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LEGION DER VERLORENEN - ARRI Group

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Kino-Geschichte<br />

„Wir waren hinsicht lich des Looks und der<br />

Ziel setzung des Films kreativ auf einer<br />

Wellen länge“, fährt er fort. „Ali ist ein<br />

äußerst gebildeter, scharfsinniger Mann,<br />

der weiß, was er will und wie er es<br />

bekommt.“<br />

Für jeden der drei Hauptakteure wurde<br />

eine ganz eigenständige Bildsprache ge -<br />

fun den, wie Brierley erläutert: „Der Hand -<br />

lungsstrang der indischen Figur hat einen<br />

warmen Tabakton als Look, die Farbe und<br />

das ‚Lebensgefühl’ der alten Stadtviertel<br />

Dubais. Der europäische Teil ist in einem<br />

kühlen, bläulichen Ton gehalten, während<br />

in den Szenen mit dem Mann aus den<br />

Emiraten die Grüntöne vorherrschen.<br />

Brierley entschied sich stilistisch für zwei<br />

ver schiedene Herangehensweisen in der<br />

Kameraarbeit. „Wir nahmen die erste<br />

Hälfte – bis zum Zusammenprall der Kul -<br />

turen – mit der Handkamera auf, um das<br />

Ganze etwas unruhiger zu machen, weil<br />

alles irgendwie unbehaglich ist, und sich<br />

die Hauptpersonen auf der Suche nach<br />

etwas befinden. Nach der Mitte der Hand -<br />

lung wird der Look viel kontrollierter, weil<br />

wir die Kamera vom Stativ aus einsetzten.<br />

Eine statische Kamera ver setzt die Zu schauer<br />

in eine entspanntere Haltung, wäh rend die<br />

Handkamera etwas Unmittelbares hat.“<br />

Die Arbeit in der Wüstenmetropole erwies<br />

sich für den Kameramann als Quell der<br />

Freude. „Den Film hätte man genauso gut<br />

City of Light nennen können“, begeistert er<br />

sich. „Allein die Vielzahl der Lichter ist<br />

unbeschreiblich, besonders bei Nacht. Die<br />

alten Stadtviertel sind ein einziges Funkeln<br />

von Neon und Farbe.“<br />

Abseits der Touristenpfade fand Brierley<br />

ähn lich reizvolle Drehorte: „Die Innenstadt<br />

von Dubai ist wirklich erstaunlich fotogen“.<br />

„Unsere Absicht war, die Alt stadt in Kont -<br />

rast zu den neuen Stadtvierteln zu setzen.“<br />

Eine der großen Herausforderungen des<br />

Drehbuchs war die schiere Menge an<br />

Locations, die sichergestellt werden mussten.<br />

„Zeitnot war unser größter Feind“, äußert<br />

sich Mostafa. „Wir drehten den Film in 36<br />

Tagen ab, in denen wir 80 Darsteller und<br />

14O Mitglieder der Aufnahmecrew an 42<br />

Drehorte bringen mussten.“ Entsprechend<br />

wertvoll erwies sich die Unterstützung<br />

durch die Behörden vor Ort. „Ein Projekt<br />

dieser Art hatte es in Dubai zuvor nie<br />

gegeben, die Leute waren einfach nicht<br />

daran gewöhnt“, fährt der Regisseur fort.<br />

„Ohne die fabelhafte Unterstützung durch<br />

die Polizei hätten wir das nicht geschafft.“<br />

Auch wenn sich die Silhouette der Stadt<br />

massiv verändert hat, so gibt es doch noch<br />

Stadtviertel, die bislang von der Entwick -<br />

lung verschont geblieben sind und die<br />

Atmosphäre des alten Dubai erahnen<br />

lassen. Mostafa fand es wichtig, die Hand -<br />

lungsstränge des Inders und des Manns aus<br />

den Emiraten hier anzusiedeln. „Ich wollte<br />

Orte zeigen, die den Touristen unbekannt<br />

sind, so wie Satwa“, berichtet er. „Einer<br />

meiner besten Freunde ist dort aufge wach -<br />

sen. Vor kurzem wurde dieser Stadtteil<br />

abgerissen, um Platz für Wolkenkratzer zu<br />

schaffen. Ich wollte das alles noch einmal<br />

dokumentieren, damit es uns für immer<br />

erhalten bleibt.“<br />

Speziell in einer Szene erfasst City of Life<br />

die Stadt in ihrer ganzen Pracht. „Es gibt<br />

eine extreme Landschaftsaufnahme, bei der<br />

wir von einem Typen auf einem staubigen<br />

kleinen Platz in der Innenstadt wegzoo -<br />

men“, erläutert Brierley. „Die Kamera<br />

schwenkt immer weiter nach oben, und<br />

dann sieht man die Stadt im Hintergrund –<br />

ein einziges glitzerndes Juwel. Die reinste<br />

�HINTER <strong>DER</strong> KAMERA Michael Brierley (SASC), links der 2. Kamera-<br />

Assistent Mustafa Tyebkhan und rechts Key Grip Andy Gribble<br />

VISION<strong>ARRI</strong><br />

Postkartenidylle.“ Dazu Produzent Tim<br />

Smythe: „Wir hatten die Kamera auf einem<br />

40 Meter hohen Baukran. Es gibt auf der<br />

Welt keinen Kamera kran, der so eine Auf -<br />

nahme ermög lichen würde.“<br />

Es war auch pures Glück, dass die Pro duk -<br />

tion freien Zugang zu einer sechs spurigen<br />

Autobahn bekam, und so eine der Schlüssel -<br />

szenen des Films problemlos realisiert wer -<br />

den konnte. „Es handelte sich um eine<br />

Strecke, die für den Verkehr noch nicht frei -<br />

gegeben war“, erklärt Smythe. „Norma ler -<br />

weise steht einem ja keine Auto bahn mitten<br />

in einer Stadt beliebig lang zur Verfügung.“<br />

Neben den Aufnahmen in der Stadt bildet<br />

in City of Life auch die neu gestaltete Küste<br />

einen Handlungshintergrund. Dubais Vor -<br />

zeigebauprojekt The World, eine Anlage<br />

von 300 künstlichen Inseln, liefert den<br />

Schauplatz für eine romantische Szene des<br />

Films. Während einer Einstellung auf einem<br />

Boot zoomt die Kamera weg in die Totale<br />

und eröffnet den Blick auf die Inseln.<br />

Der Produktion stand nur ein schmales Zeit -<br />

fenster zur Verfügung, um alle gewünschten<br />

Takes in den Kasten zu bekommen, sowohl<br />

auf dem Boot, als auch aus der Luft. „Das<br />

war ziemlich heikel, da wir nur ein Boot und<br />

einen einzigen Morgen für die Aufnah men<br />

zur Verfügung hatten“, berichtet Smythe.<br />

Platz zwei an den Kinokassen in den Ver -<br />

einigten Arabischen Emiraten war jedoch<br />

für das Team ein enormer Erfolg. „Das gute<br />

Abschneiden des Films beim Publikum ist<br />

unglaublich ermutigend“, freut sich Ali<br />

Mostafa. „Es belegt, dass ein Interesse an<br />

hochklassigen, einheimischen Spielfilmen<br />

existiert, und dass solche Produktionen<br />

sowohl kommerziell als auch kulturell<br />

machbar sind.“ ■<br />

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