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1·2011 - DRK-Landesverband Niedersachsen

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„Die Menschen sind uns dankbar.“<br />

Gerd Holthuis (35) ist seit 6. März 2011 <strong>DRK</strong>-Landesbeauftragter für den Betreuungsdienst<br />

in <strong>Niedersachsen</strong>. Die Redaktion sprach mit dem gelernten Steuerberater über seine<br />

bisherige ehrenamtliche Tätigkeit im Roten Kreuz:<br />

Herr Holthuis, Sie sind seit 1994 in der Bereitschaft<br />

Uelsen (Kreisverband Grafschaft Bentheim) aktiv. Was<br />

hat Sie dazu bewogen, sich besonders für die Betreuungseinsätze<br />

zu qualifizieren?<br />

Ich hatte mich damals statt Wehrdienst für zehn Jahre im<br />

Katastrophenschutz verpflichtet. Ich war davon überzeugt,<br />

anderen helfen zu wollen. Damals gab es in der Bereitschaft<br />

zunächst nur den Sanitätsdienst, erst zwei Jahre später wurde<br />

beschlossen, auch eine Betreuungsgruppe einzuführen.<br />

Als ich 1998 bei einem Hochwassereinsatz in Haselünne war<br />

– damals als Zugtruppführer und Gruppenleiter – um Deiche<br />

zu sichern, Sandsäcke zu füllen und auch eine Schule als<br />

Unterkunft für Evakuierte herzurichten, habe ich besonders<br />

gespürt, dass unsere Hilfe ankommt. Und wie dankbar uns<br />

die Menschen dafür sind. Das war für mich der Auslöser. Ich<br />

wollte für solche Einsätze noch besser geschult sein. So habe<br />

ich die Betreuungsdienst-Ausbildung absolviert und mich<br />

selbst als Lehrkraft dafür qualifiziert.<br />

<strong>DRK</strong>-Archiv, Nds.<br />

Gibt es Ereignisse, die Ihnen seit dieser Zeit besonders<br />

in Erinnerung geblieben sind?<br />

Ja, schon. Beispielsweise das Elbehochwasser 2002 und<br />

2006. Damals war ich Bereitschaftsleiter und wir haben im<br />

Katastrophenschutzzentrum in Hannover-Misburg Materialien<br />

wie Zelte und Decken für den Transport in die Überschwemmungsgebiete<br />

auf LKWs verteilt und sind dann<br />

damit beispielsweise nach Pirna, Leipzig, Dresden und Lüchow-Dannenberg<br />

gefahren.<br />

Oder das Schneechaos 2005 in Ochtrup. Im Münsterland<br />

waren circa 50 Strommasten wegen der Schneelast eingeknickt<br />

und rund 65.000 Menschen tagelang ohne Strom. Ich<br />

war mit meiner Betreuungsgruppe in Metelen eingesetzt.<br />

Wir haben Unterkünfte hergerichtet und sowohl Soldaten,<br />

Feuerwehrleute als auch Bewohner des Ortes verpflegt.<br />

Ganz besonders hat mich das Leid eines Ehepaares berührt.<br />

Der circa 60-jährige, querschnittsgelähmte Mann hing an<br />

einer Absaugpumpe, damit er im Schlaf nicht erstickt. Das<br />

Akku dafür hält aber nur fünf Stunden. Deswegen war die<br />

Notstromversorgung für ihn lebensnotwendig. Technisch<br />

haben wir alles gut in den Griff bekommen. Doch die persönliche<br />

Betreuung des Ehepaares war ebenfalls wichtig. Sie<br />

beruhigen und ihnen die Angst nehmen in dieser schwierigen<br />

Situation. Da sein, zuhören und sich als Ansprechpartner<br />

anbieten.<br />

Haben Sie deswegen auch die Schulung für Ausbilder im<br />

Bereich der Psychosozialen Notfallversorgung begonnen?<br />

Dieses aber auch andere Erlebnisse haben mich darin bestärkt.<br />

Es handelt sich dabei natürlich nur um Basiswissen<br />

und um eine Sensibilisierung für dieses Thema. Damit man<br />

lernt zu erkennen, wenn sich jemand in einer psychosozialen<br />

Notlage befindet und wie die<br />

Zeit, bis professionelle Hilfe durch<br />

Seelsorger oder Psychologen eintrifft,<br />

überbrückt werden kann. Dabei kann<br />

es sich um Betroffene eines Unglücksfalls<br />

ebenso handeln wie um deren<br />

Angehörige, andere Beteiligte oder<br />

die Helfer selbst, die sich bei schweren<br />

Katastrophenfällen mit vielen<br />

Verletzten beispielsweise in einer<br />

extremen Stresssituation befinden.<br />

Denken Sie etwa an das Zugunglück<br />

in Eschede. Auch ein Helfer sollte sich<br />

mit seinen Sorgen und Nöten nicht<br />

allein gelassen fühlen. Als Führungskraft muss man dafür<br />

sensibilisiert sein.<br />

Sie sind als Steuerberater tätig und ehrenamtlich im<br />

Roten Kreuz aktiv. Bleibt noch Zeit für Hobbys?<br />

Ich mache mit dem und für das <strong>DRK</strong> viel in meiner Freizeit,<br />

weil sich über die Bereitschaftsarbeit viele Freundschaften<br />

gefunden haben. Wir organisieren zusammen Sportveranstaltungen,<br />

Feste, spielen Fußball, gehen Kegeln und<br />

vieles mehr. Wir empfinden uns nicht nur bei den Einsätzen<br />

als eine Gemeinschaft. Diese Überzeugung nehme ich auch<br />

mit in meine neue Aufgabe als Landesbeauftragter. Der gegenseitige<br />

Austausch mit meinen Ausbilderkolleginnen und<br />

-kollegen ist mir dabei sehr wichtig. Kerstin Hiller<br />

8 Rotkreuz-Spiegel 01/11 ✆ Eine für alles. Die zentrale Infonummer: 0180 365 0180<br />

<strong>DRK</strong>-Archiv, Nds.<br />

privat

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