Thermenland Magazin Dezember 2016
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AKTUELLES<br />
Marien-Apotheker Gerald Kunz gibt Tipps rund um die Heiserkeit:<br />
Wenn einem die Stimme wegbleibt<br />
Die meisten von uns kennen es: Zuviel<br />
geschrieen bei einer ausgelassenen Feier,<br />
einem Popkonzert oder einer hitzigen Diskussion.<br />
Sänger und Menschen, die viel und laut<br />
reden müssen, wie Lehrer zum Beispiel, wissen,<br />
wie anfällig ihre Stimme auf Überlastung reagiert.<br />
Eine Vielzahl innerer wie äußerer Reize<br />
verursacht Heiserkeit. Nervosität lässt die Stimme<br />
rau und zittrig werden, trockene Luft und<br />
Rauchen ihren Klang dünn und kratzig. Doch<br />
auch wenn jemand länger nicht spricht, dauert<br />
es oft eine Zeit, bis die Stimme wieder in Gang<br />
kommt.<br />
Eine Erkältung schließlich bringt als typisches<br />
Symptom auch Heiserkeit mit sich. Das Sprechen<br />
schmerzt und ist mühsam. Die Liste harmloser<br />
bis ernsthafter Erkrankungen, die sich auf<br />
Kehlkopf und Stimmbänder auswirken, ist lang.<br />
Auslöser von Heiserkeit im Überblick<br />
• Überlastung der Stimme (Singen, Schreien,<br />
etc.)<br />
• Rauchen: Tabakrauch reizt die Stimmbänder<br />
und schädigt zudem langfristig Nerven und<br />
Gefäße.<br />
• Häufiger Alkoholkonsum<br />
• trockene Luft<br />
• Schadstoffe wie Autoabgase oder Metallstäube<br />
(Chrom, Nickel oder Blei)<br />
• Infektionen wie Erkältung und Grippe<br />
• nach Intubationen oder Operationen im Halsbereich<br />
• Bestrahlungen nach Krebserkrankungen<br />
• hormonelle Einflüsse (Pubertät, Wechseljahre)<br />
• psychische Ursachen<br />
• Nebenwirkung von Medikamenten (ACE-<br />
Hemmer, Cortison-Sprays,...)<br />
• verschiedene Erkrankungen (Sodbrennen,<br />
Rheuma,...)<br />
Eine kurz anhaltende Heiserkeit kann auch<br />
durch das Einatmen zu kalter, zu trockener oder<br />
zu warmer Raumluft entstehen. Ebenso kann<br />
auch eine zu geringe Trinkmenge die Entstehung<br />
einer Heiserkeit beeinflussen.<br />
Komplexe Ursachen<br />
Heiserkeit drückt eine Störung der Stimme aus<br />
und hat mit dem Zustand des Stimmapparats<br />
und des Kehlkopfes zu tun. Die Stimme tönt<br />
nicht mehr voll und klar, sie klingt rau, kratzend,<br />
dünn, brummig oder versagt einfach ganz. Das<br />
fein abgestimmte Zusammenspiel zwischen<br />
Atmung, Stimmlippen, Nerven und Muskeln im<br />
Kehlkopf ist gestört.<br />
Atmen wir ein, sind die<br />
Stimmlippen entspannt<br />
und geöffnet. Wenn wir<br />
sprechen, spannen die<br />
Stimmlippen sich an und<br />
verschließen die Stimmritze<br />
fast vollständig. Durch<br />
den entstehenden schmalen<br />
Spalt strömt beim Ausatmen<br />
Luft und bringt die<br />
Stimmlippen in Schwingung.<br />
Dadurch vibriert die<br />
Luft zwischen Kehlkopf<br />
und Mundhöhle, und auf<br />
diese Weise entstehen<br />
Töne.<br />
Zusammenspiel außer Takt<br />
Das harmonische Zusammenspiel der Stimmlippen<br />
ist leicht aus dem Takt zu bringen. Ist der<br />
Kehlkopf zum Beispiel durch eine Virusinfektionen<br />
entzündet, schwellen die Schleimhäute auf<br />
den Stimmlippen an. Diese können sich dann<br />
nicht mehr wie erforderlich öffnen oder schließen.<br />
Rasselnde, heisere Laute entstehen. Wer<br />
gegen die dann folgende Heiserkeit anredet,<br />
riskiert, die Schleimhaut weiter zu schädigen. Es<br />
können sich Knötchen auf den Stimmlippen<br />
(sogenannte Sängerknötchen) bilden, die die<br />
Schwingungsfähigkeit zusätzlich beeinträchtigen<br />
und unter Umständen operativ entfernt werden<br />
müssen.<br />
Auch seelische Anspannung, eine verkrampfte<br />
Körpermuskulatur, oder falsches Atmen wirken<br />
sich nachteilig auf den Stimmapparat aus.<br />
Schweigen ist Gold<br />
Grundsätzlich sollte bei Heiserkeit die Stimme<br />
geschont werden, um die Stimmbänder nicht<br />
noch mehr zu beanspruchen und zu reizen. Das<br />
heißt: Der heisere Patient sollte möglichst wenig<br />
sprechen und auch nicht flüstern. Nach Möglichkeit<br />
sollte er auch darauf verzichten, sich<br />
ständig zu räuspern.<br />
Die Heiserkeit legt sich, wenn die Stimmlippen<br />
nach einer kurzfristigen Überlastung Zeit bekommen,<br />
sich wieder zu erholen. Entspannung, die<br />
richtige Atemtechnik und Körperhaltung sind<br />
ebenso wichtig wie ausreichende Feuchtigkeit.<br />
Das heißt, viel trinken, nicht rauchen, auf die<br />
richtige Luftfeuchtigkeit achten. Vielrednern und<br />
Sängern hilft vor allem eine gute Stimmtechnik,<br />
Schäden zu vermeiden.<br />
Nach zwei Wochen zum Arzt<br />
Da eine Heiserkeit in den meisten Fällen nach<br />
einigen Tagen von alleine wieder abklingt, ist<br />
eine ärztliche Untersuchung oft nicht notwendig.<br />
Sollte die Heiserkeit aber länger als zwei bis<br />
drei Wochen anhalten oder gleichzeitig andere<br />
Symptome wie starke Schmerzen oder Atemnot<br />
auftreten, ist ein Arztbesuch ratsam, um die<br />
Ursachen der Heiserkeit abklären zu lassen.<br />
Keine scharfen Lutschbonbons<br />
Gut für die Stimme ist alles, was auch bei einer<br />
Erkältung ratsam ist: Sich warm einpacken,<br />
schonen und ausreichend schlafen –das unterstützt<br />
die Abwehrkräfte.<br />
Wichtig ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr.<br />
Verrauchte Räume und Rauchen sollten vermieden<br />
werden. Kurzfristig können Lutschpastillen<br />
mit Primelwurzel, Isländisch Moos oder Hyaluronsäure<br />
helfen. Auf scharfe Erkältungsbonbons,<br />
beispielsweise mit Menthol, sollten Betroffene<br />
lieber verzichten, da diese zusätzlich reizen. Hilfreich<br />
sind dagegen Getränke wie Salbeitee,<br />
warme Milch mit Honig oder Dampfbäder und<br />
Inhalationen mit Kamille oder Sole-Salzen.<br />
Bleiben Sie also fit, gesund und entspannt und<br />
kommen Sie gut durch die kalte und (oft leider<br />
nicht so) „staade Zeit“!<br />
Ihr Apotheker Gerald Kunz<br />
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