Sektionsheft 2009 - 2 (.pdf) - Deutscher Alpenverein - Sektion ...
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TOURENBERICHT<br />
49<br />
Foto: Klaus Steenweg<br />
kleinen hochgelegenen Örtchen Blatten<br />
(1322 ü. M.) unterhalb des Aletschgletschers,<br />
hatte zuvor nach der<br />
Zusammensetzung von Granit gefragt.<br />
Aus diesem Gestein formte sich die<br />
Massaschlucht im Oberwallis. Kleinere<br />
Serpentin-Vorkommen sorgen für zusätzliche<br />
grünfarbene Einsprengsel.<br />
Mit dem Vorteil ist es schnell vorbei.<br />
Was folgt, ist klar: Gleiche Ausgangsbedingungen<br />
für alle.<br />
Zwölf Schluchtenwanderer<br />
müssen erst einmal 60<br />
Meter weit hinabsteigen.<br />
Unterhalb des<br />
Gebidum-Stausees<br />
geht’s los. Simon<br />
Schnydrig, zweiter<br />
talführender<br />
Bergführer, bittet<br />
schnell zum<br />
ersten Wassergang.<br />
Eine kleine<br />
Schwimmeinlage<br />
in<br />
brusthoher Tiefe:<br />
„Die Neopren-Anzüge<br />
m ü s s e n<br />
n a s s<br />
w e r -<br />
d e n .<br />
Erst fühlt<br />
sich das saukalt<br />
an. Aber dann<br />
wird’s durch den Körper<br />
wieder aufgewärmt. Und ihr<br />
fühlt euch fit für die erste Herausforderung.“<br />
Die lässt nicht lange<br />
auf sich warten. Plötzlich tut sich<br />
ein Abgrund auf. Ein Sprung aus acht<br />
Meter Höhe. Die Wassertiefe unten<br />
im klar zu erkennenden Becken bleibt<br />
unbekannt, weil keiner fragt. Warum<br />
auch, wenn die beiden Bergführer unisono<br />
erklären: „Runter mit euch. Alles<br />
ist sicher.“ So kommt, was kommen<br />
muss. Ein Sprung, der erst Unsicherheit<br />
und dann Begeisterung hervorruft.<br />
Alle schreien nach Wiederholung. Und<br />
die wird lächelnd gewährt.<br />
Danach geht es weiter. Immer talwärts.<br />
Wandernd durch das und neben dem<br />
Bachbett. Mal rutschend, mal unter<br />
kleinen Fontänen hindurch, zuweilen<br />
durch enge höhlenartige Felsformationen<br />
zwängend und kriechend. Die<br />
Schuhe sind klitschnass. Gleichwohl<br />
beachtet jeder mittlerweile Simons<br />
anfänglichen Tipp: Vor dem Klettern<br />
über Steine oder Gletscherfindlige den<br />
Fuß schnell noch einmal ins Wasser<br />
tauchen. Denn Sand unter der Sohle<br />
wirkt sonst wie ein Kugellager oder wie<br />
Schmierseife.<br />
Schon steht uns die nächste Prüfung<br />
bevor: 20 Meter abseilen. Was unten<br />
auf uns wartet, ist nicht zu sehen. Ein<br />
Felsvorsprung verdeckt die Sicht. Ein<br />
Trost: Es gibt immer einen, der trotz<br />
Nervosität anfängt. Dann will niemand<br />
mehr zurückbleiben. Alles geht gut. Philipp<br />
und Simon haben alles im Griff, achten<br />
genau auf das Einrasten der seilbestückten<br />
Karabiner in den Gurten. Unten<br />
angekommen suchen wir schon wieder<br />
freiwillig das abkühlende Tauchbad.