Taxi Times München Februar 2016
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GEWERBEPOLITIK<br />
GEWERBEPOLITIK<br />
Nur noch mit einer<br />
solchen Plakette<br />
dürfen <strong>Taxi</strong>s am<br />
Kölner Hauptbahnhof<br />
stehen.<br />
Werden <strong>Taxi</strong>s bald<br />
auch in <strong>München</strong> nur<br />
noch mit einer kostenpflichtigen<br />
Plakette<br />
den Bahnhof<br />
anfahren dürfen?<br />
KÖLN IST NUR DER ANFANG<br />
Erst die Bahnhöfe, dann Flughäfen und Messen – und dann das ganze<br />
Land? Nachdem die Angriffe des US-Unternehmens Uber seit<br />
Monaten unser Gewerbe beschäftigen, rückt mytaxi als viel direktere<br />
Bedrohung in den Fokus.<br />
Mytaxi ist aus bisheriger Sicht nicht<br />
weniger Kollegen eine lukrative,<br />
zusätzliche Möglichkeit, Umsatz<br />
zu machen, ohne dabei von den örtlichen<br />
Funkzentralen abhängig zu sein. Doch<br />
langsam muss doch auch der verbohrteste<br />
Zentralenhasser begreifen, wo der Feind<br />
wirklich steht. Nachdem durch die Verknüpfung<br />
der beiden Mobilitätsplattformen<br />
Moovel, einem 100-prozentigen Tochterunternehmen<br />
der Daimler AG, zu dem auch<br />
mytaxi gehört, und Flinkster, einer Tochter<br />
der Deutschen Bahn AG, das größte Netzwerk<br />
dieser Art deutschlandweit geschaffen<br />
wurde, geht die Zusammenarbeit zwischen<br />
Bahn und Daimler offensichtlich weiter.<br />
Was derzeit in Köln passiert, ist da nur der<br />
Anfang. Seit dem 1. Januar hat mytaxi die<br />
lukrativsten Stellplätze von der Bahn für<br />
die nächsten fünf Jahre gepachtet, nachdem<br />
es mit dem bisherigen Pächter, der Genossenschaft<br />
<strong>Taxi</strong>-Ruf, zu keiner Einigung<br />
kam. An den <strong>Taxi</strong>ständen vor dem Hauptbahnhof<br />
in Köln und den Bahnhöfen Messe/<br />
Deutz und Köln-Mühlheim, allesamt auf<br />
Grundstücken der Bahn gelegen, dürfen<br />
sich nur noch <strong>Taxi</strong>s bereithalten, die bei<br />
mytaxi für 120 Euro im Jahr eine Plakette<br />
gekauft haben.<br />
Mitarbeiter der Deutschen Bahn kontrollieren<br />
jetzt, ob die <strong>Taxi</strong>fahrer auf den Vorplätzen<br />
im Besitz der Plaketten sind. Im<br />
Zusammenhang mit Zuwiderhandlungen,<br />
bei denen die Kölner Kollegen bisher lediglich<br />
notiert und verwarnt wurden, ist die<br />
Rede von einem möglichen Ordnungsgeld<br />
von bis zu 250 000 Euro oder ersatzweise<br />
Ordnungshaft bis zu sechs Monaten. mytaxi-<br />
Sprecher Stefan Keuchel bestätigte bereits,<br />
künftig juristisch gegen <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />
und deren Fahrer vorzugehen, die den privaten<br />
Halteplatz auf dem Bahngelände ohne<br />
Plakette benutzen. „Man werde von seinem<br />
„Hausrecht Gebrauch machen“ und „diese<br />
Fälle an die Bundespolizei, die für den<br />
Hauptbahnhof zuständig ist, übergeben“,<br />
sagte er.<br />
Die Bahn sieht Köln auch als Pilotprojekt<br />
für andere Großstädte in Deutschland.<br />
Offiziell verspricht sie sich einen „Quali-<br />
FOTO: M(e)ister Eiskalt/Wikipedia<br />
FOTO: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
tätsgewinn“ für ihre Kunden, weil mytaxi-Kunden<br />
Fahrer und Autos per App<br />
bewerten könnten. Tatsächlich steht<br />
dahinter eine auf Wachstum orientierte<br />
Kooperation von Daimler und der Deutschen<br />
Bahn.<br />
Während der Elektronikmesse CES in<br />
Las Vegas bestätigte Daimler-Strategiechef<br />
Wiko Stark, dass der Konzern sich<br />
durchaus zu einem ernsthaften Konkurrenten<br />
des amerikanischen Start-ups<br />
Uber entwickeln wolle. Ob dazu nach<br />
Uber-Vorbild ein eigener Fahrdienst aufgebaut<br />
oder Kooperationen eingegangen<br />
werden sollen, ließ er offen. Insbesondere<br />
durch die Entwicklung selbst fahrender<br />
»Wir haben das auf<br />
der Agenda.«<br />
Daimler-Strategiechef Wiko Stark<br />
kündigt einen eigenen<br />
Fahrdienst nach dem Vorbild<br />
von Uber an<br />
Autos würden solche Fahrdienste stark an<br />
Bedeutung gewinnen, <strong>Taxi</strong>fahrer seien<br />
durch Computer zu ersetzen (Quelle:<br />
http://www.finanztreff.de/news/daimlersieht-carsharing-durch-uber-unterruck/10996859).<br />
Wenn Stark eine solche<br />
Zusammenarbeit nicht ausschließt und<br />
dabei betont, dass Fahrdienstleister wie<br />
Uber gerade durch die Entwicklung selbst<br />
fahrender Autos enorm an Bedeutung<br />
gewinnen, ist doch die Frage erlaubt, welchen<br />
Partner Daimler da im Auge hat.<br />
Würde sich Daimler mit zweitklassigen<br />
Partnern begnügen, wenn in dieser Branche<br />
wirklich etwas Langfristiges entwickelt<br />
werden sollte? Sollten sich Daimlers<br />
Strategen alleine auf einen chinesischen<br />
Fahrdienstleister verlassen? Wohl kaum.<br />
Und wer steht da wohl noch zur Auswahl,<br />
nachdem GM sich bereits Lyft geschnappt<br />
hat? Außer Uber sind mir bisher keine<br />
anderen infrage kommenden Partner<br />
bekannt. Will der schwäbische Autobauer<br />
vielleicht doch lieber mit Uber kooperieren<br />
statt konkurrieren? Kooperation kann<br />
dabei vieles bedeuten: gegenseitiger Verkauf<br />
von Anteilen, Fusion der jeweils eigenen<br />
branchengleichen Geschäfte etc. Was<br />
bisher nur wage Mutmaßungen waren,<br />
wird hier klar ausgesprochen.<br />
Um diese Zukunftsvisionen zu verwirklichen<br />
– ich bin sicher, das betrifft die<br />
nahe Zukunft –, braucht Daimler im ersten<br />
Schritt mytaxi und damit unsere Kunden<br />
für seine künftigen selbst fahrenden<br />
Flotten. Dann wird es nicht nur keine <strong>Taxi</strong>fahrer<br />
mehr geben, es gibt dann auch uns<br />
Unternehmer nicht mehr. Ob wir heute<br />
ein, zwei, fünf oder 50 <strong>Taxi</strong>s betreiben:<br />
Wir sind weg!<br />
Ob Daimler nun gegen Uber antritt<br />
oder kooperiert, die Folgen für das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
werden die gleichen sein: Übrig<br />
bleiben nur noch Google mit dem Fahrdienst<br />
Uber, Daimler mit Moovel und vielleicht<br />
noch ein, zwei andere Global Player.<br />
<strong>Taxi</strong>unternehmer und Fahrer, die heute<br />
denken, die örtlichen Funkzentralen<br />
durch die Teilnahme an der Vermittlung<br />
von UberTAXI oder mytaxi ärgern zu können,<br />
werden morgen Vermittlungsgebühren<br />
und Fahrpreise diktiert bekommen<br />
und übermorgen Geschichte sein. Also:<br />
Viel Spaß beim Mitmachen.<br />
Hoffentlich ziehen unsere Kollegen aus<br />
diesen Entwicklungen jetzt die richtigen<br />
Schlüsse: Je perfekter wir unseren Job<br />
ausüben, desto weniger Argumente geben<br />
wir unseren Großkunden, den Anbieter<br />
zu wechseln. Bahnhöfe, Flughäfen, Messen:<br />
Sind wir verlässliche Partner, wird<br />
man weiter unserer Dienstleistung vertrauen.<br />
Zumindest sind wir dann nicht<br />
länger mit dem Totschlagargument „Qualität“<br />
angreifbar. Je selbstverständlicher<br />
bargeldlose Zahlungen für uns sind, ein<br />
gepflegter Wagen und ein besonnener<br />
Fahrstil, desto weniger wird nach Alternativen<br />
gesucht. Und jeder sollte sich gut<br />
überlegen, wem er sich an die Brust wirft.<br />
Jahrzehntelange Erfahrungen haben<br />
gezeigt, mit wem wir besser fahren. <br />
Ein Kommentar von Stephan Berndt<br />
DAS AUTOHAUS FÜR TAXIFAHRZEUGE<br />
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SOLIDARITÄT MIT DEN<br />
TAXIZENTRALEN<br />
<strong>Taxi</strong>zentralen haben in den letzten Jahren viel<br />
Energie, Manpower und nicht zuletzt auch Geld<br />
in den Kampf gegen Uber und zuletzt auch<br />
gegen mytaxi und deren wettbewerbsverzerrende<br />
Rabattaktion gesteckt. Da mag natürlich<br />
finanzielles Eigeninteresse dahinterstecken,<br />
doch ein anderer Aspekt ist viel wichtiger: Die<br />
Funkzentralen halten damit auch uns Unternehmern<br />
bedrohliche Konkurrenz vom Hals. Somit<br />
besteht zwischen Zentralen, (angeschlossenen)<br />
Unternehmen und deren Fahrern ein gemeinsames<br />
Interesse! Wen das wundert, hat nicht<br />
verstanden, dass die Zentralen uns seit Jahrzehnten<br />
unsere Kundschaft sichern. In einer<br />
Weise, wie es <strong>Taxi</strong>betriebe und ihre Interessenvertreter<br />
niemals hätten tun können. Funkzentralen<br />
leisten in Zusammenarbeit mit den<br />
Gewerbevertretern vor Ort durch Ausbildung<br />
und Premiumflotten auch einen großen Beitrag<br />
zur Qualitätssicherung. Zum Glück, denn sonst<br />
müssten wir die erstarkte Konkurrenz noch viel<br />
mehr fürchten. In Berlin wurde die <strong>Taxi</strong>-App<br />
taxi.eu entwickelt und in gemeinsamer Arbeit<br />
vieler Zentralen (auch <strong>München</strong>) weltweit eine<br />
echte Alternative zu den <strong>Taxi</strong>-Apps geschaffen,<br />
die es nur auf unsere Kundschaft und auf deren<br />
Daten abgesehen haben. Wer <strong>Taxi</strong>s betreibt<br />
und künftig nicht von global agierenden<br />
Monopolisten versklavt oder einfach nur vom<br />
Markt gefegt werden will, muss jetzt solidarisch<br />
miteinander sein. Unternehmer und Fahrer mit<br />
Funkzentralen.<br />
Tel. 08041 7889-0<br />
www.taxifahrzeuge.de<br />
10 FEBRUAR / <strong>2016</strong> TAXI<br />
TAXI FEBRUAR / <strong>2016</strong><br />
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