LEGION DER VERLORENEN - ARRI Group
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THE PACIFIC<br />
„DA GIBT’S GIFTIGE<br />
SCHLANGEN,<br />
GIFTIGE SPINNEN,<br />
PFLANZEN, DIE<br />
EINEN STECHEN,<br />
PFLANZEN MIT<br />
HAKEN, IRUKANDJI<br />
WÜRFELQUALLEN<br />
UND NATÜRLICH<br />
KROKODILE.<br />
GLÜCKLICHERWEISE<br />
WURDE NIEMAND<br />
VERLETZT.”<br />
8<br />
Vor Produktionsbeginn trafen wir uns länger<br />
in Sydney und hielten dann die Ver bindung<br />
aufrecht. Steve sah meine Muster und ich<br />
seine, so waren wir immer auf dem Laufen -<br />
den, was der andere jeweils machte, aber<br />
entscheidend war, dass wir unter schied -<br />
liche Regisseure hatten. Und Regisseure<br />
haben nun mal ihren eigenen Stil. The<br />
Pacific ist gewissermaßen das Gegenstück<br />
zu Band of Brothers, darum war uns im<br />
Wesentlichen der Look, den wir anstreben<br />
mussten, klar. Wir beide wollten einen sehr<br />
ehrlichen Umgang mit den Bildern, keine<br />
aufgesetzte Kinooptik. Es sollte wie eine<br />
Dokumentation aussehen, ohne absichtlich<br />
irritierend zu wirken. Also keine verwackel -<br />
ten Bilder – wenn wir die Handkamera<br />
verwendeten, dann auf die bestmögliche<br />
Weise, so dass man das kaum den Bildern<br />
ansieht. Wir strebten eine klassische Bild -<br />
sprache an, etwas Dauerhaftes, nichts, was<br />
nur eine kurzfristige Mode der Filmästhetik<br />
repräsentiert.<br />
VA: Stand jemals zur Disposition,<br />
dass dieses Projekt anders als auf<br />
Film enstehen sollte?<br />
RA: Wenn ja, dann bevor ich mit an Bord<br />
war. Und wenn danach gesagt worden<br />
wäre, wir machen das jetzt mit der Red,<br />
dann hätte ich mich geweigert. Ich erinnere<br />
mich, dass Postproduction Coordinator<br />
Todd London einmal erwähnte, es habe zu<br />
Beginn des Projekts Überlegungen gege -<br />
ben, digital aufzuzeichnen, aber man kam<br />
sehr schnell überein, dass das hier der<br />
falsche Ansatz sein würde. Wir hatten ein<br />
ordentliches Budget und ich bin der<br />
Meinung, dass der finanzielle Vorteil von<br />
digitalen Aufnahmen nur dann greift, wenn<br />
das Geld fehlt. Außerdem war uns klar,<br />
dass der Kontrastumfang ziemlich extrem<br />
werden würde, und wir wollten den gele -<br />
gentlich voll auschöpfen, ohne dabei<br />
Details zu verlieren.<br />
VA: Der Unterschied in den Lichtver -<br />
hältnissen an einem weißen Strand<br />
in der Sonne und unter dem Blätter -<br />
dach des Dschungels muss gewaltig<br />
gewesen sein.<br />
RA: Das war in der Tat das größte Problem<br />
für mich. Im Norden von Queensland wird<br />
von den Naturschützern alles extrem behü -<br />
tet. Im Waldgebiet durften wir nicht tiefer<br />
als 20 cm graben und auch kein Blattwerk<br />
entfernen. Man hatte mir zugesichert, dass<br />
das Wetter schön sein würde, tatsächlich<br />
hatten wir die ganzen Tage dort bedeckten<br />
Himmel. Richtig gut drehen konnte man nur<br />
zwischen elf Uhr vormittags und drei Uhr<br />
nachmittags. Danach wurde es richtig<br />
finster, selbst für empfindlichen Film ohne<br />
Filter. Wir hatte einige bleierne Tage. Die<br />
fehlende Sonne war ein echter Spielver -<br />
derber, weil wir uns diese kleinen Sonnen -<br />
lichtspritzer gewünscht hatten, die von<br />
oben durchbrechen. Einen natürlichen Look<br />
in einem so düsteren Wald zu erzeu gen,<br />
war richtig schwierig.<br />
VA: Die Japaner griffen oft in der<br />
Dunkelheit an. Wie fotografiert<br />
man Dschungelkrieg in der Nacht?<br />
RA: Leuchtkugeln sind eine Möglichkeit.<br />
Aber es ist immer problematisch, wenn<br />
man einen Lichtwechsel im Verlauf einer<br />
län ge ren Sequenz hat. Was passieren<br />
kann, ist, dass man die Aufnahme macht<br />
und das Timing der Leuchtkugeln dabei<br />
stimmt, aber im Schneideraum dann der<br />
Editor einen Ausschnitt wählt, in dem die<br />
Leuchtkugel Wirkung zeigt und dann in<br />
eine Szene umschneidet, wo das nicht<br />
vorgesehen ist, oder auch anders herum.<br />
Wenn man einen Lichtwechsel hat, muss<br />
der Editor das berücksichtigen. Dichten<br />
Dschungel auszuleuchten, hat etwas von<br />
einem Schachspiel an sich. Wir mussten<br />
das Licht so einsetzen, dass wir von einem<br />
Moment auf den anderen die Kamera -<br />
richtung ändern konnten. Das Blattwerk<br />
verrät leicht die Lichtquelle, und das sieht<br />
dann unecht aus. Wir verwendeten oft<br />
getarnte Kräne und Masten im Bild, um für<br />
ein dezentes, weiches Licht zu sorgen.<br />
VA: Haben die Fortschritte bei den<br />
Grading-Tools im DI seit Band of<br />
Brothers es einfacher gemacht, die<br />
Ungereimtheiten auszugleichen?<br />
RA: Ich konnte mich mit unserem Coloristen<br />
zusammensetzen und alle Episoden, die ich<br />
gemacht hatte, hinsichtlich des Looks durch -<br />
sprechen. Er kannte also meine Auffassun -<br />
gen. Ein Beispiel: In den Episoden eins und<br />
zwei kommen nächtliche Gefechte mit Leucht -<br />
kugeln vor. Einer der Effekte von Mond licht<br />
ist, dass das Auge kein Grün wahrnimmt.<br />
Daher sagte ich dem Lichtbe stimmer, dass<br />
das Blattwerk zu Grau ent sättigt werden<br />
sollte. Wenn aber eine Leucht kugel oder<br />
eine Explosion hochgeht, sollte das Grün<br />
wieder durchkommen dürfen. Selbst wenn<br />
der Schnitt nach dem Grading noch einmal<br />
geändert wurde, konnte er das dann in<br />
diesem Sinne nach bearbeiten, weil wir das<br />
so besprochen hatten.<br />
Das Negativ wurde in Melbourne ent -<br />
wickelt, und Digital Pictures machte die Ab -<br />
tastung der Arbeitskopie für die Schnitt -<br />
crew, die mit uns in Australien war. Die<br />
Muster wurden anhand von JPEG-Bildern,<br />
die ich mitlieferte, gegradet. Eines der<br />
immer wiederkehrenden Probleme ist<br />
nämlich, dass, wenn die Farben in den<br />
Mustern oder im Schnitt nicht stimmen, sich<br />
die Leute daran gewöhnen und dann nicht