jahresbericht
jabe-2015-d
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Vorläuferstoffe und Waffen Der Einsatz von selbst<br />
hergestelltem Sprengstoff und von Schusswaffen<br />
bei terroristischen Anschlägen kostete 2015 nicht<br />
nur in Europa zahlreiche Menschenleben. Der<br />
Umgang mit Substanzen, die zur Herstellung von<br />
Sprengstoff missbraucht werden können, soll nun<br />
auch in der Schweiz geregelt werden.<br />
Sprengstoff in<br />
den Händen von<br />
Terroristen<br />
Oslo, 22. Juli 2011, 15.25 Uhr:<br />
Im Regierungsviertel der norwegischen<br />
Hauptstadt explodiert ein Kleintransporter<br />
gefüllt mit auf der Basis von Dünger selbst<br />
hergestelltem Sprengstoff. Durch die Explosion<br />
werden acht Menschen getötet, zahlreiche<br />
verletzt und massiver Sachschaden<br />
angerichtet. Der Terroranschlag dient dem<br />
rechtsextremen Täter Anders Breivik als<br />
Ablenkungsmanöver. Nach dem Anschlag<br />
im Regierungsviertel von Oslo begibt er<br />
sich zu einem nahe Oslo gelegenen See,<br />
wo auf der Insel Utøya ein Zeltlager einer<br />
sozialdemokratischen Jugendorganisation<br />
stattfindet. Dort erschiesst Breivik<br />
während 90 Minuten 67 Menschen, zwei<br />
Menschen sterben auf der Flucht.<br />
Paris, 13. November 2015, 21.20 Uhr:<br />
Mit einer Explosion ausserhalb des Stade de<br />
France beginnt einer der blutigsten dschihadistischen<br />
Terroranschläge in Europa: Es<br />
handelt sich um den ersten von mehreren<br />
Selbstmordanschlägen. In dieser Nacht<br />
töten mehrere Täter in einer koordinierten<br />
Aktion 130 Menschen in Cafés, Restaurants<br />
und in einer Konzerthalle. Die Menschen<br />
werden erschossen oder sterben durch<br />
die Explosion von Sprengstoffgürteln.<br />
Dies sind zwei der verheerendsten<br />
Beispiele von terroristischen Anschlägen<br />
mit Schusswaffen und selbst hergestellten<br />
Sprengsätzen. Europol stellt fest, dass der<br />
kombinierte Einsatz von Waffen und<br />
Sprengstoffgürteln, wie bei den Anschlägen<br />
von Paris, in Europa ein Novum darstellt.<br />
Eine Kombination dieser beiden Mittel bei<br />
Terroranschlägen scheint daher auch<br />
künftig ein Thema zu sein.<br />
Sprengstoffe lassen sich mit dem nötigen<br />
Know-how relativ einfach herstellen. Im<br />
Handel frei erhältliche Produkte wie Haarbleich-,<br />
Lösungs- oder Desinfektionsmittel<br />
und Dünger enthalten Chemikalien, die in<br />
bestimmten Konzentrationen zur Herstellung<br />
von Sprengstoff missbraucht werden<br />
können. Die entsprechenden Bauanleitungen<br />
sind im Internet einfach zugänglich.<br />
Schweiz soll Umgang mit<br />
Vorläuferstoffen regeln<br />
Nach den Anschlägen in Oslo hat die<br />
Europäische Union 2013 daher<br />
beschlossen, den Verkauf und die Verwendung<br />
von sogenannten Vorläuferstoffen zu<br />
regulieren. Seit Herbst 2014 ist die<br />
entsprechende EU-Verordnung in den<br />
Mitgliedstaaten anwendbar. Sie legt fest,<br />
welche Substanzen in welcher Konzentration<br />
uneingeschränkt abgegeben werden<br />
können und für welche Substanzen<br />
Sorgfaltspflichten gelten. Den EU-Staaten<br />
steht es frei, den Zugang zu bestimmten<br />
Substanzen zu verbieten, ein Genehmigungssystem<br />
einzuführen oder die<br />
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10. Juni 2003: ein herrenloser<br />
Koffer führt zur<br />
Evakuation des Hauptbahnhofs<br />
Köln. 2015<br />
verwendeten Terroristen<br />
bei den Anschlägen in<br />
Paris selbst hergestellten<br />
Sprengstoff.