an der TFH Georg Agricola - RDB eV
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Altlasten<br />
Bergwerkseigentums einer <strong>der</strong> Altbergbaugesellschaften<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> RAG Deutsche<br />
Steinkohle AG zumindest als Zust<strong>an</strong>dsstörer<br />
ordnungsrechtlich zuzuordnen. Jedoch<br />
sind einige Bergbauberechtigungen<br />
bereits erloschen. In diesen erloschenen<br />
Bergwerksfel<strong>der</strong>n befinden sich verlassene<br />
Tagesöffnungen, für die die Bergbehörde<br />
im Gefahrenfall die ordnungsrechtliche<br />
Ver<strong>an</strong>twortung zu prüfen hat und möglicherweise<br />
für die Durchführung von entsprechenden<br />
Untersuchungs- und Sicherungsmaßnahmen<br />
zuständig sein k<strong>an</strong>n.<br />
Nach ersten Erhebungen h<strong>an</strong>delt sich um<br />
ca. 1 300 Schächte und Lichtlöcher, für die<br />
die Bergbehörde ordnungsrechtlich zuständig<br />
sein k<strong>an</strong>n (vgl. Bild 2). Diese Zahl<br />
k<strong>an</strong>n sich durch eine weitere pl<strong>an</strong>mäßige<br />
und gezielte Auswertung <strong>der</strong> vorliegenden<br />
Unterlagen noch erhöhen. In den meisten<br />
Fällen ist von einem unzureichenden Sicherungszust<strong>an</strong>d<br />
auszugehen.<br />
Die Bergbehörde verfügt über Haushaltsmittel<br />
in <strong>der</strong> Höhe von ca. 3,5 Mio. €/a,<br />
um präventive Maßnahmen zu betreiben.<br />
Für einen gezielten Einsatz dieser Präventivmittel<br />
und zur pl<strong>an</strong>mäßigen Abarbeitung<br />
von ggf. erfor<strong>der</strong>lichen Sicherungsmaßnahmen<br />
wird das Risiko des Eintritts eines<br />
möglichen Schadensereignisses, das von<br />
den Schächten und Lichtlöchern ausgeht,<br />
technisch abgeschätzt. Hierzu werden die<br />
ermittelten verlassenen Tagesöffnungen<br />
klassifiziert und bewertet.<br />
Nachfolgend werden die Grundlagen und<br />
das Klassifizierungs- und Bewertungssystem<br />
des bergbehördlichen Risikom<strong>an</strong>agements<br />
beschrieben.<br />
Risikom<strong>an</strong>agement <strong>der</strong><br />
Bergbehörde NRW<br />
Grundlagen<br />
Das Risiko ist die kalkulierte Prognose eines<br />
möglichen Schadens bzw. Verlustes im<br />
negativen Fall (Gefahr). Unter Risikom<strong>an</strong>agement<br />
versteht m<strong>an</strong> den pl<strong>an</strong>vollen Umg<strong>an</strong>g<br />
mit den Risiken. Bevor jedoch ein pl<strong>an</strong>voller<br />
Umg<strong>an</strong>g mit Risiken stattfinden k<strong>an</strong>n ist <strong>der</strong><br />
Gesamtumf<strong>an</strong>g aller Risiken zu ermitteln.<br />
In <strong>der</strong> Ingenieurwissenschaft wird das Risiko<br />
als Produkt aus Schadensausmaß und<br />
Eintrittswahrscheinlichkeit definiert. Diese<br />
Definition des Risikos wird auch in <strong>der</strong> Fachdisziplin<br />
„Altbergbau“ verwendet und wurde<br />
in die Empfehlung des Arbeitskreises 4.6,<br />
„Altbergbau“, <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für<br />
Geotechnik e. V. übernommen [Meier et. Al.<br />
2004]. Die ISRM-Kommission (ISRM = International<br />
Society for Rock Mech<strong>an</strong>ics) benutzt<br />
nicht ausschließlich den Faktor „Schadensausmaß“,<br />
um das Risiko zu definieren, son<strong>der</strong>n<br />
ersetzt ihn in dem o. g. Produkt durch<br />
die Faktoren „physikalische Größenordnung“<br />
(Größe des Tagesbruchs) und „Nutzung <strong>der</strong><br />
Tagesoberfläche“ [Mainz 2008].<br />
64 bergbau 2/2010<br />
Für die Bewertung des Risikos, das von<br />
verlassenen Tagesöffnungen des Bergbaus<br />
ausgeht, sind zuerst einmal die Faktoren zu<br />
ermitteln, die die Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
beeinflussen und im Schadensfall dessen<br />
Ausmaß bestimmen.<br />
Die Eintrittswahrscheinlichkeit eines<br />
Schadensfalls durch verlassene Tagesöffnungen<br />
wird beeinflusst durch<br />
● die Art <strong>der</strong> verlassenen Tagesöffnung<br />
(Schacht, Lichtloch, Stollenmundloch)<br />
● den Zust<strong>an</strong>d <strong>der</strong> verlassenen Tagesöffnung<br />
(Sicherung, Verfüllung, Ausbau<br />
usw.)<br />
● mögliche äußere Einflussfaktoren (Grubenwasserst<strong>an</strong>d,<br />
Zulauf von Wasser,<br />
geologische Verhältnisse usw.).<br />
Bezogen auf die verlassenen Tagesöffnungen<br />
wird das Schadensausmaß <strong>an</strong>alog zur<br />
Defi nition <strong>der</strong> ISRM-Kommission durch<br />
● die physikalische Größenordnung eines<br />
möglichen Tagesbruchs (Größe des setzungs-,<br />
senkungs- und einsturzgefährdeten<br />
Bereichs)<br />
und<br />
● die Nutzung <strong>der</strong> Tagesoberfläche im Bereich<br />
des Tagesbruchs (Auswirkungen<br />
auf Schutzgüter, wie Leben und Gesundheit<br />
von Personen sowie hochwertige<br />
Sachgüter)<br />
bestimmt.<br />
Zur Qu<strong>an</strong>tifi zierung des Risikos werden<br />
die v.g. Einfl üsse als Faktoren in das Produkt<br />
eingeführt. Es ergibt sich nun folgende<br />
Berechnung des Risikos:<br />
Risiko = Art <strong>der</strong> TÖB x physikalische<br />
Größenordnung x Nutzung x<br />
Sicherungszust<strong>an</strong>d x äußere Einfl üsse<br />
Da im Folgenden ausschließlich vertikale<br />
Grubenbaue, wie Schächte und Lichtlöcher,<br />
betrachtet werden, entfällt die Klassifizierung<br />
des ersten Faktors in dem v.g.<br />
Produkt. Um nun das Risiko numerisch<br />
zu beschreiben, müssen den Einflussfaktoren<br />
Klassifizierungsmerkmale für die<br />
Schächte und Lichtlöcher zugeordnet und<br />
diese Klassifizierungsmerkmale bewertet<br />
werden. Die Details des Aufbaus des Klassifizierungs-<br />
und Bewertungssystems <strong>der</strong><br />
Bergbehörde werden im folgenden Kapitel<br />
beschrieben (Bild 2).<br />
Klassifizierung und<br />
Bewertung <strong>der</strong> verlassenen<br />
Tagesöffnungen<br />
Bei dem Aufbau eines Klassifizierungs-<br />
und Bewertungssystems hat sich<br />
die Bergbehörde <strong>an</strong> bereits bestehenden<br />
Systemen <strong>der</strong> Altbergbaugesellschaften<br />
orientiert, um eine Vergleichbarkeit und<br />
Nachvollziehbarkeit von Maßnahmen<br />
auch für Dritte zu ermöglichen.<br />
Die Informationsbasis für die Klassifizierung<br />
<strong>der</strong> verlassenen Tagesöffnungen<br />
bildet <strong>der</strong> Best<strong>an</strong>d des „Systems zur Auskunft<br />
über Tagesöffnungen des Bergbaus<br />
(SATÖB)“ <strong>der</strong> Bergbehörde NRW. In dieser<br />
Datenb<strong>an</strong>k werden bereits seit Anf<strong>an</strong>g<br />
<strong>der</strong> 90er-Jahre des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
Informationen zu allen verlassenen Tagesöffnungen<br />
in Nordrhein-Westfalen erfasst.<br />
Die einzelnen Faktoren für die Ansprache<br />
<strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> Tagesoberfläche im Bereich<br />
von verlassenen Tagesöffnungen<br />
und für die Einschätzung <strong>der</strong> Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
sind durch den Aufbau<br />
2 Darstellung <strong>der</strong> erloschenen Bergwerksfel<strong>der</strong> im Ruhrrevier und die Lage <strong>der</strong> bisher ermittelten<br />
Schächte und Lichtlöcher Quelle: Bezirksregierung Arnsberg<br />
62-67_Neum<strong>an</strong>n_Risikom<strong>an</strong>agement2.indd 64 05.02.2010 12:47:16 Uhr<br />
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