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Kongressjournal Allgemeinmedizin Ausgabe 25. November 2016

Das Kongressjournal ist eine Live-Berichterstattung für Kongressteilnehmer des Allgemeinmedizinkongresses der stafam in Graz. Da viele Themen auch für Interessierte oder Betroffene wichtig sind, wurde eine eigene Publikumsausgabe hier in digitaler Form zusammengestellt. Hinweis: Aus rechtlichen Gründen wurden sämtliche Werbeeinschaltungen, die nicht für die Allgemeinheit erlaubt sind, herausgenommen.

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KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

Diarrhoe bei Kindern und Jugendlichen<br />

Wenn‘s rinnt wie Wasser<br />

Diarrhoe bei Kindern und<br />

Jugendlichen gehört zu den<br />

häufigsten Krankheitsbildern,<br />

mit denen Eltern in die Ordination<br />

kommen. „In den meisten<br />

Fällen handelt es sich nicht um<br />

eine Diarrhoe, sondern einfach<br />

um ein anderes Stuhlmuster<br />

als das Erwachsener“, erklärte<br />

Univ.-Prof. Dr. Almuthe Hauer,<br />

FÄ für Kinder- und Jugendheilkunde,<br />

Med. Uni Graz, Klin.<br />

Abt. für Allgemeine Pädiatrie,<br />

gestern beim Kongress.<br />

Wichtig ist, exakt zu definieren, was<br />

eine Diarrhoe ist. „Auch viele Kinderärzte<br />

und <strong>Allgemeinmedizin</strong>er sind<br />

hier unsicher. In der Regel spricht<br />

man von mehr als drei dünnflüssigen<br />

Stühlen pro Tag beim Baby<br />

oder Kleinkind. Das bedeutet, dass<br />

der Stuhl in ein Gefäß rinnen und es<br />

,auskleiden‘ könnte“, erklärte Univ.-<br />

Prof. Dr. Almuthe Hauer. Jeder breiige<br />

Stuhl fällt schon nicht mehr darunter.<br />

Mit anderen Worten, der Stuhl sollte<br />

so dünnflüssig sein wie Wasser aus<br />

der Leitung. „Wenn ich zu so flüssigem<br />

Stuhl die Eltern befrage, verneinen<br />

sie dies meist“, so die Expertin.<br />

Diarrhoe bedeutet aber auch erhöhtes<br />

Stuhlvolumen - im Vergleich zur<br />

Norm des Kindes.<br />

Ursachen einer Diarrhoe<br />

Liegt wirklich eine Diarrhoe vor, unterscheidet<br />

man zwischen der akuten<br />

und der chronischen Durchfallerkrankung.<br />

Bei der akuten Form ist<br />

die akute Gastroenteritis am häufigsten.<br />

Meist handelt es sich um Virusinfektionen<br />

durch Noroviren, seltener<br />

sind Rotaviren, weil Kinder in Österreich<br />

meist geimpft sind. Ein kleiner<br />

Teil der Fälle wird auch durch bakterielle<br />

Erreger hervorgerufen. Die chronische<br />

Diarrhoe ist definiert durch den<br />

dünnflüssigen, wassergleichen Stuhl<br />

und eine Dauer von mehr als zwei<br />

Wochen. „Eine chronische, angeborene<br />

Diarrhoe – diese ist aber extrem<br />

selten – ist ein absolutes Alarmsymptom<br />

und ein Fall für die Spezialklinik“,<br />

warnte die Expertin. Das Problem bei<br />

chronischer Diarrhoe ist, dass es innerhalb<br />

kürzester Zeit zu einer Mangelernährung<br />

kommt, weil die Nährstoffe<br />

nicht mehr über den Dünndarm<br />

aufgenommen werden können.<br />

Fünf betroffene Organsysteme<br />

Das erste Organsystem, das betroffen<br />

sein kann, ist der Dünndarm. Hier<br />

gibt es angeborene anatomische<br />

Fehlbildungen, seltene angeborene<br />

selektive Resorptionsstörungen<br />

und die Gruppe der Schleimhautbeeinträchtigungen.<br />

Die letzte Form<br />

ist auch am häufigsten. Prof. Hauer:<br />

„Ursache kann z.B. eine längere Rotavireninfektion<br />

oder Kuhmilchunverträglichkeit<br />

sein. Am häufigsten ist<br />

aber eine Zöliakie.“ Das zweite betroffene<br />

Organsystem ist der Dickdarm<br />

(Beispiel: Colitis ulcerosa). Ursache<br />

chronischer Diarrhoe können aber<br />

auch Funktionsstörungen der Bauchspeicheldrüse<br />

(Cystische Fibrose),<br />

Erkrankungen der Leber oder – sehr<br />

selten – endokrine Erkrankungen sein.<br />

Dazu Prof. Hauer: „Eine chronische<br />

Diarrhoe ist grundsätzlich ein<br />

Alarmsignal. Jeder Kinderarzt oder<br />

<strong>Allgemeinmedizin</strong>er sollte unterscheiden,<br />

ob es sich um eine akute<br />

oder um eine chronische Erkrankung<br />

handelt. Wenn ein Kind ,ausrinnt‘,<br />

gehört es in ein Kinderkrankenhaus.“<br />

Therapeutisch sollte sich<br />

der niedergelassene Arzt mit dem<br />

akuten Durchfall beschäftigen. Der<br />

Flüssigkeitsverlust durch den Stuhl<br />

muss sofort ersetzt werden: durch<br />

Stillen + orale Rehydrationslösung<br />

(ORL) als Sofortmaßnahme oder<br />

bei größeren Kindern durch ORL<br />

alleine. „Akzeptiert das Kind dies<br />

nicht, gehört es ins Spital. Je eher<br />

eine Diarrhoe angeboren oder beim<br />

ganz kleinen Kind, umso besser ins<br />

Spital“, rät Prof. Hauer.<br />

8 KONGRESSJOURNALGraz/<strong>25.</strong> <strong>November</strong> <strong>2016</strong>

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