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Chancen.Wege.Perspektiven

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23<br />

Raus mit der Sprache<br />

LOGOPÄDEN helfen Menschen jeden Alters beim Reden und Schlucken<br />

Als Luisa Kaminski einem<br />

Bekannten sagte,<br />

dass sie Logopädin ist,<br />

dachte der, „das ist das mit<br />

den Füßen“. Andere vermuten,<br />

die 22-Jährige kümmere<br />

sich nur um lispelnde Kinder.<br />

Dabei ist der Beruf so unterschiedlich<br />

wie die Patienten.<br />

Logopäden fördern die frühkindliche<br />

Sprachentwicklung,<br />

therapieren Schluckstörungen<br />

oder helfen Unfallopfern,<br />

sich nach Hirnverletzungen<br />

wieder an einfache Worte zu<br />

erinnern.<br />

Bewerbungen sind an die<br />

einzelnen Berufsfachschulen<br />

zu senden. Jede<br />

Schule hat ihren eigenen<br />

Bewerbungszeitraum, individuell<br />

geforderte Bewerbungsunterlagen<br />

und<br />

in der Regel eine gesonderte<br />

Aufnahmeprüfung.<br />

Mathe, Physik, Chemie –<br />

wer den Stundenplan<br />

von Annika Funke anschaut,<br />

merkt schnell: Ohne Spaß an<br />

Formeln geht es in ihrer Lehre<br />

kaum. Funke macht eine Ausbildung<br />

zur medizinisch-technischen<br />

Radiologieassistentin<br />

(MTRA). Die Fachkräfte<br />

stellen in Krankenhäusern<br />

oder Arztpraxen Röntgenauf-<br />

nahmenher,führenbeiKrebs-<br />

patienten auf Anweisung des<br />

Arztes Strahlentherapien<br />

durchund bedienen Computer-<br />

und Kernspintomographen.<br />

Interesse an Naturwissenschaften<br />

und Technik seien<br />

in dem Job das Aund O,<br />

bestätigt Anke Ohmstede,<br />

Leiterin der MTRA-Schule im<br />

Klinikum Oldenburg.<br />

Im ersten Lehrjahr sitzen die<br />

Auszubildenden ausschließ-<br />

Logopädin Luisa Kaminski<br />

LuisaKaminskiabsolvierteein<br />

duales Studium an der Hochschule<br />

für Gesundheit in Bochum.<br />

In einer Rehaklinik behandelt<br />

sie 30 Stunden in der<br />

Woche schwerkranke Erwachsene.<br />

Manche können<br />

Nahrung nicht selbst essen<br />

oder leiden nach einem<br />

Schlaganfall unter Lähmungen.<br />

In ihrem Nebenjob therapiert<br />

die Berufseinsteigerin die Lese-<br />

und Rechtschreibschwächen<br />

von Kindern. Manche<br />

wüssten zu wenige Wörter,<br />

sagt Kaminski. Andere könntenganzbestimmteBegriffe–<br />

etwa „Ball“ –nicht aussprechen.<br />

Es gebe auch Kinder,<br />

die gar nicht oder nur mit Angehörigen<br />

sprechen. „Das<br />

kann an innerer Unsicherheit<br />

und sehr starker Schüchternheit<br />

liegen“, sagt Kaminski.<br />

Generell gehe es in ihrem Job<br />

darum, dass Kinder den Entwicklungsrückstand<br />

aufholen<br />

und Erwachsene in ihrem Alltag<br />

besser zurechtkommen,<br />

so Kaminski. „Man hat mit<br />

1000 verschiedenen Menschen<br />

zu tun, muss ständig<br />

motivieren und es aushalten<br />

können, der Clown zu sein.“<br />

Die gewachsene sprachlichkulturelle<br />

Vielfalt fordere Logopäden<br />

besonders heraus,<br />

sagt Margarete Feit, Sprecherin<br />

des Bundesverbands<br />

für Logopädie (DBL): „Immer<br />

mehr Menschen müssen versorgt<br />

werden, deren Muttersprache<br />

nicht Deutsch ist.“<br />

Feitsporntdeshalbinsbesondere<br />

junge Migranten und<br />

mehrsprachig aufgewachseneMenschenan,sichüberdie<br />

Ausbildung zu informieren.<br />

„Manhat mit<br />

1000 verschiedenen<br />

Menschen zu tun.“<br />

Logopädin<br />

LuisaKaminski<br />

Rund 80 staatliche und private<br />

Berufsfachschulen in<br />

Deutschland und auchHochschulen<br />

bilden Logopäden<br />

aus. Ob Studium oder eigenständige<br />

Ausbildung, das<br />

Staatsexamen erfolgt nach<br />

sechs Semestern. Die heutige<br />

Logopädie-Schule der<br />

Gesundheitsakademie der<br />

Berliner Charité war 1962 die<br />

erste staatlich anerkannte<br />

Lehranstalt für Logopäden.<br />

Sensibilität und Sorgfalt<br />

RADIOLOGIEASSISTENTEN kennen sichmit Physik und Psychologie aus<br />

lich inder Berufsschule: Neben<br />

Mathematik, Physik, Biologie<br />

und Chemie steht etwa<br />

radiologische Diagnostik auf<br />

dem Stundenplan. In dem<br />

Fachlernen die Auszubildenden,<br />

wie eine Röntgenröhre<br />

funktioniert oder wie Patienten<br />

sitzen müssen, damit ein<br />

gutes Röntgenbild entsteht.<br />

WerMTRA werden möchte,<br />

Nah am Patienten: MTRA brauchen Einfühlungsvermögen. SAUER<br />

muss sorgfältig und konzentriert<br />

arbeiten können. Ihre Ergebnisse<br />

sind die Grundlage<br />

für das Therapiekonzept der<br />

Ärzte. Erst nach dem ersten<br />

Lehrjahr geht es in die Praxis:<br />

„Ichfreuemichammeistenauf<br />

den Umgang mit den Patienten“,<br />

sagt Funke. Den Berufsalltag<br />

kennt sie schon von<br />

Praktika, die sie vor Ausbildungsbeginn<br />

gemacht hat.<br />

Hospitanzen sind zwar keine<br />

Voraussetzung, um in der Berufsfachschule<br />

zugelassen zu<br />

werden, werden aber dringend<br />

empfohlen.<br />

Auf dem Stundenplan steht<br />

auch Psychologie, und das<br />

aus gutem Grund. Denn Medizinisch-technische<br />

Radiologieassistenten<br />

sind bei Untersuchungenhäufigdererste<br />

Ansprechpartner für Patienten,<br />

die oft Schmerzen oder<br />

Angst haben. Ein MTRA<br />

braucht deshalb großes Einfühlungsvermögen.<br />

„Man<br />

muss was aushalten können<br />

in dem Beruf“, sagt Andreas<br />

Pfeiffer vom Berufsverband<br />

DVTA,der unter anderem die<br />

Radiologieassistenten vertritt.<br />

Gerade der Umgang mit<br />

schwer kranken Kindern sei<br />

für viele nicht leicht.<br />

Werden Beruf erlernen will,<br />

braucht mindestens einen<br />

Realschulabschluss.Diedreijährige<br />

Ausbildung machen<br />

die Jugendlichen an einer Berufsfachschule<br />

und wenden<br />

das Gelernte in Praxiseinheiten<br />

an. Werberuflich vorankommen<br />

will, kann nach der<br />

Ausbildung eine Weiterbildung<br />

zum Fachradiologietechnologenmachen.Abiturienten<br />

können auchein Studium<br />

im Bereich der Medizintechnik<br />

in Betracht ziehen.<br />

Leonie Feuerbach<br />

VomEistupfer auf der Stirn bis zum Clown spielen für Kinder: Logopäden sind mehr als nur Sprachtherapeuten.<br />

FOTOS. HENNING KAISER<br />

Neben einem guten Schulabschluss<br />

Zwar schreibt der Tarifvertrag gopäden sozialversiche-<br />

–Abitur oder Mittlere im öffentlichen Dienst ein rungspflichtig beschäftigt ge-<br />

Reife mit zweijähriger Berufsausbildung<br />

Bruttogehalt zwischen 2197 wesen. „Die berufsspezifische<br />

–sollte man „eine<br />

gesunde und belastungsfähige<br />

Stimme, eine gewisse Musikalität,<br />

eine gute Aussprache,<br />

aber auch soziale Kompetenzen<br />

mitbringen“, erklärt<br />

und 3172 Euro monatlichvor,<br />

mitStudienabschlussistauch<br />

mehr möglich. Allerdings berichten<br />

freiberufliche Logopäden<br />

und Mitarbeiter privater<br />

Praxen von weitaus geringeren<br />

Arbeitslosenquote liegt<br />

unter drei Prozent, das bedeutet<br />

faktisch Vollbeschäftigung.“BerufseinsteigerinLuisa<br />

Kaminski motiviert es am<br />

stärksten, wenn die Behand-<br />

Schulleiterin Barbara Ries.<br />

Verdiensten.<br />

lungserfolge ihrer schwer-<br />

Die Ausbildung in Berlin gehört<br />

zu den vielen Einrichtungen,<br />

die eine Gebühr kosten,<br />

in dem Fall 325,50 Euro im<br />

Monat. Es gibt auchSchulen,<br />

die kostenfrei ausbilden.<br />

Geld ist für Logopäden ohnehin<br />

oft ein leidiges Thema.<br />

Da mag es trösten, dass es<br />

kaum arbeitslose Logopäden<br />

gibt. „Die Arbeitsmarktchancen<br />

sind gut“, sagt Vanessa<br />

Thalhammer, Sprecherin der<br />

Bundesagentur für Arbeit. Im<br />

Jahr 2015 seien 15100 Lokranken<br />

Klinikpatienten sichtbar<br />

werden. „Toll ist es, wenn<br />

ein Patient, der nicht schlucken<br />

kann, wieder selbst essen<br />

kann –zuerst Wackelpudding<br />

und später sogar ein<br />

Schnitzel“, sagt sie.<br />

Maurice Wojach<br />

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In unseren drei<br />

Akutkliniken Elmshorn,<br />

Pinneberg und Wedel<br />

versorgen wir die<br />

Region rund um die<br />

Uhr auf höchstem<br />

medizinischen Niveau.<br />

Ausbildung in der<br />

Gesundheits-und Krankenpflege<br />

Wir sind ein starkes Team!<br />

Mit einer Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger<br />

(w/m) stellen Sie die Weichen für Ihre Zukunft.<br />

Im Rahmen der dreijährigen Ausbildung in unserem<br />

Bildungszentrum in Elmshorn sowie in den Krankenhäusern<br />

der Regio Kliniken in Elmshorn, Pinneberg<br />

und Wedel sowie unserer Kooperationspartner legen<br />

Sie die fachlichen Grundlagen für Ihre Karriere in der<br />

wachsenden Gesundheitsbranche.<br />

Haben Sie Fragen?<br />

Rufen Sie uns an.<br />

RegioKliniken<br />

Elmshorn, Pinneberg, Wedel<br />

Bewerbungen an:<br />

Regio Kliniken GmbH<br />

Ramskamp 71-75<br />

25337 Elmshorn<br />

Telefon: 04121 / 798 92 10<br />

regio-bildungszentrum@sana.de<br />

www.regio-bildungszentrum.de

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