LEGION DER VERLORENEN - ARRI Group
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Eine Frage<br />
der Werktreue<br />
Restoration & Archiving<br />
bei <strong>ARRI</strong> Film & TV<br />
Nach der spektakulären Restaurierung von Berlin Alexander platz<br />
im Jahr 2006 hat sich Juliane Lorenz, Präsidentin der Rainer-<br />
Werner Fassbinder-Foundation in Berlin, 2009 erneut an <strong>ARRI</strong><br />
Film & TV gewandt, um ein weiteres wegweisendes, aber kaum<br />
noch bekanntes Meisterwerk des deutschen Regie-Ausnahme -<br />
talents dem Vergessen zu entreißen: Fassbinders Welt am Draht<br />
aus dem Jahr 1973. Damit konnte das Publi kum der 60. Berlinale<br />
staunend mit Fassbinders einzigem Science Fiction Film ein Werk<br />
wiederentdecken, das sich be reits 26 Jahre vor The Matrix und<br />
dem von Roland Emmerich produzierten The 13th Floor mit dem<br />
Thema „Virtuelle Welten“ auseinandersetzte. Grund genug sich<br />
mit Markus Kirsch, Head of TV Postproduction, der bei <strong>ARRI</strong><br />
Film & TV die Restaurie rungs arbeiten an dieser zweiteiligen<br />
Fernsehproduktion des WDR leitete, einmal darüber zu unter -<br />
halten, welche Möglich keiten heute zur Rettung von wertvollem<br />
Archiv-Material zur Verfügung stehen, welchen Wert das Wissen<br />
um traditionelle analoge Filmformate noch immer hat, und<br />
warum man einen Film auch kaputt restaurieren kann.<br />
Vision<strong>ARRI</strong>: Was waren für Sie die<br />
interessanten Aspekte während der<br />
Restaurierung von Welt am Draht?<br />
Markus Kirsch: Interessant war zum einen<br />
die Konstellation und die Größe des Projek -<br />
tes, das unter der federführenden Leitung<br />
von Frau Lorenz von der Fassbinder-Foun -<br />
dation stand und kreativ durch Michael<br />
Ballhaus begleitet wurde. Als Kameramann<br />
von Welt am Draht war er natürlich für uns<br />
der ideale Ansprechpartner in allen Phasen<br />
der Restaurierung. Es war für ihn sicher auch<br />
ein Erlebnis, sich mit seinem Werk nach 37<br />
Jahren noch einmal so intensiv auseinander<br />
zu setzen.<br />
VA: Bei <strong>ARRI</strong> wurde ja schon Berlin<br />
Alex anderplatz bearbeitet. Wo rin<br />
lag diesmal die Herausforderung?<br />
MK: Welt am Draht war ursprünglich eine<br />
reine TV-Produktion des WDR in zwei<br />
Teilen. Das Material war beim Sender die<br />
ganzen Jahrzehnte eingelagert und kam in<br />
einem sehr kritischen Zustand hier bei <strong>ARRI</strong><br />
Film & TV an. Es handelte sich um geschnit -<br />
tenes 16 mm Umkehrmaterial (Kodak/East -<br />
man Ektachrome), das nicht ganz so ein -<br />
fach zu bearbeiten ist. Rückblickend ge -<br />
sehen war sehr viel Restaurierungsaufwand<br />
nötig, teilweise sogar mehr als bei Berlin<br />
Alexanderplatz.<br />
�BARBARA VALENTIN<br />
�AM SET: Ulrich Prinz, Adrian Hoven, Rainer<br />
Werner Fassbinder, Michael Ballhaus, Team<br />
VA: Wie sind Sie im Einzelnen<br />
vorgegangen?<br />
MK: Nach der Eingangskontrolle musste<br />
das Originalmaterial zunächst erst einmal<br />
mechanisch nachbearbeitet werden. Defekte<br />
Klebestellen und Perforationsschäden wur -<br />
den restauriert. Im Anschluss wurde das<br />
Filmmaterial ultraschallgereinigt. Nach<br />
diesen mechanischen Arbeiten konnte das<br />
Material über den <strong>ARRI</strong>SCAN mit Digital<br />
ICE in 2K digitalisiert werden. Dabei wurde<br />
genau darauf geachtet, dass der gesamte<br />
Dichteumfang des Original materials in das<br />
cineon Format übernommen wurde. Zusätz -<br />
lich wurde aus dem Infrarot Kanal eine<br />
Defect Map erzeugt, welche Schmutz und<br />
Photos: © RWFF