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Festspielzeit Winter 2016

Das Magazin der Bregenzer Festspiele

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CARMEN<br />

SPIEL AUF DEM SEE 2017| 1 8<br />

CARMEN<br />

»Wenn ich dich<br />

liebe, nimm dich<br />

in Acht!«<br />

Diese Worte der verführerischen<br />

Carmen aus der<br />

Zigarettenfabrik werden<br />

dem Soldaten Don José im Gedächtnis<br />

bleiben. Sie stammen aus einer<br />

der berühmtesten Arien der Operngeschichte:<br />

Carmens »Habanera«.<br />

Genauso wie ihre »Seguidilla«, das<br />

Lied des Stierkämpfers Escamillo,<br />

Don Josés Arie über die Blume, die<br />

Carmen ihm zugeworfen hat, und<br />

der Einmarsch in die Stierkampfarena<br />

hat die Musik aus Georges<br />

Bizets Oper die Welt erobert.<br />

Spanisches Kolorit, mitreißende<br />

Rhythmen und einprägsame<br />

Melodien – Carmen bietet zahlreiche<br />

Ohrwürmer.<br />

Der spanische Ton in der Musik<br />

war zur Entstehungszeit von Bizets<br />

Oper im 19. Jahrhundert sehr<br />

beliebt. Der Komponist selbst war<br />

nie in Spanien, doch die spanische<br />

Kultur umgab ihn in Paris allerorten:<br />

Bildende Künstler, Musiker, Tänzer,<br />

Literaten kamen von der Iberischen<br />

Halbinsel nach Frankreich, seit<br />

Napoleon zu Beginn des Jahrhunderts<br />

das Land erobert hatte.<br />

»›Spanische‹ Musik war in Paris ein<br />

so beliebter Konsumgegenstand<br />

wie ›ungarische‹ Musik in Wien,<br />

sie überschwemmte die Salons und<br />

Theater, Tänze wie Fandango und<br />

Bolero wurden auf den Bühnen und<br />

Bällen getanzt«, schreibt Wolfgang<br />

Fuhrmann in seinem vor Kurzem<br />

erschienenen Buch über Carmen.<br />

Zahlreiche Künstler reisten<br />

nach Spanien und ließen sich vom<br />

Ruf des Leidenschaftlichen und<br />

Heißblütigen inspirieren, unter<br />

ihnen der Schriftsteller Prosper<br />

Mérimée. Ein Reisebericht von<br />

1840 schilderte Eindrücke von der<br />

Tabakverarbeitung in Andalusien:<br />

»Die Zigarrendreherin von Sevilla ...<br />

muss man am Sonntag oder an den<br />

Stierkampftagen sehen mit ihrem<br />

mit Fransen besetzten ... Rock ...<br />

und der Zigarre, deren Rauch sie<br />

17<br />

einatmet und die sie von Zeit zu<br />

Zeit ihrem Galan reicht.« In seiner<br />

Novelle Carmen machte Mérimée<br />

eine Zigarettendreherin zur Hauptfigur.<br />

Georges Bizet verwandelte sie<br />

gemeinsam mit seinen Librettisten<br />

Henri Meilhac und Ludovic Halévy<br />

in eine Opernfigur.<br />

Eine Zigeunerin als Hauptfigur einer<br />

Oper erregte 1875 Aufsehen. Mit<br />

der Bezeichnung Zigeuner wurden<br />

schon im 19. Jahrhundert ortlose,<br />

oft in kriminelle Handlungen<br />

verwickelte Menschen herabgewürdigt.<br />

Gleichzeitig wurden sie in der<br />

romantischen Kunst als freiheitsliebende,<br />

lustvolle und äußerst<br />

musikalische Menschen verklärt.<br />

So wird Carmen auch in der Novelle<br />

und der Oper dargestellt: Statt dem<br />

Leutnant Zuniga nach ihrer Verhaftung<br />

eine Antwort zu geben, fängt<br />

sie an zu singen. Genau das tut sie<br />

auch, nachdem der Soldat Don José<br />

ihr als Gefangene verbietet zu sprechen.<br />

Als Don José im zweiten Akt<br />

zu ihr kommt, tanzt Carmen nur<br />

für ihn. Eine allein tanzende Frau<br />

hat das Publikum der Uraufführung<br />

wohl schockiert, im Gegensatz zum<br />

Paartanz galt das als unmoralisch.<br />

Vielleicht auch deshalb kommt Don<br />

José der Ruf seines Regiments in

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