TSCHERNOBYL FOREVER / ALLEMAND
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„Schließe die Dachfenster und geh wieder ins Bett!<br />
„In der Zentrale ist ein Brand ausgebrochen. Ich bin schnell wieder zurück...“<br />
Das waren die Worte des Feuerwehrmannes Chichenok an seine Frau Elena als er um 1h30 in der<br />
Nacht des 26. Aprils zum Dienst gerufen wurde.<br />
(...) Sie sind so gegangen, wie sie gerade waren, im Hemd, ohne ihre Prälaten-Anzüge.* Niemand<br />
hatte sie gewarnt. Man hatte sie zur Stelle gerufen, wie für einen gewöhnlichen Brand. (...) ** so Elena.<br />
Ein paar sind mit ihm auf das, was vom Dach der Zentrale übrigblieb, hinaufgestiegen, um zu verhindern<br />
das LE BITHUME der sie überdeckte Feuer fängt. Es war sehr sehr heiß. Der ::: begann zu<br />
brennen. Mit den Füßen schoben sie zerstreute Stücke von Graphit-Balken in den aufgerissenen<br />
Schlund des hochgegangenen Reaktors. Kein Messgerät mochte hier die Strahlung festlegen. Hier<br />
kann man nicht bleiben, keine Sekunde, auch keinen Bruchstück einer Sekunde. Der Mensch darf<br />
sich einfach nicht hier befinden.<br />
Sie werden die ganze Nacht durch kämpfen. 5 Stunden lang, bis ans Ende ihres Lebens. Um 7h<br />
Morgens, werden sie ins ultra-modere Spital von Pripyat befördert. Sie sind schwarz. Wie verbranntes<br />
Holz. Von innen verkohlt. Wundgebrannt. Man erkennt ihre Augen fast nicht. Erschöpft aber bewusst.<br />
Die Strahlung, die sie in sich tragen blockiert alle Messgräte. Sie sind zu Batterien, oder eher zu Atomabfall<br />
geworden. Sie werden in der Situation höchster Alarmstufe nach Moskau befördert, ins Spital<br />
Nr. 6, Chtchoukinskaia Straße, wo sie natürlich ausnahmslos sterben werden, selbstverständlich<br />
geheim gehalten und unter klinischer Beobachtung, innerhalb einiger Stunden und einiger Tage.<br />
Sie sind die ersten Extremfälle von Versuchs-Feuerwehrmännern, die atomischem Feuer ausgesetzt<br />
wurden. Sie sind die ersten Feuerwehr- Soldaten von Tschernobyl, Helden dieser Welt. Sie haben<br />
verhindert, dass das Feuer auf die anderen Reaktoren übergriff und verbannten somit die Gefahr<br />
eines sicheren Über- Desasters, einen Atom-Gau mit ungeheuerlichen Folgen.<br />
• Prälat: wasserundurchlässiges dickes Leinenstück, das dazu dient, das Rettungszeug und die Fracht eines Schiffes, die Aufladung<br />
eines Fahrzeugs und einen Berg abgestellter Handelswahre zu schützen.<br />
** „Das Flehen. Tschernobyl, Chroniken nach der Apokalypse“, Svetlana Alexievich.