09.12.2012 Aufrufe

Kultur- Reportage: 35 mm Kontrovers: siche- - Martin-Luther ...

Kultur- Reportage: 35 mm Kontrovers: siche- - Martin-Luther ...

Kultur- Reportage: 35 mm Kontrovers: siche- - Martin-Luther ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Zeitschrift der Medien- und Ko<strong>mm</strong>unikationswissenschaften<br />

an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Universität Halle-Wittenberg<br />

Was wir uns<br />

wünschen…<br />

Wintersemester 2008/09 n Heft 9<br />

Indoor: Plattform für Selbstdreher Essay: Wunschprogra<strong>mm</strong> <strong>Kultur</strong>beute:<br />

Lichter im Betonklotz <strong>Reportage</strong>: <strong>35</strong> <strong>mm</strong> <strong>Kontrovers</strong>: <strong>siche</strong>-<br />

1<br />

re Vernetzung Branche: Betten für Leipzig Durchblick: Studierende mit Plan


nEditorial<br />

2<br />

Editorial<br />

nun ist sie schon viel näher gerückt als bei Redaktionsschluss dieses Heftes zu vermuten war, die<br />

jährliche Hoch-Zeit der Wünsche. Advent heißt Ankunft. Insofern können wir uns doppelt freuen:<br />

darüber, dass diese Ausgabe nun endlich fertig gestellt werden konnte und darauf, dass demnächst<br />

viele schöne Sachen unter dem Lichterbaum liegen werden. Das späte Erscheinen dieses Heftes hat<br />

seine Gründe in den Wechselfällen des Lebens, die weder vorhersehbar noch beeinflussbar sind. So<br />

bleibt uns nur die Hoffnung, von unseren Leserinnen und Lesern wenigstens vermisst worden zu<br />

sein. – Und natürlich möchten wir auch um Entschuldigung bitten für die zeitliche Verzögerung.<br />

Glück im Unglück jedoch: Unser Schwerpunkt ‚Wünsche’ passt nun umso besser in die Jahreszeit.<br />

„Apfel, Nuss und Mandelkern“ werden zwar nicht erwähnt, auf die Suche nach Nahrhaftem<br />

machten sich aber die Fahnderinnen von Gut gerüstet. Etliche Wünsche, die wir für das MuK-<br />

Journal zusa<strong>mm</strong>engetragen haben, weisen auf ein ähnlich bodenständiges Streben hin: so die Plattform für<br />

Selbstdreher und das <strong>siche</strong>re Fundament unter Indoor. Als <strong>Kultur</strong>beute werden gar Lichter im Betonklotz<br />

herbeigesehnt. In Leipzig soll es mehr Betten geben und in Halle mehr Luxus – fro<strong>mm</strong>e Wünsche, die Sie unter<br />

Branche und Durchblick näher auf ihre Berechtigung hin prüfen können. Ob <strong>siche</strong>re Vernetzung eher in die<br />

Kategorie der Illusionen gehört, wird kontrovers diskutiert und in unserem ultimativen Verhaltenstest sogar<br />

psychologisch analysiert. Der Wunsch nach Entspannung betrifft Russland – bekanntlich weit weg – und ist<br />

durchaus von einer gewissen Doppelbödigkeit. Näher liegt da schon, sich Gleichgesinnte zu suchen: wozu,<br />

warum und sowieso wer dies vorhat, kann unter <strong>Kultur</strong>beute in Erfahrung gebracht werden. Tja, und eine<br />

<strong>35</strong>-<strong>mm</strong>-Filmkamera wäre <strong>siche</strong>r für manchen eine gelungene Überraschung. Einige Studierende haben beim<br />

Dreh schon Blut geleckt, wie unsere <strong>Reportage</strong> verrät.<br />

Zumindest medial gesehen sind wir alle unserem ganz persönlichen Wunschprogra<strong>mm</strong> schon ein gutes Stück<br />

näher gerückt. Woran es noch hapert? Schauen Sie unter Essay. Ansonsten bleibt uns nur zu hoffen, dass<br />

zumindest einige der genannten Wünsche Wirklichkeit werden. Dazu beitragen soll die mitgelieferte Pusteblume.<br />

Auf dass die weg gepusteten Samen an vielen Stellen ‚Früchte’ tragen – ein Bild, das ja durchaus zum<br />

Lehren und Studieren passt.<br />

Viel Spaß bei der Lektüre,<br />

wünscht Eure/Ihre Ingrid Brück<br />

Die Redaktion dieses Heftes<br />

Nicht zu übersehen: ein Mann allein unter<br />

Frauen. Aber keine Sorge, <strong>Martin</strong> Gerling<br />

hatte noch Verstärkung. Jörg Langguth<br />

konnte zum Foto-Shooting nur nicht<br />

ko<strong>mm</strong>en. Die Damen (v. l. n. r.): Janine<br />

Bornemann, Stephanie Schneider, Eva<br />

Siebenhühner, Katrin Weißenborn, Katja<br />

Berg, Kathleen Döbbel, Nicole Trodler,<br />

Franziska Ehring, Melanie Grießer, Juliane<br />

Fritzsch und Katharina Schultz. Im<br />

Vordergrund ist Christiane Rex zu sehen.<br />

Nicht zu sehen, da beim Shooting leider<br />

auch nicht dabei: Runa Hiersemann.<br />

Liebe Leserinnen und Leser,


<strong>35</strong> <strong>mm</strong><br />

Wintersemester 08/09<br />

„Der Schein“, die Erste! Ein bekle<strong>mm</strong>ender<br />

Toilettenraum, bestückt mit Hitze erzeugender<br />

Lichttechnik. Mittendrin der ganze Stolz der<br />

Regisseurin: die RED ONE. Die digitale Kamera<br />

erreicht nahezu <strong>35</strong>-<strong>mm</strong>-Optik und wird inzwischen<br />

sogar in Hollywood verwendet. Nun steht sie bei<br />

uns, im Toilettenraum, und wir sind deutschlandweit<br />

eines der ersten Projekte, die mit der RED drehen…<br />

Verda<strong>mm</strong>t eng ist es. Die Scheinwerfer brennen. Auf<br />

meinen Armen lastet die i<strong>mm</strong>er<br />

schwerer werdende Tonangel.<br />

Ein Blick in die Augen der<br />

Kollegen…<br />

10<br />

Department<br />

Die neuen Doktoren aus Zi<strong>mm</strong>er 218<br />

Neue Aufgaben für Dr. Edlich<br />

Neuer Titel für Dr. Fahlenbrach<br />

Betriebsausflug<br />

Forschung<br />

Mit dem Lichtschwert durchs Labyrinth<br />

Geschehen<br />

Pop als Propaganda<br />

<strong>Reportage</strong><br />

„Durchdrehen“ liegt in der Luft<br />

<strong>Kontrovers</strong><br />

Tausche Privatsphäre gegen Gruscheleinheiten<br />

<strong>Kultur</strong>beute<br />

Lyrik vor dem Affenkäfig<br />

„Einar Schleef“ – und dann?<br />

Schabowski und das Känguru<br />

Gut gerüstet<br />

Rund ums MMZ auf Nahrungssuche<br />

Indoor<br />

MuK geht unter die Archäologen<br />

Traditionell originell<br />

Wunsch erfüllt: Film up!<br />

Outdoor<br />

Bei Anruf Mord<br />

Essay<br />

Vom Zuschauer zum Progra<strong>mm</strong>direktor<br />

Branche<br />

Games Convention vs. gamescom<br />

<strong>Kontrovers</strong><br />

Auflösung zum Psychotest<br />

Interview<br />

Der Löwe im Netz<br />

Weit weg<br />

BMW, Rolls-Royce und dann?<br />

„Die denken, ich bin russisch…“<br />

Durchblick<br />

Wunschlos glücklich?<br />

Impressum<br />

Luxus in Leipzig<br />

Meinung<br />

Was kostet die Welt?<br />

Homestory<br />

Studentenbude bei Oma<br />

Dates<br />

Termine im Wintersemester 2008/09<br />

04<br />

05<br />

05<br />

06<br />

07<br />

09<br />

10<br />

12<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

19<br />

19<br />

20<br />

22<br />

24<br />

25<br />

26<br />

28<br />

29<br />

30<br />

31<br />

32<br />

33<br />

34<br />

<strong>35</strong><br />

Entspannung<br />

<strong>siche</strong>re Vernetzung<br />

Inhaltn<br />

Wenn Nadja Hagen von Russland erzählt,<br />

huscht ein Lächeln über ihr Gesicht und<br />

die Augen beginnen zu strahlen. Ihre<br />

Begeisterung zeigt, dass dieses Land mehr<br />

zu bieten hat als Putin und Vodka. Die<br />

MuK-Studentin hat ein Semester in Ufa<br />

studiert und mehr als Erinnerungen<br />

und bemalte Püppchen<br />

mitgebracht:<br />

ein Vorbild,<br />

entspannt zu<br />

leben.<br />

29<br />

MySpace, studiVZ, Facebook… -<br />

die Welt ist voller guter Freunde.<br />

Offensichtlich ist diese Art von<br />

‚öffentlicher Privatheit’ von vielen<br />

gewünscht. Über die unerwünschten<br />

Nebeneffekte lässt sich allerdings<br />

durchaus kontrovers diskutieren.<br />

Sind virtuelles Gemeinschaftsleben<br />

und geschütztes Privatleben<br />

überhaupt mit einander vereinbar?<br />

Flankierend<br />

ultimativen<br />

Check:<br />

Welcher<br />

studiVZ-Typ<br />

bist<br />

du?<br />

bieten wir den<br />

12<br />

3


nDepartment<br />

4<br />

Von Janine Bornemann<br />

Die neuen Doktoren aus Zi<strong>mm</strong>er 218<br />

Sechs Jahre lang beschäftigten ihn Familienserien in der DDR,<br />

jetzt sind die Forschungen von Dr. Sebastian Pfau abgeschlossen.<br />

Er dürfte einigen Studierenden bereits während seiner<br />

Zeit in dem DFG-Projekt im MMZ begegnet sein, nun steht er<br />

ihnen auch regelmäßig in Lehrveranstaltungen gegenüber. Seit<br />

dem vergangenen Semester unterrichtet der wissenschaftliche<br />

Mitarbeiter am Department mit den Schwerpunkten Multimedia<br />

sowie Geschichte und Analyse von Film und Fernsehen.<br />

Zur Film- und Fernsehanalyse<br />

schrieb<br />

Sebastian Pfau seine<br />

Magisterarbeit. Seine<br />

Dissertation zu<br />

DDR-Familienserien<br />

hat er in diesem Jahr<br />

abgeschlossen. „Die<br />

audio-visuellen Medien<br />

zählten schon<br />

während des Studiums<br />

zu meinen Lieblingsthemen“,<br />

sagt<br />

der <strong>35</strong>-Jährige. Seit<br />

einigen Jahren engagiert<br />

er sich auch als<br />

Vorstandsmitglied im<br />

Studienkreis Rundfunk<br />

und Geschichte, er<br />

organisiert unter anderem<br />

das jährlich stattfindende Medienhistorische Forum<br />

für Absolventen und Forschungsnachwuchs. Zum MuK-<br />

Studium gelangte Sebastian Pfau erst über Umwege. Nach<br />

seinem Schulabschluss begann er 1989 eine Berufsausbildung<br />

zum Baufacharbeiter mit Abitur. Erst nach seinem Zivildienst<br />

nahm er das Studium an der MLU auf, zunächst der Politik<br />

und Literatur. Später wechselte er zum MuK-Institut, an dem<br />

er 2001 seine Magisterprüfung ablegte.<br />

Auch wenn die Bürotür hinter ihm zugefallen ist, lässt<br />

Sebastian Pfau sein Lieblingsthema nicht los: In seiner Freizeit<br />

sieht er sich gerne Filme an, vorzugsweise in einem der<br />

Progra<strong>mm</strong>kinos. Deren Angebot ist etwas, das Pfau an dieser<br />

Stadt schätzt. Ebenso wie Halles Grünanlagen. In der Natur<br />

kann er seinem zweiten Hobby nachgehen: der Fotografie. Am<br />

liebsten hat er Tiere und Landschaften vor der Linse. Fotografie<br />

als Lehrgebiet? „Das könnte ich mir vorstellen, doch<br />

erst einmal widme ich mich meinem derzeitigen Schwerpunkt<br />

Multimedia“, sagt Sebastian Pfau. Seine Kenntnisse darüber<br />

vermittelt er nicht nur Studierenden, sondern wendet sie auch<br />

praktisch an: Als Onlineredakteur ist er verantwortlich für den<br />

MuK-Internetauftritt. Das macht er gern, da er sich am Department<br />

sehr wohl fühlt. „Besonders gut gefällt mir der Umgang<br />

mit Studierenden und Kollegen.“ n<br />

Von Runa Hiersemann<br />

...Glückwünsche<br />

Seit Januar 2008 hat das Department einen neuen Mitarbeiter.<br />

Das heißt, so neu ist er eigentlich gar nicht. Dr. Sascha<br />

Trültzsch arbeitet schon seit fünf Jahren in den Räumen des<br />

Instituts, allerdings bisher für die Deutsche Forschungsgemeinschaft.<br />

Er war an einem Projekt zur Progra<strong>mm</strong>geschichte des<br />

DDR-Fernsehens beteiligt, in dessen Rahmen er unter der Leitung<br />

von Prof. Dr. Reinhold Viehoff Familienserien erforschte.<br />

Als das Projekt beendet war, wurde es Zeit für neue Aufgaben.<br />

Nach seiner Promotion<br />

zur kontextualisierten<br />

Medienanalyse und<br />

deren Anwendung<br />

auf das Frauenbild<br />

in DDR-Familienserien<br />

bekam Trültzsch eine<br />

Stelle als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter mit<br />

erhöhtem Lehranteil.<br />

Das bedeutet konkret,<br />

dass nach Jahren der<br />

Forschung für ihn<br />

vorerst die Lehre im<br />

Vordergrund stehen<br />

wird. Außerdem ist<br />

er für die Öffentlichkeitsarbeit<br />

des Departments<br />

zuständig.<br />

Aus diesem Grund<br />

arbeitet er eng mit der Pressestelle der Universität und dem<br />

MMZ zusa<strong>mm</strong>en. Den neuen MuK-Newsletter hat er schon<br />

auf den Weg gebracht. Und er ist zusa<strong>mm</strong>en mit Daniela<br />

Pscheida für das Schülerprojekt „Denkwerk“ der Robert-<br />

Bosch-Stiftung verantwortlich. Dessen Ziel ist es, Schülern<br />

geisteswissenschaftliches Denken näher zu bringen. Außerdem<br />

arbeitet er mit Katja Köbbert an einem Projekt zu den Medien<br />

des ‚Prekariats’. Am liebsten würde er noch erforschen,<br />

wie Mythen sich über verschiedene Zeiten hinweg durch die<br />

Mediendarstellung verändert haben. Ein Beispiel dafür wäre der<br />

<strong>Luther</strong>-Mythos im Wandel der Zeit.<br />

Dr. Sebastian Pfau (li.) und Dr. Sascha Trültzsch (re.) haben sechs Jahre im<br />

Dienste der Wissenschaft DDR-Familienserien angeschaut<br />

Der gebürtige Sangerhäuser hat MuK und Soziologie an der<br />

<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Universität studiert und sich im Grundstudium<br />

außerdem einen Einblick in die Politikwissenschaft gegönnt.<br />

Als leidenschaftlicher Cineast bedauert Trültzsch, dass Filme<br />

trotz der vielfältigen Kinolandschaft kaum in ihrer Originalsprache<br />

gezeigt werden. Der 29-Jährige ist zudem ein großer<br />

Fan klassischer Musik und hat eine starke Affinität zu deutschen<br />

Liedermachern und Weltmusik. Wer Glück hat, kann ihn<br />

sogar als Sänger bei einem seiner Auftritte mit dem Kirchenchor<br />

hören. – Nun darf man gespannt sein, wie sich die Vorlieben<br />

und Leidenschaften von Sascha Trültzsch noch in seinen MuK-<br />

Projekten widerspiegeln werden. n


Von Christiane Rex<br />

Neue Aufgaben für Dr. Edlich<br />

Dr. Claus-Dieter Edlich ‚geistert‘ bei MuK nicht mehr<br />

so oft durch die Gänge. Der ehemalige Mitarbeiter des<br />

Departments mit geschäftsleitender Funktion ist jetzt<br />

Referent im Dekanat der Philosophischen Fakultät II.<br />

Als solcher ist Dr. Edlich einer der Zuständigen für<br />

die Haushalts- und Sachmittel sowie für die Personalstruktur<br />

und -planung. Ebenso koordiniert er die<br />

Umsetzung des einheitlichen Internetauftrittes der<br />

MLU. Zu seinen Aufgabenschwerpunkten gehört auch<br />

die Vorbereitung des großen Umzuges der betroffenen<br />

Institute in das Geisteswissenschaftliche Zentrum. Der<br />

neue Standort soll bis 2012 in der Emil-Abderhalden-<br />

Straße entstehen.<br />

Durch seine Arbeit im Dekanat hat er nur noch wenige<br />

Lehrveranstaltungen am MuK-Department. Es ist ihm<br />

jedoch wichtig, die Verbindung zu den Studierenden<br />

aufrecht zu erhalten: Im jetzigen Wintersemester betreut<br />

er wieder das Virtuelle Seminar für die Studienanfänger.<br />

Darin werden Techniken und Methoden des<br />

wissenschaftlichen Arbeitens vermittelt. Daneben betreut<br />

er Magisterarbeiten und ni<strong>mm</strong>t Zwischenprüfungen<br />

ab. Auch in andere Aktivitäten des Departments<br />

ist er weiterhin involviert, etwa Messeauftritte und das<br />

jährliche Alumnitreffen. Für alle, die Dr. Edlich vermissen,<br />

besteht also durchaus eine Chance, ihm hin und wieder<br />

beim ‚Geistern‘ anzutreffen. n<br />

Dr. Klaus Edlich an seinem neuen Arbeitsplatz im Dekanat<br />

Von Nicole Trodler<br />

Neuer Titel für Dr. Fahlenbrach<br />

Was macht das Dekanat der Philosophischen Fakultät II?<br />

Diese Fakultät besteht aus sechs Instituten (Institut für Anglistik<br />

und Amerikanistik, für Germanistik, für Medien, Ko<strong>mm</strong>unikation<br />

& Sport, für Musik, für Romanistik sowie für Slavistik,<br />

Sprechwissenschaft und Phonetik). Deren Verwaltung<br />

in Forschung, Lehre und allen Struktur- und Haushaltsbelangen<br />

ist das Dekanat. Geleitet wird es vom Dekan, Professor<br />

Dr. Reinhold Viehoff. Seinen Stellvertreter nennt man den<br />

Die frisch gebackene PD Dr. Kathrin Fahlenbrach<br />

Neben den personellen Zuwächsen am Department für<br />

Medien- und Ko<strong>mm</strong>unikationswissenschaften gibt es<br />

mit dem Weggang von Dr. Kathrin Fahlenbrach auch<br />

einen Verlust zu vermelden. Grund ist das Auslaufen<br />

ihrer Stelle als Wissenschaftliche Mitarbeiterin zum<br />

Ende des Wintersemesters 2007/2008.<br />

Aber dieser Verlust für das Department ist zugleich<br />

eine Chance für Dr. Fahlenbrach. Denn sie hat während<br />

ihrer siebenjährigen Tätigkeit in Halle nicht versäumt,<br />

an ihrer weiteren akademischen Karriere zu feilen. Anfang<br />

des Jahres hat sie ihre Habilita tionsschrift fertig<br />

gestellt und im Juli 2008 schließlich erfolgreich<br />

verteidigt. Nun ist sie Privatdozentin (PD) mit der<br />

Lehrerlaubnis für Ko<strong>mm</strong>unikations- und Medienwissenschaften.<br />

Glückwunsch!<br />

Bevor Privatdozentin Dr. Fahlenbrach sich allerdings<br />

komplett neuen Herausforderungen stellt, kehrt sie –<br />

zumindest für kurze Zeit – noch einmal an das MuK-<br />

Department zurück. Im jetzigen Wintersemester überni<strong>mm</strong>t<br />

sie die Vertretung für Professor Dr. Reinhold<br />

Viehoff, der sich im Forschungssemester befindet, und<br />

bietet zwei Seminare an. n<br />

Prodekan, Professor Dr. Wolfgang Auhagen, der u. a. für die<br />

Forschung zuständig ist. Die Studiendekanin Professor Dr.<br />

Edeltraut Werner ist für die Belange der Lehre und des Studiums<br />

der Fakultät verantwortlich. Als Referent ist Dr. Edlich<br />

der Verwaltungsleiter des Dekanats. Er wirkt in allen Bereichen<br />

mit, verwaltet und arbeitet den Dekanen zu.<br />

Departmentn<br />

5


6<br />

Mens sana in<br />

corpore sano. In diesem Sinne machte sich auch dieses Jahr<br />

die MuK-Belegschaft wieder auf, um den beanspruchten Geist durch körperliche<br />

Ertüchtigung zu erfrischen. Nach der Paddeltour im letzten Jahr und einer Fahrradtour<br />

vor zwei Jahren, hatte sich diesmal die Variante Wandern durchgesetzt. Und so<br />

ging es am 10. Juni auf Schusters Rappen durch den Harz.<br />

Sonnig war es und heiß, als sich die Truppe morgens in Thale auf den<br />

Weg durch das idyllische Bode-Tal machte. Umso willko<strong>mm</strong>ener waren<br />

Schatten spendende Bäume, kleine Pausen am kühlen Flüsschen<br />

und der eine oder andere kräftige Schluck aus der Wasserflasche.<br />

In Treseburg genossen alle das stärkende Mittagessen. Beherzt<br />

wurde die wohlige Mittagsschläfrigkeit dann bekämpft: Über die Höhe<br />

ging es bis zum Hexentanzplatz.<br />

Von dort genoss man Eis und Aussicht, bis die Seilbahn alle wieder<br />

freundlich ins Tal schaukelte. Einige Findige entdeckten dort eine<br />

echte Alternative zur Deutschen Bundesbahn: eine Was- serbahn, die den<br />

Adrenalin-Spiegel noch einmal in die Höhe brach- te. Müde, verschwitzt<br />

und sehr zufrieden ließen sich die MuKler dann aber doch lieber von der<br />

konventionellen Bahn nach Hause bringen.<br />

Betriebsausflug 2008<br />

Das Wandern ist des MuKlers Lust


Mit dem Lichtschwert durchs Labyrinth<br />

Die Habilitation ist ein bedeutender Schritt in der Laufbahn eines jeden Wissenschaftlers. Am<br />

16. Juli 2008 hat Privatdozentin (PD) Dr. Kathrin Fahlenbrach diese akademische Hürde ge-<br />

no<strong>mm</strong>en und ihre Habilitationsschrift über „Audiovisuelle Metaphern“ erfolgreich verteidigt.<br />

Von Nicole Trodler<br />

Die Redaktion hat sich die Ergebnisse ihrer Forschung genauer angeschaut.<br />

eim Blick auf Dr. Fahlenbrachs Publikationen lässt sich<br />

relativ schnell eine gewisse Präferenz in ihrer Forschung<br />

identifizieren: Ein wiederkehrendes Element ist<br />

die Frage nach der emotionalen Wirkung von Medien.<br />

Bereits in ihrer Doktorarbeit hatte sie sich mit der medialen Repräsentation<br />

und<br />

Erzeugung von<br />

Emotionen auseinandergesetzt.<br />

Hier ging es noch<br />

um rein visuelle<br />

Medien, nämlich<br />

um die Bedeutung<br />

von Codes<br />

und Symbolen für<br />

das Schaffen eines<br />

PD Dr. Kathrin Fahlenbrach nach<br />

ihrer erfolgreichen Verteidigung<br />

Zusa<strong>mm</strong>engehörigkeitsgefühls<br />

in<br />

Protestbewegungen.<br />

Schon bald<br />

allerdings begann<br />

die heute 42-Jährige sich auch mit audiovisuellen Medien zu<br />

beschäftigen.<br />

Was genau sind Emotionen und wie lösen audiovisuelle Medien<br />

Emotionen aus? Diesen Fragen ging sie zusa<strong>mm</strong>en mit Anne<br />

Bartsch vom MuK-Department und Jens Eder von der Universität<br />

Hamburg in einem langjährigen Forschungsprojekt nach.<br />

Parallel zu diesem Projekt und zu ihrer Lehrtätigkeit am Department<br />

arbeitete Dr. Fahlenbrach in den vergangenen sechs<br />

Jahren auch an ihrem ganz eigenen Ansatz zur Analyse audiovisueller<br />

Medien. Als Ergebnis liegt nun ihre Habilitationsschrift<br />

vor: „Audiovisuelle Metaphern. Zur Körper- und Affektästhetik<br />

in Film und Fernsehen“.<br />

Die Arbeit baut auf der Theorie kognitiver Metaphern von<br />

Lakoff und Johnson auf. Diese besagt, dass das menschliche<br />

Denken, Fühlen und Handeln in großem Maße durch Metaphern<br />

geprägt ist. Dies offenbart sich im Metaphernreichtum<br />

der Sprache und wird besonders deutlich, wenn es um die<br />

Ko<strong>mm</strong>unikation von Emotionen geht. Da kann es vorko<strong>mm</strong>en,<br />

dass jemand vor Wut platzt, vor Freude überschäumt oder in<br />

Tränen versinkt. Metaphern ermöglichen es also, etwas indirekt<br />

zu beschreiben, was auf direktem Wege nicht so wirkungsvoll<br />

ausgedrückt werden kann.<br />

Durch audiovisuelle Medien(angebote), wie Film, Fernsehen,<br />

Werbung oder Musikvideo, sollen bevorzugt die Emotionen des<br />

Publikums angesprochen werden. Um etwa Fernsehzuschauer<br />

durch möglichst intensive Medienerlebnisse vor dem Bildschirm<br />

zu halten, verfolgen die Macher besti<strong>mm</strong>te Gestaltungsstrategien.<br />

Mithilfe des Modells audiovisueller Metaphern soll nun<br />

die Beschreibung dieser Strategien und deren Wirkung auf den<br />

Zuschauer erleichtert werden. Dr. Fahlenbrach zeigt, wie filmische<br />

Gestaltungsmuster bereits auf körperlicher und emotionaler<br />

Ebene wirken, da audiovisuelle Medien wie Film und Fernsehen<br />

auf körperliche Strukturen der Wahrnehmung und der<br />

Erfahrung zurückgreifen. Die filmischen Stilmittel beeinflussen<br />

den Zuschauer unmittelbar und unbewusst, er muss sie also<br />

nicht erst rational interpretieren, um etwas zu empfinden.<br />

Es stellt sich nun die Frage, was audiovisuelle Metaphern konkret<br />

sind. Ein gutes Beispiel ist das Labyrinth-Motiv in Stanley<br />

Kubricks „Shining“. Es steht im übertragenen Sinne für die<br />

Angst und das wachsende Gefühl der Bedrohung, das die Protagonisten<br />

Wendy und Danny erfüllt. Dabei ist es nicht nur das<br />

tatsächliche Labyrinth im Garten des Overlook-Hotels, welches<br />

diese Gefühle symbolisiert. Vielmehr zieht sich das Labyrinth-<br />

Motiv durch den gesamten Film: Wenn Danny mit seinem Dreirad<br />

durch die unendlich wirkenden Gänge des Gebäudes fährt,<br />

welche zum einen mit einem Teppich in Labyrinth-Optik ausgelegt<br />

sind und zum anderen nirgendwo hin zu führen scheinen,<br />

wird die Bedrohung auch für den Zuschauer greifbar.<br />

Ähnliche Metaphern gibt es im gesamten Horrorgenre, man<br />

denke nur an Spukschlösser, dunkle Gassen und unheimliche<br />

Gestalten, die Bedrohungen und Ängste visualisieren, um den<br />

Zuschauer emotional einzubinden.<br />

Forschungn<br />

Hauptziel der Medienmacher: Emotionen erzeugen<br />

Das Labyrinth als AV-Metapher in Kubricks „Shining“<br />

7


nForschung<br />

8<br />

Neben dieser motivischen Inszenierung von Metaphern können<br />

Emotionen in audiovisuellen Medien auch formal-ästhetisch in<br />

Szene gesetzt werden. Dies gelingt durch den gezielten Einsatz<br />

von Kamera, Schnitt und Ton, um beispielsweise den emotionalen<br />

Zustand eines Protagonisten zu visualisieren und für<br />

den Zuschauer nachvollziehbar zu machen. Auch hierfür findet<br />

Verbildlichung von Emotionen durch Metaphern<br />

sich ein treffendes Beispiel in „Shining“, nämlich die Treppensequenz,<br />

in der die verängstigte Wendy von ihrem durchgedrehten<br />

Mann Jack durch das Hotel und eine Treppe hinauf<br />

gejagt wird. Die Kamera vermittelt dem Zuschauer ein Gefühl<br />

realer körperlicher Bedrohung, indem sie Wendy aus der Pointof-View<br />

von Jack zeigt, der sie wie ein verängstigtes Tier vor<br />

sich her treibt.<br />

Eine wichtige Rolle bei der Generierung audiovisueller Metaphern<br />

spielt der Filmsound. Durch die geschickte Kombination<br />

von Bild und Ton gelingt es den Filmemachern unbelebten<br />

oder auch real nicht existierenden Dingen Leben einzuhauchen.<br />

Das Lichtschwert aus „Krieg der Sterne“ wird erst durch seinen<br />

Sound – ein Zischen beim Aktivieren und ein permanentes metallisches<br />

Su<strong>mm</strong>en während des Kampfes – zu einem greifbaren<br />

Gegenstand. Im Zusa<strong>mm</strong>enspiel von Bild und Ton gelingt<br />

die Zuschreibung von Gestaltmerkmalen und damit auch die<br />

Aktivierung von Emotionen auf sinnlich-konkretere Weise als<br />

dies beispielsweise durch Sprache möglich ist. Mit zunehmender<br />

Verbesserung der technischen Standards wachsen zudem die<br />

Möglichkeiten der Mediengestalter, Emotionen beim Zuschauer<br />

wachzurufen. Welche Möglichkeiten das sind und wie sie am<br />

besten genutzt werden, auf diese Fragen gibt es durch Dr. Fahlenbrachs<br />

Forschungen nun weitere Antworten.<br />

Wer jetzt neugierig geworden ist und sich genauer mit dem<br />

Modell der audiovisuellen Metaphern beschäftigen möchte,<br />

muss sich etwas gedulden, noch ist die Habilitationsschrift<br />

nicht publiziert. Bis es soweit ist, bleibt interessierten MuKlern<br />

der Blick auf die bisherigen Veröffentlichungen der engagierten<br />

Privatdozentin – zu finden ist die Publikationsliste auf der<br />

MuK-Website. n<br />

8 http://www.medienko<strong>mm</strong>.uni-halle.de/kontakt/<br />

mitarbeiter/fahlenbrach


opmusik hat eine enorme politische Bedeutung -<br />

durch ihre Fähigkeit, die Massen zu mobilisieren. Man<br />

denke nur an die Flower-Power-Bewegung oder die<br />

Live-Aid-Konzerte als Beispiele dafür, wie Musiker<br />

versuchen, Einfluss auf die Politik zu<br />

nehmen. Kein Wunder also, wenn auch die<br />

Politik im Gegenzug bemüht ist, die Popmusik<br />

für ihre eigenen Ziele zu nutzen.<br />

Die Frage nach der politischen Instrumentalisierung<br />

des Pop stand auch<br />

beim 4. Halleschen Medienkolloquium<br />

zum Thema „Popmusik in der DDR<br />

und ihre medialen Repräsentationen“<br />

auf dem Progra<strong>mm</strong>. Zum Kolloquium am<br />

4. Juni 2008 hatten Dr. Sascha Trültzsch und<br />

Dr. Thomas Wilke geladen. Die beiden Wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiter des MuK-Departments hielten<br />

selbst je einen Vortrag. Mit Professor Dr. Georg Maas vom<br />

Musikinstitut der MLU gab es einen weiteren Hallenser Referenten.<br />

Das Highlight des Kolloquiums war aber der Eröffnungsredner<br />

Professor Dr. Edward Larkey von der University of<br />

Maryland in Baltimore.<br />

Larkey stellt gleich in doppelter Hinsicht eine Besonderheit<br />

dar: Zum einen sei er, wie Professor Dr. Reinhold Viehoff in<br />

seiner Vorrede bemerkte, ein ziemlich ‚einsamer Forscher‘<br />

auf dem Gebiet der DDR-Popmusik. Zum anderen scheine es<br />

ungewöhnlich, dass sich ein amerikanischer Wissenschaftler<br />

ausgerechnet mit der DDR beschäftigt. Ein Blick auf Larkeys<br />

Lebenslauf gibt Aufschluss. Er studierte zunächst Deutsch<br />

und Geschichte in Ohio und schloss sein Studium schließlich<br />

in Deutschland ab. Seine Magisterarbeit schrieb er in<br />

Ein Amerikaner in Halle<br />

Westdeutschland, die Doktorarbeit an der Ostberliner Humboldt-Universität.<br />

Die Promotion behandelte die Rezeption<br />

der US-Rockmusik in der DDR. Larkey hat also langjährige<br />

Erfahrung auf diesem Gebiet und scheint wie kein Anderer<br />

dazu geeignet, den Vortragsreigen zu eröffnen. Unter dem Titel<br />

„Populäre Musik im Fernsehen der DDR“ illustrierte er mit<br />

diversen Beispielen aus DDR-Musiksendungen, welche Rolle<br />

die Popmusik für die DDR-Führung gespielt hat. Die Sendung<br />

„Rund“ zum Beispiel wurde eigens konzipiert, um politische<br />

Kampagnen zu transportieren. Jede Ausgabe war eine Mischung<br />

aus Musik und Politik: Neben den Musikern und einem<br />

internationalen Publikum waren i<strong>mm</strong>er auch Gäste aus<br />

Pop als Propaganda<br />

4. Hallesches Medienkolloquium zur Musik in den DDR-Medien<br />

Von Nicole Trodler<br />

der DDR-Medienpolitik zu sehen, musikalische und ideologisch<br />

geprägte Beiträge wechselten sich ab. Die Veränderung<br />

im Umgang mit Musik in DEFA-Filmen zeigte der Vortrag<br />

von Prof. Dr. Georg Maas. Wurde die Popmusik zunächst<br />

noch als Teufelswerkzeug angesehen,<br />

das die orientierungslose Jugend verführt<br />

(„Berlin Ecke Schönhauser“), spielte sie in<br />

späteren Filmen durchaus eine wichtige<br />

Rolle – beginnend mit „Heißer So<strong>mm</strong>er“<br />

von 1968. Bezeichnend allerdings, dass<br />

sich die DDR gerade in dem Moment<br />

zur Popmusik bekannte, als weiter im<br />

Osten eher die Politik die Gemüter erhitzte:<br />

„Heißer So<strong>mm</strong>er“ gegen Prager<br />

Frühling.<br />

Ein weiteres Beispiel der politischen Einflussnahme<br />

auf die Popmusik griff der Vortrag von Dr.<br />

Thomas Wilke auf: Mit der „Podiumsdiskothek“ des DDR-Jugendradios<br />

DT 64 gab es eine Sendung, die sich speziell an die<br />

„Schallplattenunterhalter“ der DDR richtete. Die hier gespielte<br />

Musik war eine Richtschnur für die Tracklisten der DDR-DJs:<br />

Vorgaben für die Schallplattenunterhalter<br />

Wollten sie ihre Lizenz nicht verlieren bzw. überhaupt erst<br />

einmal beko<strong>mm</strong>en, hielten sie sich lieber an die Musik, die in<br />

der Podiumsdiskothek gespielt wurde. Eine der vielen Vorgaben<br />

zur Musikauswahl war die Quote: mindestens 60 Prozent<br />

Ost- und maximal 40 Prozent Westmusik. Indizierte Titel, wie<br />

„Sonderzug nach Pankow“, waren natürlich gar nicht erlaubt.<br />

Wie sich das Bild der Jugendkultur in DDR-Familienserien über<br />

die Jahre gewandelt hat, thematisierte Dr. Sascha Trültzsch<br />

abschließend. Stand in den Serien zunächst der ideologische<br />

Auftrag deutlich im Mittelpunkt, kann ab Ende der 70er Jahre<br />

ein Umschwung ausgemacht werden. Die Macher rückten<br />

jugendkulturelle Phänomene stärker in den Vordergrund und<br />

bemühten sich um eine authentische Darstellung.<br />

Einhellig wurde festgestellt, dass die DDR-Führung stets versuchte,<br />

die Popmusik für politische Zwecke zu instrumentalisieren.<br />

Diese Versuche waren von unterschiedlichem Erfolg<br />

gekrönt, abhängig davon, wie sehr sich die Musiker und Progra<strong>mm</strong>gestalter<br />

vor den sozialistischen Karren spannen ließen.<br />

Gewisse Handlungsspielräume gab es nämlich auch in der eher<br />

restriktiven DDR: Je nach politischer Großwetterlage war die<br />

Popmusik mal mehr und mal weniger stark in den Sozialismus<br />

eingebunden. n<br />

Geschehenn<br />

9


n<strong>Reportage</strong><br />

10<br />

„Durchdrehen“ liegt in der Luft<br />

Eigene Filmprojekte in die Tat umzusetzen, ist das Ziel des Praxisseminars „Dramaturgie<br />

inszenierter Kurzfilme“. Für professionelle Unterstützung sorgt dabei Dozentin Manja Rothe.<br />

Vom gedruckten Text zum lebendigen Film ist es ein weiter Weg. Als Yvonne Tscherning die-<br />

sen im So<strong>mm</strong>ersemester 2008 beschritt, war sie nicht allein. Zum Drehteam von „Der Schein“<br />

Von Kathleen Döbbel<br />

gehörte auch MuKJournal-Reporterin und Tonanglerin Kathleen Döbbel.<br />

er 19. Mai 2008 in Halle. Vor dem Haupteingang<br />

des Kongress- und <strong>Kultur</strong>zentrums bahnt<br />

sich Großes an. Die mit Säulen verzierte Pforte<br />

schi<strong>mm</strong>ert im Morgenlicht. In den blank geputzten<br />

Glasscheiben der Eingangstüren spiegelt<br />

sich ein Schwarm halbwegs munterer Studenten.<br />

Ein alter Techniktransporter rauscht die Auffahrt<br />

hinauf und wird von Helfern umzingelt. Das Dröhnen<br />

des Motors erlischt. Ein Moment der Stille. Die Sonne kitzelt<br />

letzte Spuren von Müdigkeit aus den Augenwinkeln. Noch<br />

kühlt ein zarter Wind die auf Arbeit wartenden Studenten.<br />

Gleichwohl: Das „Durchdrehen“ liegt schon in der Luft.<br />

In diesem Augenblick, es klickt, öffnet sich die Kofferraumklappe<br />

des Fahrzeugs. Eifrig greifen Hände zu. Beladen mit<br />

schwerer Filmtechnik hastet<br />

die Crew in die dunklen Gemächer<br />

des En Vogues. Das<br />

Startsignal zum ersten Drehtag<br />

ist gefallen: „Der Schein“ von<br />

Yvonne Tscherning soll innerhalb<br />

einer Woche ‚im Kasten’<br />

sein. Der Wettlauf mit dem<br />

Zeitplan der Tagesdisposition<br />

hat begonnen. Dozentin<br />

Manja Rothe ist mit<br />

am Start, sie beobachtet<br />

aufmerksam die wirbelnde<br />

Filmcrew. Schließlich lehnt sie<br />

sich zufrieden in eine dunkle<br />

Sofaecke der Bar, überzeugt<br />

davon, dass alles ordnungsgemäß<br />

läuft.<br />

Nadine tanzt im „Big Apple“<br />

Mittendrin statt nur dabei.<br />

Am Set herrscht derweil<br />

Hochsti<strong>mm</strong>ung, die Motivation<br />

und Vorfreude auf die<br />

ersten Szenen steht in den<br />

Gesichtern. Technik und Kulisse<br />

werden zügig aufgebaut.<br />

Inmitten der Crew rüste ich<br />

mein Arbeitsgerät. Ich bin die<br />

‚erste Tonangel’. Neben mir:<br />

Paul Böhme, die ‚zweite Tonangel’. Und der Meister, Christian<br />

Schunke. Schon am ersten Tag sitzt jeder Handgriff. Der<br />

Lohn für gründliche Vorbereitung und Aufbauproben. Wir<br />

sind bereit! Gemeinsam mit den Akkus, die ich vor dem ersten<br />

Einsatz noch in die Ladestation packe, lädt sich auch meine<br />

Nervosität auf.<br />

„Der Schein“, die Erste!<br />

<strong>35</strong> <strong>mm</strong><br />

Es ist 09.30 Uhr als aus dem Hintergrund eine zittrige Sti<strong>mm</strong>e<br />

um Aufmerksamkeit ringt. Yvonne Tscherning, die Regisseurin,<br />

hält vor dem Drehstart eine kurze Ansprache. Aufregung und<br />

Spannung sind ihr deutlich anzumerken. Nach acht Monaten<br />

harter Arbeit am Drehbuch und aufwendiger Planungsphase<br />

ist es endlich soweit. „Ich freu mich sehr, dass ich gemeinsam<br />

mit euch meinen ersten Film in die Tat umsetzen kann. Ich<br />

verlange absolute Professionalität und maximalen Einsatz.<br />

Wir haben eine gute Ausgangsposition durch mühevolle Vorbereitung<br />

und nun müssen wir etwas daraus machen. Der Anspruch<br />

an den Film ist sehr, sehr hoch.“ Ja. - Aber gemeinsam<br />

können wir es schaffen.<br />

Die erste Szene führt uns in einen bekle<strong>mm</strong>enden Toilettenraum,<br />

eingerichtet mit hitzeerzeugender Lichttechnik. Mittendrin<br />

der ganze Stolz der Regisseurin: die RED ONE. Die<br />

RED ist eine digitale Kamera, die dem qualitativen Anspruch<br />

von <strong>35</strong>-<strong>mm</strong>-Optik entspricht. Da trotz guter Qualität Kopier-<br />

und Filmrollenkosten gespart werden können, greifen bereits<br />

einige Hollywoodproduktionen auf diese Kamera zurück. Nun<br />

steht sie bei uns, im Toilettenraum, und wir sind deutschlandweit<br />

eines der ersten Projekte, die mit der RED drehen.<br />

Neben den ganzen Geräten haben sich nun auch Ton-, Kamera-<br />

und Regie-Personal im Raum positioniert. „Ruhe bitte,<br />

wir drehen! Ton – läuft. Kamera - läuft. Und bitte!“ Ich<br />

lausche einem Arzt beim Koksen. Verda<strong>mm</strong>t eng ist es. Pro<br />

Einstellung scheint die Raumgröße zu schrumpfen. Wie Ölsardinen<br />

eng an eng gereiht, umhüllt von einem Dunst aus<br />

Schweiß und Urinstein. Die Scheinwerfer brennen. Ringen<br />

nach Luft. Auf meinen Armen lastet die i<strong>mm</strong>er schwerer werdende<br />

Tonangel. Schweißperlen vergnügen und vermehren<br />

sich feucht-fröhlich auf meiner Stirn. Ein Blick in die Augen<br />

der Kollegen, die genau wie ich die Zähne zusa<strong>mm</strong>enbeißen.


Die Schauspieler grandios - sind ja auch Profis. Jetzt Luftanhalten<br />

und nicht bewegen. Sonst wecken wir die Pissoirs. Bei<br />

jeder Bewegung verschlingen die mit Sensoren ausgestatteten<br />

Becken gurgelnd das Wasser, um dann lautstark zu rülpsen.<br />

Eine schlechte Marotte, die den guten Ton verdirbt. Es folgt<br />

ein erlösendes „Danke aus! Die nehmen wir!“ Triumph über<br />

gelungene Aufnahmen unter erschwerten Bedingungen. Ein<br />

Raunen geht durch den Toilettenraum. „Wenn wir das geschafft<br />

haben, schaffen wir auch den Rest.“ Auf zur nächsten<br />

Etappe, auf zum Big Apple.<br />

Action im Striplokal<br />

Der Nachtclub, das Milieu von Stripperin Nadine, ihrem Big<br />

Boss und dem zudringlichen Trinker Achim. Eine verruchte<br />

Kulisse. Im Großformat schmücken Bilder von leicht bekleideten<br />

Damen die Wände. Das Licht ist gedä<strong>mm</strong>t und lenkt<br />

die Aufmerksamkeit auf einen Laufsteg, der sich über den<br />

gesamten Raum erstreckt. Auf ihm stolziert Nadine, nur mit<br />

einem Tanga bekleidet. Umzingelt von Crew und Schauspielern<br />

räkelt sie sich he<strong>mm</strong>ungslos an der vergoldeten Stange.<br />

Gebannt von soviel Mut, nackt vor die Kamera zu treten und<br />

fasziniert vom schönen Körper der Darstellerin, gehen wir unserer<br />

Arbeit nach. Einstellung für Einstellung wird abgedreht.<br />

In der Rolle des zudringlichen Trinkers Achim, der der Stripperin<br />

in Szene fünf den 100-Euro-Schein zusteckt, sorgt Achim<br />

Gerke für Sti<strong>mm</strong>ung am Set. Acht Stunden Drehzeit sind bereits<br />

vergangen – dennoch: die Crew amüsiert sich köstlich.<br />

Schmerzlicher Höhepunkt des Drehtages ist die Prügelszene<br />

zwischen Achim und den Türstehern des Nachtclubs. Fertig<br />

zum Dreh motiviert Achim die muskulösen Türsteher, die ca.<br />

zwei Köpfe größer sind als er: “Tretet ruhig ordentlich zu, soll<br />

ja auch echt aussehen.“ Auf das „und bitte“ der Regisseurin<br />

folgt lautes Gebrüll. Rüde Schimpfwörter schallen durch den<br />

Innenhof des Big Apple. Ein kräftiger Schubs der Security und<br />

Achim geht zu Boden. Seine Knie krachen dumpf auf das unnachgiebige<br />

Altstadtpflaster. Markerschütternde Schreie prallen<br />

auf die Gemüter der Crew. Mitfühlend verziehen einige<br />

die Gesichter. Ziel<strong>siche</strong>re Tritte knallen gegen den Rücken des<br />

Protagonisten. Ein Treffer, dieses Mal nicht gespielt. „Danke<br />

Filmen ist Teamwork: Die Crew von „Der Schein“<br />

aus!“ Achim springt auf wie ein Flu<strong>mm</strong>iball, der<br />

vom Boden abprallt, staubt sein schmuddeliges<br />

Unterhemd ab und stellt den Kragen<br />

seiner speckigen Jeansjacke<br />

auf. Dabei ruft er völlig<br />

Auf der Jagd nach guten Bildern: Maren Kießling, Sebastian Schubert<br />

und Fahrer Achim<br />

euphorisch: „Wow, das muss doch echt ausgesehen haben,<br />

wollt ihr gleich noch eine?“<br />

Beim zweiten Anlauf durchdringen lärmende Polizeisirenen<br />

die angebrochene Nacht. Produktionsleiterin Josefine Schmidt<br />

hält sich erschrocken die Hand vor den Mund. „Ohjeh, wenn<br />

jetzt ein Anwohner die Polizei gerufen hat.“ Obwohl die Szene<br />

sehr authentisch wirkte, will der gute Freund und Helfer<br />

nicht zu uns. Achim ko<strong>mm</strong>t lediglich mit ein paar blauen Flecken<br />

auf der Haut davon und wir wechseln zum letzten Motiv.<br />

Stolzerfüllt präsentiert er uns seinen alten Mustang Cabrio.<br />

Der wohltuende Klang des Motors wirkt wie Balsam auf die<br />

gestressten Gemüter der Crew. Auf der Rückbank findet sogar<br />

Kamera samt Personal Platz, ein Bild für die Götter. Während<br />

sich das Kamerateam den Wind und das Gefühl von Freiheit<br />

durch die Haare wehen lässt, verschwindet der Rest des Teams<br />

von der Bildfläche. Sucht Unterschlupf in einem zugigen Tunnel.<br />

Es ist bereits ein Uhr nachts. Erschöpfung und Kälte zehren<br />

an den Kraftreserven. Ich zittere, meine Nackenhaare stellen<br />

sich hoch. Doch der Ehrgeiz, auch die letzte Einstellung<br />

optimal zu vollenden, setzt sich durch. Gegenseitiges Wärmen<br />

und Aufmuntern sowie das Miterleben spektakulärer Szenen<br />

wirken wie Doping. Nur so ist es überhaupt möglich, diesen<br />

19-stündigen Drehmarathon durchzustehen. Yvonne und Josi<br />

feuern uns an, bis auch die letzte Szene ‚gekauft’ ist.<br />

Der Drehtag neigt sich dem Ende. Er steht symbolisch für die<br />

Verwirklichung von drei aufregenden und sehr unterschiedlichen<br />

Kurzfilmprojekten: „Bartender“ von Sabina Urbanska,<br />

„Product Code – Du bist, was du kaufst“ von Christian Horn<br />

und „Der Schein“ von Yvonne Tscherning. Jeder Regisseur hat<br />

seinen Film auf ganz unterschiedliche Weise zum Dreherfolg<br />

geführt. „Ganz doll stolz“ ist Dozentin Manja Rothe auf die<br />

Eigenständigkeit und qualitative Entwicklung der Teams.<br />

Vom Dreh zu Hause angeko<strong>mm</strong>en, lehne ich mich zufrieden<br />

in einen Sessel. Schaue raus, die Nacht ko<strong>mm</strong>t zum Fenster<br />

herein. Der Mond scheint hell und klar. Gedanken an aufregende,<br />

skurrile sowie pannenreiche Szenen flirren mir durch<br />

den Kopf. Ich muss schmunzeln und freue mich mit jeder<br />

Minute mehr auf den fertigen Film. n<br />

<strong>Reportage</strong>n<br />

11


n<strong>Kontrovers</strong><br />

12<br />

Tausche Privatsphäre gegen Gruscheleinheiten<br />

Schließen sich der Wunsch nach virtueller Gemeinschaft und nach geschütztem Privatleben<br />

grundsätzlich aus? Wie viel geben wir im Internet über uns preis? Wo ist unsere persönliche<br />

Schmerzgrenze? Hier einige grundsätzliche Überlegungen dazu - und der ultimative Psychotest.<br />

Von Melanie Grießer<br />

igentlich ist studiVZ wie das Poesiealbum, das wir<br />

früher hatten. Gut, die Seiten sind mittlerweile<br />

aus HTML gemacht, der kreative Beitrag ist das<br />

Foto von der letzten durchfeierten Partynacht und<br />

auch die Freunde von früher, die besser nur in<br />

der Erinnerung geblieben wären, haben etwas hineingeschrieben.<br />

Dafür beginnen die Grüße mit<br />

‚Hey Schnecke‘ und die Poesie findet in platzsparenden 64<br />

Zeichen langen Gruppennamen ihre moderne Entsprechung:<br />

„Schakkeline, ko<strong>mm</strong> wech von die Regale, du Arsch!“<br />

Das Album von früher war aber nur eine Momentaufnahme,<br />

die als Erinnerung im Regal verstaubt. Die Social Networks<br />

von heute, MySpace, studiVZ, Facebook, Xing und viele andere,<br />

haben demgegenüber einen entscheidenden Vorteil: Sie<br />

sind lebendig. Man ist stets informiert über aktuelle Veränderungen<br />

im Freundeskreis – von der Haarfarbe bis zur neuen<br />

Liebschaft. Alte Gefährten verlieren sich langsam in neuen<br />

Hobbies und neue Freunde finden sich durch alte Gewohnheiten.<br />

Doch etwas hat das alte Freundschaftsalbum den<br />

neuen Plattformen voraus: Der Besitzer konnte selbst entscheiden,<br />

für wen das kleine goldene Schloss geöffnet wird,<br />

um den kostbaren Inhalt preiszugeben. Wer heute nicht nach<br />

geeigneten Sicherheitslösungen für seine Profilseite, also für<br />

sein virtuelles Privatleben sucht, teilt Ausschnitte seines realen<br />

Lebens, Freunde und Bilder allein auf studiVZ mit derzeit<br />

ca. fünf Millionen Mitgliedern. Dank der Verknüpfung mit<br />

meinVZ, dem Portal für Nicht-Studenten, ko<strong>mm</strong>en täglich ein<br />

paar tausend potenzielle Freunde hinzu.<br />

Unfreiwilliger Ruhm<br />

Würden die Profilseiten anders aussehen, wenn man sich bei<br />

jeder Äußerung und jedem Bild fragt, was Verwandte, Dozenten,<br />

potentielle Arbeitgeber oder gar Stalker und Kriminelle<br />

damit anfangen könnten? Wird das niemals vergessende<br />

Internet unseren Kindern später peinliche Beweise für genau<br />

das Verhalten liefern, das wir ihnen ausreden wollen? Schon<br />

jetzt lassen sich genügend Beispiele dafür finden, warum das<br />

Veröffentlichen der eigenen Daten kritisch sein kann. So wid-<br />

Sichere Vernetzung<br />

mete die BILD einer heiklen Flugzeuglandung im März 2008<br />

eine Titelseite und veröffentlichte Bilder und Daten der jungen<br />

Co-Pilotin, die ohne ihr Einverständnis von studiVZ und<br />

anderen Internetseiten geno<strong>mm</strong>en wurden.<br />

Schlagzeilen machte auch eine studiVZ-Gruppe mit 700<br />

männlichen Mitgliedern, die Frauenbilder aus Profilen und<br />

Fotoalben tauschten und bewerteten. Praktischerweise wurde<br />

den interessierten Männern gleich der vollständige Name, der<br />

Link zum Profil und auch schon mal die Anschrift des Wohnheims<br />

mitgeteilt. Die unwissende ‚glückliche‘ Gewinnerin eines<br />

monatlichen Fotowettbewerbs wurde zur Belohnung für<br />

das veröffentlichte Bild dann zu verabredeter Zeit von vielen<br />

Männern gleichzeitig „gegruschelt“. (Zusa<strong>mm</strong>ensetzung aus<br />

„grüßen“ und „kuscheln“) Die Gruppe wurde irgendwann gemeldet.<br />

Der zuständige Mitarbeiter von studiVZ schlug eine<br />

Abänderung des Beschreibungstextes vor – und bat anschließend<br />

darum, sich und einen der Gründer von studiVZ in die<br />

Gruppe aufzunehmen.<br />

Entblößung des Privatlebens<br />

Die informationelle Selbstbesti<strong>mm</strong>ung – also die Entscheidungsgewalt<br />

darüber, wer was auf welchem Wege über uns<br />

erfährt, dient dem Schutz des privaten Raumes gegenüber<br />

der Öffentlichkeit. Die Entblößung des Privatlebens im Internet<br />

ist nicht nur ein (bewusster?) Verzicht auf diesen Schutz,<br />

sondern ein Aufweichen der Grenzen zwischen Privatem und<br />

Öffentlichem. Für die Aufrechterhaltung dieser Grenze wurde<br />

und wird an vielen Stellen gekämpft. Zum Beispiel gegen<br />

Vorratsdatenspeicherung, biometrische Daten im Ausweis und<br />

gegen die Verwendung privater Informationen für personalisierte<br />

Werbung. Letzteres hat studiVZ mit der Einführung<br />

neuer Allgemeiner Geschäftsbedingungen (AGB) durchgesetzt.<br />

Die Ankündigung der geplanten Änderungen löste bei Datenschützern<br />

und auch einigen Benutzern der Plattform Proteste<br />

aus. StudiVZ überarbeitete daraufhin schwa<strong>mm</strong>ige Formulierungen,<br />

die den Verkauf der Nutzerdaten befürchten ließen,<br />

strich Passagen zum Werbeversand per SMS und Online-Messenger<br />

und verpflichtete sich dazu, die Daten von ehemaligen


Mitgliedern auch tatsächlich zu löschen.<br />

Das Portal gibt sich seit dem Skandal zudem<br />

betont datenschutzfreundlich.<br />

Der Protest der Mitglieder zeigt sich auch<br />

in ganz studiVZ-typischer Form: Es wurden<br />

Gruppen gegründet. Mittlerweile<br />

zeigen noch mehr als 14 000 Mitglieder<br />

in Gruppen wie „Widerspruch gegen die<br />

neuen AGB“ ihre Unzufriedenheit mit<br />

den Veränderungen. Die konsequentesten<br />

Kritiker, die das Netzwerk verlassen<br />

haben, sind hier natürlich nicht mehr<br />

zählbar. Dem gegenüber stehen rund<br />

1000 Benutzer, die sich positiv oder neutral<br />

zu den Änderungen äußern. Insgesamt<br />

2751 Mitglieder (das sind fast 15<br />

Prozent aller in AGB-thematischen Gruppen<br />

eingeschriebenen Nutzer) haben<br />

hauptsächlich ein Problem damit, dass<br />

einige zum Schutz der Daten ihren Namen<br />

geändert haben. [Quelle: studiVZ,<br />

Stand: Juli 2008]<br />

Trotz fragwürdigen Inhalts hat die Einführung<br />

von neuen Nutzungsbedingungen<br />

auch Gutes gebracht: Diskussionen<br />

und Nachdenken über die eigenen Daten<br />

und den Menüpunkt „Datenschutz“ am<br />

Seitenende. Hier kann der wachgerüttelte<br />

studiVZ-Nutzer ein paar grundlegende<br />

Einstellungen zur Veröffentlichung und<br />

Verwendung seiner Daten machen.n<br />

Diese Studierenden<br />

leisten ihren Beitrag<br />

zu den etwa 155<br />

Millionen Besuchen,<br />

die studiVZ im August<br />

2008 auf ihrer<br />

Seite registrierte<br />

Check: Welcher studiVZ-Typ bist du? Oder: In welchen Schrank passen deine Schubladen?<br />

Wunsch nach öffentlicher Privatheit?!<br />

Von Katharina Schultz<br />

Der ultimative Verhaltenstest für MuK-Studierende: Welcher studiVZ-Typ bist du?<br />

Einfach Fragen beantworten, Buchstaben der Antworten notieren und Auflösung<br />

auf Seite 25 lesen.<br />

By the way: Eine wissenschaftliche Ab<strong>siche</strong>rung gibt es nicht. Dieser Test dient der<br />

Unterhaltung. Also, viel Spaß!<br />

Wenn ich einen Tag lang keine Gelegenheit habe, mich in mein studiVZ-Profil<br />

einzuloggen, dann…<br />

a. muss etwas wirklich Bedeutendes dazwischen geko<strong>mm</strong>en sein.<br />

b. muss ich das vorher auf meinem Profil ankündigen oder nachher aufklären.<br />

c. muss ich auf jeden Fall am nächsten Tag rein.<br />

c./d. gibt es nichts Neues, ansonsten hätte ich eine Benachrichtigung per Mail<br />

beko<strong>mm</strong>en.<br />

e. ist das nur einer von vielen Tagen, an denen ich das nicht tue.<br />

Meine Gruppen…<br />

a. bringen mich beim Durchlesen jedesmal wieder zum Lachen.<br />

b. „sagen mehr über mich, als mein Profil“.<br />

c. entsprechen in manchem Punkt meiner Persönlichkeit.<br />

d. sind fast nur nach Zweckmäßigkeit ausgewählt.<br />

e. Die Funktion nutze ich nicht. Davon, sich selbst abzustempeln, halte ich rein<br />

gar nichts.<br />

Wie sieht Deine „Privatsphäre“ im studiVZ aus? Mein Profil…<br />

a./b. kann jeder einsehen.<br />

a./c. tja, gute Frage!<br />

b. kann jeder an meiner Hochschule, meine Freunde und deren Freunde einsehen.<br />

c. können Freunde und deren Freunde einsehen.<br />

c./d./e. ist nur für meine Freunde vollständig sichtbar.<br />

Was motiviert dich, deine Bilder im studiVZ zu zeigen? (mehrere Antworten<br />

möglich)<br />

a./b. Ich möchte auf diese Weise andere Leute kennen lernen.<br />

a./b. Ich möchte Besuchern meines Profils etwas aus meinem Leben zeigen.<br />

b. Ich möchte, dass andere Personen auf mich aufmerksam werden/sich für mich<br />

interessieren.<br />

c./d. Ich möchte meinen Freunden etwas aus meinem Leben zeigen.<br />

e. Ich zeige keine Bilder.<br />

Wem gestattest du es, deine Bilder in den Alben anzuschauen?<br />

a./b. Jedem, der sie sich anschauen möchte.<br />

c. Ich weiß grad nicht, was ich eingestellt hab.<br />

d. Nur meinen Freunden.<br />

e. Ich lad prinzipiell keine Fotos hoch.<br />

Auf Bildern im studiVZ sieht man mich…<br />

a. in allen Lebenslagen.<br />

b. auf jeden Fall gut getroffen.<br />

c. auf Partys.<br />

d. höchstens von hinten.<br />

e. gar nicht.<br />

Hast du in der Vergangenheit von dir veröffentlichte Bilder nachträglich wieder<br />

aus deinen Alben entfernt?<br />

a. Nein, noch nie, ich stehe zu allem.<br />

b. Nein noch nie, ich überlege mir vorher gut, was ich da hochlade.<br />

c./d. Ja, mindestens einmal.<br />

e. Nein, denn ich lade erst gar keine hoch.<br />

Je mehr ich im Netz über mein Leben verrate und meine Identität online<br />

abbilde, desto...<br />

a. mehr beko<strong>mm</strong>e ich Kontakt zu Leuten mit ähnlichen Interessen.<br />

b. interessanter bin ich.<br />

c. mehr beko<strong>mm</strong>e ich mit und behalte den Anschluss.<br />

d./e. höher ist das Risiko, dass meine Daten missbraucht werden.<br />

(Auflösung zum Test auf S. 25)<br />

13


n<strong>Kultur</strong>beute<br />

14<br />

Von Christiane Rex<br />

abt ihr Lust auf eine Weinprobe? Oder einen Theater-<br />

beziehungsweise Kinobesuch? Aber euch fehlt die<br />

gleichgesinnte Begleitung? Dann schnuppert doch einmal<br />

beim „Studentischen <strong>Kultur</strong>salon e. V.“ (KuSa) hinein.<br />

Das ist ein Verein, der 2003 von sieben (vorwiegend BWL-)<br />

Studenten gegründet wurde. Die Idee ist, andere Leute aus unterschiedlichen<br />

Studiengängen und Fachbereichen kennen zu<br />

lernen, wieder öfter ins Theater zu gehen, eben gemeinsam <strong>Kultur</strong><br />

zu genießen. Dieses Vorhaben hat sich sehr schnell etabliert.<br />

„Wir sind ein eingetragener, gemeinnütziger Verein. Im Moment<br />

sind wir etwa zehn bis fünfzehn aktive Mitglieder. Allerdings sind<br />

viele von uns bald mit dem Studium fertig, so dass wir dringend<br />

Nachwuchs suchen“, sagt die stellvertretende Vorsitzende des<br />

KuSa und Medizinstudentin Katharina Böhm.<br />

Henning Vieker ist 26 Jahre alt, studiert Medizin und ist der Vorstandsvorsitzende.<br />

Er möchte nicht nur gemeinsam in ein Konzert<br />

oder eine Ausstellung gehen, sondern sich mit den anderen<br />

auch über das Erlebte austauschen: „Bei i<strong>mm</strong>er mehr Studenten<br />

und steigender Anonymität an den Universitäten scheint es oft<br />

unmöglich Menschen zu treffen, die dieselben Interessen verfolgen,<br />

wie man selbst. Wir bieten für alle diejenigen, die sich<br />

außeruniversitär engagieren wollen, die Möglichkeit, ein Netzwerk<br />

aufzubauen und einen jungen Verein voranzubringen.“<br />

<strong>Kultur</strong> im klassischen Sinne<br />

Es ist durchaus erwünscht, dass man bei den gemütlichen Vereinssitzungen<br />

vom Thema abko<strong>mm</strong>t und auch über alltägliche<br />

Dinge spricht, denn Austausch und Spaß stehen im Vordergrund.<br />

Alles soll eher locker und nicht nach starren Statuten ablaufen.<br />

Lyrik vor dem Affenkäfig<br />

Deshalb heißt der Verein auch „<strong>Kultur</strong>salon“ und nicht „<strong>Kultur</strong>verein“.<br />

Neben Spaß ist die Bildung ein weiteres Anliegen des<br />

Vereins, der <strong>Kultur</strong> im klassischen Sinne versteht. Musik, Kunst<br />

und klassische Malerei interessieren ebenso wie Kinofilme, kulturelle<br />

Strömungen anderer Länder sowie das alte und neue<br />

Theater. So wurden unter anderem gemeinsam „Mendy – das<br />

Wusical“ im Thaliatheater, „Schlafes Bruder“ in der Halleschen<br />

Oper, Poetry Slam im Turm und „Die Buddenbrooks“ im Puppentheater<br />

besucht.<br />

Radtouren und Länderabende<br />

Gleichgesinnte<br />

Der Studentische <strong>Kultur</strong>salon Halle sucht Interessenten<br />

Die <strong>Kultur</strong>freunde überlegen, wozu sie Lust haben und tragen<br />

sich ganz demokratisch in Teilnehmerlisten für die angebotenen<br />

Veranstaltungen ein. Mindestens einmal in der Woche ist ‚<strong>Kultur</strong>zeit‘.<br />

Selbstverständlich gibt es auch eigene Veranstaltungen:<br />

So staunten die tierischen Bewohner des halleschen Bergzoos<br />

nicht schlecht, als sie mit Gedichten vor ihren Behausungen während<br />

eines lyrischen Zoobesuches beehrt wurden. In entspannter<br />

Atmosphäre wurde das Animalische mit dem Lyrischen verbunden.<br />

Die selbst verfassten und bekannten Gedichte zogen eines<br />

schönen Sonntages am Gehege der entsprechenden Gattung<br />

viele Zuhörer an.<br />

In der Vergangenheit hat es schon selbst organisierte Lesungen<br />

von eigenen Texten, eine Stadtführung durch Halle und eine<br />

„KulTour“ in Form einer Radtour nach Wettin sowie lustige<br />

Weinproben gegeben. An Länderabenden wird ein besti<strong>mm</strong>tes<br />

Land facettenreich vorgestellt – und das kann man sich nicht<br />

nur kulturell ‚schmecken lassen‘: so gab es am Frankreich abend<br />

französische Weine, Käse und Baguette.<br />

Wer Interesse am <strong>Kultur</strong>salon<br />

und dessen Unternehmungen<br />

hat, kann gerne zum Vereinstreffen<br />

am ersten Dienstag im<br />

Monat gehen und sich auf der<br />

Website www.kultursalon-halle.<br />

de über das aktuelle Progra<strong>mm</strong><br />

informieren. Dort könnt ihr<br />

auch erfahren, wo sich die Mitglieder<br />

(und gerne auch Interessenten)<br />

im aktuellen Semester<br />

treffen. n<br />

Die Studierenden haben<br />

Spaß beim lyrischen Zoobesuch


Von Juliane Fritzsch<br />

„Einar Schleef“ – und dann?<br />

Aus Konsumtempel könnte Kreativquartier werden<br />

roß, grau und grässlich wirkt das Gebäude am anderen<br />

Saale-Ufer, wenn man aus dem Fenster des MMZ blickt.<br />

1981 als Konsumtempel errichtet, spiegelt es wie kaum<br />

ein anderes Gebäude der Stadt die Ost-West-Absurditäten<br />

wider. Die Rede ist vom ehemaligen Karstadt-Gebäude in<br />

der Mansfelder Straße, das seit 2006 leer steht. Unter dem Titel<br />

„Einar Schleef. Der Maler“ wurde dem grauen Klotz zumindest<br />

zeitweise wieder Leben eingehaucht. Die Stiftung Moritzburg<br />

inszenierte dort von April bis Juli 2008 eine Retrospektive des<br />

vielseitigen Künstlers. Parallel dazu zeigte die Kunststiftung<br />

Sachsen-Anhalt ihre Stipendiatenausstellung „48 Karat“.<br />

Einar Schleef war zugleich Maler, Schriftsteller und Regisseur<br />

und prägte die deutsche Theaterlandschaft wie kaum ein anderer.<br />

Auf 9000 qm wurden in der unteren Etage des Gebäudes<br />

rund 250 Zeichnungen und 90 Gemälde ausgestellt und Schleef<br />

damit erstmals nur als Maler gewürdigt. Kein anderer Ort hätte<br />

dem – zu Lebzeiten oft einsamen – Künstler gerechter werden<br />

können. Ein nackter, rein funktionaler Raum, der im kras-<br />

Lichter im Betonklotz<br />

sen Gegensatz zu sonst eher huldvollen Museumsräumen steht.<br />

Schleefs eindringliche Gemäldeserie „Klage“ zeigt auf 18 Bildern<br />

einen Mann in einer grauen Telefonzelle, der als Synonym für<br />

einen im Osten Gebliebenen steht, der den Kontakt zu den in<br />

den Westen Gegangenen sucht. Die Serie gilt als Epochenbild<br />

des Kalten Krieges und der geteilten Systeme.<br />

Seit mehr als zwei Monaten sind die Lichter im Betonklotz auf<br />

der Saale-Insel wieder erloschen. Noch steht in den Sternen, wie<br />

es weitergehen soll. Weder die Stiftung Moritzburg noch die<br />

Kunststiftung Sachsen-Anhalt, die das Gebäude von der Karstadt<br />

AG gemietet hat, oder die Stadt Halle haben im Moment Pläne<br />

für eine weitere Nutzung. Es bleibt zu wünschen und zu hoffen,<br />

dass die erfolgreiche Ausstellung keine Ausnahme bleibt. Kunst<br />

an solch einem außergewöhnlichen Ort zu zeigen, bietet eine<br />

Chance für Halle, sich als <strong>Kultur</strong>standort zu behaupten und dem<br />

Leerstand entgegenzuwirken. Vielleicht wird das Haus ja auch<br />

Teil des angedachten Kreativquartiers, das zumindest als Vision<br />

an Halles Horizont aufleuchtet. n<br />

Das ehemalige Karstadtgebäude in der Mansfelder Straße zeigte die Ausstellungen „Einar Schleef“ und „48 Karat“<br />

<strong>Kultur</strong>beuten<br />

15


n<strong>Kultur</strong>beute<br />

16<br />

Schabowski und das Känguru<br />

Missverständnisse im Berliner Museum für Ko<strong>mm</strong>unikation<br />

Von Nicole Trodler und Kalina Yovcheva<br />

ür den Philosophen und Journalisten Manfred Hinrich<br />

kann ein Missverständnis der Wahrheit näher sein als<br />

ein Einverständnis. Nach der Informationstheorie von<br />

Shannon und Weaver ist Informationstransfer umso größer<br />

je größer die Störung ist. Und Missverständnisse setzen Erzählungen<br />

laut Aristoteles erst in Gang. In der privaten Partnerschaft,<br />

der großen Politik oder zwischen verschiedenen <strong>Kultur</strong>en:<br />

Störungen sind ein ständiger Begleiter des menschlichen<br />

Austausches. Mit diesem Thema setzte sich die Ausstellung<br />

„Missverständnisse: Stolpersteine der Ko<strong>mm</strong>unikation“ des<br />

Museums für Ko<strong>mm</strong>unikation Berlin vom 23. April bis zum 5.<br />

Oktober auseinander.<br />

Die Mission heißt Ko<strong>mm</strong>unikation<br />

Vor dem Eingang der Wechselausstellung steht ein ausgestopftes<br />

Känguru. Der Name des Tieres soll auf ein Ko<strong>mm</strong>unikationsproblem<br />

zwischen den Aborigines und dem Entdecker James<br />

Cook zurückgehen. Auf Cooks Nachfrage sollen die Ureinwohner<br />

„Känguru“ für „Ich verstehe nicht“ geantwortet und so den Namen<br />

für das Tier geprägt haben. Mittlerweile geht man jedoch<br />

davon aus, dass sie ihm doch „gangurru“ antworteten, womit<br />

tatsächlich das Beuteltier bezeichnet gewesen sein könnte. Somit<br />

symbolisiert das Känguru zugleich ein Missverständnis und die<br />

Aufklärung eines solchen.<br />

Die berühmtesten Missverständnisse wurden medial verbreitet —<br />

etwa jenes, welches zur vorzeitigen Maueröffnung geführt hat.<br />

Günther Schabowski, damals SED-Funktionär, verlas auf einer<br />

Pressekonferenz am 9. November 1989 die neuen Reisebesti<strong>mm</strong>ungen<br />

für DDR-Bürger, die allerdings erst vier Uhr nachts in<br />

Kraft treten sollten. Schabowski verkündete stattdessen die sofortige<br />

Grenzöffnung und die Geschichte nahm ihren Lauf.<br />

Nicht nur die verbale Ko<strong>mm</strong>unikation bietet Raum für Missverständnisse,<br />

auch non-verbale Zeichensprache macht das Verstehen<br />

nicht i<strong>mm</strong>er leichter — besonders zwischen Menschen<br />

verschiedener <strong>Kultur</strong>- und Sprachräume. Ein gutes Beispiel ist<br />

die so genannte „Ring-Geste“, bei der Daumen und Zeigefinger<br />

einen Kreis formen. In Deutschland oder auch in Nordamerika<br />

wird damit signalisiert, dass etwas perfekt oder zumindest okay<br />

sei, während Franzosen, Italiener und Belgier angesichts dieser<br />

Geste beleidigt reagieren würden. In diesen Ländern bedeutet sie<br />

nämlich: „Du bist eine totale Null.“<br />

Aber, damit wir uns nicht missverstehen, auch die Dauerausstellung<br />

des Museums ist empfehlenswert. Schrilles Telefonklingeln,<br />

unverständliche Lautsprecheransagen und Auszüge aus histori-<br />

schen Fernsehbeiträgen hallen ununterbrochen durch die drei<br />

Stockwerke des prachtvollen hundert Jahre alten Gebäudes.<br />

Zeitgemäß stellt es nicht nur Exponate aus, sondern spielt mit<br />

Erwartungshaltungen der Besucher. Besonderes Ziel des Museums<br />

ist es, Ko<strong>mm</strong>unikation zu ermöglichen. Diesem Anspruch<br />

gerecht zu werden, gelingt mit vielen interaktiven Installationen<br />

bereits im Erdgeschoss.<br />

Den Anfang machen drei ko<strong>mm</strong>unizierende Roboter, die im Lichthof<br />

emsig ihre Runden drehen. Die kleinen Brüder von R2-D2<br />

aus Star Wars unterbrechen ihren Lauf sofort, wenn ein Mensch<br />

die Szene betritt: „Ko<strong>mm</strong> rein“, der erste Roboter, begrüßt die<br />

Besucher. Sein Bruder „Mach was“ lädt zum Fußballspiel ein.<br />

Der Dritte im Bunde, „Also gut“, informiert über die Geschichte<br />

des Gebäudes. Weitere Installationen reagieren auf Knopfdruck:<br />

So erklingt zum Beispiel eine ganze Horde Telefone. Wenn man<br />

die Hörer abni<strong>mm</strong>t, sind von früheren Besuchern aufgeno<strong>mm</strong>ene<br />

Botschaften zu hören. Außerdem brüllen Lautsprecher unverständliche<br />

Ansagen — ständige Ko<strong>mm</strong>unikationsangebote.<br />

Besucher des Museums werden aber nicht nur zur ständigen<br />

Ko<strong>mm</strong>unikation aufgefordert, sondern erfahren auch viel — zum<br />

Beispiel über die technische Entwicklung der Ko<strong>mm</strong>unikaton seit<br />

dem 19. Jahrhundert,<br />

vor allem<br />

über Post,<br />

Nachrichtendienst<br />

im Krieg<br />

und Teleko<strong>mm</strong>unikation.<br />

Ein<br />

Highlight ist die „Begrüßungsko<strong>mm</strong>itee“ des Museums<br />

so genannte<br />

Schatzka<strong>mm</strong>er<br />

im Untergeschoss. In dieser werden die wertvollsten Exponate<br />

des Museums ausgestellt, darunter die ersten Telefonapparate<br />

von Philipp Reis und die berühmtesten Briefmarken der Welt: die<br />

Blaue und die Rote Mauritius. Außerdem präsentiert das Museum<br />

neben traditionellen Ausstellungsstücken wie Briefumschlägen<br />

und Postkarten umfangreiche Sa<strong>mm</strong>lungen alter Schreibutensilien,<br />

Stempel und Telegraphen. Das ist zwar nicht „Alles, was Gott<br />

erschaffen hat“, wie die erste von Samuel Morse 1844 im Punkt-<br />

Strich-Code telegrafierte Botschaft lautet, aber ziemlich viel von<br />

dem, was die Mediengeschichte zu bieten hat. n<br />

8 http://www.museumsstiftung.de<br />

Die Wechselausstellung wird derzeit im Museum für<br />

Ko<strong>mm</strong>unikation in Frankfurt am Main gezeigt.


Pausenschmaus<br />

Rund ums MMZ auf Nahrungssuche…<br />

Robert-Franz-Ring 7<br />

Oleariusstraße 11<br />

So sieht ein glücklicher MuK-Student<br />

aus! Für nur 69 Cent pro Stück<br />

beko<strong>mm</strong>t Friedemann Ebelt den<br />

leckersten Kuchen der Umgebung und<br />

zwar hier, bei Bäckerei König. Sein absoluter<br />

Favorit: Kokos-Bienenstich.<br />

Christian Walesch und Christian Andrae<br />

von halbe treppe und Bacs-event<br />

essen am liebsten gleich nebenan im<br />

„Mat´s“. Für das preiswerte Menüangebot<br />

nehmen sie auch kleine Wartepausen<br />

in Kauf.<br />

Ertappt! Professor Dr.<br />

Ka<strong>mm</strong>er gönnt sich nach<br />

Feierabend gerne einen<br />

schmackhaften Döner bei<br />

Lady Eda.<br />

Zum Salzwirker<br />

Mansfelderstraße 56<br />

Mansfelderstraße 11<br />

Gerberstraße 2<br />

Im Angebot<br />

Dr. Günther lässt es sich gern in<br />

der MDR-Kantine Tristan schmecken.<br />

Gut und günstig genießt sie<br />

hier ein ordentliches Mittagsmenü.<br />

Beim Geschmackstest der besonderen Art<br />

im Salzwirker hat unsere Testperson glatt<br />

die Flucht ergriffen…<br />

Für Risikofreudige: hier gibt’s ‚lecker<br />

Pferd‘ in verschiedensten Variationen.<br />

Pferderoulade<br />

…<br />

Pferdegulasch<br />

Pferdewurst<br />

gebraten…<br />

Gut gerüstetn<br />

17


nIndoor<br />

18<br />

MuK geht unter die Archäologen<br />

Department begleitet Ausgrabungen am Magdeburger Dom<br />

Von Runa Hiersemann<br />

eit 2006 pendeln<br />

regelmäßig<br />

Mitarbeiter und<br />

Studierende des<br />

MuK-Departments nach<br />

Magdeburg, um an einem<br />

außergewöhnlichen<br />

Projekt zu arbeiten. Denn<br />

in der Landeshauptstadt<br />

steht der älteste gotische<br />

Dom auf deutschem Boden:<br />

St. Mauritius und<br />

St. Katharina zu Magdeburg.<br />

Seit 2006 wird in<br />

seinem Inneren gegraben<br />

und gebuddelt. Man<br />

möchte mehr wissen über<br />

das geschichtsträchtige<br />

Bauwerk, i<strong>mm</strong>erhin ist<br />

die Grundsteinlegung<br />

bald 800 Jahre her. Die<br />

Vorgänger des Doms<br />

sind es vor allem, über<br />

welche die archäologischen<br />

Grabungen des Landesamtes für Denkmalpflege und<br />

Archäologie Sachsen-Anhalt Aufschluss geben sollen.<br />

Mitarbeiter des MuK-Departments, allen voran Prof. Gerhard<br />

Lampe und Thomas Knebel, begleiten diese Grabungen und<br />

sind bei sämtlichen wichtigen Ereignissen live dabei. So soll<br />

zum Beispiel geklärt werden, ob die Vorgängerkirche bereits<br />

ein Dom oder lediglich die Kirche des ehemaligen Moritzklosters<br />

war. Die Antwort würde wiederum Rückschlüsse auf die<br />

Bedeutung Magdeburgs vor dem Dombau zulassen. Außerdem<br />

möchte man wissen, wo genau sich die Vorgängerkirche befand,<br />

da die Fundamente der Ost-West-Achse nicht mit denen<br />

des heutigen Domes übereinsti<strong>mm</strong>en.<br />

Zeitreise ins Mittelalter: Domplatz um 1200<br />

Begonnen hat das Projekt im Jahr 2006, als Prof. Michael Wiemers,<br />

Vorstand des Instituts für Neue Medien in Archäologie<br />

und Kunst (ein An-Institut der Kunstgeschichte) Professor Dr.<br />

Gerhard Lampe beauftragte, die Ausgrabungen filmisch zu dokumentieren.<br />

Dies war möglich, da das Department über entsprechende<br />

Technik und Prof. Lampe über die nötige Erfahrung<br />

verfügt. Ziel des Projektes ist es, eine 60-minütige Dokumentation<br />

der Grabungen und ihrer Ergebnisse zu erstellen, die<br />

Das MuK-Team und der Ausgrabungsleiter bei der Arbeit im Dom:<br />

Jessen Mordhorst, Thomas Knebel, Prof. Dr. Gerhard Lampe und<br />

Rainer Kuhn (v.l.n.r.)<br />

Sicheres Fundament<br />

einem groß angelegten<br />

Katalog zur Ausstellung<br />

im nächsten Jahr beigefügt<br />

wird.<br />

Professor Dr. Lampe hat<br />

das Projekt am Department<br />

angesiedelt, um<br />

Auszubildenden und<br />

Studierenden einen Einblick<br />

in die professionelle<br />

Praxis zu ermöglichen.<br />

Und so gehören zu den<br />

kleinen Drehteams neben<br />

Sebastian Schubert und<br />

Tim Peschka auch versierte<br />

MuK-Studierende,<br />

die das Projekt über einige<br />

Drehs begleiten, zum<br />

Beispiel Jessen Mordhorst.<br />

Außerdem sollen die<br />

Möglichkeiten der Grabungsdokumentation<br />

und deren Verwendung für die akademische<br />

Lehre erweitert werden. Bisher werden archäologische<br />

Grabungen vor allem über Zeichnungen, Tagebücher, Fotos<br />

und Vermessungen für die Nachwelt festgehalten, das Bewegtbild<br />

bietet jedoch ganz andere Möglichkeiten. Aus diesem<br />

Grund werden von jedem der insgesamt 40 Drehtage Langfassungen<br />

geschnitten, die der Lehre in der Archäologie und<br />

Denkmalpflege dienen sollen. Auf diese Weise ist es möglich,<br />

den Grabungsprozess mit originalen Ko<strong>mm</strong>entaren und Hypothesen<br />

der Wissenschaftler authentisch wiederzugeben. Ein<br />

solcher Drehtag wird entweder zu besonderen Anlässen angesetzt,<br />

etwa zur Öffnung eines der zahlreichen Gräber oder<br />

um einen Grabungsabschnitt zusa<strong>mm</strong>enfassend zu dokumentieren.<br />

Am Ende des Projektes und pünktlich zum Jubiläum werden<br />

die Ergebnisse in der Landesausstellung Sachsen-Anhalt<br />

2009 „Aufbruch in die Gotik – Der Magdeburger Dom und<br />

die späte Stauferzeit“ präsentiert. Vom 31 . August bis 6 . Dezember<br />

wurden bedeutende mittelalterliche Handschriften,<br />

Goldschmiedearbeiten und andere Kunstwerke in den Räumen<br />

des <strong>Kultur</strong>historischen Museums Magdeburg ausgestellt. Die<br />

Dokumentation wird für die Besucher in einem speziellen Medienraum<br />

zu sehen sein, eine 3D-Animation wird sie mit auf<br />

eine Zeitreise ins Mittelalter nehmen, um sich von der Atmosphäre<br />

des Domplatzes um 1200 faszinieren zu lassen. n


Traditionell originell<br />

Von Stephanie Schneider<br />

Prof. Manfred Ka<strong>mm</strong>ers Langzeit-Marketing-<br />

Projekt rund um die Initiative Hören geht in<br />

eine neue Runde. Im letzen Jahr wurden ein<br />

Banner, ein Poster und Postkarten für den<br />

Messestand der Initiative entwickelt. In diesem<br />

Semester soll nun u. a. die Arbeit am Relaunch<br />

des Flyers und der Homepage fortgesetzt werden.<br />

Der Kreativität der Studierenden sind hierbei<br />

keine Grenzen gesetzt.<br />

Die Initiative Hören versteht sich als Dachorganisation,<br />

die Einrichtungen und Verbänden,<br />

die sich mit dem Thema „Hören“ befassen,<br />

eine Plattform für öffentliche Aktivitäten bieten<br />

möchte. Die offizielle Vereinsgründung war<br />

im Jahr 2001. Der Kontakt mit Prof. Karl Karst,<br />

dem heutigen Vorstand der Initiative wurde jedoch<br />

schon davor geknüpft. Professor Dr. Ka<strong>mm</strong>er,<br />

der wie Karst seinerzeit an der Siegener Uni tätig<br />

war, packte die Gelegenheit beim Schopf.<br />

Er rief ein Projektseminar über zwei Semester mit fünf<br />

Stunden pro Woche ins Leben. Hier wurden die ersten<br />

Ideen gesa<strong>mm</strong>elt und umgesetzt. So wurde z. B. die<br />

Skizze für Radio 108.8 entworfen, einer Internetseite,<br />

auf der Kinder spielerisch alles rund um das Thema Hören<br />

erfahren können. Das PC-Spiel Uwe sowie die Homepage<br />

(www.initiative-hoeren.de) der Initiative wurden<br />

ebenfalls von den Studierenden selbst entwickelt.<br />

Gratispostkarte als „Give Away“ am Messestand<br />

Das Projekt wurde schließlich von Prof. Ka<strong>mm</strong>er mit an<br />

die MLU geno<strong>mm</strong>en. Seither gilt es, alle zwei Semester<br />

in einem zweistündigen Marketing-Seminar die Ideen<br />

weiter zu entwickeln. Die Planung und Besetzung eines<br />

Standes auf der Leipziger Buchmesse sind dabei stets<br />

der krönende Abschluss des Seminars. Der Seminarleiter<br />

zeigt sich mit der Arbeit der Studierenden sehr zufrieden.<br />

„Mittlerweile steht der Stand, so dass der Fokus auf<br />

andere Dinge gerichtet werden kann“, freut sich Prof.<br />

Ka<strong>mm</strong>er bereits jetzt auf die Ideen der Studierenden in<br />

diesem Jahr. Da im Voraus allerdings keine feste Planung<br />

der einzelnen Projekte stattfinde, sei es i<strong>mm</strong>er schön,<br />

so Prof. Ka<strong>mm</strong>er, wenn die Studierenden selbst Ideen<br />

einbrächten und Initiative zeigten. n<br />

Wunsch erfüllt: Film up!<br />

Von Katja Berg<br />

Seit dem 1. Mai 2008 gibt es eine neue Internetseite,<br />

die auch für MuK-Studierende<br />

interessant sein könnte: www.filmnetz.eu.<br />

Dabei handelt es sich um eine Plattform,<br />

deren Gründer sich zur Aufgabe gemacht<br />

haben, jungen Filmemachern und anderen<br />

Filminteressierten einen Platz zum kreativen<br />

Austausch zu schaffen. Initiiert wurde<br />

die Seite von MuK-Studenten und Ehemaligen,<br />

die den meisten schon von Filmforum<br />

„Selbstgedrehtes“ und „Co-Produced | European<br />

Film Forum“ bekannt sein dürften:<br />

Raimar Oestreich, Simon Riedl, Paul Rieth und Sven<br />

Roloff. „Die Idee ist, eine Plattform zu schaffen, die<br />

den ko<strong>mm</strong>unikativen Ansatz von ‚Selbstgedrehtes’ ins<br />

Netz überträgt, losgelöst von Raum und Zeit quasi. „Wir<br />

wollten den Filmemachern eine Möglichkeit bieten, gemeinsam<br />

neue Projekte zu starten und auch später in<br />

Kontakt zu bleiben“, erzählt Paul Rieth. So können auch<br />

die beim „Co-produced“ entstandenen Filme auf der<br />

Seite angeschaut werden.<br />

Das Prinzip ist einfach: Man legt (kostenlos) ein Profil<br />

an und kann dann seine kreativen Produkte dort präsentieren.<br />

„Auch wenn filmnetz.eu primär ein Filmportal<br />

ist, können Audiodateien und Fotos ebenso hochgeladen<br />

werden“, erklärt Rieth. Dabei können User die<br />

einzelnen Uploads bewerten und ko<strong>mm</strong>entieren. Diese<br />

Möglichkeit des Feedbacks und der Interaktion sei besonders<br />

wichtig. „Wir möchten eine Gelegenheit bieten,<br />

Ideen und Anregungen von anderen zu beko<strong>mm</strong>en,<br />

Kontakte zur Herstellung von Low-Budget-Produktionen<br />

zu knüpfen und eigene Filmprojekte voranzutreiben“,<br />

so der 25-Jährige. Vielseitigkeit sei dabei oberste<br />

Prämisse. Aus diesem Grund könne man — abgesehen<br />

von jugendgefährdenden und fremdenfeindlichen Inhalten<br />

— prinzipiell alles auf der Seite zur Bewertung<br />

hochladen. „Dabei ist jeder für seine eigenen Beiträge<br />

verantwortlich, die Urheberrechte müssen also geklärt<br />

sein“, betont Paul Rieth.<br />

Um sich an filmnetz.eu interaktiv zu beteiligen, muss<br />

man keineswegs Profi sein. „Wir wollen eine nutzerfreundliche<br />

Plattform für Interessierte und Filmbegeisterte<br />

schaffen. Denkbar wäre etwa auch, Produktionen<br />

wie ‚Uni-TV’ oder ‚Unimono’ auf die Seite zu laden.“ —<br />

Alle Besorgten seien indes beruhigt: „Selbstgedrehtes“<br />

gibt es nach wie vor! n<br />

Indoorn<br />

Plattform für Selbstgedrehtes<br />

19


nOutdoor<br />

20<br />

Sonnig strahlt der Septembertag, da ko<strong>mm</strong>t der Anruf: Ein freundlicher Aufnahmeleiter<br />

begrüßt mich. Ich halte den Atem an. Ob ich wohl kurzfristig für einen ausgefallenen Kamerapraktikanten<br />

einspringen kann? – Polizeiruf? Praktikum? Ob ich kann? Natürlich kann ich!<br />

So eine Chance lasse ich mir doch nicht entgehen. Schließlich bin ich MuK-Studentin.<br />

Von Eva Siebenhühner<br />

wei Stunden später bin ich Kamerapraktikantin beim<br />

„Polizeiruf 110“. Am Set lerne ich neue, wunderbare<br />

Menschen kennen: Regisseur Jürgen Brauer, Regieassistentin<br />

Hanna Seydel, die ‚Mädels’ vom Kostüm Miriam<br />

Blaich und Julia Beyer, die Hauptdarsteller Jaecki<br />

Schwarz und Wolfgang Winkler, natürlich auch das<br />

Kamerateam mit Kameramann Peter Ziesche und<br />

Kamerassistent Christian Kitscha. Das ist sie nun: meine ‚Familie‘<br />

für die nächsten drei Wochen. Die Motocross-Strecke in<br />

Dieskau dient an meinem ersten Tag als Kulisse. Hier soll die<br />

„Polizeiruf 110“-Folge „Keiner schreit!“ gedreht werden. Mir<br />

erscheint alles chaotisch, unübersichtlich, verwirrend. Ich bin<br />

neu beim Film. Die anderen nicht. Die wissen genau, was zu<br />

tun ist. Jeder Handgriff sitzt, ist geplant und kontrolliert. Ohne<br />

jeglichen Zeitverlust muss alles ablaufen.<br />

Hauptko<strong>mm</strong>issare Schmücke & Schneider<br />

Der „Polizeiruf 110“: ein Qualitätsprodukt, das seine Wurzeln<br />

noch im DDR-Fernsehen hat. Die beliebte Hallenser Reihe,<br />

seit 1996 mit Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler in den<br />

Hauptrollen als Hauptko<strong>mm</strong>issare Herbert Schmücke und Herbert<br />

Schneider, greift auf eine 37-jährige Geschichte zurück.<br />

Da liegen die Einschaltquoten zur Primetime am Sonntagabend<br />

schon mal über 24 Prozent. Seit 2002 produziert die SAXONIA<br />

MEDIA den Hallenser „Polizeiruf“ für den MDR. 19 Folgen wurden<br />

bereits mit den ‚zwei Herberts’ realisiert.<br />

21 Tage wird für diese Folge an den unterschiedlichsten Orten<br />

in Halle und Umgebung gedreht. Mit der tatkräftigen Unterstützung<br />

der Behörden. Drehgenehmigungen gibt es problem-<br />

37 Jahre „Polizeiruf 110“<br />

los – notfalls auch für Vollsperrungen. Da kann es schon mal<br />

vorko<strong>mm</strong>en, dass die Hauptko<strong>mm</strong>issare Schmücke und Schneider<br />

einen längeren Stau verursachen. Stören wird das aber keinen,<br />

denn der „Polizeiruf“ macht prima Werbung für die Stadt.<br />

Ordnungsamt und die ‚echte’ Polizei leisten gute Zuarbeiten,<br />

damit alles glatt läuft. Ohne die Unterstützung von Außenstehenden<br />

wäre ein Dreh gar nicht umsetzbar. Damit sind auch<br />

Bei Anruf Mord<br />

Halles Bewohner gemeint. So sucht sich der Szenenbildner für<br />

Drehs gezielt Privatwohnungen aus, die zum Drehbuch passen.<br />

Requisiteur Frank Jankowski verändert dann oft nur Kleinigkeiten,<br />

einen Tag vor Drehbeginn oder noch am Drehtag.<br />

Von der Unimensa zur Polizeikantine<br />

Ende der ersten Woche. Mein Job ist „Video-Operator“. Nach<br />

mehreren Anweisungen von Luise Schröder, der Materialassis-<br />

Am Set von „Polizeiruf 110 - Keiner schreit!“<br />

tentin, habe ich mich schnell zurechtgefunden. An einem Tag<br />

waren wir meistens an zwei Drehorten. Heute Nachmittag ‚belagern’<br />

wir ein Wohnhaus in Halle-Dölau. In zahlreichen anderen<br />

Wohnungen, Familienhäusern, Kneipen, im Krankenhaus<br />

Bitterfeld, im Gymnasium Landsberg und im Landgericht Halle<br />

haben wir in dieser Woche schon ‚abgedreht’. Auch die allseits<br />

bekannte Tulpe-Mensa war gestern zur Polizeikantine umfunktioniert<br />

worden. Mit dem <strong>35</strong>-köpfigen Team konnten wir uns<br />

dort gut entfalten, was im kleinen Dölauer Reihenhaus schon<br />

schwieriger ist. Im Schlafzi<strong>mm</strong>er der Hauseigentümer eingepfercht,<br />

starre ich gebannt auf den Videomonitor, für den ich<br />

als Kamerapraktikantin unter anderem zuständig bin. Die Klappe<br />

für eine neue Einstellung fällt im Kinderzi<strong>mm</strong>er nebenan.<br />

„Und bitte!“ Gespannt verfolge ich die Schauspielarbeit und<br />

die Kameraführung von Peter. Bei einem Versuch bleibt es aber<br />

nicht. Eine halbe Stunde vergeht, und mit ihr fünf Klappen, bis


die erste Einstellung im Kasten und der Regisseur vollko<strong>mm</strong>en<br />

zufrieden ist. Langes Warten gehört nun mal dazu, das hatte ich<br />

bereits gelernt. Endlich: ein Einstellungswechsel. Ich schnappe<br />

meinen Monitor samt Videokabel und verschwinde mit den<br />

anderen im Umbaugetü<strong>mm</strong>el. Alles muss beim Auf- und Abbau<br />

schnell gehen. Und auch diesen Drehtag haben wir nach<br />

zwölf Stunden Arbeit geschafft. Das vorgesehene Zeitlimit, wie<br />

üblich, nur etwas überschritten. Nachdem der Transporter mit<br />

der Kameratechnik fertig bepackt ist, mache ich mich erschöpft<br />

und zufrieden auf den Heimweg. Diejenigen, die nicht aus Halle<br />

sind, fahren ins Hotel.<br />

Jede Folge mit eigener Handschrift<br />

Aber natürlich verläuft nicht jeder Tag ohne Schwierigkeiten.<br />

Komplikationen verursacht oft das Wetter. Gegen Naturgewalten<br />

und Schla<strong>mm</strong>lawinen kann man nun mal nicht viel ausrichten.<br />

Das bedeutet für den Folgetag, dass zwei Drehorte miteinander<br />

getauscht werden müssen. Unterschlupf gegen Regen bietet<br />

uns in diesem Fall das ‚Polizeirevier’. Erstaunt erfahre ich, dass<br />

hierfür 2007 ein vollko<strong>mm</strong>en neues Studio gebaut wurde: Polizeibüros,<br />

Chemielaboratorium, Befragungszi<strong>mm</strong>er, Flure und<br />

Gänge inklusive. Architekten und Requisiteure hatten einmal<br />

mehr beeindruckende Arbeit geleistet. Ein Paradies zum Drehen,<br />

mit genügend Steckdosen, um die sich keiner streiten muss.<br />

Die SAXONIA MEDIA hat es sich zu eigen gemacht, dass bei<br />

jeder neuen Folge ein anderes Team arbeitet - Regisseur, Cutter<br />

und Kameramann. Dadurch trägt jede Produktion eine eigene<br />

Handschrift. Der Regisseur wird nach dem Thema des Dreh-<br />

buchs und seiner Eignung, dieses zu realisieren, ausgesucht. Oft<br />

bringt der Regisseur den Cutter seines Vertrauens mit. Dieser<br />

beko<strong>mm</strong>t schon während der Drehzeit Rohmaterial zum Bearbeiten.<br />

Nach Beendigung der Dreharbeiten kann er dann richtig<br />

Schmücke und Schneider im Einsatz<br />

loslegen. Noch zweieinhalb Monate braucht es, bis die Folge<br />

schließlich fertig ist: Tonbearbeitung, Synchronisation, Lichtbesti<strong>mm</strong>ung,<br />

Mischung und endgültige Abnahme. Und schon ist<br />

der Film sendebereit.<br />

An die Zeit am Set erinnere ich mich i<strong>mm</strong>er wieder gern zurück:<br />

So viele Stunden habe ich mit all den Menschen verbringen<br />

dürfen. Habe von ihnen gelernt und mit ihnen<br />

gelacht. – Und so ganz nebenbei auch noch etwas über professionelle<br />

Kameratechnik und die Arbeit des Regisseurs in<br />

Erfahrung gebracht. n<br />

Hauptko<strong>mm</strong>issar Schneider (Wolfgang Winkler), Kriminaltechnikerin Rosamunde Weigand (Marie Gruber), Hauptko<strong>mm</strong>issar<br />

Schmücke (Jaecki Schwarz), Gerichtsmediziner Dr. Stabroth (Jochen Schropp) v.l.n.r.<br />

Outdoorn<br />

21


nEssay<br />

22<br />

Vom Zuschauer<br />

zum Progra<strong>mm</strong>direktor<br />

Das Internetfernsehen gewinnt täglich an Bedeutung. Es stellt das duale System auf den Kopf<br />

und befreit die klassische Fernsehsendung vom starren Progra<strong>mm</strong>schema. Es entstehen neue<br />

Alternativen, aber auch neue Probleme. Gerade wegen dieser rasanten Entwicklung gibt es<br />

viele, die mit dem Begriff Internetfernsehen nichts anfangen können. Hier ein Einblick in<br />

Von Jörg Langguth und <strong>Martin</strong> Gerling<br />

ndlich Wochenende! Gerade hat man es sich auf<br />

der Couch gemütlich gemacht und zappt durch das<br />

TV-Progra<strong>mm</strong>, da muss man wieder einmal mit Ernüchterung<br />

feststellen, dass Auswahl und Angebot<br />

ganz schön zu wünschen übrig lassen. Der einzige<br />

Ausweg: der Gang zur Videothek – zeitgemäßer:<br />

Mediathek - verbunden mit der Hoffnung, dass der<br />

gewünschte Film auch noch erhältlich ist. Zurückbringen nicht<br />

vergessen, sonst wird es teuer.<br />

Seit einigen Jahren vollzieht sich ein Wandel, der solche Bräuche<br />

überflüssig macht. Er begann mit der Katze Pajamas im Mai<br />

2005. Sie war der Star im ersten Web-Video der Plattform You-<br />

Tube, das als Vorform quasi die Geburtsstunde des Internetfernsehens<br />

markiert. Doch die Anfangszeiten neigen sich dem<br />

Ende zu. Gerade bei jungen Leuten bildet das Internet schon<br />

heute die Basis des alltäglichen TV-Konsums. Der Tagesspiegel<br />

berichtete erst im August über eine Onlinestudie, nach welcher<br />

14- bis 19-Jährige täglich ‚nur’ 100 Minuten vor dem Fernseher<br />

und bereits 120 Minuten im Netz verbringen. 92 Prozent der<br />

Jugendlichen gab an, die Zeit im Internet unter anderem für<br />

YouTube, Liveübertragungen oder Video-On-Demand zu nutzen.<br />

All diese Formen werden unter dem Begriff Internetfernsehen<br />

zusa<strong>mm</strong>engefasst, jedoch unterscheiden sie sich enorm<br />

hinsichtlich ihres tatsächlichen Bezugs zum Fernsehen, ihrer<br />

Handhabung und Rezeption.<br />

Web-TV & IPTV: Progra<strong>mm</strong>-Fernsehen im<br />

Internet<br />

Es sind wohl die zwei Formate Web-TV und IPTV, welche mit<br />

unseren althergebrachten Vorstellungen vom Fernsehen noch<br />

am ehesten vereinbar sind. Beide liefern digitales Progra<strong>mm</strong>fernsehen<br />

aus der Telefonleitung anstatt über Kabel oder Satellit.<br />

Die Daten des Fernsehprogra<strong>mm</strong>s werden bei IPTV (Internet<br />

Protocol Television) über ein separates und leistungsfähigeres<br />

Netz übertragen. Das garantiert, verglichen mit Web-TV, eine<br />

bessere Qualität. Dafür muss aber auch gezahlt und eine so<br />

Formen und Folgen.<br />

genannte Settop-Box installiert werden. Eine teure Angelegenheit.<br />

Das Web-TV hingegen ist kostenlos und über das frei<br />

zugängliche Internet empfangbar. Jeder Rechner oder Laptop<br />

mit Zugang zu einem Internet-Breitbandanschluss ist imstande,<br />

Web-TV zu empfangen. Mit Hilfe weniger Kabel lässt sich der<br />

Computer problemlos auch mit dem Fernseher verbinden, um<br />

das Bild über die Fli<strong>mm</strong>erkiste sehen zu können. Somit lässt<br />

sich der Unterschied zu der guten alten Fernsehwelt de facto<br />

komplett maskieren: dieselben Sender, dasselbe Progra<strong>mm</strong>, die<br />

gleiche Einbahnstraßenko<strong>mm</strong>unikation.<br />

Video-on-demand: Sehen was und wann<br />

man will<br />

Parallel zum alten Progra<strong>mm</strong>diktat im neuen Internetgewand<br />

wurde eine Idee umgesetzt, die seit den 80ern im Verborgenen<br />

schlu<strong>mm</strong>erte: Video-on-demand (VOD). Auch wenn damals<br />

noch andere Vorstellungen damit verbunden waren, ist<br />

das Grundprinzip, nämlich den Zeitpunkt und das gewünschte<br />

Progra<strong>mm</strong> auswählen zu können, 2005 Realität geworden.<br />

Jederzeit und weltweit lassen sich audiovisuelle Angebote im<br />

Internet hochladen und abrufen, seien es Privatvideos, Fernsehbeiträge,<br />

Serien oder Kinofilme. Zum ersten Mal in der Geschichte<br />

des Fernsehens sind die Grenzen zwischen Produzent,<br />

Verteiler und Rezipient durchlässig geworden. YouTube hat mit<br />

seinem Konzept der ständigen Verfügbarkeit dazu beigetragen,<br />

das Internetfernsehen zu etablieren und somit ein Stück Mediengeschichte<br />

geschrieben. Zappen und etwas aufgetischt zu<br />

beko<strong>mm</strong>en war gestern – heute wird aktiv und nach Interesse<br />

ausgewählt.<br />

Fluch oder Segen?<br />

Wunschprogra<strong>mm</strong><br />

Obwohl YouTube in erster Linie für privat gedrehte Videos gedacht<br />

ist, braucht man nicht lange zu suchen, um beispielsweise<br />

die Lieblingsserie auch illegal und kostenlos zu finden<br />

– ganz gezielt und ohne Werbung. Für Millionen Nutzer und<br />

Fans ein Segen, für Millionen Beschäftigte in der Medienbran-


1Im Internetfernsehen wird auf drei<br />

Arten der Ausstrahlung zurückgegriffen.<br />

Gerade bei Web-TV wird oft<br />

die Streaming-Methode verwendet, bei<br />

welcher das Bildsignal direkt aus dem<br />

Netz heraus gezeigt wird. Für diese<br />

Methode ist eine hohe Übertragungsgeschwindigkeit<br />

und eine konstante<br />

Übertragung extrem wichtig. Gibt es<br />

Schwankungen, hält das Bild an.<br />

che ein Fluch. Durch die neuen Möglichkeiten und Standards<br />

des Internetfernsehens scheint der Film- und Fernsehindustrie<br />

ein ähnlicher Niedergang zu drohen, wie dies in den 90ern im<br />

‚Plattengeschäft’ der Fall war. Das Herunterladen von Fernsehserien<br />

dauert heute nur noch so lange wie das einer MP3-<br />

Datei. Aber warum überhaupt erst runterladen, wenn man sie<br />

auch sofort gucken kann (siehe Infobox)? Natürlich nicht legal,<br />

durch die unklare Rechtsgrundlage im WWW kann der Einzelfall<br />

jedoch selten zurückverfolgt werden. Ein Angebot, das sich<br />

viele nicht entgehen lassen.<br />

Wie viele das sind, zeigt das Beispiel des Portals Stage6. Für<br />

mehr als ein Jahr war es die größte VOD-Seite mit der besten<br />

Bildqualität und einer riesigen Auswahl an legalen und illegalen<br />

Inhalten. Was als Projekt der Software-Schmiede DivX<br />

zur Demonstration der eigenen Codecs (Progra<strong>mm</strong>e, mit denen<br />

sich Daten digital kodieren und dekodieren lassen) begann,<br />

entwickelte sich zum Sa<strong>mm</strong>elplatz aktueller Kinofilme und Serien.<br />

Am Ende war das Portal Opfer des eigenen Erfolgs. Zuerst<br />

wurden Filme, Serien und andere TV-Beiträge illegal auf die<br />

Server von Stage6 hochgeladen und kryptisch verschlüsselt. Im<br />

nächsten Schritt hängten sich so genannte Aggregatorenseiten<br />

an Stage6 an, die per Link dieses verschlüsselte Video direkt<br />

aufrufbar machten. Jedoch wurde nicht auf die Webseite,<br />

sondern auf das Video direkt verlinkt. Eine bisher ungeklärte<br />

Anzahl von Videos lief über andere Seiten, für Stage6 nicht zu<br />

erkennen. Alle vier Staffeln von „Dr. House“, Fernsehqualität<br />

und in Deutsch? Kein Problem! Ein Angebot, das im letzten<br />

Monat von Stage6 i<strong>mm</strong>erhin zehn Millionen Filmfans täglich<br />

anlockte. Im Frühjahr 2008 verklagte die Universal Music Group<br />

die Firma DivX auf 30 Millionen Dollar Schadenersatz. Stage6<br />

ging wenig später offline. Inzwischen haben sich Klone mit<br />

ähnlichen Plattformen entwickelt, allen voran die chinesische<br />

VOD-Seite tudou.com mit täglich 15 Milliarden verstreamten<br />

Minuten.<br />

Duales System: quo vadis?<br />

Das Tauziehen zwischen öffentlich-rechtlichen Anstalten und<br />

Verlegern um die Vorherrschaft im Internet hat längst begonnen.<br />

Schließlich geht es um die nächsten Generationen, die das<br />

heutige Fernsehen in der Form vielleicht nur noch im Museum<br />

zu Gesicht beko<strong>mm</strong>en werden. Im Frühjahr durchleuchtete die<br />

EU-Ko<strong>mm</strong>ission die Finanzierung der Öffentlich-Rechtlichen<br />

Arten der Ausstrahlung<br />

2Bei der zweiten Art handelt es sich<br />

um einen klassischen Download,<br />

welcher sich gerade bei Filmanbietern<br />

im Internet sehr großer Beliebtheit erfreut.<br />

Der Film wird auf die Festplatte<br />

geladen und kann nach Abschluss des<br />

Downloads angeguckt werden, auch<br />

wenn man offline ist. Nachteil ist hier<br />

die Wartezeit, die investiert werden<br />

muss, bis der Film geladen ist.<br />

3Eine Mischform stellt die dritte<br />

Möglichkeit dar, der sukzessive<br />

Download. Zwar wird der Film auf<br />

Festplatte zwischengespeichert, jedoch<br />

muss hier nicht gewartet werden, bis<br />

der Film vollständig geladen ist. Diese<br />

Form ist gerade bei den illegalen Angeboten<br />

an der Tagesordnung.<br />

und formulierte Bedingungen für deren Internetauftritt. Es bedarf<br />

einer neuen Definition der Grundversorgung, auch weil<br />

die Richtlinien des Mediums Fernsehen nicht einfach auf das<br />

Internet übertragen werden können. Dies wird im aktuellen<br />

Streitthema Online-Textangebote deutlich. Der im März veröffentlichte<br />

Referentenentwurf für einen neuen Rundfunkstaatsvertrag<br />

ließ die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten<br />

aufschreien. Textbasierte Angebote sollen für sie nur sendungsbezogen<br />

zulässig sein und auch nach sieben Tagen wieder aus<br />

dem Netz verschwinden. Das brachte die Rundfunkintendanten<br />

auf die Palme, wohl nicht zuletzt aus Angst, den Anschluss<br />

im Internet und damit an das junge Publikum zu verpassen.<br />

Auf der Gegenseite klagen die Privatsender und Verleger über<br />

eine gebührenfinanzierte Marktverdrängung, da die Öffentlich-<br />

Rechtlichen mit ihren Websites das Angebot des konventionellen<br />

TV-Progra<strong>mm</strong>s ausweiten.<br />

Vielleicht stehen am Ende beide Seiten als Verlierer da, denn<br />

das Internetfernsehen beeinflusst die heranwachsende Jugend<br />

und ihr Verständnis vom Fernsehen als Medium grundlegend.<br />

Sie gucken einfach im Internet, was sie wollen und wann sie<br />

Zeit haben, was in der schnelllebigen Welt von heute auch<br />

sinnvoll erscheint. Die Interaktivität ni<strong>mm</strong>t zu, die Passivität<br />

ab. Beim Fernsehabend wird die Frage, was denn heute ko<strong>mm</strong>t,<br />

von der Frage abgelöst, worauf man Lust hat. Aber auch diejenigen,<br />

die mit dem Fernsehen ihr Geld verdienen, müssen ihre<br />

Ansichten grundlegend überdenken – im WWW konkurrieren<br />

sie mit Progra<strong>mm</strong>en aus der ganzen Welt.<br />

Wenigstens für die Mediatheken gibt es noch einen Lichtblick:<br />

Die aktuellen Videospiele von Playstation, X-Box oder Wii gibt<br />

es (noch?) nicht im Internet. Doch ein Grund, Freitagabend<br />

noch mal von der Couch aufzustehen und zu hoffen, dass das<br />

gewünschte Spiel noch nicht vergriffen ist. Zurückbringen nicht<br />

vergessen! n<br />

Links zum Thema<br />

8 www.zdf.de/ZDFmediathek 8 www.daserste.de/mediathek<br />

8 www.prosieben.de/video 8 www.video-ondemand.info<br />

8 www.videoload.de 8 www.one4movie.<br />

de 8 www.maxdome.de<br />

Essayn<br />

23


nBranche<br />

24<br />

Von Franziska Ehring<br />

Games Convention vs. gamescom<br />

Absti<strong>mm</strong>ung per pedes: Leipziger zur eigenen<br />

igentlich waren die Würfel längst gefallen. Nach vielen<br />

Spekulationen um einen möglichen Standortwechsel<br />

der Games Convention (GC) stand ab Februar 2008<br />

fest, dass Europas größte Spielemesse Leipzig verlässt.<br />

Auf einer Pressekonferenz gab der Bundesverband Interaktive<br />

Unterhaltungssoftware (BIU) offiziell<br />

bekannt, dass die nächste Spielemesse<br />

ab 2009 unter dem Namen<br />

gamescom in Köln ausgerichtet<br />

wird.<br />

Der BIU-Geschäftsführer Olaf Wolters<br />

erklärte in einer Pressemitteilung,<br />

dass mit diesem Standortwechsel<br />

die Zukunft der deutschen Branchenmesse<br />

als europäi- sche Leitveranstaltung ge<strong>siche</strong>rt werden<br />

soll. Der Umzug sei<br />

eine Entschluss<br />

der<br />

Mitgliedsunternehmen<br />

und die Entscheidung für Köln<br />

sei eine für Deutschland und nicht<br />

gegen Leipzig. Auch die koelnmesse,<br />

die sich im Wettstreit mehrerer Städte um die Spielemesse<br />

behaupten konnte, preist in einer Presseerklärung ihre schlagkräftigen<br />

Vorzüge an. Mit dem viertgrößten Messegelände<br />

der Welt, der guten Infrastruktur, dem<br />

Einzugsgebiet, der langjährigen Erfahrung als<br />

Großveranstalter und dem weltweiten Vertriebsnetz<br />

konnte die koelnmesse siegreich punkten.<br />

von Leipzig…<br />

Alles das schien die Leipzig Messe nicht (mehr<br />

ausreichend) zu haben. Kurz, es fehlt angeblich<br />

an Ausstellungsfläche, internationaler Verkehrsanbindung<br />

und vor allem genügend Hotelbetten für<br />

die Besucherzahl – obwohl das angestrebte Ziel von<br />

200 000 Gästen im vergangenen Jahr nicht erreicht wurde.<br />

Doch der Name Games Convention ist nicht nur Progra<strong>mm</strong>,<br />

sondern auch eine international bekannte und etablierte Marke<br />

der Leipzig Messe. Vor Jahren noch von manchen Veranstaltern<br />

als “Schmuddelmesse“ abgelehnt, hatten die Leipziger<br />

den Mut, eine Spielemesse zu veranstalten. Seit 2002 strömen<br />

Games-Liebhaber zur stetig in Ausstellungsfläche, Händler-<br />

und Besucherzahl gewachsenen Spieleschau nach Leipzig. So<br />

kann man auch verstehen, dass die Leipziger ihr großgezoge-<br />

Spielemesse ermutigt<br />

Betten für Leipzig<br />

nes Kind nicht so einfach hergeben möchten. Denn Leipzig ist<br />

nicht nur der Veranstaltungsort - der Name Games Convention<br />

steht für eine regionale Institution. In den Foren überschlagen<br />

sich auch deshalb die Ko<strong>mm</strong>entare von GC-Besuchern über<br />

den Standortwechsel ihrer geliebten Messe. Hier wird über<br />

unfaire Behandlung, fadenscheinige Begründungen und die<br />

Profitgier der Spielehersteller diskutiert. Viele erkennen in der<br />

eigentlichen Neugründung der Spielemesse als gamescom am<br />

Rhein auch das ‚Heimweh’ des wichtigsten Verbandsmitglieds<br />

des BIU, dem Branchengiganten Electronic Arts mit Sitz in<br />

Köln.<br />

Games Convention bleibt 2009 in Leipzig<br />

Aber dann kam die GC 2008 und 203.000 Besucher stürmten<br />

das Leipziger Messegelände. Mit einem Rekord konnte<br />

man rechnen, denn die vorerst letzte Spieleschau in<br />

Leipzig wollten sich weder Aussteller noch Fachbesucher<br />

und Gamesliebhaber entgehen lassen. Die<br />

Zahl der Aussteller stieg von 503 auf 547, davon<br />

kamen 234 Firmen aus dem Ausland. Die Leipziger<br />

Messe zählte 14 600 Fachbesucher und 3 800<br />

Pressevertreter aus 48 Ländern. Diese Resonanz<br />

und eine repräsentative Umfrage des Instituts für<br />

Marktforschung Leipzig zeigten, dass die Games-<br />

Branche und die Besucher für den traditionellen<br />

Standort der GC in Leipzig sind. 90 Prozent der<br />

Aussteller würden wieder nach Leipzig ko<strong>mm</strong>en und<br />

lediglich 13,2 Prozent der Fachbesucher sti<strong>mm</strong>ten<br />

mit Nein auf die Frage: „Soll es 2009 aus Ihrer<br />

Sicht eine GC in Leipzig geben?“ So viel positives Feedback<br />

ermutigt die Leipziger Messe zu einer eigenständigen<br />

Spielemesse ohne den<br />

Branchenverband. Wolf-<br />

…nach Köln?<br />

gang Marzin, Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung der Leipziger Messer GmbH, sagte dazu:<br />

„Die Branche und die Besucher unterstützen uns eindeutig<br />

darin, die Messe in Leipzig fortzuführen.“ Und der Termin für<br />

2009 steht bereits fest. Vom 19. bis 23. August 2009 wird die<br />

GC wieder für alle Spieleliebhaber ihre Tore in Leipzig öffnen.<br />

Dann bleibt abzuwarten ob die Leipziger Messe auch<br />

ohne den BIU und die großen Spielehersteller eine erfolgreiche<br />

Games Convention ausrichten kann. Die Konkurrenz wartet ja<br />

schon, im September, in Köln! n


Überwiegend Antwort a: Die jungen Hyperaktiven<br />

Gruppenlimit von maximal 100 Gruppen schöpfst du komplett aus. Mit: „Wenn mir langweilig ist,<br />

trete ich unsinnigen Gruppen bei“ erklärst du auch gleich wie es dazu ko<strong>mm</strong>en konnte. Zu deiner<br />

Unterhaltung schaust du dich gern auf anderen Profilen um, „gruschelst“ Unbekannte und lässt<br />

dich auch mal auf den einen oder anderen Flirt ein. Auch außerhalb der virtuellen Welt bist du für<br />

alles offen und gern auf Partys unterwegs. Natürlich glühst du härter vor als andere Party machen<br />

und dein Filmriss ist <strong>siche</strong>r oft auch länger als die ganze Party. Dass es deine Party-Absturz-Fotos<br />

und andere unvorteilhafte Schnappschüsse ins Netz schaffen, stört dich wenig. Soll doch jeder<br />

sehen, wie du feiern kannst!<br />

Du bist stark studiVZsuchtgefährdet.<br />

Zwei- bis<br />

dreimal täglich, wenn<br />

nicht öfter, bist du dort anzutreffen.<br />

Jeder, mit dem du<br />

auch nur irgendwie mal in<br />

Kontakt getreten bist, muss<br />

in deine „Freundesliste“. Das<br />

Überwiegend Antwort b: Die jungen exhibitionistischen Wilden<br />

und achtest auch sonst darauf, dass man dich nur von deiner vorteilhaftesten Seite zu sehen<br />

beko<strong>mm</strong>t. Wenn du jemandem eine Nachricht hinterlässt, dann schon auf der Pinnwand. Dein<br />

Profil soll ruhig durchstöbern wer will, dich kü<strong>mm</strong>ert das wenig. Sollen doch alle wissen, dass für<br />

dich: „Sex nur schmutzig ist, wenn er richtig gemacht wird“. Und wen stört schon, dass du „so<br />

lange ein Motivationsproblem hast, bis du ein Zeitproblem hast“. Um die Wahl deiner sorgfältig<br />

ausgewählten Gruppen noch mal ins richtige Licht zu rücken, gibst du noch folgenden Hinweis:<br />

„Meine Gruppenliste sagt mehr über mich aus als mein Profil!“<br />

Egal ob Fotos, Gruppen oder<br />

Interessen, du findest eigentlich<br />

i<strong>mm</strong>er etwas, das es zu erneuern<br />

gibt. Vor allem mit deinen „…ist<br />

grade“-Statements kannst du jede<br />

deiner Lebenslagen und Befindlichkeiten<br />

ausbreiten. Du machst auch<br />

schon mal Bilder extra fürs studiVZ<br />

Auflösung zum Test von S. 13<br />

Überwiegend Antwort c: Die jungen Flaneure<br />

legst auch du Fotoalben an und schreibst auf Pinnwände. Über potenzielle Mitleser, wie Professoren<br />

oder mögliche Arbeitgeber, bist du dir spätestens seit der Datenschutzdebatte in den<br />

Medien bewusst. Dein Profil ist daher wahrscheinlich nur eingeschränkt sichtbar. StudiVZ siehst<br />

du als den perfekten Weg einfach und schnell Informationen über Ko<strong>mm</strong>ilitonen oder ehemalige<br />

Klassenkameraden zu beschaffen. Bei „Gruschel“-Attacken checkst du, selbstverständlich inkognito,<br />

die Lage und lässt dich, falls das Profil deinen Vorstellungen genügt, auch mal auf regen<br />

Nachrichtenaustausch mit Unbekannten ein.<br />

Du bist mindestens einmal täglich eingeloggt<br />

und gehörst zu den Vielen, die<br />

es nicht verstehen können, wie jemand nicht im studiVZ sein<br />

kann. Die Seiten deiner Freunde besuchst du regelmäßig, um zu<br />

sehen, ob es etwas Neues zu erfahren gibt oder ob die Fotos der<br />

letzten Feier schon reingestellt wurden. Dein Profilbild wechselt du<br />

meist dann, wenn du´s gar nicht mehr sehen kannst. Gelegentlich<br />

Überwiegend Antwort d: Die Unauffälligen<br />

Unbekanntes auf die Idee ko<strong>mm</strong>en dich anzuschreiben oder gar zu „gruscheln“, ignorierst du das<br />

einfach. Eingeloggt bist du selten und auf deinem Profil hast du nur das Nötigste ausgefüllt. Mit<br />

Ko<strong>mm</strong>entaren auf anderen Profilen bist du genauso sparsam wie bei deiner Gruppenwahl. Doch<br />

falls einer deiner Freunde für längere Zeit außer Landes gehen sollte, bist natürlich auch du in der<br />

entsprechenden „Memorial“-Gruppe.<br />

Wahrscheinlich hat man dich lange bequatschen müssen bevor du<br />

dich „i<strong>mm</strong>atrikuliert“ hast. Mit „Gezwungen zum studiVZ“ hat sich dann auch<br />

gleich eine Gruppe gefunden, mit der du die Sache klarstellen kannst. Mittlerweile<br />

musstest du feststellen, dass es gut war auf deine Freunde zu hören. Der<br />

Kontakt zu ihnen lässt sich so doch gleich viel einfacher halten und auch alte<br />

Freunde und Bekannte hast du so wieder auffinden können. Sollte doch jemand<br />

Überwiegend Antwort e: Die Randnutzer<br />

zu präsentieren, hast du kein Bedürfnis. Wie man Pinnwände als Chatforen nutzen kann, ist dir<br />

ein Rätsel. Wahrscheinlich denkst du: Es ist ja nicht so, dass es MSN, ICQ, Skype, geschweige<br />

denn Telefon nicht gäbe. Auch wenn du´s nicht zugeben würdest und dir deine Zeit in der<br />

Regel für solchen Quatsch zu kostbar ist, überko<strong>mm</strong>t auch dich hin und wieder ein leicht voyeuristisches<br />

Interesse, dem du dann nachgibst.n<br />

Zusa<strong>mm</strong>engestellt von Katharina Schultz<br />

Dein studiVZ-Profil hast du nur errichtet, um dir ein Bild von der Sache machen zu<br />

können. Du weißt deine Privatsphäre zu schützen und hast diesbezüglich alle nötigen<br />

Einstellung vorgeno<strong>mm</strong>en. Die Anzahl deiner Kontakte begrenzt sich auf die Leute, die<br />

unter die althergebrachte Bedeutung des Wortes ‚Freund‘ fallen. Ab und an findest du´s<br />

ganz praktisch auf diesem Weg Nachrichten zu hinterlassen, an Geburtstage erinnert zu<br />

werden oder Partyeinladungen abzugreifen. Danach irgendwelche Fotos von dir im Netz<br />

<strong>Kontrovers</strong>n<br />

25


nInterview<br />

26<br />

Wie kam es dazu, dass Sie das Design des Internetauftritts<br />

der MLU neu gestaltet haben?<br />

Die MLU hat einen anonymen Wettbewerb zur Neugestaltung<br />

ihres Internetauftritts durchgeführt, bei dem wir uns gegen vier<br />

weitere Mitbewerber aus Halle durchsetzen konnten.<br />

Wie verlief die Auswahlprozedur?<br />

Unser Gestaltungsvorschlag ging aus der Absti<strong>mm</strong>ung unter allen<br />

Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sowie den Studierenden<br />

der Universität als Sieger hervor und die Jury folgte im September<br />

2007 dem Voting. Wir erhielten Anfang September die Zusage<br />

und ab Mitte September ging die eigentliche Umsetzung<br />

in Zusa<strong>mm</strong>enarbeit mit dem Rechenzentrum der MLU los. Die<br />

Kernpräsenz wurde am 29. Februar 2009 online gestellt.<br />

Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Veränderungen<br />

an der Internetseite?<br />

Die auffälligste Veränderung ist natürlich<br />

das Design, das einer modernen Universität<br />

entspricht, an der man gern<br />

studieren will. Auf der anderen Seite<br />

sind es die nicht so offensichtlichen<br />

Punkte, wie die Möglichkeiten<br />

zum besseren Strukturieren der<br />

Inhalte und die Barrierefreiheit.<br />

Das heißt, die Seite wurde speziell<br />

auf die Bedürfnisse von Menschen<br />

mit ko<strong>mm</strong>unikativen Behinderungen<br />

angepasst.<br />

Warum haben Sie die Website<br />

in diesen Farben und mit dem<br />

Löwenkopf als Logo gestaltet?<br />

Die luftige Anordnung auf dem<br />

reinweißen Hintergrund in Verbin-<br />

Der Löwe im Netz<br />

Der Internetauftritt der MLU erstrahlt seit diesem<br />

Jahr in neuem Glanz: frischer, moderner und übersichtlicher.<br />

Entwickelt wurde das Design von Anja<br />

Krämer und Claudia Dölling. Die beiden haben an der<br />

Burg Giebichenstein Ko<strong>mm</strong>unikationsdesign studiert<br />

und betreiben seit 2004 gemeinsam die Agentur Sisters<br />

of Design in Halle. - Gelegentlich sind<br />

sie auch im MMZ zu sehen.<br />

Das Signet der Sisters of Design<br />

dung mit den frischen Farben unterstützt das Neue und Innovative<br />

einer modernen Universität. Die Fakultätsfarben waren<br />

uns zwar vorgegeben, aber wir haben das bisher verwendete,<br />

dunkle Uni-Grün mit einem helleren, leuchtenden Grünton<br />

kombiniert. Das Unisiegel als Signet ist im Internet ziemlich<br />

schwierig zu verwenden, deshalb haben wir nach einem zusätzlichen<br />

Element mit Wiedererkennungswert gesucht und<br />

dabei den Löwen als Teil des repräsentativen Uniplatzes gefunden.<br />

Eine Beziehung zur MLU bestand ja schon vor diesem<br />

Auftrag – bei uns am Department sind Sie keine Unbekannten…<br />

Wir hatten im Vorfeld mehrere Lehraufträge in den Bereichen<br />

Typografie und Flash am Hallischen Institut für Medien. Dort<br />

unterrichteten wir seit dem Wintersemester 2005/06 im Masterstudiengang<br />

MultiMedia & Autorschaft.<br />

Welche Inhalte haben Sie den Master-<br />

Studierenden vermittelt?<br />

Claudia Dölling: Ich habe Seminare<br />

zur Typografie angeboten. Darin<br />

ging es um Grundlagenvermittlung<br />

und die Arbeit mit dem<br />

Progra<strong>mm</strong> InDesign. Ziel der<br />

Lehrveranstaltung war jeweils<br />

die Umsetzung individueller<br />

Projekte zu einem besti<strong>mm</strong>ten<br />

Thema. In einem Jahr sind so<br />

Faltblätter für Museen in Halle<br />

entstanden, in einem anderen<br />

Jahrgang wurde ein Plakat für<br />

den Studiengang entworfen.<br />

Anja Krämer: Meine Veranstaltungen<br />

beschäftigten sich mit<br />

Flash, das heißt der interaktiven<br />

Gestaltung. Studierende lernen


dabei, wie man beispielsweise Websites oder Bildschirmpräsentationen<br />

erstellt. Im vergangenen So<strong>mm</strong>ersemester wurde<br />

an einem Studentenportal gearbeitet. Entstanden sind dabei<br />

beispielsweise Flash-Banner und kurze Werbefilme.<br />

Lehren Sie gern an der Uni?<br />

Claudia Dölling: Ja, obwohl das Lehren so kurz nach Abschluss<br />

des eigenen Studiums eine Umstellung war. Teilweise waren<br />

die Studenten älter als ich, aber eigentlich waren i<strong>mm</strong>er alle<br />

nett. Interesse für Typografie ist seitens der Studierenden auf<br />

jeden Fall da, das merkt man deutlich. Ich kann mir auch<br />

vorstellen, wieder für das Hallische Institut für Medien zu arbeiten,<br />

falls es das Konzept des Studiengangs ermöglicht.<br />

Nach der Absti<strong>mm</strong>ung wurden Vorwürfe laut, Sie hätten<br />

den Auftrag nur beko<strong>mm</strong>en, weil Sie Burgabsolventen sind<br />

und bereits für die Uni tätig waren. Haben Sie sich darüber<br />

geärgert?<br />

Eigentlich ist es doch sehr erfreulich, dass sich endlich herumgesprochen<br />

hat, dass sich ein Studium an der Burg auszahlt.<br />

Wie waren die Reaktionen auf die umgestaltete Internetpräsenz<br />

der Uni? Wurden Sie darauf angesprochen, gelobt<br />

oder kritisiert?<br />

Grundsätzlich waren die Reaktionen positiv. Dass bei einem so<br />

umfangreichen Projekt Probleme auftreten, versteht sich von<br />

selbst. Und natürlich ist es für den einen oder anderen der<br />

1000 Redakteure ein größerer Aufwand, seine Inhalte umzustrukturieren<br />

und entsprechend der neuen Seite anzubieten.<br />

Genau an dieser Stelle wird deutlich, dass ein neues Design<br />

allein nicht alle Probleme lösen kann und viele Köpfe gefragt<br />

sind, damit die Seite richtig gut wird.<br />

Hat Sie der Uni-Auftrag zur Website-Gestaltung beruflich<br />

weitergebracht?<br />

Folgeaufträge gab es bis jetzt nicht. Inwieweit sich der Auftrag<br />

auf die Zukunft auswirkt, lässt sich noch nicht abschätzen.<br />

Woran arbeiten Sie generell bzw. welche Leistungen bieten<br />

die Sisters of Design an?<br />

Wir arbeiten hauptsächlich in den Bereichen Grafik- und Webdesign,<br />

d.h. wir gestalten Drucksachen, wie Plakate, Bücher,<br />

Kataloge und Faltblätter, entwerfen Signets und die dazugehörigen<br />

Geschäftsausstattungen und entwickeln Internetpräsentationen.<br />

Was waren bisher Ihre interessantesten Aufträge?<br />

Anja Krämer: Ich arbeite sehr gern für die Kunststiftung<br />

Sachsen-Anhalt. Dabei kann man sehr kreativ sein und frei<br />

arbeiten. Außerdem hat man Kontakt mit Künstlern. Wir arbeiten<br />

regelmäßig für die Kunststiftung, haben zum Beispiel<br />

Einladungskarten für Stipendiaten gemacht und betreuen die<br />

Website.<br />

Welche größeren Projekte setzen Sie sonst noch um?<br />

Ein aktuelles Projekt, das wir grafisch betreut haben, ist zum<br />

Beispiel die Stipendiatenausstellung „48 KARAT“, die von April<br />

bis Ende Juni im ehemaligen Karstadt-Gebäude zu sehen<br />

war.<br />

Herzlichen Dank für das Gespräch.<br />

Das Interview führte Janine Bornemann.<br />

Claudia Dölling wurde 1977 in Berlin geboren. 1998 absolvierte sie ein Praktikum<br />

in Berlin und begann anschließend ihr Studium an der Burg Giebichenstein - Hochschule<br />

für Kunst und Design Halle im Fachbereich Ko<strong>mm</strong>unikationsdesign mit dem<br />

Schwerpunkt Klassisches Grafikdesign. Nach einem Gastsemester an der HGB Leipzig<br />

in der Fachklasse Typografie erlernte sie die Grundlagen buchbinderischer Techniken<br />

während eines sechsmonatigen Praktikums im Otto-Dorfner-Institut in Weimar.<br />

2004 schloss sie ihr Studium mit Diplom ab.<br />

Cowboyhut als Markenzeichen:<br />

Die Sisters of Design<br />

Anja Krämer wurde1978 in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) geboren. Nach einem<br />

Praktikum bei einer Werbeagentur begann sie 1998 ihr Studium an der Burg<br />

Giebichenstein – Hochschule für Kunst und Design Halle im Fachbereich Ko<strong>mm</strong>unikationsdesign<br />

mit dem Schwerpunkt Screendesign. Im Jahr 2002 absolvierte sie ein<br />

Praktikumssemester in Fort Lauderdale, USA bei Leftfield Advertising. Dort bekam<br />

sie auch eine Auszeichnung. Nach ihrem Diplom im Ko<strong>mm</strong>unikationsdesign gründete<br />

sie im Oktober 2004 gemeinsam mit Claudia Dölling das Designbüro Sisters of<br />

Design.<br />

Interviewn<br />

27


nWeit weg<br />

28<br />

BMW, Rolls-Royce und dann?<br />

Nach einem Praktikum in München startet MuK-Absolventin<br />

Von Franziska Ehring<br />

Kerstin Dittmann in den USA durch<br />

hr Studium der Medien- und Ko<strong>mm</strong>unikationswissenschaften<br />

in Halle schloss Kerstin Dittmann bereits im So<strong>mm</strong>er<br />

2007 erfolgreich ab. Ihre beiden anderen Fächer Anglistik<br />

und Volkswirtschaftlehre bringt sie derzeit an der LMU<br />

München zu Ende. Kaum in München angeko<strong>mm</strong>en, bewirbt<br />

sie sich bei BMW und beginnt ein Praktikum bei der Internen<br />

Ko<strong>mm</strong>unikation.<br />

Das Praktikum endet im September 2007, aber sie kann als<br />

Werkstudentin bis Dezember weiter bei BMW in München<br />

arbeiten. Durch eine interne Ausschreibung beko<strong>mm</strong>t sie die<br />

Chance, sich für ein Praktikum bei den Außenstellen von BMW<br />

in den USA zu bewerben. Ihre Chefin aus München empfiehlt<br />

sie in New Jersey und im Dezember wird sie von Rolls-Royce<br />

Motor Cars North America angerufen. Es wird ein Telefoninterview-Date<br />

für den 3. Januar 2008 vereinbart und schon acht<br />

Tage später ko<strong>mm</strong>t die Zusage. Dann muss alles sehr schnell<br />

gehen. Allein das Visum kostet viel Geld und Nerven. Erst einen<br />

Tag vor ihrer Abreise, am 14. März, beko<strong>mm</strong>t sie vom Münchner<br />

Konsulat das ersehnte J1-Visum mit Arbeitserlaubnis – ein<br />

kleiner Papieraufkleber auf dem Reisepass.<br />

Im BMW-Coupé zur Arbeit. Und nur 25 Meilen bis<br />

zur Stadt, die niemals schläft.<br />

Dann geht es endlich los nach Woodcliff Lake in New Jersey,<br />

zum Headquarter of BMW North America, denn Rolls-Royce<br />

gehört wie Mini zu den BMW-Marken. Es hat sich also vorerst<br />

nichts geändert. Kerstin Dittmann ist die nächsten sechs<br />

Monate Praktikantin bei BMW, nur eben jetzt in Amerika. Sie<br />

wird im Sales Operation Team eingesetzt und vom ersten Tag<br />

an wird ihr vollstes Vertrauen entgegen gebracht. „Ich wurde<br />

sofort wie ein vollwertiges Tea<strong>mm</strong>itglied behandelt und nicht<br />

einen Moment wie eine Praktikantin.“ Das ist ein enormer Gegensatz<br />

zu ihren Erfahrungen in Deutschland, wo zwar alle sehr<br />

nett, aber anfangs doch eher verhalten seien und erst die Fähigkeiten<br />

unter Beweis gestellt werden müssten. „Ich durfte am<br />

ersten Arbeitstag gleich in einem Rolls-Royce mitfahren und<br />

schon nach zwei Wochen selbst ans Steuer. Das ist ein so motivierendes<br />

Arbeitsklima und eine wirklich tolle Erfahrung.“ Im<br />

Sales Operation Team wird mit den 32 Rolls-Royce-Händlern in<br />

Nordamerika zusa<strong>mm</strong>engearbeitet und so die Produktionsplanung<br />

und Bestellung gesteuert. Im Vergleich zu BMW sind das<br />

nur kleine Stückzahlen, da jeder Rolls-Royce ein Unikat ist. Die<br />

Bestellungen gehen an das Werk nach Goodwood in England<br />

und dann werden Transport und Auslieferung koordiniert. Ins-<br />

gesamt sind zwölf Praktikanten aus Deutschland und nur eine<br />

amerikanische Praktikantin angestellt. Sie ko<strong>mm</strong>en aus Mün-<br />

Kerstin Dittmanns „Dienstwagen“:<br />

ein Phantom Drophead Coupé<br />

chen, Dresden und Leipzig - ein gutes heimisches Netzwerk.<br />

Aber auch die amerikanischen Kollegen sind sehr aufgeschlossen<br />

und unternehmen viel mit den europäischen Praktikanten.<br />

Besonders gefällt der 25-Jährigen ihr BMW, den sie zu einem<br />

Superpreis geleast hat. Sie fühle sich als Studentin in dem schicken<br />

Wagen schon ein bisschen dekadent, sei aber doch stolz,<br />

jeden Tag mit ihrem 328xi Coupé zur Arbeit zu fahren, sagt<br />

Kerstin Dittmann. – Und weiß sich darin in guter Gesellschaft<br />

ihrer Mitpraktikanten.<br />

Wenn ihr Arbeitstag zu Ende ist, fährt die Praktikantin zu ihrer<br />

Gastfamilie in die Packanack Lake Co<strong>mm</strong>unity in Wayne,<br />

New Jersey. Ganz stolz erzählt sie, dass dort laut Wikipedia<br />

Tom Cruise aufgewachsen sein soll. Hier lebt sie bei dem Musiklehrer<br />

Brian und seiner Frau <strong>Martin</strong>a, einer Deutschen, die<br />

vor 13 Jahren nach einem Praktikum sozusagen in den USA<br />

hängen geblieben ist. Der kleine Ort ist 25 Meilen von New<br />

York City entfernt und bietet so eine gute Mischung aus Land-<br />

und Großstadtleben. In 30 Minuten kann man in der City<br />

sein und fast jeder Ausflug führt Kerstin Dittmann in die nie<br />

schlafende Stadt. Sie fühle sich „pudelwohl“ und sei selbst erschrocken,<br />

dass die Zeit wie im Flug vergehe. Auch nach Ende<br />

des Praktikums in den USA bleiben? Herzlich gerne. Falls sie<br />

bei Rolls-Royce Unterstützung für ihre Magisterarbeit findet,<br />

hängt sie noch ein halbes Jahr dran. Aber generell auswandern<br />

möchte Dittmann nicht: „Deutschland hat im Hinblick auf<br />

Bildung, soziale Ab<strong>siche</strong>rung und Krankenver<strong>siche</strong>rung schon<br />

i<strong>mm</strong>ense Vorteile. Außerdem vermisse ich meine Familie und<br />

meine Freunde in der Heimat.“ Im Oktober ging es zurück nach<br />

München. Dort wartete schon sehnsüchtig ihr kleiner, aber<br />

feiner Peugeot. n


Von Katja Berg<br />

„Die denken, ich bin russisch…“<br />

Von einer, die auszog, zwei Wahrheiten zu finden<br />

enn Nadja Hagen von Russland erzählt, huscht ein Lächeln<br />

über ihr Gesicht und die Augen beginnen zu strahlen.<br />

Ihre Begeisterung für dieses Land lässt sich kaum<br />

verbergen und langsam beko<strong>mm</strong>t man einen Eindruck<br />

davon, dass Russland weit mehr zu bieten hat als Putin und Vodka.<br />

Nadja Hagen hat das Wintersemester 2007/08 in Ufa, etwa 100<br />

km westlich des Urals, verbracht. Dass sie während ihres Studiums<br />

einmal ins Ausland gehen würde, stand für die MuK-Studentin<br />

mit den Nebenfächern Politikwissenschaft und Slavistik<br />

ebenso fest, wie dass es Russland sein würde. Die Entscheidung<br />

für Ufa – eine Stadt mit einer Fläche von mehr als 750 qkm und<br />

„Ich wollte unbedingt in Russland studieren, um<br />

die Sprache besser zu lernen.“<br />

knapp über einer Million Einwohnern – ist dabei kein Zufall.<br />

Bereits 2006 war sie im Rahmen eines Jugendaustausches für<br />

drei Wochen dort. Genug Zeit, um festzustellen, dass sie ihr<br />

Auslandssemester genau hier verbringen wollte. „Ich habe in<br />

den drei Wochen viele nette Leute kennen gelernt und wollte<br />

unbedingt nach Russland, um die<br />

Sprache besser zu lernen. Da war<br />

Ufa genau richtig. In Moskau gibt<br />

es einfach zu viele Deutsche“, erzählt<br />

die 22-Jährige. Dass die Universität<br />

Ufas eine Partneruni der<br />

MLU ist, und die für Russland üblichen<br />

Studiengebühren so entfielen,<br />

war für die Entscheidung <strong>siche</strong>r nur zuträglich, auch wenn sich<br />

der Unibesuch als komplizierter herausstellte als vermutet. „Das<br />

russische Studiensystem ist ganz anders als das deutsche. Es<br />

gibt dort keine Semester, sondern nur Studienjahre. Deshalb<br />

hätte ich auch keine Scheine machen können.“ Aus diesem<br />

Grund belegte Nadja Hagen anfangs alle Seminare, die ihr interessant<br />

erschienen. „Wo ich was verstanden habe, hab ich<br />

mir ein Kreuz gemacht – da kannste wieder hingehen“,<br />

lacht sie. Dabei stellte sich die russische Sprache nicht<br />

nur in der Uni als Hindernis heraus. „Am meisten habe<br />

ich wohl meine eigene Lernfähigkeit überschätzt.<br />

Die Leute sprechen teilweise zu<br />

schnell, mit Dialekt oder nuscheln. Da<br />

ko<strong>mm</strong>t es schon vor, dass man selbst<br />

nach drei Monaten in Russland i<strong>mm</strong>er<br />

Darf im Touristenprogra<strong>mm</strong> nicht<br />

fehlen: die Basilius Kathedrale auf<br />

dem Roten Platz in Moskau<br />

noch nur Bahnhof<br />

versteht.“ Und dann<br />

fügt sie grinsend<br />

hinzu: „Die Leute<br />

hören meinen Namen:<br />

Nadja. Die denken,<br />

ich bin russisch und reden<br />

einfach drauf los.“<br />

Entspannung<br />

Dann erzählt sie von den Menschen, die so gastfreundlich seien,<br />

dass sie selbst von dem ‚Nichts’, das sie besitzen i<strong>mm</strong>er<br />

noch etwas abgeben würden. Aber auch von den Markthallen<br />

mit den endlosen Obst- und Käseständen und den Tierhälften,<br />

die dort hingen und – zum Beweis, dass sie frisch seien – erst<br />

auf Bestellung zerteilt würden. Dabei gestikuliert sie wild und<br />

in ihrer Euphorie sprudeln i<strong>mm</strong>er wieder russische Wortfetzen<br />

aus ihr heraus, die ich zwar nicht verstehe, aber durch ihre Mimik<br />

und Gestik durchaus zu deuten weiß. Auf meine Frage, ob<br />

es ihrer Meinung nach viele Vorurteile gegen Russland gebe,<br />

wird die quirlige, junge Frau plötzlich nachdenklich und nickt<br />

entschlossen: „In Deutschland, generell im Westen, gibt es starke<br />

Vorurteile gegenüber Russland, was durch die Medien noch<br />

verstärkt wird.“ Wenn man einmal dort gewesen sei, würde man<br />

jedoch alles völlig anders wahrnehmen. „Man sieht schon noch<br />

mit westlichen Augen, aber man lernt auch zwei Wahrheiten<br />

kennen. Man versteht Land und Leute einfach besser“, sagt<br />

sie.<br />

An ihren Ohren baumeln kleine Matroschka-Anhänger, die im<br />

Takt ihres Kopfes hin und her wippen. Während ich mich noch<br />

frage, ob sie wohl ein Mitbringsel aus Russland sind, erzählt die<br />

Studentin von ihrem Praktikum. „Im Januar war das Semester<br />

in Ufa vorbei und anstelle von Scheinen wollte ich irgendetwas<br />

Die schnellste Zugverbindung von Ufa<br />

nach Moskau: 27 Stunden.<br />

mitbringen.“ So kam es, dass sie für einen Monat beim Fernsehsender<br />

Deutsche Welle hinter die Kulissen blicken durfte.<br />

(Nachdem sie mit der schnellsten Zugverbindung – 27 Stunden<br />

Fahrt! – von Ufa nach Moskau reiste.) „Das war ziemlich spannend,<br />

da es genau die Zeit vor der Wahl war. Der Producer hat<br />

deshalb viele Interviews geführt und mich oft mitgeno<strong>mm</strong>en“,<br />

erzählt Hagen. Nicht zuletzt hätte ihr das Praktikum und überhaupt<br />

die gesamte Zeit in Russland bewiesen, dass es für sie<br />

durchaus denkbar wäre, später für längere Zeit dort zu leben.<br />

Und zum Schluss sagt sie: „Ich wünsche mir einfach, dass ich<br />

es mitgeno<strong>mm</strong>en habe, die Dinge entspannter zu sehen, so wie<br />

die Russen es tun.“n<br />

Weit wegn<br />

29


nDurchblick<br />

30<br />

as würde ein MuK-Student auf seinen<br />

Wunschzettel schreiben? Eine Bibliothek vor<br />

Ort, mehr Vielfalt im Lehrangebot, neue Methoden<br />

im Seminar, mehr Aufenthaltsmöglichkeiten<br />

und längere Öffnungszeiten im MMZ, viel<br />

Praxis im Studium, den ‚Wohlfühlfaktor’ in den<br />

Institutsräumen erhöhen, ein Aufladegerät für die<br />

Kopierkarte… ja, die Liste ist i<strong>mm</strong>er noch lang.<br />

Eine Seminargruppe um Dr. Cordula Günther führte im Winterssemester<br />

2006/07 eine Umfrage zur Studienzufriedenheit<br />

unter rund 200 Magisterstudierenden durch. Die Befragung<br />

ergab, dass mehr als 50 Prozent mit ihrem Studium am Department<br />

für Medien- und Ko<strong>mm</strong>unikationswissenschaften<br />

zufrieden sind. Der größte Teil jedoch gab an, dass sich das<br />

Studium nicht mit den Erwartungen deckt, die sie vorher hatten.<br />

Ein scheinbar widersprüchliches Ergebnis, doch die Studienabrecherquote<br />

am Department ist gering.<br />

Hoffnungen und Wünsche<br />

der Studienanfänger<br />

Was erwarten Studienbewerber denn eigentlich von ihrem<br />

MuK-Studium? Wie die Erfahrung zeigt, wissen die Wenigsten<br />

so recht, was nach der Studienentscheidung auf sie zuko<strong>mm</strong>t.<br />

„Irgendwas mit Medien“ – salopp gesagt, spiegelt die Vorstellung<br />

vieler Studienanfänger wider. Die berufliche Zukunft<br />

erscheint oft vage. Das ist nicht verwerflich, denn die Universität<br />

ist ein Ort der Orientierung, der Selbstfindung und des<br />

Ausprobierens. In der erwähnten Umfrage gaben rund zwei<br />

Drittel der Magisterstudierenden an, während des Studiums<br />

ein eigenes Profil zu entwickeln. Das kann man<br />

durchaus positiv sehen, zeugt es doch von der<br />

stets geforderten Selbstständigkeit.<br />

‚Bologna‘ wird zehn<br />

Mit Wünschen und Hoffnungen wurde auch<br />

die Umstellung der Studiengänge auf Bachelor<br />

und Master vorangetrieben. In diesem Jahr feiert<br />

‚Bologna’ seinen 10. Geburtstag, doch nicht allen<br />

ist nach Feiern zumute. Der Bologna-Prozess ist<br />

die größte Umstrukturierung der deutschen Universitäten<br />

seit mehr als 200 Jahren. Die Ziele, mehr<br />

Flexibilität und ein kürzeres und praxisorientierteres<br />

Studium zu schaffen, seien nicht erreicht, meint<br />

Wunschlos glücklich?<br />

Wer erinnert sich nicht gern an seine Kindheit zurück, als man noch hoffnungsfroh<br />

Wunschzettel schrieb? Am liebsten ein Pferd, ein Schwesterchen, einen neuen Puppenwagen,<br />

ein Flugzeug, einen Gameboy… ja, oft war die Liste endlos.<br />

Von Juliane Fritzsch<br />

Studierende mit Plan<br />

Professor Dr. Julian Nida-Rümelin, ehemaliger Kultusstaatsminister<br />

und Professor für akademische Philosophie an der<br />

Ludwig-Maximilian-Universität München – und einstiger<br />

Befürworter der Reform. Im Gegenteil! Nie zuvor sei es so<br />

schwer gewesen, den Studienort zu wechseln, trotz des eingeführten<br />

Punktesystems und der Modularisierung, äußert<br />

Nida-Rümelin im „ZEIT-FORUM der Wissenschaft“. Die Bürokratie<br />

an der Universität sowie Restriktionen bezüglich des<br />

Studienablaufs haben eher zugeno<strong>mm</strong>en.<br />

Die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Universität hat sich auf die Fahne geschrieben,<br />

den Studierenden größtmögliche Wahlfreiheit zu lassen.<br />

Es gibt derzeit keine Einschränkungen, mit welchen Fächern<br />

Nie war es so schwer, den Studienort zu wechseln.<br />

beispielsweise MuK kombiniert werden kann. An unserem Department<br />

reagiert man darauf, indem zeitversetzt alternative<br />

Seminare angeboten werden und die Reihenfolge der Module<br />

zumindest teilweise wählbar ist. Damit wird die Freiheit der<br />

Bachelorstudierenden jedenfalls etwas gestärkt. Andererseits<br />

verursacht die gewünschte Flexibilität Probleme, denn es ist<br />

unmöglich, alle Fächer aufeinander abzusti<strong>mm</strong>en. Und so ist<br />

es der Studierende, der das Nachsehen hat, wenn sich seine<br />

Studienzeit dadurch verlängert. Wer ein Auslands- oder<br />

Urlaubssemester nehmen möchte, muss im schli<strong>mm</strong>sten Fall<br />

gleich ein ganzes Jahr aussetzen, da die Module zum Teil über<br />

zwei Semester laufen bzw. nur im Jahresrhythmus angeboten<br />

werden. Das Ziel, ein kürzeres, flexibleres Studium zu ermöglichen,<br />

zerplatzt wie eine Seifenblase?<br />

Eine Nachkorrektur sei hier dringend<br />

nötig, meint Prof. Nida-Rümelin.<br />

Jedoch anzunehmen, dass solch ein<br />

enormer Veränderungsprozess kritiklos<br />

und sofort zur Zufriedenheit<br />

umgesetzt werden kann, wäre illusorisch.<br />

Deshalb ist die momentane<br />

‚Negativberichterstattung’ der Medien,<br />

die den Bologna-Prozess<br />

als schlecht und gescheitert<br />

bezeichnet, möglicherweise<br />

übertrieben.<br />

In den Medien- und Ko<strong>mm</strong>unikationswissenschaften


gibt es seit dem Wintersemester 2008/09 erstmals<br />

alle drei Jahrgänge des Bachelorstudiengangs.<br />

„Damit laufen wir zum ersten Mal<br />

auf vollen Touren“, sagt Prof. Dr. Manfred<br />

Ka<strong>mm</strong>er, Leiter des Departments. Die Anzahl<br />

der Studienanwärter für den Studiengang boomt nach wie<br />

vor, daran hat die Umstellung auf den Bachelorbetrieb nichts<br />

geändert. Rund 900 Bewerbungen gibt es jedes Jahr, ca. 50<br />

Studienanwärter beko<strong>mm</strong>en eine Zusage. Auch die relativ<br />

niedrige Quote der Studienabbrecher hat sich, soweit man<br />

schon eine Bilanz ziehen kann, nicht geändert. Das Vorhaben,<br />

mehr Praxiskompetenz im Studium zu vermitteln, wurde am<br />

MuK-Department umgesetzt: Bachelorstudierende sind bereits<br />

mit Studienbeginn in Praxisprojekten angemeldet. Das<br />

wurde von den Magisterstudierenden zunächst kritisch betrachtet,<br />

hat sich aber laut Einschätzung der Seminargruppe<br />

um Dr. Günther nicht negativ auf deren Situation ausgewirkt.<br />

Gute Aussichten also.<br />

Alles besser mit dem Bachelor?<br />

Die Universität ist jedoch kein Ort der Berufsausbildung, auch<br />

nach der Umsetzung des Bologna-Prozesses nicht. „Medientheorie<br />

muss auch im Bachelorstudium gelehrt werden“, erklärt<br />

Prof. Ka<strong>mm</strong>er. „Der Bachelor soll berufsbefähigend, nicht<br />

berufsvorbereitend sein.“ Auf die Erwartung, am Ende des<br />

Studiums ein fertiger Starreporter oder Regisseur zu sein, kann<br />

nur die Enttäuschung folgen. Diese Diskrepanz zwischen den<br />

Vorstellungen der Bewerber und den offiziellen Studienzielen<br />

kann an der mangelnden Beschäftigung mit den Studieninhalten<br />

im Voraus liegen. Dem soll das 2007 eingeführte Vorpraktikum<br />

von vier Wochen entgegenwirken. Dieses müssen<br />

Bewerber für das MuK-Studium jetzt zwingend absolvieren,<br />

um zugelassen zu werden. „Damit wollen wir erreichen, dass<br />

sich die zukünftigen Studenten mehr mit ihrem Studium auseinandersetzen<br />

und die bewusste Studienwahl forciert wird“,<br />

betont Ka<strong>mm</strong>er.<br />

Es stellt sich die Frage, inwieweit die Möglichkeit, ein eigenes<br />

Studienprofil zu entwickeln - von den Magisterstudenten<br />

so sehr geschätzt - mit einem strukturierten und vorgegebenen<br />

Stundenplan noch gegeben ist. Sicher gibt es genug<br />

Bachelorstudenten, die sich genau diese Freiräume zur eigenen<br />

Entfaltung erhoffen. Und so wird klar, dass niemals alle<br />

Wünsche erfüllt werden können, so wie das auch schon mit<br />

dem Wunschzettel in Kinderzeiten war. Wenn man Wünsche<br />

jedoch zum Anlass ni<strong>mm</strong>t, Einfluss auf die Zukunft zu nehmen<br />

und eigene Ziele zu formulieren, so kann die Liste kaum<br />

lang genug sein. n<br />

Impressum<br />

MuKJournal Nr. 9, Wintersemester 2008/2009<br />

Herausgeber<br />

Hallisches Institut für Medien/Halle Institute of Media (HIM)<br />

an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Universität Halle-Wittenberg e. V.<br />

Prof. Dr. Reinhold Viehoff (Vorsitzender)<br />

Produktion dieser Ausgabe<br />

Ingrid Brück (verantwortlich für Redaktion)<br />

Jessica Quick (verantwortlich für Layout)<br />

Melanie Grießer, Katja Berg (Assistenz)<br />

Janine Bornemann, Kathleen Döbbel, Franziska Ehring,<br />

Juliane Fritzsch, <strong>Martin</strong> Gerling, Runa Hiersemann, Jörg<br />

Langguth, Christiane Rex, Stephanie Schneider, Katharina<br />

Schultz, Eva Siebenhühner, Nicole Trodler, Katrin Weißenborn,<br />

Kalina Yovcheva<br />

Bildnachweise<br />

„Pustekuchen“ - blindguard©photocase.com (Titelbild), Uta<br />

Tintemann (S. 2, 6), Janine Bornemann (S. 4, 26/27), <strong>Kultur</strong>salon<br />

Halle e.V. (S. 5), Christiane Rex (S. 5), Eva Siebenhühner<br />

(S. 5, 7/8), screenshot „shining“- Stanley Kubrick (S. 7),<br />

Anja Grothe (S. 3, 10/11), Melanie Grießer (S. 12/13), Juliane<br />

Fritzsch (S. 15, 30/31), Nicole Trodler (S. 16), flying Cloudflickr<br />

(S. 16), Tim Peschka (S. 18), www.filmnetz.eu (S.19),<br />

Stephanie Schneider (S.19, 34), © MDR/Wünschirs (S. 20/21),<br />

ARD (S. 21), Juliane Lehmann (S. 22/23), Katharina Schulz<br />

(S. 25), sisters of design (S. 26/27), Nadja Hagen (S. 3, S. 29),<br />

Fanghong©co<strong>mm</strong>ons.wikimedia (S. 29), Katrin Weißenborn<br />

(S. 32), Sebastian Graetz (S. 33), Stephanie Schneider (S. 34),<br />

www.aboutpixel.de: birgitugur (S. <strong>35</strong>)<br />

Grafiken<br />

studiVZ (modifiziert) (S. 3, 13), Landesamt für Denkmalpflege<br />

und Archäologie Sachsen-Anhalt (S.18), ARD (S. 20)<br />

Anzeigenkontakt<br />

Dr. Ingrid Brück<br />

Tel.: (03 45) 5523 572<br />

E-Mail: ingrid.brueck@medienko<strong>mm</strong>.uni-halle.de<br />

Druck<br />

Druckerei Franke<br />

Rapsweg 9<br />

06116 Halle<br />

Auflage: 600<br />

Redaktionsanschrift<br />

<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Universität Halle-Wittenberg<br />

Institut für Medien, Ko<strong>mm</strong>unikation & Sport, Dept. Medien-<br />

und Ko<strong>mm</strong>unikationswissenschaften<br />

MMZ, Mansfelder Str. 56, 06108 Halle (Saale)<br />

Postanschrift: 06099 Halle (Saale)<br />

E-Mail: mukjournal@medienko<strong>mm</strong>.uni-halle.de<br />

Die nächste Ausgabe erscheint im So<strong>mm</strong>ersemester 2009.<br />

31


nDurchblick<br />

32<br />

Luxus in Leipzig<br />

Magister-Studierende belegen vermehrt Kurse an der Partneruni<br />

Von Katrin Weißenborn<br />

.49 Uhr. Der Block wird in die Tasche gestopft, Kuli,<br />

Textmarker und Handy fliegen wahllos hinterher. Wütend<br />

über vier Minuten Seminarüberziehung rast Lena<br />

los in Richtung Bahnhof. Mit einem kühnen Sprung erreicht<br />

sie gerade noch die S-Bahn unter dem strafenden Blick<br />

der Schaffnerin, die zeitgleich zur Abfahrt pfeift.<br />

Lena ist eine von vielen MuK-Studierenden, die regelmäßig<br />

nach Leipzig pendeln, um am Institut für Ko<strong>mm</strong>unikations-<br />

und Medienwissenschaften zusätzliche Kurse zu belegen. Möglich<br />

wird das durch den Univerbund, einer Vereinbarung zwischen<br />

der MLU, der Uni Leipzig und Uni Jena. Dieser Verbund<br />

ermöglicht es Studierenden, Lehrveranstaltungen an allen drei<br />

Partneruniversitäten zu besuchen und dort Scheine zu erwerben.<br />

Für Hallenser bietet sich natürlich die Leipziger Uni besonders<br />

an.<br />

In den vergangenen Semestern machen MuK-Studierende vermehrt<br />

Gebrauch von diesem Angebot, allerdings nicht ganz<br />

freiwillig. Sie studieren noch im auslaufenden Magister-Studiengang<br />

und können an ihrer Heimatuni nicht i<strong>mm</strong>er die gewünschten<br />

Hauptseminare belegen. „Da hab ich mir gedacht,<br />

da fahr ich lieber gleich nach Leipzig“, berichtet Lena. Und mit<br />

dieser Einstellung ist sie nicht allein. Besonders Blockseminare<br />

im Bereich Werbung und PR sind bei den Medienstudierenden<br />

beliebt. Blockseminaren haben den Vorteil, dass sie nur zwei<br />

oder drei Mal im Semester stattfinden, die Fahrtkosten in Grenzen<br />

halten, schließlich kostet die Vier-Fahrten-Karte mehr als<br />

20 Euro. Die Blöcke fallen dafür aber meist auf Wochenenden.<br />

Besonders das Angebot an Seminaren aus dem PR-Bereich ist in<br />

Halle eher gering, da es sich dabei nicht um einen Schwerpunkt<br />

Luxus in Halle<br />

des Departments handelt. Das sorgt bei einigen Studierenden<br />

zwar für Frust, das Department sieht sich aber nicht in der<br />

Lage, dem Wunsch nach PR-Seminaren stärker zu entsprechen.<br />

„Diese Spezialisierung war in den Anfangsjahren nicht möglich“,<br />

betont der Leiter des Departments, Professor Manfred<br />

Ka<strong>mm</strong>er. „Erst seit meiner Berufung werden hier überhaupt PR-<br />

Öffentlichkeitsarbeit wird von Studenten gewünscht<br />

Seminare angeboten.“ Und Ka<strong>mm</strong>er bemüht sich redlich, fast<br />

all seine Seminare behandeln die Themen PR und Marketing.<br />

Trotzdem ist Öffentlichkeitsarbeit am Department eher ein<br />

Randgebiet. Ein Teil der Muk-Studierenden muss also derzeit<br />

noch damit leben, dass gewisse Wünsche an das Studium nicht<br />

erfüllt werden können.<br />

Natürlich ist dem Direktor auch der Mangel an Seminaren keine<br />

Neuheit. Allerdings hält er die Befürchtung vieler Magister-Studierender<br />

– die Qualität ihrer universitären Ausbildung würde<br />

durch die Umstellung auf Bachelor sinken – für unbegründet.<br />

„Wir haben das Angebot, das wir i<strong>mm</strong>er gehabt haben“, so<br />

Ka<strong>mm</strong>er. Schließlich dürften nur Professoren Hauptseminare<br />

anbieten und davon gibt es eben nur drei plus einen Junior-<br />

Professor. So kann es i<strong>mm</strong>er mal zu Engpässen ko<strong>mm</strong>en, etwa<br />

dadurch, dass den Professoren in regelmäßigen Abständen Forschungssemester<br />

zustehen.<br />

Diese generelle Situation hat also nichts mit Streichungen im<br />

Seminarangebot für Magister zugunsten der Bachelor zu tun.<br />

Im Gegenteil, am Department ist man sich durchaus bewusst,<br />

dass es noch eine ganze Reihe angehender Magister gibt und<br />

auch noch einige Zeit geben wird. Zur Regelstudienzeit wird<br />

den Studierenden noch ein zeitlicher Aufschlag von vier bis<br />

fünf Semestern gewährt. Mindestens bis zum zwölften Fachsemester<br />

braucht also niemand zu befürchten, dass es keine<br />

Lehrveranstaltungen mehr geben könnte. Danach entscheidet<br />

die Anzahl der noch verbliebenen Magister-Studenten, wie viele<br />

Hauptseminare noch gebraucht werden.<br />

Es muss sich also niemand genötigt fühlen, nach Leipzig zu<br />

pendeln, vielmehr sollten die MuK-Studierenden den Univerbund<br />

als Möglichkeit sehen, sich das Beste herauszupicken. An<br />

welcher Uni gibt es solchen Luxus schon? Und sobald Lena den<br />

Ärger über die morgendliche Pendlerhektik und das verplante<br />

Wochenende verdaut hat, wird ihr das auch langsam klar. n<br />

Lauf, Lena, lauf! – Pendeln erfordert gutes Zeitmanagement


Was kostet die Welt?<br />

1.000.000.000<br />

Alternativvorschläge zur Nutzung der US-Wahlkampfmillionen<br />

Von Franziska Ehring und Nicole Trodler<br />

In diesem November wurde in den USA erstmals ein „Billion<br />

Dollar“-Präsident gewählt. Barack „Barack´n Roll“ Obama und<br />

Hillary „Billary“ Clinton, wie sie liebevoll von den US-Bürgern<br />

genannt werden, hatten bereits im Vorwahlkampf kräftig<br />

ihre persönliche Werbetro<strong>mm</strong>el gerührt. Bis zur ‚Krönung’<br />

des endgültigen Präsidentschaftskandidaten waren mehr<br />

als eine Milliarde Dollar Spenden zusa<strong>mm</strong>engeko<strong>mm</strong>en. Die<br />

vielen Nullen muss man sich erst einmal vor Augen führen:<br />

1 000 000 000 $, umgerechnet ca. 645 120 000 €.<br />

Wir finden: Wenn man schon so viel Geld ausgibt, dann muss<br />

es doch auch schneller, sinnvoller oder einfach nur verschwenderischer<br />

gehen…<br />

Mit einer Milliarde $ auf dem Konto hätte man<br />

80 Jahre lang: 12.500.000,00 $ im Jahr<br />

1.000.000,00 $ pro Monat<br />

<strong>35</strong>.000,00 $ pro Tag<br />

1.500,00 $ pro Stunde<br />

24,11 $ pro Minute<br />

…ODER man könnte:<br />

Halles Radiosendung von Studenten<br />

für Studenten!<br />

Jeden dritten Montag im Monat heißt es: Regler auf für das, was den aufgeschlossenen<br />

Hallenser interessiert: Unipolitik, Wissenschaft, Aktuelles aus<br />

der Universitätsstadt Halle und alles rund ums studentische Leben.<br />

Die Sendung wird in studentischer Eigenverantwortung gestaltet und<br />

präsentiert sich in Magazinform, einer lockeren Mischung aus Beiträgen,<br />

Moderation und Musik.<br />

Jeder, der Lust hat auf Radiomachen,<br />

kann hier selbstverständlich mitgestalten.<br />

Bei Interesse einfach melden unter: info@unimono.de<br />

Kontakt: Prof. Dr. Golo Föllmer<br />

Allen Studierenden der MLU ein Studium über 10 Semester<br />

inklusive BAföG-Höchstsatz, Semesterbeitrag, Wohnheimplatz,<br />

Semesterticket und täglichem Mittagsessen in der<br />

Mensa finanzieren; übrig blieben 250 Mio. $ Taschengeld<br />

für ein eventuelles Langzeitstudium.<br />

38.000 km² Mondfläche bzw. 32.285 km² Regenwald kaufen.<br />

Einen vierjährigen Besuch der Harvard University für 5.000<br />

Elite-Studenten ermöglichen.<br />

Eine Privatinsel in Dubai ab 25 Mio. für 40 Jahre Erholung<br />

nach dem Studium mieten.<br />

Eine Ausgabe des MuKJournals für jeden Erdbewohner drucken<br />

(nur die US-Amerikaner gehen leider leer aus).<br />

1.410.000 Tassen Coffee to Go aus dem Mat’s oder<br />

282.000 Tassen des exklusiven Schleichkatzenkaffees<br />

Kopi Luwak für jeden MuK-Studenten spendieren.<br />

Dann hoch die Tassen! n<br />

Jeden 3. Montag im Monat, um 19 Uhr, auf Radio Corax 95,9<br />

Meinungn<br />

33


nHomestory<br />

34<br />

Von Stephanie Schneider<br />

I<strong>mm</strong>er wieder montags: Michael, der eigentlich Archäologie<br />

studiert, verdient sich hier mit Garten- und Hausarbeit ein kleines<br />

Zubrot. „Ach, wär’ das schön, wenn Michi noch öfter hier sein<br />

könnte“, sagt die rüstige Seniorin. Und was sie sich da wünscht,<br />

ist gar nicht so weit hergeholt. In einigen Bundesländern ist es<br />

nämlich längst gang und gäbe, dass Studenten und Senioren<br />

unter einem Dach leben. Zu verdanken ist dies dem Projekt<br />

„Wohnen für Hilfe“. Denn: Auf der einen Seite sind günstige Unterkünfte<br />

für Studenten schwer zu finden. Auf der anderen Seite<br />

wünschen sich viele Senioren Unterstützung im Alltag.<br />

Seit 1992 heißt es daher in einigen Universitätsstädten Deutschlands:<br />

Biete Zi<strong>mm</strong>er für Hilfe. Rasen mähen, den Müll raus bringen<br />

oder mit dem Hund Gassi gehen statt Miete zahlen. Das ist<br />

der Deal. Die Faustregel lautet hierbei: eine Stunde Hilfe im Monat<br />

pro Quadratmeter Wohnfläche. Nur die Nebenkosten müssen<br />

von den Mietern getragen werden. Seither haben sich, auch<br />

über die lokalen Grenzen des Projekts hinaus, mehrere Alt-Jung-<br />

Wohngemeinschaften gefunden. „Es gibt so gut wie kein negatives<br />

Beispiel“, weiß Maryvonne Toulement, Projektorganisatorin<br />

in Aachen. „Beide, sowohl Studierende als auch Senioren haben<br />

einen Fragebogen auszufüllen.“ So werden mittels Selbstauskunft<br />

böse Überraschungen schon im Vorfeld vermieden. Und<br />

was trägt noch dazu bei, dass ein Zusa<strong>mm</strong>enleben verschiedener<br />

Studentenbude bei Oma<br />

Senioren und Studierende meistern Alltag gemeinsam<br />

ie Sonne strahlt. Eigentlich zwitschern Vögel. Doch ein<br />

lautes Rattern und Knattern übertönt ihren Gesang.<br />

„Michi, mach mal eine Pause mit dem Rasenmähen und<br />

trink was!“, ruft Oma Ursel. Nichts rührt sich. Sie ruft ein<br />

zweites Mal und winkt dabei nun mit den Armen. Das Knattern<br />

verstu<strong>mm</strong>t. Man hört die Vögel wieder zwitschern. Und Michi<br />

ko<strong>mm</strong>t zu ihr auf die Terrasse.<br />

Gemeinsam statt einsam: Oma Ursel und ihr Michi<br />

Generationen funktionieren kann? „Man muss natürlich zwischenmenschlich<br />

gut miteinander ausko<strong>mm</strong>en. Darüber hinaus<br />

muss man, trotz der kleineren Verpflichtungen, sein eigenes Leben<br />

führen können“, meint Matthias Neumann. Auch er hat als<br />

Student bei einem älteren Herrn gewohnt. Matthias (damals 26)<br />

lebte insgesamt zwei Jahre bei Herbert (damals 90) in Dresden.<br />

Dann brach Matthias zu einem Auslandssemester nach England<br />

auf. „In meiner Abwesenheit ist Herbert dann leider verstorben“,<br />

erzählt Matthias. Er denkt gern an die Zeit mit Herbert zurück,<br />

„Zu Anfang hat sich Herbert zwar oft über die unregelmäßigen<br />

Zeiten beschwert, zu denen ich nach Hause kam, nach ein bis<br />

„… eigentlich ist es nicht viel anders als in einer<br />

zwei Wochen haben wir uns aber gut verstanden.“ Gemeinsame<br />

Fußball-Fernsehabende und regelmäßige Gedankenausflüge in<br />

die Geschichte Dresdens folgten. Gefrühstückt wurde fast täglich<br />

zusa<strong>mm</strong>en. Etwas gewöhnungsbedürftig war für Matthias allerdings,<br />

dass Herbert ein schlechtes Gehör hatte. „Er schaute sehr,<br />

sehr laut Fernsehen, so dass ich jede Sendung auch im zweiten<br />

Stock mithören konnte.“ Matthias nahm es gelassen „als Teil des<br />

‚Pakets’“. Neben Hausarbeit und Einkauf machte es sich Matthias<br />

zusätzlich zur Aufgabe, hartnäckige Vertreter in die Flucht<br />

zu schlagen. „Meine Anwesenheit hat ihm schon eine gewisse<br />

Sicherheit vermittelt. Und es ist ein belohnendes Gefühl zu<br />

wissen, dass man einem alten Menschen lediglich durch kleine<br />

Hilfeleistungen und ein paar Gespräche das Leben etwas schöner<br />

und vielleicht auch interessanter machen kann. Natürlich müssen<br />

beide Parteien Kompromisse eingehen, aber eigentlich ist es<br />

nicht viel anders als in einer klassischen WG“, so die Erfahrung<br />

von Matthias.<br />

Das Wohnbeispiel von Matthias und Herbert könnte gewissermaßen<br />

als Vorzeigemodell des Projekts „Wohnen für Hilfe“ gelten.<br />

Denn Ziel des Projektes ist nicht nur, dass Studenten Geld<br />

sparen und Senioren ein gepflegtes Haus haben. Vielmehr stehen<br />

der soziale Kontakt und der Austausch zwischen den Generationen<br />

im Mittelpunkt. Dabei ist es durchaus nicht selten, dass<br />

sich aus solch anfänglicher Zweckgemeinschaft eine dauerhafte<br />

Freundschaft mit familiären Zügen entwickelt. Vielleicht ist es<br />

gar nicht mehr weit, dass auch in Halle das Wohnmodell „Wohnen<br />

für Hilfe“ Einzug erhält. Oma Ursel würde sich auf jeden Fall<br />

darüber freuen. n<br />

8 http://www.wohnenfuerhilfe.info<br />

Anschluss<br />

klassischen WG“


Festivals<br />

Messen / Tagungen<br />

Workshops<br />

Termine für das Wintersemester 2008/09<br />

Filmforum Selbstgedrehtes<br />

27. Januar 2009, ZAZIE<br />

Einsendeschluss für Beiträge ist der 15. Januar 2009<br />

www.filmforum-selbstgedrehtes.de<br />

transmediale 09<br />

27. Januar - 01. Februar 2009<br />

Berlin, Haus der <strong>Kultur</strong>en<br />

Festival für Kunst und kreative Anwendung digitaler Medien<br />

in Deutschland; Projekte und Reflexionen über die Rolle digitaler<br />

Technologien in der heutigen Gesellschaft<br />

www.transmediale.de<br />

Ilmenauer Mediapreis im@p 2008<br />

05. Februar 2009<br />

Verleihung des mit 6.000 € dotierten Preises<br />

Technische Universität Ilmenau<br />

www.ilmenauer-mediapreis.de<br />

CultureConAction 2009<br />

Kontaktmesse für Interkulturelle Arbeiten<br />

16. Januar 2009, 10-16 Uhr<br />

MLU Halle-Wittenberg, Melanchtonianum<br />

Unternehmen, Organisationen und Vereine informieren<br />

www.culturconaktion.de<br />

CeBIT 2009 in Hannover<br />

03. - 08. März 2009<br />

Weltweit größte Messe zur Darstellung digitaler Lösungen<br />

aus der Informations- und Ko<strong>mm</strong>unikationstechnik für die<br />

Arbeits- und Lebenswelt<br />

www.cebit.de<br />

Werkleitz Gesellschaft e.V.<br />

Zentrum für künstlerische Bildmedien Sachsen-Anhalt<br />

Schleifweg 6 in 06114 Halle<br />

www.werkleitz.de<br />

Kosten: 25 bis 120 €<br />

Medienkompetenzzentrum der Landesmedienanstalt<br />

Sachsen Anahlt<br />

Reichardtstraße 8 in 06114 Halle<br />

www.medienkompetenzzentrum.de<br />

Kosten: 0 €<br />

Zusa<strong>mm</strong>engestellt von Stephanie Schneider und Nicole Trodler<br />

Berlinale<br />

Internationale Filmfestspiele<br />

05. - 15. Februar 2009, Berlin<br />

www.berlinale.de<br />

21. Filmfest Dresden<br />

Internationales Festival für Kurz- und Animationsfilm<br />

14. - 19 .April 2009<br />

www.filmfest-dresden.de<br />

European Media Art Festival<br />

22. - 26. April 2009, Osnabrück<br />

www.emaf.de<br />

16. Internationales Trickfilm-Festival<br />

Festival of Animated Film<br />

5. - 10. Mai 2009, Stuttgart<br />

www.itfs.de<br />

39. Filmtheaterkongress<br />

21. - 23. April 2009<br />

Baden-Baden<br />

www.forum-film.com<br />

Leipziger Buchmesse<br />

12. - 15. März 2009<br />

Der wichtigste Frühjahrstreff der Buch- und Medienbranche<br />

hat. Die Messe informiert umfassend über Neuerscheinungen<br />

sowie aktuelle und innovative Trends im deutschsprachigen<br />

und europäischen Markt<br />

www.leipziger-buchmesse.de<br />

Sächsischer Ausbildungs- und Erprobungskanal<br />

Förderwerk für Rundfunk und neue Medien<br />

Rosa-Luxenburg-Straße 29 (4. OG) in 04103 Leipzig<br />

Kurse u.a. auch in Chemnitz und Dresden<br />

www.saek.de<br />

Kosten: 15 bis 30 €<br />

Medienpädagogik e.V.<br />

Universität Leipzig - Lehrstuhl für Medienpädagogik<br />

Emil-Fuchsstraße-Straße 1 in 04105 Leipzig<br />

www.mepaed.de<br />

<strong>35</strong>


36<br />

American Consulate General Leipzig<br />

Information Resource Center<br />

The Information Resource Center (IRC) of the U.S. Consulate General<br />

Leipzig provides a wide range of information resources on U.S.<br />

political, economic, and social issues as well as U.S. business and<br />

educational opportunities.<br />

Reference Service<br />

The Information Resource Center is an extensive information resource<br />

for current, in-depth information about the United States, focusing<br />

primarily on political, economic, and social issues and on American<br />

culture in order to provide clear and accurate information from and<br />

about the United States. The IRC‘s information resources are available<br />

for use by anyone with a serious research interest in the United<br />

States. Trained reference specialists assist users in locating information<br />

in all formats to meet specific research needs. IRCs are located<br />

in the Cologne Amerika Haus and in U.S. Consulates throughout<br />

Germany. They can be reached by mail, telephone, fax or e-mail.<br />

Business Information<br />

The Information Resource Center provides access to facts and statistics<br />

on U.S. companies, industries, and government policy issues<br />

relating to business for quick as well as in-depth research.<br />

Educational and Cultural Exchanges<br />

The U.S. Embassy in Germany offers telephone and web-based<br />

reference and referral services which provide information about<br />

educational opportunities in the United States such as high school<br />

and university exchanges, Au Pair, internships, short-term employment<br />

and work & travel programs. Educational advising personnel<br />

can be<br />

contacted Tuesday through Thursday, 2 pm to 5 pm,<br />

at (030) 31 80 08 99. Information on the Internet can be found at:<br />

http://www.usembassy.de/germany/exchanges/index.html<br />

Public Access - by appointment only<br />

Research appointments can be arranged by calling the Information<br />

Resource Center at (0341) 213 84 25, Tuesday through Friday,<br />

2 pm to 5 pm (closed on German and American holidays).<br />

U.S. Consulate General Leipzig<br />

Information Resource Center<br />

Wilhelm-Seyfferth-Straße 4<br />

04107 Leipzig<br />

phone (IRC): (0341) 2 13 84 25<br />

fax: (0341) 2 13 84 43<br />

e-mail: ircleipzig@state.gov<br />

Internet: http://leipzig.usconsulate.gov

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!