Sektionsheft 2009 - 2 (.pdf) - Deutscher Alpenverein - Sektion ...
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54 TOURENBERICHT<br />
Der Blick reicht weit, bis hin zur Bernina-Gruppe<br />
im Engadin – die Piz-Gipfel<br />
strecken ihre Spitzen trotzig aus einem<br />
Wolkenmeer hervor. Aber warum in der<br />
Ferne schweifen, wenn das Gute so nah<br />
liegt. Michael Salzgeber nennt uns die<br />
Walliser Gipfel: Signalkuppe (mit der<br />
höchstgelegenen Hütte Europas), Zumsteinspitze<br />
und Nordend sowie Dufourspitze<br />
(die zuweilen ihr Haupt aus dem<br />
wolkigen Heiligenschein reckt).<br />
Foto: Klaus Steenweg<br />
Gut zu erkennen sind Strahlhorn, Rimpfischhorn,<br />
Allalinhorn und der Alphubel.<br />
Rechts davon die Mischabelgruppe mit<br />
Täschhorn, Dom (der sich heute gänzlich<br />
unbeeindruckt von Wolkenformationen<br />
zeigt), Lenzspitze, Nadelhorn, Hohberghorn,<br />
Dürrenhorn und Balfrin. Später<br />
kommen noch Castor und Pollux, bevor<br />
das kleine Matterhorn sich zeigt. Hier liegen<br />
sie eng beieinander – die Berühmten,<br />
vor allem die Viertausender im Wallis.<br />
Die Gipel des Berner Oberlandes trauen<br />
sich allerdings heute nicht so richtig aus<br />
den Wolken heraus. Aletschorn, Finsterarhorn,<br />
Eiger, Mönch und Jungfrau sind<br />
nur schwach zu erkennen. Unser Bergführer<br />
ist im Sommerhalbjahr fast täglich<br />
oben. Er kennt sie alle, kann zu jedem<br />
Berg eine eigene Geschichte erzählen.<br />
Vor allem weiß er: Das Weissmies ist ein<br />
wunderbarer Aussichtsgipfel im Wallis<br />
– einer der Besten.<br />
Das Weissmies (4023 Meter) befindet<br />
sich im nordöstlichen Teil der Walliser Alpen,<br />
östlich vom Saaser Tal. Viele Kenner<br />
sagen, es sei dort der schönste Gipfel.<br />
Seine Nordwestflanke ist eisgepanzert.<br />
Jetzt, Mitte Juli, liegt darüber fast überall<br />
noch Firn. Diese Flanke sticht ab gegen<br />
die meist steilere, apere Gneisflanke der<br />
Südseite. Dort recken sich die berühmten<br />
Schneewächten auf dem Gipfelgrat hoch.<br />
Hoch kommt man über die nordwestliche<br />
und die südöstliche Flanke. Wir haben<br />
Erstere gewählt. Wir queren eindrucksvolle<br />
Gletscherszenerien. Einmal donnert<br />
rund 500 Meter entfernt von uns eine<br />
Stein- und Eislawine mit großem Getöse<br />
hinab in einen Taleinschnitt. Währenddessen<br />
bleiben alle Seilschaften stehen,<br />
schauen gebannt hin.<br />
Wir bleiben lange oben, rund 50 Minuten,<br />
rasten nach den obligatorischen<br />
Fotoklicks auf dem scharfen Firngrat<br />
hinüber zum Südgipfel. Von hier kommen,<br />
wenn sie kommen, die „Überque-