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Organisierte Kriminalität Ein kriminalstrategischer<br />

Schwerpunkt von fedpol sind kriminelle<br />

Organisationen und Gruppierungen. Sie stellen für<br />

die Schweiz eine beträchtliche Bedrohung dar. Diese<br />

Gruppierungen verüben Delikte von Menschen­,<br />

Drogen­ und Waffenhandel über Betrug und<br />

Korruption bis hin zu Überfällen und Einbrüchen.<br />

Von Mafiosi<br />

und litauischen<br />

Banden<br />

Bei den italienischen kriminellen Organisationen<br />

konzentriert sich die Bundesanwaltschaft<br />

(BA) gemäss ihrer Strategie primär<br />

auf die Zusammenarbeit und die Rechtshilfe<br />

für Italien. Dank Ermittlungen von fedpol<br />

wurden im Oktober 2015 in Italien zwei in der<br />

Schweiz wohnhafte Personen erstinstanzlich<br />

wegen Zugehörigkeit zur ’Ndrangheta verurteilt.<br />

Reicht bei Verdächtigen die Beweislage<br />

für eine Verurteilung wegen Zugehörigkeit<br />

zu einer kriminellen Organisation nicht aus,<br />

versuchen die Schweizer Strafverfolgungsbehörden<br />

diese Personen aufgrund der von<br />

ihnen begangenen Einzeldelikte anzuklagen.<br />

So wurden Ende 2014 und im September<br />

2015 mehrere Personen, die fedpol dem<br />

Umfeld der ’Ndrangheta zurechnet, wegen<br />

Drogenhandels bzw. Waffenschmuggels<br />

verurteilt. Im Umfeld von kriminellen Organisationen<br />

ermittelt fedpol im Auftrag der<br />

BA ausserdem wegen Delikten wie Geldwäscherei<br />

oder Korruption (siehe S. 20 und 22).<br />

Kriminelle Organisationen aus Italien<br />

Von den italienischen Mafiaorganisationen<br />

ist die ’Ndrangheta in der Schweiz am<br />

stärksten präsent. Dies bestätigte sich auch<br />

2015. Am 22. Oktober verurteilte ein Gericht<br />

in Reggio Calabria zwei Italiener mit Wohnsitz<br />

im Kanton Thurgau zu 12 und 14 Jahren<br />

Freiheitsstrafe wegen Mitgliedschaft bei<br />

einer mafiösen Organisation. Es ist dies<br />

das erste Urteil, wenn auch noch nicht<br />

rechtskräftig, in welchem die Existenz einer<br />

Struktur der ’Ndrangheta in der Schweiz<br />

bestätigt wird. Die beiden Männer werden<br />

beschuldigt, in Frauenfeld ein sogenanntes<br />

«locale» gegründet und geführt zu haben.<br />

Dieses «locale» bestand seit den 70er-Jahren<br />

und wird insbesondere mit Drogenhandel<br />

in Verbindung gebracht. fedpol geht<br />

davon aus, dass neben der bestätigten Zelle<br />

in Frauenfeld noch weitere Strukturen der<br />

’Ndrangheta existieren. Die «locali» werden<br />

aus unterschiedlichen Regionen in Italien<br />

gesteuert, es gibt aber auch Hinweise auf<br />

Kooperation oder Konkurrenz zwischen<br />

diesen Zellen. Die in der Schweiz aktiven<br />

Personen verhalten sich äusserst diskret.<br />

Sie sind in der Regel gut in der Gesellschaft<br />

integriert und gehen einer regulären Arbeit<br />

nach. Zu den von mutmasslichen Mitgliedern<br />

verübten Delikten zählen häufig<br />

Betäubungsmittelhandel, aber auch Raub,<br />

Diebstahl, Betrug, Menschenhandel sowie<br />

Falschgeld, illegale Wetten und Spiele. Bei<br />

Fehden der ’Ndrangheta in Italien kommen<br />

immer wieder Waffen aus der Schweiz zum<br />

Einsatz. Diese werden vermutlich in kleiner<br />

Anzahl nach Italien geschmuggelt, im Gegenzug<br />

werden Betäubungsmittel von Italien<br />

in die Schweiz geschleust.<br />

fedpol analysiert und koordiniert<br />

Bei sogenannter Bandenkriminalität, die<br />

nicht durch die Strafverfolgungsbehörden<br />

des Bundes verfolgt wird, unterstützt fedpol<br />

26 fedpol

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