Taxi Times München - Juni 2015
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POLITIK<br />
TAXLERTIP<br />
Landesvorsitzender<br />
der JuLis Lukas Köhler:<br />
Die FDP ist kein<br />
Feind des <strong>Taxi</strong>gewerbes.<br />
Rechts zur Erde, links<br />
zum Paradies. Nun<br />
wähle ein jeder selbst.<br />
DAS SOLLTEN<br />
SIE IHREN<br />
FAHRGÄSTEN<br />
ERZÄHLEN<br />
IST DAS PBEFG<br />
IN GEFAHR?<br />
Gleich nach dem juristischen Sieg über<br />
UberPOP beunruhigte die Meldung das<br />
Gewerbe, Uber hätte gegen die Bundesrepublik<br />
Deutsch land Beschwerde bei der<br />
EU-Kommission in Brüssel eingelegt. Die<br />
Sorge: Die EU-Kommission könnte das<br />
zum Anlass nehmen, das nationale Per sonen<br />
beförderungs gesetz zu kassieren und<br />
damit Uber den Weg in den deut schen<br />
Markt ebnen. Geht das überhaupt? <strong>Taxi</strong><br />
<strong>Times</strong> <strong>München</strong> fragt nach bei Steffen<br />
Schulz, Presse sprecher der Vertretung der<br />
Europäischen Kommission in <strong>München</strong>.<br />
„Was die EU-Kommission bei so einer<br />
Beschwerde macht“, erklärt Schulz, „ist, zu<br />
prüfen, ob ein nationales Gesetz gegen EU-<br />
Recht verstößt.“ Das wäre zum Beispiel<br />
der Fall, wenn Dienst leister aus den Nachbar<br />
staaten mit besonderen Auflagen davon<br />
abgehalten werden, ihre Dienste hierzulande<br />
anzubieten. „Im Moment prüfen<br />
wir die Beschwerden und analysieren die<br />
<strong>Taxi</strong> märkte in der EU. Das heißt nicht<br />
automatisch, dass die Kommission die<br />
Regu lie rung des deutschen <strong>Taxi</strong>marktes<br />
kippen wird“, sagt Schulz. Und weiter: „Es<br />
gibt zur zeit keine europäischen Regelungen<br />
im Be reich des <strong>Taxi</strong>gewerbes. Deshalb verschwindet<br />
das PBfG mit Sicherheit nicht<br />
über Nacht.“ <br />
tb<br />
LIBERALISIERUNG<br />
DES TAXIMARKTES?<br />
Ein Gastbeitrag von Konstantin Kuhle, dem Bundesvorsitzenden<br />
der Jungen Liberalen, im „Handels blatt“ sorgte für Kritik aus dem<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe. Freigabe der Tarife, P-Schein für jedermann ohne<br />
Gesundheitsprüfung oder Nachweis der Ortskunde, Vorschriften<br />
die <strong>Taxi</strong> farbe, die Anzahl der Türen oder den verpflichtenden Einbau<br />
einer Alarm anlage betreffend seien zu streichen. Für uns<br />
klang das stark nach einem „Lex Uber“, einem Gesetz ganz nach<br />
dem Gusto von Travis Kalanick und Konsorten.<br />
Deshalb hat die Münchner Redaktion der <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> bei Lukas<br />
Köhler, dem Landes vorsitzenden der Bayerischen JuLis, nachgefragt,<br />
was es mit den Forderungen der „Jungen Wilden“ innerhalb<br />
der FDP auf sich hat. „Die Aussagen von Konstantin Kuhle beziehen<br />
sich auf einen Beschluss der Jungen Liberalen vom letzten<br />
Bundeskongress im Oktober letzten Jahres“, erfahren wir von Köhler.<br />
„Wir haben uns intensiv mit dem <strong>Taxi</strong> gewerbe beschäftigt und<br />
sind der Überzeugung, dass es den Kunden wie dem Gewerbe am<br />
meisten nützt, wenn der <strong>Taxi</strong> markt in Deutsch land liberalisiert<br />
wird.“ Mit einem „Lex Uber“ hat das gar nichts zu tun. „Es geht<br />
uns nicht darum, einen Anbieter einseitig zu begünstigen“, so<br />
Köhler weiter. „Wir wollen Chancen gleichheit für alle!“ Und die<br />
sei nur dann zu gewährleisten, wenn ineffiziente Gesetze beseitigt<br />
werden, während man sich gleichzeitig um die Einhaltung tatsächlich<br />
notwendiger Gesetze kümmert. Ein gutes Beispiel dafür<br />
sei die Forderung der Julis, dass alle Fahrer ihren steuerlichen<br />
Pflichten nach kommen. „Ein Direktsteuer abzug beim Vermittlungsdienst<br />
ist unserer Meinung nach das Mittel der Wahl“, sagt<br />
Köhler. „So eine Regelung könnte richtungs weisend für die gesamte<br />
Share conomy sein.“ <br />
tb<br />
EU-Vertretungs sprecher Steffen Schulz:<br />
„Dass die EU-Kommission einer Beschwerde<br />
nachgeht und dabei ein nationales Gesetz<br />
überprüft, ist ein ganz normaler Vorgang.“<br />
FOTOS: Sanjar Khaksari (oben), Europäische Kommission, Vertretung <strong>München</strong> (unten)<br />
FOTOS: Helmut Hack<br />
ZWISCHEN HIMMEL<br />
UND ERDE …<br />
… gibt es mehr Dinge, als wir mit unserem Verstand<br />
erkennen können. Behauptet zumindest Laotse.<br />
Er konnte den Brandner Kaspar in<br />
Untergiesing nicht kennen, und<br />
dennoch scheint er ihn zu beschreiben.<br />
In dem kurz vor der ersten Mondlandung<br />
eröffneten Lokal in der Som merstraße<br />
befindet man sich genau an der Schnittstelle<br />
zwischen Himmel und Erde. Der<br />
zweigeteilte Raum präsentiert einerseits<br />
die irdische Heimat des Brandner Kaspar<br />
im ländlichen, einfachen Stil, wo er den<br />
Boandlkramer unter den Tisch trinkt, so,<br />
wie Franz von Kobell in der literarischen<br />
Vorlage die Szenerie beschreibt, und<br />
gewährt im anderen, größeren Teil des<br />
Gast raums Einblick ins himmlische Paradies,<br />
das in der bayerisch-katholischen<br />
Vorstellung nicht unbedingt von Askese<br />
und dezenter Zurück haltung geprägt ist.<br />
Ganz im Gegenteil ist es ein barocker Himmel<br />
voller Lebens lust und Lametta in<br />
Ein Paradies wie früher in Großmutters<br />
Stube. Der Brandner<br />
Kaspar blieb bekanntlich lieber<br />
in der eigenen.<br />
Bausch und Bogen. Hunderte sexy Barbie-<br />
Engel umtanzen dort spiegelnde Discokugeln,<br />
aus einer Nische schenken zwei<br />
Rauschgold engel Nektar und Ambrosia ans<br />
himmlische Volk aus, und von weit oben<br />
erschallt ein stilistisch bunt gemischtes<br />
Hosianna und Hallelujah. Frohlocken<br />
allent halben. An güldenen und silbernen<br />
Tafeln sitzen die himmlischen Heer scharen<br />
umringt von kitschigen Heiligen bildern,<br />
wie sie früher bei Großmutter die Stube<br />
schmückten, und blicken mitleidig herab<br />
auf das Erdengeschöpf auf seiner Holzbank.<br />
Wenigstens hat er Kerschgeist, der<br />
ihn wärmt, den armen Sünder.<br />
PFORTE INS PARADIES<br />
Falls der Einblick ins Paradies, den der<br />
vom Kerschgeist beschwipste Boandlkramer<br />
dem Brandner Kaspar gewährt hat,<br />
nur halb so spektakulär betörend und die<br />
Sinne verwirrend war wie die detailverliebte<br />
Dekoration von Wirtin Dagmar<br />
Brandner, kann man nachvollziehen,<br />
warum der grantige Vor alpen-Witwer aus<br />
der volks tümlichen Sage es vorzog, dort zu<br />
bleiben. Zu unser aller Erleuchtung ist die<br />
Untergiesinger Pforte ins Paradies dagegen<br />
keine Einbahnstraße, freitags und samstags<br />
kann jeder Sterbliche ab 20 Uhr einen<br />
unverbindlichen Blick hineinwerfen. Er<br />
sollte der Wirtin aber vorher telefonisch<br />
Bescheid geben oder postalisch eine Reservierung<br />
einreichen – E-Mails gibt es im<br />
Himmel ebenso wenig wie SMS –, sonst<br />
kann es geschehen, dass er wie an allen<br />
anderen Tagen vor verriegelten Türen<br />
steht. So verlockend ein zeitweilig geöffneter<br />
Himmel auch ist, auf seiner Kehrseite<br />
hat er zu allen anderen Zeiten geschlossen.<br />
Hier begegnet der<br />
Boandlkramer dem<br />
Brandner Kaspar<br />
zum ersten Mal. Eine<br />
Begegnung, von der<br />
mindestens einer<br />
einen fetzen Rausch<br />
heimbringen wird.<br />
Was die Barbies und eine Handvoll muskulöser,<br />
lendenbeschurzter Kens dann<br />
machen, bleibt der Spekulation überlassen.<br />
KERSCHGEIST MUSS SEIN<br />
Man kann sogar den gesamten Himmel<br />
für sich und seine Freunde, die Familie<br />
oder Kollegen mieten. Und das kostet<br />
nicht die Welt! Gegen eine geringe Gebühr<br />
stellt Frau Brandner überdies Geschirr<br />
und Besteck fürs mitgebrachte Büfett. Der<br />
Kerschgeist geht nie zur Nei ge, die irdische<br />
Last fällt von einem. Reich ist, wer<br />
weiß, dass er genug hat, würde Laotse<br />
dazu sagen. <br />
hh<br />
Brandner Kaspar<br />
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