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Praxiszeitschrift Juli 2016

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Wirbelkanal<br />

Diagnostik<br />

Die genaue Anamnese und neurologische Untersuchung einschließlich<br />

des Gefäßstatus sind oft schon richtungsweisend. Von<br />

den bildgebenden Verfahren kommt der Magnetresonanz-Tomographie<br />

(MRT) die größte Bedeutung zu. Ergänzend können<br />

eine Computertomographie oder eine Röntgen-Funktionsaufnahme<br />

der Lendenwirbelsäule sinnvoll sein. Zur Abgrenzung anderer<br />

Ursachen der Beschwerden sind gelegentlich weitere<br />

diagnostische Maßnahmen erforderlich, beispielsweise Nerven-<br />

Messungen (EMG), Gefäßdiagnostik oder eine Untersuchung des<br />

Hüftgelenks.<br />

Therapie<br />

Konservative Maßnahmen stehen zunächst im Vordergrund der<br />

Behandlung. Hierzu zählen die Verordnung von entzündungshemmenden<br />

und schmerzlindernden Medikamenten, Physiotherapie<br />

und Krankengymnastik. Auch lokale Infiltrationen mit<br />

Lokalanästhetika und Kortison können hilfreich sein. Die eigentliche<br />

Ursache der Beschwerden, der enge Wirbelkanal, wird hierdurch<br />

jedoch nicht beseitigt. Bei vielen Patienten spricht daher<br />

die konservative Therapie nur vorübergehend und letztlich nicht<br />

zufriedenstellend an. Häufig nehmen die Beschwerden trotz<br />

Therapie zu.<br />

MRT der Lendenwirbelsäule, von der Seite. Deutlich erkennbar sind die<br />

erheblichen verschleißbedingten Einengungen des Wirbelkanals<br />

Die mechanische Mehrbelastung verursacht eine Größenzunahme<br />

der kleinen Wirbelgelenke (Gelenkshypertrophie). Alle<br />

diese Faktoren führen zu einer Einengung des Wirbelkanals, so<br />

dass die Nervenwurzeln, die in diesem Kanal verlaufen, nicht<br />

mehr genügend Platz haben und komprimiert werden können.<br />

Diese anatomische Enge kann durch ein Wirbelgleiten, einen<br />

Bandscheibenvorfall oder auch durch Zysten der Wirbelgelenke<br />

noch verstärkt werden. Dieser Druck auf die Nervenwurzeln ist<br />

bei Belastung auf das Bandscheibensegment, also beim Stehen<br />

und Gehen, verstärkt. Hierdurch können dann die typischen<br />

Schmerzen in den Beinen und in der Lendenwirbelsäule verursacht<br />

werden. Bei höhergradiger oder lange bestehender Kompression<br />

der Nervenwurzeln kann es auch zu neurologischen<br />

Ausfallerscheinungen wie Lähmungen und Gefühlsstörungen<br />

der Beine kommen, in sehr ausgeprägten Fällen auch zu Blasen-<br />

Mastdarm-Störungen. Dieser Entstehungsmechanismus erklärt<br />

auch, warum eine symptomatische Lumbalkanalstenose häufiger<br />

im höheren Lebensalter auftritt.<br />

Bei diesen Patienten ist eine operative Dekompression des<br />

engen Wirbelkanals eine gut wirksame und schonende Behandlungsoption.<br />

Operationen dieser Art sind schon seit Jahrzehnten<br />

etabliert. Lange Zeit war die Entfernung des Wirbelbogens (Laminektomie)<br />

die Therapie der Wahl. Mittlerweile gibt es minimalinvasive,<br />

mikrochirurgische Operationsverfahren, die durch<br />

die Einführung des OP-Mikroskops ermöglicht wurden. Sie stehen<br />

hinsichtlich ihrer Wirksamkeit der Laminektomie in nichts<br />

nach. Bei einigen Patienten kann die Implantation eines interspinösen<br />

Spreizers zwischen die Dornfortsätze der an das betroffende<br />

Segment angrenzenden Lendenwirbel eine wirksame und<br />

schonende Therapiemöglichkeit sein. Zusammen mit Verbesserungen<br />

der Narkoseführung sowie der peri- und postoperativen<br />

Überwachung sind solche Eingriffe auch bei Patienten im höheren<br />

Lebensalter mit einem vertretbaren Risiko sehr gut durchführbar.<br />

Die Lebensqualität der betroffenen Patienten kann auf<br />

diese Weise oft erheblich verbessert werden.<br />

Zusammenfassung<br />

Eine Lumbalkanalstenose bezeichnet eine meistens verschleißbedingte<br />

Einengung des Wirbelkanals der Lendenwirbelsäule.<br />

Hierdurch kann es zu einer Kompression der im Kanal verlaufenden<br />

Nervenwurzeln kommen mit den typischen belastungsabhängigen<br />

Schmerzen in den Beinen und im Kreuz. Wenn durch<br />

konservative Therapiemaßnahmen keine Besserung zu erzielen<br />

ist, kann eine operative Dekompression der Lumbalkanalstenose<br />

eine effektive und schonende Behandlungsoption sein.<br />

Dr. med. Jörg Eriskat

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