Taxi Times D-A-CH - Juni 2016
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REGULIERUNG<br />
AUS DEM<br />
GLEI<strong>CH</strong>-<br />
GEWI<strong>CH</strong>T<br />
Die EU bietet zwar eine Beratung<br />
zum Thema „gemeinschaftliche<br />
Wirtschaft“. Eine Wettbewerbsgleichheit<br />
schafft sie damit nicht.<br />
Im Großen muss sich die Europäische<br />
Union seit dem Referen dum mit einem<br />
Ausscheiden Großbritanniens beschäftigen.<br />
Auf einem Nebenplatz befasst sie<br />
sich schon seit Längerem mit der Frage,<br />
wie die sogenannten TNCs integriert werden<br />
könn ten. Derzeit ist die EU auf drei<br />
Ebenen in die TNC-Diskussion verwickelt.<br />
Unter anderem prüft der Europäische<br />
Gerichtshof offizielle Beschwerden von<br />
Uber bezüglich der Verbote von Uber(POP)<br />
in mehreren Ländern und Forderungen der<br />
rechtlichen Klärung durch Spanien. Die<br />
Entscheidung darüber wird nicht vor<br />
Herbst dieses Jahres erwartet. Es ist<br />
in teressant, dass das (ört liche) Berufungsgericht<br />
in Brüssel vor Kurzem das<br />
ursprüngliche Verbot von UberPOP in der<br />
Stadt bestätigt hat. Ein Fingerzeig?<br />
Die EU muss viele Antworten geben: Ist<br />
Uber ein Transport dienstleister, ein Informationsdienstleister<br />
oder beides? Wenn<br />
Uber zum Teil ein Informationsdienstleister<br />
ist, sollte es dann nicht erlaubt sein, dass<br />
das Unternehmen in der ganzen EU tätig<br />
ist? Wenn Uber von den Niederlanden aus<br />
tätig ist, sollte dieser Dienst dann nicht in<br />
die Verantwortung eines nationalen Autorisierungssystems<br />
fallen?<br />
Abgesehen davon hat Violeta Bulc, die<br />
Verkehrskommissarin der EU, im September<br />
2015 angekündigt, dass sie eine Studie<br />
(momentan im Gange) in Auftrag geben<br />
würde, welche die <strong>Taxi</strong> märkte in den Mitgliedsstaaten<br />
der EU analysiert. Noch fällt<br />
das <strong>Taxi</strong> unter das Subsidiaritätsprinzip<br />
und wird national geregelt.<br />
BULC: „JA ZUR WETTBEWERBS<br />
GLEI<strong>CH</strong>HEIT“<br />
Vor Kurzem betonte Kommissarin Bulc bei<br />
einem Arbeitsessen der International Road<br />
Transport Union (IRU), dass zwischen<br />
traditionellen und neuen Anbietern Wettbewerbsgleichheit<br />
und fairer Wettbewerb<br />
herrschen solle: „Wir sollten kein Geschäftsmodell<br />
dem anderen vorziehen und vermeiden,<br />
lokale Monopole durch globale<br />
Monopole zu ersetzen.“ Zuletzt hob sie den<br />
deut lichen Unterschied zwischen der<br />
gemeinnützigen Share Economy und der<br />
gewinnorientierten gemeinschaftlichen<br />
Wirtschaft hervor. Außerdem bestand sie<br />
darauf, dass soziale Maßnahmen für<br />
An gestellte im <strong>Taxi</strong>sektor aufrechterhalten<br />
werden und von allen Betreibern ordnungsgemäß<br />
Steuern bezahlt werden.<br />
Das klingt aus Sicht des <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />
sehr positiv – ganz im Gegensatz zu den<br />
Ansichten zweier weiterer EU-Kommissare.<br />
Diese hatten vor Kurzem neue Richtlinien<br />
für Mitgliedsstaaten zur Regelung neuer<br />
Unternehmen in der gemeinschaftlichen<br />
INFORMATIONEN ZUM FRÜHSTÜCK<br />
Wenn im Herbst die Europäische Kommission über die<br />
Beschwerden von Uber gegen die Verbote ihrer App-<br />
Angebote (hauptsächlich gegen die von Privatchauffeuren<br />
durchgeführten UberPOP-Fahrten) Stellung beziehen muss,<br />
benötigt Sie umfassende und ausgewogene Informa tionen.<br />
Die Möglichkeit, sich aus erster Hand zu informieren, bot<br />
sich einigen deutschsprachigen Europaparlamentariern<br />
im April während eines Arbeitsfrühstücks, zu dem der aus<br />
Deutsch land gewählte Abgeordnete Dr. Dieter-L. Koch<br />
eingeladen hatte. Dr. Koch ist stellvertretender Vorsitzender<br />
im euro päischen Ausschuss für Verkehr und Fremdenverkehr<br />
(TRAN), dessen inhaltlicher Schwerpunkt die<br />
Entwicklung einer gemeinsamen Politik unter anderem für<br />
den Bereich Straßenverkehr ist.<br />
Rund 15 Politiker nahmen an diesem Frühstück teil, unter<br />
ihnen auch der TRAN-Vorsitzende Michael Cramer, ebenfalls<br />
aus Deutschland. Im Mittelpunkt des einstündigen Treffens<br />
stand eine Präsentation des US-Vermittlers Uber, dessen<br />
Europa-Manager ihre Argumente für eine Lockerung der<br />
deutschen Regulierungen bewarben.<br />
Demgegenüber bekamen aber auch Vertreter des <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />
Gelegenheit, bei dieser Informationsveranstaltung<br />
ihre Sichtweise darzulegen. Diese Chance nutzten Michael<br />
Müller, Präsident des Deutschen <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenverbands<br />
(BZP), und Hermann Waldner, Geschäftsführer von<br />
<strong>Taxi</strong> Berlin, einer der größten europäischen <strong>Taxi</strong>zentralen, und<br />
Initiator der Europa-App taxi.eu.<br />
Wie wichtig diese Art der Lobbyarbeit ist, macht die Aussage<br />
des Gastgebers am Ende der Veranstaltung deutlich. Sinngemäß<br />
formulierte Herr Koch gegenüber den Vertretern<br />
des <strong>Taxi</strong>gewerbes, dass diese unbedingt die Politiker mit<br />
Infor mationen füttern sollen. Geschehe dies nicht, dürfe man<br />
sich nicht wundern, wenn Entscheidungen zu Ungunsten der<br />
Interessen des <strong>Taxi</strong>gewerbes getroffen werden. <br />
jh<br />
ILLUSTRATION: Roland Brückner<br />
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JUNI / JULI / <strong>2016</strong> TAXI