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Beiträge zur Gesundheitspsychologie - Pädagogische Hochschule ...

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Risikofaktoren und protektive Faktoren für den Verlauf<br />

depressiver Symptome bei Patienten mit koronarer<br />

Herzkrankheit<br />

Jürgen Barth 1,2 , Martin Härter 3 & Jürgen Bengel 1<br />

1<br />

Universität Freiburg, Institut für Psychologie, Abteilung für Rehabilitationspsychologie<br />

2<br />

Universität Bern, Institut für Sozial- und Präventivmedizin, Abteilung Gesundheitsforschung<br />

3<br />

Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychosomatik Freiburg, Abteilung für<br />

Psychiatrie und Psychotherapie<br />

jbarth@ispm.unibe.ch<br />

Hintergrund: Depressive Symptome und depressive Störungen haben bei<br />

Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) einen negativen Effekt auf<br />

Morbidität und Mortalität. Psychotherapeutische Interventionen haben sich hinsichtlich<br />

depressiver Symptome mittelfristig als eingeschränkt wirksam erwiesen.<br />

Die Ergebnisse der Interventionsstudie PROTeCD (Psychotherapeutic<br />

Resource-Orientated Treatment for Cardiac Patients with Depression) zeigte,<br />

dass die stationäre kardiologische Rehabilitation sehr erfolgreich depressive<br />

Symptome reduzieren kann (Effektstärken 0,8 bis 1,1). Ein additiver Effekt einer<br />

kurzzeitpsychotherapeutischen Intervention war nicht nachgewiesen worden.<br />

Die Frage der Stabilität dieser zunächst günstigen therapeutischen Effekte der<br />

stationären Rehabilitation auf den mittelfristigen und langfristigen Verlauf sowie<br />

die Analyse von Risiko- und Protektivfaktoren ist Gegenstand der vorgestellten<br />

Analyse. Methodik: KHK-Patienten mit einer depressiven Störung (N = 44) und<br />

psychisch belastete Patienten (N = 91) wurden nach 6 Monaten und nach ca.<br />

20 Monaten im Anschluss an die kardiologische Rehabilitation befragt. Die<br />

initiale wahrgenommene soziale Unterstützung sowie kritische Lebensereignisse<br />

wurden als Prädiktoren für den langfristigen Verlauf untersucht. Ergebnisse:<br />

Patienten mit einer depressiven Störung hatten zu Beginn im Mittel einen<br />

BDI-Wert von 19,78 und wiesen nach sechs Monaten weiterhin eine klinische<br />

relevante Symptomatik (M = 17,35) auf. Die Ängstlichkeit der Patienten<br />

reduzierte sich von Mprä = 12,5 nach sechs Monaten auf Mpost = 10,07. Im langfristigen<br />

Verlauf zeigte sich hinsichtlich der depressiven Symptomatik eine<br />

weitere Reduktion der depressiven Symptome (M = 15,74). Patienten mit<br />

psychischer Belastung hatten zu allen drei Messzeitpunkten durchschnittliche<br />

Werte zwischen 12 und 13 Punkten im BDI. Bei Maβen <strong>zur</strong> psychischen Belastung<br />

(HADS) zeigte sich im langfristigen Verlauf eine Symptomzunahme. Für<br />

depressive Patienten waren kritische Lebensereignisse mit negativem<br />

prognostischen Einfluss auf die Depressivität eine partnerschaftliche Trennung,<br />

finanzielle Probleme und erneute kardiologische Ereignisse. Psychisch belastete<br />

Patienten hatten vor allem bei schlechter sozialer Unterstützung und<br />

finanziellen Problemen chronifizierte depressive Symptome. Schlussfolgerung:<br />

Patienten mit einer Depression sollten vorrangig antidepressiv behandelt<br />

werden. Bei ausschlieβlicher psychischer Belastung sollten insb. Patienten mit<br />

geringer sozialer Unterstützung eine psychologische Behandlung erfahren. Das<br />

Monitoring hinsichtlich kritischer Lebensereignisse sollte als Standard in die<br />

ärztliche Anamnese integriert werden.<br />

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