sportFACHHANDEL 12_2016 Leseprobe
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16 | SCHWERPUNKT | Fabrics & Fibres 13.<strong>2016</strong><br />
KAPOK-BAUM SCHLÄGT ALLES<br />
Flocus entdeckt<br />
Natur-Garne wieder<br />
Naturstoffe für Sport- und Outdoortextilien oder -ausrüstung sind gefragter denn je. Natürliche Ressourcen,<br />
deren Ernte, Verarbeitung und Veredelung umweltverträglich, schonend und naturbelassen sind, liegen im<br />
Trend. Kapok ist solch ein pflanzliches Produkt, das von dem Spezialisten Flocus aus Shanghai verarbeitet wird.<br />
Text: Nicolas Kellner<br />
Das Objekt der Begierde:<br />
Der Kapok-Baum ...<br />
... und dessen Früchte.<br />
Kapok-Garne können auch mit<br />
recycletem Polyester eingesetzt werden ...<br />
Die Pflanzendaune Kapok ist die Hohlfaser des<br />
Kapokbaums (Ceiba pentandra). Diese wird<br />
aus den langen Fasern der Kapokfrüchte des<br />
Baumes gewonnen, der hauptsächlich in den Tropen<br />
Südostasiens, aber auch in Mittelamerika wächst. Der<br />
Vorteil: Die Kapokfaser selbst ist glatt, hat eine dünne<br />
Zellwand und ist transparent mit einem großen Volumen.<br />
Wegen des Lufteinschlusses von 80 Prozent<br />
gilt die Kapokfaser nach Pappelflaum als leichteste<br />
natürliche hohle Textilfaser der Welt. Die Fasern<br />
haben eine sehr hohe Tragfähigkeit im Wasser. Schon<br />
in den 50iger Jahren war sie als Füll- und Polstermaterial<br />
bekannt. Helly Hansen übrigens brachte<br />
als erster Hersteller Schwimmwesten mit Kapok<br />
auf den Markt, die durch die hohe Tragfähigkeit im<br />
Wasser viele Segler heute noch überzeugen. Aufgrund<br />
der synthetischen Materialen geriet Kapok in<br />
Vergessenheit. Heute wird das Naturprodukt gerade<br />
wiederentdeckt. Flocus-Gründer Jeroen Muijsers<br />
hat in Shanghai eine Forschungs- und Verarbeitungsstätte<br />
aufgebaut, in der im engen Schulterschluss<br />
mit der Sport- und Outdoorindustrie mittels Kapok<br />
neue Stoffe und Gewebe entwickelt werden, die in<br />
ihren funktionalen Eigenschaften anderen Faser in<br />
nichts nachstehen, berichtet Muijsers. Kein Rohstoff<br />
ist derzeit so nachhaltig und umweltverträglich wie<br />
... und sogar zu Wolle verarbeitet<br />
werden.<br />
Kapok. Die Einsatzmöglichkeiten sind so vielfältig,<br />
so dass immer mehr Hersteller und Weiterentwickler<br />
auf den Zug springen, freut sich der Faserpionier.<br />
„Wir freuen uns sehr, dass wir bereits mit Anbietern<br />
wie Protective, La Sportiva, Klaettermusen, Yeti<br />
und Nordisc zusammenarbeiten“, erzählt Muijsers.<br />
Aber auch Casual Brands wie Diesel und VF konnten<br />
schon gewonnen werden, Denim-Verabeiter aus<br />
Korea und aus der Türkei stoßen ebenfalls hinzu. Der<br />
größte taiwanesische Stoffanbieter, GAC, verkündete<br />
soeben die Neuentwicklung und Launch neuer<br />
Materialien auf Flocus-Basis.<br />
Flocus präsentierte sich bereits auf der OutDoor<br />
und wurde prompt mit dem „Industry Award“ in<br />
puncto Innovation und Nachhaltigkeit ausgezeichnet.<br />
In ihrer Begründung hieß es: „Fasern auf Basis<br />
von Kapok-Früchten sind eine vielversprechende<br />
Anwendung im Bereich nachhaltiger Materialen.<br />
Die Fasern der wildwachsenden Pflanze bieten<br />
einige Vorteile gegenüber bisher verwendeten<br />
Naturfasern und lassen sich auf vielfältige Art<br />
einsetzen. Die damit verbundenen Perspektiven<br />
für den Outdoor-Markt finden wir faszinierend.“<br />
Muijsers will den neuen Rückenwind nutzen und<br />
stellt seine Naturgarne und Füllungen weltweit auf<br />
Messen vor und hat dabei natürlich auch die großen<br />
Sportswearhersteller von Adidas bis Nike im Auge.<br />
„Aufgrund der rein natürlichen funktionellen<br />
Eigenschaften durch die Leichtigkeit, die natürliche<br />
Wachsschicht und dem hohen seideartigen Tragekomfort<br />
stelle man eine vegane Alternative zu den<br />
bisherigen tierischen oder anderen Naturprodukten<br />
dar“, ist Muijsers felsenfest überzeugt. Die damit<br />
verbundene ressourcenschonende Gewinnung und<br />
Wiederherstellung sei ein weiterer unschlagbarer<br />
Pluspunkt. Dazu gehört die Verarbeitung von Garnen<br />
und Stoffen, bei denen auch andere organische<br />
Materialen miteingesetzt und verarbeitet werden<br />
könnten. Das jedoch erfordert viel Know-how und<br />
Entwicklungskompetenz rund um das Naturprodukt<br />
Kapok. „Über genau das verfügen wir am meisten“,<br />
erklärt Muijsers gegenüber <strong>sportFACHHANDEL</strong> und<br />
das lässt ihn zuversichtlich nach vorne schauen.