2015-04
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Kultur<br />
Mario Adorf stellt sein Buch „Schauen Sie mal böse" vor.<br />
Hier im Gespräch mit Luzia Braun vom ZDF<br />
Es war soweit! In Frankfurt öffneten sich die Türen<br />
zur Buchmesse. Für fünf Tage wurde das Terrain<br />
zum Treffpunkt von Verlegern, Buchhändlern und<br />
Autoren, die zusammen mit Produzenten von Filmen und<br />
Medien zeigten, was es an „Neuem“ zu erwarten gibt. Die<br />
Buchmesse wurde wieder der Treffpunkt von den Machern<br />
der Branche. Sie ist weltweit der bedeutendste Handelsplatz<br />
für Bücher, Medien, Rechte und Lizenzen. In den ersten drei<br />
Tagen nutzten die Fachleute die geschäftlichen Kontakte<br />
um neue Verbindungen zu knüpfen, zu erweitern oder um<br />
Brücken in die Zukunft zu bauen. Die verbleibenden letzten<br />
beiden Tage blieben den privaten Besuchern vorbehalten.<br />
Ist es ein Reiz oder ein Bann? Für mich ist es ein eigenes,<br />
inneres Muss! Wer einmal den Zauber des geschriebenen<br />
Wortes erlebt hat, der ist gefangen und so fuhr ich nun schon<br />
zum zehnten Male zur Buchmesse. Am Sonnabend, dem<br />
17. Oktober,<br />
unterwegs<br />
in Richtung<br />
Frankfurt<br />
spürte ich<br />
das Hochgefühl<br />
einer<br />
neugierigen,<br />
wissensbedürftigen<br />
Stimmung,<br />
die mich erneut<br />
in die<br />
Landschaft einer<br />
pulsierende<br />
Verlagswelt<br />
versetzte.<br />
Als Auftakt<br />
gilt in Navid Kermani<br />
je-<br />
Foto: wikipedie.de<br />
Bücher<br />
befördern<br />
Gedanken<br />
dem Jahr die Vergabe des Friedenspreises<br />
des Deutschen Buchhandels. In diesem<br />
Jahr wurde der Preis Navid Kermani zuerkannt.<br />
Der jetzt in Köln lebende Buchautor<br />
und Journalist wurde 1967 als viertes Kind<br />
einer zugewanderten iranischen Familie<br />
geboren. Die Familie verließ 1959 Persien.<br />
Vater und seine drei älteren Söhne sind als<br />
Ärzte tätig. Navid Kermani ist in Siegen<br />
geboren, aufgewachsen, hier besuchte er<br />
das Rosterberg Gymnasium und begann<br />
seine berufliche Karriere mit 15 Jahren in<br />
der Lokalredaktion der Westfälischen Rundschau Siegen.<br />
Aufmerksam wurde ich auf Navid Kermani, als er am<br />
23. Mai 2014 eine beeindruckende Festrede anlässlich der<br />
Feierstunde zum 65. Jahrestag des Grundgesetztes im Deutschen<br />
Bundestag hielt.<br />
Doch nun zum Messebesuch. Es ist schon sinnvoll in<br />
den frühen Morgenstunden anzureisen, wenn die Messehallen<br />
noch einigermaßen überschaubar sind und man sich<br />
in den langen Gängen einen ersten Überblick verschaffen<br />
kann. Je weiter die Zeit fortschreitet, umso voller wird es<br />
und zuletzt kann es schon zu einem, sich gegenseitigen<br />
Schieben ausarten. Trotz alledem ist es ein Eldorado an Büchern<br />
und dementsprechenden Bücherwänden und es überwältigt<br />
regelrecht. Ich liebe z. B. das „blaue Sofa“. Dort,<br />
im Übergang von Halle 5.1 zu 6.1, hat sich das ZDF mit<br />
dem Deutschlandradio etabliert und: „Wer dort sitzt“, heißt<br />
es, „hat es geschafft“! Ebenso: Wer dort einen Sitzplatz<br />
ergattert, hat in jedem Falle eine Ruhepause für die Füße<br />
geschafft! Dort erlebte ich die „Sternstunden“ der Literatur.<br />
Martin Walser plauderte genüsslich über seine einzeln<br />
erschienenen Werke. Ich erlebte einen mir vollkommen<br />
unbekannten und heute hochverehrten Christopher Clark.<br />
Er vermittelte mir seine Gedanken über die „Schlafwandler“<br />
und ein mir neues Preußenbild. Ich erlebte die Ausführungen<br />
von Reinhold Messmer, Ben Becker, Roger Willemsen,<br />
Nele Neuhaus und so viele mehr. Gespannt lauschte<br />
ich Norbert Lammert. Lutz Seiler erzählte von den vielen<br />
Gräbern unbekannter DDR-Flüchtenden an dänischen Küsten,<br />
und, und, und. Es sind Autoren mit ihren Geschichten,<br />
die neugierig auf Bücher machen. Es sind Geschichten und<br />
Erlebnisse, die in Worte gefasst ein spannend und dramatisches<br />
Leben und Wirken wiedergeben. Eigentlich sind alles<br />
nur Worte, die zusammengesetzt ein Neues ergeben. Es<br />
macht neugierig und es ist ein Gewinn zu erleben, wie die<br />
Wirkung der Worte verarbeitet auf uns Leser wirkt.<br />
52 durchblick 4/<strong>2015</strong><br />
Foto: Eva-Maria Herrmann