und Jugendalter (vgl. Bella-Studie der Kinder- und<br />

Jugendgesundheitsstudie des RKI, Ravens-Sieberer et al., 2006), sind zunehmend<br />

auch Kinder und Jugendliche ohne derartige Auffälligkeiten in der<br />

Schule oder in der Freizeit (z. B. Sportverein) mitbetroffen. Welches Wissen<br />

Kinder über psychische Auffälligkeiten und Problemmerkmale, über Wirkungs-<br />

Ursachen-Zusammenhänge, über Behandlungsmaßnahmen haben und über<br />

welche Einstellungen sie verfügen soll am Beispiel der Störung des Sozialverhaltens<br />

in der vorliegenden Studie untersucht werden.<br />

Methode: Zunächst wurden mittels qualitativer Interviews bei 13 Kindern<br />

und Jugendlichen unterschiedlicher Altersstufen ihr Wissen, ihre Konzepte und<br />

ihre Einstellungen über psychische Störungen erfasst. Daran anschließend<br />

wurden in einer weiteren Studie Viert- und Sechs-Klässlern eine Fallvignette<br />

über die Störung des Sozialverhaltens präsentiert und sie beantworteten<br />

Fragen zu ihrer Einstellung, ihrem Wissen über psychische Störungen,<br />

Problemmerkmale, Wirkungs-Ursachen-Zusammenhänge, Behandlungsmaßnahmen<br />

sowie über eigene Verhaltensweisen. Zusätzlich wurde den Kindern<br />

der Fragebogen zu Stärken und Schwächen (SDQ, Goodman, 1997) vorgelegt,<br />

um psychische Auffälligkeiten zu erfassen. Weiterhin wurden Determinanten<br />

wie Geschlecht, Alter, Migrationsstatus und familiärer Wohlstand (FAS, Currie<br />

et al., 2004) in die Untersuchung einbezogen.<br />

Ergebnisse: Die Ergebnisse der Studien werden vorgestellt und die Einflüsse<br />

von psychischen Störungen sowie der o.g. Determinanten auf das kindliche<br />

Wissen, ihre Konzepte und Einstellungen diskutiert. Des Weiteren stellt<br />

sich die Frage, wie zukünftig Informations- und Aufklärungsmaterial gestaltet<br />

und derartige Informationsprojekte in Schulen implementiert werden können.<br />

Literatur:<br />

Currie, C. et al. (2004). Health Behaviour in School-aged Children (HBSC) study: International<br />

report from the 2001/2002 survey. Copenhagen: WHO Regional Office for Europe, 2004.<br />

Goodman, R. (1997). The Strengths and Difficulties Questionnaire: A research note. Journal of<br />

Child Psychology and Psychiatry and Allied Disciplines, 38, 581-586.<br />

Ravens-Sieberer, U., Wille, N., Bettge, S. & Erhart, M. (2006). Modul Psychische Gesundheit<br />

(Bella Studie). [http://www.kiggs.de/experten/ erste_ergebnisse/symposium/index.html].<br />

Keywords:<br />

kindliche Konzepte, psychische Störungen<br />

72


Förderung des Mundgesundheitsverhaltens in der<br />

zahnärztlichen Praxis – werden Auswirkungen auf<br />

psychologische Mediatoren des Gesundheitsverhaltens<br />

erzielt?<br />

Nicole Granrath, Simona Mitter & Renate Deinzer<br />

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Medizinische Psychologie<br />

nicole.granrath@uni-duesseldorf.de<br />

Fragestellung: Maßnahmen <strong>zur</strong> Förderung der Mundgesundheit erfolgen in der<br />

Regel durch zahnmedizinisches Fachpersonal (ZMF) in der Zahnarztpraxis. Die<br />

vorliegende Studie untersucht, ob es diesen Maßnahmen gelingt, psychologische<br />

Mediatoren des Gesundheitsverhaltens zu erreichen. Eine weitere<br />

Fragestellung befasst sich mit der Akzeptanz psychologischer Interventionstechniken<br />

im Rahmen von Prophylaxesitzungen.<br />

Methode: Die untersuchte Stichprobe besteht aus 33 Probanden. Diese<br />

wurden in 5 Zahnarztpraxen rekrutiert. Die randomisierte Zuordnung der Probanden<br />

zu einer Kontroll- und einer Untersuchungsgruppe erfolgte für jede<br />

Praxis gesondert. Nach 7 Tagen wurden das mundgesundheitsspezifische<br />

Wissen, die Selbstwirksamkeitserwartungen, die wahrgenommenen Vor- und<br />

Nachteile und die Stufe der Verhaltensänderung (Transtheoretisches Modell)<br />

bezüglich der Durchführung von Approximalhygiene erfasst. 20 Patienten erklärten<br />

sich nach der Intervention <strong>zur</strong> Teilnahme an einem qualitativen Interview<br />

bereit.<br />

Ergebnisse: Bezüglich der Durchführung von Approximalhygiene nahmen<br />

die Probanden der Untersuchungsgruppe, im Gegensatz zu den Kontrollen,<br />

mehr Vorteile (p = 0.001; d = 2.39) und weniger Nachteile (p = 0.04; d = 1.84)<br />

wahr, schätzten sich selbstwirksamer ein (p = 0.01; d = 1,.6) und befanden sich<br />

in höheren Stufen der Verhaltensänderung (p = 0.04). Dagegen verfügten sie<br />

über keinen höheren Wissensstand (p = 0.17; d = 0.31).<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass Maßnahmen <strong>zur</strong> Förderung des Mundgesundheitsverhaltens<br />

Mediatoren des (Mund-) Gesundheitsverhaltens beeinflussen;<br />

bezüglich der Wissensvermittlung zeigten sich jedoch auch Defizite.<br />

Die Ergebnisse der qualitativen Interviews ergaben, dass viele psychologische<br />

Interventionstechniken, wie sie bereits in anderen gesundheitswissenschaftlichen<br />

Kontexten identifiziert wurden, bei den hier befragten Probanden<br />

akzeptiert würden und als effektiv eingeschätzt wurden, um weitere Interventionserfolge<br />

zu erzielen.<br />

Keywords:<br />

Mediatoren, Mundgesundheit<br />

73


Gesundheitsförderung an Schulen in Ostwürttemberg<br />

Cornelia Groß, Stefanie Meier, Heike Eschenbeck, Tobias Haas &<br />

Carl-Walter Kohlmann<br />

<strong>Pädagogische</strong> <strong>Hochschule</strong> Schwäbisch Gmünd<br />

cornelia.gross@ph-gmuend.de<br />

Nicht zuletzt durch die Teilnahme am Europäischen Netzwerk Gesundheitsfördernder<br />

Schulen der WHO (1993) hat die Gesundheitsförderung an<br />

deutschen Schulen in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Durch den<br />

aktuellen Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KIGGS; Kurth, 2006) des<br />

Robert-Koch-Instituts wird deutlich, dass gesundheitliche Probleme (z. B. Übergewicht<br />

und Adipositas) bei Kindern und Jugendlichen weit verbreitet sind. Als<br />

Ansatzpunkt für Präventionsprogramme und Informationsvermittlung zu<br />

gesundheitsrelevanten Themen ist das Setting Schule prädestiniert, da über die<br />

Schule ganze Alterskohorten einer Region erreicht werden können. Um zu erfassen,<br />

in welchem Ausmaß und zu welchen Themen gesundheitsfördernde<br />

Maßnahmen an Schulen der Region Ostwürttemberg durchgeführt werden,<br />

wurde im Rahmen des Forschungsprojekts Vernetzte Gesundheitsförderung in<br />

der Schule (VEGIS) eine Befragung der Schulen durchgeführt.<br />

Mithilfe eines strukturierten Fragebogens wurden 215 Allgemeinbildende<br />

Schulen zu bereits durchgeführten und unmittelbar geplanten Projekten im Bereich<br />

Prävention und Gesundheitsförderung befragt. Weiterhin wurden<br />

Themenwünsche für Fort- und Weiterbildungsprogramme im Bereich Gesundheitsförderung<br />

erfasst.<br />

Der Auswertung liegen die beantworteten Fragebögen von 50 % der angeschriebenen<br />

Schulen zugrunde. Sowohl durchgeführte als auch geplante<br />

Projekte sind überwiegend in den Bereichen Ernährung, Bewegung sowie Gewalt-<br />

und Suchtprävention angesiedelt. Diese Verteilung zeigt sich auch in der<br />

Nachfrage für Fort- und Weiterbildungsthemen. Neben Veranstaltungen zum<br />

Thema Ernährung und Bewegung wurden hier auch Informationen über Essstörungen<br />

und Adipositas gewünscht. Im vorliegenden Beitrag soll gezielt auf<br />

die Gesundheitsprofile in Abhängigkeit von Schultypen eingegangen werden.<br />

Literatur:<br />

Kurth, B.-M. (2006). Symposium <strong>zur</strong> Studie <strong>zur</strong> Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in<br />

Deutschland. Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz, 49,<br />

1050-1058.<br />

Keywords:<br />

Prävention, Gesundheitsförderung, Schule<br />

74


Gesundheitspsychologische Paradigmen <strong>zur</strong> Effektivitätssteigerung<br />

eines kognitiv-verhaltenstherapeutischen<br />

Gruppentrainings sozialer Kompetenzen<br />

Elke Hackmann, Ina Fietz-Schwarzrock, Ilona Seifer & Norbert R.<br />

Krischke<br />

Carl von Ossietzky Universität Oldenburg<br />

elke.hackmann@gmx.de<br />

Fragestellung: Kann das Gruppentraining sozialer Kompetenzen (GSK) von<br />

Hinsch und Pfingsten (2002) durch die Anwendung des sozial-kognitiven<br />

Prozessmodells gesundheitlichen Handelns (HAPA) von Schwarzer (2004) in<br />

seiner Effektivität bezüglich der Verhaltensmodifikation der Teilnehmer verbessert<br />

werden? Welche Aspekte des HAPA sind bereits im GSK enthalten,<br />

welche sollten in einer Weiterentwicklung des Trainings integriert werden?<br />

Methode: Das GSK wurde im Rahmen der Hochschulambulanz für Lehre<br />

und Forschung in der Universität Oldenburg durchgeführt. Nach 3 Monaten<br />

erfolgte eine Nachbefragung anhand eines Interviewleitfadens. Erfasst wurden<br />

die Ausprägungen der HAPA-Komponenten bezogen auf die 3 Situationstypen<br />

des GSK, die Entspannungsübung und Selbstverbalisation. Weitere Fragen<br />

betrafen den Umsetzungserfolg und die Rückfallprophylaxe. Die Auswertung<br />

erfolgte nach Mayring (2003).<br />

Ergebnisse: Dargestellt werden die Ergebnisse <strong>zur</strong> Ausprägung der<br />

einzelnen HAPA-Komponenten. Bei sozialen Ängsten sollte zwischen zwei<br />

Formen der Risikowahrnehmung unterschieden werden. Die Vpn sehen z. B.<br />

mangelnde Selbstsicherheit als Risiko für ihre Gesundheit an. Andererseits<br />

fürchten sie auch die Konsequenzen, die das neu gezeigte sozial kompetente<br />

Verhalten hervorruft, wie z. B. das Entstehen von Konflikten durch neue Rollenverteilungen.<br />

Weiterhin wurden mehrere während der Handlung aufgetretene<br />

Barrieren kategorisiert, wie die unerwünschte Reaktion des Partners oder Angst<br />

vor Ablehnung. Die Auswertung der Fragen <strong>zur</strong> volitionalen Phase ergab u. a.,<br />

dass nur 2/3 der Vpn Ausführungsintentionen und nur eine Vp einen<br />

detaillierten Wenn-dann-Plan ausbildeten. Alle Vpn hätten sich eine Rückfallprophylaxe<br />

gewünscht. Eine Weiterentwicklung des GSK, durch die Stärkung<br />

der motivationalen HAPA-Komponenten, sowie die Unterstützung bei der Zielbildung,<br />

Initiative und Aufrechterhaltung des sozial kompetenten Verhaltens<br />

sollte den Umsetzungserfolg in zukünftigen Trainings verbessern.<br />

Keywords:<br />

<strong>Gesundheitspsychologie</strong>, GSK, Risikowahrnehmung<br />

75


Impliziter Assoziationstest und Alkoholkonzept bei<br />

Kindern<br />

Uwe Heim-Dreger, Heike Eschenbeck & Carl-Walter Kohlmann<br />

<strong>Pädagogische</strong> <strong>Hochschule</strong> Schwäbisch Gmünd<br />

uwe.heim-dreger@ph-gmuend.de<br />

Ein wichtiger Beitrag in der sozialkognitiven Forschung der letzten Dekade war<br />

die Entwicklung von Verfahren <strong>zur</strong> Untersuchung impliziter Einstellungen,<br />

Stereotype und Selbstkonzepte. Eines dieser Verfahren, der implizite<br />

Assoziationstest (IAT, Greenwald, McGhee & Schwartz, 1998) wurde angepasst,<br />

um das Alkoholkonzept von Grundschulkindern (Klasse 2 und 4,<br />

N = 67) zu untersuchen. Der IAT basiert auf einer doppelten Diskriminationsaufgabe.<br />

Beim Alkohol-IAT müssen die Teilnehmer einzelne Bilder (Erwachsene,<br />

Kinder, alkoholische sowie nichtalkoholische Getränke) einer von<br />

zwei gepaarten Zielkategorien zuordnen. Diese sind einmal kompatibel zum<br />

jeweiligen Konzept (Erwachsene + Alkohol vs. Kinder + Nichtalkohol), in einer<br />

zweiten Experimentalbedingung inkompatibel (Erwachsene + Nichtalkohol vs.<br />

Kinder + Alkohol). Unterschiede in den Reaktionszeiten bei unterschiedlichen<br />

Bedingungen werden als Indikatoren der relativen Verbindung zwischen den<br />

Konzepten interpretiert.<br />

Berichtet werden Zusammenhänge mit in Interviews explizit erfassten Einstellungen<br />

der Kinder zum Alkoholkonsum anderer und zu wahrgenommenen<br />

Normen des Alkoholkonsums sowie kritische Punkte beim Einsatz des IAT bei<br />

Kindern dieser Altersstufe.<br />

Keywords:<br />

IAT, Alkohol, Kinder<br />

76


Wer erhält mehr? Wer gibt mehr? Soziale Unterstützung<br />

in Partnerschaften<br />

Annett Heinicke, Manja Vollmann & Katja Antoniw<br />

Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald<br />

annett_heinicke@yahoo.de<br />

Fragestellung: Soziale Unterstützung in Partnerschaften gilt als ein wichtiger<br />

Prädiktor sowohl für die psychische als auch für die physische Gesundheit.<br />

Obgleich in verschiedenen Studien Geschlechtsunterschiede in Bezug auf die<br />

gesundheitsförderliche Wirkung sozialer Unterstützung gefunden wurden, sind<br />

Geschlechtsunterschiede in Bezug auf Unterstützungsprozesse in Partnerschaften<br />

weniger erforscht. Deshalb war das Ziel der vorliegenden Studie,<br />

Geschlechtsunterschiede hinsichtlich erhaltener und gegebener Unterstützung<br />

sowie hinsichtlich der Reziprozität der Unterstützungsleistungen und der<br />

Übereinstimmung in den Einschätzungen zwischen den Partnern zu untersuchen.<br />

Methode: An der Studie nahmen 111 Paare (N = 222) teil. Per Fragebogen<br />

wurde die innerhalb der letzten 6 Monate vom Partner erhaltene sowie<br />

die dem Partner gegebene emotionale, instrumentelle und informationelle<br />

Unterstützung erfasst.<br />

Ergebnisse: Insgesamt berichteten Frauen im Vergleich zu Männern ihren<br />

Partnern mehr emotionale Unterstützung zu geben, während Männer im Vergleich<br />

zu Frauen angaben, ihren Partnerinnen mehr instrumentelle Unterstützung<br />

zu geben. Weiterhin berichteten die Frauen im Vergleich zu den<br />

Männern, mehr emotionale und mehr instrumentelle Unterstützung von ihren<br />

Partnern zu erhalten. In Bezug auf die Reziprozität zeigte sich insbesondere für<br />

die instrumentelle Unterstützung, dass Frauen weniger und Männer mehr<br />

Unterstützung gegeben haben als sie selbst erhielten. In Bezug auf die<br />

Übereinstimmung der Einschätzungen zwischen den Partnern ergaben sich<br />

Diskrepanzen für die emotionale Unterstützung derart, dass Frauen angaben<br />

mehr Unterstützung zu erhalten, als deren Partner berichteten zu geben und<br />

dass Männer angaben weniger Unterstützung zu erhalten als deren<br />

Partnerinnen berichteten zu geben.<br />

Literatur:<br />

Barbee, A. P. et al. (1993). Effects of gender role expectations on the social support process.<br />

Journal of Social Issues, 49, 175-190.<br />

Keywords:<br />

soziale Unterstützung, Reziprozität, Geschlechtsunterschiede<br />

77


Stufen der Veränderung und Langzeiteffekte eines<br />

stationären kognitiv-verhaltenstherapeutischen<br />

Programms bei Angsterkrankungen<br />

Petra Ivert 1 , Madlen Kraft 1 & Edgar Geissner 2<br />

1 Medizinisch-Psychosomatische Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee<br />

2 Medizinisch-Psychosomatische Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee und<br />

Department Psychologie der Universität München<br />

PIvert@schoen-kliniken.de<br />

Patienten, die an einer Angsterkrankung leiden, werden im allgemeinen in<br />

unterschiedlichen motivationalen Zuständen vorgefunden, z. B. Vermeidung<br />

des Problems, oder aber Anerkennen des Problems und Handlungsinitiierung<br />

oder gar bereits Ausdauer beim Einüben neuer angstinkompatibler Verhaltensweisen.<br />

Klinische Eindrücke demonstrieren immer wieder, dass das rein<br />

mechanische Durchlaufen (wenig persönliche Einlassung und Anstrengung)<br />

eines Therapieprogramms bei der Reduktion der Angst fehlschlagen kann.<br />

Insofern war es ein Anliegen der Studie, diese Beobachtungen systematischer<br />

zu analysieren und sie durch Daten zu stützen.<br />

Die Studie umfasste 130 Patienten, die an einer behandlungsbedürftigen<br />

Angstproblematik litten (t 0 bis t 3: Anmeldung, Aufnahme, Entlassung und 6-<br />

Montas-FU). Die Angst wurde mit anerkannten klinischen Verfahren gemessen<br />

(BAI, ACQ, MI, BSQ, SCL). Die Motivationsfaktoren wurden mit einem auf die<br />

Angstproblematik zugeschnittenen Fragebogen gemessen, (adaptiert aus dem<br />

Schmerzbereich; Maurischat) dessen theoretischer Rahmen das Prochaska-<br />

DiClemente- Modell ist. Die Behandlung bestand aus Einzel- und Gruppentherapie,<br />

gezielten kognitiven und Expositionselementen sowie intensiven<br />

Einzelübungen.<br />

Die Daten belegen überzeugend die Wirksamkeit und Funktionsfähigkeit<br />

des Programms. Körpersymptome und Mobilitätseinschränkungen konnten<br />

massiv verbessert werden, die Angstkognitionen veränderten sich ebenfalls<br />

signifikant in erwünschter Richtung. Erwartungsgemäß spielten auch die<br />

Motivationsfaktoren eine wichtige Rolle. Hoch motivierte Patienten unterschieden<br />

sich deutlich von gering Motivierten. Sie vermieden weniger, gingen<br />

das Problem aktiver an und behielten ihre Expositionsübungen ausdauernder<br />

bei, wodurch sich deren Angst deutlicher verbesserte. Als besonders wichtig<br />

erwiesen sich die Motivationsfacetten „Ausdauer“ und „Erfolgserhaltung“.<br />

Erfolgreiche Angstbehandlung könnte daher noch weiter verbessert<br />

werden, wenn auf die angstbezogenen Motivationsfacetten gezielt eingegangen<br />

würde. Besonderes Augenmerk muss auf diejenigen Patienten gerichtet<br />

werden, die einen vermeidenden, misserfolgsorientierten Bewältigungsstil<br />

pflegen, leicht aufgeben oder sekundäre Vorteile wegen der Angst haben.<br />

Keywords:<br />

Stufen-der-Veränderung, Therapiemotivation, Angstbehandlung<br />

78


Stressbelastung und Stressbewältigung in der<br />

stationären Altenpflege<br />

Brigitte Jenull-Schiefer & Eva Brunner<br />

Alpen Adria Universität Klagenfurt / Institut für Psychologie<br />

brigitte.jenull-schiefer@uni-klu.ac.at<br />

Wir leben in einer alternden Gesellschaft. Prognosen sprechen von einer Verdreifachung<br />

der sehr alten, über 85-jährigen Menschen bis zum Jahr 2050<br />

(Statistik Austria, 2003). Mit zunehmender Langlebigkeit erhöht sich die Anfälligkeit<br />

für körperliche und psychische Erkrankungen (Land & Yang, 2006) und<br />

das Risiko, hilfs- und pflegebedürftig zu werden, steigt. Pflegeheime übernehmen<br />

immer häufiger die Versorgung, werden aber aufgrund finanzieller und<br />

personeller Engpässe der Aufgabe, würdiges und aktives Altern zu ermöglichen,<br />

nicht immer gerecht. Das Projekt „Geri-Aktiv“ untersucht Stressoren und<br />

Ressourcen in der stationären Altenpflege. Die in zwei Bundesländern Österreichs<br />

(Wien, Kärnten) durchgeführte Fragebogenstudie (N = 1134) bestätigt<br />

bisherige Ergebnisse, dass hoher Zeitdruck und mangelnde Anerkennung die<br />

führenden Stressoren darstellen. Als wesentliche Strategien im Umgang mit<br />

Belastungen werden Sport und die soziale Unterstützung durch Familie und<br />

Freunde genannt. In Erweiterung und <strong>zur</strong> Absicherung dieser quantitativen Ergebnisse<br />

werden in einer laufenden Studie qualitative Interviews mit Pflegeheimmitarbeiterinnen<br />

(N = 25) durchgeführt und inhaltsanalytisch ausgewertet.<br />

Die Studienteilnehmerinnen berichten kritische Bewältigungsstrategien wie<br />

Rauchen, übermäßige Nahrungsaufnahme und erhöhten Medikamentenkonsum,<br />

darüber hinaus werden institutionelle Vorgaben, Zeitdruck und daraus<br />

resultierende strukturelle Gewalt thematisiert. In Anbetracht der demografischen<br />

Herausforderung und einem steigenden Bedarf an qualifizierten Pflegepersonen<br />

sollten dringend Maßnahmen für eine gezielte Gesundheitsförderung im Setting<br />

Pflegeheim geplant und umgesetzt werden.<br />

Literatur:<br />

Land, K. & Yang, Y. (2006). Morbidity, disability, and mortality. In R. Binstock & L. George, L.<br />

(Eds.), Handbook of Aging and the Social Sciences (pp. 51 -58). Amsterdam,<br />

Netherlands: Elsevier.<br />

Statistik Austria (Hrsg.). (2003). Bevölkerung Österreichs im 21. Jahrhundert. Wien: Statistik<br />

Austria.<br />

Keywords:<br />

Stress, Bewältigungsstrategien, Pflegeheime<br />

79


Erste Ergebnisse eines Gruppenprogramms <strong>zur</strong><br />

Förderung von Ressourcen für Angehörige von<br />

Demenzkranken<br />

Tanja Kalytta & Gabriele Wilz<br />

Technische Universität Berlin<br />

kalytta@gp.tu-berlin.de<br />

Fragestellung: In der vorliegenden Studie wurde die Wirksamkeit eines kognitivbehavioralen<br />

Gruppenprogramms zum Abbau von Belastungen und <strong>zur</strong><br />

Förderung von Ressourcen bei pflegenden Angehörigen von Demenzpatienten<br />

in einem kontrollierten Längsschnitt-Design mit 3 Messzeitpunkten analysiert.<br />

Methode: Insgesamt wurden 68 Angehörige der Interventionsgruppe und<br />

41 Angehörige der Kontrollgruppe untersucht. Als Messinstrumente kamen<br />

Selbstratingskalen zu depressiven Symptomen (BDI, HADS-D), körperlichen<br />

Beschwerden (GBB-24) und gesundheitsbezogener Lebensqualität (SF-12)<br />

zum Einsatz. Zusätzlich wurden Belastungen und Ressourcen, wie Aspekte der<br />

Pflege und die soziale Unterstützung (F-SozU), sowie die subjektiv erlebte Zufriedenheit<br />

mit dem Programm erhoben. Berichtet werden erste Ergebnisse des<br />

Prä/Post-Vergleichs.<br />

Ergebnisse: Der Nutzen des Gruppenprogramms und die Zufriedenheit<br />

wurden als sehr hoch eingeschätzt. Die depressive Symptomatik nahm im zeitlichen<br />

Verlauf bei den pflegenden Töchtern ab. Die Befunde weisen auf mögliche<br />

Unterschiede im Belastungserleben und der Nutzung von Ressourcen<br />

zwischen betreuenden Töchtern und Ehefrauen von Demenzkranken hin. In der<br />

Durchführung eines Gruppenprogramms <strong>zur</strong> Ressourcenförderung sollte ein<br />

besonderes Augenmerk auf die Homogenität der Teilnehmer/innen gesetzt<br />

werden.<br />

Keywords:<br />

Gruppenprogramm, Angehörige, Ressourcen<br />

80


Konzepte von psychischer Gesundheit und Zugang <strong>zur</strong><br />

öffentlichen Versorgung aus der Sicht von Kindern,<br />

Jugendlichen und ihren Familien – Die AMHC-Studie<br />

(Access to Mental Health Care in Children)<br />

Christoph Käppler 1 , Marta Gonçalves 1 , Daria Gianella 2 , Sabine<br />

Zehnder 3 , Aristide Peng 3 & Meichun Mohler-Kuo 3<br />

1<br />

<strong>Pädagogische</strong> <strong>Hochschule</strong> Ludwigsburg, Fakultät für Sonderpädagogik<br />

Reutlingen<br />

2<br />

Universität Fribourg, Schweiz<br />

3<br />

Universität Zürich, Schweiz<br />

kaeppler@ph-ludwigsburg.de<br />

Fragestellung: Insgesamt 20 % der Kinder und Jugendlichen in industrialisierten<br />

Ländern leiden unter psychischen Belastungen. Bei mindestens einem Viertel<br />

dieser Kinder und Jugendlichen ist der Bedarf für professionelle Hilfe gegeben.<br />

Dennoch gelangt nur ein sehr kleiner Anteil dieser behandlungsbedürftigen<br />

Kinder und Jugend¬lichen tatsächlich in eine fachkundige Beratung oder Behandlung.<br />

Die vorliegende AMHC-Studie im Rahmen eines nationalen<br />

Forschungsprogramms in der Schweiz hat zum Ziel, ein vertiefteres Verständnis<br />

von Konzepten und Bedürfnissen im Bereich psychischer Gesundheit<br />

(-sversorgung) von Kindern zu erarbeiten, um die Abstimmung zwischen Bedarfs-<br />

und Angebotsseite zu verbessern.<br />

Methode: Das mehrphasige Projekt beinhaltet verschiedene methodische<br />

Zugänge wie eine qualitative Untersuchung (Interviews, Fokusgruppen) sowie<br />

eine quantitative Erhebung (Fragebogen) jeweils in den verschiedenen Sprachregionen<br />

der Schweiz einschließlich des Einbezugs von Migranten.<br />

Ergebnisse: Die Befunde der Studie auf der Basis qualitativer Inhaltsanalysen<br />

von 190 Einzelinterviews mit Kindern, Jugendlichen und Eltern sowie<br />

erster Analysen des Surveys mit insgesamt 1600 Teilnehmern zeigen Übereinstimmungen<br />

und Unterschiede im Wissen und den Konzepten über psychische<br />

Gesundheit und vorhandene Versorgungsangebote, die sich zwischen verschiedenen<br />

Generationen sowie zwischen Einheimischen und Migrantenfamilien<br />

erkennen lassen. Die Befunde weisen darauf hin, dass die Patientenperspektive<br />

auch bei Kindern und Jugendlichen eine wertvolle Informationsquelle<br />

für Maßnahmen <strong>zur</strong> Verbesserung des Zugangs und der Qualität des<br />

Gesundheitssystems darstellt.<br />

Literatur:<br />

Käppler, C. (2006). Psychische Gesundheit und Zugang zu professioneller Hilfe - Was denken<br />

Kinder, Jugendliche und ihre Eltern darüber? In Schweizerischer Nationalfonds,<br />

Themenheft des NFP52 (Hrsg.), Antisoziales Verhalten bei Kindern, psychosoziale<br />

Risiken von Jugendlichen: Was bringt Prävention und Beratung?, 18-21.<br />

Keywords:<br />

public mental health, Gesundheitskonzepte bei Kindern und Jugendlichen<br />

81


Konstruktvalidität eines Fragebogens <strong>zur</strong> Erfassung<br />

der Angstsensitivität<br />

Christoph J. Kemper 1 & Matthias Ziegler 2<br />

1 Psychologisches Institut, Abteilung Persönlichkeitspsychologie und<br />

Diagnostik, Johannes Gutenberg-Universität Mainz<br />

2 Fakultät für Psychologie und Pädagogik, Abteilung Methodenlehre und<br />

Evaluation, Ludwig-Maximilians-Universität München<br />

kemperc@uni-mainz.de<br />

Das Persönlichkeitsmerkmal Angstsensitivität beschreibt die Tendenz einer<br />

Person auf ihre eigenen Symptome der Erregung mit Furcht zu reagieren.<br />

Diese Furcht wurzelt nach Reiss in Überzeugungen, dass Erregungssymptome<br />

schädliche somatische, soziale oder kognitive Konsequenzen haben können<br />

(z. B. Krankheit, Peinlichkeit, Kontrollverlust). Das Merkmal wird als Risikofaktor<br />

für verschiedene Achse-I-Störungen, insbesondere für Angststörungen diskutiert.<br />

Es weist außerdem Zusammenhänge zu Bewältigungsdispostionen und<br />

gesundheitsschädlichen Verhaltensweisen auf.<br />

Ein Fragebogenverfahren <strong>zur</strong> Erfassung des Konstrukts, der Anxiety<br />

Sensitivity Index – Revised wurde ins Deutsche übersetzt. In einer nichtklinischen<br />

Stichprobe (N = 380) wurden exploratorische und konfirmatorische<br />

Faktorenanalysen durchgeführt und konkurrente Validitäten für die gefundenen<br />

Skalen bestimmt.<br />

Es zeigte sich eine hierarchische Struktur mit einem Generalfaktor der<br />

Angstsensitivität und fünf spezifischen Faktoren: (1) Überzeugungen zu schädlichen<br />

Konsequenzen von somatischen Symptomen, (2) Furcht vor öffentlich<br />

sichtbaren Angstsymptomen, (3) Furcht vor respiratorischen Angstsymptomen,<br />

(4) Furcht vor Kontrollverlust, (5) Furcht vor somatischen Empfindungen ohne<br />

explizite Konsequenzen. Trotz der hohen Generalfaktorsättigung liefern die<br />

spezifischen Faktoren inkrementelle Informationen bei der Erklärung von<br />

psychopathologischer Symptomatik. Die interne Konsistenz des Verfahrens ist<br />

befriedigend bis gut. Möglichkeiten für den Einsatz in klinischen und nichtklinischen<br />

Stichproben werden diskutiert.<br />

Literatur:<br />

Reiss, S. (1991). Expectancy model of fear, anxiety, and panic. Clinical Psychology Review, 11,<br />

141-153.<br />

Taylor, S., & Cox, B. J. (1998). An expanded anxiety sensitivity index: evidence for a hierarchic<br />

structure in a clinical sample. Journal of Anxiety Disorders, 12, 463-483.<br />

Keywords:<br />

Angstsensitivität, psychometrische Güte, Fragebogen<br />

82


Stresserleben und pathologisches Glücksspiel<br />

Nina Kirschner, Gerit Loeffler, Ulrike Hesselbarth & Sabine Grüsser<br />

Charité, Berlin<br />

n-kirschner@web.de<br />

Neuere Studien aus der Suchtforschung zeigen, dass Glücksspiel mit stoffgebundenen<br />

Süchten wesentliche Merkmale, insbesondere neurobiologische<br />

Grundlagen gemeinsam hat. In diesem Sinne kann exzessives Glücksspiel als<br />

eine Verhaltenssucht aufgefasst werden. Legt man das Stressverarbeitungsmodell<br />

der Abhängigkeit zugrunde, so dient Glücksspiel der Reduktion von<br />

Stress und Induktion positiver Gefühlszustände im Sinne einer inadäquaten<br />

Stressverarbeitungsstrategie.<br />

Ein Bindeglied zwischen Stresserleben und dem erneuten Spielen stellt<br />

das Verlangen dar, dass sich aus der Antizipation der Stimmungsverbesserung<br />

und der Stressreduktion bildet. Der Einfluss von Stresserleben und Stressverarbeitung<br />

wurde bisher hauptsächlich bei pathologischen Spielern untersucht,<br />

während diese bei Gelegenheitsspielern nur selten untersucht und zwischen<br />

beiden Gruppen verglichen wurde. In der vorliegenden Studie wurden verschiedene<br />

stressbezogene Variablen und Stressverarbeitungsstrategien als<br />

potenzielle Mediatorvariablen pathologischen Glücksspiels an 500 Personen<br />

(sowohl pathologische als auch Gelegenheitsspieler) untersucht. Pathologische<br />

Glücksspieler zeigen erhöhte Ängstlichkeits- und Depressionswerte, sowie<br />

vermehrt körperliche Beschwerden. Außerdem wiesen diese im Vergleich zu<br />

Gelegenheitsspielern vermehrt negative und positive Stressverarbeitungsstrategien<br />

sowie ein erhöhtes Stresserleben auf. Die Ergebnisse legen nahe,<br />

dass sich vor allem die Vermittlung der individuellen Funktionalität des Glücksspielkonsums<br />

und der Erwerb alternativer Stressverarbeitungsstrategien als<br />

Präventionsansätze bei Glücksspielgefährdeten eignen.<br />

Keywords:<br />

Glücksspiel, Stress, Stressverarbeitung<br />

83


Sportaktivität in der Schwangerschaft – zum Zusammenhang<br />

zwischen Aktivitätsausmaß und Wohlbefinden<br />

Jens Kleinert, Katharina Engelhard & Marion Sulprizio<br />

Deutsche Sporthochschule Köln, Psychologisches Institut<br />

kleinert@dshs-koeln.de<br />

Die positiven Effekte von sportlicher Aktivität auf das physische und psychische<br />

Wohlbefinden sind in der Literatur mittlerweile gut belegt. Ob diese Zusammenhänge<br />

ebenso für Sportaktivität in der Schwangerschaft gelten, ist bislang<br />

weniger erforscht. Vor diesem Hintergrund wird in der vorliegenden Studie<br />

untersucht, welche Zusammenhänge zwischen Sportaktivität in der Schwangerschaft<br />

und Wohlbefinden im letzten Schwangerschaftsquartal bestehen.<br />

Darüber hinaus soll überprüft werden, ob und inwieweit die sportliche Aktivität in<br />

den ersten drei Schwangerschaftsquartalen als Prädiktor für Befindlichkeit im<br />

letzten Schwangerschaftsquartal gelten kann.<br />

Methode: Die Untersuchungsgruppe besteht aus 1245 Schwangeren im<br />

Alter von 17 - 45 Jahren (M = 30; SD = 4.92). Mittels eines Fragebogens<br />

wurden im letzten Schwangerschaftsquartal das körperliche Befinden (KB), das<br />

psychische Befinden (PB), das Aktivitätserleben (AE) sowie retrospektiv die<br />

Sportaktivität in allen vier Quartalen der Schwangerschaft (q1,q2,q3,q4) erfasst.<br />

Ergebnisse: Die Untersuchungsgruppe weist ein geringes Ausmaß<br />

aktueller sportlicher Aktivität (q4), ein eher hohes PB sowie ein hohes KB und<br />

ein positiv konnotiertes AE aus. Die aktuelle sportliche Aktivität korreliert<br />

schwach mit KB (r = .11; p < .01) und PB (r = .25; p < .01). Hinsichtlich KB ergibt<br />

sich ein signifikantes Regressionsmodell (F = 5.68; p < .01), wobei sich<br />

einzig q3 (nicht q1 und q2) als signifikanter Prädiktor (B = .10; T = 2.24; p < .05)<br />

erweist. Auch bezogen auf PB leistet einzig q4 einen signifikanten Erklärungsbeitrag<br />

(B = .23; T = 5.4; p < .01) im Regressionsmodell (F = 21.51; p < .01).<br />

Diskussion: Körperliches und psychisches Wohlbefinden im letzten<br />

Schwangerschaftsquartal hängen insbesondere mit der Sportaktivität in der<br />

zweiten Schwangerschaftshälfte zusammen. Dies betrifft das psychische Wohlbefinden<br />

stärker als das körperliche Befinden. Kausale Schlüsse müssen aufgrund<br />

der retrospektiven Erfassung der Sportaktivität mit Vorsicht gezogen<br />

werden.<br />

Keywords:<br />

Schwangerschaft, Sportaktivität, Wohlbefinden<br />

84


Determinanten unfallpräventiven Verhaltens – Eine<br />

VBG-unterstützte Befragung zum Tragen persönlicher<br />

Schutzausrüstung im professionellen Eishockeysport<br />

Jens Kleinert & Sabine Jüngling<br />

Deutsche Sporthochschule Köln, Psychologisches Institut<br />

kleinert@dshs-koeln.de<br />

Im Bereich der Prävention von Unfällen und Verletzungen spielt neben der Verhältnisprävention<br />

die Verhaltensprävention eine bedeutsame Rolle. Die Entwicklung<br />

und Validierung modelltheoretischer Zugänge zu unfallpräventivem<br />

Verhalten ist ein eher seltener Forschungsgegenstand. Daher besteht ein<br />

Hauptanliegen der vorliegenden Arbeit darin, am Beispiel unfallpräventiven<br />

Verhaltens im Sport ein motivationales Modell der Unfallprävention zu entwickeln.<br />

Weiterhin sollen erste Schritte einer Konstruktvalidierung vorgestellt<br />

werden.<br />

Methode: Basierend auf den Aussagen verschiedener Modelle des allgemeinen<br />

Gesundheitsverhaltens wurde ein Modell mit verschiedenen Einflusskomponenten<br />

auf unfallpräventives Verhalten entwickelt (u. a. Wissen über Unfälle<br />

und Verletzungen, eigene Verletzungserfahrungen, Einstellung zu unfallpräventiven<br />

Maßnahmen). Ein hierauf aufbauender Fragebogen wurde im<br />

professionellen Eishockey distribuiert (alle Vereine). Die so entstandene Stichprobe<br />

besteht aus 412 Profispielern im Alter zwischen 17 und 40 Jahren<br />

(M = 26.24, SD = 5.2). Die Daten wurden in eine explorative Faktorenanalyse<br />

eingebracht.<br />

Ergebnisse und Diskussion. Das empirische Datenmodell (EFA) gibt nur in<br />

Teilen die modelltheoretischen Ausgangskomponenten wieder. Die inhaltliche<br />

Interpretation der gefundenen Komponenten legt eine Unterteilung von Determinanten<br />

in sechs eher intentionsbildende (Verwundbarkeit, Verletzungserwartung,<br />

Wirksamkeit sowie Sinnlosigkeit der Schutzmaßnahme, Wahrnehmung<br />

sozialen Einflusses, normative Einstellung) und zwei eher volitive<br />

(ungünstige Eigenschaften vs. Zweckmäßigkeit/Einfachheit) Komponenten<br />

nahe. Die Ergebnisse einer anschließenden Korrelationsanalyse lassen sich in<br />

dieses Denkmodell einordnen. Die stärksten Zusammenhänge zum Schutzverhalten<br />

bestehen mit der Einschätzung der Zweckmäßigkeit/Einfachheit (r = .38)<br />

und der Wahrnehmung sozialen Einflusses (r = .39). Ein auf den Ergebnissen<br />

basierendes Modell muss zukünftig empirisch (CFA) geprüft werden.<br />

Keywords:<br />

Unfallprävention, Schutzausrüstung, Eishockey<br />

85


Einfluss unterschiedlicher Rückmeldungen im Rahmen<br />

eines Gesundheitschecks auf gesundheitsbezogene<br />

Intentionsbildung<br />

Jens Kleinert & Chloé Kleinknecht<br />

Deutsche Sporthochschule Köln, Psychologisches Institut<br />

kleinert@dshs-koeln.de<br />

Problemstellung: Rückmeldungen über den Gesundheits- und Fitnesszustand<br />

sind immer häufiger Bestandteil von präventiven Maßnahmen. Die Auswirkung<br />

derartiger Rückmeldungen auf den Änderungsdruck (Fuchs, 1997) und hiermit<br />

auf gesundheitsbezogene Intentionen ist weitgehend unklar. Ziel der vorliegenden<br />

Arbeit ist es zu untersuchen, welche Auswirkungen unterschiedliche<br />

Rückmeldungsformen eines Gesundheitschecks auf die gesundheitsbezogene<br />

Intention haben.<br />

Methode: 58 Männer und 66 Frauen (Alter M = 54, SD = 15) führten einen<br />

Fitness- und Gesundheitscheck (sportmotorische und leistungsphysiologische<br />

Parameter, Gesundheitsverhalten, Gesundheitserleben) durch. Absichten,<br />

subjektive Realisierungsmöglichkeiten und Höhe des Planungsgrads bezüglich<br />

(a) des allgemeinen Gesundheitsverhaltens und (b) des Sport- und Bewegungsverhaltens<br />

wurden vor (t1) und nach dem Check (t2) erfasst. Bei der<br />

Hälfte der Probanden wurde vor t2 eine standardisierte Rückmeldung (inkl.<br />

Verhaltensempfehlungen) durchgeführt (Gruppe mitrück).<br />

Ergebnisse: Eine zweifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung<br />

auf dem Faktor Zeit (vorher - nachher) und dem Zwischensubjektfaktor Gruppe<br />

(mitrück - ohnerück) führt zu folgenden Haupteffekten. Es wird ein signifikanter<br />

Anstieg der Absichtsbildung und der Höhe des Planungsgrades erkennbar<br />

(Faktor Zeit). Der Anstieg der subjektiven Realisierungsmöglichkeiten ist nicht<br />

signifikant. Es bestehen keine signifikanten Interaktionseffekte (Gruppe x Zeit).<br />

Diskussion: Der Gesundheitscheck führt zu einer Verstärkung der gesundheitsbezogenen<br />

Intention während die Realisierbarkeit unbeeinflusst bleibt. Zusätzliche<br />

Rückmeldungen und Verhaltensempfehlungen haben auf dieses Ergebnis<br />

keinen Einfluss. Ein kurzes Gespräch über Verhaltensänderung im Anschluss<br />

an einen Gesundheitscheck beeinflusst somit Änderungsdruck, kann<br />

aber offensichtlich Umsetzungsbarrieren nur geringfügig ausgleichen.<br />

Literatur:<br />

Fuchs, R. (1997). Psychologie und körperliche Bewegung. Göttingen:Hogrefe.<br />

Keywords:<br />

Gesundheitsverhalten, Intentionsbildung, Rückmeldung<br />

86


Stresserleben in der deutschen Allgemeinbevölkerung:<br />

Ergebnisse einer repräsentativen Befragung mit dem<br />

Perceived Stress Questionnaire (PSQ)<br />

Rüya-Daniela Kocalevent 1 , Dieter Kleiber 1 , Burkhard Gusy 1 , Katja<br />

Mateev 2 & Burghard Klapp 2<br />

1 Freie Universität Berlin<br />

2 Charité Universitätsmedizin Berlin<br />

rdkocale@zedat.fu-berlin.de<br />

Fragestellung: Ziel der vorliegenden Studie war es, den für Stresserleben anfälligen<br />

Anteil einer repräsentativen Stichprobe der deutschen Allgemeinbevölkerung<br />

zu identifizieren. Risikogruppen wurden anhand zentraler sozialer<br />

Faktoren, wie Partnerschafts- und Familienstand, Erwerbstätigkeit und Berufsrolle,<br />

Einkommen und Schulausbildungsdauer definiert. Methode: Eingesetzt<br />

wurde der Perceived-Stress-Questionnaire (PSQ), ein validiertes Selbstbeurteilungsverfahren<br />

<strong>zur</strong> Erfassung aktuell erlebter Belastungsfaktoren. Die<br />

Datenerhebung erfolgte durch ein Meinungsforschungsinstitut in einer Mehrthemenumfrage<br />

(N = 2552). Haushalte wurden dabei nach dem Random-<br />

Route-Verfahren ausgewählt, die Zielperson ebenfalls über eine Zufallsauswahl<br />

bestimmt.<br />

Ergebnisse: Die Punktprävalenz für ein moderat erhöhtes Stresserleben<br />

liegt bei 14.5 %, für ein sehr hohes Stresserleben bei 3.1 % der Befragten. Der<br />

durchschnittliche PSQ-Score lag bei M = 0.30 SD = 0.15 (Range: 0.00-0.90).<br />

Risikofaktoren für ein erhöhtes Stresserleben sind: Erwerbslosigkeit (M = 0.37,<br />

SD = 0.17), ein niedriges Einkommen (M = 0.33, SD = 0.17), kein Schulabschluss<br />

(M = 0.36, SD = 0.16) sowie Trennungserfahrungen (M = 0.35,<br />

SD = 0.14), Alter 40-60 (R²corr = .30, p < .001).<br />

Keywords:<br />

perceived stress, prevalence, risk factors<br />

87


Handlungs-versus-Lage-Orientierung und erfolgreiche<br />

Angstbehandlung<br />

Madlen Kraft 1 , Petra Ivert 1 & Edgar Geissner 1 , 2<br />

1<br />

Medizinisch-Psychosomatische Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee<br />

2<br />

Department Psychologie der Universität München<br />

egeissner@schoen-kliniken.de<br />

Patienten mit Angsterkrankungen, die an einer stationären kognitivverhaltenstherapeutischen<br />

Behandlung teilnehmen, unterscheiden sich – wie<br />

klinische Beobachtungen zeigen – in ihrem Outcome sehr. Hierfür können<br />

Komorbiditäten, aber auch unterschiedliche Motivation und Attribution verantwortlich<br />

sein. Die Studie geht der Frage nach, inwiefern ein hohes Ausmaß<br />

an Handlungsorientierung (im Gegensatz zu Lageorientierung) für unterschiedliche<br />

Ergebnisse der Angstbewältigung verantwortlich ist. Wir unterscheiden<br />

hierbei nach Kuhl Handlungsorientierung nach Misserfolg, Handlungsorientierung<br />

in der Planung und Handlungsorientierung bei der Tätigkeitsausführung.<br />

130 Patienten mit gesicherten Angstdiagnosen (hier Panikstörung<br />

und/oder Agoraphobie) nahmen an der Studie teil und füllten Fragebögen zu<br />

verschiedenen Facetten der klinischen Angst aus (BAI, ACQ, MI, BSQ, SCL).<br />

Daneben wurde als Messinstrument für Handlungs- versus Lageorientierung<br />

der HAKEMP von Julius Kuhl eingesetzt. Patienten wurden zu vier Messzeitpunkten<br />

untersucht (Anmeldung, Aufnahme, Entlassung, 6-Monats-FU). Die<br />

Interventionen waren Bestandteil eines sog. multimodalen Programms und bestanden<br />

in ihrem Kern aus Einzel- und Gruppentherapie, vor allem aber aus<br />

intensiven Expositionen.<br />

Die Ergebnisse können einen Overall-Effect für das Treatment klar zeigen.<br />

Alle Patienten profitierten, sie verbesserten sich sogar in der FU-Phase weiter.<br />

Handlungs-versus-Lageorientierung erbrachte ein unterschiedliches Bild. Die<br />

Facetten Handlungsorientierung nach Misserfolg und Handlungsorientierung bei<br />

Planung verbesserten sich sehr substanziell, während es bei der Handlungsorientierung<br />

bei Tätigkeitsausführung keine Effekte gab. Über die Zeit hinweg<br />

werden die Korrelationen zwischen den Angstmaßen und den Handlungsorientierungsmaßen<br />

immer enger und systematischer. Regressionsanalysen<br />

können klar belegen, dass die Angstausprägung <strong>zur</strong> Entlassung und zum FU<br />

davon abhängig ist, ob es gelingt, die Handlungsorientierung des Patienten zu<br />

stärken.<br />

Für das traitartige Merkmal Handlungs-versus Lageorientierung, welches<br />

per se keinen Bezug zu Angst und Angstreduktion hat, konnte insofern überzeugend<br />

dargelegt werden, dass erfolgreiche Angsttherapie auch von distalen<br />

Motivationsstilen abhängig ist, auf die wiederum in der Therapie systematischer<br />

als bisher eingegangen werden sollte.<br />

Keywords:<br />

Handlungs-versus-Lageorientierung; Angstbehandlung<br />

88


Die subjektive Gesundheit Jugendlicher vor dem Übergang<br />

von der Schule in den Beruf<br />

Martina Kraus-Haas, Corinna Maaser & Burkhard Gusy<br />

FU Berlin, FB Erziehungswissenschaften und Psychologie, AB Prävention und<br />

psychosoziale Gesundheitsforschung<br />

tina.kraus-haas@web.de<br />

Fragestellung: Über welche Ressourcen verfügen Jugendliche, die vor dem<br />

Wechsel von der 10. Klasse in die weitere schulische oder berufliche Zukunft<br />

stehen? Welche Ressourcengewinne und -verluste antizipieren sie mit Blick auf<br />

den anstehenden Statusübergang? Beeinflussen die Ressourcen sowie die<br />

antizipierten Ressourcengewinne /-verluste die subjektive Gesundheit der<br />

Jugendlichen? Diese Fragen wurden vor dem Hintergrund der „Theorie der<br />

Ressourcenerhaltung“ von Hobfoll (1988; 2004) untersucht.<br />

Methode: Eine quantitative Querschnitterhebung bei Haupt-, Real- und<br />

Gesamtschülern der 10. Klassen eines Berliner Bezirks wurde durchgeführt.<br />

Insgesamt konnten 546 Schüler befragt werden, die unterschiedliche Zukunftspläne<br />

hatten. 62 % der Jugendlichen beabsichtigten eine weiterführende Schule<br />

zu besuchen, knapp 20 % planten, eine Lehre zu beginnen und 10 % hatten<br />

noch keine Pläne.<br />

Ergebnisse: Die Jugendlichen verfügen über ein hohes Maß an Bedingungsressourcen<br />

(Familie, Peers) und persönlichen Ressourcen (z. B.<br />

Optimismus). Durch die Aufnahme einer Ausbildung/eines Arbeitsplatzes nach<br />

Beendigung ihrer Schulzeit antizipieren die Jugendlichen einen Zuwachs an<br />

Bedingungs-, Energie- und persönlichen Ressourcen. Die Mehrzahl berichtet<br />

über ein gutes Wohlbefinden trotz körperlicher Beschwerden. In hierarchischen<br />

Regressionsanalysen erweisen sich nicht nur die aktuell verfügbaren<br />

Ressourcen sondern auch die Antizipation von Ressourcengewinnen und<br />

-verlusten als bedeutsame Prädiktoren für die subjektive Gesundheit. Die Bedeutung<br />

der Ergebnisse für die Praxis werden diskutiert.<br />

Literatur:<br />

Buchwald, P., Schwarzer, C. & Hobfoll, S. E. (Hrsg.) (2004). Stress gemeinsam bewältigen.<br />

Ressourcenmanagement und multiaxiales Coping. Göttingen: Hogrefe.<br />

Keywords:<br />

Jugendliche, Statusübergang, subjektive Gesundheit<br />

89


Sensibilisierung von älteren Arbeitslosen mit erhöhten<br />

Gesundheitsrisiken für ein Gesundheitsstarterpaket<br />

Peter Kuhnert 1 , Türkan Ayan 2 , Melanie Kaczerowski 2 & Michael<br />

Kastner 1<br />

1 Universität Dortmund, Institut für Psychologie<br />

2 Universität Dortmund<br />

kuhnert@orgapsy.uni-dortmund.de<br />

Zahlreiche Studien zeigen, dass besonders ältere Erwerbslose im Vergleich zu<br />

älteren Beschäftigten deutlich höhere Gesundheitsrisiken für chronische Erkrankungen<br />

haben und im beträchtlichen Umfang von Dauerarbeitslosigkeit,<br />

Erwerbsunfähigkeit und sozialer Ausgrenzung bedroht sind (Kuhnert & Kastner,<br />

2006). Gleichzeitig nutzen diese kaum Angebote der Primärprävention und<br />

Gesundheitsförderung. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales fördert<br />

in 2007 mehrere Module eines „Starterpaketes Gesundheitsmanagement“, das<br />

besonders Langzeitarbeitslosen mit zusätzlichen Problemlagen (Psyche, Sucht,<br />

Isolation, Armut) bei ersten Schritten zu aktivem Gesundheitshandeln hilft. Die<br />

verbreitete Handlungsleitlinie der Gesunderhaltung durch immer höhere Selbstkontrolle,<br />

Disziplinierung und Stigmatisieren von Möglichkeiten zum Genuss<br />

hatte bei Langzeitarbeitslosen bisher keine Erfolgschancen.<br />

Mit der Sensibilisierungsstrategie wird ein alltagsnaher und an geschwächten<br />

Ressourcen orientierter Handlungsleitfaden für Multiplikatoren der<br />

Arbeits- wie Gesundheitsförderung entwickelt, der dazu ermutigen wie befähigen<br />

soll, Präventionen wie Interventionen mit Erwerbslosen durchzuführen,<br />

die bisher nicht an den bestehenden Gesundheitsangeboten partizipieren (Altgeld<br />

et al., 2006).<br />

Mittels einer Fragebogenerhebung und problemorientierter Interviews mit<br />

Erwerbslosen und Experten werden alltags- und zielgruppennahe Daten erhoben<br />

und zu praxisbezogenen Handlungsempfehlungen verdichtet. Im Mittelpunkt<br />

steht die Erfassung von Erfolgskriterien der Selbstmanagement-Beratung<br />

für Arbeitslose (Kuhnert, 2007). Dazu gehören: 1) erfolgreiche Segmente der<br />

Verhaltensmodifikation, 2) Gesundheitshandeln begünstigende biografische<br />

Hintergründe, 3) Elemente spezifischer sozialer Unterstützung, 4) Exemplarische<br />

Eigeninitiative, 5) Gerechtigkeitsdefizite und Ausgrenzungsempfindungen<br />

6) Anerkennung und Wertschätzung der Person, ihrer Kultur und<br />

Leistung. Endergebnisse der Studie werden für Ende Mai 2007 erwartet.<br />

Keywords:<br />

Arbeitslose, Gesundheitsmanagement, Gesundheitsförderung<br />

90


Das Studium – die schönste Zeit im Leben? Belastungen<br />

und deren Bewältigung bei Studierenden<br />

Kerstin Kulterer & Eva Brunner<br />

Alpen-Adria-Universität Klagenfurt<br />

kerstin.kulterer@gmx.net<br />

Fragestellung: Studierende sind mit einer Vielzahl von Belastungen konfrontiert<br />

(Giacobbi, Tuccito & Frye, 2007): Strukturelle, finanzielle, soziale und zeitliche<br />

Probleme gehören mitunter zu den möglichen Stressoren. Prüfungszeiträume<br />

stellen eine besondere Stressquelle dar (Bargiel-Matusiewicz, Trzcieniecka-<br />

Green & Krzysztof, 2005). Die vorliegende Studie untersucht Gesundheitsverhaltensweisen,<br />

Belastungen und den Umgang mit Prüfungssituationen bei<br />

Studierenden der Psychologie und Betriebswirtschaft.<br />

Methode: In einer Längsschnittuntersuchung werden Studierende zu<br />

Semesterbeginn und im Prüfungszeitraum am Ende des Semesters zu Belastungen<br />

und Ressourcen im Studium, allgemeinen und prüfungsbezogenen<br />

Bewältigungsstrategien, ausgewählten Gesundheitsverhaltensweisen (Ernährung,<br />

Bewegung, Alkohol-, Zigarettenkonsum) sowie psychischen und<br />

physischen Beschwerden befragt.<br />

Ergebnisse: Eine Deskription der interessierenden Variablen wird<br />

basierend auf den Daten des ersten Erhebungszeitpunktes präsentiert.<br />

Geschlechtsunterschiede sowie Veränderungen im Längsschnitt werden dargestellt.<br />

Die Ergebnisse sollen als Grundlage für die Entwicklung gesundheitsförderlicher<br />

Strategien an der Universität dienen (Stock et al., 2003).<br />

Literatur:<br />

Bargiel-Matusiewicz, K., Trzcieniecka-Green, A. & Krzysztof, K. (2005). Cognitive appraisal and<br />

strategies of coping applied in an exam situation. Archives of Psychiatry and<br />

Psychotherapy, 7, 33-38.<br />

Giacobbi, P. R., Tuccitto, D. E. & Frye, N. (2007). Exercise, affect, and university students'<br />

appraisals of academic events prior to the final examination period. Psychology of Sport<br />

and Exercise, 8, 261-274.<br />

Stock, C., Kücük, N., Miseviciene, I., Guillén-Grima, F., Petkeviciene, J., Aguinaga-Ontoso, I. &<br />

Krämer, A. (2003). Differences in health complaints among university students from three<br />

European countries. Preventive Medicine, 37, 535-543.<br />

Keywords:<br />

Studierende, Stress, Stressbewältigung<br />

91


Case Management Psychoonkologie: Das strukturierte<br />

psychoonkologische Versorgungsprogramm im<br />

Krankenhaus<br />

Michael Kusch<br />

Institut für Gesundheitsförderung und Versorgungsforschung GmbH an der<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

michael.kusch@rub.de<br />

Case Management Psychoonkologie ist ein Ansatz der strukturierten, einzelfallbezogenen<br />

psychosozialen Versorgung von Krebs betroffener Menschen.<br />

Im Rahmen dieses Ansatzes wurde ein strukturiertes psychoonkologisches<br />

Versorgungsprogramm entwickelt und in Form eines Implementierungsprojektes<br />

in sechs Akutkliniken (Brüderkrankenhaus St. Josef, Paderborn;<br />

Evangelisches Krankenhaus, Bielefeld; Franziskus Hospital, Bielefeld;<br />

Kath. St.-Johannesgesellschaft, Dortmund; Klinikum Dortmund; Klinikum<br />

Herford) erprobt. Projektträger waren die Geschäftsführer der Kliniken. Projektpartner<br />

waren das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes<br />

NRW, die AOK Westfalen-Lippe, die Krankenhausgesellschaft NRW sowie die<br />

Carina Stiftung, Herford.<br />

Fragestellung: Kann ein strukturiertes psychoonkologisches Versorgungsprogramm<br />

unter den Bedingungen der akutmedizinischen Krebstherapie in ein<br />

Krankenhaus implementiert und umgesetzt werden?<br />

Methode: Zum Einsatz kamen intranet-basierte Behandlungspfade, Ausführungsempfehlungen<br />

sowie ein edv-basiertes Dokumentationssystem <strong>zur</strong><br />

Planung, Lenkung und Prüfung der Patientenversorgung sowie <strong>zur</strong> Qualitätssicherung.<br />

Ergebnisse: Im Zeitraum zwischen dem 1. Juli 2004 und dem 31.<br />

Dezember 2006 wurden in 20 Fachabteilungen der sechs Kliniken 5.640<br />

Patienten mit mehr als 38 unterschiedlichen Krebserkrankungen psychoonkologisch<br />

versorgt. Neben den Ärzten und Pflegekräften der Abteilungen<br />

erfolgte die psychoonkologische Betreuung durch Psychotherapeuten, die mit<br />

7,65 Vollzeitstellen in 17.183 Arbeitsstunden knapp 23.400 Gespräche geführt<br />

haben. Umfangreiche Ergebnisse liegen <strong>zur</strong> Versorgungsqualität, <strong>zur</strong> Dienstleistungsqualität,<br />

<strong>zur</strong> Qualitätsentwicklung und <strong>zur</strong> Kosten-Nutzen-Bewertung<br />

vor (vgl. www.carina-stiftung.de).<br />

Projektkonsequenzen: Im Februar 2007 haben die beteiligten Kliniken<br />

beim InEK (Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus) einen Antrag auf<br />

„Definition eines Zusatzentgeltes für diese Therapieform“ beantragt.<br />

Keywords:<br />

Psychoonkologie, Versorgungsforschung, Qualitätssicherung<br />

92


Stressfördernde Kognitionen – Empirische<br />

Dimensionen und deren gesundheitliche Bedeutung<br />

Dirk Lehr 1 , Nadia Sosnowsky 2 , Andreas Hillert 3 & Carolin Trageser 1<br />

1 Philipps-Universität Marburg<br />

2 <strong>Pädagogische</strong> <strong>Hochschule</strong> Ludwigsburg<br />

3 Medizinisch-Psychosomatische Klinik Roseneck<br />

dirk.lehr@med.uni-marburg.de<br />

Fragestellung: Zentraler Baustein kognitiv-behaviorales Trainings <strong>zur</strong> Stressprävention<br />

ist die Modifikation von stressfördernden/dysfunktionalen Kognitionen<br />

(z. B. Kaluza, 2004; Lehr et al., 2007). Dabei stützen sich Trainings auf<br />

unterschiedliche Systematisierungen von Kognitionen. Die Systematisierungen<br />

besitzen meist eine hohe Plausibilität/Kommunizierbarkeit, wenngleich eine<br />

empirische Fundierung nicht vorliegt. Ziel der vorliegenden Studie war es, die<br />

Dimensionalität stressfördernder Kognitionen im beruflichen Kontext zu untersuchen.<br />

Methode: Stichprobe: N = 272 Lehrerinnen und Lehrer. Davon befanden<br />

sich 166 in stationärer psychosomatischer Behandlung, 106 bilden eine<br />

„gesunde“ Vergleichsgruppe. Instrumente: Eingesetzt wurden drei Instrumente<br />

<strong>zur</strong> Erfassung von dysfunktionalen Kognitionen (Skala dysfunktionaler Einstellungen<br />

DAS; Fragebogen irrationaler Einstellungen FIE; Frost<br />

Multidimensional Perfectionism Scale FMPS-D) sowie zwei neu entwickelte<br />

Skalen. Diese erfassen dysfunktionale Einstellungen im Bezug auf das Einwerben<br />

von sozialer Unterstützung sowie die Meidung von Unsicherheit und<br />

Risiko. Analyseverfahren: exploratorische und konfirmatorische Faktorenanalysen,<br />

Korrelations- und Regressionsanalysen.<br />

Ergebnisse: Exploratorische Faktorenanalysen identifizierten sieben<br />

Dimensionen, die sich robust gegenüber Methodenvariationen erwiesen:<br />

Meidung sozialer Unterstützung, Abhängigkeit von externer Anerkennung,<br />

Internalisierung von Misserfolg, hohe persönliche Standards, Meidung von Unsicherheit<br />

und Risiko, Abwertung der eigenen Person, Zweifel über Arbeitsergebnisse.<br />

Diese faktorielle Struktur zeigte in konfirmatorischen Analysen eine<br />

gute Modellpassung (χ 2 = 567.70, df = 317, p < .001, χ 2 /df = 1.791;<br />

RMSEA = .054; SRMR = .053; CFI = .945; TLI = .940).<br />

Erwartungsgemäß waren die Kognitionen mit verschiedenen Maßen des<br />

gesundheitlichen Status substanziell assoziiert: vorliegende psychische Störung<br />

vs. keine Störung, Depressivität, Burnout, habituelles Wohlbefinden, Arbeitszufriedenheit.<br />

Keywords:<br />

Dysfunktionale Kognitionen, betriebliche Gesundheitsförderung, Lehrer<br />

93


Computerbasierte Beratung zu mehr körperlicher<br />

Aktivität chronisch kranker Patienten in Hausarztpraxen<br />

Corinna Leonhardt 1 , Dominikus Herzberg 2 , Hartmut Jung 1 , Sabine<br />

Thomanek 2 & Annette Becker 3<br />

1<br />

Philipps-Universität Marburg/Institut für Medizinische Psychologie<br />

2<br />

<strong>Hochschule</strong> Heilbronn<br />

3<br />

Philipps-Universität Marburg, Abteilung Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative<br />

Medizin<br />

cleonhar@med.uni-marburg.de<br />

Fragestellung: Die Bedeutung körperlicher Aktivität für die Primär- und<br />

Sekundärversorgung chronischer Erkrankungen ist in zahlreichen Studien belegt.<br />

Computerbasierte aktivierende Beratungssysteme werden international<br />

bereits viel in Forschung und Patientenbetreuung eingesetzt (Murray et al.,<br />

2005), stellen in deutschen Hausarztpraxen jedoch eine Innovation dar.<br />

Methode: Vorgestellt wird ein PC-Beratungssystem für chronisch kranke<br />

KHK-und/oder Diabetes-Patienten, welches in Hausarztpraxen im Rahmen<br />

einer Akzeptanz- und Pilotstudie getestet wird. Das Beratungssystem wird<br />

interdisziplinär (Psychologen, Mediziner, Informatiker) für Tablet-PCs entwickelt.<br />

Die theoretische Grundlage bei der Erstellung des stufenspezifischen,<br />

individualisierten Programms bildet das transtheoretische Modell der Verhaltensänderung<br />

(TTM), einbezogen werden jedoch auch neuere Überlegungen<br />

zum Einfluss emotionaler Einstellungskomponenten auf die Bereitschaft zu<br />

regelmäßiger körperlicher Aktivität (Brand, 2006).<br />

Zum Einsatz kommen in dem interaktiven, vom Patienten steuerbaren<br />

Programm verschiedene multimediale Elemente (Videosequenzen, akustische<br />

<strong>Beiträge</strong>), um insbesondere auch Personen mit wenig Bewegungsmotivation<br />

emotional anzusprechen. Veränderungsbereiten Patienten werden direkte Umsetzungsmöglichkeiten<br />

im Rahmen eines DMP-Aktiv-Kurses „Nordic Walking“<br />

angeboten.<br />

Untersucht werden sollen die Akzeptanz, Nutzergruppen und die Möglichkeit<br />

der Einflussnahme auf Einstellungskomponenten.<br />

Ergebnisse: Vorgestellt werden können auf dem Kongress neben der<br />

inhaltlichen Gestaltung des Programms erste Daten <strong>zur</strong> Akzeptanz des Beratungssystems.<br />

Literatur:<br />

Brand, R. (2006). Die affektive Einstellungskomponente und ihr Beitrag <strong>zur</strong> Erklärung von<br />

Sportpartizipation. Zeitschrift für Sportpsychologie 13, 147-155.<br />

Murray, E., Burns, J., See Tai, S., Lai, R. & Nazareth I. (2005). Interactive health communication<br />

applications for people with chronic disease. Cochrane Database Syst Rev; (4):<br />

CD004274.<br />

Keywords:<br />

interactive health communication, chronic disease, primary care<br />

94


Vergleich verschiedener Screeningverfahren <strong>zur</strong> Identifikation<br />

problematischer und pathologischer Glücksspieler<br />

Gerit Loeffler, Nina Kirschner, Chantal Mörsen, Ulrike Hesselbarth &<br />

Sabine Grüsser<br />

Charité<br />

geritloeffler@charite.de<br />

Im Bereich des pathologischen Glücksspiels liegen zum Teil divergierende Prävalenzangaben<br />

vor. Diese Unterschiede resultieren aus verschiedenen<br />

methodischen Herangehensweisen. Dabei haben die verwendeten Messinstrumente<br />

sowie die Operationalisierung des Symptomkomplexes beim Zustandekommen<br />

der unterschiedlichen Prävalenzzahlen eine wesentliche Bedeutung.<br />

Im deutschsprachigen Raum werden vorwiegend der SOGS, der BIG und der<br />

KFG <strong>zur</strong> Diagnostik des pathologischen Glücksspielverhaltens eingesetzt. Die<br />

erwähnten Verfahren beruhen jedoch auf verschiedenen diagnostischen<br />

Kriterien und geben <strong>zur</strong> Festlegung der Diagnose unterschiedlich strenge Bedingungen<br />

vor.<br />

Das Ziel der vorliegenden Untersuchung besteht in dem Vergleich der drei<br />

verschiedenen Messinstrumente anhand von 350 Personen (175 Straftäter mit<br />

Glücksspielerfahrung und 175 Nutzern von Glücksspielangeboten). Im Vergleich<br />

zeigt sich, dass der BIG und der KFG strengere Kriterien für die<br />

Diagnosestellung pathologisches Glücksspiel anlegen. Die Analyse der Häufigkeit<br />

der Diagnose des problematischen Glücksspiels ergab, das mittels des<br />

SOGS dreimal so viele Probanden im Gegensatz zum BIG identifiziert wurden.<br />

Ein weiteres Augenmerk liegt auf der Ermittlung der Häufigkeiten der DSM-IV<br />

Kriterien in der Population der pathologischen Glücksspieler. Die von den<br />

pathologischen Spielern am häufigsten genannten Kriterien sind Toleranzentwicklung,<br />

Kontrollverlust, Entzugserscheinungen, Lügen gegenüber Angehörigen/Bezugspersonen<br />

und Chasing, was allerdings ebenso häufig von den<br />

als problematisch eingestuften Spielern berichtet wurde. Im Hinblick auf die Ergebnisse<br />

der Untersuchung besteht die Notwendigkeit, der Diagnose einheitliche<br />

Definitionen zu Grunde zu legen sowie identische Messverfahren zu verwenden,<br />

um die Aussagekraft der Prävalenzschätzungen zu erhöhen.<br />

Keywords:<br />

Prävalenz, Glücksspiel<br />

95


Zähne zusammenbeißen und durch? – Stressbewältigung<br />

und temporomandibuläre Dysfunktionen<br />

Natalie Mallach 1 , Benjamin Schüz 1 , Bettina Kanzlivius 2 & Ingrid<br />

Peroz 2<br />

1 Freie Universität Berlin<br />

2 Charité Berlin<br />

malnat@zedat.fu-berlin.de<br />

Fragestellung: Es wurde untersucht, inwiefern interindividuelle Unterschiede in<br />

Stressniveau und Stressverarbeitung sich auf die Entstehung von Schmerzen<br />

bei temporomandibulären Dysfunktionen (TMD) auswirken, und ob Stressbewältigung<br />

die Beziehung zwischen Stressniveau und Schmerzen mediiert.<br />

Methode: Stress wurde retrospektiv mittels der Social Readjustment<br />

Rating Scale (SRRS, Holmes & Rahe, 1967) erhoben, Stressbewältigung wurde<br />

mit dem Stressverarbeitungsfragebogen (Janke, Erdmann & Kallus, 1997) gemessen.<br />

Es wurden Regressions- und Mediationsanalysen mit Zobels z durchgeführt<br />

um Schmerz vorherzusagen und mögliche Mediatoren zu bestimmen.<br />

Ergebnisse: Stress und kognitive Bewältigung sagten TMD vorher, Stressverarbeitung<br />

mediierte den gefundenen Zusammenhang nicht, sondern stellte<br />

sich als unabhängiger Prädiktor heraus.<br />

Schlussfolgerung: Mit dem SRRS gemessenes Stressniveau und kognitive<br />

Bewältigung sind zwei voneinander unabhängige, hochsignifikante Prädiktoren<br />

von Schmerz bei temporomandibulären Dysfunktionen.<br />

Literatur:<br />

Holmes, T. & Rahe, R. (1967) The Social Readjustment Rating Scale. Journal of Psychosomatic<br />

Research, 11, 213–218.<br />

Janke, W., Erdmann G. & Kallus K. W. (1997) Stressverarbeitungsfragebogen (SVF). Hogrefe,<br />

Göttingen.<br />

Keywords:<br />

Stress, Stressbewältigung, Temporomandibuläre Dysfunktionen<br />

96


Das Leben mit Ersatzdrogen – medizinische und<br />

psychosoziale Veränderungen von Drogenabhängigen<br />

in ambulanter Substitutionsbehandlung<br />

Philipp Mayring & Claudia Brunner<br />

Alpen-Adria-Universität Klagenfurt/Institut für Psychologie<br />

philipp.mayring@uni-klu.ac.at<br />

Fragestellung: Zur Überprüfung der Effektivität von Behandlungsmaßnahmen<br />

einer ambulanten Drogeneinrichtung wurde vor dem Hintergrund einer zu erwartenden<br />

Stabilisierung in den einzelnen Lebensbereichen (u. a. Hermann,<br />

Wagner & Lindenbauer, 2005) ein Evaluationskonzept entwickelt. Dabei ist zu<br />

beachten, dass die Diskussion um unterschiedliche Evaluationsansätze<br />

(Designs und Methoden; Evidenzstufen; experimenteller Ansatz; qualitativ vs.<br />

quantitativ) im Gesundheitsbereich so kontrovers ist (vgl. Elkeles, 2006), dass<br />

nur ein integrativer Methodenmix sinnvoll erscheint.<br />

Methodik: Baustein 1: Ausgewählte Konstrukte werden zu zwei Messzeitpunkten<br />

untersucht (B-L, Zerssen; WHOQOL-BREF, Angermeyer et al.).<br />

Vorher-Nachher Vergleiche werden angestrebt. Baustein 2: Eine Sekundäranalyse<br />

verfügbarer Daten wird durchgeführt. Neben der Deskription des Klientels<br />

werden Verbesserungen, Stabilisierungen oder Verschlechterungen der Verläufe<br />

eingeschätzt. Baustein 3: Über offene, halb-strukturierte Interviews<br />

werden die Versorgungszufriedenheit, subjektive Behandlungseffekte und Verbesserungsvorschläge<br />

erfasst. Baustein 4: In einer Team-Selbstevaluation versuchen<br />

die Betreuer ihre Arbeit zu reflektieren.<br />

Erste Ergebnisse: Es zeigt sich, dass Unzufriedenheiten mit der Betreuungsqualität<br />

auf Seiten des Teams und auf Seiten der Klienten zu finden<br />

sind. Zahlreiche Verbesserungsansätze, auch aus Klientensicht, lassen sich<br />

aufführen. Problematisch erscheint vor allem die langfristige Zukunftssicht der<br />

betreuten Personen.<br />

Literatur:<br />

Elkeles, Th. (2006). Evaluation von Gesundheitsförderung und die Forderung nach<br />

Evidenzbasierung. Zeitschrift für Evaluation, 5, 39-70.<br />

Hermann, P., Wagner W. & Lindenbauer (2005). Wirksamkeit und Verträglichkeit von oralem<br />

retardiertem Morphin für die Substitutionstherapie von Opiatabhängigen: Ergebnisse<br />

einer Pilotstudie an ambulanten Patienten. Suchtmedizin in Forschung und Praxis, 7,<br />

215-220.<br />

Keywords:<br />

Evaluation, ambulante Drogeneinrichtung, Evidenz-Based Medicine<br />

97


Entwicklung eines Fragebogenverfahrens <strong>zur</strong><br />

Erfassung von Stressbewältigung und Gesundheitsverhalten<br />

bei Kindern und Jugendlichen<br />

Stefanie Meier, Heike Eschenbeck & Carl-Walter Kohlmann<br />

<strong>Pädagogische</strong> <strong>Hochschule</strong> Schwäbisch Gmünd<br />

stefanie.newedel@ph-gmuend.de<br />

Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen beeinflussen die<br />

physische und psychische Gesundheit und erhöhen das Risiko für weitere Beschwerden<br />

im Erwachsenenalter. Nach Mann-Luoma et al. (2002) sollten im<br />

Zusammenhang mit Adipositas die Bereiche Ernährung, Bewegung und Stress<br />

nicht getrennt voneinander betrachtet werden, da eine Reihe von Wechselwirkungen<br />

zwischen diesen Verhaltensbereichen bestehen.<br />

Vorgestellt wird ein neu entwickeltes Befragungsinstrument, das die Bereiche<br />

Stressbewältigung und Gesundheitsverhalten erfasst. Zur Diagnostik der<br />

Stressbewältigungsstrategien wurden die fünf Subskalen der Stressbewältigung<br />

aus dem „Fragebogen <strong>zur</strong> Erhebung von Stress und Stressbewältigung im<br />

Kindes- und Jugendalter“ (SSKJ 3-8; Lohaus et al., 2006) verwendet und um<br />

die zwei Subskalen Mediennutzung und impulsgesteuertes Essverhalten als<br />

Bewältigungsstrategien erweitert. Gesundheitsverhalten wurde über die Bereiche<br />

Konsum von gesunden und ungesunden Lebensmitteln, körperliche<br />

Aktivität und Inaktivität, sowie Unternehmungen mit der Familie und Mithilfe der<br />

Kinder und Jugendlichen beim Einkaufen oder Kochen, Verhalten im Straßenverkehr<br />

und Sonnenschutzverhalten operationalisiert. In Zusammenarbeit mit<br />

der Gmünder ErsatzKasse GEK wurden mit diesem Befragungsinstrument 500<br />

adipöse und 500 nicht-adipöse Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 14<br />

Jahren befragt. In diesem Beitrag werden die psychometrischen Kennwerte der<br />

Verfahren und Assoziationen zwischen den Variablen vorgestellt.<br />

Literatur:<br />

Lohaus, A., Eschenbeck, H., Kohlmann, C.-W. & Klein-Heßling, J. (2006). Fragebogen <strong>zur</strong> Erhebung<br />

von Stress und Stressbewältigung im Kindes- und Jugendalter (SSKJ 3-8).<br />

Göttingen: Hogrefe.<br />

Mann-Luoma, R., Goldapp, C., Khaschei, M., Lamers, L. & Milinski, B. (2002). Integrierte Ansätze<br />

zu Ernährung, Bewegung und Stressbewältigung. Gesundheitsförderung von<br />

Kindern und Jugendlichen. Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz,<br />

45, 952-959.<br />

Keywords:<br />

Adipositas, Stressbewältigung, Gesundheitsverhalten<br />

98


Gesundheitsbezogene Risikofaktoren exzessiver Internetnutzung<br />

im Jugendalter<br />

Sabine Meixner 1 & Matthias Jerusalem 2<br />

1 Freie Universität Berlin<br />

2 Humboldt-Universität zu Berlin<br />

meixners@zedat.fu-berlin.de<br />

Der zunehmende Einzug des Internets in den Alltag von Kindern und Jugendlichen<br />

hat Diskussionen über die Risiken des Internets und die Gefahr einer<br />

möglichen Abhängigkeit von Chats oder Onlinespielen entfacht. Forschungsbefunde<br />

deuten auf eine hohe Verbreitung exzessiver Internetnutzung unter<br />

Jugendlichen, beträchtliche personenbezogene Probleme der Betroffenen und<br />

negative Folgen längerfristigen Problemverhaltens im persönlichen, sozialen<br />

und leistungsbezogenen Bereich hin. Da viele Studien methodische Probleme<br />

aufweisen (z. B. fehlende psychometrische Gütekriterien, mangelnde Stichproben-Repräsentativität),<br />

haben wir eine Skala <strong>zur</strong> Messung von Internetsucht<br />

entwickelt und im Rahmen von Online-Studien mit ca. 17.000 Teilnehmern<br />

validiert. Dabei ergab sich für Jugendliche eine Prävalenzrate von 17 % sowie<br />

Zusammenhänge exzessiver Internetnutzung mit Abhängigkeitstendenzen<br />

(z. B. Entzugserscheinungen, Kontrollverlust) und persönlichen wie sozialen<br />

Problemen.<br />

In der hier berichteten Folgestudie wurden mit einem Fragebogen bundesweit<br />

N = 4600 Schüler zwischen 14 und 25 Jahren mit der Internetsucht-Skala<br />

untersucht und zu möglichen Risikofaktoren problematischen Internetverhaltens<br />

befragt. Es zeigte sich, dass bisherige Online-Befragungen das Ausmaß exzessiver<br />

Internetnutzung durch Jugendliche überschätzen. Jedoch weisen Betroffene<br />

ein vielfältiges Problemprofil auf. Als bedeutsame Risikofaktoren exzessiver<br />

Internetnutzung erwiesen sich insbesondere hohes Belastungserleben,<br />

dysfunktionale Copingstile und eine geringe spezifische Regulationskompetenz<br />

bzw. Selbstwirksamkeit. Weitere Zusammenhänge zeigten sich mit Persönlichkeitsfaktoren<br />

wie Ängstlichkeit, Depressivität, Selbstwertgefühl sowie mit<br />

sozialen Ressourcen und Problemen. Die Befunde werden im Hinblick auf Präventionsmöglichkeiten<br />

diskutiert.<br />

Keywords:<br />

Internetsucht, Stressbewältigung, jugendliches Risikoverhalten<br />

99


Herzratenvariabilitäts-Biofeedback in der Behandlung<br />

essenzieller Hypertonie: Die Bedeutung der<br />

Barorezeptoren-Sensitivität<br />

Lutz Mussgay 1 , Anke Reineke 2 , Sebastian Domann, 1 Richard<br />

Gevirtz 2 & Heinz Rüddel 1<br />

1<br />

Psychosomatische Fachklinik St.-Franziska-Stift, Bad Kreuznach, Abteilung<br />

für Verhaltensmedizin und Rehabilitation des Forschungszentrums für<br />

Psychobiologie und Psychosomatik (FPP), Universität Trier<br />

2<br />

Alliant International University, San Diego, USA<br />

l.mussgay@fskh.de<br />

Fragestellung: Bei Patienten mit essenzieller Hypertonie haben Behandlungsversuche<br />

mit langsamer Atmung viel versprechende Ergebnisse gezeigt. Die<br />

vorliegende Studie untersucht die Effekte einer Biofeedback-Behandlung mit<br />

Hilfe einer Steigerung der Herzratenvariabilität (HRV) durch langsame Atmung<br />

(ca. 6 Zyklen/min) (EG) im Vergleich zu einer Aufmerksamkeits-Placebo<br />

Kontrollgruppe (KG). Zusätzlich wird ermittelt, welchen Beitrag die Baroreflex-<br />

Sensitivität (BRS) als Kennwert der autonomen, kardiovaskulären Regulation<br />

leistet.<br />

Methode: Die Teilnehmer wurden in einer Psychosomatischen Fachklinik<br />

rekrutiert. Alle Versuchspersonen (Alter 18-60 Jahre) erfüllten die Kriterien für<br />

Stufe 1 Hypertonie (90-99/140–159 mmHg). Die Patienten wurden den Gruppen<br />

zufällig zugewiesen. Beide Gruppen erhielten zudem die Standardbehandlung<br />

der Klinik. Während der 1., 5. und 10. Sitzung sowie zum Follow-up-Zeitpunkt<br />

(+3 Monate) wurden die abhängigen Variablen ermittelt.<br />

Ergebnisse: Die Auswertung von 31 Patienten der EG (46,9 Jahre, 15<br />

Frauen) und 26 Patienten der KG (49,1 Jahre, 15 Frauen), von denen jeweils<br />

18 auch die 3-Monatskatamnese absolvierten, zeigen vor allem in der EG<br />

starke anfängliche Blutdruckreduktionen relativ zum ermittelten 24-Std-Wert.<br />

Diese verlieren sich jedoch im Verlauf der Erhebung wieder, so dass keine<br />

Gruppenunterschiede bestehen bleiben. Patienten der EG reduzierten jedoch<br />

signifikant ihren antihypertensiven Medikamentengebrauch. Sie zeigten auch<br />

während der initialen Trainingsphase einen starken Anstieg der BRS, die KG<br />

verändert sich kaum. Dieser anfängliche Gewinn verliert sich aber zum Ende<br />

hin wieder. Dies weist auf die Bedeutung der BRS als vermittelnder Mechanismus<br />

hin. Entsprechende starke anfängliche Anstiege mit späterer Abnahme<br />

finden sich in der HRV für die EG im gesamten, niederen und mittleren<br />

Frequenzband. Der anfängliche Anstieg bei BRS und HRV mit anschließender<br />

Abnahme weist auf ungeklärte autonome Anpassungsmechanismen hin.<br />

Keywords:<br />

Herzraten-Variabilitäts-Biofeedback, Hypertonie, Barorezeptoren-Sensitivität<br />

100


Medical Comorbidity and Treatment Outcomes in Late-<br />

Life Depression: A Longitudinal Study in Elderly Patients<br />

Ibrahim Raoua Ouedraogo, Gernot Lämmler & Elisabeth Steinhagen-Thiessen<br />

Charité Universitätsmedizin Berlin<br />

raoua@zedat.fu-berlin.de<br />

Physical mobility as well as physical health, stage of care and associated medical<br />

comorbidity was examined longitudinally in geriatrics patients. Previous<br />

studies have demonstrated an association between major depression and<br />

physical disability in late life. The purpose of this study was to explore the<br />

treatment outcomes in physical mobility and health on the one hand and the<br />

effects of specific medical illness on the treatment of depression in older adults<br />

on the other hand. It draws on a sample of 2,154 hospitalised patients who received<br />

a screening for depression at entry and shortly before release from the<br />

geriatric centre. Depressive symptoms were measured using the Geriatric Depression<br />

Scale. Physical mobility, health and need in medical treatment were<br />

successively measured using the instrumental Activities of Daily Living scale<br />

(ADL), Tinetti Test, Barthel Index and the geriatric stage of care scale.<br />

Physical mobility, physical health and stage of care were significantly related<br />

to change in depressive symptoms. Women performed better at all stage<br />

of the treatment than men. In comparison to patients admitted through hospitalization<br />

or emergency, those admitted through transferral showed a significantly<br />

higher score in Tinetti Test, Barthel Index at T2 and a lower stage of care score<br />

at release.<br />

The result supports the hypothesis that depression may impede the global<br />

medical rehabilitation outcomes if unrecognized or untreated. Moreover, the<br />

assumption of a high prevalence of depressive symptoms in elderly patients<br />

tends to be confirmed. The consequences of inadequately treated depression in<br />

the elderly include poor quality of life, reduced compliance with other medical<br />

treatment, cognitive impairment, and increased risk of mortality.<br />

Keywords:<br />

cognitive impairment, comorbidity, depression<br />

101


Schulische Suchtprävention – Bestandsaufnahme<br />

aktueller Maßnahmen an hessischen Schulen<br />

Daniela Piontek, Anneke Bühler, Stephanie Flöter, Sabine Gradl &<br />

Christoph Kröger<br />

IFT Institut für Therapieforschung<br />

piontek@ift.de<br />

Fragestellung: Für Deutschland liegt bisher keine systematische und<br />

repräsentative Evaluation <strong>zur</strong> suchtpräventiven Praxis an Schulen vor. Es ist<br />

unklar, ob evidenzbasierte verhaltenspräventive Angebote (Bühler &<br />

Heppekausen, 2005) oder auch verhältnispräventive Maßnahmen (Piontek,<br />

Bühler & Kröger, 2007) in deutschen Schulen implementiert sind. Die Fragestellungen<br />

der vorliegenden Studie lauten deshalb: (1) Inwiefern und in<br />

welchem Ausmaß werden die in den letzten Jahren entwickelten, evidenzbasierten<br />

Präventionsmaßnahmen an Schulen angewendet und/oder welche<br />

anderen Maßnahmen sind etabliert? (2) Gibt es einen Zusammenhang<br />

zwischen der Implementation verhaltenspräventiver Maßnahmen und der Ausgestaltung<br />

des Schulkontextes?<br />

Methode: In Kooperation mit dem Hessischen Kultusministerium und der<br />

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung werden im April 2007 alle etwa<br />

800 weiterführenden Schulen des Bundeslandes Hessen schriftlich befragt. Es<br />

wird eine Ausschöpfungsquote von mindestens 80 % angestrebt. An jeder<br />

Schule wird der Suchtbeauftragte oder die Lehrkraft, die sich am meisten mit<br />

dem Thema auseinandersetzt, mit Hilfe eines an internationale Projekte (Ennett<br />

et al., 2003) angelehnten Fragebogens <strong>zur</strong> aktuell an der Schule<br />

implementierten Suchtprävention befragt.<br />

Ergebnisse: Vor dem Hintergrund der Erfordernisse evidenzbasierter<br />

Suchtprävention wird der Stand der aktuellen schulischen Praxis dargestellt. Es<br />

werden Unterschiede zwischen den verschiedenen Schultypen untersucht.<br />

Darüber hinaus erfolgt ein Vergleich der in Deutschland implementierten Maßnahmen<br />

mit internationalen Daten.<br />

Keywords:<br />

Suchtprävention, Schule<br />

102


Belastungserleben und Lebenszufriedenheit von Eltern<br />

chronisch kranker Kinder<br />

Katharina Reichard 1 , Holger Domsch 2 , Christian Stierle 3 , Arnold<br />

Lohaus 2 & Dieter Vieluf 3<br />

1<br />

Universität Marburg / Entwicklungspsychologie<br />

2<br />

Universität Bielefeld / Entwicklungspsychologie und Entwicklungspsychopathologie<br />

3<br />

Fachklinikum Borkum<br />

holger.domsch@uni-bielefeld.de<br />

Fragestellung: Chronische Erkrankungen nehmen in den letzten Jahren stetig<br />

zu. Sie bedeuten zumeist für die Betroffenen deutliche Einschnitte und Veränderungen<br />

in ihrem Lebensalltag. Doch auch Angehörige werden mit neuen<br />

Aufgaben und Belastungen konfrontiert. Verschiedene Studien haben zeigen<br />

können, dass Eltern chronisch kranker Kinder oft von erhöhten Stresswerten<br />

berichten. Dies geht in der Regel mit einer niedrigeren Selbstwirksamkeit in Erziehungsfragen<br />

einher. Bezüglich des verwandten Konstruktes Lebensqualität<br />

finden sich dagegen zum Teil widersprüchliche Ergebnisse: In der vorliegenden<br />

Untersuchung sollen die unterschiedlichen Konstrukte gemeinsam in einer<br />

Gruppe von Eltern chronisch kranker Kinder erhoben und mit einer Kontrollstichprobe<br />

verglichen werden.<br />

Methode: Die Stichprobe bestand aus 45 Eltern chronisch kranker Kinder<br />

(Patienten der Fachklinik Borkum) und einer entsprechenden Kontrollstichprobe<br />

von Eltern gesunder Kinder. Zur Erfassung des Elternstresses kam ein neu<br />

entwickelter Fragebogen zum Einsatz. Weiterhin wurden die Eltern zu ihrer<br />

familiären Lebenszufriedenheit und der allgemeinen Selbstwirksamkeit befragt.<br />

Ergebnisse: Einhergehend mit früheren Studien zeigten sich ein erhöhter<br />

Elternstress und mehr körperliche Beschwerden bei Eltern chronisch kranker<br />

Kinder. Darüber hinaus fand sich eine geringere Lebenszufriedenheit bezüglich<br />

der Partnerschaft und der familiären Situation im Vergleich zu Eltern von<br />

gesunden Kindern. Unterschiede in der allgemeinen Selbstwirksamkeit der<br />

Eltern fanden sich dagegen nicht. Die Ergebnisse bestätigen, dass Eltern<br />

chronisch kranker Kinder über höhere Belastungen berichten. Sie unterstreichen<br />

zudem, dass eine Reduktion von Elternstress in Elternschulungen<br />

berücksichtigt werden sollte.<br />

Keywords:<br />

Elternstress, chronische Erkrankung, Lebenszufriedenheit<br />

103


Gesundheitsverhalten über die Lebensspanne<br />

Britta Renner 1 , Youlia Spivak 1 & Ralf Schwarzer 2<br />

1 Jacobs University Bremen<br />

2 Freie Universität Berlin<br />

b.renner@iu-bremen.de<br />

Modelle <strong>zur</strong> Vorhersage von Gesundheitsverhalten basieren auf der Annahme,<br />

dass sie universell für verschiedene Altersgruppen oder Kulturen gültig sind.<br />

Allerdings zeigen Befunde aus der Entwicklungspsychologie und Biologie, dass<br />

Gesundheit beispielsweise einen ganz unterschiedlichen Stellenwert für verschiedene<br />

Altersgruppen hat. Dies legt nahe, dass sozial-kognitive Determinanten<br />

von Gesundheitsverhalten alters- und kulturspezifisch sein<br />

könnten. In der vorliegenden Studie wurden auf der Grundlage des HAPA-<br />

Modells junge und ältere Erwachsene aus Deutschland (N = 580) und aus Südkorea<br />

(N = 697) in einem längsschnittlichen Design untersucht. Die Ergebnisse<br />

zeigen in beiden Kulturen, dass das HAPA-Modell innerhalb der Gruppe älterer<br />

Erwachsener gut <strong>zur</strong> Vorhersage von gesundheitsbezogenem Verhalten (Ernährung,<br />

körperliche Aktivität) geeignet ist. Allerdings zeigt sich innerhalb der<br />

jungen Erwachsenen kein guter Modellfit. Die Befunde unterstützen die Annahme,<br />

dass die Determinanten von Gesundheitsverhalten altersspezifisch<br />

sind. Implikationen für die Konzeptionalisierung von Gesundheitsverhaltensmodellen<br />

sollen diskutiert werden.<br />

Keywords:<br />

Gesundheitsverhalten, Motivation, Lebensspanne<br />

104


Anforderungen, Stress und Ressourcen im Fahrlehrerberuf<br />

– Eine Gesundheitsanalyse bei Fahrlehrern<br />

Jessica Reschke & Harry Schröder<br />

Universität Leipzig / Institut für Psychologie II<br />

JessicaReschke@web.de<br />

Gesundheitsanalysen im beruflichen Kontext dienen der Erfassung charakteristischer<br />

Anforderungen, Stressoren sowie Ressourcen einer Tätigkeit, um<br />

aufbauend darauf spezifische Interventions- und Präventionsmöglichkeiten <strong>zur</strong><br />

Förderung der Gesundheit für die betreffende Berufsgruppe aufzuzeigen.<br />

Die vorliegende Fragebogenstudie untersuchte auf der Grundlage eines<br />

Anforderungs-Ressourcen-Modells der Gesundheit externe Anforderungen und<br />

interne Ressourcen sowie das Ausmaß des Stresserlebens und die Ausprägungen<br />

verschiedener Gesundheitsindikatoren bei insgesamt 287 Fahrlehrern<br />

aus je einem alten und neuen Bundesland. Neben der allgemeinen Beschreibung<br />

der Merkmalsausprägungen für die Berufsgruppe der Fahrschullehrer<br />

wurden zudem Unterschiede zwischen Fahrlehrern aus den beiden<br />

Bundesländern analysiert.<br />

Die berufliche Anforderungssituation wird, unabhängig vom Bundesland,<br />

von den Fahrlehrern sehr ähnlich wahrgenommen, wobei finanzielle Probleme<br />

und Konkurrenzdruck die stärksten Belastungen darstellen. Insgesamt finden<br />

sich durchschnittliche Werte in Bezug auf Stresserleben und generalisierte<br />

Selbstwirksamkeitserwartung als interne Ressource. Ihre psychische und körperliche<br />

Gesundheit beschreiben die Fahrlehrer als gut bis sehr gut. Sportliche<br />

Aktivität und bewusste Ernährung als Gesundheitsverhaltensweisen werden<br />

von einer Vielzahl der Fahrlehrer wenig oder gar nicht in den Lebensvollzug<br />

integriert. Im Bundesländervergleich weisen Fahrlehrer aus dem neuen<br />

Bundesland trotz ähnlicher Anforderungssituation signifikant höheres Stresserleben<br />

und geringere Lebenszufriedenheit auf. Sie berichten niedrigere allgemeine<br />

Selbstwirksamkeitserwartung und höheren Alkoholkonsum. Insgesamt<br />

scheint diese Gruppe der Fahrlehrer ungünstigere und weniger effektive<br />

Stressbewältigungsmechanismen einzusetzen und geringere interne Ressourcen<br />

zu besitzen.<br />

Keywords:<br />

Gesundheitsanalyse, Fahrlehrer<br />

105


Strategische Planung als Mediator und Moderator der<br />

Intentions-Verhaltens-Beziehung<br />

Tabea Reuter, Jochen P. Ziegelmann, Amelie U. Wiedemann, Sonia<br />

Lippke & Benjamin Schüz<br />

Freie Universität Berlin, <strong>Gesundheitspsychologie</strong><br />

tabea.reuter@gmail.com<br />

Fragestellung: Das sozial-kognitive Prozessmodell gesundheitlichen Handelns<br />

(HAPA; Schwarzer, 1992) unterscheidet motivationale Prozesse, die <strong>zur</strong><br />

Bildung einer Intention führen, von volitionalen Prozessen, die die Handlungsausführung<br />

ermöglichen. In der vorliegenden Studie wird untersucht, welche<br />

Rolle Planungsprozesse in der volitionalen Phase der Gesundheitsverhaltensänderung<br />

spielen. Insbesondere wird überprüft, ob und inwiefern strategische<br />

Planung (Handlungsplanung, Bewältigungsplanung) die Intentions-Verhaltens-<br />

Beziehung moderiert und mediiert.<br />

Methode: Mittels standardisierter Fragebögen wurden zu drei Messzeitpunkten<br />

(Baseline, 1 Monat, 4 Monate) motivationale und volitionale Aspekte<br />

der Gesundheitsverhaltensänderung bei N = 111 Teilnehmern erfasst.<br />

Ergebnisse: Strategische Planung vermittelt teilweise den Zusammenhang<br />

zwischen Intentionen und zukünftigem Verhalten. Zudem hängt die Enge der<br />

Intentions-Verhaltens-Beziehung vom Ausmaß strategischer Planung ab.<br />

Diskussion: Die Ergebnisse bestätigen die Annahme, dass Planungsprozesse<br />

entscheidend für die Umsetzung von Intentionen in Verhalten sind.<br />

Volitionale Interventionen mit Handlungsplanungs- und Bewältigungsplanungsaktivitäten<br />

sollten Bestandteil von Interventionen <strong>zur</strong> Umsetzung von<br />

Intentionen in Verhalten sein.<br />

Keywords:<br />

Strategische Planung, Intentions-Verhaltens-Beziehung, Gesundheitsverhaltensänderung<br />

106


Belastungserleben unter Schülern: Welche Rolle spielt<br />

die (In)Kongruenz zwischen Selbstkonzept und Qualität<br />

des Stressors?<br />

Tobias Ringeisen 1 , Hanns Martin Trautner 1 , Petra Buchwald 2 &<br />

Manuel Teubert 1<br />

1 Bergische Universität Wuppertal<br />

2 Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf<br />

ringeisen@uni-wuppertal.de<br />

Auf Basis des dreiteiligen Modells der Selbstkonstruktion wurden die Zusammenhänge<br />

zwischen Belastungserleben und den drei Facetten des Selbst -<br />

relational (R), independent (I) und kollektiv (K) - für korrespondierende<br />

Stressoren (R, I und K) untersucht. Bisherige Forschung ist inkonsistent, da<br />

sowohl ein self-stress incongruence model (Belastung resultiert aus der Fehlpassung<br />

zwischen Stressorart und dominantem Selbst; z. B. Cross, 1995;<br />

Hardie et al., 2005) als auch ein self-stress congruence model (Ein ausgeprägtes<br />

Selbst begünstigt Belastung bei kongruenten weil selbstwertrelevanten<br />

Stressoren; z. B. Bacon, 2001; Uskul, 2005) bestätigt wurde.<br />

Zur Klärung der Zusammenhänge berichteten 100 Schüler in einer 2wöchigen<br />

Tagebuchstudie täglich den stärksten Stressor, zugehörige positive<br />

und negative Emotionen sowie das Ausmaß der Belastung. Durch qualitative<br />

Inhaltsanalyse konnten die Ereignisse zu sechs Stressor-Kategorien gruppiert<br />

werden, wobei die Ratings je Kategorie auf Personenebene gemittelt wurden.<br />

Neben zwei R- (Mangel an engen Beziehungen, Beziehungskonflikte) und drei<br />

I- (Körperliche Probleme, independente Stressoren, neutrale independente Ereignisse)<br />

resultierte eine K-Kategorie (Soziale Probleme mit anderen).<br />

Die Ergebnisse wiesen auf eine kategorie-spezifische Gültigkeit der o. g.<br />

self-stress-Modelle hin. Ein relationales Selbst führte zu Belastungen bei<br />

relationalen und independenten Stressoren, ging aber mit einer Verringerung<br />

bei kollektiven Stressoren einher. Umgekehrt begünstigte ein kollektives Selbst<br />

das Erleben von Well-being bei relationalen und körperlichen Stressoren, erhöhte<br />

aber Belastung bei kollektiven und independenten Stressoren. Ein independentes<br />

Selbst reduzierte Belastung bei independenten Stressoren und<br />

neutralen independenten Ereignissen. Offensichtlich fördert ein relationales /<br />

kollektives Selbst Stress bei inkongruenten [sozialen] Stressoren, während ein<br />

independentes Selbst Belastung in kongruenten Situationen reduziert.<br />

Keywords:<br />

Selbstkonstruktion, Belastung, daily hassles<br />

107


Zeitstruktur, Zeitverwendung und psychisches Wohlbefinden<br />

in der Erwerbslosigkeit<br />

Benedikt Rogge 1 , Peter Kuhnert 2 & Michael Kastner 2<br />

1 Universität Bremen<br />

2 Universität Dortmund<br />

brogge@gsss.uni-bremen.de<br />

Der psychische Gesundheitszustand von Erwerbslosen ist deutlich schlechter<br />

als derjenige von Beschäftigten (Paul, Hassel & Moser, 2006). Neben weiteren<br />

gelten Zeitstruktur und Zeitverwendung im Alltag als Moderatorvariablen, die<br />

einen protektiven Einfluss ausüben können. Jedoch mangelt es hierzu bislang<br />

an empirischen Studien (Lang-von Wins, von Rosenstiel & Mohr, 2004). Unsere<br />

explorative Studie untersucht anhand von zehn qualitativen Interviews mit langzeiterwerbslosen<br />

Männern (45-60 Jahre), wie diese ihre Alltagszeit<br />

strukturieren, gestalten und erleben sowie ihre psychischen Belastungen. Als<br />

Ergebnis wird 1.) eine Typologie der alltäglichen Zeitstruktur mit drei Merkmalsausprägungen<br />

vorgestellt. 2.) zeigt sich, dass der Zeitstrukturtyp entgegen weit<br />

verbreiteter Annahmen (Jahoda, 1982) in keinem interpretierbaren Zusammenhang<br />

mit den psychischen Belastungen der Männer steht. Vielmehr spielt 3.) die<br />

subjektive Bedeutung der Zeitverwendung eine deutlich wichtigere Rolle. Diese<br />

ist bei den Männern aber 4.) aus finanziellen, sozialen und persönlichkeitsbedingten<br />

Gründen stark eingeschränkt. Die Bedeutung der Ergebnisse für<br />

Forschung und Anwendung wird diskutiert.<br />

Literatur:<br />

Jahoda, M. (1982). Employment and unemployment: A social-psychological analysis.<br />

Cambridge, England: Cambridge University Press.<br />

Lang-von Wins, T., Mohr, G. & von Rosenstiel, L. (2004). Kritische Laufbahnübergänge: Erwerbslosigkeit,<br />

Wiedereingliederung und Übergang in den Ruhestand. In Schuler, H.<br />

(Hrsg.), Organisationspsychologie – Grundlagen und Personalpsychologie. Enzyklopädie<br />

der Psychologie, Themenbereich D, Praxisgebiete, Serie III, Wirtschafts-,<br />

Organisations- und Arbeitspsychologie, Bd. 3. Hogrefe: Göttingen. S. 1113-1191.<br />

Paul, K.I., Hassel, A., & Moser, K. (2006). Die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit auf die<br />

psychische Gesundheit: Befunde einer quantitativen Forschungsintegration. In A.<br />

Hollederer & H. Brand (Hrsg.), Arbeitslosigkeit, Gesundheit und Krankheit (S.35-51).<br />

Bern: Huber.<br />

Keywords:<br />

Arbeitslosigkeit, psychische Gesundheit, Alltag<br />

108


Einfluss sportlicher Betätigung auf das Körperkonzept<br />

und die Lebensqualität krebskranker Jugendlicher und<br />

junger Erwachsener<br />

Roberto Rojas 1 , Wolfgang Schlicht 2 , Lisa Eimert 3 & Eberhard Leidig 3<br />

1 Klinik Roseneck<br />

2 Universität Stuttgart<br />

3 Rehabilitationsklinik Katharinenhöhe<br />

roberto.rojas@web.de<br />

Fragestellung: Die Studie berichtet über die Wirkungen eines angeleiteten<br />

Sportprogramms auf physiologische (PWC-150) und psychosoziale Variablen<br />

(Körperkonzept und Lebensqualität) krebskranker Jugendlicher und junger Erwachsener<br />

in der stationären Nachsorge einer Rehabilitationsklinik.<br />

Methode: Das Studiendesign folgt einem prospektiven einjährigen Längsschnitt<br />

mit zwei Gruppen (Interventions- und Kontrollgruppe) und vier Messzeitpunkten<br />

(Aufnahme, Ende der einmonatigen stationären Behandlung, Ende der<br />

6-monatigen und der 12-monatigen Katamnese). An der Studie nahmen 130<br />

krebskranke Jugendliche (15-19 Jahre) und junge Erwachsene (20-25 Jahre)<br />

teil. 90 Pbn konnten der Sport- und 40 Pbn der Kontrollgruppe zugewiesen<br />

werden.<br />

Ergebnisse: Am Ende der Untersuchung wurde eine Verbesserung der<br />

Leistungsparameter, des Körperkonzepts und der Lebensqualität sowohl in der<br />

Sport- als auch in der Kontrollgruppe festgestellt, die in der Katamnesephase<br />

geringfügig abnahm. Weitergehende Analysen zeigen eine ungleiche Verteilung<br />

der sportlichen Betätigung der Probanden beider Gruppen vor und während der<br />

Studie. Ordnet man die Pbn nach dem Ausmaß ihrer „sportlichen Tätigkeit“<br />

(überwiegend sportaktiv und überwiegend sportinaktiv), stellt sich heraus, dass<br />

überwiegend Sportaktive im Vergleich zu überwiegend Sportinaktiven ein<br />

stabiles Körperkonzept, besonders bei der Wahrnehmung der körperlichen<br />

Effizienz, des körperlichen Befindens und der Selbstakzeptanz des Körpers,<br />

trotz körperlicher Beschwerden bzw. Beeinträchtigungen und des Risikos eines<br />

negativen Krankheitsverlaufs, zeigen. Die Ergebnisse stützen die Hypothese,<br />

dass sportliche Betätigung eine Art Schutzfunktion hinsichtlich des Körperkonzepts<br />

krebserkrankter Jugendlicher und junger Erwachsenen ausübt. In<br />

diesem Zusammenhang war auch sehr motivierend festzustellen, dass die Zahl<br />

der sportlich aktiven Pbn ein Jahr nach Beendigung ihres stationären Aufenthalts<br />

deutlich höher lag (66 %) als zum Zeitpunkt der Aufnahme (42 %).<br />

Keywords:<br />

Krebs, Sport, Körperkonzept<br />

109


Der Einfluss von Ursachenzuschreibungen und Benefit-<br />

Finding auf die Lebensqualität bei chronischen Erkrankungen:<br />

Ergebnisse einer Längsschnittuntersuchung<br />

Udo Rudolph 1 & Eike Fittig 2<br />

1 TU Chemnitz<br />

2 TU Dresden<br />

udo.rudolph@phil.tu-chemnitz.de<br />

Die vorliegende Studie geht der Frage nach, welche Bedingungen Personen mit<br />

chronischen Erkrankungen ein möglichst hohes Ausmaß an physischem und<br />

psychischem Wohlbefinden ermöglichen. Wir nehmen an, dass hierbei kognitive<br />

Prozesse, insbesondere Ursachenzuschreibungen (Attributionen) und Benefit-<br />

Finding eine Schlüsselfunktion zukommt. Anhand eines längsschnittlichen<br />

Untersuchungsdesigns mit N = 129 Personen untersuchen wir die Auswirkungen<br />

von Attributionen und Benefit-Finding auf subjektive Lebenszufriedenheit<br />

und Wohlbefinden bei Personen mit Diabetes mellitus und<br />

koronaren Herzerkrankungen. Attributionen, psychisches und physisches<br />

Wohlbefinden sowie die subjektive Lebenszufriedenheit wurden während eines<br />

stationären Aufenthaltes der Patienten sowie nach einem durchschnittlichen<br />

Follow-up-Zeitraum von 3 Jahren erfasst. Patienten, die sich <strong>zur</strong> Baseline-<br />

Messung hohe Verantwortung für ihre Erkrankung zuschreiben, berichten 3<br />

Jahre später über signifikant geringere Lebensqualität. Bei Patienten mit<br />

Diabetes mellitus zeigt sich zudem ein signifikanter Einfluss von Stress als<br />

wahrgenommener Ursache der Erkrankung auf ein geringeres physisches und<br />

psychisches Wohlbefinden. Attributionen auf Vererbung führen hingegen zu<br />

einer signifikant besseren subjektiven Lebenszufriedenheit dieser Patienten<br />

zum Zeitpunkt der Follow-up-Erhebung. Die Ergebnisse werden im Hinblick auf<br />

ihre Implikationen für tertiär-präventive Maßnahmen diskutiert.<br />

Keywords:<br />

Chronische Erkrankungen, Attribution, Lebensqualität<br />

110


Der Einfluss des Alters auf multiples Gesundheitsverhalten<br />

bei Angestellten im Bahnbetrieb<br />

Rebecca Rueggeberg 1 , Jochen P. Ziegelmann 2 , Amelie U.<br />

Wiedemann 2 , Tabea Reuter 2 & Sonia Lippke 2<br />

1 Technische Universität Berlin<br />

2 Freie Universität Berlin<br />

r_rueggeberg@web.de<br />

Im Rahmen des Projekts „Gesund und Fit“ der Freien Universität Berlin, der<br />

Deutschen Bahn AG und des DB Gesundheitsservice wurde das Zusammenspiel<br />

von sozial-kognitiven Variablen und multiplem Gesundheitsverhalten betrachtet.<br />

Es wurde untersucht inwieweit personale Ressourcen die Ausübung<br />

regelmäßiger körperlicher Aktivität und den Verzehr von Obst und Gemüse im<br />

Zusammenhang mit dem Alter beeinflussen. Die Betrachtung objektiver<br />

medizinischer Parameter sowie der subjektiven Gesundheit lieferten weitere<br />

Aufschlüsse über mögliche Wirkungszusammenhänge zwischen den untersuchten<br />

Konstrukten.<br />

Im Rahmen der Pilotierungsphase des Projekts, wurden rund 107 Bahnbeschäftigte<br />

im Alter von 20-63 Jahren befragt.<br />

Hypothesenkonform zeigte sich, dass die sportliche Selbstwirksamkeitserwartung<br />

und damit einhergehend auch die körperliche Aktivität mit dem Alter<br />

abnehmen. Dabei übte die Selbstwirksamkeit den größten Einfluss auf die<br />

Intention aus. Darüber hinaus konnte festgestellt werden, dass die Selbstwirksamkeit<br />

sowie die Intention wiederum das multiple Gesundheitsverhalten bedeutend<br />

beeinflussen.<br />

Die körperliche Aktivität wirkte sich positiv auf die objektive Gesundheit<br />

aus, während das Alter die objektive Gesundheit erwartungsgemäß negativ beeinflusste.<br />

Ferner zeichnete sich ab, dass zwischen der objektiven und der<br />

subjektiven Gesundheit ein bedeutender Zusammenhang bestand.<br />

Keywords:<br />

Körperliche Aktivität, Ernährungsverhalten, Alter<br />

111


Nehmen Depressionen in der Schweizer Bevölkerung<br />

zu? Eine Analyse des Monitorings Psychische Gesundheit<br />

Schweiz<br />

Peter Rüesch 1 & Daniela Schuler 2<br />

1<br />

Fachstelle Gesundheitswissenschaften, Zürcher <strong>Hochschule</strong> Winterthur<br />

2<br />

Schweizerisches Gesundheitsobservatorium, Neuenburg<br />

rup@zhwin.ch<br />

Problem: Psychische Gesundheitsprobleme, insbesondere die Depression erregen<br />

in Medien und Öffentlichkeit Aufmerksamkeit. Auch in der Schweiz geht<br />

die Rede von der Depression als Volkskrankheit um. Dabei wird der Vermutung<br />

Ausdruck gegeben, dass Depressionen in der Bevölkerung zugenommen haben.<br />

Fragestellungen: (1) Hat die Prävalenz von Depressionen unterschiedlichen<br />

Schweregrades in der Schweizer Bevölkerung zwischen 1997 und 2004<br />

zugenommen? (2) Wie zeigt sich diese Entwicklung bei verschiedenen Bevölkerungsgruppen<br />

(Geschlecht, Alter, soziale Herkunft)? (3) Wie groß ist der<br />

Anteil von Personen mit Depressionen, die professionelle Hilfe in Anspruch<br />

nehmen?<br />

Methode: Will man die Vermutung der Zunahme von Depressionen prüfen,<br />

so stellen sich v.a. zwei Probleme: Erstens ist der alltagssprachliche Begriff<br />

Depression unscharf, er deckt sich nur beschränkt mit dem psychiatrischklinischen<br />

Begriff. Zweitens liegen für die Schweizer Bevölkerung nur wenige<br />

epidemiologisch valide Daten <strong>zur</strong> Prävalenz psychischer Störungen vor. In diesem<br />

Beitrag wird der Versuch dargestellt, Informationen aus verschiedenen<br />

Datenquellen (Schweiz. Gesundheitsbefragung SGB, Schweiz. Haushaltspanel,<br />

Medizin. Statistik der Krankenhäuser) zu integrieren und valide Aussagen zu<br />

Prävalenz und zeitlichen Trends (1997-2004) von Depressionen abzuleiten. Im<br />

Zentrum der Analyse stehen Bevölkerungskennwerte des Depression Screening<br />

Questionnaire nach ICD-10 aus der SGB. Grundlage ist das Monitoring<br />

Psychische Gesundheit Schweiz, für das der Referent zusammen mit dem<br />

Schweizer Gesundheitsobservatorium einen Baseline-Bericht (2003) und einen<br />

Trendbericht (2007) verfasst hat.<br />

Ergebnisse: Befunde basierend auf dem Trendbericht des Monitorings<br />

deuten darauf hin, dass die Prävalenz von Depressionen in der Bevölkerung im<br />

untersuchten Zeitraum kaum zugenommen hat, aber mehr Menschen professionelle<br />

Hilfe in Anspruch nehmen. Im Rahmen dieses Beitrags sollen diese Befunde<br />

vertiefend untersucht werden.<br />

Keywords:<br />

Depression, Epidemiologie, Gesundheitsversorgung<br />

112


Der Einfluss erinnerter elterlicher Erziehung auf die<br />

Lebenskompetenz junger Erwachsener<br />

Marah Saenger & Urs Fuhrer<br />

Otto-von-Guericke Universität Magdeburg /Institut für Psychologie<br />

marahmarie@gmail.com<br />

Die Studie untersucht den Einfluss erinnerter elterlicher (d. h. mütterlicher und<br />

väterlicher) Erziehung auf die Lebenskompetenz junger Erwachsener und prüft<br />

auch Interaktionseffekte zwischen dem Erziehungsverhalten beider Eltern.<br />

Lebenskompetenz wurde, dem Konzept der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO, 2001) folgend, als globales Maß psychosozialer Kompetenz definiert.<br />

Demnach soll sie helfen, Herausforderungen des täglichen Lebens durch<br />

positives Verhalten effektiv zu bewältigen. In der Studie wurden acht der von<br />

der WHO genannten Lebensfertigkeiten operationalisiert: Entscheidungen<br />

treffen, Probleme lösen, Kreatives Denken, Effektive Kommunikation, Interpersonale<br />

Beziehungsfähigkeiten, Selbstkenntnis, Empathie und Coping mit<br />

Emotionen. In Anlehnung an die neuere psychologische Erziehungsforschung<br />

(Fuhrer, 2005) wurden drei globale Dimensionen elterlichen Erziehungsverhaltens<br />

erfasst: elterliche Wärme, Verhaltenskontrolle und psychologische<br />

Kontrolle.<br />

Die retrospektive, querschnittliche Fragebogenstudie wurde an einer<br />

akademischen Stichprobe (N = 544; 55 % weiblich, 45 % männlich; Altersdurchschnitt<br />

24 Jahre, SD = 2.6) in drei deutschen Städten durchgeführt. Mittels<br />

linearer Strukturgleichungsmodelle (SGM) wurde der Einfluss elterlicher Erziehung<br />

auf die Lebenskompetenz geprüft. Von den drei Erziehungsdimensionen<br />

erwies sich elterliche Wärme als stärkster Prädiktor für Lebenskompetenz.<br />

Die getesteten SGM zeigten einen eher unbefriedigenden Daten-Fit<br />

und indizieren, dass weitere Faktoren <strong>zur</strong> Erklärung der Lebenskompetenz<br />

herangezogen werden müssen. Zudem zeigten sich in den Regressionsanalysen<br />

bei Söhnen Wechselwirkungen mütterlicher und väterlicher Wärme bzw.<br />

psychologischer Kontrolle. Für die Ausprägung der Lebenskompetenz erwiesen<br />

sich Diskrepanzen zwischen dem Erziehungsverhalten der beiden Eltern als<br />

abträglich.<br />

Literatur:<br />

Fuhrer, U. (2005). Lehrbuch Erziehungspsychologie. Bern: Huber.<br />

World Health Organisation (Ed.) (2001). Skills for health. Geneva: WHO.<br />

Keywords:<br />

Erziehung, Lebenskompetenz<br />

113


Der Gesundheits-Q-Sort (GQS) – ein innovatives<br />

Verfahren <strong>zur</strong> Messung des gesundheitsbezogenen<br />

Selbstkonzepts<br />

Christian Sander & Harry Schröder<br />

Universität Leipzig<br />

Chsander@uni-leipzig.de<br />

Einer Erfassung des Konzepts der eigenen psychischen Gesundheit kommt<br />

klinische und gesundheitspsychologische Relevanz zu, da sich im Selbstbild<br />

das Ausmaß der psychischen Gesundheit widerspiegelt und sich psychische<br />

Störungen in Struktur- und Funktionsbesonderheiten des Selbstkonzepts<br />

äußern. Somit ist das Selbstkonzept Kernpunkt vieler therapeutischer Bemühungen.<br />

Dennoch handelt es sich beim gesundheitsbezogenen Selbstkonzept<br />

um einen Aspekt, der von bestehenden Selbstkonzept-Skalen bisher<br />

nicht abgedeckt wird.<br />

Der hier vorgestellte Gesundheits-Q-Sort (GQS) dient der Erfassung<br />

personaler Gesundheitsqualitäten und deren Veränderung unter Bedingungen<br />

systematischer Interventionen. Erfasst wird neben dem Selbstbild auch das<br />

Idealkonzept der eigenen Gesundheit. Aus dem Vergleich beider Konzepte<br />

kann ein Maß für innerseelische Konsistenz abgeleitet werden. Ein solches<br />

Maß ist von Interesse für die Beurteilung von Status und Veränderung der<br />

seelischen Gesundheit. Größere Diskrepanzen zwischen Selbst- und Idealbild<br />

korrelieren mit negativer Emotionalität und niedriger Lebenszufriedenheit.<br />

Wirkeffekte psychosozialer Intervention sollten sich in einer Reduktion solcher<br />

Unterschiede zeigen. Ein wichtiger Anwendungsbereich des GQS ist somit die<br />

Qualitätssicherung psychosozialer, speziell auch psychotherapeutischer Interventionen.<br />

Ein Vergleich von Selbst- und Idealkonzept kann ausschließlich im<br />

Bezugssystem des konkreten Individuums erfolgen. Deshalb ist ein ipsatives<br />

Vorgehen dem Gegenstandsbereich angemessen. Der GQS nutzt die Q-<br />

Sortierungstechnik und ist somit in einer der Messintention entsprechenden<br />

Methodik gestaltet.<br />

Im Referat wird der Gesundheits-Q-Sort vorgestellt, wobei die <strong>zur</strong> Verfahrenskonstruktion<br />

nötigen Schritte, das Testmaterial und die Durchführung<br />

des Verfahrens beschrieben werden. Es werden Ergebnisse einer Validierungsstudie<br />

mit 344 Psychotherapiepatienten referiert sowie eine Kurzform des Verfahrens<br />

und eine Computer-Version vorgestellt.<br />

Keywords:<br />

Selbstkonzept, Q-Sort, Therapieevaluation<br />

114


Elterliche Belastung als Mediator der Erziehungskompetenz<br />

Uli Sann<br />

Universität Frankfurt<br />

u.sann@paed.psych.uni-frankfurt.de<br />

Fragestellung: Trainingsansätze <strong>zur</strong> Verbesserung elterlicher Kompetenzen<br />

spielen eine bedeutsame Rolle in der Prävention und Behandlung von Verhaltensauffälligkeiten<br />

bei Kindern. Sind die Belastungen der Eltern allerdings<br />

hoch können vorhandene oder in Elterntrainings erworbene Erziehungskompetenzen<br />

kaum umgesetzt werden. Die von Abidin (1992) postulierte Rolle<br />

elterlichen Belastungserlebens als Mediator der Beziehung verschiedener<br />

Ressourcen und Risikofaktoren einerseits und der elterlichen Erziehungskompetenz<br />

andererseits wurde in einer Untersuchung überprüft.<br />

Methode: In Anlehnung an verschiedene Forschungsergebnisse, die für<br />

die elterliche Kompetenzüberzeugung als einem Indikator für tatsächliche Erziehungskompetenz<br />

sprechen, wurden an einer Stichprobe von 409 Teilnehmerinnen<br />

von Eltern-Kind-Gruppen elterliche Kompetenzüberzeugung<br />

(Parenting Sense of Competence) als Kriterium und elterliches Belastungserleben<br />

(Parenting Stress Index) als Mediator erhoben. Als Prädiktoren wurden<br />

elterliche Uneinigkeit (Parenting Problem Checklist), soziale Unterstützung<br />

(Fragebogen <strong>zur</strong> Sozialen Unterstützung) und kindliche Problembereiche betrachtet.<br />

Zusätzlich wurden mit einer für die Mutter-Kind-Interaktion adaptierten<br />

Form des Fragebogens „Umgang mit Belastungen im Verlauf“ Informationen<br />

zum Bewältigungsverhalten der Mütter gesammelt.<br />

Ergebnisse: In der pfadanalytischen Überprüfung ergibt sich ein Mediatoreffekt<br />

des elterlichen Belastungserlebens auf die Beziehung zwischen elterlicher<br />

Uneinigkeit und sozialer Unterstützung einerseits und elterlichen<br />

Kompetenzüberzeugungen andererseits, dessen Plausibilität auch bei der Betrachtung<br />

der Zusammenhänge zu zwei Messzeitpunkten gestützt wird. Weitere<br />

Ergebnisse <strong>zur</strong> Rolle des elterlichen Bewältigungsverhaltens werden vorgestellt.<br />

Grenzen und Entwicklungsmöglichkeiten der vorgestellten Befunde<br />

werden diskutiert.<br />

Literatur:<br />

Abidin, R.R. (1992). The determinants of parenting behavior. Journal of Clinical Child Psychology,<br />

21, 407-412.<br />

Keywords:<br />

Erziehungskompetenz, Belastung<br />

115


Entwicklung und Evaluation eines sinnesorientierten<br />

Zugangs <strong>zur</strong> Gesundheits- und Ernährungsbildung<br />

Steffen Schaal<br />

<strong>Pädagogische</strong> <strong>Hochschule</strong> Ludwigsburg / Abt. Biologie<br />

schaal@ph-ludwigsburg.de<br />

Ein wichtiger Aspekt schulischer Gesundheitsbildung ist die Vermittlung einer<br />

gesunden Ernährung. Die bisher erzielten Erfolge sind jedoch entweder<br />

marginal oder in Hinblick auf das Ernährungsverhalten Jugendlicher mäßig<br />

dokumentiert (vgl. Lach, 2003). Das Ernährungsverhalten Jugendlicher ist nur<br />

schwer zu beeinflussen: Für Jugendliche steht die Befriedigung kurzfristiger<br />

Bedürfnisse eher im Vordergrund als die Betrachtung langfristiger Folgen und<br />

Auswirkungen. Von daher sollte sich schulische Ernährungsbildung statt an<br />

normativ-defizitorientierten Ansätzen in stärkerem Maße an ressourcenorientierten<br />

Konzepten orientieren (Bartsch & Methfessel, 2004). Diese müssen<br />

alltagsgerecht, mehrperspektivisch und verhaltensrelevant sein, um die Bedürfnisse<br />

der Kinder und Jugendlichen zu berücksichtigen.<br />

Im Forschungsprojekt „Geschmacksunterricht – SINNvolle Gesundheitsbildung“<br />

wird eine Unterrichtseinheit <strong>zur</strong> Ernährungsbildung unter besonderer<br />

Berücksichtigung des Geschmackssinns betreut und unter ökologischen Bedingungen<br />

evaluiert und weiterentwickelt. Hierbei wird neben der Betonung<br />

eines sinnhaften Zugangs <strong>zur</strong> Ernährung der authentische Lernkontext durch<br />

Chefköche als externe Experten sichergestellt (www.eurotoques.de).<br />

Es wurden drei Teilstudien in der 5. Klasse der Realschule (N = 160) in<br />

einem Pre-/ Post-Test-Design mit einer Kontrollgruppe (N = 25) durchgeführt.<br />

Dabei sollte geklärt werden, ob die kurzfristige Intervention über drei Schulstunden<br />

zu relevanten Wissenszunahmen führt und ernährungsbezogene Verhaltensweisen,<br />

Einstellungen und Selbstwirksamkeitserwartungen beeinflussen<br />

kann. Zur Messung wurden bewährte empirische Verfahren verwendet sowie<br />

neue Verfahren eingesetzt (Eschenbeck & Kohlmann, 2004). Die Ergebnisse<br />

zeigen erwartungsgemäß keine Verhaltensänderungen, jedoch eine Zunahme<br />

des Wissens, positive Veränderungen bei gesundheitsbezogenen Einstellungen<br />

und ernährungsrelevanten Selbstwirksamkeitserwartungen sowie der Beurteilung<br />

der Bedeutsamkeit des Essens.<br />

Keywords:<br />

Ernährungsbildung, Geschmacksunterricht, authentischer Lernkontext<br />

116


Implementation und Evaluation von Gesundheitsförderung<br />

in Schulentwicklungsprozessen<br />

Steffen Schaal 1 & Waldemar Mittag 2<br />

1 <strong>Pädagogische</strong> <strong>Hochschule</strong> Ludwigsburg / Abt. Biologie<br />

2 <strong>Pädagogische</strong> <strong>Hochschule</strong> Ludwigsburg / Psychologie<br />

schaal@ph-ludwigsburg.de<br />

Schulische Gesundheitsbildung sollte neben der Stärkung der gesundheitsbezogenen<br />

Lebenstüchtigkeit der Lernenden auch die Gesundheit aller an der<br />

Schule Beteiligten berücksichtigen. Damit wird Gesundheitsbildung zu einem<br />

Teil eines Schulentwicklungsprozesses, der das gesamte „Setting Schule“ betrifft<br />

und auch Gemeindestrukturen und vorhandene Netzwerke mit einbezieht.<br />

Im Rahmen dieser Studie (’07-’10) werden fünf Schulen der Sek. I bei der<br />

Ausbildung eines schulischen Leitbildes <strong>zur</strong> „Gesundheitsfördernden Schule“<br />

begleitet und durch ein Netzwerk der <strong>Pädagogische</strong>n <strong>Hochschule</strong> Ludwigsburg,<br />

dem BZgA-Programm „Gut Drauf“ sowie dem Gesundheitsamt und dem<br />

Landesinstitut für Schulsport betreut.<br />

Hierzu wurde der „Gut Drauf“-Präventionsansatz für die Schule adaptiert<br />

und als fester Bestandteil in der Lehrerausbildung an der PH Ludwigsburg<br />

etabliert. Studierende erhielten zunächst eine Qualifikation als „Gut Drauf“-<br />

Multiplikatoren und wurden an der schulischen Adaptation des Programms beteiligt.<br />

Dabei wurden didaktisch aufbereitete Unterrichtskonzepte und<br />

Materialien zu „Ernährung – Bewegung – Stressbewältigung“ entwickelt, erprobt<br />

und evaluiert. Diese sind am Curriculum verankert und stehen den Schulen im<br />

Unterricht <strong>zur</strong> Verfügung. Damit werden die LehrerInnen bei der Vorbereitung<br />

entlastet und Ressourcen für den Schulentwicklungsprozess gewonnen.<br />

Zusätzlich übernehmen Studierende Unterrichtssequenzen und die Gestaltung<br />

außerunterrichtlicher Veranstaltungen.<br />

Die empirische Evaluation wird in längs- und querschnittlicher Betrachtung<br />

den Erwerb relevanten Wissens, Veränderungen ernährungs-/ bewegungs- und<br />

entspannungsbezogener Selbstwirksamkeitserwartungen, das Ernährungs-<br />

oder Bewegungsverhalten der SchülerInnen sowie deren Wohlbefinden untersuchen.<br />

Verfahren der Implementationsforschung überwachen den schulischen<br />

Entwicklungsprozess und ermöglichen Aussagen über den Zusammenhang zu<br />

den schülerbezogenen Ergebnissen. Präsentiert werden die Ergebnisse der<br />

Eingangsuntersuchung.<br />

Keywords:<br />

Schulische Gesundheitsförderung, Schulentwicklung, "Gut Drauf"-Programm<br />

117


Empirische Gesundheitsanalysen bei Orchestermusikern<br />

Ingolf Schauer 1 & Harry Schröder 2<br />

1 <strong>Hochschule</strong> für Musik und Theater Leipzig<br />

2 Universität Leipzig<br />

ingolf_schauer@web.de<br />

Hintergrund: Berufsmusiker sind physischen und psychischen Belastungen<br />

ausgesetzt, die vor und während des Berufslebens akute oder chronische Beschwerden<br />

(mit)verursachen können. In Deutschland sind derzeit 10.500<br />

Orchestermusiker tätig, wobei die Zahl der wegen Berufsunfähigkeit vorzeitig<br />

berenteten sehr hoch ist.<br />

Ziel des Beitrages ist die Identifikation von berufsspezifischen Belastungen<br />

und Stressoren sowie die Suche nach gesundheitsprotektiven<br />

Faktoren und Ressourcen.<br />

Methode: Eine empirische Felderhebung in Form einer „betrieblichen“ Gesundheitsanalyse<br />

nutzte psychometrische Fragebogenskalen. Untersucht<br />

wurden 8 philharmonische Orchester aus 4 Bundesländern (N = 370 Musiker),<br />

unterteilt nach Alter (50), Geschlecht, Position im Orchester (Solo,<br />

Tutti).<br />

Ergebnisse: Die Befunde zeigen, dass die Mehrheit der Musiker ihre<br />

Arbeit positiv bewertet: sie ist abwechslungsreich, sinnvoll, bereitet ihnen<br />

Freude und trägt <strong>zur</strong> Entfaltung ihrer Fähigkeiten bei. Knapp die Hälfte der<br />

Musiker leidet unter den Auswirkungen von Organisations- und Umgebungsbedingungen<br />

(mangelnde Entscheidungsmöglichkeiten, un<strong>zur</strong>eichende<br />

Informiertheit bei Veränderungen und geringe Fürsorge). Zwischen den einzelnen<br />

Orchestern bestehen gravierende Unterschiede (spezifische Problemmuster).<br />

Jüngere Musiker beurteilen die Arbeitsbedingungen negativer als<br />

ältere und leiden häufiger an Magen-Darm-Beschwerden. Solisten schätzen<br />

Arbeitsinhalte und Entscheidungsmöglichkeiten positiver ein. Die mit<br />

Regressionsanalysen erstellten Modelle belegen, dass sowohl institutionelle als<br />

auch personale Bedingungen körperliche und psychische Beschwerden mit<br />

unterschiedlichen Gewichten prädizieren.<br />

Schlussfolgerungen: Aus den differenzialpsychologischen Befunden bezüglich<br />

Orchester, Position, Alter und Geschlecht konnten Ansätze für gruppenspezifische<br />

Prävention und Interventionen abgeleitet werden.<br />

Keywords:<br />

Gesundheitsanalysen, Stressoren, Orchestermusiker<br />

118


Chronifizierung von Schlafstörungen bei Kindern<br />

Angelika Schlarb & Martin Hautzinger<br />

Universität Tübingen<br />

angelika.schlarb@uni-tuebingen.de<br />

Einführung: Schlafstörungen im Kindesalter sind häufiger als allgemein angenommen:<br />

25 % (Mindell, 1993) bis 40 % der Kinder im Vorschul- und Schulalter<br />

leiden unter Schlafstörungen. Schulprobleme und psychische Auffälligkeiten<br />

sind als Komorbidität bzw. als Folgeerscheinung häufig. In diesem<br />

Forschungsprojekt wurden Kinder mit behavioraler Insomnie im Alter von 5 bis<br />

10 Jahren mit Hilfe eines psychologischen Behandlungsprogramms<br />

(standardisiert) behandelt. Das Behandlungsprogramm wurde in einem<br />

kontrollierten Design evaluiert.<br />

Patienten und Methode: Das Design folgte einem kontrollierten<br />

randomisierten Versuchsplan. Die Kinder wurden nach Aufklärung und Zustimmung<br />

der Eltern zufällig einer Kontrollbedingung oder einer Experimentalbedingung<br />

(Psychologische Therapie) zugeteilt. Bisher wurden 24 Kinder<br />

zwischen 5 und 10 Jahren behandelt. Eingesetzte Schlafmaße waren: CSHQ,<br />

SDI in einer deutschen Version. Daneben wurden jedoch weitere psychologische<br />

Maße erhoben: CBCL, SCL-90, PSOC, EFBK. Neben Prä- und Postmessungen<br />

wurden 3 und erste 6 Monatskatamnesen durchgeführt.<br />

Ergebnisse: Das Training zeigte vielfältige signifikante Verbesserungen,<br />

so reduzierten sich die schlafbezogenen Schwierigkeiten in hochsignifikantem<br />

Maße. Die Eltern schätzen das Verhalten ihrer Kinder als gesünder ein, denn<br />

die Werte in der CBCL zeigten signifikante Veränderungen. Darüber hinaus<br />

verbesserte sich jedoch auch das persönliche Befinden der Eltern signifikant<br />

(SCL-90). Und die Eltern konnten sich in ihrer Erziehungsfunktion als<br />

kompetenter wahrnehmen (PSOC).<br />

Schlussfolgerung: Das multimodale psychologische Trainingsprogramm<br />

für Kinder zwischen 5 und 10 Jahren erreicht signifikante Verbesserungen.<br />

Neben der Veränderung des elterlichen Erziehungsverhaltens zeigt sich vor<br />

allem auch eine Verbesserung der schlafbezogenen Maße und anderer psychologischer<br />

Parameter.<br />

Keywords:<br />

Schlafstörungen, Kinder, Therapie<br />

119


Personale Ressourcen, Coping und Lebensqualität von<br />

Brustkrebspatientinnen im postoperativen Verlauf<br />

Gabriele Schmid, Barbara Voigt, Anne Grimm, Burghard F. Klapp &<br />

Martina Rauchfuß<br />

Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Psychosomatik, Charité, Berlin<br />

gabriele.schmid@charite.de<br />

Fragestellung: Bei Krebserkrankungen gilt die Lebensqualität als wichtiger Indikator<br />

für die Krankheitsanpassung. In einigen Studien mit Brustkrebspatientinnen<br />

wurden Zusammenhänge zwischen personalen Ressourcen, dem<br />

Copingstil und der Lebensqualität gefunden. In der vorliegenden Studie soll<br />

überprüft werden, wie sich die personalen Ressourcen, der Copingstil, die<br />

Stressbelastung und die Lebensqualität von Brustkrebs-Patientinnen postoperativ<br />

(im Laufe eines Jahres) entwickeln. Außerdem soll untersucht werden,<br />

ob es Zusammenhänge gibt zwischen den personalen Ressourcen, dem<br />

Copingstil, der Stressbelastung und der Lebensqualität.<br />

Methode: Ausgewertet wurden die Daten von n = 64 Patientinnen mit Erstdiagnose<br />

Brustkrebs, die zu drei Messzeitpunkten befragt wurden: drei Monate<br />

(T1), sechs Monate (T2) und 12 Monate (T3) postoperativ. Erfasst wurden<br />

personale Ressourcen (Selbstwirksamkeit, Optimismus, Pessimismus,<br />

Kohärenzsinn), der Copingstil (Brief-COPE), die Stressbelastung (PSQ) sowie<br />

die krankheitsspezifische (QLQBR-23) und die allgemeine (SF-8) Lebensqualität.<br />

Die Analyse der Daten erfolgte mittels multivariater Verfahren.<br />

Ergebnisse: Es zeigte sich, dass sich das Körperbild im postoperativen<br />

Verlauf über ein Jahr verbesserte und die Stressbelastung zunahm. Die allgemeine<br />

Lebensqualität, die personalen Ressourcen und der Copingstil veränderten<br />

sich nicht. Darüber hinaus berichteten Patientinnen mit einem hohen<br />

Kohärenzgefühl (T1) nach einem Jahr ein signifikant besseres Körperbild und<br />

weniger Stressbelastung als Patientinnen mit einem niedrigen Kohärenzgefühl.<br />

Der Copingstil‚ Selbstbeschuldigung’ (T1) hing mit einem schlechteren Körperbild<br />

(T3) zusammen. Außerdem zeigten sich Zusammenhänge zwischen hohen<br />

Werten für Selbstwirksamkeitserwartung und Optimismus (T1) und einer<br />

geringeren Stressbelastung (T3).<br />

Keywords:<br />

Ressourcen, Lebensqualität, Brustkrebs<br />

120


Burnout: Neue Erkenntnisse in neuen Branchen<br />

Sabine Schmidt & Kathleen Otto<br />

Universität Leipzig, Institut für Psychologie II<br />

sa-schmidt@gmx.de<br />

Durch die stetig zunehmende Anzahl an Betroffenen ist Burnout in den letzten<br />

Jahren zu einem Schlagwort in der breiten Öffentlichkeit geworden. Von<br />

wissenschaftlicher Seite aus wurde Burnout bisher vorwiegend an sozialen Berufen<br />

wie KrankenpflegerInnen oder LehrerInnen untersucht. Während Burnout<br />

hier mit negativen Konsequenzen wie Leistungsabfall und krankheitsbedingter<br />

Abwesenheit vom Arbeitsplatz in Verbindung gebracht wurde, sind vergleichbare<br />

Untersuchungen zu Tätigkeiten in Industrie und Wirtschaft bisher kaum<br />

durchgeführt worden. Um diese Forschungslücke zu füllen, befragten wir mehr<br />

als 200 Beschäftigte unterschiedlicher Branchen (z. B. Computer & EDV,<br />

Finanzen & Versicherungen, Handel) in einer Onlinestudie zu ihrem Burnouterleben<br />

(Depersonalisation, emotionale Erschöpfung, persönliche Erfüllung,<br />

Betroffenheit) und zu Umgebungsfaktoren wie der Bewertung des sozialen<br />

Arbeitskontextes (Rückmeldung durch Führungskraft und Kollegen; Unterstützung<br />

durch die Organisation, Mobbingerleben) oder der Einschätzung aufgabenbezogener<br />

Merkmale (Feedback durch die Tätigkeit, Rollenklarheit).<br />

Weiterhin erfragten wir individuelle Faktoren wie das Verhalten bei Krankheit<br />

(Abwesenheit vs. Anwesenheit), die emotionale Gebundenheit an den Arbeitgeber<br />

sowie die Selbstbewertung der erbrachten Arbeitsleistung. In einem<br />

Extremgruppenvergleich von weniger vs. stärker Betroffenen von Burnout erwarteten<br />

wir, dass sich Unterschiede sowohl in den Umgebungsfaktoren als<br />

auch in den individuellen Faktoren finden. Bisherige Analysen bestätigten<br />

unsere Annahmen. Es wird diskutiert, dass Burnout künftig auch außerhalb der<br />

sozialen Berufe erforscht werden sollte. Das Wissen, welche Umgebungs- und<br />

individuellen Faktoren <strong>zur</strong> Entwicklung von Burnout beitragen, kann so bei<br />

Organisationsentwicklungsprozessen genutzt werden, um Burnout bei Tätigkeiten<br />

in Industrie und Wirtschaft gezielt entgegenzuwirken.<br />

Keywords:<br />

Burnout, Wirtschaft<br />

121


Ernährungsumstellung bei Übergewichtigen:<br />

Ein veränderungsorientierter Zugang<br />

Urte Scholz, Matthias Kliegel & Rainer Hornung<br />

Universität Zürich<br />

urte.scholz@psychologie.unizh.ch<br />

Fragestellungen: Weltweit steigt die Anzahl übergewichtiger Personen. Übergewicht<br />

geht mit einem erhöhten Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko einher. Die<br />

nachhaltigste Methode <strong>zur</strong> dauerhaften Gewichtsreduktion ist eine Umstellung<br />

der Ernährung. Das Prozessmodell gesundheitlichen Handelns von Schwarzer<br />

(1992) diente als theoretisches Rahmenmodell <strong>zur</strong> Untersuchung der Relevanz<br />

motivationaler und volitionaler Komponenten bei der Veränderung der Ernährungsgewohnheiten.<br />

Insbesondere interessierte hier die Frage, wie der<br />

dynamische Prozess der Ernährungsumstellung durch die Veränderung in den<br />

motivationalen und volitionalen Prädiktoren erklärt werden kann.<br />

Methode: Die Online-Datenerhebung fand im Rahmen eines Online-<br />

Ernährungsprogramms (www.eBalance.ch) statt. Zum ersten Messzeitpunkt<br />

wurden 469 Personen befragt (81.9 % Frauen; mittleres Alter 44.25,<br />

SD = 12.40; mittlerer Body-Mass-Index = 27.44, SD = 4.83). Drei Monate später<br />

nahmen 344 TeilnehmerInnen (73.3 %) teil. Die Daten wurden anhand von<br />

Strukturgleichungsmodellen mit latenten Differenzwerten analysiert.<br />

Ergebnisse: Für die Vorhersage der Veränderung der Intention, sich fettarm<br />

zu ernähren, ergab sich ein bedeutsamer positiver Zusammenhang mit der<br />

Veränderung der Selbstwirksamkeit, jedoch entgegen der theoretischen Annahmen<br />

nicht mit der Veränderung der Risikowahrnehmung oder der Handlungsergebniserwartungen.<br />

Die Veränderung der fettarmen Ernährung<br />

wiederum wurde durch die Veränderung der Intention, der Selbstwirksamkeit<br />

und vor allem der beiden volitionalen Konstrukte Ausführungsplanung und<br />

Handlungskontrolle vorhergesagt. Insgesamt konnten 34 % der Varianz der<br />

Veränderung der Ernährungsgewohnheiten aufgeklärt werden.<br />

Die Ergebnisse demonstrieren explizit, dass nicht nur das Ausgangsniveau<br />

von Selbstwirksamkeit, Intentionen und den volitionalen Variablen Ausführungsplanung<br />

und Handlungskontrolle, sondern insbesondere eine<br />

Steigerung dieser Konstrukte für eine erfolgreiche Verhaltensumstellung<br />

relevant ist.<br />

Keywords:<br />

Planung, Handlungskontrolle, Verhaltensänderung<br />

122


Die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Kindern<br />

und Jugendlichen mit einer Hypospadie<br />

Verena Schönbucher, Markus Landolt & Daniel Weber<br />

Universitäts-Kinderspital Zürich<br />

verena.schoenbucher@kispi.unizh.ch<br />

Bei der Hypospadie handelt es sich um eine Malformation des Penis, von der<br />

zirka jeder dreihundertste Knabe betroffen ist. Ziel einer Operation im Kindesalter<br />

ist es, frühzeitig ein möglichst normales Genital zu rekonstruieren, um auffällige<br />

Beeinträchtigungen auf die psycho-sexuelle Entwicklung und die Lebensqualität<br />

der betroffenen Knaben zu verringern. Im Bestreben die Operationsverfahren<br />

ständig zu verbessern, wurde aber die psychosoziale Entwicklung der<br />

Kinder und Jugendlichen bis heute kaum empirisch untersucht. Ziel der Studie<br />

ist die Untersuchung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität von Kindern<br />

und Jugendlichen mit einer operativ-korrigierten Hypospadie. Dabei wird der<br />

Frage nachgegangen, welche medizinischen (z. B. das Operationsalter) und<br />

welche psychosozialen Merkmale (z. B. der familiäre Hintergrund der Knaben)<br />

die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Knaben beeinflussen. Dazu<br />

wurden 77 Knaben (Alter: 7-17), die am Universitäts-Kinderspital Zürich (1991-<br />

2005) wegen einer Hypospadie operiert wurden, in einem standardisierten<br />

Interview befragt und medizinisch untersucht. Medizinische Charakteristiken<br />

wurden aus den Krankengeschichten erfasst. Die Eltern wurden schriftlich<br />

mittels Fragebogen befragt. Als Kontrollgruppe dienten 77 Knaben, die wegen<br />

einer Inguinalhernie operiert wurden. Folgende standardisierten Messinstrumente<br />

kamen <strong>zur</strong> Anwendung: TACQOL (Lebensqualität), FKSI (Körperbild),<br />

FRI (Qualität der Familienbeziehungen) and SCL-27 (Psychisches Befinden der<br />

Eltern). Die Ergebnisse deuten daraufhin, dass die gesundheitsbezogene<br />

Lebensqualität der Knaben mit Hypospadie im Vergleich <strong>zur</strong> Kontrollgruppe und<br />

im Vergleich zu einer Normstichprobe beeinträchtigt ist. Als wichtige Determinanten<br />

der gesundheitsbezogenen Lebensqualität haben sich das Alter,<br />

das Körperbild, die Qualität der familiären Beziehungen und das psychische<br />

Befinden der Mutter erwiesen. Ein Zusammenhang mit medizinischen<br />

Merkmalen hat sich nicht bestätigt.<br />

Keywords:<br />

Lebensqualität, Hypospadie, Kindes-/Jugendalter<br />

123


Burnout bei Rettungskräften – Welchen Einfluss haben<br />

personale und interpersonale Ressourcen?<br />

Nicola K. Schorn & Petra Buchwald<br />

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf<br />

Nicola.Karla.Schorn@uni-duesseldorf.de<br />

Personale Ressourcen, die Rettungskräfte <strong>zur</strong> Stressbewältigung benötigen<br />

und sie damit vor Burnout bewahren, stehen seit einiger Zeit im Mittelpunkt<br />

theoretischer und empirischer Forschung. Unklar blieb bislang, welchen Einfluss<br />

interpersonale Ressourcen auf Burnout haben. Die Theorie der<br />

Ressourcenerhaltung (Conservation of Resources Theory; Hobfoll, 1998) versteht<br />

die Entwicklung von Burnout als einen Prozess, bei dem durch<br />

permanente Arbeitsbelastung und deren ineffektiver Bewältigung bestehende<br />

Ressourcen schneller verbraucht als ersetzt werden (Buchwald & Hobfoll,<br />

2004).<br />

In einer Längsschnittstudie wurde untersucht, ob individuelle und gemeinsame<br />

Stressbewältigungsstrategien sowie kollektive Selbstwirksamkeitserwartungen<br />

die Entstehung von Burnout beeinflussen.<br />

Rettungskräfte (N = 20) beantworteten die German Strategic Approach to<br />

Coping Scale (Schwarzer, Starke & Buchwald, 2003), das Maslach Burnout<br />

Inventory (Maslach & Jackson, 1984) und die Kollektive Selbstwirksamkeitsskala<br />

(Schwarzer & Jerusalem, 1999). Die Ergebnisse der Regressionsanalyse<br />

unterstützen die Annahme, dass nicht nur personale Ressourcen wie Vermeidung<br />

und Selbstbehauptung mit den drei Burnout-Dimensionen emotionale<br />

Erschöpfung, Depersonalisierung und reduzierte persönliche Leistungsfähigkeit<br />

in Zusammenhang stehen, sondern interpersonale Ressourcen, wie die Suche<br />

nach sozialer Unterstützung und die kollektive Kompetenzerwartung, ebenfalls<br />

eine große Rolle spielen. Die Ergebnisse weisen neben der Bedeutung des<br />

ressourcenbasierten Burnout-Modells (Hobfoll & Shirom, 2000; Hobfoll & Buchwald,<br />

2004) auf die Wichtigkeit von Interventionsprogrammen hin, die die erfolgreiche<br />

Stressbewältigung von Rettungskräften zu verbessern helfen.<br />

Literatur:<br />

Buchwald, P. & Hobfoll, S. E. (2004). Burnout aus ressourcentheoretischer Perspektive.<br />

Psychologie in Erziehung und Unterricht, 51, 247-257.<br />

Hobfoll, S.E. (1998). Stress, culture, and community: The psychology and philosophy of stress.<br />

New York: Plenum.<br />

Keywords:<br />

Coping, Burnout, kollektive Selbstwirksamkeit<br />

124


Personale und soziale Ressourcen als Determinanten<br />

des Internetgebrauchs<br />

Annette Schröder & Ulrike Six<br />

Universität Koblenz-Landau, Campus Landau, Fachbereich Psychologie<br />

schroede@uni-landau.de<br />

Im Zuge der gewachsenen gesellschaftlichen Bedeutung des Internets wird seit<br />

einigen Jahren auch über das Thema Internetsucht diskutiert. Die in der<br />

Literatur angegebenen Prävalenzraten streuen dabei je nach Untersuchungsmethode<br />

und gewählter Stichprobe in der Mehrzahl zwischen drei und 12 Prozent.<br />

Ergebnisse zu Risiko- und Schutzfaktoren liegen allerdings bisher erst<br />

sehr vereinzelt vor.<br />

In diesem Beitrag wird ein theoretisches Erklärungsmodell vorgestellt, das<br />

vor dem Hintergrund neuerer Ansätze und empirischer Ergebnisse aus der<br />

Medienforschung einerseits und der <strong>Gesundheitspsychologie</strong> andererseits<br />

Kriterien, Determinanten und Konsequenzen der Internetnutzung analysiert und<br />

klassifiziert. Forschungsleitend ist dabei die begründete Annahme eines<br />

Kontinuums individueller Ausprägungen und Qualitäten der Internetnutzung<br />

(von persönlich und sozial angemessener, funktionaler Nutzung bis zu dysfunktionaler<br />

pathologischer „Vielnutzung“), innerhalb dessen „Internetsucht“<br />

allenfalls eine Extremposition ausmacht. Dementsprechend werden <strong>zur</strong> Bestimmung<br />

der individuellen Position auf dem Kontinuum Kriteriumsvariablen<br />

eingesetzt, die – abgesehen von klassischen Suchtkriterien – vorrangig aus<br />

dem Konzept internetbezogener Medienkompetenz abgeleitet wurden. Als Determinanten<br />

werden neben internetbezogenen insbesondere internetunabhängige<br />

personale Ressourcen, Kompetenzen, Erfahrungen und Kognitionen<br />

untersucht.<br />

Aus dem Modell werden empirische Hypothesen abgeleitet und Ergebnisse<br />

zu Teilprüfungen des Modells dargestellt. Diskutiert werden damit zusammenhängende<br />

Implikationen für weitere Forschungsbemühungen sowie für<br />

Präventionsansätze.<br />

Keywords:<br />

personale Ressourcen, Internetgebrauch, theoretisches Modell<br />

125


Unterschiede zwischen Fibromyalgie- und anderen<br />

Schmerzpatienten und deren Bedeutung für die<br />

Schmerzbewältigung<br />

Annette Schröder, Alexandra Zaby & Jens Heider<br />

Universität Koblenz-Landau, Campus Landau, Fachbereich Psychologie<br />

schroede@uni-landau.de<br />

Das Fibromyalgie-Syndrom stellt wegen seiner schlechten Beeinflussbarkeit<br />

immer noch eine Herausforderung für die Schmerztherapie dar. Außerdem<br />

werden bisher nur selten die in der Literatur berichteten psychischen Besonderheiten<br />

der Fibromyalgiepatienten bei den Trainingsprogrammen berücksichtigt,<br />

die sich in psychologisch relevanten Variablen wie z. B. Kontrollüberzeugungen,<br />

Stressverarbeitung, Depression und Hilflosigkeit von anderen chronischen<br />

Schmerzpatienten zu unterscheiden scheinen.<br />

Vor diesem Hintergrund wurde daher ein bereits empirisch gut bewährtes<br />

Schmerzbewältigungsprogramm (Basler & Kröner-Herwig, 1995) entsprechend<br />

der psychologischen Besonderheiten und Bedürfnisse von Fibromyalgiepatienten<br />

adaptiert und im Rahmen eines ambulanten Gruppentrainings eingesetzt.<br />

Fragestellung: 1. Wir gehen davon aus, dass sich nach Abschluss von<br />

zwölf, jeweils wöchentlich stattfindenden Sitzungen (a) Veränderungen sowohl<br />

in der Schmerzsymptomatik wie auch in der Schmerzverarbeitung finden<br />

lassen. Auf der Basis psychologischer Bewältigungstheorien vermuten wir zudem<br />

(b) eine verbesserte allgemeine und interpersonelle Belastungsverarbeitung.<br />

2. Unter differenziellen Gesichtspunkten werden vor Trainingsbeginn die<br />

Unterschiede zwischen Fibromyalgiepatienten und anderen chronischen<br />

Schmerzpatienten untersucht, um so (c) mögliche Prädiktoren für den Therapieverlauf<br />

zu identifizieren.<br />

Methode: Fragebogenuntersuchung, kombiniertes längs- und querschnittliches<br />

quasi-experimentelles Gruppendesign<br />

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Bis dato liegen Daten von jeweils 38<br />

Patienten vor. Die Ergebnisse bestätigen nur tendenziell unsere Hypothesen. In<br />

der Diskussion der zum Kongresstermin größeren Stichprobe soll insbesondere<br />

auf die Charakteristika von Fibromyalgiepatienten und die damit einhergehenden<br />

Implikationen für die psychologische Praxis eingegangen werden.<br />

Keywords:<br />

Fibromyalgie, Schmerzbewältigung, Gruppentraining<br />

126


www.icd-forum.de – Ein internetbasiertes Programm für<br />

Patienten mit implantiertem Cardioverter Defibrillator<br />

Stefan M. Schulz 1 , Joachim Baumeister 1 , Alexander Crössmann 1 ,<br />

Georg W. Alpers 1 , Hans Neuser 2 , Frank Puppe 1 & Paul Pauli 1<br />

1 Universität Würzburg<br />

2 Herz- und Gefäß-Klinik Bad Neustadt/Saale<br />

schulz@psychologie.uni-wuerzburg.de<br />

Fragestellung: Für Patienten mit implantiertem Cardioverter Defibrillator (ICD)<br />

ist es oft schwierig, Kontakt zu geeigneten Ansprechpartnern und anderen Betroffenen<br />

in ihrer lokalen Umgebung herzustellen. Das Internet bietet dabei<br />

spezifische Vorteile gegenüber traditionellen gesundheitspsychologischen Angeboten.<br />

Beispiele sind standortunabhängige Verfügbarkeit, Anonymität und<br />

damit eine geringere Hemmschwelle für aktive Beteiligung und Selbstoffenbarung,<br />

effiziente Informationsvermittlung und leichte Dokumentierbarkeit der<br />

Interaktion. In einer Pilotstudie wurde daher Akzeptanz und Wirkung eines<br />

speziell für die Bedürfnisse von ICD-Patienten gestalteten 6-Wochen-<br />

Programms mit Schwerpunkt auf der Prophylaxe schockinduzierter Herzphobie<br />

untersucht.<br />

Methode: www.icd-forum.de integriert strukturierte Informationsvermittlung<br />

mit interaktiven Kontaktmöglichkeiten (Chat und Diskussionsforum), in denen<br />

thematisch moderierte Diskussionen und Kontakte zwischen Betroffenen im<br />

Sinne einer virtuellen Selbsthilfegruppe möglich sind. Soziodemografische<br />

Variablen, Einstellung gegenüber dem Internet, Einstellung gegenüber dem<br />

ICD, Herzangst (HAF) und Depressivität (HADS) wurden sechs Wochen vor<br />

Beginn, unmittelbar vor und nach der Intervention, sowie im 1-Monats Follow-<br />

Up gemessen. Verhaltensdaten wurden kontinuierlich protokolliert.<br />

Ergebnisse: Insgesamt wurde das Angebot von den Patienten positiv und<br />

nützlich bewertet. Die Moderation von Chat und Forum erwies sich als wichtiges<br />

Element der Prozessgestaltung. Dabei standen Nutzungsfrequenz und<br />

-intensität im Zusammenhang mit dem Ausmaß der Selbstoffenbarung und erlebtem<br />

Nutzen. Die geringe Internetverfügbarkeit in der betroffenen Altersgruppe<br />

der Patienten schränkt die Generalisierbarkeit dieser Ergebnisse<br />

allerdings ein. Das Projekt zeigt, wie das Internet erfolgreich für die dezentrale<br />

Versorgung spezifischer Bedürfnisse genutzt werden kann und ermutigt für<br />

weitere Studien in größerem Umfang.<br />

Keywords:<br />

Implantierbarer Cardioverter Defibrillator, Internetprogramm, Dezentrale Versorgung<br />

127


Weniger sind manchmal mehr: Identifikation und Überprüfung<br />

von gemeinsamen Übergängen in aktuellen<br />

Stadienmodellen<br />

Benjamin Schüz 1 , Falko F. Sniehotta 2 , Natalie Mallach 3 & Ralf<br />

Schwarzer 3<br />

1 Jacobs University Bremen<br />

2 University of Aberdeen<br />

3 Freie Universität Berlin<br />

schuez@zedat.fu-berlin.de<br />

Fragestellung: Die am weitesten verbreiteten Stadientheorien (z. B. TTM, MAP,<br />

PAPM, HAPA) nehmen unterschiedlich viele Stadien an, grundlegende Annahmen<br />

lassen sich aber integrieren. Evidenz aus Untersuchungen <strong>zur</strong><br />

Effektivität von Planung, zu phasenspezifischer Selbstwirksamkeit sowie die<br />

Identifikation einer Intentions-Verhaltens-Lücke sprechen dafür, statt vieler fein<br />

differenzierter drei grundlegend qualitativ unterschiedliche Stadien zu unterscheiden<br />

(Weinstein, Rothman & Sutton, 1998): Ein präintentionales Stadium<br />

(noch keine Intention zu handeln), ein intentionales (Intention, aber noch keine<br />

Handlung) und ein aktionales Stadium (bereits handelnd). Qualitative Unterschiede<br />

zwischen Stadien lassen sich über stadienspezifische Prädiktoren von<br />

Stadienübergängen nachweisen (Weinstein, Rothman & Sutton, 1998).<br />

Methode: Längsschnittliche Studie <strong>zur</strong> Zahnhygiene mit zwei Messzeitpunkten<br />

im Abstand von vier Wochen. Übergänge zwischen den drei Stadien<br />

wurden mit Diskriminanzanalysen durch die evidenzbasierten Faktoren Risikowahrnehmung,<br />

Handlungs-Ergebnis-Erwartungen, Selbstwirksamkeit, Ausführungsplanung<br />

und Bewältigungsplanung vorhergesagt.<br />

Ergebnisse: Ausführungsplanung sagt Progression aus dem präintentionalen<br />

(Wilks λ = .93), Bewältigungsplanung und Selbstwirksamkeit<br />

Progression sowie Regression aus dem intentionalen (Wilks λ = .61), und<br />

Selbstwirksamkeit Regression aus dem aktionalen Stadium vorher (Wilks λ =<br />

.94).<br />

Schlussfolgerungen: Die Identifikation von stadienspezifischen Prädiktoren<br />

von Stadienwechseln spricht für qualitative Unterschiede zwischen einem präintentionalem,<br />

einem intentionalen und einem aktionalen Stadium. Die Ergebnisse<br />

und das Vorgehen bei dieser Studie implizieren, Gemeinsamkeiten von<br />

Theorien zu identifizieren und bei Untersuchungen zu berücksichtigen.<br />

Literatur:<br />

Weinstein, N. D., Rothman, A. J., & Sutton, S. R. (1998). Stage theories of health behavior:<br />

Conceptual and methodological issues. Health Psychology, 17, 290-299.<br />

Keywords:<br />

Stadientheorien, Evidenzbasierung, theoretische Integration<br />

128


Selbstwirksamkeit, Support und Coping:<br />

Theorie und Evidenz<br />

Ralf Schwarzer<br />

Freie Universität Berlin<br />

health@zedat.fu-berlin.de<br />

Die Beziehungen zwischen Selbstwirksamkeit, sozialer Unterstützung und<br />

Stressbewältigung werden anhand von mehreren empirischen Längsschnittstudien<br />

untersucht. Nach der Ermächtigungshypothese wird angenommen,<br />

dass Unterstützung die Selbstwirksamkeit stärkt und somit die Stressbewältigung<br />

ermöglicht. Nach der Kultivierungshypothese wird angenommen,<br />

dass Selbstwirksamkeit den Aufbau und Erhalt eines sozialen Netzes begünstigt.<br />

Mediatormodelle spiegeln diese beiden gegensätzlichen Annahmen<br />

wider. Für beide Kausalrichtungen gibt es empirische Evidenz. Im Weiteren wird<br />

untersucht, inwieweit die aktive Mobilisierung von sozialer Unterstützung eine<br />

Bedingung für erlebte Unterstützung und für Stressbewältigung darstellt. Überlegungen<br />

zum Ressourcentransfer und dyadischen Coping werden angestellt.<br />

Literatur:<br />

Luszczynska, A., Boehmer, S., Schulz, U., Knoll, N. & Schwarzer, R. (in press). Emotional support<br />

for men and women with cancer: Do patients receive what their partners provide? International<br />

Journal of Behavioral Medicine.<br />

Schwarzer, R. & Knoll, N. (in press). Social networks and social support as facilitating factors in<br />

the recovery from illness. International Journal of Psychology.<br />

Keywords:<br />

Selbstwirksamkeit, Support, Coping<br />

129


Evaluation eines Netzwerkes <strong>zur</strong> Gesundheitsförderung<br />

im Elementarbereich – Auswirkungen von Gesundheitsförderungsprogrammen<br />

auf das Elternhaus<br />

Christine Schwarzer, Norbert Posse, Britta Kroll<br />

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf , Abteilung für Weiterbildung und Beratung,<br />

Erziehungswissenschaftliches Institut<br />

schwarzer@phil-fak.uni-duesseldorf.de<br />

Gesundheit wird von den Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und<br />

gelebt, dort wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben (Ottawa Charta, 1986).<br />

Gesundheitsförderung gehört heute zu den Kernaufgaben im Elementarbereich.<br />

In Kindertagesstätten findet ein wichtiger Teil frühkindlicher<br />

Sozialisation und Bildung statt und sie sind für die Gesundheitsförderung<br />

zentrale Settings. Ebenso ist die Familie als Hauptbezugspunkt für die Kinder<br />

ein wichtiger Ort für Gesundheitsförderung, denn gerade in dieser Lebensphase<br />

können Eltern auf die gesundheitliche Entwicklung ihrer Kinder einen weitreichenden<br />

Einfluss nehmen, der positive Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter<br />

hat.<br />

Das Netzwerk OPUS NRW- Bildung und Gesundheit basiert auf dem<br />

salutogenetischen Modell von Aaron Antonovsky und unterstützt die beteiligten<br />

Schulen und Kindertagesstätten in Nordrhein-Westfalen den gesundheitsfördernden<br />

Settingansatz für ihren Standort systematisch weiter zu entwickeln.<br />

Eine zentrale Fragestellung der Evaluation ist die nach der Wirksamkeit<br />

des Ansatzes. Hierzu wurden Leitungen, Erzieherinnen und Eltern befragt.<br />

Durchgeführt wurde die Evaluation an 37 OPUS-Einrichtungen im Rhein-Kreis<br />

Neuss und als Kontrollgruppe an 22 nicht an dem Netzwerk teilhabenden KiTas<br />

der Caritas des Bistums Aachen.<br />

Neben einer Anzahl interessanter Befunde, ergaben sich zwischen den<br />

beiden Gruppen empirisch relevante Unterschiede bei den Eltern. Gesundheitsförderung<br />

an Kindertagesstätten wirkt sich demnach nicht allein auf die direkt<br />

beteiligten Personen wie Kinder und Erzieher/Innen positiv aus, sondern hat<br />

Auswirkungen auf das Gesundheitsverhalten der Eltern. Eltern der Kinder an<br />

Einrichtungen mit Gesundheitsförderungsprogramm geben an, dass ihr<br />

Interesse an Themen der Gesundheitsförderung gewachsen und das eigene<br />

Gesundheitsverhalten durch die KiTa-Arbeit beeinflusst wurde.<br />

Relevante Befunde in diesem Bereich und entsprechende Empfehlungen<br />

werden auf der Tagung dargestellt.<br />

130


Teilnahme- und Ablehnungsgründe für ein Elterntraining<br />

in sozial benachteiligten Nachbarschaften<br />

Wiebke Lina Seefeldt, Nina Heinrichs & Frank Eggert<br />

TU Braunschweig<br />

w.seefeldt@tu-bs.de<br />

Fragestellung: Elterntrainings bieten sich sowohl <strong>zur</strong> Verminderung bereits<br />

existierender psychischer Auffälligkeiten bei Kindern als auch <strong>zur</strong> Vorbeugung<br />

der Entstehung solcher Probleme an. Voraussetzung für die Wirksamkeit von<br />

Elterntrainings ist allerdings die Teilnahme der Familien. Über entscheidungsrelevante<br />

Gründe für oder gegen eine Teilnahme an einem Elterntraining ist<br />

bisher wenig bekannt. Es sollen daher Faktoren identifiziert werden, die mit<br />

einer Teilnahmeentscheidung positiv oder negativ zusammenhängen.<br />

Methode: Im Rahmen des Projektes „Zukunft Familie II“ konnten insgesamt<br />

N = 311 Familien zu teilnahme- respektive ablehnungsrelevanten<br />

Gründen befragt werden.<br />

Ergebnisse: Die erfassten Gründe konnten den Faktoren Offenheit für das<br />

Interventionsprojekt, logistisches Management und wahrgenommene Anfälligkeit<br />

für kindliche Verhaltensauffälligkeiten zugeordnet werden. Eltern, die sich<br />

für eine Teilnahme entscheiden, drücken das Bedürfnis nach Erziehungsreflexion<br />

aus. Eltern, die sich gegen eine Teilnahme entscheiden, nennen vor<br />

allem logistische Gründe als Barrieren und nehmen kaum Anfälligkeit bei sich<br />

bzw. ihren Kindern wahr. Die Offenheit gegenüber Präventivinterventionen<br />

sollte erhöht werden, um die Teilnahmerate zu erhöhen. Die Erhöhung der<br />

Wahrnehmung von Anfälligkeit bei Familien könnte zu einer Reduktion der Ablehnungsrate<br />

führen.<br />

Keywords: Verhaltensstörung, Teilnahmebereitschaft, Elterntrainings<br />

131


Psychische Belastung bei Studierenden des Zweiten<br />

Bildungswegs<br />

Simone Seemann, Sonja Weigand & Martin Hautzinger<br />

Universität Tübingen, Psychologisches Institut<br />

seemann@uni-tuebingen.de<br />

Fragestellung: Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass sich unter den Absolventen<br />

des Zweiten Bildungsweges überproportional häufig Personen finden,<br />

die durch große psychosoziale Belastungen gekennzeichnet sind. Die bisherigen<br />

Aussagen hierzu beruhen jedoch zum Großteil auf soziologischen<br />

Studien der sechziger und siebziger Jahre oder auf Beobachtungen von<br />

Lehrern oder Psychologen an Studierendenberatungsstellen. Aktuelle<br />

empirische Daten <strong>zur</strong> psychischen Belastung bei Studierenden des Zweiten<br />

Bildungsweges existieren dagegen bisher nicht. Daher soll untersucht werden,<br />

wie groß die psychische Belastung bei Studierenden des Zweiten Bildungsweges<br />

tatsächlich ist. Ob sich im Vergleich <strong>zur</strong> Normstichprobe qualitative oder<br />

quantitative Unterschiede zeigen. Ob es biografische und/oder psychologische<br />

Merkmale gibt, durch die sich die Gruppe der psychisch auffällig belasteten<br />

Studierenden von den Unbelasteten unterscheidet?<br />

Methode: Die Fragestellung wurde an einer Stichprobe von 433<br />

Schülerinnen und Schülern untersucht, die zum Zeitpunkt der Erhebung eine<br />

Einrichtung des Zweiten Bildungsweges im Großraum Stuttgart besuchten. Die<br />

psychische Belastung wurde mit der deutschen Version des Brief Symptom<br />

Inventory (BSI, Franke, 2000) erhoben. Darüber hinaus kamen weitere psychologische<br />

Testverfahren sowie ein biografischer Fragebogen zum Einsatz.<br />

Ergebnisse: Ca. 15 % der Befragten sind laut Definition von Derogatis als<br />

psychisch auffällig einzustufen. Sie unterscheiden sich von psychisch weniger<br />

belasteten Schülern deutlich hinsichtlich ihrer Prüfungsangst, wichtiger Persönlichkeitsmerkmale<br />

sowie der wahrgenommenen sozialen Unterstützung. Beim<br />

Vergleich mit der studentischen Normstichprobe weisen Studierende des<br />

Zweiten Bildungsweges im Mittel jedoch keine signifikant höhere psychische<br />

Belastung auf.<br />

Keywords:<br />

Psychische Belastung, Zweiter Bildungsweg<br />

132


Gesundheitsförderung, Gewalt- und Suchtvorbeugung<br />

in der Grundschule mit dem Programm Klasse2000<br />

Christina Storck, Thomas Duprée & Marina Angladagis<br />

Verein Programm Klasse2000 e.V., Nürnberg<br />

christina.storck@klasse2000.de<br />

Klasse2000 ist ein evidenzbasiertes Programm <strong>zur</strong> Prävention und Gesundheitsförderung<br />

in der Grundschule. Im Schuljahr 2005/06 nahmen über 219.000<br />

Kinder am Programm teil. Ziel von Klasse2000 ist es, Kinder in ihren<br />

Gesundheits- und Lebenskompetenzen zu stärken. Hierzu gehören Lebenskompetenzen<br />

wie Empathie, kritisches Denken, Kommunikations- und Konfliktlösefähigkeiten<br />

sowie Stressbewältigung und Entspannung. Diese Fähigkeiten<br />

sind Grundlagen für eine gesunde psychische und soziale Entwicklung und<br />

gleichzeitig Schutzfaktoren gegen Substanzmissbrauch und Suchtentwicklung.<br />

Die Grundschule bietet ein geeignetes Setting, um die Kinder in ihrer Lebenswelt<br />

unabhängig von ihrer sozio-kulturellen Herkunft zu erreichen. Während die<br />

meisten anderen Programme über Lehrerfortbildungen verbreitet werden, setzt<br />

Klasse2000 auf den Einsatz externer Experten, den Klasse2000-Gesundheitsförderern.<br />

Diese verfügen über eine medizinische, pädagogische oder<br />

psychologische Qualifikation und werden für ihren Einsatz bei Klasse2000<br />

speziell geschult. Je nach Jahrgangsstufe führen sie 2-3 Unterrichtseinheiten in<br />

der Klasse durch. Diese Stunden setzen Impulse und motivieren Schüler und<br />

Lehrer an den gesundheitsbezogenen Themen weiter zu arbeiten.<br />

Die Finanzierung durch Patenschaften sowie die kontinuierliche Zusammenarbeit<br />

von Lehrern und Gesundheitsförderern fördern die langfristige<br />

konzepttreue Umsetzung in der Praxis (Storck et al., 2007). Unterstützt durch<br />

die Gmünder Ersatzkasse und die Lions Clubs in Baden-Württemberg wird in<br />

den Schuljahren 2007/08 und 2008/09 in insgesamt 1.000 Grundschulklassen<br />

das Programm Klasse2000 eingeführt. Das Projekt wird begleitend vom Verein<br />

Programm Klasse2000 e.V. evaluiert. Die Studie untersucht die Auswirkungen<br />

des Programms Klasse2000 auf der Wirkungs- und der Prozessebene.<br />

Keywords:<br />

Gesundheitsförderung, Suchtvorbeugung, Grundschule<br />

133


Klasse2000 an deutschen Schulen:<br />

Erreicht schulische Gesundheitsförderung Kinder<br />

aus sozial benachteiligten Gruppen?<br />

Christina Storck 1 , Thomas Duprée 1 , Marina Angladagis 1 & Pál L.<br />

Bölcskei 2<br />

1 Verein Programm Klasse2000 e.V., Nürnberg<br />

2 IRT Institut für Rauchberatung & Tabakentwöhnung, München<br />

christina.storck@klasse2000.de<br />

Soziale Schichtzugehörigkeit ist ein zentraler Erklärungsfaktor für den Gesundheitszustand<br />

von Kindern und Jugendlichen. Niedriger Sozialstatus und<br />

Migrationshintergrund sind Risikofaktoren für Übergewicht, Essstörungen,<br />

motorische Defizite und psychische Probleme (Kurth, 2006). Ergebnisse <strong>zur</strong><br />

sozialen Ungleichheit von Gesundheitschancen zeigen, dass insbesondere diejenigen<br />

von einem hohen Krankheitsrisiko betroffen sind, die über geringe<br />

psychosoziale Ressourcen verfügen und ein riskantes Gesundheitsverhalten<br />

praktizieren. Deshalb ist es notwendig, Kinder aus Familien mit geringem<br />

Sozialstatus oder Migrationshintergrund möglichst frühzeitig in ihrem Gesundheitsbewusstsein<br />

und ihren persönlichen und sozialen Kompetenzen zu<br />

stärken. Hierfür eignen sich Maßnahmen der Verhaltensprävention, die<br />

individuelle Verhaltensweisen und alltägliche Aspekte der Lebensführung<br />

ebenso beeinflussen wie psychosoziale Kompetenzen.<br />

Im Zentrum von Präventionsbemühungen sollten soziale Gruppen stehen,<br />

die gesundheitsfördernde Maßnahmen am stärksten benötigen. Erfahrungsgemäß<br />

sind diese jedoch in der Praxis schwer zu erreichen. Vor dem<br />

Hintergrund dieses „Präventionsparadoxons“ (Hurrelmann, 2003) wird am Beispiel<br />

des schulischen Präventionsprogramms „Klasse2000“ untersucht, in<br />

welchem Umfang Grundschulen aus sozialen Brennpunkten erreicht werden<br />

und wie sich dort Akzeptanz und Praktikabilität des Programms darstellen.<br />

Datengrundlage bildet eine bundesweite Befragung teilnehmender Lehrkräfte<br />

(N = 3756). 23,8 % der Lehrkräfte geben an, dass ihre Schule zu einem<br />

„sozialen Brennpunkt“ gehört. Die Ergebnisse belegen eine hohe Akzeptanz<br />

und Praktikabilität für die spezifische Zielgruppe. Lehrkräfte aus Brennpunkt-<br />

Schulen beurteilen das Unterrichtskonzept positiver als ihre Kollegen. Unterschiede<br />

hinsichtlich Intensität und Konzepttreue der Programmumsetzung bestehen<br />

nicht. Die Ergebnisse werden im Hinblick auf spezifische Bedürfnisse<br />

und Präventionsstrategien für sozial Benachteiligte diskutiert.<br />

Keywords:<br />

Suchtvorbeugung, Gesundheitsförderung, Grundschule<br />

134


Bestandsaufnahme verfügbarer Patientenschulungsprogramme<br />

und Entwicklungsbedarf für die Anwendung<br />

in der medizinischen Rehabilitation<br />

Veronika Ströbl, Roland Küffner, Almut Friedl-Huber, Andrea<br />

Reusch, Heiner Vogel & Hermann Faller<br />

Universität Würzburg, Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie<br />

stroebl@uni-wuerzburg.de<br />

Patientenschulungen werden überwiegend in der Versorgung von Patienten mit<br />

chronischen Erkrankungen eingesetzt, insbesondere im Rahmen der medizinischen<br />

Rehabilitation. Diese indikationsspezifischen Gruppenprogramme<br />

zielen auf eine Verbesserung von Compliance, Selbstmanagement und<br />

Empowerment. Im Rahmen des Projekts „Zentrum Patientenschulung“ wurde<br />

neben einer Bestandsaufnahme verfügbarer Schulungskonzepte eine Klinikbefragung<br />

<strong>zur</strong> Praxis der Patientenschulung in der medizinischen Rehabilitation<br />

durchgeführt. Im Hinblick auf die Qualität von Schulungen konnten in einer<br />

Expertenbefragung Mindeststandards (z. B. Manualisierung, interaktive<br />

Methodik) festgelegt werden. Ziel des Projekts ist es, die Dissemination<br />

strukturierter Programme zu fördern. Hierzu werden die ermittelten Schulungen<br />

in einer internetbasierten Datenbank für die Fachöffentlichkeit beschrieben<br />

(www.zentrum-patientenschulung.de).<br />

In diesem Beitrag wird dargestellt, welche indikationsspezifischen<br />

Schulungsprogramme für verschiedene Indikationsbereiche (u. a. Herz-<br />

Kreislauferkrankungen, Diabetes) verfügbar sind, und ob diese grundlegende<br />

Anforderungen an Patientenschulungen erfüllen. Zudem soll exemplarisch für<br />

Herz-Kreislauferkrankungen der Entwicklungsbedarf für Schulungen in Bezug<br />

auf die Anwendung in der medizinischen Rehabilitation abgeleitet werden.<br />

Die Schulungsprogramme wurden über Literatur-/Internetrecherchen und<br />

Klinikbefragungen identifiziert. Ausgewählt wurden publizierte, d. h. allgemein<br />

zugängliche Programme. Entwicklungsbedarf wurde anhand der Mindeststandards<br />

sowie der Erfordernisse der Behandlung im Rahmen der<br />

medizinischen Rehabilitation abgeleitet.<br />

Bis Redaktionsschluss wurden 83 Programme ermittelt. Für alle Indikationsbereiche<br />

zeigt sich weiterer Bedarf an Evaluationsstudien. 11<br />

Programme liegen <strong>zur</strong> Schulung bei Herz-Kreislauferkrankungen vor. Neben<br />

Evaluation scheint hier die Entwicklung und Publikation von Programmen zu<br />

einzelnen Erkrankungen (z. B. Herzinsuffizienz) angezeigt.<br />

Keywords:<br />

Patientenschulung, Gesundheitstraining, Entwicklungsbedarf<br />

135


„Kompetenter Begleiten:<br />

Sterbende und deren Angehörige“ – Interventionsprogramm<br />

zu Sterben und Tod<br />

Kristin Tölg 1 , Christina Schröder 2 & Harry Schröder 1<br />

1 Universität Leipzig/Institut für Psychologie II<br />

2 Universität Leipzig/Selbstständige Abteilung für Medizinische Psychologie und<br />

Medizinische Soziologie der Medizinischen Fakultät Leipzig<br />

toelg@uni-leipzig.de<br />

Durch die Stärkung des Faches Medizinische Psychologie im vorklinischen<br />

Unterricht im Rahmen der neuen Approbationsordnung konnte ein wahlobligatorischer<br />

Kurs <strong>zur</strong> Begleitung von Sterbenden und deren Angehörigen in<br />

das medizinische Curriculum an der Medizinischen Fakultät Leipzig implementiert<br />

werden. Es liegen zudem Programmvarianten für Psychologie- und<br />

Theologiestudenten vor. Dadurch wird der Forderung nach einer vertieften Auseinandersetzung<br />

mit Sterben und Tod entsprochen und erstmals ein auf<br />

emotionalen, kognitiven sowie behavioralen Lernzielen ausgerichteter Death-<br />

Education-Kurs für Studenten angeboten. Der Kurs ermöglicht den verschiedenen<br />

studentischen Zielgruppen vor ihrem Berufseinstieg einen<br />

reflektierteren Umgang mit der Thematik Sterben und Tod und bereitet sie angemessen<br />

auf die Aufgabe, Sterbende und ihre Angehörigen zu begleiten, vor.<br />

Das dient der eigenen Gesundheitsförderung und trägt <strong>zur</strong> Verbesserung der<br />

Betreuungsqualität von Patienten und Angehörigen bei. In vier Veranstaltungen,<br />

die jeweils sechs Stunden umfassen, wird basierend auf der Auseinandersetzung<br />

mit eigenen Einstellungen zu Sterben und Tod (Selbsterfahrung) ein<br />

patientenzentrierter, situations- und rollenangemessener Kommunikationsstil<br />

(Kompetenzförderung) erarbeitet. Die Methode der Themenzentrierten Interaktion<br />

wird genutzt, wodurch kognitive Lernziele v. a. in thematischen Diskussionen<br />

und Vorträgen umgesetzt werden, emotionale und behaviorale Lernziele<br />

v. a. in imaginativen Übungen, Rollenspielen und mit anderen kreativen<br />

Mitteln. Die parallele Prozess- und Effektevaluation beinhaltete Einstellungen zu<br />

Sterben und Tod, Fertigkeiten in der Gesprächsführung und der Stressbewältigung<br />

sowie die Akzeptanz des Kurses. Die Ergebnisse zeigen, dass der<br />

sehr gut akzeptierte Kurs zu einer Verringerung der Angst bzw. zu einem Anstieg<br />

der Akzeptanz bzgl. Sterben und Tod führt und einen empathischen Gesprächsstil<br />

fördert.<br />

Keywords:<br />

death education, Selbsterfahrung, Kompetenzförderung<br />

136


Selbst- und Fremdberichte kindlichen Problemverhaltens<br />

als Prädiktoren riskanten Gesundheitsverhaltens<br />

im Jugendalter<br />

Marc Vierhaus & Arnold Lohaus<br />

Universität Bielefeld<br />

marc.vierhaus@uni-bielefeld.de<br />

Fragestellung: Die Studie untersucht, inwieweit riskantes Gesundheitsverhalten<br />

in der Adoleszenz durch Selbst- und Fremdberichte kindlichen Problemverhaltens<br />

zwei bzw. vier Jahre zuvor vorhergesagt werden kann. Methode: 366<br />

Viertklässler nahmen an dieser längsschnittlichen Studie teil. In der vierten und<br />

sechsten Klasse wurden die SchülerInnen und ihre Eltern bezüglich internalisierenden<br />

und externalisierenden Problemverhaltens (Youth Self Report<br />

bzw. Child Behavior Checklist) befragt. In der achten Klasse machten die<br />

Kinder darüber hinaus Angaben zum Nikotinkonsum, Sexualverhalten, Diätverhalten<br />

und zu suizidalen Tendenzen.<br />

Ergebnisse: Die Korrelationen zwischen den Eltern- und Kindangaben<br />

waren gering bis mittelmäßig hoch und stiegen über die Klassenstufen leicht an.<br />

Kinder berichteten mehr Problemverhalten als ihre Eltern. Riskantes Gesundheitsverhalten<br />

konnte insbesondere in der Gruppe der Jungen teilweise durch<br />

die Angaben in der vierten Klasse vorhergesagt werden. Obwohl die so ermittelten<br />

Zusammenhänge stabil blieben, verbesserten sich die Effektstärken<br />

aber deutlich durch die Vorhersage anhand des berichteten Problemverhaltens<br />

in Klasse 6. Selbst- und Fremdberichte erwiesen sich dabei als relativ gleichwertige<br />

und verhaltensspezifische Prädiktoren.<br />

Keywords:<br />

Problemverhalten, Adoleszenz, Selbst- und Fremdberichte<br />

137


Theoriegeleitete Untersuchung des Zusammenspiels<br />

sozial-kognitiver Variablen und Stadien der Gesundheitsverhaltensänderung<br />

Lisa M. Warner, Sonia Lippke, Amelie U. Wiedemann, Tabea Reuter<br />

& Jochen P. Ziegelmann<br />

Freie Universität Berlin<br />

lwarner@gmx.de<br />

Fragestellung: Der Weg zu gesünderem Verhalten ist ein komplexer Prozess.<br />

Der Health Action Process Approach (HAPA) bildet diesen Prozess und die<br />

Stadien, die während dessen durchlaufen werden, ab. Ziel dieser Arbeit war es,<br />

das Zusammenspiel der Variablen des HAPA-Modells zu untersuchen.<br />

Weiterhin sollten qualitativ unterschiedliche „Mindsets“ (Diskontinuitätsmuster)<br />

in den drei Stadien (Non-Intender, Intender, Actor) gefunden werden.<br />

Methoden: N = 103 Mitarbeiter der DB AG wurden bezüglich der HAPA<br />

Variablen (Risikowahrnehmung, Handlungsergebniserwartung, Selbstwirksamkeit,<br />

Intentionen, Planung) und verschiedener Aspekte körperlicher Aktivität<br />

(Gesamtdauer mittlerer und intensiver körperlicher Aktivität pro Woche, Häufigkeit<br />

körperlicher Aktivität in der Freizeit, bei der Arbeit, zu Fortbewegungszwecken<br />

und in Haushalt und Garten) befragt.<br />

Ergebnisse: Theoriekonform zeigte sich, dass Handlungsergebniserwartungen<br />

(β = .35) und Selbstwirksamkeit (β = .39) Intentionen beeinflussen.<br />

Risikowahrnehmung war kein Prädiktor für Intentionen. Planung mediierte die<br />

Umsetzung von Zielen in körperliche Aktivität: Bei Einfügung der Planung in die<br />

Beziehung zwischen Intentionen und Verhalten sank sie von β = .36 auf β = .21<br />

(Sobel´s z = 3.87). Die Annahme unterschiedlicher Mindsets in den drei Stadien<br />

konnte für alle sozial-kognitiven Variablen und die verschiedenen Verhaltensmaße<br />

bestätigt werden.<br />

Diskussion: Eine Unterteilung des Prozesses der Verhaltensänderung in<br />

drei Stadien ist sinnvoll, da sich Menschen in den verschiedenen Stadien durch<br />

qualitativ unterschiedliche Mindsets auszeichnen. Künftige Interventionen<br />

sollten daher auf die spezifischen Bedürfnisse in jedem Stadium eingehen, um<br />

Verhaltensänderungen wahrscheinlicher zu machen.<br />

Keywords:<br />

Körperliche Aktivität, Stadienmodelle, HAPA<br />

138


Volitionale Intervention in der Rehabilitation von Gefäßpatienten<br />

Manfred Wegner & Florian Pochstein<br />

Universität Kassel/ Institut für Sport und Sportwissenschaft<br />

m.wegner@uni-kassel.de<br />

Fragestellung: Trotz vorhandener Intention, körperlich aktiv zu werden,<br />

scheitern Rehabilitationspatienten oft an der Umsetzung dieser Intention in tatsächliches<br />

Verhalten. Metaanalysen <strong>zur</strong> Vorsatzbildung (Gollwitzer & Sheeran,<br />

2006) zeigen, dass gezielte Interventionen die Rehabilitation unterstützen<br />

können. Ziel der Studie ist die Effektivitätsprüfung von wenn-dann-Vorsätzen<br />

und der Einsatz von Handlungskontrollprozessen im Verlauf einer Rehabilitationsmaßnahme.<br />

Methode: Teilnehmer dieser experimentellen Kontrollgruppenstudie sind<br />

84 Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit. Alle verfügen über<br />

eine hohe Intention, eine medizinisch indizierte und verordnete Bewegungstherapie<br />

durchzuführen. Die abhängigen Variablen (volitive Planung und körperliche<br />

Aktivität) werden zu Beginn und in Abständen von drei und sechs Monaten<br />

erhoben. Die Kontrollgruppe durchläuft ein Standardbehandlungsprogramm,<br />

während die Experimentalgruppe in der Bildung von Ausführungs- und Bewältigungsplänen<br />

durch die psychologische Intervention unterstützt wird. Die<br />

Stärkung der Handlungskontrolle erfolgt über eine Kontaktaufnahme per Telefon<br />

über sechs Wochen, in der an Pläne erinnert und Möglichkeiten <strong>zur</strong> Plananpassung<br />

gegeben werden.<br />

Ergebnisse: Die varianzanalytische Auswertung zeigt, dass die Experimentalgruppe<br />

zu t2 und t3 sowohl höhere Werte in den Planungs- und<br />

Kontrollvariablen (p < .05, Eta² von 0.22 bis 0.39), im Verlauf von t2 zu t3<br />

(p < .05, Eta² von 0.75 bis 0.79) als auch zu t3 höhere Werte in der körperlichen<br />

Aktivität aufweist (p < .05, Eta² von 0.34).<br />

Diskussion: Die Anregung von Handlungskontrollprozessen und die<br />

Bildung von Plänen sollten in die Therapiefolge implementiert werden. Modelle<br />

der study nurse und weitere volitive Maßnahmen werden diskutiert.<br />

Literatur:<br />

Gollwitzer, P.M. & Sheeran, P. (2006). Implementation intentions and goal achievement: A<br />

meta-analysis of effects and processes. Advances in Experimental Psychology, 38, 69-<br />

119.<br />

Keywords:<br />

Volition, Vorsatzbildung, pAVK<br />

139


Intentionen moderieren Mediationseffekte: Zusammenhänge<br />

zwischen Intentionen, Planungsprozessen und<br />

zwei Gesundheitsverhaltensweisen<br />

Amelie U. Wiedemann 1 , Benjamin Schüz 1 , Ralf Schwarzer 1 , Falko F.<br />

Sniehotta 2 & Urte Scholz 3<br />

1 Freie Universität Berlin<br />

2 University of Aberdeen<br />

3 Universität Zürich<br />

wiedeman@zedat.fu-berlin.de<br />

Fragestellung: Planungsprozesse setzen gesundheitsbezogene Intentionen in<br />

Verhalten um, indem sie die Effekte von Intentionen auf Verhalten mediieren.<br />

Theorie und empirische Evidenz belegen, dass Planung einen postintentionalen<br />

Prozess darstellt: Planungsprozesse sagen Verhalten besser vorher,<br />

wenn die entsprechenden Intentionen stark ausgeprägt sind. Dieser Beitrag<br />

integriert beide Zusammenhänge und untersucht, ob der Mediationseffekt von<br />

Planungsprozessen von der zugrunde liegenden Intentionsstärke abhängt. Es<br />

wird daher angenommen, dass Planung besonders dann zwischen Intentionen<br />

und Verhalten vermittelt, wenn Personen über hohe Intentionen verfügen<br />

(moderierte Mediation).<br />

Methode: In zwei Längsschnittstudien zu körperlicher Aktivität (N = 167)<br />

und Dentalhygiene (N = 209) wurden Intentionen, Planungsprozesse und<br />

Gesundheitsverhalten <strong>zur</strong> Baseline und nach drei bzw. vier Monaten erfasst.<br />

Die Annahmen <strong>zur</strong> Mediation und moderierten Mediation wurden in einem<br />

regressionsanalytischen Ansatz durch non-parametrisches Bootstrapping überprüft.<br />

Ergebnisse: Beide Studien weisen darauf hin, dass Planungsprozesse die<br />

Beziehung zwischen Intentionen und Verhalten mediieren. Darüber hinaus<br />

zeigte sich, dass Intentionen diesen Effekt moderieren: Die Stärke des<br />

Mediationseffekts nimmt mit steigenden Intentionen zu.<br />

Die Ergebnisse unterstützen die Annahme, dass Planung förderlich für die<br />

Umsetzung von Intentionen in Verhalten ist. Dieser vermittelnde (mediierende)<br />

Effekt von Planung tritt jedoch nur dann auf, wenn die zugrunde liegenden<br />

Intentionen hinreichend ausgeprägt sind.<br />

Keywords:<br />

Planung, Intention, Moderierte Mediation<br />

140


Salutogenesis and aging: The sense of coherence<br />

as a mediator of the relationship between resistance<br />

resource and subjective health<br />

Ulrich Wiesmann, Gabriele Niehörster & Hans-Joachim Hannich<br />

Universität Greifswald, Institut für Medizinische Psychologie<br />

wiesmann@uni-greifswald.de<br />

Research question: The salutogenic model focuses on people’s resources and<br />

capacities to create and preserve health, which can be regarded as a crucial<br />

developmental task in old age. Its core concept is the sense of coherence<br />

(SOC) – a global orientation of the world as consistent, meaningful and manageable<br />

– which determines an individual’s health level. Over the life-span, the<br />

SOC is shaped by generalized resistance resources (GRRs) – culturally bound<br />

internal and external forces which create reliable life experiences. Main objectives<br />

are to test a) the presumed GRRs-SOC-relationship and b) the status of<br />

the SOC as a mediator variable in an age-heterogenous sample of elderly persons.<br />

Method. 387 seniors (26.6 % men) volunteered. We recruited most participants<br />

from community senior organizations, a minority lived in a nursing home<br />

(22.2 %). Mean age was M = 73.8 years (SD = 7.58). During a period of four<br />

weeks, data were collected by using a questionnaire which assessed psychological<br />

health, physical health and symptom reporting, the SOC, and a spectrum<br />

of 19 bio-psycho-social resistance resources.<br />

Results: Overall, GRRs, SOC and health measures co-varied significantly.<br />

A multiple regression analysis revealed that the SOC is substantially strengthened<br />

by psychological factors: an optimistic life orientation, high self-esteem,<br />

low depressive mood, high self-efficacy, and high expected social support.<br />

Stepwise hierarchical regression analyses and subsequent Sobel tests revealed<br />

that the SOC mediated resistance resource effects on psychological health and<br />

symptom reporting, but not on physical health.<br />

Conclusion: The data pattern confirms basic assumptions of the salutogenic<br />

model for successful psychological aging, but not for biological aging, as<br />

perceived by elderly persons. With respect to gerontological practice and intervention,<br />

the SOC is an important estimate of idiographic strengths and weaknesses<br />

in bio-psycho-social health matters.<br />

Keywords:<br />

Salutogenesis, Sense of Coherence, Elderly Persons<br />

141


The dimensional structure of the generalized healthrelated<br />

self-concept<br />

Ulrich Wiesmann 1 , Gabriele Niehörster 1 , Hans-Joachim Hannich 1 &<br />

Ute Hartmann 2<br />

1 Universität Greifswald, Institut für Medizinische Psychologie<br />

2 Fachhochschule Bielefeld<br />

wiesmann@uni-greifswald.de<br />

Research question: We explore health as a potentially relevant category of selfdefinition.<br />

Instead of studying particular areas (e.g., smoking, exercising, sunbathing),<br />

we focus global-stable representations, that is, health-related knowledge<br />

structures about the self that are generalized over different health-related<br />

areas and over experiences at different points in time. In a recent study (Wiesmann<br />

et al. in submission), we identified five dimensions: health-protective dispositions,<br />

health-protective motivation, vulnerability, health-risky habits, and<br />

external, avoidant motivation. Our main objective is to replicate these findings<br />

with a shortened measurement instrument.<br />

Method: 436 college students (70.5 % women) filled out a revised 25-itemversion<br />

of the general health-related self-concept (GHSC) scale, including five<br />

new items which were added to improve interpretability of the fifth factor.<br />

Results: A principal components analysis yielded a five-factor solution<br />

(60.2 % variance accounted for). Using structural equation modeling, we found<br />

support for a single second-order factor of GHSC that explains the five firstorder<br />

factors.<br />

Conclusion: The five dimensions represent both positive and negative facets<br />

of the GHSC. The first two denote health resources as identified in socialcognitive<br />

models of health behavior and in personality psychology approaches.<br />

The remaining three bring up one’s health “deficits”, such as perceived susceptibility<br />

to illness and illness experiences, knowledge about one’s “behavioral<br />

pathogens”, and resignative-avoidant tendencies. The practical implication is<br />

that an individual’s GHSC, representing particular health needs and motivations,<br />

guides his or her information processing and behavior. Successful health<br />

communications should follow a strategy of self-affirmation.<br />

Reference:<br />

Wiesmann, U. et al. (in submission). Dimensions and profiles of the generalized health-related<br />

self-concept. British Journal of Health Psychology.<br />

Keywords:<br />

Health-Related Self-Concept, Measurement, Structural Equation Modeling<br />

142


Ressourcenaktivierung durch therapeutisches<br />

Schreiben<br />

Gabriele Wilz, Anika Mull & Luise Lamberz<br />

Technische Universität Berlin, Fachgebiet für <strong>Gesundheitspsychologie</strong> und<br />

Klinische Psychologie<br />

gabriele.wilz@gp.tu-berlin.de<br />

Fragestellung: Zur Förderung von Ressourcenaktivierung als wesentlicher Wirkfaktor<br />

von Psychotherapie ist die Entwicklung von Therapie unterstützenden,<br />

Patienten zentrierten und ökonomischen Interventionsstrategien von hoher<br />

Relevanz. Auf Basis der Konzepte der Ressourcenaktivierung und des<br />

therapeutischen Schreibens wurde ein Ressourcentagebuch entwickelt. Ziel<br />

war ein für Patienten praktikables Instrument zu entwickeln, das zum einen<br />

Therapie begleitend wie auch nach Abschluss der Therapie <strong>zur</strong> Stabilisierung<br />

der Therapieeffekte und Rückfallprophylaxe sowie <strong>zur</strong> Therapieprozessevaluation<br />

einsetzbar ist. Methode: Die Anwendbarkeit wurde in einer ersten<br />

Pilotstudie erprobt (N = 32). Mittels eines randomisierten Kontroll-Versuchsgruppendesigns<br />

zu zwei Messzeitpunkten (Prä/Post) sollten erste Ergebnisse<br />

<strong>zur</strong> Anwendbarkeit sowie <strong>zur</strong> Effektivität der Fragebausteine betrachtet werden.<br />

Die Stichprobe setzte sich aus zwei vollständigen Durchgängen einer Rehabilitationsmaßnahme<br />

zusammen, die zwischen März und Mai 2005 in der<br />

Rehabilitationsklinik Kinder-Rehazentrum Usedom behandelt wurden. Die Zielgruppe<br />

stellten dabei die Mütter von chronisch kranken Kindern dar, die ihre<br />

Kinder für einen Zeitraum von 4 bis 6 Wochen in der Rehabilitationsklinik begleiteten.<br />

Neben dem Ressourcentagebuch wurden folgende Fragebögen eingesetzt:<br />

Probandinnen-Fragebogen (Teichmann & Brzezinski, 1999) die<br />

Symptomcheckliste (SCL-90-R, Franke, 1995), das Berner Ressourceninventar<br />

(RES, Trösken, 2002), die Kurzversion des Inkongruenzfragebogens (K-INK,<br />

Grosse Holtforth et al., 2004) sowie visuelle Stimmungsskalen (VAS).<br />

Ergebnisse: Als Ergebnis dieser Pilotstudie ist ein Ressourcentagebuch in<br />

handhabbarer Form mit Anregungen und Empfehlungen <strong>zur</strong> Weiterentwicklung<br />

entstanden. Die Effektivität und Anwenderfreundlichkeit sollte in Folgestudien<br />

weiter untersucht werden.<br />

Keywords:<br />

Ressourcenaktivierung, Tagebuch, therapeutisches Schreiben<br />

143


Predisposing factors to early sexual activity and its<br />

psychosocial effects on female children in Ethiopia<br />

Yemataw Wondie & Harry Schröder<br />

Universität Leipzig<br />

yematawondie@yahoo.com<br />

Early engagement in sexual activities has become an abundantly occurring<br />

phenomenon all over the globe. The situation is even more tragic in developing<br />

nations particularly in sub-Saharan Africa where one of the youngest populations<br />

is found. This age group, upon which nations future development depends,<br />

is particularly exposed to grave risks in matters of reproductive health<br />

and its associated psychosocial impacts which may eventually jeopardize the<br />

socio-economic development of these nations. This is especially becoming an<br />

exceedingly growing problem for women and young girls in Ethiopia, who are<br />

subjected to various harmful traditional practices such as early marriage and<br />

forced sexual intercourse as well as child prostitution.<br />

This study attempts to examine the psychosocial effects of early sexuality<br />

and the major socio-cultural and economic factors that have predisposed sexually<br />

abused children specifically to early marriage, rape, and prostitution. A<br />

cross-sectional design was used; and data have been collected from a randomly<br />

as well as purposively selected 320 respondents residing in two different<br />

cities in Ethiopia (Addis Ababa, Bahr Dar). Out of this 118 were fistula patients,<br />

and the remaining 200 were rape survivors and child prostitutes. The respondents<br />

were specifically from hospitals and rehabilitating organizations.<br />

A structured interview schedule that focuses on the socio-demographic<br />

variables of the respondents plus the Children’s Impact of Events Scale and the<br />

Rosenberg Self Esteem Scale were employed to elicit responses on the predisposing<br />

factors and associated psychosocial consequences of early sexual engagement<br />

on the respondents. This will be substantiated by a qualitative case<br />

study, expert’s interview, focus group discussions and a real video document<br />

analysis, which come upon the second phase of data collection, and will be part<br />

of the final analysis of the entire project. The results will be presented right at<br />

the congress.<br />

Keywords:<br />

psychosocial effects, female children, sexual activity<br />

144


Gesundheit älterer Erwerbstätiger: Voraussetzungen<br />

und Folgen einer vorzeitigen Erwerbsbeendigung<br />

Susanne Wurm & Clemens Tesch-Römer<br />

Deutsches Zentrum für Altersfragen<br />

susanne.wurm@dza.de<br />

In den vergangenen Jahren wurden ältere Erwerbstätige oftmals in den vorzeitigen<br />

Ruhestand oder in die Arbeitslosigkeit entlassen. Dies war in Deutschland<br />

wie in anderen europäischen Ländern gängige Praxis und spiegelte die<br />

wirtschaftliche Situation ebenso wider wie die Einstellung gegenüber älteren<br />

Erwerbstätigen. Vorzeitiger Ruhestand bzw. Arbeitslosigkeit stellen kritischere<br />

Lebensereignisse dar als der Übergang in den normalen Ruhestand, da sie<br />

eher als “off-time Ereignis” (Neugarten, 1996) erlebt werden. Welche Faktoren<br />

tragen dazu bei, dass ältere Erwerbstätige erwerbslos werden oder in Vorruhestand<br />

wechseln und in welchem Ausmaß ist dieser Wechsel von gesundheitlichen<br />

Veränderungen begleitet? Diese Fragen wurden auf der Grundlage des<br />

Alterssurveys untersucht, einem bundesweit repräsentativen Survey an<br />

Personen im mittleren und höheren Erwachsenenalter (40-85 Jahre). Die vorliegende<br />

Studie bezog eine Teilstichprobe älterer Erwerbspersonen ein, die<br />

innerhalb von sechs Jahren zweimal befragt wurden (T1: 45-54 Jahre, T2: 51-<br />

60 Jahre; N = 384). Die Analysen machten deutlich, dass Personen, die zum<br />

ersten Befragungszeitpunkt eine schlechtere körperliche Gesundheit hatten, mit<br />

größerer Wahrscheinlichkeit innerhalb des Sechsjahreszeitraums arbeitslos<br />

wurden oder in den Vorruhestand wechselten; das subjektive Gesundheitserleben<br />

konnte hingegen keine Veränderungen des Erwerbsstatus’ vorhersagen.<br />

Umgekehrt führten Veränderungen im Erwerbsstatus (d. h. Verlust des<br />

Arbeitsplatzes bzw. Wechsel in den Vorruhestand) zu einer Verschlechterung<br />

der subjektiven Gesundheit. Die ergänzende Analyse einer älteren Vergleichsgruppe<br />

(T1: 55-64 Jahre, T2: 61-70 Jahre, N = 392) machte deutlich, dass dies<br />

nicht für jene Personen zutrifft, die in den normalen Ruhestand wechselten. Die<br />

Befunde legen nahe, dass ein schlechter Gesundheitszustand ein Risiko für<br />

Erwerbslosigkeit darstellt und dass ein vorzeitiger Ausstieg aus dem Erwerbsleben<br />

belastender erlebt wird als der normale Übergang in den Ruhestand.<br />

Keywords:<br />

Gesundheit, ältere Erwerbstätige<br />

145


Motivationale und volitionale Prozesse der Gesundheitsverhaltensänderung<br />

bei chronisch kranken<br />

Menschen<br />

Jochen Philipp Ziegelmann & Sonia Lippke<br />

Freie Universität Berlin, Health Psychology PF10<br />

jochenzi@zedat.fu-berlin.de<br />

Fragestellung: Inwiefern unterscheiden sich die motivationalen und volitionalen<br />

Prozesse bei Menschen mit unterschiedlichem Ausmaß an körperlichen Beeinträchtigungen?<br />

Methode: N = 368 orthopädische Rehabilitationspatienten füllten Fragebögen<br />

zu ihren körperlichen Aktivitäten vor der Rehabilitation und 36 Monate<br />

nach Entlassung aus. Körperliche Beeinträchtigung wurde mit dem SF12 Health<br />

Survey erfasst. Zusätzlich zu den motivationalen Variablen wurden die<br />

volitionalen Variablen Planung und Strategienutzung, sowie phasenspezifische<br />

Selbstwirksamkeit erfasst. Planung wurde in Handlungsplanung (wann, wo, wie<br />

Planung) und Bewältigungsplanung (wie handeln trotz Barrieren?) unterteilt.<br />

Ergebnisse: Anhand der Werte auf dem SF12 Health Survey wurden die<br />

Teilnehmer in zwei Gruppen unterteilt (hohes vs. niedriges Ausmaß an körperlicher<br />

Beeinträchtigung). In Multigruppen-Strukturgleichungsmodellen zeigten<br />

sich gruppenspezifische motivationale und volitionale Muster.<br />

Schlussfolgerung: Die hier untersuchten motivationalen und volitionalen<br />

Prozesse scheinen vom Ausmaß an körperlichen Beeinträchtigungen abzuhängen,<br />

was nahe legt in der tertiären Prävention anhand des Ausmaßes an<br />

körperlicher Beeinträchtigung maßgeschneiderte Unterstützung anzubieten.<br />

Literatur:<br />

Ziegelmann, J. P., Luszczynska, A., Lippke, S. & Schwarzer, R. (2007). Are goal intentions or<br />

implementation intentions better predictors of health behavior? A longitudinal study in orthopedic<br />

rehabilitation. Rehabilitation Psychology, 52, 97-102.<br />

Ziegelmann, J. P., Lippke, S. & Schwarzer, R. (2006 a). Adoption and maintenance of physical<br />

activity: Planning interventions in young, middle-aged, and older adults. Psychology &<br />

Health, 21, 145-163.<br />

Ziegelmann, J. P., Lippke, S. & Schwarzer, R. (2006 b). Subjective residual life expectancy in<br />

health self-regulation. Journals of Gerontology: Psychological Sciences, 61B, 195-201.<br />

Keywords:<br />

Self-Management, Chronische Erkrankung, Strategienutzung<br />

146


Autoren<br />

Aazami-Gilan, Donya, .............................. 53 Duprée, Thomas ..............................133, 134<br />

Albani, Cornelia ......................................... 35 Ebner-Priemer, Ulrich ................................36<br />

Allmer, Henning......................................... 45 Eggert, Frank ...........................................131<br />

Alpers, Georg W...................................... 127 Ehret, Christoph.........................................64<br />

Altenstein, Christine ............................ 46, 47 Eimert, Lisa..............................................109<br />

Angladagis, Marina.......................... 133, 134 Engelhard, Katharina .................................84<br />

Antoniw, Katja ............................... 21, 48, 77 Eschenbeck, Heike ............31, 65, 74, 76, 98<br />

Auckenthaler, Anna................................... 61 Faller, Hermann .......................................135<br />

Ayan, Türkan ............................................. 90 Faltermaier, Toni........................................66<br />

Barskova, Tatjana ..................................... 49 Fehlberg, Esther ........................................67<br />

Barth, Jürgen............................................. 50 Fietz-Schwarzrock, Ina ........................68, 75<br />

Bauer, Christina......................................... 51 Fittig, Eike ................................................110<br />

Baumann, Robert ...................................... 60 Fix, Caroline...............................................67<br />

Baumeister, Joachim............................... 127 Flöter, Stephanie......................................102<br />

Bengel, Jürgen .................................... 50, 52 Franke, Alexa.............................................43<br />

Becker, Annette......................................... 94 Fridrici, Mirko .............................................69<br />

Beschoner, Petra....................................... 56 Friedl-Huber, Almut..................................135<br />

Bölcskei, Pál L......................................... 134<br />

Bongard, Stephan ..................................... 53<br />

Borghardt, Andrea..................................... 21<br />

Brähler, Elmar ..................................... 35, 54<br />

Brandstetter, Susanne............................... 55<br />

Braun, Maxi ............................................... 56<br />

Braun, Melanie .......................................... 57<br />

Brunner, Claudia ................................. 58, 97<br />

Brunner, Eva ........................... 58, 59, 79, 91<br />

Buchwald, Petra ........................ 60, 107, 124<br />

Bühler, Anneke........................................ 102<br />

Burkert, Silke ....................................... 24, 63<br />

Chwallek, Katharina .................................. 61<br />

Ciccarello, Liborio...................................... 29<br />

Crössmann, Alexander............................ 127<br />

Deinzer, Renate ........................................ 73<br />

Depta, Arno ............................................... 17<br />

Dohnke, Birte....................................... 27, 39<br />

Domann, Sebastian................................. 100<br />

Domsch, Holger................................. 62, 103<br />

Dudey, Stefan............................................ 31<br />

Dunkel, Anne............................................. 63<br />

Fuchs, Reinhard.........................................71<br />

Fuhrer, Urs...............................................113<br />

Galm, Christof............................................55<br />

Gärtner, Angelika.......................................70<br />

Geissner, Edgar...................................78, 88<br />

Geßner, Anja..............................................15<br />

Gevirtz, Richard .......................................100<br />

Geyer, Michael...........................................35<br />

Gianella, Daria ...........................................81<br />

Glaeske, Gerd............................................43<br />

Glaesmer, Heide........................................54<br />

Göhner, Wiebke.........................................71<br />

Gonçalves, Marta.......................................81<br />

Gosch, Angela ...........................................72<br />

Gradl, Sabine...........................................102<br />

Gralla, Oliver........................................24, 63<br />

Granrath, Nicole.........................................73<br />

Gredig, Daniel............................................28<br />

Grimm, Anne............................................120<br />

Groß, Cornelia ...........................................74<br />

Grüsser, Sabine...................................83, 95<br />

Gusy, Burkhard..............................61, 87, 89<br />

Haas, Tobias..............................................74<br />

147


Hackmann, Elke .................................. 68, 75 Khatib, Ahmad........................................... 51<br />

Haisch, Jochen .......................................... 43 Kim, Yong-Bum ......................................... 53<br />

Hamminger, Margit .................................... 25 Kirschner, Nina.................................... 83, 95<br />

Hannich, Hans-Joachim ......46, 47, 141, 142 Klapp, Burghard F............................. 87, 120<br />

Härter, Martin............................................. 50 Klauer, Thomas................................... 21, 23<br />

Hartges, Brigitte......................................... 39 Kleiber, Dieter ..................................... 61, 87<br />

Hartmann, Ute ......................................... 142 Kleinert, Jens ................................ 84, 85, 86<br />

Hautzinger, Martin ...........................119, 132 Kleinknecht, Chloé .................................... 86<br />

Hees, Kristina ............................................ 67 Klenk, Jochen............................................ 55<br />

Heide Filipp, Sigrun ................................... 23 Kliegel, Matthias...................................... 122<br />

Heider, Jens ............................................ 126 Klinkhammer-Schalke, Monika ................. 64<br />

Heim-Dreger, Uwe..................................... 76 Knoll, Nina........................................... 24, 63<br />

Heinicke, Annett ........................................ 77 Kocalevent, Rüya-Daniela ........................ 87<br />

Heinrichs, Nina ........................................ 131 Kohlmann, Carl-Walter...... 31, 65, 74, 76, 98<br />

Hermanns, Norbert .................................... 65 Koller, Michael........................................... 64<br />

Herzberg, Dominikus ................................. 94 Kraft, Madlen....................................... 78, 88<br />

Hess, Natascha.......................................... 39 Kratka, Lucie ............................................. 15<br />

Hesselbarth, Ulrike ............................. 83, 95 Kraus-Haas, Martina ................................. 89<br />

Hillert, Andreas .......................................... 93 Krischke, Norbert R............................. 66, 75<br />

Hofstädter, Ferdinand................................ 64 Kröger, Christoph .................................... 102<br />

Horn, Andrea B.......................................... 22 Krohne, Heinz W............... 15, 16, 18, 41, 42<br />

Hornung, Rainer ..........................43, 57, 122 Kroll, Britta............................................... 130<br />

Hrabal, Vladimir ......................................... 56 Kröller, Katja.............................................. 33<br />

Ivert, Petra ........................................... 78, 88 Krowatschek, Dieter.................................. 62<br />

Jahnke, Dörthe .......................................... 33 Küffner, Roland ....................................... 135<br />

Kuhnert , Jenull-Schiefer, Brigitte..................58, 59, 79<br />

Peter.................................... 90, 108<br />

Jerg-Bretzke, Lucia.................................... 56 Kulterer, Kerstin ........................................ 91<br />

Jerusalem, Matthias ............................ 11, 99 Kusch, Michael.......................................... 92<br />

Jüngling, Sabine ........................................ 85 Laireiter, Anton-Rupert........................ 21, 25<br />

Jung, Hartmut ............................................ 94 Lamberz, Luise........................................ 143<br />

Kaczerowski, Melanie................................ 90 Lämmler, Gernot ..................................... 101<br />

Kada, Olivia ......................................... 58, 59 Landolt, Markus....................................... 123<br />

Kaluza, Gert............................................... 43 Lehmkuhl, Elke.......................................... 40<br />

Kalytta, Tanja............................................. 80 Lehr, Dirk............................................. 67, 93<br />

Kanning, Martina ................................. 35, 37 Leidig, Eberhard...................................... 109<br />

Kanzlivius, Bettina ..................................... 96 Leonhardt, Corinna ................................... 94<br />

Käppler, Christoph..................................... 81 Lippke, Sonia .................. 106, 111, 138, 146<br />

Kastner, Michael ............................... 90, 108 Loeffler, Gerit ...................................... 83, 95<br />

Kelava, Augustin........................................ 53 Lohaus, Arnold .......................... 69, 103, 137<br />

Kemper, Christoph J.................................. 82 Lorenz, Wilfried ......................................... 64<br />

Kendel, Friederike ..................................... 40 Maaser, Corinna........................................ 89<br />

148


Maggiori, Christian .................................... 38 Reith, Martin...............................................60<br />

Mahler, Caroline ........................................ 71 Renner, Britta.....................................26, 104<br />

Mallach, Natalie................................. 96, 128 Renner, Karl-Heinz ....................................15<br />

Martin, Alexandra ...................................... 54 Reschke, Jessica.....................................105<br />

Martin, Mike............................................... 57 Reschke, Konrad .......................................70<br />

Mateev, Katja ............................................ 87 Reusch, Andrea .......................................135<br />

Matiba, Katrin ............................................ 26 Reuter, Tabea..........................106, 111, 138<br />

Matterne, Uwe ........................................... 29 Rieder, Stephan.........................................22<br />

Mayring, Philipp......................................... 97 Rief, Winfried .............................................54<br />

Meier, Stefanie .................................... 74, 98 Ringeisen, Tobias ..............................60, 107<br />

Meixner, Sabine ........................................ 99 Rogge, Benedikt ......................................108<br />

Mittag, Waldemar .................................... 117 Rojas, Roberto.........................................109<br />

Mitter, Simona ........................................... 73<br />

Mohler-Kuo, Meichun ................................ 81<br />

Molina, Louella .......................................... 22<br />

Mörsen, Chantal ........................................ 95<br />

Mull, Anika............................................... 143<br />

Müller, Thomas.......................................... 62<br />

Mussgay, Lutz ......................................... 100<br />

Neuser, Hans .......................................... 127<br />

Nideröst, Sibylle ........................................ 28<br />

Niehörster, Gabriele ........................ 141, 142<br />

Nitzko, Sina ............................................... 32<br />

Otto, Kathleen ......................................... 121<br />

Ouedraogo, Ibrahim Raoua..................... 101<br />

Parpan-Blaser, Anne................................. 28<br />

Pauli, Paul ............................................... 127<br />

Peng, Aristide ............................................ 81<br />

Peroz, Ingrid .............................................. 96<br />

Perrez, Meinrad......................................... 22<br />

Piontek, Daniela ...................................... 102<br />

Plonait, Sabine .......................................... 39<br />

Pochstein, Florian.................................... 139<br />

Posse, Norbert ........................................ 130<br />

Puppe, Frank........................................... 127<br />

Rauchfuß, Martina................................... 120<br />

Rebelein, Theresa..................................... 41<br />

Regitz-Zagrosek, Vera .............................. 40<br />

Reichard, Katharina................................. 103<br />

Reicherts, Michael..................................... 38<br />

Reineke, Anke ......................................... 100<br />

Rottmann, Nina..........................................52<br />

Rüddel, Heinz ..........................................100<br />

Rudolph, Udo...........................................110<br />

Rueggeberg, Rebecca.............................111<br />

Rüesch, Peter ..........................................112<br />

Sabic, Merima............................................53<br />

Saenger, Marah .......................................113<br />

Sander, Christian .....................................114<br />

Sann, Uli ..................................................115<br />

Schaal, Steffen.................................116, 117<br />

Schauer, Ingolf.........................................118<br />

Scheel, Lena..............................................17<br />

Schlarb, Angelika.....................................119<br />

Schlicht, Wolfgang ...................................109<br />

Schmid, Gabriele .....................................120<br />

Schmidt, Sabine.......................................121<br />

Schnell, Barbara ........................................17<br />

Schoebius, Dominique...............................22<br />

Schoenfeldt-Lecuona, Carlos ....................56<br />

Scholz, Urte .........................24, 57, 122, 140<br />

Schönbucher, Verena ..............................123<br />

Schorn, Nicola K. .....................................124<br />

Schröder, Annette............................125, 126<br />

Schröder, Christina ..................................136<br />

Schröder, Harry..70, 105, 114, 118, 136, 144<br />

Schuler, Daniela.......................................112<br />

Schulz, Stefan M......................................127<br />

Schürholz, Martin.......................................31<br />

Schürholz, Thomas....................................43<br />

149


Schüz, Benjamin................96, 106, 128, 140 Trautner, Hanns Martin ........................... 107<br />

Schwarzer, Christine ............................... 130 Vieluf, Dieter............................................ 103<br />

Schwarzer, Ralf ...............104, 128, 129, 140 Vierhaus, Marc ........................................ 137<br />

Schwerdtfeger, Andreas............................ 17 Vögele, Claus............................................ 31<br />

Seefeldt, Wiebke Lina.............................. 131 Vogel, Heiner .......................................... 135<br />

Seelig, Harald ............................................ 71 Voigt, Barbara ......................................... 120<br />

Seemann, Simone ................................... 132 Vollmann, Manja ........................... 26, 48, 77<br />

Seifer, Ilona ......................................... 68, 75 Vollmer, Heinz C. ...................................... 51<br />

Seiffge-Krenke, Inge.................................. 32 Wabitsch, Martin ....................................... 55<br />

Sieverding, Monika ........................27, 29, 30 Warner, Lisa M........................................ 138<br />

Six, Ulrike................................................. 125 Warschburger, Petra................................. 33<br />

Smits, Jacqueline ...................................... 42 Wartha, Olivia............................................ 55<br />

Sniehotta, Falko F. ..........................128, 140 Weber, Daniel ......................................... 123<br />

Sonntag, Dilek ........................................... 51 Weber, Hannelore............................... 21, 26<br />

Sosnowsky, Nadia ..................................... 93 Wegner, Manfred .................................... 139<br />

Spaderna, Heike......................18, 39, 41, 42 Weidner, Gerdi .................. 10, 18, 39, 41, 42<br />

Spies, Claudia D........................................ 27 Weigand, Sonja....................................... 132<br />

Spinath, Frank M. ...................................... 19 Weiß-Gerlach, Edith.................................. 27<br />

Spivak, Youlia.......................................... 104 Wetz, Franz Josef ..................................... 13<br />

Steinacker, Jürgen M................................. 55 Wiedemann, Amelie U. ... 106, 111, 138, 140<br />

Steinger, Brunhilde .................................... 64 Wiesmann, Ulrich ................ 46, 47, 141, 142<br />

Steinhagen-Thiessen, Elisabeth.............. 101 Wight, Melanie .......................................... 57<br />

Stierle, Christian ...................................... 103 Wilhelm, Peter........................................... 22<br />

Storck, Christina ..............................133, 134 Wilz, Gabriele.............................. 49, 80, 143<br />

Ströbl, Veronika ....................................... 135 Wingert, Gordon........................................ 62<br />

Stroebe, Wolfgang....................................... 9 Wolf, Heike................................................ 19<br />

Sulprizio, Marion........................................ 84 Wondie, Yemataw ................................... 144<br />

Tesch-Römer, Clemens........................... 145 Wurm, Susanne ...................................... 145<br />

Teubert, Manuel ...................................... 107 Zaby, Alexandra ...................................... 126<br />

Thiex, Dagmar L. ....................................... 16 Zahn, Daniela................................ 18, 41, 42<br />

Thomanek, Sabine ................................ 9416 Zehnder, Sabine........................................ 81<br />

Tölg, Kristin.............................................. 136 Ziegelmann, Jochen P. ... 106, 111, 138, 146<br />

Trageser, Carolin....................................... 93 Ziegler, Matthias........................................ 82<br />

Traue, Harald C. ........................................ 56 Zimmermann, Friederike........................... 30<br />

150


Band 1 (1987) Vergriffen!<br />

Günter Kolb (Hrsg):<br />

Schöne neue Welt. Medien verändern den Alltag<br />

Band 2 (1987)<br />

Gerd Noetzel:<br />

Vom Notstandsgebiet Schwäbisch Gmünd und den<br />

hiesigen Anfängen der Zahnradfabrik Friedrichshafen AG<br />

Band 3 (1988)<br />

Wolfgang Knörzer:<br />

Die Hauptschulabschlussprüfung<br />

Erzieherische und leistungsmäßige Auswirkungen der<br />

Einführung des Hauptschulabschlussverfahrens<br />

Band 4 (1988)<br />

Bruno Heilig (Hrsg):<br />

Perspektiven der Verkehrspädagogik<br />

Kongressbericht 11. – 13. Mai 1988<br />

Band 5 (1988) Vergriffen!<br />

Gerd Noetzel:<br />

Margarethe Kajtar<br />

Spätaussiedler aus Rumänien im Ostalbkreis<br />

Aus den Lebensverhältnissen in der alten Heimat<br />

Band 6 (1989)<br />

Lothar Daemgen, Bruno Heilig, Erich Pommerenke,<br />

Karl M. Setzen, Rudolf Wichard:<br />

Zeitung in der Schule<br />

Untersuchungen zu einem Medienprojekt<br />

Band 7 (1989)<br />

Gertrud Seydelmann:<br />

Von der Kinderbewahranstalt <strong>zur</strong> Bibliothekarin<br />

Schulerlebnisse von 1916 bis 1935 im katholischen Köln<br />

Mit einem Vorwort von Albert Heller<br />

Band 8 (1989)<br />

Helmut Christmann (Hrsg.):<br />

Kolonisation und Dekolonisation<br />

Referate des internationalen Kolonialgeschichtlichen<br />

Symposiums '89 an der <strong>Pädagogische</strong>n <strong>Hochschule</strong><br />

Schwäbisch Gmünd<br />

Band 9 (1990) Vergriffen!<br />

Albert Heller / Rudolf Wichard (Hrsg.):<br />

Entwicklung durch Bildung?<br />

Alternativen <strong>zur</strong> europäischen Schule in der Dritten Welt<br />

151


152<br />

Band 10 (1990)<br />

Gabriele Huber:<br />

Die "Città dei Ragazzi" – eine selbstverwaltete Kinderstadt<br />

Band 11 (1991) Vergriffen!<br />

Ursula Coburn-Staege, Brunhilde Kanzler,<br />

Margarete Schmid (Hrsg.):<br />

Frau und Gesellschaft<br />

Entstanden aus einer Ringvorlesung<br />

an der <strong>Pädagogische</strong>n<br />

<strong>Hochschule</strong> Schwäbisch Gmünd im WS 1989/90<br />

Band 12 (1996)<br />

Ursula Coburn-Staege, Manfred Zirkel (Hrsg.):<br />

Interkulturelle Erziehung in Deutschland, Großbritannien<br />

und Italien<br />

Band 13 (1993)<br />

Dieter Rodi (Hrsg.):<br />

Umweltschutz, Umweltpolitik, Umweltbildung –<br />

Beitrag der Fächer zu einem Überlebensproblem<br />

Entstanden aus einer Ringvorlesung<br />

an der <strong>Pädagogische</strong>n <strong>Hochschule</strong><br />

Schwäbisch Gmünd im WS 1992/93<br />

Band 14 (1994)<br />

Doris Friedel:<br />

Persönlichkeitsentwicklung und ganzheitlicher Unterricht<br />

Band 15 (1996)<br />

Karl Setzen (Hrsg.):<br />

Technik – Chancen und Risiken<br />

Band 16 (1997)<br />

Wolfgang Schmid:<br />

Das Bildungssystem in der Ukraine<br />

Band 17 (2000)<br />

Helmut und Margret Schneider:<br />

Verhaltenskundliche Schwäbisch Gmünder<br />

Stadtexkursion<br />

Band 18 (2001)<br />

Martin Weyer-Menkhoff (Hrsg.):<br />

Engagierte Theologie<br />

Festgabe für Manfred Köhnlein zum 65. Geburtstag<br />

Beispiele und Erfahrungen


Band 19 (2001)<br />

Karl M. Setzen:<br />

Soziologie in der Pädagogen-Ausbildung<br />

– Beispiele und Erfahrungen –<br />

Band 20 (2001)<br />

Heike Eschenbeck, Carl-Walter Kohlmann, Anton Nuding (Hrsg.):<br />

<strong>Beiträge</strong> der empirischen Forschung für Unterricht und Erziehung<br />

61. Tagung der Arbeitsgruppe für Empirische <strong>Pädagogische</strong><br />

Forschung (AEPF) vom 27.-29.09.2001 in Schwäbisch Gmünd<br />

Band 21 (2002)<br />

Stefan Immerfall, Carsten Quesel, Lothar Rother (Hrsg.):<br />

Europa<br />

Konzepte, politischer Alltag, pädagogische Entwürfe<br />

Zwischenbilanzen und Zukunftsperspektiven<br />

der Europäischen Integration<br />

Festschrift zum 65. Geburtstag von Rudolf Wichard<br />

Band 22 (2002)<br />

Hansjörg Seybold, Werner Rieß (Hrsg):<br />

Bildung für eine nachhaltige Entwicklung in der Grundschule<br />

Methodologische und konzeptionelle Ansätze<br />

Band 23 (2003)<br />

Axel Horn (Hrsg.):<br />

Sport macht Schule –<br />

Kinder stark machen im Verein und Schule<br />

Fachkongress in Schwäbisch Gmünd am 4./5. April 2003<br />

Band 24 (2004)<br />

Gerhard Fritz (Hrsg.):<br />

Landesgeschichte und Geschichtsdidaktik<br />

Festschrift für Rainer Jooß<br />

Band 25 (2004)<br />

Werner Sinn:<br />

Veränderungen einer Kulturlandschaft<br />

am Beispiel der Region Ostwürttemberg.<br />

„Forschendes Lernen“ an der Seniorenhochschule<br />

Band 26 (2005)<br />

Axel Horn (Hrsg.):<br />

Kinder in Bewegung<br />

BewegGründe für Kinder<br />

Sportkongress in Schwäbisch Gmünd am 22./23.April 2005<br />

Band 27 (2007)<br />

Martin Plieninger<br />

Eva Schumacher (Hrsg.)<br />

Auf den Anfang kommt es an –<br />

Bildung und Erziehung im Kindergarten<br />

und im Übergang <strong>zur</strong> Grundschule<br />

153


154<br />

Band 28 (2007)<br />

Axel Horn und Jens Keyßner (Hrsg.)<br />

Sport integriert – integriert Sport<br />

Alle Bände sind zu beziehen über die<br />

<strong>Pädagogische</strong> <strong>Hochschule</strong> Schwäbisch Gmünd<br />

Oberbettringer Str. 200, 73525 Schwäbisch Gmünd<br />

Tel.: (0 71 71) 983-238<br />

E-Mail: verw1@vw.ph-gmuend.de

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