Chancen.Wege.Perspektiven
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Raus mit der Sprache<br />
LOGOPÄDEN helfen Menschen jeden Alters beim Reden und Schlucken<br />
Als Luisa Kaminski einem<br />
Bekannten sagte,<br />
dass sie Logopädin ist,<br />
dachte der, „das ist das mit<br />
den Füßen“. Andere vermuten,<br />
die 22-Jährige kümmere<br />
sich nur um lispelnde Kinder.<br />
Dabei ist der Beruf so unterschiedlich<br />
wie die Patienten.<br />
Logopäden fördern die frühkindliche<br />
Sprachentwicklung,<br />
therapieren Schluckstörungen<br />
oder helfen Unfallopfern,<br />
sich nach Hirnverletzungen<br />
wieder an einfache Worte zu<br />
erinnern.<br />
Bewerbungen sind an die<br />
einzelnen Berufsfachschulen<br />
zu senden. Jede<br />
Schule hat ihren eigenen<br />
Bewerbungszeitraum, individuell<br />
geforderte Bewerbungsunterlagen<br />
und<br />
in der Regel eine gesonderte<br />
Aufnahmeprüfung.<br />
Mathe, Physik, Chemie –<br />
wer den Stundenplan<br />
von Annika Funke anschaut,<br />
merkt schnell: Ohne Spaß an<br />
Formeln geht es in ihrer Lehre<br />
kaum. Funke macht eine Ausbildung<br />
zur medizinisch-technischen<br />
Radiologieassistentin<br />
(MTRA). Die Fachkräfte<br />
stellen in Krankenhäusern<br />
oder Arztpraxen Röntgenauf-<br />
nahmenher,führenbeiKrebs-<br />
patienten auf Anweisung des<br />
Arztes Strahlentherapien<br />
durchund bedienen Computer-<br />
und Kernspintomographen.<br />
Interesse an Naturwissenschaften<br />
und Technik seien<br />
in dem Job das Aund O,<br />
bestätigt Anke Ohmstede,<br />
Leiterin der MTRA-Schule im<br />
Klinikum Oldenburg.<br />
Im ersten Lehrjahr sitzen die<br />
Auszubildenden ausschließ-<br />
Logopädin Luisa Kaminski<br />
LuisaKaminskiabsolvierteein<br />
duales Studium an der Hochschule<br />
für Gesundheit in Bochum.<br />
In einer Rehaklinik behandelt<br />
sie 30 Stunden in der<br />
Woche schwerkranke Erwachsene.<br />
Manche können<br />
Nahrung nicht selbst essen<br />
oder leiden nach einem<br />
Schlaganfall unter Lähmungen.<br />
In ihrem Nebenjob therapiert<br />
die Berufseinsteigerin die Lese-<br />
und Rechtschreibschwächen<br />
von Kindern. Manche<br />
wüssten zu wenige Wörter,<br />
sagt Kaminski. Andere könntenganzbestimmteBegriffe–<br />
etwa „Ball“ –nicht aussprechen.<br />
Es gebe auch Kinder,<br />
die gar nicht oder nur mit Angehörigen<br />
sprechen. „Das<br />
kann an innerer Unsicherheit<br />
und sehr starker Schüchternheit<br />
liegen“, sagt Kaminski.<br />
Generell gehe es in ihrem Job<br />
darum, dass Kinder den Entwicklungsrückstand<br />
aufholen<br />
und Erwachsene in ihrem Alltag<br />
besser zurechtkommen,<br />
so Kaminski. „Man hat mit<br />
1000 verschiedenen Menschen<br />
zu tun, muss ständig<br />
motivieren und es aushalten<br />
können, der Clown zu sein.“<br />
Die gewachsene sprachlichkulturelle<br />
Vielfalt fordere Logopäden<br />
besonders heraus,<br />
sagt Margarete Feit, Sprecherin<br />
des Bundesverbands<br />
für Logopädie (DBL): „Immer<br />
mehr Menschen müssen versorgt<br />
werden, deren Muttersprache<br />
nicht Deutsch ist.“<br />
Feitsporntdeshalbinsbesondere<br />
junge Migranten und<br />
mehrsprachig aufgewachseneMenschenan,sichüberdie<br />
Ausbildung zu informieren.<br />
„Manhat mit<br />
1000 verschiedenen<br />
Menschen zu tun.“<br />
Logopädin<br />
LuisaKaminski<br />
Rund 80 staatliche und private<br />
Berufsfachschulen in<br />
Deutschland und auchHochschulen<br />
bilden Logopäden<br />
aus. Ob Studium oder eigenständige<br />
Ausbildung, das<br />
Staatsexamen erfolgt nach<br />
sechs Semestern. Die heutige<br />
Logopädie-Schule der<br />
Gesundheitsakademie der<br />
Berliner Charité war 1962 die<br />
erste staatlich anerkannte<br />
Lehranstalt für Logopäden.<br />
Sensibilität und Sorgfalt<br />
RADIOLOGIEASSISTENTEN kennen sichmit Physik und Psychologie aus<br />
lich inder Berufsschule: Neben<br />
Mathematik, Physik, Biologie<br />
und Chemie steht etwa<br />
radiologische Diagnostik auf<br />
dem Stundenplan. In dem<br />
Fachlernen die Auszubildenden,<br />
wie eine Röntgenröhre<br />
funktioniert oder wie Patienten<br />
sitzen müssen, damit ein<br />
gutes Röntgenbild entsteht.<br />
WerMTRA werden möchte,<br />
Nah am Patienten: MTRA brauchen Einfühlungsvermögen. SAUER<br />
muss sorgfältig und konzentriert<br />
arbeiten können. Ihre Ergebnisse<br />
sind die Grundlage<br />
für das Therapiekonzept der<br />
Ärzte. Erst nach dem ersten<br />
Lehrjahr geht es in die Praxis:<br />
„Ichfreuemichammeistenauf<br />
den Umgang mit den Patienten“,<br />
sagt Funke. Den Berufsalltag<br />
kennt sie schon von<br />
Praktika, die sie vor Ausbildungsbeginn<br />
gemacht hat.<br />
Hospitanzen sind zwar keine<br />
Voraussetzung, um in der Berufsfachschule<br />
zugelassen zu<br />
werden, werden aber dringend<br />
empfohlen.<br />
Auf dem Stundenplan steht<br />
auch Psychologie, und das<br />
aus gutem Grund. Denn Medizinisch-technische<br />
Radiologieassistenten<br />
sind bei Untersuchungenhäufigdererste<br />
Ansprechpartner für Patienten,<br />
die oft Schmerzen oder<br />
Angst haben. Ein MTRA<br />
braucht deshalb großes Einfühlungsvermögen.<br />
„Man<br />
muss was aushalten können<br />
in dem Beruf“, sagt Andreas<br />
Pfeiffer vom Berufsverband<br />
DVTA,der unter anderem die<br />
Radiologieassistenten vertritt.<br />
Gerade der Umgang mit<br />
schwer kranken Kindern sei<br />
für viele nicht leicht.<br />
Werden Beruf erlernen will,<br />
braucht mindestens einen<br />
Realschulabschluss.Diedreijährige<br />
Ausbildung machen<br />
die Jugendlichen an einer Berufsfachschule<br />
und wenden<br />
das Gelernte in Praxiseinheiten<br />
an. Werberuflich vorankommen<br />
will, kann nach der<br />
Ausbildung eine Weiterbildung<br />
zum Fachradiologietechnologenmachen.Abiturienten<br />
können auchein Studium<br />
im Bereich der Medizintechnik<br />
in Betracht ziehen.<br />
Leonie Feuerbach<br />
VomEistupfer auf der Stirn bis zum Clown spielen für Kinder: Logopäden sind mehr als nur Sprachtherapeuten.<br />
FOTOS. HENNING KAISER<br />
Neben einem guten Schulabschluss<br />
Zwar schreibt der Tarifvertrag gopäden sozialversiche-<br />
–Abitur oder Mittlere im öffentlichen Dienst ein rungspflichtig beschäftigt ge-<br />
Reife mit zweijähriger Berufsausbildung<br />
Bruttogehalt zwischen 2197 wesen. „Die berufsspezifische<br />
–sollte man „eine<br />
gesunde und belastungsfähige<br />
Stimme, eine gewisse Musikalität,<br />
eine gute Aussprache,<br />
aber auch soziale Kompetenzen<br />
mitbringen“, erklärt<br />
und 3172 Euro monatlichvor,<br />
mitStudienabschlussistauch<br />
mehr möglich. Allerdings berichten<br />
freiberufliche Logopäden<br />
und Mitarbeiter privater<br />
Praxen von weitaus geringeren<br />
Arbeitslosenquote liegt<br />
unter drei Prozent, das bedeutet<br />
faktisch Vollbeschäftigung.“BerufseinsteigerinLuisa<br />
Kaminski motiviert es am<br />
stärksten, wenn die Behand-<br />
Schulleiterin Barbara Ries.<br />
Verdiensten.<br />
lungserfolge ihrer schwer-<br />
Die Ausbildung in Berlin gehört<br />
zu den vielen Einrichtungen,<br />
die eine Gebühr kosten,<br />
in dem Fall 325,50 Euro im<br />
Monat. Es gibt auchSchulen,<br />
die kostenfrei ausbilden.<br />
Geld ist für Logopäden ohnehin<br />
oft ein leidiges Thema.<br />
Da mag es trösten, dass es<br />
kaum arbeitslose Logopäden<br />
gibt. „Die Arbeitsmarktchancen<br />
sind gut“, sagt Vanessa<br />
Thalhammer, Sprecherin der<br />
Bundesagentur für Arbeit. Im<br />
Jahr 2015 seien 15100 Lokranken<br />
Klinikpatienten sichtbar<br />
werden. „Toll ist es, wenn<br />
ein Patient, der nicht schlucken<br />
kann, wieder selbst essen<br />
kann –zuerst Wackelpudding<br />
und später sogar ein<br />
Schnitzel“, sagt sie.<br />
Maurice Wojach<br />
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Akutkliniken Elmshorn,<br />
Pinneberg und Wedel<br />
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regio-bildungszentrum@sana.de<br />
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