jahresbericht
jabe-2015-d
jabe-2015-d
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Grosses Business Über verschiedene Flucht und<br />
Migrationswege steuerten im vergangenen Jahr<br />
über eine Million Menschen Europa an. Für ihre<br />
Flucht bezahlten sie ein Vermögen und nahmen oft<br />
den Tod in Kauf. Das SchmugglerBusiness boomt.<br />
Die Schweiz ist bis jetzt vom Phänomen nur am<br />
Rande betroffen.<br />
Milliardengeschäft<br />
Menschenschmuggel<br />
Europa erlebt derzeit die grösste Flüchtlings-<br />
und Migrationskrise seit dem<br />
Zweiten Weltkrieg. Verfolgung, Krieg und<br />
Armut haben nach Einschätzung des<br />
UNO-Flüchtlingshilfswerkes (UNHCR) allein<br />
im Jahr 2015 über eine Million Flüchtlinge,<br />
Migrantinnen und Migranten nach Europa<br />
getrieben. Knapp die Hälfte davon stammt<br />
aus Syrien. Doch auch aus Afghanistan, Irak,<br />
Eritrea, Pakistan, Nigeria, Iran und Somalia<br />
fliehen viele Menschen. Die zentrale Mittelmeerroute<br />
war in den vergangenen Jahren<br />
der wichtigste Migrations- und Fluchtweg<br />
nach Europa. Sie führt von Nordafrika<br />
über die italienischen Inseln Pantelleria,<br />
Lampedusa und Sizilien nach West- und<br />
Nordeuropa. Im Sommer 2015 wurde sie<br />
von der Balkanroute abgelöst: Von der<br />
Türkei aus über Griechenland, Mazedonien,<br />
Serbien, Kroatien und Slowenien führt<br />
diese Strecke in den europäischen Binnenraum.<br />
Fast 850 000 Menschen wählten<br />
2015 die Balkanroute. Die Route passt<br />
sich laufend den ändernden politischen<br />
und grenzpolizeilichen Massnahmen der<br />
Transit- oder Zielländer an. Denn Grenzen<br />
werden geschlossen, Zäune gebaut.<br />
Ziel- und Transitland Schweiz<br />
Schmuggler organisieren auch Reisen in<br />
und durch die Schweiz: Bis im September<br />
2015 stellte der Weg über das zentrale<br />
Mittelmeer die Hauptschmuggler-Route<br />
in die Schweiz bzw. den Südkanton Tessin<br />
dar. Sie wurde primär von Personen aus<br />
Eritrea, Syrien und Somalia benutzt. Die<br />
Schlepper-Mafia trieb mit dem Elend<br />
der Reisenden das grosse Geschäft:<br />
Ende Dezember 2014 wurden im Tessin<br />
zwei tunesische Staatsangehörige wegen<br />
gewerbsmässigen Menschenschmuggels<br />
und gewerbsmässigen Wuchers zu drei<br />
sowie zwei Jahren und sechs Monaten<br />
Freiheitsstrafe verurteilt. Sie waren in<br />
Como stationiert worden, um rund 200<br />
aus Mailand kommende Eritreerinnen und<br />
Eritreer für einen Beitrag von bis zu 300<br />
Euro pro Person über die Schweizer Grenze<br />
nach Balerna zu schmuggeln. Dort warteten<br />
minderjährige «Fussgänger-Schlepper»,<br />
die sie für ein Entgelt von 40 Euro nach<br />
Lugano begleiteten. Die Schmugglerbande<br />
verdiente mit 200 Personen in weniger<br />
als einem Monat mindestens 50 000<br />
Euro. Die zwei Minderjährigen wurden zu<br />
einer bedingten Freiheitsstrafe von drei<br />
Monaten verurteilt. Sie alle arbeiteten<br />
im Auftrag eines in Mailand stationierten<br />
und im Februar 2015 in Italien verhafteten<br />
eritreischen Drahtziehers. Er wurde im<br />
Oktober desselben Jahres wieder aus der<br />
Haft entlassen und wartet nun auf die<br />
Urteilsverkündung. Im Rahmen der Ermittlungen<br />
war fedpol für die Koordination<br />
und den Austausch von Informationen<br />
mit Europol und INTERPOL zuständig.<br />
Zur wirksamen Bekämpfung der Schleusergruppierungen<br />
auf der Mittelmeerroute<br />
pflegt fedpol eine intensive Kooperation mit<br />
den Partnerbehörden in Italien. Zusätzlich<br />
zu den bereits etablierten Kooperationsplattformen<br />
via INTERPOL und Europol<br />
wurde 2015 die «Gruppo Interforze»<br />
gebildet. Diese Taskforce gegen Menschenschmuggel<br />
unter der Führung der Kantonspolizei<br />
Tessin vereint Fachpersonen der<br />
Kantonspolizei und der Staatsanwaltschaft<br />
Tessin, des Grenzwachtkorps, von fedpol<br />
sowie von italienischen und deutschen<br />
Polizei- und Grenzschutzbehörden.<br />
Im Herbst verschob sich auch für die<br />
Schweiz der Schmugglerweg vom Süden<br />
40 fedpol