Beiträge zur Gesundheitspsychologie - Pädagogische Hochschule ...
Beiträge zur Gesundheitspsychologie - Pädagogische Hochschule ...
Beiträge zur Gesundheitspsychologie - Pädagogische Hochschule ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Philosophischer Gastbeitrag<br />
Körperzentrierte Lebensgestaltung<br />
Franz Josef Wetz<br />
<strong>Pädagogische</strong> <strong>Hochschule</strong> Schwäbisch Gmünd<br />
fjwetz@t-online.de<br />
Ein gesteigertes Körperbewusstsein gehört zu den charakteristischen Merkmalen<br />
unserer Zeit. Dafür zeichnen verantwortlich der Bedeutungsverlust der<br />
schweren Körperarbeit, der Zuwachs an wohlfahrtsstaatlichen Einrichtungen,<br />
vermehrte Freizeit und gesellschaftliche Disziplinierungen, die im Gegenzug<br />
körperbezogene Daseinspraktiken hervorrufen. Zeitgenössische Formen reiner<br />
Körperlichkeit sind Gesundheitswahn, Körperkult, Sportversessenheit, Abenteuerlust<br />
und Sexsucht. Bei diesen Enklaven reiner Körperlichkeit geht es<br />
vordergründig mal um Vitalität, Schönheit, Prestige, Jugendlichkeit, mal um<br />
erfolgreiches Kräftemessen, Wettbewerb, Bewegungsdrang, mal um entspanntes<br />
Wohlbefinden, angespannte Erregung oder prickelnden Kick. Eine<br />
weiter gehende Erklärung dieser Phänomene erfordert eine Aufhebung der für<br />
die abendländische Denktradition charakteristischen Natur-Kultur-Antinomie:<br />
Aus sozio- und evolutionsbiologischer Sicht stehen hinter den allgemeinen<br />
Zielen der heutigen Körperkultur die kulturell überformten Mechanismen der<br />
natürlichen und sexuellen Selektion, das heißt die ursprünglichen Lebensinteressen<br />
der Selbsterhaltung und Fortpflanzung, deren überschüssigen Antriebskräfte<br />
der entlastete Mensch in den Dienst körperlicher Selbsterfüllung<br />
nimmt.<br />
Keywords:<br />
Körperkultur, Soziobiologie<br />
13