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LEGION DER VERLORENEN - ARRI Group

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Photos: © Kinowelt<br />

und einer Datenbank, in die alles minutiös eingepflegt wird. Wenn<br />

das Ganze bei uns im Roboter, also in der Tape-Library vorliegt,<br />

dann können wir genauso wie beim Scannen von Film eine XML,<br />

basierend auf einer EDL (Edit Decision List) an die Tape-Library<br />

schicken und der Roboter holt uns selektiv die Daten wieder<br />

zurück, die wir Online brauchen. Wir müssen nicht das komplette<br />

Rohmaterial zurückholen, was ja eine riesige Datenmenge wäre,<br />

sondern wir können selektiv nur die Daten von Tape einlesen und<br />

dann für das Grading aufberei ten, die wirklich im finalen Schnitt<br />

vorhanden sein sollen. Dazu haben wir vorab mit dem Editor<br />

(Jochen Künstler) von Mahler auf der Couch die entsprechenden<br />

Settings definiert und den Workflow erarbeitet.<br />

VA: Wie werden die Daten dann für das DI vorbereitet?<br />

HS: Es gibt von Herstellerseite, gerade bei der Red, keine wirklich<br />

konkreten Angaben, wie etwas zu entwickeln ist. Wenn in Roh -<br />

daten gedreht wird, muss man das ja zunächst wie ein Negativ<br />

behandeln, quasi ein ‚digitales Negativ’ entwickeln. Dazu gibt es<br />

einige Software-Tools vom Hersteller selbst, die mit gewissen<br />

Settings zum gewünschten Ergebnis führen können. Dazu benötigt<br />

man aber zunächst viele Tests. Hier bei <strong>ARRI</strong> haben wir inzwischen<br />

die entsprechenden Erfahrungswerte, für welchen Workflow<br />

welches Setting zum besten Resultat führt. Für die Lichtbestimmung<br />

können wir aus den Rohdaten entweder DPX-Files (Digital Picture<br />

Exchange) generieren, mit denen weiter gearbeitet wird, wir<br />

können aber auch über verschiedene Software-Tools direkt mit den<br />

Rohdaten arbeiten.<br />

FM: Die Software-Suiten, die wir hier bei <strong>ARRI</strong> verwenden, also<br />

Clipster, Nucoda oder im konkreten Fall Lustre sind alle Rohdaten -<br />

fähig, können also auch Red-Raw-Daten nativ einlesen. Die Vor -<br />

korrektur, bzw. Wandlung für das Lustre über Parameter, die man<br />

auf diese Rohdaten einstellt, wird dabei nicht Bild für Bild indivi -<br />

duell gemacht, sondern man versucht zunächst eine allge meine<br />

Basis zu finden, die für das Gesamt material funktioniert. Nur da,<br />

wo es Probleme gibt, geht man dann noch einmal ins Detail.<br />

Man sucht also zunächst zusam men mit dem Kameramann einen<br />

Konsens und macht dann im Grading die eigentliche Anpassung,<br />

um nicht in der Raw-Wandlung schon alles zu erschlagen. Das ist<br />

übrigens nicht viel anders als bei Film. Wenn man einen Scan von<br />

einem Negativ macht, dann kommt dieser ja auch nicht vom<br />

Scanner schon richtig korrigiert.<br />

HS: Vor allem sind wir darauf bedacht, den kompletten Dichte -<br />

umfang in den Daten oder auf dem Negativ mit ins Grading zu<br />

übertragen. Damit hält man sich alle Möglichkeiten offen. Sollte<br />

es den einen oder anderen Shot geben, bei dem man nicht zu<br />

befriedigenden Ergebnissen kommt, zu wenig Zeich nung im Bild<br />

ist, können wir immer noch auf die Rohdaten zurückgreifen und<br />

mit einem anderen Setting versuchen, das Resultat zu optimieren.<br />

VA: Gibt es aus Sicht des Coloristen gar keine Unter -<br />

schiede mehr zwischen Film- und Videomaterial?<br />

FM: Für einen Coloristen ist die Arbeit mit auf Red gedrehtem<br />

digitalem Material natürlich nie hundertprozentig eins zu eins zu<br />

Film, man hat andere Grenzen zu beachten. Hauttöne, oder auch<br />

Außenaufnahmen können knifflig sein. Da braucht man bisweilen<br />

länger, um im DI das Optimum zu finden. Wir waren aber im<br />

gegebenen Fall trotzdem erstaunlich schnell, haben insgesamt nur<br />

rund zehn Tage benötigt. Erste Tests haben wir im Dezember 2009<br />

unternommen, die eigentliche Lichtbestim mung fand dann Anfang<br />

Januar statt. Die hohe Quali tät des Materials beweist dabei vor<br />

allem, wie gut Benedict Neuenfels mit dieser Kamera vertraut ist,<br />

und was er aus ihr an Bildern herauszuholen vermag.<br />

VA: Was war das Besondere an seiner Kamera-Arbeit?<br />

FM: Mahler auf der Couch ist vom Einsatz der Kamera recht un ge -<br />

wöhnlich. Benedict Neuenfels spricht seine eigene Bild sprache mit<br />

der Red Kamera. Neuenfels hat viel mit Farben gespielt, zum Teil<br />

auch extreme Farbsituationen gesetzt. Der Film bedient sich auch<br />

mehrerer visueller Ebenen, weil darin quasi-dokumentarische<br />

Elemente mit Spielsituationen abwech seln. Die Herausforderung für<br />

mich war also, seinen spezifi schen Look über den ganzen Film<br />

durchzuhalten und so eins zu eins in die Kinokopie zu bringen.<br />

VA: Sehen Sie in der Formate-Vielfalt des aktuellen<br />

Filmschaffens auch positive Aspekte?<br />

HS: Durch das DI ist es erst möglich geworden, unterschied liche<br />

Ausgangsformate zu mischen, egal ob nun 35 mm, 16 mm oder<br />

Videoformate. Und das Schöne dabei ist, dass man das alles<br />

inzwischen auf einen hohen Nenner bringen kann, eine Homo -<br />

genität in der Qualität des Outputs generieren kann, wie das<br />

früher so nicht möglich war. Wir verfügen inzwischen über zahl -<br />

reiche Tools, um qualitativ problemati sches Material besser aus -<br />

sehen zu lassen, um es an Highend-Material zu matchen. Wir<br />

können so konsistente Looks generieren, was gerade bei den<br />

Übergängen von einem Format zum anderen wichtig ist. Schön ist,<br />

dass für diesen konkreten Film ein Format aus kreativen Gründen<br />

gewählt wurde, um einen bestimmten Look zu erzeugen, nicht nur<br />

um ein bestimmtes Produktions-Budget zu bedienen. Dass Benedict<br />

Neuenfels jetzt auch mit seinem nächsten Projekt wieder zu <strong>ARRI</strong><br />

gekommen ist, gibt uns das gute Gefühl, dass unsere Zusammen -<br />

arbeit mit Mahler auf der Couch erfolgreich war. ■<br />

Ingo Klingspon<br />

VISION<strong>ARRI</strong><br />

Mahler auf der Couch wurde von August bis Oktober 2009 in Österreich,<br />

Bayern und den Niederlanden realisiert. Die Produzenten sind Eleonore<br />

Adlon, Burkhard Ernst (Cult Film) und Konstantin Seitz (Pelemele Film &<br />

Stage).<br />

�ALMA MAHLER (Barbara Romaner) und ihre Mutter Anna Moll (Eva Mattes) �DIE KONTRAHENTINNEN Alma Mahler (Barbara Romaner) und<br />

�MAHLER (Johannes Silberschneider) auf der Couch bei Freud (Karl Markovics)<br />

Mahlers Verflossene Anna von Mildenburg (Nina Berten)<br />

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