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Taxi Times München - Juni 2015

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TAXIVERBAND MÜNCHEN<br />

TAXIVERBAND MÜNCHEN<br />

<br />

GUTACHTEN ZUR<br />

FUNKTIONSFÄHIGKEIT<br />

DES TAXIGEWERBES<br />

Wer den <strong>München</strong>er <strong>Taxi</strong>markt kennt, findet nichts Überraschendes.<br />

Erste Auswertung des Gutachtens aus Verbands-Sicht.<br />

Das Wichtigste zuerst: Es gibt<br />

nichts wirklich Neues in der südlichsten<br />

Großstadt Deutschlands.<br />

Die Stadt <strong>München</strong> hat zur Über prüfung<br />

der Funktions fähigkeit des <strong>München</strong>er<br />

<strong>Taxi</strong>marktes erstmals ein pro fessionelles<br />

Gutachten erstellen lassen. Die Funktionsfähigkeit<br />

muss nach Personenbeförderungsgesetz<br />

immer dann geprüft werden,<br />

wenn die Behörden keine neuen <strong>Taxi</strong>konzessionen<br />

genehmigen. Und zwar im<br />

Rahmen des sog. Beobachtungs zeitraumes<br />

einmal jährlich. In früheren Jahren haben<br />

die Be hörden die Steuer erklärungen der<br />

Unter nehmen angefordert, um aus diesen<br />

Daten Rück schlüsse über das Funktionieren<br />

des Marktes schließen zu können. Die<br />

Abgabe der Daten war für die Unternehmen<br />

freiwillig, entsprechend gering war<br />

der Rücklauf, in jedem Fall zu wenig für<br />

eine echte und reelle Betrachtung des<br />

<strong>Taxi</strong> marktes. In den letzten fünf Jahren<br />

galt die Regel, dass immerhin eine Konzession<br />

pro Jahr vergeben wurde und<br />

dadurch die Funktions fähigkeit nicht<br />

geprüft werden musste.<br />

Nun also wird wieder ein Beobachtungszeitraum<br />

eingeführt, um auch künftig<br />

bei der Praxis bleiben zu können, dass<br />

keine Konzessionen neu ausgegeben werden.<br />

Dafür wurde dankenswerter weise versucht,<br />

für <strong>München</strong> erstmalig verlässliche<br />

Zahlen aus den <strong>München</strong>er <strong>Taxi</strong> betrieben<br />

zu bekommen. Die Teilnahme an der Befragung<br />

war verpflichtend, etwa die Hälfte der<br />

<strong>München</strong>er Einzel unternehmen wurde<br />

befragt und vollständig alle Betriebe, die<br />

mehr als ein <strong>Taxi</strong> betreiben.<br />

Eine ganze Reihe der nun vorliegenden<br />

Ergebnisse war vorhersehbar:<br />

› Dass es in <strong>München</strong> zu viele <strong>Taxi</strong>fahrzeuge<br />

gibt, erlebt jeder in leidvoller Erfahrung<br />

während der langen Wartezeiten auf<br />

den nächsten Fahrgast. Dass dies selbstverständlich<br />

nicht zu den Oktoberfestzeiten<br />

gilt, haben auch die Gutachter anerkannt.<br />

› Dass ca. 40 Prozent der <strong>München</strong>er<br />

Unternehmer sich durch kreative Buch ­<br />

»Am drittgrößten<br />

bayerischen<br />

Bahnhof ist <strong>Taxi</strong><br />

schlicht unsichtbar.«<br />

haltung hervortun und damit zu einer<br />

massiven Markt verzerrung beitragen, ist<br />

für nahezu jeden, der sich mit <strong>Taxi</strong><br />

beschäftigt, nichts Überraschendes. Interessant<br />

zu beobachten wird sein, wie die<br />

Genehmigungs behörde auf diese Daten<br />

reagieren wird.<br />

› Dass viele Unternehmer ihren schlechten<br />

Verdienst und die geringen jährlichen<br />

Gewinne nur dadurch schönigen können,<br />

dass sie sich insbesondere beim Fahrzeugkauf<br />

massiv verschulden, ist zwar wohl<br />

jedem bekannt, wurde aber bisher nie<br />

wirklich ausgesprochen.<br />

› Das Fazit des Gutachtens, dass der <strong>Taxi</strong>markt<br />

in <strong>München</strong> nicht „funktions fähig“<br />

ist, war zu erwarten.<br />

Insofern ist gut, dass nun schwarz auf weiß<br />

einige Dinge formuliert sind, die zwar allgemein<br />

bekannt sind, aber doch nie<br />

berück sichtigt wurden.<br />

Ein paar Ergebnisse aus dem Gutachten<br />

sind zudem höchst interessant und werden<br />

sicher sowohl in den Standplatz diskussionen<br />

ausführlich besprochen werden als<br />

auch in die Arbeit der Verbände und Zentralen<br />

mit einfließen:<br />

› Besonders schlecht schneidet die Stadt<br />

<strong>München</strong> im Vergleich zu den anderen bisher<br />

ca. 40 untersuchten Städten bei der<br />

praktischen Umsetzung des <strong>Taxi</strong>s als<br />

ÖPNV ab. In nahezu allen anderen Städten<br />

werden den <strong>Taxi</strong>s Sonderrechte wie z. B.<br />

die Mitbenutzung der Bus- und Straßenbahnspuren<br />

in wesentlich größerem Rahmen<br />

ermöglicht, als dies in <strong>München</strong> je<br />

der Fall war. Andere Sonder rechte wie z. B.<br />

die Einfahrt mit oder die Abholung von<br />

Fahrgästen in Fußgänger zonen werden<br />

anders wo als selbst verständlicher Teil der<br />

Arbeit angesehen und von Fahrgästen<br />

erwartet. Die Tatsache, dass das <strong>Taxi</strong> laut<br />

PBefG eine Ergänzung und Verdichtung<br />

des öffent lichen Nahverkehrs darstellt,<br />

wird in anderen Städten von den Stadtpolitikern<br />

und Behörden sichtbar anerkannt<br />

und in lokalen Verkehrsregeln<br />

FOTO: Martin Gapa/pixelio.de<br />

FOTO: Florian Bachmann<br />

geordnet. Als Parade beispiel für die Ignoranz<br />

der Stadt <strong>München</strong> bei diesem Thema<br />

wird die Neu gestaltung des Pasinger<br />

Bahnhofs von den Gut achtern besonders<br />

hervorgehoben. Am drittgrößten bayerischen<br />

Bahnhof ist <strong>Taxi</strong> schlicht unsichtbar.<br />

Daran ändern auch die nachträglichen<br />

Schön heits korrekturen durch die Verwaltung<br />

nichts.<br />

› Das Gutachten geht auch auf die aktuellen<br />

Herausforderungen durch den Mindestlohn<br />

ein, auch wenn hier keine<br />

Bewertung vorgenommen wird, da das<br />

nicht Bestandteil des Auftrags war. Dennoch<br />

errechnen die Gutachter, dass für den<br />

Auswertungszeitraum die durchschnittlichen<br />

Löhne an angestellte Fahrer bei<br />

ziemlich genau acht Euro pro Stunde lagen.<br />

Es muss dann natürlich schon die Frage<br />

gestellt werden, wie denn – bei unveränderten<br />

Rahmen bedingungen – die Löhne<br />

an die gesetzlichen Vorschriften angepasst<br />

werden können. Die Verweigerung einer<br />

angemessenen Tarif anhebung hilft nur<br />

denen, die durch ihre kreative Buchhaltung<br />

ohnehin schon mit einem Bein im Gefängnis<br />

stehen. Die ehrlichen Unternehmer werden<br />

durch diese Wettbewerbs verzerrung<br />

aus dem Markt gedrängt.<br />

› Bedenklich findet das Gut achten die<br />

hohen wöchentlichen Einsatz zeiten der<br />

allein fahrenden Unternehmer von<br />

60 Stunden und mehr. Konkret wird natürlich<br />

die Beeinträchtigung des öffentlichen<br />

Verkehrs interesses angesprochen, denn<br />

wer übermüdet fährt, stellt ein Risiko für<br />

alle dar. An diesem Punkt müssen sich die<br />

Einzel unternehmer aber auch mal fragen<br />

lassen, warum sie so vehement gegen eine<br />

vernünftige Tarif erhöhung sind. Schließlich<br />

wäre eine geringere durchschnitt liche<br />

Arbeits zeit ein wesentlicher Gewinn für<br />

die Lebens qualität. Laut Gutachten gibt es<br />

sehr wohl einige Städte, in denen der <strong>Taxi</strong>markt<br />

funktioniert und der artig lange<br />

Arbeits zeiten nicht existieren. fb<br />

Betriebs- und Verkehrsmedizinisches Untersuchungszentrum<br />

des BDF – Überbetrieblicher Dienst Dr. Hingerle GBR<br />

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Montag bis Freitag von 8:00 bis 10:00 Uhr, Mo, Di, Do von 14:00 bis 17:00 Uhr<br />

Geschäftsführender<br />

Vorstand des<br />

<strong>Taxi</strong>verbandes<br />

<strong>München</strong> TVM,<br />

Florian Bachmann.<br />

Die Mitglieder der <strong>Taxi</strong>kommission sind mehrheitlich<br />

der Meinung, nicht ausreichend über<br />

die Auswirkungen der Einführung des Mindestlohns<br />

im <strong>Taxi</strong> informiert zu sein und nicht<br />

genug Informa tionen über die wirtschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen eines <strong>Taxi</strong> unternehmens<br />

zu haben. Deswegen sollen Aufstellungen über<br />

die Kosten struktur sowohl eines Einzelunternehmens<br />

als auch von Mehrwagenbetrieben erstellt werden. Für<br />

die nächste Sitzung der <strong>Taxi</strong>kommission, die für Herbst geplant<br />

ist, soll dann ein angepasster <strong>Taxi</strong> tarif von den Behörden vorgelegt<br />

werden. Eine Entscheidung über einen erhöhten <strong>Taxi</strong> tarif soll also<br />

noch dieses Jahr von der Kommission getroffen werden.<br />

Aus diesem Grunde arbeitet der <strong>Taxi</strong>verband <strong>München</strong> derzeit<br />

an den von den Stadträten gewünschten Kostenmodellen. Den<br />

konkreten Kosten eines Unternehmens werden die Einnahmemöglichkeiten<br />

gegenübergestellt. Damit ist eine realitäts nahe<br />

Gewinn ermittlung darstellbar. Die Rahmen bedingungen werden<br />

dem Gut achten entnommen, die realen Kosten aus den Buchhaltungen<br />

verschiedener Betriebe zusammengefasst.<br />

Gleichzeitig wird der <strong>Taxi</strong>verband die Anregungen und Informationen<br />

aus dem Gutachten aufnehmen und in einem geänderten<br />

Tarif antrag zusammenfassen, der in Kürze bei der Behörde<br />

eingereicht wird. Wenn wir also nach 2013 einen <strong>Taxi</strong>tarif bekommen,<br />

der es möglich macht, die gesetzlichen Regelungen einzuhalten,<br />

dann hilft das dem gesamten <strong>München</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbe.<br />

Allen Pressemeldungen der letzten Wochen zum Trotz werden<br />

wir alles daran setzen, dass noch in diesem Jahr ein Tarif in Kraft<br />

gesetzt wird, der es den Betrieben mit Personal erlaubt, die<br />

Mindest löhne ohne freie Interpretation der Arbeitszeit gesetze und<br />

Pausenregelungen zu bezahlen. Frau Nahles hatte bereits beim<br />

Beschluss des Mindest lohnes die Behörden dazu aufgefordert,<br />

Anpassungen an den <strong>Taxi</strong>tarif großzügig zu genehmigen. Offensichtlich<br />

hat diese Aufforderung den Weg von der Hauptstadt bis<br />

nach <strong>München</strong> nicht geschafft. <br />

fb<br />

hingerle.indd 1 07.02.14 15:02<br />

18 TAXI JUNI / <strong>2015</strong><br />

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