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Taxi Times D-A-CH - Juni 2016

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REGULIERUNG<br />

BZP-Präsident Michael Müller (hinten Mitte) setze gleich zu Beginn des Gedankenaustauschs<br />

ein klares Statement: „<strong>Taxi</strong> ist verlässlich, verlässlich ist modern.“<br />

FOTO: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

hohen technischen Standard der „echten“<br />

<strong>Taxi</strong>-Apps und deren Verknüpfung zu<br />

einem deutschen, europäischen und weltweiten<br />

Netzwerk betonte, begann eine lebhafte<br />

Diskussion, bei der man schnell einen<br />

weitaus größeren gemeinsamen Konsens<br />

erkannte als vermutet.<br />

Zum Thema Sicherheit hob der aus<br />

Frankfurt angereiste Rechtsanwalt Herwig<br />

Kollar, der Mitglied des BZP-Vorstands ist,<br />

hervor, dass die festgelegten Sicherheitsbestimmungen<br />

an die Fahrzeuge wie auch<br />

an die Fahrer ein Mindestniveau an Qualität<br />

sichern. An diesem Punkt der Diskussion<br />

berichteten einige C-Netzler über ihre<br />

(leider viel zu häufigen) nega tiven <strong>Taxi</strong>fahrten,<br />

bei denen der Fahrer schlechte<br />

Servicequalität abgeliefert hatte. An dieser<br />

Schwachstelle muss das <strong>Taxi</strong> gewerbe<br />

anset zen. Aber es wurde schnell klar, dass<br />

die ses Ziel nicht erreicht wird, wenn man<br />

die Zugangsvoraussetzungen für die Personenbeförderung<br />

nach unten senkt. Thomas<br />

Grätz brachte an dieser Stelle noch mal die<br />

„Kleine Sach- und Fachkunde“ ins Spiel, die<br />

man seit 2006 vergeblich fordere. Würde<br />

man diese verpflichtend einführen, könnte<br />

man im Gegenzug auf die Abfrage der Ortskunde<br />

in der bisherigen Form verzichten.<br />

Ein Appell, den Frau Schwarzer mit in den<br />

Bundestag nehmen sollte.<br />

In der Diskussion um den Entfall der<br />

Preisfestsetzung (Tarifpflicht) hoben die<br />

<strong>Taxi</strong>vertreter die enge Verzahnung mit der<br />

Beförderungspflicht hervor. Voraussetzung<br />

für die Beförderungspflicht sei ein fester<br />

Tarif. Abweichungen im Tarifsystem bedeuteten<br />

für die Akteure Handlungsspielräume<br />

und preisliche Optionen. Die zahlreichen<br />

Beispiele aus Amerika würden zeigen, dass<br />

freie Preise die Personenbeförderung zu<br />

bestimmten Zeiten zu einem für die Schwachen<br />

der Gesellschaft nicht bezahlbaren<br />

Luxusgut verkommen lasse.<br />

Damit war man übergangslos zu<br />

einer weiteren These übergegangen,<br />

der umlage finanzierten Mindestversorgung<br />

im länd lichen Bereich. Hartwig<br />

Schmidt vom Saarland warnte vor einem<br />

unbeherrsch baren Bürokratiemonster.<br />

Alternative Ideen, wonach bei Engpässen<br />

neben gewerblich agierende Freiwillige einspringen<br />

könnten, seien mit Vorsicht zu<br />

genießen. Damit würde man eine zusätzliche<br />

Konkurrenzsituation schaffen und die<br />

»Mietwagen, die<br />

nicht zurückkehren<br />

müssen, kreisen<br />

dafür in der<br />

Innenstadt.«<br />

Thomas Grätz<br />

Spirale der Unwirtschaftlichkeit noch weiter<br />

nach unten drehen. Das <strong>Taxi</strong>ge werbe<br />

sei technisch längst in der Lage, besser ge ­<br />

taktete und flexiblere Mobilität anzubieten<br />

als die öffentlichen Verkehrsanbieter.<br />

An dieser Stelle der Diskussion wurde<br />

deutlich, dass viele C-Netzler bisher noch<br />

keine Vorstellung von der Leistungsfähigkeit<br />

und Komplexität der heutigen Vermittlungssoftware<br />

hatten. Manche hatten<br />

sogar noch nie von den Apps taxi.eu und<br />

<strong>Taxi</strong> Deutschland bzw. von deren Fahrerbewertungstools<br />

und bargeldlosen Fahrtenabrechnungen<br />

gehört. „Ich lese keine<br />

Zeitung“, meinte ein Teilnehmer. Und ein<br />

anderer riet dazu, die <strong>Taxi</strong>-Apps viel intensiver<br />

in den sozialen Medien zu bespielen<br />

und dabei neben Facebook und Twitter<br />

auch Instagram und weitere Kanäle zu<br />

nut zen. Der BZP, dessen Presse- und Marketingbeauftragter<br />

Matthias Tüxen ebenfalls<br />

an der Runde teilnahm, versprach,<br />

seine bereits begonnenen Aktivitäten in<br />

diesem Bereich noch weiter auszubauen.<br />

Am Ende einer sehr kurzweiligen Veranstaltung,<br />

nach der die Teilnehmer auch<br />

noch den Mitarbeitern des Callcenters von<br />

<strong>Taxi</strong> Berlin über die Schulter schauen konnten,<br />

sprach Thomas Grätz die Forderung<br />

nach einem Wegfall der Rückkehrpflicht<br />

bei Mietwagen an. Das Argument, dass man<br />

dadurch umweltpolitisch fragwürdige Leerfahrten<br />

vermeiden könne, laufe ins Leere,<br />

weil Mietwagen dann verstärkt im Zentrum<br />

der Städte kreisen würden. Ein Blick nach<br />

New York würde dies bestätigen, ergänzte<br />

Hermann Waldner. Dort habe der Verkehr<br />

in Downtown aufgrund der vielen Uber ­<br />

Privatfahrzeuge so zugenommen, dass der<br />

Bürgermeister zwischenzeitlich sogar die<br />

Einfahrt gesetzlich verbieten wollte.<br />

Darüber wussten die C-Netzler übrigens<br />

Bescheid. Die Aktion und der anschließende<br />

Shitstorm lief durch alle sozialen Medien<br />

und verstärkte bei den Mitgliedern von<br />

c-netz den Eindruck, dass Uber keine<br />

erstrebenswerte Alternative innerhalb der<br />

Personenbeförderung ist. Seit der Diskussionsrunde<br />

in Berlin wissen sie nun auch,<br />

dass die Digitalisierung auch mit dem <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

kompatibel ist – trotz bzw. gerade<br />

wegen der bestehenden Gesetze. Frau<br />

Schwarzer stellte jedenfalls in ihrem Fazit<br />

in Aussicht, dass der Verein die bisherigen<br />

Positionen noch einmal beraten wolle. jh<br />

DAS CNETZ …<br />

… ist ein Verein, dessen Mitglieder<br />

aus allen Bereichen der Gesellschaft<br />

stammen und den ein bürgerli ches<br />

Politikverständnis eint. Er geht davon<br />

aus, dass die Digitalisierung eine<br />

der zentralen Herausforderungen<br />

für die Zukunftsfähigkeit und die<br />

Weiter entwicklung des Zusammenlebens<br />

ist – gesellschaftlich, kulturell,<br />

politisch und ökonomisch.<br />

TAXI JUNI / JULI / <strong>2016</strong><br />

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