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150 Jahre Geschichte Evangelische Kirche Unterschützen

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24 <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> Evang. Pfarrgemeinde <strong>Unterschützen</strong><br />

<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> Evang. Pfarrgemeinde <strong>Unterschützen</strong> 25<br />

Carsten Merker-Bojarra<br />

Aus der <strong>Geschichte</strong> der Pfarrgemeinde<br />

A.B. <strong>Unterschützen</strong><br />

Die Pfarrgemeinde A.B. <strong>Unterschützen</strong> kann heuer auf ihr <strong>150</strong>-jähriges Bestehen<br />

zurückschauen und Gott für seine Liebe und Treue in dieser bewegten<br />

Zeit dankbar sein.<br />

weggenommen. In den <strong>Jahre</strong>n 1673/74 wurden 300 Prediger aus dem Gebiet<br />

des heutigen Burgenlandes aufgrund ihres evangelischen Glaubens verfolgt,<br />

misshandelt, ausgewiesen oder sogar als Ruderknechte auf die Galeeren in<br />

Neapel geschafft.<br />

Die <strong>Evangelische</strong>n waren in dieser Zeit auf den Besuch der Gottesdienste in<br />

einer – meist mehrere Tagesreisen entfernten – ungarischen Artikularkirche<br />

angewiesen oder zum Geheimprotestantismus gezwungen. Wie Gottes<br />

Wort damals trotz Verbot gelesen wurde, bezeugen Lutherbibeln aus dem<br />

Reformationsjahrhundert mit vielen Eintragungen aus der Familiengeschichte<br />

ihrer Besitzer.<br />

Die Anfänge evangelischen Glaubens und Lebens gehen auch in unserem<br />

Gebiet bis in die Reformationszeit zurück. Die damaligen Herren auf Schloss<br />

Bernstein, die Königsberger, zu deren Herrschaftsbereich auch <strong>Unterschützen</strong><br />

gehörte, waren der großen Bewegung der Reformation zugetan und Gönner<br />

der protestantischen Geistlichkeit. Als erster uns bekannter Pfarrer unserer<br />

Gegend wird uns Alexius Pichler genannt (1565-1580 Oberschützen). Aus dem<br />

Jahr 1569 ist uns das erste Urbar des Dorfes erhalten, in dem die Namen und<br />

Höfe unserer Vorfahren verzeichnet sind. Wir lesen dort, dass die Gemeinde<br />

„Undern Schützen“ der Gemeinde „Obern Schützen“ eingepfarrt ist. Demnach<br />

waren die Unterschützer damals evangelisch. Denn die Katholiken gehörten<br />

seit alters her nach Pinkafeld.<br />

Wie sehr die Adelsgeschlechter in unserem Land damals die Ausbreitung des<br />

lutherischen Bekenntnisses gefördert haben, zeigt auch die feierliche Einweihung<br />

des Kurbades in Tatzmannsdorf im <strong>Jahre</strong> 1620 durch die evangelische<br />

Geistlichkeit unter der Patronanz von Franz von Batthyany.<br />

Als die Gegenreformation begann, konnten die Oberschützer und Unterschützer<br />

noch den Gottesdienst in Tatzmannsdorf besuchen, der in einer<br />

Scheune eines Adeligen stattfand. <strong>Evangelische</strong>r Pfarrer war dort seit 1644<br />

der Schlesier Peter Hempel. Der letzte evangelische Bischof dieser Zeit, Gregor<br />

Musay, visitierte zweimal die Pfarre zusammen mit zwei Senioren (1652<br />

und 1661). Bei der zweiten Visitation waren auch Christoph Bruckner aus<br />

Oberschützen und Matthias Böhm aus <strong>Unterschützen</strong> zugegen.<br />

Da die Bergleute noch längere Zeit begünstigt wurden, konnte in Sulzriegel<br />

eine evangelische <strong>Kirche</strong> (Bethaus) gebaut werden, nachdem der Gottesdienst<br />

unter dem Druck der Gegenreformation aufhören musste. Aber auch dieses<br />

Bethaus wurde den Gläubigen nach 1673 zur Zeit der großen Verfolgung<br />

1781 erließ Kaiser Josef II. das Toleranzedikt. Schon zwei <strong>Jahre</strong> später wurde<br />

in Oberschützen eine <strong>Kirche</strong> errichtet. Damals gab es – trotz 100-jähriger<br />

Unterdrückung – in <strong>Unterschützen</strong> 462 <strong>Evangelische</strong> und 30 Katholiken. Von<br />

allem Anfang an gab es in <strong>Unterschützen</strong> einen evangelischen Lehrer, denn die<br />

<strong>Kirche</strong>nvisitation 1787 erwähnt den Lehrer Johann Urbany. In diese Zeit fällt<br />

auch der Bau der ersten evangelischen Schule. Sie stand als strohgedecktes<br />

Gebäude bis 1861 auf dem heutigen <strong>Kirche</strong>ngrund.<br />

Als einer der ersten Lehrer, die in den von Pfarrer G. A. Wimmer in Oberschützen<br />

gegründeten Schulanstalten ausgebildet worden waren, kam der aus<br />

Reutlingen (Württemberg) stammende Bernhard Aikelin nach <strong>Unterschützen</strong>.<br />

Er war der Großvater des späteren Pfarrers Adalbert Aikelin, der ebenfalls<br />

in <strong>Unterschützen</strong> tätig war.<br />

Achtzig <strong>Jahre</strong> gehörte <strong>Unterschützen</strong> zur Pfarrgemeinde Oberschützen. Schon<br />

Pfarrer G. A. Wimmer trat für die Eigenständigkeit von <strong>Unterschützen</strong> als<br />

Pfarrgemeinde ein. Steine zum Bau der <strong>Kirche</strong> wurden schon 1846 gekauft<br />

und zum Bauplatz geschafft, aber das Revolutionsjahr 1848 machte den Bau<br />

vorläufig unmöglich.<br />

Die Bewilligung zum Bau der <strong>Kirche</strong> wurde erst im <strong>Jahre</strong> 1858 gegeben, und<br />

die Trennung von der Muttergemeinde wurde 1859 genehmigt.<br />

Der Bau der Gebäude schritt durch den engagierten Einsatz der Ortsbevölkerung<br />

von <strong>Unterschützen</strong> schnell voran. Länger dauerte die Ablösung von<br />

Oberschützen.<br />

Am 12. September 1859 wurde der Grundstein zu <strong>Kirche</strong>, Pfarrhaus und<br />

Schulhaus gelegt. Schon zwei <strong>Jahre</strong> danach, am 24. November 1861, konnten<br />

die <strong>Kirche</strong> und die Schule von Superintendent Matthias Haubner eingeweiht<br />

werden. Das Pfarrhaus wurde im Frühjahr 1862 fertig.

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