LEGION DER VERLORENEN - ARRI Group
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Photo: David Goldberg<br />
�REMI ADEFARASIN (BSC) richtet eine<br />
Einstellung ein, unter ihm ist Simon Finney<br />
den Look umsetzen wollen, den man sich<br />
vor gestellt hatte. Die endgültige Lichtbe stim -<br />
mung fand dann in den USA statt, wo ich<br />
mit dem Lichtbestimmer einige Zeit verbrin -<br />
gen konnte. Aber selbst, wenn das nicht so<br />
gewesen wäre, hätte er anhand der Muster<br />
zumindest eine ziemlich genaue Vorstellung<br />
davon gehabt, was ich beabsichtigte.<br />
VA: Es gibt eine Sequenz, in der Sie<br />
und die anderen Kameraschwenker<br />
die Kamera in einer langen Einstel -<br />
lung von einem zum anderen weiterreichen.<br />
Wie kam das zustande?<br />
RA: Die Anregung stammte aus einem<br />
wunderbaren Werk mit dem Titel Soy Cuba<br />
(Ich bin Kuba; Regie: Mikhail Kalatozov),<br />
ein russischer Film mit politischer Botschaft,<br />
der um 1964 in Kuba gedreht wurde. Die<br />
Aufnahmen wurden mit einem extremen<br />
Weitwinkel-Objektiv gemacht, und die<br />
Kameraarbeit ist streckenweise unglaublich.<br />
Es war wohl die Kultur des Kommunismus,<br />
die die Idee aufkommen ließ, die Kamera<br />
von einer Person zur anderen weiterzu -<br />
reichen. Dieser Film konnte nur von einem<br />
nicht ‚besitzergreifenden‘ Operator reali -<br />
siert werden. Ich versuchte Szenen in The<br />
Pacific zu finden, in denen meine Schwen -<br />
ker (Simon Finney, Ben Wilson) und ich –<br />
also Leute, die seit Jahren zusammen gear -<br />
beitet hatten – in gegenseitigem Vertrauen<br />
die Kamera in dieser Weise weiterreichen<br />
konnten. Wir machten so einige Aufnah -<br />
men, vorwiegend in Episode fünf, ein -<br />
schließlich einer Szene am Strand, die mit<br />
Handkamera anfängt, an jemanden auf<br />
einem Kran weitergereicht wird, und dann<br />
bei einem anderen endet, der damit weg -<br />
rennt.<br />
�SIMON FINNEY bereitet eine Szene vor, bei der die Kamera an<br />
drei verschiedene Kameraschwenker weitergereicht wird<br />
VA: Haben sie in der Regel mit mehr<br />
als einer Kamera gearbeitet?<br />
RA: Wir mussten mit mehreren Kameras<br />
arbeiten, was immer ein Glückspiel ist, weil<br />
man dabei ganz weit weg vom Geschehen<br />
mit dem Teleobjektiv landen kann. Teilweise<br />
war es notwendig, dass eine der Haupt -<br />
kameras ganz nah an die Action heran -<br />
ging, damit die Zuschauer das ganze<br />
Grauen mitbekommen. Dann mussten die<br />
anderen Kameras aufpassen, dem mög -<br />
lichst aus dem Weg zu gehen. In Band of<br />
Brothers hatten wir eine Szene, bei der die<br />
Explosionen so langwierig zu installieren<br />
waren, dass wir zu der Auffassung kamen,<br />
sie mit drei Kameras und Objektiven mit<br />
geringerem Bildwinkel aufzunehmen. Wir<br />
hatten eine wunderbare Abdeckung, aber<br />
es war emotional nicht packend. Man<br />
fühlte den Vorgang nicht mit dem Schau -<br />
spieler mit. Also machten wir das Ganze<br />
noch einmal mit einer Kamera, die direkt<br />
hinter ihm herlief, und diesmal bekam man<br />
wirklich ein Gefühl für diese höllische Er -<br />
fah rung. Das hatten wir also dabei gelernt.<br />
Nichtsdestoweniger kann man wichtige<br />
Explosionsszenen nicht nur mit einer<br />
Kamera aufnehmen. Darum verwen deten<br />
wir manchmal eine Kamera mitten im<br />
Geschehen, während die anderen die Peri -<br />
pherie abdeckten.<br />
VA: Warum haben Sie sich für die<br />
Ultra Prime Objektive entschieden,<br />
und wurden diese mit unterschied -<br />
lichen Blendeneinstellungen ver -<br />
wendet?<br />
RA: Zunächst einmal aus Gewichtsgrün den.<br />
Master Prime Objektive sind fantas tisch,<br />
VISION<strong>ARRI</strong><br />
aber wenn man über ein Schlachtfeld<br />
rennen muss, sind sie einfach deutlich<br />
schwerer. Wir legten Wert auf überragende<br />
Qualität und Auflösung, und da hat Zeiss<br />
mit den Ultra Primes ganze Arbeit geleistet.<br />
Ich gehe ungern über T2 hinaus, wegen<br />
der geringen Schärfentiefe. Mit einem Weit -<br />
winkelobjektiv in einer statischen Einstel -<br />
lung ist das in Ordnung, aber wenn man<br />
jemandem mit der Kamera folgt, und die<br />
Nase ist scharf, aber das Ohr ist matschig,<br />
dann kann das ziemlich irritierend wirken<br />
und die Stimmung killen. Ich habe mich<br />
bemüht, die Blendenöffnung nicht unter T8<br />
zu halten, manchmal sogar bei T11. Im<br />
Dschungel hätte ich das auch gern ge -<br />
macht, aber bei einigen Einstellungen war<br />
ich da bei T2.8.<br />
VA: Haben Sie viele Filter verwendet?<br />
RA: Wir trafen die kreative Entscheidung,<br />
die ganze Serie auf Tungsten-Filmmaterial<br />
zu drehen, aber ohne 85 Filter. Das hebt<br />
das Niveau der Blau-/Grün-Töne im Blatt -<br />
werk des Dschungels an, was sehr hilfreich<br />
war. Es beeinträchtigt nur wenig die Farb -<br />
qualität, gibt dem Ganzen aber einen<br />
gewissen altmodischen Look. Wir haben<br />
die Farben nachträglich natürlich wieder<br />
korrigiert, aber irgendwas bleibt dabei<br />
anders, das man nicht genau benennen<br />
kann, was aber nicht unecht wirkt. Wir<br />
haben viel mit ND-Filtern gearbeitet, und<br />
wenn nicht, dann wenigstens mit Optical<br />
Flats, wegen der Explosionen und dem<br />
herumfliegenden Sand, Schweiß und Blut.<br />
■<br />
Mark Hope-Jones<br />
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