Praxiszeitschrift Juli 2016
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Artikel: Dr. med. Jörg Eriskat<br />
Lumbalkanalstenose - der enge<br />
Bereits nach einer kurzen Gehstrecke wird jeder Schritt zur Qual.<br />
Die Beine schmerzen, das Kreuz tut weh. Eine kurze Pause, hinsetzen,<br />
den Oberkörper etwas nach vorne beugen und es kann<br />
wieder ein Stück weitergehen. Fahrradfahren macht keine Probleme<br />
und im Liegen sind die Beschwerden erträglich.<br />
So werden die typischen Symptome einer sogenannten „Claudicatio<br />
spinalis“ geschildert, welche durch einen zu engen Wirbelkanal<br />
in der Lendenwirbelsäule - einer Lumbalkanalstenose -<br />
verursacht sein können. Diese Beschwerden können so ausgeprägt<br />
sein, dass Patienten auch in Ruhe von erheblichen Schmerzen<br />
geplagt sind, Lähmungen oder Sensibilitätsstörungen der<br />
Beine auftreten, oder es zu Beeinträchtigungen der Blasenfunktion<br />
oder des Schließmuskels kommt.<br />
Dr. med. Jörg Eriskat<br />
Facharzt für Neurochirurgie<br />
Häufigkeit<br />
Bei fast jedem fünften Menschen über 60 Jahren würde ein MRT<br />
der Lendenwirbelsäule einen engen Wirbelkanal zeigen. Bei<br />
einem Durchmesser von weniger als 10 mm spricht man von<br />
einer absoluten Stenose, bei 10-14 mm von einer relativen.<br />
Diese messtechnische Definition wird der Komplexität dieser Erkrankung<br />
allerdings nicht gerecht. Ob ein enger Wirbelkanal Beschwerden<br />
bereitet, hängt von weiteren Faktoren ab.<br />
Ursachen<br />
Wie kommt es zu einer Lumbalkanalstenose? Es gibt anlagebedingte<br />
und erworbene Formen. Häufigste Ursache sind Verschleißerscheinungen<br />
der Wirbelsäule. Eine anlagebedingte<br />
Stenose wird, wenn überhaupt, in der Regel erst durch zusätzliche<br />
degenerative Veränderungen problematisch. Der Verschleiß<br />
der Wirbelsäule beginnt mit Veränderungen der Bandscheiben.<br />
Ab dem Jugendalter werden die Bandscheiben nicht mehr<br />
durchblutet, deren Flüssigkeitsgehalt sinkt.<br />
Damit kommt es zu einer Höhenminderung des Bandscheibenraumes.<br />
Als Folge sind die sehnigen Bänder, welche die Wirbelsäule<br />
zusätzlich stabilisieren, weniger straff gespannt. Das gelbe<br />
Band (Ligamentum flavum) kann sich von hinten in den Wirbelkanal<br />
vorwölben und es kommt zu Mikroinstabilitäten in den Bewegungssegmenten.