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TSCHERNOBYL FOREVER / ALLEMAND

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„Du brauchst nicht zu schreien. Sprich normal.<br />

Siehst du...sie haben sogar den Ton vernichtet!“<br />

Piotr wollte mich nicht auf das Dach des höchsten Gebäudes der Stadt begleiten, „zu<br />

verseucht und außerdem gibt es keinen Aufzug“, scherzte er. Er sagt, dass er mich nicht<br />

alleine lassen darf, dass es ihn seine Arbeit kosten würde, wenn mir was passiert.<br />

Ich suche nach Argumente, um ihn zu beruhigen und ihn zu überreden. Schließlich,<br />

nachdem ich seiner Mahnung zur äußersten Vorsicht zugehört hatte und ihm geschworen<br />

hatte, es geheim zu halten, ließ er mich ohne ihn in das Haus gehen.<br />

16 Stockwerke hinaufklettern, um an die Stelle zu gelangen von der aus ich mir sicher<br />

war, den besten Blick auf die Gegend zu haben, und von wo aus ich mir am besten<br />

diese Nacht des 26. Aprils 1986 vergegenwärtigen würde, und gleichsam die Evakuierung<br />

der Stadt am nächsten Tag. Dies Stunden, in denen die Menschheit niederging.<br />

Schauer der Leere voller Anwesender, die mich umgeben, absolute Konzentration auf<br />

den Moment, ich steige langsam höher. An manchen Stellen zeigt der Dosimeter 100<br />

Mal mehr als den Normalwert an. Er spinnt.<br />

Der Sarkophag ist hier, zum Greifen nah. Rund herum, in einem Umkreis von 30 Km,<br />

ist das Gebiet geräumt und unzugänglich. Niemand. Niemand seit 20 Jahren. Niemand<br />

für die Ewigkeit. Stille der Atomwüste.<br />

Ich nähere mich dem Rand, um Piotr ein Zeichen zu geben, dass ich ohne Umstände<br />

hinaufgekommen war. Ich sehen ihn am Fuß eines Gebäudes, Tolstoi lesend und<br />

dabei eine Zigarette rauchend. Ich werfe ihm ein „HOLA“ von hier oben zu, das hallt<br />

als ob ich geschrien hätte, obwohl ich mit meiner Stimme kaum nachgelegt habe. Ein<br />

vielfaches Echo entgegnet mir, metallisch und schrill. Zum Vergnügen mache ich es<br />

nochmals und schreie dieses Mal. Beeindruckend!...<br />

„Du brauchst nicht zu schreien. Sprich normal. Siehst du...Sie haben sogar den Ton<br />

vernichtet!“, sagt Piotr lachend. Er lacht aber oft, mein Reiseleiter.<br />

Ich frage mich, ob er nicht ein wenig spinnt. Wie der Dosimeter.<br />

Das Gebiet der Atomgötter<br />

Ich frage mich, ob ich nicht in eine Zeitblase geraten bin!?<br />

Bin ich in der Stadt der Götter gelandet!? ( Asterix und<br />

Obelix Goscinny/Uderzo).<br />

Ich habe das Gefühl, dass die Bäume wachsen und innerhalb<br />

von Sekunden riesig werden, so wie die die aus den<br />

magischen Eicheln hervorwachsen, die der Druide Panoramix<br />

zubereitet hat, damit der Wald rasch die römische<br />

Besatzung tilgt.

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