Kultur- Reportage: 35 mm Kontrovers: siche- - Martin-Luther ...
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Zeitschrift der Medien- und Ko<strong>mm</strong>unikationswissenschaften<br />
an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Universität Halle-Wittenberg<br />
Was wir uns<br />
wünschen…<br />
Wintersemester 2008/09 n Heft 9<br />
Indoor: Plattform für Selbstdreher Essay: Wunschprogra<strong>mm</strong> <strong>Kultur</strong>beute:<br />
Lichter im Betonklotz <strong>Reportage</strong>: <strong>35</strong> <strong>mm</strong> <strong>Kontrovers</strong>: <strong>siche</strong>-<br />
1<br />
re Vernetzung Branche: Betten für Leipzig Durchblick: Studierende mit Plan
nEditorial<br />
2<br />
Editorial<br />
nun ist sie schon viel näher gerückt als bei Redaktionsschluss dieses Heftes zu vermuten war, die<br />
jährliche Hoch-Zeit der Wünsche. Advent heißt Ankunft. Insofern können wir uns doppelt freuen:<br />
darüber, dass diese Ausgabe nun endlich fertig gestellt werden konnte und darauf, dass demnächst<br />
viele schöne Sachen unter dem Lichterbaum liegen werden. Das späte Erscheinen dieses Heftes hat<br />
seine Gründe in den Wechselfällen des Lebens, die weder vorhersehbar noch beeinflussbar sind. So<br />
bleibt uns nur die Hoffnung, von unseren Leserinnen und Lesern wenigstens vermisst worden zu<br />
sein. – Und natürlich möchten wir auch um Entschuldigung bitten für die zeitliche Verzögerung.<br />
Glück im Unglück jedoch: Unser Schwerpunkt ‚Wünsche’ passt nun umso besser in die Jahreszeit.<br />
„Apfel, Nuss und Mandelkern“ werden zwar nicht erwähnt, auf die Suche nach Nahrhaftem<br />
machten sich aber die Fahnderinnen von Gut gerüstet. Etliche Wünsche, die wir für das MuK-<br />
Journal zusa<strong>mm</strong>engetragen haben, weisen auf ein ähnlich bodenständiges Streben hin: so die Plattform für<br />
Selbstdreher und das <strong>siche</strong>re Fundament unter Indoor. Als <strong>Kultur</strong>beute werden gar Lichter im Betonklotz<br />
herbeigesehnt. In Leipzig soll es mehr Betten geben und in Halle mehr Luxus – fro<strong>mm</strong>e Wünsche, die Sie unter<br />
Branche und Durchblick näher auf ihre Berechtigung hin prüfen können. Ob <strong>siche</strong>re Vernetzung eher in die<br />
Kategorie der Illusionen gehört, wird kontrovers diskutiert und in unserem ultimativen Verhaltenstest sogar<br />
psychologisch analysiert. Der Wunsch nach Entspannung betrifft Russland – bekanntlich weit weg – und ist<br />
durchaus von einer gewissen Doppelbödigkeit. Näher liegt da schon, sich Gleichgesinnte zu suchen: wozu,<br />
warum und sowieso wer dies vorhat, kann unter <strong>Kultur</strong>beute in Erfahrung gebracht werden. Tja, und eine<br />
<strong>35</strong>-<strong>mm</strong>-Filmkamera wäre <strong>siche</strong>r für manchen eine gelungene Überraschung. Einige Studierende haben beim<br />
Dreh schon Blut geleckt, wie unsere <strong>Reportage</strong> verrät.<br />
Zumindest medial gesehen sind wir alle unserem ganz persönlichen Wunschprogra<strong>mm</strong> schon ein gutes Stück<br />
näher gerückt. Woran es noch hapert? Schauen Sie unter Essay. Ansonsten bleibt uns nur zu hoffen, dass<br />
zumindest einige der genannten Wünsche Wirklichkeit werden. Dazu beitragen soll die mitgelieferte Pusteblume.<br />
Auf dass die weg gepusteten Samen an vielen Stellen ‚Früchte’ tragen – ein Bild, das ja durchaus zum<br />
Lehren und Studieren passt.<br />
Viel Spaß bei der Lektüre,<br />
wünscht Eure/Ihre Ingrid Brück<br />
Die Redaktion dieses Heftes<br />
Nicht zu übersehen: ein Mann allein unter<br />
Frauen. Aber keine Sorge, <strong>Martin</strong> Gerling<br />
hatte noch Verstärkung. Jörg Langguth<br />
konnte zum Foto-Shooting nur nicht<br />
ko<strong>mm</strong>en. Die Damen (v. l. n. r.): Janine<br />
Bornemann, Stephanie Schneider, Eva<br />
Siebenhühner, Katrin Weißenborn, Katja<br />
Berg, Kathleen Döbbel, Nicole Trodler,<br />
Franziska Ehring, Melanie Grießer, Juliane<br />
Fritzsch und Katharina Schultz. Im<br />
Vordergrund ist Christiane Rex zu sehen.<br />
Nicht zu sehen, da beim Shooting leider<br />
auch nicht dabei: Runa Hiersemann.<br />
Liebe Leserinnen und Leser,
<strong>35</strong> <strong>mm</strong><br />
Wintersemester 08/09<br />
„Der Schein“, die Erste! Ein bekle<strong>mm</strong>ender<br />
Toilettenraum, bestückt mit Hitze erzeugender<br />
Lichttechnik. Mittendrin der ganze Stolz der<br />
Regisseurin: die RED ONE. Die digitale Kamera<br />
erreicht nahezu <strong>35</strong>-<strong>mm</strong>-Optik und wird inzwischen<br />
sogar in Hollywood verwendet. Nun steht sie bei<br />
uns, im Toilettenraum, und wir sind deutschlandweit<br />
eines der ersten Projekte, die mit der RED drehen…<br />
Verda<strong>mm</strong>t eng ist es. Die Scheinwerfer brennen. Auf<br />
meinen Armen lastet die i<strong>mm</strong>er<br />
schwerer werdende Tonangel.<br />
Ein Blick in die Augen der<br />
Kollegen…<br />
10<br />
Department<br />
Die neuen Doktoren aus Zi<strong>mm</strong>er 218<br />
Neue Aufgaben für Dr. Edlich<br />
Neuer Titel für Dr. Fahlenbrach<br />
Betriebsausflug<br />
Forschung<br />
Mit dem Lichtschwert durchs Labyrinth<br />
Geschehen<br />
Pop als Propaganda<br />
<strong>Reportage</strong><br />
„Durchdrehen“ liegt in der Luft<br />
<strong>Kontrovers</strong><br />
Tausche Privatsphäre gegen Gruscheleinheiten<br />
<strong>Kultur</strong>beute<br />
Lyrik vor dem Affenkäfig<br />
„Einar Schleef“ – und dann?<br />
Schabowski und das Känguru<br />
Gut gerüstet<br />
Rund ums MMZ auf Nahrungssuche<br />
Indoor<br />
MuK geht unter die Archäologen<br />
Traditionell originell<br />
Wunsch erfüllt: Film up!<br />
Outdoor<br />
Bei Anruf Mord<br />
Essay<br />
Vom Zuschauer zum Progra<strong>mm</strong>direktor<br />
Branche<br />
Games Convention vs. gamescom<br />
<strong>Kontrovers</strong><br />
Auflösung zum Psychotest<br />
Interview<br />
Der Löwe im Netz<br />
Weit weg<br />
BMW, Rolls-Royce und dann?<br />
„Die denken, ich bin russisch…“<br />
Durchblick<br />
Wunschlos glücklich?<br />
Impressum<br />
Luxus in Leipzig<br />
Meinung<br />
Was kostet die Welt?<br />
Homestory<br />
Studentenbude bei Oma<br />
Dates<br />
Termine im Wintersemester 2008/09<br />
04<br />
05<br />
05<br />
06<br />
07<br />
09<br />
10<br />
12<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
19<br />
20<br />
22<br />
24<br />
25<br />
26<br />
28<br />
29<br />
30<br />
31<br />
32<br />
33<br />
34<br />
<strong>35</strong><br />
Entspannung<br />
<strong>siche</strong>re Vernetzung<br />
Inhaltn<br />
Wenn Nadja Hagen von Russland erzählt,<br />
huscht ein Lächeln über ihr Gesicht und<br />
die Augen beginnen zu strahlen. Ihre<br />
Begeisterung zeigt, dass dieses Land mehr<br />
zu bieten hat als Putin und Vodka. Die<br />
MuK-Studentin hat ein Semester in Ufa<br />
studiert und mehr als Erinnerungen<br />
und bemalte Püppchen<br />
mitgebracht:<br />
ein Vorbild,<br />
entspannt zu<br />
leben.<br />
29<br />
MySpace, studiVZ, Facebook… -<br />
die Welt ist voller guter Freunde.<br />
Offensichtlich ist diese Art von<br />
‚öffentlicher Privatheit’ von vielen<br />
gewünscht. Über die unerwünschten<br />
Nebeneffekte lässt sich allerdings<br />
durchaus kontrovers diskutieren.<br />
Sind virtuelles Gemeinschaftsleben<br />
und geschütztes Privatleben<br />
überhaupt mit einander vereinbar?<br />
Flankierend<br />
ultimativen<br />
Check:<br />
Welcher<br />
studiVZ-Typ<br />
bist<br />
du?<br />
bieten wir den<br />
12<br />
3
nDepartment<br />
4<br />
Von Janine Bornemann<br />
Die neuen Doktoren aus Zi<strong>mm</strong>er 218<br />
Sechs Jahre lang beschäftigten ihn Familienserien in der DDR,<br />
jetzt sind die Forschungen von Dr. Sebastian Pfau abgeschlossen.<br />
Er dürfte einigen Studierenden bereits während seiner<br />
Zeit in dem DFG-Projekt im MMZ begegnet sein, nun steht er<br />
ihnen auch regelmäßig in Lehrveranstaltungen gegenüber. Seit<br />
dem vergangenen Semester unterrichtet der wissenschaftliche<br />
Mitarbeiter am Department mit den Schwerpunkten Multimedia<br />
sowie Geschichte und Analyse von Film und Fernsehen.<br />
Zur Film- und Fernsehanalyse<br />
schrieb<br />
Sebastian Pfau seine<br />
Magisterarbeit. Seine<br />
Dissertation zu<br />
DDR-Familienserien<br />
hat er in diesem Jahr<br />
abgeschlossen. „Die<br />
audio-visuellen Medien<br />
zählten schon<br />
während des Studiums<br />
zu meinen Lieblingsthemen“,<br />
sagt<br />
der <strong>35</strong>-Jährige. Seit<br />
einigen Jahren engagiert<br />
er sich auch als<br />
Vorstandsmitglied im<br />
Studienkreis Rundfunk<br />
und Geschichte, er<br />
organisiert unter anderem<br />
das jährlich stattfindende Medienhistorische Forum<br />
für Absolventen und Forschungsnachwuchs. Zum MuK-<br />
Studium gelangte Sebastian Pfau erst über Umwege. Nach<br />
seinem Schulabschluss begann er 1989 eine Berufsausbildung<br />
zum Baufacharbeiter mit Abitur. Erst nach seinem Zivildienst<br />
nahm er das Studium an der MLU auf, zunächst der Politik<br />
und Literatur. Später wechselte er zum MuK-Institut, an dem<br />
er 2001 seine Magisterprüfung ablegte.<br />
Auch wenn die Bürotür hinter ihm zugefallen ist, lässt<br />
Sebastian Pfau sein Lieblingsthema nicht los: In seiner Freizeit<br />
sieht er sich gerne Filme an, vorzugsweise in einem der<br />
Progra<strong>mm</strong>kinos. Deren Angebot ist etwas, das Pfau an dieser<br />
Stadt schätzt. Ebenso wie Halles Grünanlagen. In der Natur<br />
kann er seinem zweiten Hobby nachgehen: der Fotografie. Am<br />
liebsten hat er Tiere und Landschaften vor der Linse. Fotografie<br />
als Lehrgebiet? „Das könnte ich mir vorstellen, doch<br />
erst einmal widme ich mich meinem derzeitigen Schwerpunkt<br />
Multimedia“, sagt Sebastian Pfau. Seine Kenntnisse darüber<br />
vermittelt er nicht nur Studierenden, sondern wendet sie auch<br />
praktisch an: Als Onlineredakteur ist er verantwortlich für den<br />
MuK-Internetauftritt. Das macht er gern, da er sich am Department<br />
sehr wohl fühlt. „Besonders gut gefällt mir der Umgang<br />
mit Studierenden und Kollegen.“ n<br />
Von Runa Hiersemann<br />
...Glückwünsche<br />
Seit Januar 2008 hat das Department einen neuen Mitarbeiter.<br />
Das heißt, so neu ist er eigentlich gar nicht. Dr. Sascha<br />
Trültzsch arbeitet schon seit fünf Jahren in den Räumen des<br />
Instituts, allerdings bisher für die Deutsche Forschungsgemeinschaft.<br />
Er war an einem Projekt zur Progra<strong>mm</strong>geschichte des<br />
DDR-Fernsehens beteiligt, in dessen Rahmen er unter der Leitung<br />
von Prof. Dr. Reinhold Viehoff Familienserien erforschte.<br />
Als das Projekt beendet war, wurde es Zeit für neue Aufgaben.<br />
Nach seiner Promotion<br />
zur kontextualisierten<br />
Medienanalyse und<br />
deren Anwendung<br />
auf das Frauenbild<br />
in DDR-Familienserien<br />
bekam Trültzsch eine<br />
Stelle als wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter mit<br />
erhöhtem Lehranteil.<br />
Das bedeutet konkret,<br />
dass nach Jahren der<br />
Forschung für ihn<br />
vorerst die Lehre im<br />
Vordergrund stehen<br />
wird. Außerdem ist<br />
er für die Öffentlichkeitsarbeit<br />
des Departments<br />
zuständig.<br />
Aus diesem Grund<br />
arbeitet er eng mit der Pressestelle der Universität und dem<br />
MMZ zusa<strong>mm</strong>en. Den neuen MuK-Newsletter hat er schon<br />
auf den Weg gebracht. Und er ist zusa<strong>mm</strong>en mit Daniela<br />
Pscheida für das Schülerprojekt „Denkwerk“ der Robert-<br />
Bosch-Stiftung verantwortlich. Dessen Ziel ist es, Schülern<br />
geisteswissenschaftliches Denken näher zu bringen. Außerdem<br />
arbeitet er mit Katja Köbbert an einem Projekt zu den Medien<br />
des ‚Prekariats’. Am liebsten würde er noch erforschen,<br />
wie Mythen sich über verschiedene Zeiten hinweg durch die<br />
Mediendarstellung verändert haben. Ein Beispiel dafür wäre der<br />
<strong>Luther</strong>-Mythos im Wandel der Zeit.<br />
Dr. Sebastian Pfau (li.) und Dr. Sascha Trültzsch (re.) haben sechs Jahre im<br />
Dienste der Wissenschaft DDR-Familienserien angeschaut<br />
Der gebürtige Sangerhäuser hat MuK und Soziologie an der<br />
<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Universität studiert und sich im Grundstudium<br />
außerdem einen Einblick in die Politikwissenschaft gegönnt.<br />
Als leidenschaftlicher Cineast bedauert Trültzsch, dass Filme<br />
trotz der vielfältigen Kinolandschaft kaum in ihrer Originalsprache<br />
gezeigt werden. Der 29-Jährige ist zudem ein großer<br />
Fan klassischer Musik und hat eine starke Affinität zu deutschen<br />
Liedermachern und Weltmusik. Wer Glück hat, kann ihn<br />
sogar als Sänger bei einem seiner Auftritte mit dem Kirchenchor<br />
hören. – Nun darf man gespannt sein, wie sich die Vorlieben<br />
und Leidenschaften von Sascha Trültzsch noch in seinen MuK-<br />
Projekten widerspiegeln werden. n
Von Christiane Rex<br />
Neue Aufgaben für Dr. Edlich<br />
Dr. Claus-Dieter Edlich ‚geistert‘ bei MuK nicht mehr<br />
so oft durch die Gänge. Der ehemalige Mitarbeiter des<br />
Departments mit geschäftsleitender Funktion ist jetzt<br />
Referent im Dekanat der Philosophischen Fakultät II.<br />
Als solcher ist Dr. Edlich einer der Zuständigen für<br />
die Haushalts- und Sachmittel sowie für die Personalstruktur<br />
und -planung. Ebenso koordiniert er die<br />
Umsetzung des einheitlichen Internetauftrittes der<br />
MLU. Zu seinen Aufgabenschwerpunkten gehört auch<br />
die Vorbereitung des großen Umzuges der betroffenen<br />
Institute in das Geisteswissenschaftliche Zentrum. Der<br />
neue Standort soll bis 2012 in der Emil-Abderhalden-<br />
Straße entstehen.<br />
Durch seine Arbeit im Dekanat hat er nur noch wenige<br />
Lehrveranstaltungen am MuK-Department. Es ist ihm<br />
jedoch wichtig, die Verbindung zu den Studierenden<br />
aufrecht zu erhalten: Im jetzigen Wintersemester betreut<br />
er wieder das Virtuelle Seminar für die Studienanfänger.<br />
Darin werden Techniken und Methoden des<br />
wissenschaftlichen Arbeitens vermittelt. Daneben betreut<br />
er Magisterarbeiten und ni<strong>mm</strong>t Zwischenprüfungen<br />
ab. Auch in andere Aktivitäten des Departments<br />
ist er weiterhin involviert, etwa Messeauftritte und das<br />
jährliche Alumnitreffen. Für alle, die Dr. Edlich vermissen,<br />
besteht also durchaus eine Chance, ihm hin und wieder<br />
beim ‚Geistern‘ anzutreffen. n<br />
Dr. Klaus Edlich an seinem neuen Arbeitsplatz im Dekanat<br />
Von Nicole Trodler<br />
Neuer Titel für Dr. Fahlenbrach<br />
Was macht das Dekanat der Philosophischen Fakultät II?<br />
Diese Fakultät besteht aus sechs Instituten (Institut für Anglistik<br />
und Amerikanistik, für Germanistik, für Medien, Ko<strong>mm</strong>unikation<br />
& Sport, für Musik, für Romanistik sowie für Slavistik,<br />
Sprechwissenschaft und Phonetik). Deren Verwaltung<br />
in Forschung, Lehre und allen Struktur- und Haushaltsbelangen<br />
ist das Dekanat. Geleitet wird es vom Dekan, Professor<br />
Dr. Reinhold Viehoff. Seinen Stellvertreter nennt man den<br />
Die frisch gebackene PD Dr. Kathrin Fahlenbrach<br />
Neben den personellen Zuwächsen am Department für<br />
Medien- und Ko<strong>mm</strong>unikationswissenschaften gibt es<br />
mit dem Weggang von Dr. Kathrin Fahlenbrach auch<br />
einen Verlust zu vermelden. Grund ist das Auslaufen<br />
ihrer Stelle als Wissenschaftliche Mitarbeiterin zum<br />
Ende des Wintersemesters 2007/2008.<br />
Aber dieser Verlust für das Department ist zugleich<br />
eine Chance für Dr. Fahlenbrach. Denn sie hat während<br />
ihrer siebenjährigen Tätigkeit in Halle nicht versäumt,<br />
an ihrer weiteren akademischen Karriere zu feilen. Anfang<br />
des Jahres hat sie ihre Habilita tionsschrift fertig<br />
gestellt und im Juli 2008 schließlich erfolgreich<br />
verteidigt. Nun ist sie Privatdozentin (PD) mit der<br />
Lehrerlaubnis für Ko<strong>mm</strong>unikations- und Medienwissenschaften.<br />
Glückwunsch!<br />
Bevor Privatdozentin Dr. Fahlenbrach sich allerdings<br />
komplett neuen Herausforderungen stellt, kehrt sie –<br />
zumindest für kurze Zeit – noch einmal an das MuK-<br />
Department zurück. Im jetzigen Wintersemester überni<strong>mm</strong>t<br />
sie die Vertretung für Professor Dr. Reinhold<br />
Viehoff, der sich im Forschungssemester befindet, und<br />
bietet zwei Seminare an. n<br />
Prodekan, Professor Dr. Wolfgang Auhagen, der u. a. für die<br />
Forschung zuständig ist. Die Studiendekanin Professor Dr.<br />
Edeltraut Werner ist für die Belange der Lehre und des Studiums<br />
der Fakultät verantwortlich. Als Referent ist Dr. Edlich<br />
der Verwaltungsleiter des Dekanats. Er wirkt in allen Bereichen<br />
mit, verwaltet und arbeitet den Dekanen zu.<br />
Departmentn<br />
5
6<br />
Mens sana in<br />
corpore sano. In diesem Sinne machte sich auch dieses Jahr<br />
die MuK-Belegschaft wieder auf, um den beanspruchten Geist durch körperliche<br />
Ertüchtigung zu erfrischen. Nach der Paddeltour im letzten Jahr und einer Fahrradtour<br />
vor zwei Jahren, hatte sich diesmal die Variante Wandern durchgesetzt. Und so<br />
ging es am 10. Juni auf Schusters Rappen durch den Harz.<br />
Sonnig war es und heiß, als sich die Truppe morgens in Thale auf den<br />
Weg durch das idyllische Bode-Tal machte. Umso willko<strong>mm</strong>ener waren<br />
Schatten spendende Bäume, kleine Pausen am kühlen Flüsschen<br />
und der eine oder andere kräftige Schluck aus der Wasserflasche.<br />
In Treseburg genossen alle das stärkende Mittagessen. Beherzt<br />
wurde die wohlige Mittagsschläfrigkeit dann bekämpft: Über die Höhe<br />
ging es bis zum Hexentanzplatz.<br />
Von dort genoss man Eis und Aussicht, bis die Seilbahn alle wieder<br />
freundlich ins Tal schaukelte. Einige Findige entdeckten dort eine<br />
echte Alternative zur Deutschen Bundesbahn: eine Was- serbahn, die den<br />
Adrenalin-Spiegel noch einmal in die Höhe brach- te. Müde, verschwitzt<br />
und sehr zufrieden ließen sich die MuKler dann aber doch lieber von der<br />
konventionellen Bahn nach Hause bringen.<br />
Betriebsausflug 2008<br />
Das Wandern ist des MuKlers Lust
Mit dem Lichtschwert durchs Labyrinth<br />
Die Habilitation ist ein bedeutender Schritt in der Laufbahn eines jeden Wissenschaftlers. Am<br />
16. Juli 2008 hat Privatdozentin (PD) Dr. Kathrin Fahlenbrach diese akademische Hürde ge-<br />
no<strong>mm</strong>en und ihre Habilitationsschrift über „Audiovisuelle Metaphern“ erfolgreich verteidigt.<br />
Von Nicole Trodler<br />
Die Redaktion hat sich die Ergebnisse ihrer Forschung genauer angeschaut.<br />
eim Blick auf Dr. Fahlenbrachs Publikationen lässt sich<br />
relativ schnell eine gewisse Präferenz in ihrer Forschung<br />
identifizieren: Ein wiederkehrendes Element ist<br />
die Frage nach der emotionalen Wirkung von Medien.<br />
Bereits in ihrer Doktorarbeit hatte sie sich mit der medialen Repräsentation<br />
und<br />
Erzeugung von<br />
Emotionen auseinandergesetzt.<br />
Hier ging es noch<br />
um rein visuelle<br />
Medien, nämlich<br />
um die Bedeutung<br />
von Codes<br />
und Symbolen für<br />
das Schaffen eines<br />
PD Dr. Kathrin Fahlenbrach nach<br />
ihrer erfolgreichen Verteidigung<br />
Zusa<strong>mm</strong>engehörigkeitsgefühls<br />
in<br />
Protestbewegungen.<br />
Schon bald<br />
allerdings begann<br />
die heute 42-Jährige sich auch mit audiovisuellen Medien zu<br />
beschäftigen.<br />
Was genau sind Emotionen und wie lösen audiovisuelle Medien<br />
Emotionen aus? Diesen Fragen ging sie zusa<strong>mm</strong>en mit Anne<br />
Bartsch vom MuK-Department und Jens Eder von der Universität<br />
Hamburg in einem langjährigen Forschungsprojekt nach.<br />
Parallel zu diesem Projekt und zu ihrer Lehrtätigkeit am Department<br />
arbeitete Dr. Fahlenbrach in den vergangenen sechs<br />
Jahren auch an ihrem ganz eigenen Ansatz zur Analyse audiovisueller<br />
Medien. Als Ergebnis liegt nun ihre Habilitationsschrift<br />
vor: „Audiovisuelle Metaphern. Zur Körper- und Affektästhetik<br />
in Film und Fernsehen“.<br />
Die Arbeit baut auf der Theorie kognitiver Metaphern von<br />
Lakoff und Johnson auf. Diese besagt, dass das menschliche<br />
Denken, Fühlen und Handeln in großem Maße durch Metaphern<br />
geprägt ist. Dies offenbart sich im Metaphernreichtum<br />
der Sprache und wird besonders deutlich, wenn es um die<br />
Ko<strong>mm</strong>unikation von Emotionen geht. Da kann es vorko<strong>mm</strong>en,<br />
dass jemand vor Wut platzt, vor Freude überschäumt oder in<br />
Tränen versinkt. Metaphern ermöglichen es also, etwas indirekt<br />
zu beschreiben, was auf direktem Wege nicht so wirkungsvoll<br />
ausgedrückt werden kann.<br />
Durch audiovisuelle Medien(angebote), wie Film, Fernsehen,<br />
Werbung oder Musikvideo, sollen bevorzugt die Emotionen des<br />
Publikums angesprochen werden. Um etwa Fernsehzuschauer<br />
durch möglichst intensive Medienerlebnisse vor dem Bildschirm<br />
zu halten, verfolgen die Macher besti<strong>mm</strong>te Gestaltungsstrategien.<br />
Mithilfe des Modells audiovisueller Metaphern soll nun<br />
die Beschreibung dieser Strategien und deren Wirkung auf den<br />
Zuschauer erleichtert werden. Dr. Fahlenbrach zeigt, wie filmische<br />
Gestaltungsmuster bereits auf körperlicher und emotionaler<br />
Ebene wirken, da audiovisuelle Medien wie Film und Fernsehen<br />
auf körperliche Strukturen der Wahrnehmung und der<br />
Erfahrung zurückgreifen. Die filmischen Stilmittel beeinflussen<br />
den Zuschauer unmittelbar und unbewusst, er muss sie also<br />
nicht erst rational interpretieren, um etwas zu empfinden.<br />
Es stellt sich nun die Frage, was audiovisuelle Metaphern konkret<br />
sind. Ein gutes Beispiel ist das Labyrinth-Motiv in Stanley<br />
Kubricks „Shining“. Es steht im übertragenen Sinne für die<br />
Angst und das wachsende Gefühl der Bedrohung, das die Protagonisten<br />
Wendy und Danny erfüllt. Dabei ist es nicht nur das<br />
tatsächliche Labyrinth im Garten des Overlook-Hotels, welches<br />
diese Gefühle symbolisiert. Vielmehr zieht sich das Labyrinth-<br />
Motiv durch den gesamten Film: Wenn Danny mit seinem Dreirad<br />
durch die unendlich wirkenden Gänge des Gebäudes fährt,<br />
welche zum einen mit einem Teppich in Labyrinth-Optik ausgelegt<br />
sind und zum anderen nirgendwo hin zu führen scheinen,<br />
wird die Bedrohung auch für den Zuschauer greifbar.<br />
Ähnliche Metaphern gibt es im gesamten Horrorgenre, man<br />
denke nur an Spukschlösser, dunkle Gassen und unheimliche<br />
Gestalten, die Bedrohungen und Ängste visualisieren, um den<br />
Zuschauer emotional einzubinden.<br />
Forschungn<br />
Hauptziel der Medienmacher: Emotionen erzeugen<br />
Das Labyrinth als AV-Metapher in Kubricks „Shining“<br />
7
nForschung<br />
8<br />
Neben dieser motivischen Inszenierung von Metaphern können<br />
Emotionen in audiovisuellen Medien auch formal-ästhetisch in<br />
Szene gesetzt werden. Dies gelingt durch den gezielten Einsatz<br />
von Kamera, Schnitt und Ton, um beispielsweise den emotionalen<br />
Zustand eines Protagonisten zu visualisieren und für<br />
den Zuschauer nachvollziehbar zu machen. Auch hierfür findet<br />
Verbildlichung von Emotionen durch Metaphern<br />
sich ein treffendes Beispiel in „Shining“, nämlich die Treppensequenz,<br />
in der die verängstigte Wendy von ihrem durchgedrehten<br />
Mann Jack durch das Hotel und eine Treppe hinauf<br />
gejagt wird. Die Kamera vermittelt dem Zuschauer ein Gefühl<br />
realer körperlicher Bedrohung, indem sie Wendy aus der Pointof-View<br />
von Jack zeigt, der sie wie ein verängstigtes Tier vor<br />
sich her treibt.<br />
Eine wichtige Rolle bei der Generierung audiovisueller Metaphern<br />
spielt der Filmsound. Durch die geschickte Kombination<br />
von Bild und Ton gelingt es den Filmemachern unbelebten<br />
oder auch real nicht existierenden Dingen Leben einzuhauchen.<br />
Das Lichtschwert aus „Krieg der Sterne“ wird erst durch seinen<br />
Sound – ein Zischen beim Aktivieren und ein permanentes metallisches<br />
Su<strong>mm</strong>en während des Kampfes – zu einem greifbaren<br />
Gegenstand. Im Zusa<strong>mm</strong>enspiel von Bild und Ton gelingt<br />
die Zuschreibung von Gestaltmerkmalen und damit auch die<br />
Aktivierung von Emotionen auf sinnlich-konkretere Weise als<br />
dies beispielsweise durch Sprache möglich ist. Mit zunehmender<br />
Verbesserung der technischen Standards wachsen zudem die<br />
Möglichkeiten der Mediengestalter, Emotionen beim Zuschauer<br />
wachzurufen. Welche Möglichkeiten das sind und wie sie am<br />
besten genutzt werden, auf diese Fragen gibt es durch Dr. Fahlenbrachs<br />
Forschungen nun weitere Antworten.<br />
Wer jetzt neugierig geworden ist und sich genauer mit dem<br />
Modell der audiovisuellen Metaphern beschäftigen möchte,<br />
muss sich etwas gedulden, noch ist die Habilitationsschrift<br />
nicht publiziert. Bis es soweit ist, bleibt interessierten MuKlern<br />
der Blick auf die bisherigen Veröffentlichungen der engagierten<br />
Privatdozentin – zu finden ist die Publikationsliste auf der<br />
MuK-Website. n<br />
8 http://www.medienko<strong>mm</strong>.uni-halle.de/kontakt/<br />
mitarbeiter/fahlenbrach
opmusik hat eine enorme politische Bedeutung -<br />
durch ihre Fähigkeit, die Massen zu mobilisieren. Man<br />
denke nur an die Flower-Power-Bewegung oder die<br />
Live-Aid-Konzerte als Beispiele dafür, wie Musiker<br />
versuchen, Einfluss auf die Politik zu<br />
nehmen. Kein Wunder also, wenn auch die<br />
Politik im Gegenzug bemüht ist, die Popmusik<br />
für ihre eigenen Ziele zu nutzen.<br />
Die Frage nach der politischen Instrumentalisierung<br />
des Pop stand auch<br />
beim 4. Halleschen Medienkolloquium<br />
zum Thema „Popmusik in der DDR<br />
und ihre medialen Repräsentationen“<br />
auf dem Progra<strong>mm</strong>. Zum Kolloquium am<br />
4. Juni 2008 hatten Dr. Sascha Trültzsch und<br />
Dr. Thomas Wilke geladen. Die beiden Wissenschaftlichen<br />
Mitarbeiter des MuK-Departments hielten<br />
selbst je einen Vortrag. Mit Professor Dr. Georg Maas vom<br />
Musikinstitut der MLU gab es einen weiteren Hallenser Referenten.<br />
Das Highlight des Kolloquiums war aber der Eröffnungsredner<br />
Professor Dr. Edward Larkey von der University of<br />
Maryland in Baltimore.<br />
Larkey stellt gleich in doppelter Hinsicht eine Besonderheit<br />
dar: Zum einen sei er, wie Professor Dr. Reinhold Viehoff in<br />
seiner Vorrede bemerkte, ein ziemlich ‚einsamer Forscher‘<br />
auf dem Gebiet der DDR-Popmusik. Zum anderen scheine es<br />
ungewöhnlich, dass sich ein amerikanischer Wissenschaftler<br />
ausgerechnet mit der DDR beschäftigt. Ein Blick auf Larkeys<br />
Lebenslauf gibt Aufschluss. Er studierte zunächst Deutsch<br />
und Geschichte in Ohio und schloss sein Studium schließlich<br />
in Deutschland ab. Seine Magisterarbeit schrieb er in<br />
Ein Amerikaner in Halle<br />
Westdeutschland, die Doktorarbeit an der Ostberliner Humboldt-Universität.<br />
Die Promotion behandelte die Rezeption<br />
der US-Rockmusik in der DDR. Larkey hat also langjährige<br />
Erfahrung auf diesem Gebiet und scheint wie kein Anderer<br />
dazu geeignet, den Vortragsreigen zu eröffnen. Unter dem Titel<br />
„Populäre Musik im Fernsehen der DDR“ illustrierte er mit<br />
diversen Beispielen aus DDR-Musiksendungen, welche Rolle<br />
die Popmusik für die DDR-Führung gespielt hat. Die Sendung<br />
„Rund“ zum Beispiel wurde eigens konzipiert, um politische<br />
Kampagnen zu transportieren. Jede Ausgabe war eine Mischung<br />
aus Musik und Politik: Neben den Musikern und einem<br />
internationalen Publikum waren i<strong>mm</strong>er auch Gäste aus<br />
Pop als Propaganda<br />
4. Hallesches Medienkolloquium zur Musik in den DDR-Medien<br />
Von Nicole Trodler<br />
der DDR-Medienpolitik zu sehen, musikalische und ideologisch<br />
geprägte Beiträge wechselten sich ab. Die Veränderung<br />
im Umgang mit Musik in DEFA-Filmen zeigte der Vortrag<br />
von Prof. Dr. Georg Maas. Wurde die Popmusik zunächst<br />
noch als Teufelswerkzeug angesehen,<br />
das die orientierungslose Jugend verführt<br />
(„Berlin Ecke Schönhauser“), spielte sie in<br />
späteren Filmen durchaus eine wichtige<br />
Rolle – beginnend mit „Heißer So<strong>mm</strong>er“<br />
von 1968. Bezeichnend allerdings, dass<br />
sich die DDR gerade in dem Moment<br />
zur Popmusik bekannte, als weiter im<br />
Osten eher die Politik die Gemüter erhitzte:<br />
„Heißer So<strong>mm</strong>er“ gegen Prager<br />
Frühling.<br />
Ein weiteres Beispiel der politischen Einflussnahme<br />
auf die Popmusik griff der Vortrag von Dr.<br />
Thomas Wilke auf: Mit der „Podiumsdiskothek“ des DDR-Jugendradios<br />
DT 64 gab es eine Sendung, die sich speziell an die<br />
„Schallplattenunterhalter“ der DDR richtete. Die hier gespielte<br />
Musik war eine Richtschnur für die Tracklisten der DDR-DJs:<br />
Vorgaben für die Schallplattenunterhalter<br />
Wollten sie ihre Lizenz nicht verlieren bzw. überhaupt erst<br />
einmal beko<strong>mm</strong>en, hielten sie sich lieber an die Musik, die in<br />
der Podiumsdiskothek gespielt wurde. Eine der vielen Vorgaben<br />
zur Musikauswahl war die Quote: mindestens 60 Prozent<br />
Ost- und maximal 40 Prozent Westmusik. Indizierte Titel, wie<br />
„Sonderzug nach Pankow“, waren natürlich gar nicht erlaubt.<br />
Wie sich das Bild der Jugendkultur in DDR-Familienserien über<br />
die Jahre gewandelt hat, thematisierte Dr. Sascha Trültzsch<br />
abschließend. Stand in den Serien zunächst der ideologische<br />
Auftrag deutlich im Mittelpunkt, kann ab Ende der 70er Jahre<br />
ein Umschwung ausgemacht werden. Die Macher rückten<br />
jugendkulturelle Phänomene stärker in den Vordergrund und<br />
bemühten sich um eine authentische Darstellung.<br />
Einhellig wurde festgestellt, dass die DDR-Führung stets versuchte,<br />
die Popmusik für politische Zwecke zu instrumentalisieren.<br />
Diese Versuche waren von unterschiedlichem Erfolg<br />
gekrönt, abhängig davon, wie sehr sich die Musiker und Progra<strong>mm</strong>gestalter<br />
vor den sozialistischen Karren spannen ließen.<br />
Gewisse Handlungsspielräume gab es nämlich auch in der eher<br />
restriktiven DDR: Je nach politischer Großwetterlage war die<br />
Popmusik mal mehr und mal weniger stark in den Sozialismus<br />
eingebunden. n<br />
Geschehenn<br />
9
n<strong>Reportage</strong><br />
10<br />
„Durchdrehen“ liegt in der Luft<br />
Eigene Filmprojekte in die Tat umzusetzen, ist das Ziel des Praxisseminars „Dramaturgie<br />
inszenierter Kurzfilme“. Für professionelle Unterstützung sorgt dabei Dozentin Manja Rothe.<br />
Vom gedruckten Text zum lebendigen Film ist es ein weiter Weg. Als Yvonne Tscherning die-<br />
sen im So<strong>mm</strong>ersemester 2008 beschritt, war sie nicht allein. Zum Drehteam von „Der Schein“<br />
Von Kathleen Döbbel<br />
gehörte auch MuKJournal-Reporterin und Tonanglerin Kathleen Döbbel.<br />
er 19. Mai 2008 in Halle. Vor dem Haupteingang<br />
des Kongress- und <strong>Kultur</strong>zentrums bahnt<br />
sich Großes an. Die mit Säulen verzierte Pforte<br />
schi<strong>mm</strong>ert im Morgenlicht. In den blank geputzten<br />
Glasscheiben der Eingangstüren spiegelt<br />
sich ein Schwarm halbwegs munterer Studenten.<br />
Ein alter Techniktransporter rauscht die Auffahrt<br />
hinauf und wird von Helfern umzingelt. Das Dröhnen<br />
des Motors erlischt. Ein Moment der Stille. Die Sonne kitzelt<br />
letzte Spuren von Müdigkeit aus den Augenwinkeln. Noch<br />
kühlt ein zarter Wind die auf Arbeit wartenden Studenten.<br />
Gleichwohl: Das „Durchdrehen“ liegt schon in der Luft.<br />
In diesem Augenblick, es klickt, öffnet sich die Kofferraumklappe<br />
des Fahrzeugs. Eifrig greifen Hände zu. Beladen mit<br />
schwerer Filmtechnik hastet<br />
die Crew in die dunklen Gemächer<br />
des En Vogues. Das<br />
Startsignal zum ersten Drehtag<br />
ist gefallen: „Der Schein“ von<br />
Yvonne Tscherning soll innerhalb<br />
einer Woche ‚im Kasten’<br />
sein. Der Wettlauf mit dem<br />
Zeitplan der Tagesdisposition<br />
hat begonnen. Dozentin<br />
Manja Rothe ist mit<br />
am Start, sie beobachtet<br />
aufmerksam die wirbelnde<br />
Filmcrew. Schließlich lehnt sie<br />
sich zufrieden in eine dunkle<br />
Sofaecke der Bar, überzeugt<br />
davon, dass alles ordnungsgemäß<br />
läuft.<br />
Nadine tanzt im „Big Apple“<br />
Mittendrin statt nur dabei.<br />
Am Set herrscht derweil<br />
Hochsti<strong>mm</strong>ung, die Motivation<br />
und Vorfreude auf die<br />
ersten Szenen steht in den<br />
Gesichtern. Technik und Kulisse<br />
werden zügig aufgebaut.<br />
Inmitten der Crew rüste ich<br />
mein Arbeitsgerät. Ich bin die<br />
‚erste Tonangel’. Neben mir:<br />
Paul Böhme, die ‚zweite Tonangel’. Und der Meister, Christian<br />
Schunke. Schon am ersten Tag sitzt jeder Handgriff. Der<br />
Lohn für gründliche Vorbereitung und Aufbauproben. Wir<br />
sind bereit! Gemeinsam mit den Akkus, die ich vor dem ersten<br />
Einsatz noch in die Ladestation packe, lädt sich auch meine<br />
Nervosität auf.<br />
„Der Schein“, die Erste!<br />
<strong>35</strong> <strong>mm</strong><br />
Es ist 09.30 Uhr als aus dem Hintergrund eine zittrige Sti<strong>mm</strong>e<br />
um Aufmerksamkeit ringt. Yvonne Tscherning, die Regisseurin,<br />
hält vor dem Drehstart eine kurze Ansprache. Aufregung und<br />
Spannung sind ihr deutlich anzumerken. Nach acht Monaten<br />
harter Arbeit am Drehbuch und aufwendiger Planungsphase<br />
ist es endlich soweit. „Ich freu mich sehr, dass ich gemeinsam<br />
mit euch meinen ersten Film in die Tat umsetzen kann. Ich<br />
verlange absolute Professionalität und maximalen Einsatz.<br />
Wir haben eine gute Ausgangsposition durch mühevolle Vorbereitung<br />
und nun müssen wir etwas daraus machen. Der Anspruch<br />
an den Film ist sehr, sehr hoch.“ Ja. - Aber gemeinsam<br />
können wir es schaffen.<br />
Die erste Szene führt uns in einen bekle<strong>mm</strong>enden Toilettenraum,<br />
eingerichtet mit hitzeerzeugender Lichttechnik. Mittendrin<br />
der ganze Stolz der Regisseurin: die RED ONE. Die<br />
RED ist eine digitale Kamera, die dem qualitativen Anspruch<br />
von <strong>35</strong>-<strong>mm</strong>-Optik entspricht. Da trotz guter Qualität Kopier-<br />
und Filmrollenkosten gespart werden können, greifen bereits<br />
einige Hollywoodproduktionen auf diese Kamera zurück. Nun<br />
steht sie bei uns, im Toilettenraum, und wir sind deutschlandweit<br />
eines der ersten Projekte, die mit der RED drehen.<br />
Neben den ganzen Geräten haben sich nun auch Ton-, Kamera-<br />
und Regie-Personal im Raum positioniert. „Ruhe bitte,<br />
wir drehen! Ton – läuft. Kamera - läuft. Und bitte!“ Ich<br />
lausche einem Arzt beim Koksen. Verda<strong>mm</strong>t eng ist es. Pro<br />
Einstellung scheint die Raumgröße zu schrumpfen. Wie Ölsardinen<br />
eng an eng gereiht, umhüllt von einem Dunst aus<br />
Schweiß und Urinstein. Die Scheinwerfer brennen. Ringen<br />
nach Luft. Auf meinen Armen lastet die i<strong>mm</strong>er schwerer werdende<br />
Tonangel. Schweißperlen vergnügen und vermehren<br />
sich feucht-fröhlich auf meiner Stirn. Ein Blick in die Augen<br />
der Kollegen, die genau wie ich die Zähne zusa<strong>mm</strong>enbeißen.
Die Schauspieler grandios - sind ja auch Profis. Jetzt Luftanhalten<br />
und nicht bewegen. Sonst wecken wir die Pissoirs. Bei<br />
jeder Bewegung verschlingen die mit Sensoren ausgestatteten<br />
Becken gurgelnd das Wasser, um dann lautstark zu rülpsen.<br />
Eine schlechte Marotte, die den guten Ton verdirbt. Es folgt<br />
ein erlösendes „Danke aus! Die nehmen wir!“ Triumph über<br />
gelungene Aufnahmen unter erschwerten Bedingungen. Ein<br />
Raunen geht durch den Toilettenraum. „Wenn wir das geschafft<br />
haben, schaffen wir auch den Rest.“ Auf zur nächsten<br />
Etappe, auf zum Big Apple.<br />
Action im Striplokal<br />
Der Nachtclub, das Milieu von Stripperin Nadine, ihrem Big<br />
Boss und dem zudringlichen Trinker Achim. Eine verruchte<br />
Kulisse. Im Großformat schmücken Bilder von leicht bekleideten<br />
Damen die Wände. Das Licht ist gedä<strong>mm</strong>t und lenkt<br />
die Aufmerksamkeit auf einen Laufsteg, der sich über den<br />
gesamten Raum erstreckt. Auf ihm stolziert Nadine, nur mit<br />
einem Tanga bekleidet. Umzingelt von Crew und Schauspielern<br />
räkelt sie sich he<strong>mm</strong>ungslos an der vergoldeten Stange.<br />
Gebannt von soviel Mut, nackt vor die Kamera zu treten und<br />
fasziniert vom schönen Körper der Darstellerin, gehen wir unserer<br />
Arbeit nach. Einstellung für Einstellung wird abgedreht.<br />
In der Rolle des zudringlichen Trinkers Achim, der der Stripperin<br />
in Szene fünf den 100-Euro-Schein zusteckt, sorgt Achim<br />
Gerke für Sti<strong>mm</strong>ung am Set. Acht Stunden Drehzeit sind bereits<br />
vergangen – dennoch: die Crew amüsiert sich köstlich.<br />
Schmerzlicher Höhepunkt des Drehtages ist die Prügelszene<br />
zwischen Achim und den Türstehern des Nachtclubs. Fertig<br />
zum Dreh motiviert Achim die muskulösen Türsteher, die ca.<br />
zwei Köpfe größer sind als er: “Tretet ruhig ordentlich zu, soll<br />
ja auch echt aussehen.“ Auf das „und bitte“ der Regisseurin<br />
folgt lautes Gebrüll. Rüde Schimpfwörter schallen durch den<br />
Innenhof des Big Apple. Ein kräftiger Schubs der Security und<br />
Achim geht zu Boden. Seine Knie krachen dumpf auf das unnachgiebige<br />
Altstadtpflaster. Markerschütternde Schreie prallen<br />
auf die Gemüter der Crew. Mitfühlend verziehen einige<br />
die Gesichter. Ziel<strong>siche</strong>re Tritte knallen gegen den Rücken des<br />
Protagonisten. Ein Treffer, dieses Mal nicht gespielt. „Danke<br />
Filmen ist Teamwork: Die Crew von „Der Schein“<br />
aus!“ Achim springt auf wie ein Flu<strong>mm</strong>iball, der<br />
vom Boden abprallt, staubt sein schmuddeliges<br />
Unterhemd ab und stellt den Kragen<br />
seiner speckigen Jeansjacke<br />
auf. Dabei ruft er völlig<br />
Auf der Jagd nach guten Bildern: Maren Kießling, Sebastian Schubert<br />
und Fahrer Achim<br />
euphorisch: „Wow, das muss doch echt ausgesehen haben,<br />
wollt ihr gleich noch eine?“<br />
Beim zweiten Anlauf durchdringen lärmende Polizeisirenen<br />
die angebrochene Nacht. Produktionsleiterin Josefine Schmidt<br />
hält sich erschrocken die Hand vor den Mund. „Ohjeh, wenn<br />
jetzt ein Anwohner die Polizei gerufen hat.“ Obwohl die Szene<br />
sehr authentisch wirkte, will der gute Freund und Helfer<br />
nicht zu uns. Achim ko<strong>mm</strong>t lediglich mit ein paar blauen Flecken<br />
auf der Haut davon und wir wechseln zum letzten Motiv.<br />
Stolzerfüllt präsentiert er uns seinen alten Mustang Cabrio.<br />
Der wohltuende Klang des Motors wirkt wie Balsam auf die<br />
gestressten Gemüter der Crew. Auf der Rückbank findet sogar<br />
Kamera samt Personal Platz, ein Bild für die Götter. Während<br />
sich das Kamerateam den Wind und das Gefühl von Freiheit<br />
durch die Haare wehen lässt, verschwindet der Rest des Teams<br />
von der Bildfläche. Sucht Unterschlupf in einem zugigen Tunnel.<br />
Es ist bereits ein Uhr nachts. Erschöpfung und Kälte zehren<br />
an den Kraftreserven. Ich zittere, meine Nackenhaare stellen<br />
sich hoch. Doch der Ehrgeiz, auch die letzte Einstellung<br />
optimal zu vollenden, setzt sich durch. Gegenseitiges Wärmen<br />
und Aufmuntern sowie das Miterleben spektakulärer Szenen<br />
wirken wie Doping. Nur so ist es überhaupt möglich, diesen<br />
19-stündigen Drehmarathon durchzustehen. Yvonne und Josi<br />
feuern uns an, bis auch die letzte Szene ‚gekauft’ ist.<br />
Der Drehtag neigt sich dem Ende. Er steht symbolisch für die<br />
Verwirklichung von drei aufregenden und sehr unterschiedlichen<br />
Kurzfilmprojekten: „Bartender“ von Sabina Urbanska,<br />
„Product Code – Du bist, was du kaufst“ von Christian Horn<br />
und „Der Schein“ von Yvonne Tscherning. Jeder Regisseur hat<br />
seinen Film auf ganz unterschiedliche Weise zum Dreherfolg<br />
geführt. „Ganz doll stolz“ ist Dozentin Manja Rothe auf die<br />
Eigenständigkeit und qualitative Entwicklung der Teams.<br />
Vom Dreh zu Hause angeko<strong>mm</strong>en, lehne ich mich zufrieden<br />
in einen Sessel. Schaue raus, die Nacht ko<strong>mm</strong>t zum Fenster<br />
herein. Der Mond scheint hell und klar. Gedanken an aufregende,<br />
skurrile sowie pannenreiche Szenen flirren mir durch<br />
den Kopf. Ich muss schmunzeln und freue mich mit jeder<br />
Minute mehr auf den fertigen Film. n<br />
<strong>Reportage</strong>n<br />
11
n<strong>Kontrovers</strong><br />
12<br />
Tausche Privatsphäre gegen Gruscheleinheiten<br />
Schließen sich der Wunsch nach virtueller Gemeinschaft und nach geschütztem Privatleben<br />
grundsätzlich aus? Wie viel geben wir im Internet über uns preis? Wo ist unsere persönliche<br />
Schmerzgrenze? Hier einige grundsätzliche Überlegungen dazu - und der ultimative Psychotest.<br />
Von Melanie Grießer<br />
igentlich ist studiVZ wie das Poesiealbum, das wir<br />
früher hatten. Gut, die Seiten sind mittlerweile<br />
aus HTML gemacht, der kreative Beitrag ist das<br />
Foto von der letzten durchfeierten Partynacht und<br />
auch die Freunde von früher, die besser nur in<br />
der Erinnerung geblieben wären, haben etwas hineingeschrieben.<br />
Dafür beginnen die Grüße mit<br />
‚Hey Schnecke‘ und die Poesie findet in platzsparenden 64<br />
Zeichen langen Gruppennamen ihre moderne Entsprechung:<br />
„Schakkeline, ko<strong>mm</strong> wech von die Regale, du Arsch!“<br />
Das Album von früher war aber nur eine Momentaufnahme,<br />
die als Erinnerung im Regal verstaubt. Die Social Networks<br />
von heute, MySpace, studiVZ, Facebook, Xing und viele andere,<br />
haben demgegenüber einen entscheidenden Vorteil: Sie<br />
sind lebendig. Man ist stets informiert über aktuelle Veränderungen<br />
im Freundeskreis – von der Haarfarbe bis zur neuen<br />
Liebschaft. Alte Gefährten verlieren sich langsam in neuen<br />
Hobbies und neue Freunde finden sich durch alte Gewohnheiten.<br />
Doch etwas hat das alte Freundschaftsalbum den<br />
neuen Plattformen voraus: Der Besitzer konnte selbst entscheiden,<br />
für wen das kleine goldene Schloss geöffnet wird,<br />
um den kostbaren Inhalt preiszugeben. Wer heute nicht nach<br />
geeigneten Sicherheitslösungen für seine Profilseite, also für<br />
sein virtuelles Privatleben sucht, teilt Ausschnitte seines realen<br />
Lebens, Freunde und Bilder allein auf studiVZ mit derzeit<br />
ca. fünf Millionen Mitgliedern. Dank der Verknüpfung mit<br />
meinVZ, dem Portal für Nicht-Studenten, ko<strong>mm</strong>en täglich ein<br />
paar tausend potenzielle Freunde hinzu.<br />
Unfreiwilliger Ruhm<br />
Würden die Profilseiten anders aussehen, wenn man sich bei<br />
jeder Äußerung und jedem Bild fragt, was Verwandte, Dozenten,<br />
potentielle Arbeitgeber oder gar Stalker und Kriminelle<br />
damit anfangen könnten? Wird das niemals vergessende<br />
Internet unseren Kindern später peinliche Beweise für genau<br />
das Verhalten liefern, das wir ihnen ausreden wollen? Schon<br />
jetzt lassen sich genügend Beispiele dafür finden, warum das<br />
Veröffentlichen der eigenen Daten kritisch sein kann. So wid-<br />
Sichere Vernetzung<br />
mete die BILD einer heiklen Flugzeuglandung im März 2008<br />
eine Titelseite und veröffentlichte Bilder und Daten der jungen<br />
Co-Pilotin, die ohne ihr Einverständnis von studiVZ und<br />
anderen Internetseiten geno<strong>mm</strong>en wurden.<br />
Schlagzeilen machte auch eine studiVZ-Gruppe mit 700<br />
männlichen Mitgliedern, die Frauenbilder aus Profilen und<br />
Fotoalben tauschten und bewerteten. Praktischerweise wurde<br />
den interessierten Männern gleich der vollständige Name, der<br />
Link zum Profil und auch schon mal die Anschrift des Wohnheims<br />
mitgeteilt. Die unwissende ‚glückliche‘ Gewinnerin eines<br />
monatlichen Fotowettbewerbs wurde zur Belohnung für<br />
das veröffentlichte Bild dann zu verabredeter Zeit von vielen<br />
Männern gleichzeitig „gegruschelt“. (Zusa<strong>mm</strong>ensetzung aus<br />
„grüßen“ und „kuscheln“) Die Gruppe wurde irgendwann gemeldet.<br />
Der zuständige Mitarbeiter von studiVZ schlug eine<br />
Abänderung des Beschreibungstextes vor – und bat anschließend<br />
darum, sich und einen der Gründer von studiVZ in die<br />
Gruppe aufzunehmen.<br />
Entblößung des Privatlebens<br />
Die informationelle Selbstbesti<strong>mm</strong>ung – also die Entscheidungsgewalt<br />
darüber, wer was auf welchem Wege über uns<br />
erfährt, dient dem Schutz des privaten Raumes gegenüber<br />
der Öffentlichkeit. Die Entblößung des Privatlebens im Internet<br />
ist nicht nur ein (bewusster?) Verzicht auf diesen Schutz,<br />
sondern ein Aufweichen der Grenzen zwischen Privatem und<br />
Öffentlichem. Für die Aufrechterhaltung dieser Grenze wurde<br />
und wird an vielen Stellen gekämpft. Zum Beispiel gegen<br />
Vorratsdatenspeicherung, biometrische Daten im Ausweis und<br />
gegen die Verwendung privater Informationen für personalisierte<br />
Werbung. Letzteres hat studiVZ mit der Einführung<br />
neuer Allgemeiner Geschäftsbedingungen (AGB) durchgesetzt.<br />
Die Ankündigung der geplanten Änderungen löste bei Datenschützern<br />
und auch einigen Benutzern der Plattform Proteste<br />
aus. StudiVZ überarbeitete daraufhin schwa<strong>mm</strong>ige Formulierungen,<br />
die den Verkauf der Nutzerdaten befürchten ließen,<br />
strich Passagen zum Werbeversand per SMS und Online-Messenger<br />
und verpflichtete sich dazu, die Daten von ehemaligen
Mitgliedern auch tatsächlich zu löschen.<br />
Das Portal gibt sich seit dem Skandal zudem<br />
betont datenschutzfreundlich.<br />
Der Protest der Mitglieder zeigt sich auch<br />
in ganz studiVZ-typischer Form: Es wurden<br />
Gruppen gegründet. Mittlerweile<br />
zeigen noch mehr als 14 000 Mitglieder<br />
in Gruppen wie „Widerspruch gegen die<br />
neuen AGB“ ihre Unzufriedenheit mit<br />
den Veränderungen. Die konsequentesten<br />
Kritiker, die das Netzwerk verlassen<br />
haben, sind hier natürlich nicht mehr<br />
zählbar. Dem gegenüber stehen rund<br />
1000 Benutzer, die sich positiv oder neutral<br />
zu den Änderungen äußern. Insgesamt<br />
2751 Mitglieder (das sind fast 15<br />
Prozent aller in AGB-thematischen Gruppen<br />
eingeschriebenen Nutzer) haben<br />
hauptsächlich ein Problem damit, dass<br />
einige zum Schutz der Daten ihren Namen<br />
geändert haben. [Quelle: studiVZ,<br />
Stand: Juli 2008]<br />
Trotz fragwürdigen Inhalts hat die Einführung<br />
von neuen Nutzungsbedingungen<br />
auch Gutes gebracht: Diskussionen<br />
und Nachdenken über die eigenen Daten<br />
und den Menüpunkt „Datenschutz“ am<br />
Seitenende. Hier kann der wachgerüttelte<br />
studiVZ-Nutzer ein paar grundlegende<br />
Einstellungen zur Veröffentlichung und<br />
Verwendung seiner Daten machen.n<br />
Diese Studierenden<br />
leisten ihren Beitrag<br />
zu den etwa 155<br />
Millionen Besuchen,<br />
die studiVZ im August<br />
2008 auf ihrer<br />
Seite registrierte<br />
Check: Welcher studiVZ-Typ bist du? Oder: In welchen Schrank passen deine Schubladen?<br />
Wunsch nach öffentlicher Privatheit?!<br />
Von Katharina Schultz<br />
Der ultimative Verhaltenstest für MuK-Studierende: Welcher studiVZ-Typ bist du?<br />
Einfach Fragen beantworten, Buchstaben der Antworten notieren und Auflösung<br />
auf Seite 25 lesen.<br />
By the way: Eine wissenschaftliche Ab<strong>siche</strong>rung gibt es nicht. Dieser Test dient der<br />
Unterhaltung. Also, viel Spaß!<br />
Wenn ich einen Tag lang keine Gelegenheit habe, mich in mein studiVZ-Profil<br />
einzuloggen, dann…<br />
a. muss etwas wirklich Bedeutendes dazwischen geko<strong>mm</strong>en sein.<br />
b. muss ich das vorher auf meinem Profil ankündigen oder nachher aufklären.<br />
c. muss ich auf jeden Fall am nächsten Tag rein.<br />
c./d. gibt es nichts Neues, ansonsten hätte ich eine Benachrichtigung per Mail<br />
beko<strong>mm</strong>en.<br />
e. ist das nur einer von vielen Tagen, an denen ich das nicht tue.<br />
Meine Gruppen…<br />
a. bringen mich beim Durchlesen jedesmal wieder zum Lachen.<br />
b. „sagen mehr über mich, als mein Profil“.<br />
c. entsprechen in manchem Punkt meiner Persönlichkeit.<br />
d. sind fast nur nach Zweckmäßigkeit ausgewählt.<br />
e. Die Funktion nutze ich nicht. Davon, sich selbst abzustempeln, halte ich rein<br />
gar nichts.<br />
Wie sieht Deine „Privatsphäre“ im studiVZ aus? Mein Profil…<br />
a./b. kann jeder einsehen.<br />
a./c. tja, gute Frage!<br />
b. kann jeder an meiner Hochschule, meine Freunde und deren Freunde einsehen.<br />
c. können Freunde und deren Freunde einsehen.<br />
c./d./e. ist nur für meine Freunde vollständig sichtbar.<br />
Was motiviert dich, deine Bilder im studiVZ zu zeigen? (mehrere Antworten<br />
möglich)<br />
a./b. Ich möchte auf diese Weise andere Leute kennen lernen.<br />
a./b. Ich möchte Besuchern meines Profils etwas aus meinem Leben zeigen.<br />
b. Ich möchte, dass andere Personen auf mich aufmerksam werden/sich für mich<br />
interessieren.<br />
c./d. Ich möchte meinen Freunden etwas aus meinem Leben zeigen.<br />
e. Ich zeige keine Bilder.<br />
Wem gestattest du es, deine Bilder in den Alben anzuschauen?<br />
a./b. Jedem, der sie sich anschauen möchte.<br />
c. Ich weiß grad nicht, was ich eingestellt hab.<br />
d. Nur meinen Freunden.<br />
e. Ich lad prinzipiell keine Fotos hoch.<br />
Auf Bildern im studiVZ sieht man mich…<br />
a. in allen Lebenslagen.<br />
b. auf jeden Fall gut getroffen.<br />
c. auf Partys.<br />
d. höchstens von hinten.<br />
e. gar nicht.<br />
Hast du in der Vergangenheit von dir veröffentlichte Bilder nachträglich wieder<br />
aus deinen Alben entfernt?<br />
a. Nein, noch nie, ich stehe zu allem.<br />
b. Nein noch nie, ich überlege mir vorher gut, was ich da hochlade.<br />
c./d. Ja, mindestens einmal.<br />
e. Nein, denn ich lade erst gar keine hoch.<br />
Je mehr ich im Netz über mein Leben verrate und meine Identität online<br />
abbilde, desto...<br />
a. mehr beko<strong>mm</strong>e ich Kontakt zu Leuten mit ähnlichen Interessen.<br />
b. interessanter bin ich.<br />
c. mehr beko<strong>mm</strong>e ich mit und behalte den Anschluss.<br />
d./e. höher ist das Risiko, dass meine Daten missbraucht werden.<br />
(Auflösung zum Test auf S. 25)<br />
13
n<strong>Kultur</strong>beute<br />
14<br />
Von Christiane Rex<br />
abt ihr Lust auf eine Weinprobe? Oder einen Theater-<br />
beziehungsweise Kinobesuch? Aber euch fehlt die<br />
gleichgesinnte Begleitung? Dann schnuppert doch einmal<br />
beim „Studentischen <strong>Kultur</strong>salon e. V.“ (KuSa) hinein.<br />
Das ist ein Verein, der 2003 von sieben (vorwiegend BWL-)<br />
Studenten gegründet wurde. Die Idee ist, andere Leute aus unterschiedlichen<br />
Studiengängen und Fachbereichen kennen zu<br />
lernen, wieder öfter ins Theater zu gehen, eben gemeinsam <strong>Kultur</strong><br />
zu genießen. Dieses Vorhaben hat sich sehr schnell etabliert.<br />
„Wir sind ein eingetragener, gemeinnütziger Verein. Im Moment<br />
sind wir etwa zehn bis fünfzehn aktive Mitglieder. Allerdings sind<br />
viele von uns bald mit dem Studium fertig, so dass wir dringend<br />
Nachwuchs suchen“, sagt die stellvertretende Vorsitzende des<br />
KuSa und Medizinstudentin Katharina Böhm.<br />
Henning Vieker ist 26 Jahre alt, studiert Medizin und ist der Vorstandsvorsitzende.<br />
Er möchte nicht nur gemeinsam in ein Konzert<br />
oder eine Ausstellung gehen, sondern sich mit den anderen<br />
auch über das Erlebte austauschen: „Bei i<strong>mm</strong>er mehr Studenten<br />
und steigender Anonymität an den Universitäten scheint es oft<br />
unmöglich Menschen zu treffen, die dieselben Interessen verfolgen,<br />
wie man selbst. Wir bieten für alle diejenigen, die sich<br />
außeruniversitär engagieren wollen, die Möglichkeit, ein Netzwerk<br />
aufzubauen und einen jungen Verein voranzubringen.“<br />
<strong>Kultur</strong> im klassischen Sinne<br />
Es ist durchaus erwünscht, dass man bei den gemütlichen Vereinssitzungen<br />
vom Thema abko<strong>mm</strong>t und auch über alltägliche<br />
Dinge spricht, denn Austausch und Spaß stehen im Vordergrund.<br />
Alles soll eher locker und nicht nach starren Statuten ablaufen.<br />
Lyrik vor dem Affenkäfig<br />
Deshalb heißt der Verein auch „<strong>Kultur</strong>salon“ und nicht „<strong>Kultur</strong>verein“.<br />
Neben Spaß ist die Bildung ein weiteres Anliegen des<br />
Vereins, der <strong>Kultur</strong> im klassischen Sinne versteht. Musik, Kunst<br />
und klassische Malerei interessieren ebenso wie Kinofilme, kulturelle<br />
Strömungen anderer Länder sowie das alte und neue<br />
Theater. So wurden unter anderem gemeinsam „Mendy – das<br />
Wusical“ im Thaliatheater, „Schlafes Bruder“ in der Halleschen<br />
Oper, Poetry Slam im Turm und „Die Buddenbrooks“ im Puppentheater<br />
besucht.<br />
Radtouren und Länderabende<br />
Gleichgesinnte<br />
Der Studentische <strong>Kultur</strong>salon Halle sucht Interessenten<br />
Die <strong>Kultur</strong>freunde überlegen, wozu sie Lust haben und tragen<br />
sich ganz demokratisch in Teilnehmerlisten für die angebotenen<br />
Veranstaltungen ein. Mindestens einmal in der Woche ist ‚<strong>Kultur</strong>zeit‘.<br />
Selbstverständlich gibt es auch eigene Veranstaltungen:<br />
So staunten die tierischen Bewohner des halleschen Bergzoos<br />
nicht schlecht, als sie mit Gedichten vor ihren Behausungen während<br />
eines lyrischen Zoobesuches beehrt wurden. In entspannter<br />
Atmosphäre wurde das Animalische mit dem Lyrischen verbunden.<br />
Die selbst verfassten und bekannten Gedichte zogen eines<br />
schönen Sonntages am Gehege der entsprechenden Gattung<br />
viele Zuhörer an.<br />
In der Vergangenheit hat es schon selbst organisierte Lesungen<br />
von eigenen Texten, eine Stadtführung durch Halle und eine<br />
„KulTour“ in Form einer Radtour nach Wettin sowie lustige<br />
Weinproben gegeben. An Länderabenden wird ein besti<strong>mm</strong>tes<br />
Land facettenreich vorgestellt – und das kann man sich nicht<br />
nur kulturell ‚schmecken lassen‘: so gab es am Frankreich abend<br />
französische Weine, Käse und Baguette.<br />
Wer Interesse am <strong>Kultur</strong>salon<br />
und dessen Unternehmungen<br />
hat, kann gerne zum Vereinstreffen<br />
am ersten Dienstag im<br />
Monat gehen und sich auf der<br />
Website www.kultursalon-halle.<br />
de über das aktuelle Progra<strong>mm</strong><br />
informieren. Dort könnt ihr<br />
auch erfahren, wo sich die Mitglieder<br />
(und gerne auch Interessenten)<br />
im aktuellen Semester<br />
treffen. n<br />
Die Studierenden haben<br />
Spaß beim lyrischen Zoobesuch
Von Juliane Fritzsch<br />
„Einar Schleef“ – und dann?<br />
Aus Konsumtempel könnte Kreativquartier werden<br />
roß, grau und grässlich wirkt das Gebäude am anderen<br />
Saale-Ufer, wenn man aus dem Fenster des MMZ blickt.<br />
1981 als Konsumtempel errichtet, spiegelt es wie kaum<br />
ein anderes Gebäude der Stadt die Ost-West-Absurditäten<br />
wider. Die Rede ist vom ehemaligen Karstadt-Gebäude in<br />
der Mansfelder Straße, das seit 2006 leer steht. Unter dem Titel<br />
„Einar Schleef. Der Maler“ wurde dem grauen Klotz zumindest<br />
zeitweise wieder Leben eingehaucht. Die Stiftung Moritzburg<br />
inszenierte dort von April bis Juli 2008 eine Retrospektive des<br />
vielseitigen Künstlers. Parallel dazu zeigte die Kunststiftung<br />
Sachsen-Anhalt ihre Stipendiatenausstellung „48 Karat“.<br />
Einar Schleef war zugleich Maler, Schriftsteller und Regisseur<br />
und prägte die deutsche Theaterlandschaft wie kaum ein anderer.<br />
Auf 9000 qm wurden in der unteren Etage des Gebäudes<br />
rund 250 Zeichnungen und 90 Gemälde ausgestellt und Schleef<br />
damit erstmals nur als Maler gewürdigt. Kein anderer Ort hätte<br />
dem – zu Lebzeiten oft einsamen – Künstler gerechter werden<br />
können. Ein nackter, rein funktionaler Raum, der im kras-<br />
Lichter im Betonklotz<br />
sen Gegensatz zu sonst eher huldvollen Museumsräumen steht.<br />
Schleefs eindringliche Gemäldeserie „Klage“ zeigt auf 18 Bildern<br />
einen Mann in einer grauen Telefonzelle, der als Synonym für<br />
einen im Osten Gebliebenen steht, der den Kontakt zu den in<br />
den Westen Gegangenen sucht. Die Serie gilt als Epochenbild<br />
des Kalten Krieges und der geteilten Systeme.<br />
Seit mehr als zwei Monaten sind die Lichter im Betonklotz auf<br />
der Saale-Insel wieder erloschen. Noch steht in den Sternen, wie<br />
es weitergehen soll. Weder die Stiftung Moritzburg noch die<br />
Kunststiftung Sachsen-Anhalt, die das Gebäude von der Karstadt<br />
AG gemietet hat, oder die Stadt Halle haben im Moment Pläne<br />
für eine weitere Nutzung. Es bleibt zu wünschen und zu hoffen,<br />
dass die erfolgreiche Ausstellung keine Ausnahme bleibt. Kunst<br />
an solch einem außergewöhnlichen Ort zu zeigen, bietet eine<br />
Chance für Halle, sich als <strong>Kultur</strong>standort zu behaupten und dem<br />
Leerstand entgegenzuwirken. Vielleicht wird das Haus ja auch<br />
Teil des angedachten Kreativquartiers, das zumindest als Vision<br />
an Halles Horizont aufleuchtet. n<br />
Das ehemalige Karstadtgebäude in der Mansfelder Straße zeigte die Ausstellungen „Einar Schleef“ und „48 Karat“<br />
<strong>Kultur</strong>beuten<br />
15
n<strong>Kultur</strong>beute<br />
16<br />
Schabowski und das Känguru<br />
Missverständnisse im Berliner Museum für Ko<strong>mm</strong>unikation<br />
Von Nicole Trodler und Kalina Yovcheva<br />
ür den Philosophen und Journalisten Manfred Hinrich<br />
kann ein Missverständnis der Wahrheit näher sein als<br />
ein Einverständnis. Nach der Informationstheorie von<br />
Shannon und Weaver ist Informationstransfer umso größer<br />
je größer die Störung ist. Und Missverständnisse setzen Erzählungen<br />
laut Aristoteles erst in Gang. In der privaten Partnerschaft,<br />
der großen Politik oder zwischen verschiedenen <strong>Kultur</strong>en:<br />
Störungen sind ein ständiger Begleiter des menschlichen<br />
Austausches. Mit diesem Thema setzte sich die Ausstellung<br />
„Missverständnisse: Stolpersteine der Ko<strong>mm</strong>unikation“ des<br />
Museums für Ko<strong>mm</strong>unikation Berlin vom 23. April bis zum 5.<br />
Oktober auseinander.<br />
Die Mission heißt Ko<strong>mm</strong>unikation<br />
Vor dem Eingang der Wechselausstellung steht ein ausgestopftes<br />
Känguru. Der Name des Tieres soll auf ein Ko<strong>mm</strong>unikationsproblem<br />
zwischen den Aborigines und dem Entdecker James<br />
Cook zurückgehen. Auf Cooks Nachfrage sollen die Ureinwohner<br />
„Känguru“ für „Ich verstehe nicht“ geantwortet und so den Namen<br />
für das Tier geprägt haben. Mittlerweile geht man jedoch<br />
davon aus, dass sie ihm doch „gangurru“ antworteten, womit<br />
tatsächlich das Beuteltier bezeichnet gewesen sein könnte. Somit<br />
symbolisiert das Känguru zugleich ein Missverständnis und die<br />
Aufklärung eines solchen.<br />
Die berühmtesten Missverständnisse wurden medial verbreitet —<br />
etwa jenes, welches zur vorzeitigen Maueröffnung geführt hat.<br />
Günther Schabowski, damals SED-Funktionär, verlas auf einer<br />
Pressekonferenz am 9. November 1989 die neuen Reisebesti<strong>mm</strong>ungen<br />
für DDR-Bürger, die allerdings erst vier Uhr nachts in<br />
Kraft treten sollten. Schabowski verkündete stattdessen die sofortige<br />
Grenzöffnung und die Geschichte nahm ihren Lauf.<br />
Nicht nur die verbale Ko<strong>mm</strong>unikation bietet Raum für Missverständnisse,<br />
auch non-verbale Zeichensprache macht das Verstehen<br />
nicht i<strong>mm</strong>er leichter — besonders zwischen Menschen<br />
verschiedener <strong>Kultur</strong>- und Sprachräume. Ein gutes Beispiel ist<br />
die so genannte „Ring-Geste“, bei der Daumen und Zeigefinger<br />
einen Kreis formen. In Deutschland oder auch in Nordamerika<br />
wird damit signalisiert, dass etwas perfekt oder zumindest okay<br />
sei, während Franzosen, Italiener und Belgier angesichts dieser<br />
Geste beleidigt reagieren würden. In diesen Ländern bedeutet sie<br />
nämlich: „Du bist eine totale Null.“<br />
Aber, damit wir uns nicht missverstehen, auch die Dauerausstellung<br />
des Museums ist empfehlenswert. Schrilles Telefonklingeln,<br />
unverständliche Lautsprecheransagen und Auszüge aus histori-<br />
schen Fernsehbeiträgen hallen ununterbrochen durch die drei<br />
Stockwerke des prachtvollen hundert Jahre alten Gebäudes.<br />
Zeitgemäß stellt es nicht nur Exponate aus, sondern spielt mit<br />
Erwartungshaltungen der Besucher. Besonderes Ziel des Museums<br />
ist es, Ko<strong>mm</strong>unikation zu ermöglichen. Diesem Anspruch<br />
gerecht zu werden, gelingt mit vielen interaktiven Installationen<br />
bereits im Erdgeschoss.<br />
Den Anfang machen drei ko<strong>mm</strong>unizierende Roboter, die im Lichthof<br />
emsig ihre Runden drehen. Die kleinen Brüder von R2-D2<br />
aus Star Wars unterbrechen ihren Lauf sofort, wenn ein Mensch<br />
die Szene betritt: „Ko<strong>mm</strong> rein“, der erste Roboter, begrüßt die<br />
Besucher. Sein Bruder „Mach was“ lädt zum Fußballspiel ein.<br />
Der Dritte im Bunde, „Also gut“, informiert über die Geschichte<br />
des Gebäudes. Weitere Installationen reagieren auf Knopfdruck:<br />
So erklingt zum Beispiel eine ganze Horde Telefone. Wenn man<br />
die Hörer abni<strong>mm</strong>t, sind von früheren Besuchern aufgeno<strong>mm</strong>ene<br />
Botschaften zu hören. Außerdem brüllen Lautsprecher unverständliche<br />
Ansagen — ständige Ko<strong>mm</strong>unikationsangebote.<br />
Besucher des Museums werden aber nicht nur zur ständigen<br />
Ko<strong>mm</strong>unikation aufgefordert, sondern erfahren auch viel — zum<br />
Beispiel über die technische Entwicklung der Ko<strong>mm</strong>unikaton seit<br />
dem 19. Jahrhundert,<br />
vor allem<br />
über Post,<br />
Nachrichtendienst<br />
im Krieg<br />
und Teleko<strong>mm</strong>unikation.<br />
Ein<br />
Highlight ist die „Begrüßungsko<strong>mm</strong>itee“ des Museums<br />
so genannte<br />
Schatzka<strong>mm</strong>er<br />
im Untergeschoss. In dieser werden die wertvollsten Exponate<br />
des Museums ausgestellt, darunter die ersten Telefonapparate<br />
von Philipp Reis und die berühmtesten Briefmarken der Welt: die<br />
Blaue und die Rote Mauritius. Außerdem präsentiert das Museum<br />
neben traditionellen Ausstellungsstücken wie Briefumschlägen<br />
und Postkarten umfangreiche Sa<strong>mm</strong>lungen alter Schreibutensilien,<br />
Stempel und Telegraphen. Das ist zwar nicht „Alles, was Gott<br />
erschaffen hat“, wie die erste von Samuel Morse 1844 im Punkt-<br />
Strich-Code telegrafierte Botschaft lautet, aber ziemlich viel von<br />
dem, was die Mediengeschichte zu bieten hat. n<br />
8 http://www.museumsstiftung.de<br />
Die Wechselausstellung wird derzeit im Museum für<br />
Ko<strong>mm</strong>unikation in Frankfurt am Main gezeigt.
Pausenschmaus<br />
Rund ums MMZ auf Nahrungssuche…<br />
Robert-Franz-Ring 7<br />
Oleariusstraße 11<br />
So sieht ein glücklicher MuK-Student<br />
aus! Für nur 69 Cent pro Stück<br />
beko<strong>mm</strong>t Friedemann Ebelt den<br />
leckersten Kuchen der Umgebung und<br />
zwar hier, bei Bäckerei König. Sein absoluter<br />
Favorit: Kokos-Bienenstich.<br />
Christian Walesch und Christian Andrae<br />
von halbe treppe und Bacs-event<br />
essen am liebsten gleich nebenan im<br />
„Mat´s“. Für das preiswerte Menüangebot<br />
nehmen sie auch kleine Wartepausen<br />
in Kauf.<br />
Ertappt! Professor Dr.<br />
Ka<strong>mm</strong>er gönnt sich nach<br />
Feierabend gerne einen<br />
schmackhaften Döner bei<br />
Lady Eda.<br />
Zum Salzwirker<br />
Mansfelderstraße 56<br />
Mansfelderstraße 11<br />
Gerberstraße 2<br />
Im Angebot<br />
Dr. Günther lässt es sich gern in<br />
der MDR-Kantine Tristan schmecken.<br />
Gut und günstig genießt sie<br />
hier ein ordentliches Mittagsmenü.<br />
Beim Geschmackstest der besonderen Art<br />
im Salzwirker hat unsere Testperson glatt<br />
die Flucht ergriffen…<br />
Für Risikofreudige: hier gibt’s ‚lecker<br />
Pferd‘ in verschiedensten Variationen.<br />
Pferderoulade<br />
…<br />
Pferdegulasch<br />
Pferdewurst<br />
gebraten…<br />
Gut gerüstetn<br />
17
nIndoor<br />
18<br />
MuK geht unter die Archäologen<br />
Department begleitet Ausgrabungen am Magdeburger Dom<br />
Von Runa Hiersemann<br />
eit 2006 pendeln<br />
regelmäßig<br />
Mitarbeiter und<br />
Studierende des<br />
MuK-Departments nach<br />
Magdeburg, um an einem<br />
außergewöhnlichen<br />
Projekt zu arbeiten. Denn<br />
in der Landeshauptstadt<br />
steht der älteste gotische<br />
Dom auf deutschem Boden:<br />
St. Mauritius und<br />
St. Katharina zu Magdeburg.<br />
Seit 2006 wird in<br />
seinem Inneren gegraben<br />
und gebuddelt. Man<br />
möchte mehr wissen über<br />
das geschichtsträchtige<br />
Bauwerk, i<strong>mm</strong>erhin ist<br />
die Grundsteinlegung<br />
bald 800 Jahre her. Die<br />
Vorgänger des Doms<br />
sind es vor allem, über<br />
welche die archäologischen<br />
Grabungen des Landesamtes für Denkmalpflege und<br />
Archäologie Sachsen-Anhalt Aufschluss geben sollen.<br />
Mitarbeiter des MuK-Departments, allen voran Prof. Gerhard<br />
Lampe und Thomas Knebel, begleiten diese Grabungen und<br />
sind bei sämtlichen wichtigen Ereignissen live dabei. So soll<br />
zum Beispiel geklärt werden, ob die Vorgängerkirche bereits<br />
ein Dom oder lediglich die Kirche des ehemaligen Moritzklosters<br />
war. Die Antwort würde wiederum Rückschlüsse auf die<br />
Bedeutung Magdeburgs vor dem Dombau zulassen. Außerdem<br />
möchte man wissen, wo genau sich die Vorgängerkirche befand,<br />
da die Fundamente der Ost-West-Achse nicht mit denen<br />
des heutigen Domes übereinsti<strong>mm</strong>en.<br />
Zeitreise ins Mittelalter: Domplatz um 1200<br />
Begonnen hat das Projekt im Jahr 2006, als Prof. Michael Wiemers,<br />
Vorstand des Instituts für Neue Medien in Archäologie<br />
und Kunst (ein An-Institut der Kunstgeschichte) Professor Dr.<br />
Gerhard Lampe beauftragte, die Ausgrabungen filmisch zu dokumentieren.<br />
Dies war möglich, da das Department über entsprechende<br />
Technik und Prof. Lampe über die nötige Erfahrung<br />
verfügt. Ziel des Projektes ist es, eine 60-minütige Dokumentation<br />
der Grabungen und ihrer Ergebnisse zu erstellen, die<br />
Das MuK-Team und der Ausgrabungsleiter bei der Arbeit im Dom:<br />
Jessen Mordhorst, Thomas Knebel, Prof. Dr. Gerhard Lampe und<br />
Rainer Kuhn (v.l.n.r.)<br />
Sicheres Fundament<br />
einem groß angelegten<br />
Katalog zur Ausstellung<br />
im nächsten Jahr beigefügt<br />
wird.<br />
Professor Dr. Lampe hat<br />
das Projekt am Department<br />
angesiedelt, um<br />
Auszubildenden und<br />
Studierenden einen Einblick<br />
in die professionelle<br />
Praxis zu ermöglichen.<br />
Und so gehören zu den<br />
kleinen Drehteams neben<br />
Sebastian Schubert und<br />
Tim Peschka auch versierte<br />
MuK-Studierende,<br />
die das Projekt über einige<br />
Drehs begleiten, zum<br />
Beispiel Jessen Mordhorst.<br />
Außerdem sollen die<br />
Möglichkeiten der Grabungsdokumentation<br />
und deren Verwendung für die akademische<br />
Lehre erweitert werden. Bisher werden archäologische<br />
Grabungen vor allem über Zeichnungen, Tagebücher, Fotos<br />
und Vermessungen für die Nachwelt festgehalten, das Bewegtbild<br />
bietet jedoch ganz andere Möglichkeiten. Aus diesem<br />
Grund werden von jedem der insgesamt 40 Drehtage Langfassungen<br />
geschnitten, die der Lehre in der Archäologie und<br />
Denkmalpflege dienen sollen. Auf diese Weise ist es möglich,<br />
den Grabungsprozess mit originalen Ko<strong>mm</strong>entaren und Hypothesen<br />
der Wissenschaftler authentisch wiederzugeben. Ein<br />
solcher Drehtag wird entweder zu besonderen Anlässen angesetzt,<br />
etwa zur Öffnung eines der zahlreichen Gräber oder<br />
um einen Grabungsabschnitt zusa<strong>mm</strong>enfassend zu dokumentieren.<br />
Am Ende des Projektes und pünktlich zum Jubiläum werden<br />
die Ergebnisse in der Landesausstellung Sachsen-Anhalt<br />
2009 „Aufbruch in die Gotik – Der Magdeburger Dom und<br />
die späte Stauferzeit“ präsentiert. Vom 31 . August bis 6 . Dezember<br />
wurden bedeutende mittelalterliche Handschriften,<br />
Goldschmiedearbeiten und andere Kunstwerke in den Räumen<br />
des <strong>Kultur</strong>historischen Museums Magdeburg ausgestellt. Die<br />
Dokumentation wird für die Besucher in einem speziellen Medienraum<br />
zu sehen sein, eine 3D-Animation wird sie mit auf<br />
eine Zeitreise ins Mittelalter nehmen, um sich von der Atmosphäre<br />
des Domplatzes um 1200 faszinieren zu lassen. n
Traditionell originell<br />
Von Stephanie Schneider<br />
Prof. Manfred Ka<strong>mm</strong>ers Langzeit-Marketing-<br />
Projekt rund um die Initiative Hören geht in<br />
eine neue Runde. Im letzen Jahr wurden ein<br />
Banner, ein Poster und Postkarten für den<br />
Messestand der Initiative entwickelt. In diesem<br />
Semester soll nun u. a. die Arbeit am Relaunch<br />
des Flyers und der Homepage fortgesetzt werden.<br />
Der Kreativität der Studierenden sind hierbei<br />
keine Grenzen gesetzt.<br />
Die Initiative Hören versteht sich als Dachorganisation,<br />
die Einrichtungen und Verbänden,<br />
die sich mit dem Thema „Hören“ befassen,<br />
eine Plattform für öffentliche Aktivitäten bieten<br />
möchte. Die offizielle Vereinsgründung war<br />
im Jahr 2001. Der Kontakt mit Prof. Karl Karst,<br />
dem heutigen Vorstand der Initiative wurde jedoch<br />
schon davor geknüpft. Professor Dr. Ka<strong>mm</strong>er,<br />
der wie Karst seinerzeit an der Siegener Uni tätig<br />
war, packte die Gelegenheit beim Schopf.<br />
Er rief ein Projektseminar über zwei Semester mit fünf<br />
Stunden pro Woche ins Leben. Hier wurden die ersten<br />
Ideen gesa<strong>mm</strong>elt und umgesetzt. So wurde z. B. die<br />
Skizze für Radio 108.8 entworfen, einer Internetseite,<br />
auf der Kinder spielerisch alles rund um das Thema Hören<br />
erfahren können. Das PC-Spiel Uwe sowie die Homepage<br />
(www.initiative-hoeren.de) der Initiative wurden<br />
ebenfalls von den Studierenden selbst entwickelt.<br />
Gratispostkarte als „Give Away“ am Messestand<br />
Das Projekt wurde schließlich von Prof. Ka<strong>mm</strong>er mit an<br />
die MLU geno<strong>mm</strong>en. Seither gilt es, alle zwei Semester<br />
in einem zweistündigen Marketing-Seminar die Ideen<br />
weiter zu entwickeln. Die Planung und Besetzung eines<br />
Standes auf der Leipziger Buchmesse sind dabei stets<br />
der krönende Abschluss des Seminars. Der Seminarleiter<br />
zeigt sich mit der Arbeit der Studierenden sehr zufrieden.<br />
„Mittlerweile steht der Stand, so dass der Fokus auf<br />
andere Dinge gerichtet werden kann“, freut sich Prof.<br />
Ka<strong>mm</strong>er bereits jetzt auf die Ideen der Studierenden in<br />
diesem Jahr. Da im Voraus allerdings keine feste Planung<br />
der einzelnen Projekte stattfinde, sei es i<strong>mm</strong>er schön,<br />
so Prof. Ka<strong>mm</strong>er, wenn die Studierenden selbst Ideen<br />
einbrächten und Initiative zeigten. n<br />
Wunsch erfüllt: Film up!<br />
Von Katja Berg<br />
Seit dem 1. Mai 2008 gibt es eine neue Internetseite,<br />
die auch für MuK-Studierende<br />
interessant sein könnte: www.filmnetz.eu.<br />
Dabei handelt es sich um eine Plattform,<br />
deren Gründer sich zur Aufgabe gemacht<br />
haben, jungen Filmemachern und anderen<br />
Filminteressierten einen Platz zum kreativen<br />
Austausch zu schaffen. Initiiert wurde<br />
die Seite von MuK-Studenten und Ehemaligen,<br />
die den meisten schon von Filmforum<br />
„Selbstgedrehtes“ und „Co-Produced | European<br />
Film Forum“ bekannt sein dürften:<br />
Raimar Oestreich, Simon Riedl, Paul Rieth und Sven<br />
Roloff. „Die Idee ist, eine Plattform zu schaffen, die<br />
den ko<strong>mm</strong>unikativen Ansatz von ‚Selbstgedrehtes’ ins<br />
Netz überträgt, losgelöst von Raum und Zeit quasi. „Wir<br />
wollten den Filmemachern eine Möglichkeit bieten, gemeinsam<br />
neue Projekte zu starten und auch später in<br />
Kontakt zu bleiben“, erzählt Paul Rieth. So können auch<br />
die beim „Co-produced“ entstandenen Filme auf der<br />
Seite angeschaut werden.<br />
Das Prinzip ist einfach: Man legt (kostenlos) ein Profil<br />
an und kann dann seine kreativen Produkte dort präsentieren.<br />
„Auch wenn filmnetz.eu primär ein Filmportal<br />
ist, können Audiodateien und Fotos ebenso hochgeladen<br />
werden“, erklärt Rieth. Dabei können User die<br />
einzelnen Uploads bewerten und ko<strong>mm</strong>entieren. Diese<br />
Möglichkeit des Feedbacks und der Interaktion sei besonders<br />
wichtig. „Wir möchten eine Gelegenheit bieten,<br />
Ideen und Anregungen von anderen zu beko<strong>mm</strong>en,<br />
Kontakte zur Herstellung von Low-Budget-Produktionen<br />
zu knüpfen und eigene Filmprojekte voranzutreiben“,<br />
so der 25-Jährige. Vielseitigkeit sei dabei oberste<br />
Prämisse. Aus diesem Grund könne man — abgesehen<br />
von jugendgefährdenden und fremdenfeindlichen Inhalten<br />
— prinzipiell alles auf der Seite zur Bewertung<br />
hochladen. „Dabei ist jeder für seine eigenen Beiträge<br />
verantwortlich, die Urheberrechte müssen also geklärt<br />
sein“, betont Paul Rieth.<br />
Um sich an filmnetz.eu interaktiv zu beteiligen, muss<br />
man keineswegs Profi sein. „Wir wollen eine nutzerfreundliche<br />
Plattform für Interessierte und Filmbegeisterte<br />
schaffen. Denkbar wäre etwa auch, Produktionen<br />
wie ‚Uni-TV’ oder ‚Unimono’ auf die Seite zu laden.“ —<br />
Alle Besorgten seien indes beruhigt: „Selbstgedrehtes“<br />
gibt es nach wie vor! n<br />
Indoorn<br />
Plattform für Selbstgedrehtes<br />
19
nOutdoor<br />
20<br />
Sonnig strahlt der Septembertag, da ko<strong>mm</strong>t der Anruf: Ein freundlicher Aufnahmeleiter<br />
begrüßt mich. Ich halte den Atem an. Ob ich wohl kurzfristig für einen ausgefallenen Kamerapraktikanten<br />
einspringen kann? – Polizeiruf? Praktikum? Ob ich kann? Natürlich kann ich!<br />
So eine Chance lasse ich mir doch nicht entgehen. Schließlich bin ich MuK-Studentin.<br />
Von Eva Siebenhühner<br />
wei Stunden später bin ich Kamerapraktikantin beim<br />
„Polizeiruf 110“. Am Set lerne ich neue, wunderbare<br />
Menschen kennen: Regisseur Jürgen Brauer, Regieassistentin<br />
Hanna Seydel, die ‚Mädels’ vom Kostüm Miriam<br />
Blaich und Julia Beyer, die Hauptdarsteller Jaecki<br />
Schwarz und Wolfgang Winkler, natürlich auch das<br />
Kamerateam mit Kameramann Peter Ziesche und<br />
Kamerassistent Christian Kitscha. Das ist sie nun: meine ‚Familie‘<br />
für die nächsten drei Wochen. Die Motocross-Strecke in<br />
Dieskau dient an meinem ersten Tag als Kulisse. Hier soll die<br />
„Polizeiruf 110“-Folge „Keiner schreit!“ gedreht werden. Mir<br />
erscheint alles chaotisch, unübersichtlich, verwirrend. Ich bin<br />
neu beim Film. Die anderen nicht. Die wissen genau, was zu<br />
tun ist. Jeder Handgriff sitzt, ist geplant und kontrolliert. Ohne<br />
jeglichen Zeitverlust muss alles ablaufen.<br />
Hauptko<strong>mm</strong>issare Schmücke & Schneider<br />
Der „Polizeiruf 110“: ein Qualitätsprodukt, das seine Wurzeln<br />
noch im DDR-Fernsehen hat. Die beliebte Hallenser Reihe,<br />
seit 1996 mit Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler in den<br />
Hauptrollen als Hauptko<strong>mm</strong>issare Herbert Schmücke und Herbert<br />
Schneider, greift auf eine 37-jährige Geschichte zurück.<br />
Da liegen die Einschaltquoten zur Primetime am Sonntagabend<br />
schon mal über 24 Prozent. Seit 2002 produziert die SAXONIA<br />
MEDIA den Hallenser „Polizeiruf“ für den MDR. 19 Folgen wurden<br />
bereits mit den ‚zwei Herberts’ realisiert.<br />
21 Tage wird für diese Folge an den unterschiedlichsten Orten<br />
in Halle und Umgebung gedreht. Mit der tatkräftigen Unterstützung<br />
der Behörden. Drehgenehmigungen gibt es problem-<br />
37 Jahre „Polizeiruf 110“<br />
los – notfalls auch für Vollsperrungen. Da kann es schon mal<br />
vorko<strong>mm</strong>en, dass die Hauptko<strong>mm</strong>issare Schmücke und Schneider<br />
einen längeren Stau verursachen. Stören wird das aber keinen,<br />
denn der „Polizeiruf“ macht prima Werbung für die Stadt.<br />
Ordnungsamt und die ‚echte’ Polizei leisten gute Zuarbeiten,<br />
damit alles glatt läuft. Ohne die Unterstützung von Außenstehenden<br />
wäre ein Dreh gar nicht umsetzbar. Damit sind auch<br />
Bei Anruf Mord<br />
Halles Bewohner gemeint. So sucht sich der Szenenbildner für<br />
Drehs gezielt Privatwohnungen aus, die zum Drehbuch passen.<br />
Requisiteur Frank Jankowski verändert dann oft nur Kleinigkeiten,<br />
einen Tag vor Drehbeginn oder noch am Drehtag.<br />
Von der Unimensa zur Polizeikantine<br />
Ende der ersten Woche. Mein Job ist „Video-Operator“. Nach<br />
mehreren Anweisungen von Luise Schröder, der Materialassis-<br />
Am Set von „Polizeiruf 110 - Keiner schreit!“<br />
tentin, habe ich mich schnell zurechtgefunden. An einem Tag<br />
waren wir meistens an zwei Drehorten. Heute Nachmittag ‚belagern’<br />
wir ein Wohnhaus in Halle-Dölau. In zahlreichen anderen<br />
Wohnungen, Familienhäusern, Kneipen, im Krankenhaus<br />
Bitterfeld, im Gymnasium Landsberg und im Landgericht Halle<br />
haben wir in dieser Woche schon ‚abgedreht’. Auch die allseits<br />
bekannte Tulpe-Mensa war gestern zur Polizeikantine umfunktioniert<br />
worden. Mit dem <strong>35</strong>-köpfigen Team konnten wir uns<br />
dort gut entfalten, was im kleinen Dölauer Reihenhaus schon<br />
schwieriger ist. Im Schlafzi<strong>mm</strong>er der Hauseigentümer eingepfercht,<br />
starre ich gebannt auf den Videomonitor, für den ich<br />
als Kamerapraktikantin unter anderem zuständig bin. Die Klappe<br />
für eine neue Einstellung fällt im Kinderzi<strong>mm</strong>er nebenan.<br />
„Und bitte!“ Gespannt verfolge ich die Schauspielarbeit und<br />
die Kameraführung von Peter. Bei einem Versuch bleibt es aber<br />
nicht. Eine halbe Stunde vergeht, und mit ihr fünf Klappen, bis
die erste Einstellung im Kasten und der Regisseur vollko<strong>mm</strong>en<br />
zufrieden ist. Langes Warten gehört nun mal dazu, das hatte ich<br />
bereits gelernt. Endlich: ein Einstellungswechsel. Ich schnappe<br />
meinen Monitor samt Videokabel und verschwinde mit den<br />
anderen im Umbaugetü<strong>mm</strong>el. Alles muss beim Auf- und Abbau<br />
schnell gehen. Und auch diesen Drehtag haben wir nach<br />
zwölf Stunden Arbeit geschafft. Das vorgesehene Zeitlimit, wie<br />
üblich, nur etwas überschritten. Nachdem der Transporter mit<br />
der Kameratechnik fertig bepackt ist, mache ich mich erschöpft<br />
und zufrieden auf den Heimweg. Diejenigen, die nicht aus Halle<br />
sind, fahren ins Hotel.<br />
Jede Folge mit eigener Handschrift<br />
Aber natürlich verläuft nicht jeder Tag ohne Schwierigkeiten.<br />
Komplikationen verursacht oft das Wetter. Gegen Naturgewalten<br />
und Schla<strong>mm</strong>lawinen kann man nun mal nicht viel ausrichten.<br />
Das bedeutet für den Folgetag, dass zwei Drehorte miteinander<br />
getauscht werden müssen. Unterschlupf gegen Regen bietet<br />
uns in diesem Fall das ‚Polizeirevier’. Erstaunt erfahre ich, dass<br />
hierfür 2007 ein vollko<strong>mm</strong>en neues Studio gebaut wurde: Polizeibüros,<br />
Chemielaboratorium, Befragungszi<strong>mm</strong>er, Flure und<br />
Gänge inklusive. Architekten und Requisiteure hatten einmal<br />
mehr beeindruckende Arbeit geleistet. Ein Paradies zum Drehen,<br />
mit genügend Steckdosen, um die sich keiner streiten muss.<br />
Die SAXONIA MEDIA hat es sich zu eigen gemacht, dass bei<br />
jeder neuen Folge ein anderes Team arbeitet - Regisseur, Cutter<br />
und Kameramann. Dadurch trägt jede Produktion eine eigene<br />
Handschrift. Der Regisseur wird nach dem Thema des Dreh-<br />
buchs und seiner Eignung, dieses zu realisieren, ausgesucht. Oft<br />
bringt der Regisseur den Cutter seines Vertrauens mit. Dieser<br />
beko<strong>mm</strong>t schon während der Drehzeit Rohmaterial zum Bearbeiten.<br />
Nach Beendigung der Dreharbeiten kann er dann richtig<br />
Schmücke und Schneider im Einsatz<br />
loslegen. Noch zweieinhalb Monate braucht es, bis die Folge<br />
schließlich fertig ist: Tonbearbeitung, Synchronisation, Lichtbesti<strong>mm</strong>ung,<br />
Mischung und endgültige Abnahme. Und schon ist<br />
der Film sendebereit.<br />
An die Zeit am Set erinnere ich mich i<strong>mm</strong>er wieder gern zurück:<br />
So viele Stunden habe ich mit all den Menschen verbringen<br />
dürfen. Habe von ihnen gelernt und mit ihnen<br />
gelacht. – Und so ganz nebenbei auch noch etwas über professionelle<br />
Kameratechnik und die Arbeit des Regisseurs in<br />
Erfahrung gebracht. n<br />
Hauptko<strong>mm</strong>issar Schneider (Wolfgang Winkler), Kriminaltechnikerin Rosamunde Weigand (Marie Gruber), Hauptko<strong>mm</strong>issar<br />
Schmücke (Jaecki Schwarz), Gerichtsmediziner Dr. Stabroth (Jochen Schropp) v.l.n.r.<br />
Outdoorn<br />
21
nEssay<br />
22<br />
Vom Zuschauer<br />
zum Progra<strong>mm</strong>direktor<br />
Das Internetfernsehen gewinnt täglich an Bedeutung. Es stellt das duale System auf den Kopf<br />
und befreit die klassische Fernsehsendung vom starren Progra<strong>mm</strong>schema. Es entstehen neue<br />
Alternativen, aber auch neue Probleme. Gerade wegen dieser rasanten Entwicklung gibt es<br />
viele, die mit dem Begriff Internetfernsehen nichts anfangen können. Hier ein Einblick in<br />
Von Jörg Langguth und <strong>Martin</strong> Gerling<br />
ndlich Wochenende! Gerade hat man es sich auf<br />
der Couch gemütlich gemacht und zappt durch das<br />
TV-Progra<strong>mm</strong>, da muss man wieder einmal mit Ernüchterung<br />
feststellen, dass Auswahl und Angebot<br />
ganz schön zu wünschen übrig lassen. Der einzige<br />
Ausweg: der Gang zur Videothek – zeitgemäßer:<br />
Mediathek - verbunden mit der Hoffnung, dass der<br />
gewünschte Film auch noch erhältlich ist. Zurückbringen nicht<br />
vergessen, sonst wird es teuer.<br />
Seit einigen Jahren vollzieht sich ein Wandel, der solche Bräuche<br />
überflüssig macht. Er begann mit der Katze Pajamas im Mai<br />
2005. Sie war der Star im ersten Web-Video der Plattform You-<br />
Tube, das als Vorform quasi die Geburtsstunde des Internetfernsehens<br />
markiert. Doch die Anfangszeiten neigen sich dem<br />
Ende zu. Gerade bei jungen Leuten bildet das Internet schon<br />
heute die Basis des alltäglichen TV-Konsums. Der Tagesspiegel<br />
berichtete erst im August über eine Onlinestudie, nach welcher<br />
14- bis 19-Jährige täglich ‚nur’ 100 Minuten vor dem Fernseher<br />
und bereits 120 Minuten im Netz verbringen. 92 Prozent der<br />
Jugendlichen gab an, die Zeit im Internet unter anderem für<br />
YouTube, Liveübertragungen oder Video-On-Demand zu nutzen.<br />
All diese Formen werden unter dem Begriff Internetfernsehen<br />
zusa<strong>mm</strong>engefasst, jedoch unterscheiden sie sich enorm<br />
hinsichtlich ihres tatsächlichen Bezugs zum Fernsehen, ihrer<br />
Handhabung und Rezeption.<br />
Web-TV & IPTV: Progra<strong>mm</strong>-Fernsehen im<br />
Internet<br />
Es sind wohl die zwei Formate Web-TV und IPTV, welche mit<br />
unseren althergebrachten Vorstellungen vom Fernsehen noch<br />
am ehesten vereinbar sind. Beide liefern digitales Progra<strong>mm</strong>fernsehen<br />
aus der Telefonleitung anstatt über Kabel oder Satellit.<br />
Die Daten des Fernsehprogra<strong>mm</strong>s werden bei IPTV (Internet<br />
Protocol Television) über ein separates und leistungsfähigeres<br />
Netz übertragen. Das garantiert, verglichen mit Web-TV, eine<br />
bessere Qualität. Dafür muss aber auch gezahlt und eine so<br />
Formen und Folgen.<br />
genannte Settop-Box installiert werden. Eine teure Angelegenheit.<br />
Das Web-TV hingegen ist kostenlos und über das frei<br />
zugängliche Internet empfangbar. Jeder Rechner oder Laptop<br />
mit Zugang zu einem Internet-Breitbandanschluss ist imstande,<br />
Web-TV zu empfangen. Mit Hilfe weniger Kabel lässt sich der<br />
Computer problemlos auch mit dem Fernseher verbinden, um<br />
das Bild über die Fli<strong>mm</strong>erkiste sehen zu können. Somit lässt<br />
sich der Unterschied zu der guten alten Fernsehwelt de facto<br />
komplett maskieren: dieselben Sender, dasselbe Progra<strong>mm</strong>, die<br />
gleiche Einbahnstraßenko<strong>mm</strong>unikation.<br />
Video-on-demand: Sehen was und wann<br />
man will<br />
Parallel zum alten Progra<strong>mm</strong>diktat im neuen Internetgewand<br />
wurde eine Idee umgesetzt, die seit den 80ern im Verborgenen<br />
schlu<strong>mm</strong>erte: Video-on-demand (VOD). Auch wenn damals<br />
noch andere Vorstellungen damit verbunden waren, ist<br />
das Grundprinzip, nämlich den Zeitpunkt und das gewünschte<br />
Progra<strong>mm</strong> auswählen zu können, 2005 Realität geworden.<br />
Jederzeit und weltweit lassen sich audiovisuelle Angebote im<br />
Internet hochladen und abrufen, seien es Privatvideos, Fernsehbeiträge,<br />
Serien oder Kinofilme. Zum ersten Mal in der Geschichte<br />
des Fernsehens sind die Grenzen zwischen Produzent,<br />
Verteiler und Rezipient durchlässig geworden. YouTube hat mit<br />
seinem Konzept der ständigen Verfügbarkeit dazu beigetragen,<br />
das Internetfernsehen zu etablieren und somit ein Stück Mediengeschichte<br />
geschrieben. Zappen und etwas aufgetischt zu<br />
beko<strong>mm</strong>en war gestern – heute wird aktiv und nach Interesse<br />
ausgewählt.<br />
Fluch oder Segen?<br />
Wunschprogra<strong>mm</strong><br />
Obwohl YouTube in erster Linie für privat gedrehte Videos gedacht<br />
ist, braucht man nicht lange zu suchen, um beispielsweise<br />
die Lieblingsserie auch illegal und kostenlos zu finden<br />
– ganz gezielt und ohne Werbung. Für Millionen Nutzer und<br />
Fans ein Segen, für Millionen Beschäftigte in der Medienbran-
1Im Internetfernsehen wird auf drei<br />
Arten der Ausstrahlung zurückgegriffen.<br />
Gerade bei Web-TV wird oft<br />
die Streaming-Methode verwendet, bei<br />
welcher das Bildsignal direkt aus dem<br />
Netz heraus gezeigt wird. Für diese<br />
Methode ist eine hohe Übertragungsgeschwindigkeit<br />
und eine konstante<br />
Übertragung extrem wichtig. Gibt es<br />
Schwankungen, hält das Bild an.<br />
che ein Fluch. Durch die neuen Möglichkeiten und Standards<br />
des Internetfernsehens scheint der Film- und Fernsehindustrie<br />
ein ähnlicher Niedergang zu drohen, wie dies in den 90ern im<br />
‚Plattengeschäft’ der Fall war. Das Herunterladen von Fernsehserien<br />
dauert heute nur noch so lange wie das einer MP3-<br />
Datei. Aber warum überhaupt erst runterladen, wenn man sie<br />
auch sofort gucken kann (siehe Infobox)? Natürlich nicht legal,<br />
durch die unklare Rechtsgrundlage im WWW kann der Einzelfall<br />
jedoch selten zurückverfolgt werden. Ein Angebot, das sich<br />
viele nicht entgehen lassen.<br />
Wie viele das sind, zeigt das Beispiel des Portals Stage6. Für<br />
mehr als ein Jahr war es die größte VOD-Seite mit der besten<br />
Bildqualität und einer riesigen Auswahl an legalen und illegalen<br />
Inhalten. Was als Projekt der Software-Schmiede DivX<br />
zur Demonstration der eigenen Codecs (Progra<strong>mm</strong>e, mit denen<br />
sich Daten digital kodieren und dekodieren lassen) begann,<br />
entwickelte sich zum Sa<strong>mm</strong>elplatz aktueller Kinofilme und Serien.<br />
Am Ende war das Portal Opfer des eigenen Erfolgs. Zuerst<br />
wurden Filme, Serien und andere TV-Beiträge illegal auf die<br />
Server von Stage6 hochgeladen und kryptisch verschlüsselt. Im<br />
nächsten Schritt hängten sich so genannte Aggregatorenseiten<br />
an Stage6 an, die per Link dieses verschlüsselte Video direkt<br />
aufrufbar machten. Jedoch wurde nicht auf die Webseite,<br />
sondern auf das Video direkt verlinkt. Eine bisher ungeklärte<br />
Anzahl von Videos lief über andere Seiten, für Stage6 nicht zu<br />
erkennen. Alle vier Staffeln von „Dr. House“, Fernsehqualität<br />
und in Deutsch? Kein Problem! Ein Angebot, das im letzten<br />
Monat von Stage6 i<strong>mm</strong>erhin zehn Millionen Filmfans täglich<br />
anlockte. Im Frühjahr 2008 verklagte die Universal Music Group<br />
die Firma DivX auf 30 Millionen Dollar Schadenersatz. Stage6<br />
ging wenig später offline. Inzwischen haben sich Klone mit<br />
ähnlichen Plattformen entwickelt, allen voran die chinesische<br />
VOD-Seite tudou.com mit täglich 15 Milliarden verstreamten<br />
Minuten.<br />
Duales System: quo vadis?<br />
Das Tauziehen zwischen öffentlich-rechtlichen Anstalten und<br />
Verlegern um die Vorherrschaft im Internet hat längst begonnen.<br />
Schließlich geht es um die nächsten Generationen, die das<br />
heutige Fernsehen in der Form vielleicht nur noch im Museum<br />
zu Gesicht beko<strong>mm</strong>en werden. Im Frühjahr durchleuchtete die<br />
EU-Ko<strong>mm</strong>ission die Finanzierung der Öffentlich-Rechtlichen<br />
Arten der Ausstrahlung<br />
2Bei der zweiten Art handelt es sich<br />
um einen klassischen Download,<br />
welcher sich gerade bei Filmanbietern<br />
im Internet sehr großer Beliebtheit erfreut.<br />
Der Film wird auf die Festplatte<br />
geladen und kann nach Abschluss des<br />
Downloads angeguckt werden, auch<br />
wenn man offline ist. Nachteil ist hier<br />
die Wartezeit, die investiert werden<br />
muss, bis der Film geladen ist.<br />
3Eine Mischform stellt die dritte<br />
Möglichkeit dar, der sukzessive<br />
Download. Zwar wird der Film auf<br />
Festplatte zwischengespeichert, jedoch<br />
muss hier nicht gewartet werden, bis<br />
der Film vollständig geladen ist. Diese<br />
Form ist gerade bei den illegalen Angeboten<br />
an der Tagesordnung.<br />
und formulierte Bedingungen für deren Internetauftritt. Es bedarf<br />
einer neuen Definition der Grundversorgung, auch weil<br />
die Richtlinien des Mediums Fernsehen nicht einfach auf das<br />
Internet übertragen werden können. Dies wird im aktuellen<br />
Streitthema Online-Textangebote deutlich. Der im März veröffentlichte<br />
Referentenentwurf für einen neuen Rundfunkstaatsvertrag<br />
ließ die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten<br />
aufschreien. Textbasierte Angebote sollen für sie nur sendungsbezogen<br />
zulässig sein und auch nach sieben Tagen wieder aus<br />
dem Netz verschwinden. Das brachte die Rundfunkintendanten<br />
auf die Palme, wohl nicht zuletzt aus Angst, den Anschluss<br />
im Internet und damit an das junge Publikum zu verpassen.<br />
Auf der Gegenseite klagen die Privatsender und Verleger über<br />
eine gebührenfinanzierte Marktverdrängung, da die Öffentlich-<br />
Rechtlichen mit ihren Websites das Angebot des konventionellen<br />
TV-Progra<strong>mm</strong>s ausweiten.<br />
Vielleicht stehen am Ende beide Seiten als Verlierer da, denn<br />
das Internetfernsehen beeinflusst die heranwachsende Jugend<br />
und ihr Verständnis vom Fernsehen als Medium grundlegend.<br />
Sie gucken einfach im Internet, was sie wollen und wann sie<br />
Zeit haben, was in der schnelllebigen Welt von heute auch<br />
sinnvoll erscheint. Die Interaktivität ni<strong>mm</strong>t zu, die Passivität<br />
ab. Beim Fernsehabend wird die Frage, was denn heute ko<strong>mm</strong>t,<br />
von der Frage abgelöst, worauf man Lust hat. Aber auch diejenigen,<br />
die mit dem Fernsehen ihr Geld verdienen, müssen ihre<br />
Ansichten grundlegend überdenken – im WWW konkurrieren<br />
sie mit Progra<strong>mm</strong>en aus der ganzen Welt.<br />
Wenigstens für die Mediatheken gibt es noch einen Lichtblick:<br />
Die aktuellen Videospiele von Playstation, X-Box oder Wii gibt<br />
es (noch?) nicht im Internet. Doch ein Grund, Freitagabend<br />
noch mal von der Couch aufzustehen und zu hoffen, dass das<br />
gewünschte Spiel noch nicht vergriffen ist. Zurückbringen nicht<br />
vergessen! n<br />
Links zum Thema<br />
8 www.zdf.de/ZDFmediathek 8 www.daserste.de/mediathek<br />
8 www.prosieben.de/video 8 www.video-ondemand.info<br />
8 www.videoload.de 8 www.one4movie.<br />
de 8 www.maxdome.de<br />
Essayn<br />
23
nBranche<br />
24<br />
Von Franziska Ehring<br />
Games Convention vs. gamescom<br />
Absti<strong>mm</strong>ung per pedes: Leipziger zur eigenen<br />
igentlich waren die Würfel längst gefallen. Nach vielen<br />
Spekulationen um einen möglichen Standortwechsel<br />
der Games Convention (GC) stand ab Februar 2008<br />
fest, dass Europas größte Spielemesse Leipzig verlässt.<br />
Auf einer Pressekonferenz gab der Bundesverband Interaktive<br />
Unterhaltungssoftware (BIU) offiziell<br />
bekannt, dass die nächste Spielemesse<br />
ab 2009 unter dem Namen<br />
gamescom in Köln ausgerichtet<br />
wird.<br />
Der BIU-Geschäftsführer Olaf Wolters<br />
erklärte in einer Pressemitteilung,<br />
dass mit diesem Standortwechsel<br />
die Zukunft der deutschen Branchenmesse<br />
als europäi- sche Leitveranstaltung ge<strong>siche</strong>rt werden<br />
soll. Der Umzug sei<br />
eine Entschluss<br />
der<br />
Mitgliedsunternehmen<br />
und die Entscheidung für Köln<br />
sei eine für Deutschland und nicht<br />
gegen Leipzig. Auch die koelnmesse,<br />
die sich im Wettstreit mehrerer Städte um die Spielemesse<br />
behaupten konnte, preist in einer Presseerklärung ihre schlagkräftigen<br />
Vorzüge an. Mit dem viertgrößten Messegelände<br />
der Welt, der guten Infrastruktur, dem<br />
Einzugsgebiet, der langjährigen Erfahrung als<br />
Großveranstalter und dem weltweiten Vertriebsnetz<br />
konnte die koelnmesse siegreich punkten.<br />
von Leipzig…<br />
Alles das schien die Leipzig Messe nicht (mehr<br />
ausreichend) zu haben. Kurz, es fehlt angeblich<br />
an Ausstellungsfläche, internationaler Verkehrsanbindung<br />
und vor allem genügend Hotelbetten für<br />
die Besucherzahl – obwohl das angestrebte Ziel von<br />
200 000 Gästen im vergangenen Jahr nicht erreicht wurde.<br />
Doch der Name Games Convention ist nicht nur Progra<strong>mm</strong>,<br />
sondern auch eine international bekannte und etablierte Marke<br />
der Leipzig Messe. Vor Jahren noch von manchen Veranstaltern<br />
als “Schmuddelmesse“ abgelehnt, hatten die Leipziger<br />
den Mut, eine Spielemesse zu veranstalten. Seit 2002 strömen<br />
Games-Liebhaber zur stetig in Ausstellungsfläche, Händler-<br />
und Besucherzahl gewachsenen Spieleschau nach Leipzig. So<br />
kann man auch verstehen, dass die Leipziger ihr großgezoge-<br />
Spielemesse ermutigt<br />
Betten für Leipzig<br />
nes Kind nicht so einfach hergeben möchten. Denn Leipzig ist<br />
nicht nur der Veranstaltungsort - der Name Games Convention<br />
steht für eine regionale Institution. In den Foren überschlagen<br />
sich auch deshalb die Ko<strong>mm</strong>entare von GC-Besuchern über<br />
den Standortwechsel ihrer geliebten Messe. Hier wird über<br />
unfaire Behandlung, fadenscheinige Begründungen und die<br />
Profitgier der Spielehersteller diskutiert. Viele erkennen in der<br />
eigentlichen Neugründung der Spielemesse als gamescom am<br />
Rhein auch das ‚Heimweh’ des wichtigsten Verbandsmitglieds<br />
des BIU, dem Branchengiganten Electronic Arts mit Sitz in<br />
Köln.<br />
Games Convention bleibt 2009 in Leipzig<br />
Aber dann kam die GC 2008 und 203.000 Besucher stürmten<br />
das Leipziger Messegelände. Mit einem Rekord konnte<br />
man rechnen, denn die vorerst letzte Spieleschau in<br />
Leipzig wollten sich weder Aussteller noch Fachbesucher<br />
und Gamesliebhaber entgehen lassen. Die<br />
Zahl der Aussteller stieg von 503 auf 547, davon<br />
kamen 234 Firmen aus dem Ausland. Die Leipziger<br />
Messe zählte 14 600 Fachbesucher und 3 800<br />
Pressevertreter aus 48 Ländern. Diese Resonanz<br />
und eine repräsentative Umfrage des Instituts für<br />
Marktforschung Leipzig zeigten, dass die Games-<br />
Branche und die Besucher für den traditionellen<br />
Standort der GC in Leipzig sind. 90 Prozent der<br />
Aussteller würden wieder nach Leipzig ko<strong>mm</strong>en und<br />
lediglich 13,2 Prozent der Fachbesucher sti<strong>mm</strong>ten<br />
mit Nein auf die Frage: „Soll es 2009 aus Ihrer<br />
Sicht eine GC in Leipzig geben?“ So viel positives Feedback<br />
ermutigt die Leipziger Messe zu einer eigenständigen<br />
Spielemesse ohne den<br />
Branchenverband. Wolf-<br />
…nach Köln?<br />
gang Marzin, Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung der Leipziger Messer GmbH, sagte dazu:<br />
„Die Branche und die Besucher unterstützen uns eindeutig<br />
darin, die Messe in Leipzig fortzuführen.“ Und der Termin für<br />
2009 steht bereits fest. Vom 19. bis 23. August 2009 wird die<br />
GC wieder für alle Spieleliebhaber ihre Tore in Leipzig öffnen.<br />
Dann bleibt abzuwarten ob die Leipziger Messe auch<br />
ohne den BIU und die großen Spielehersteller eine erfolgreiche<br />
Games Convention ausrichten kann. Die Konkurrenz wartet ja<br />
schon, im September, in Köln! n
Überwiegend Antwort a: Die jungen Hyperaktiven<br />
Gruppenlimit von maximal 100 Gruppen schöpfst du komplett aus. Mit: „Wenn mir langweilig ist,<br />
trete ich unsinnigen Gruppen bei“ erklärst du auch gleich wie es dazu ko<strong>mm</strong>en konnte. Zu deiner<br />
Unterhaltung schaust du dich gern auf anderen Profilen um, „gruschelst“ Unbekannte und lässt<br />
dich auch mal auf den einen oder anderen Flirt ein. Auch außerhalb der virtuellen Welt bist du für<br />
alles offen und gern auf Partys unterwegs. Natürlich glühst du härter vor als andere Party machen<br />
und dein Filmriss ist <strong>siche</strong>r oft auch länger als die ganze Party. Dass es deine Party-Absturz-Fotos<br />
und andere unvorteilhafte Schnappschüsse ins Netz schaffen, stört dich wenig. Soll doch jeder<br />
sehen, wie du feiern kannst!<br />
Du bist stark studiVZsuchtgefährdet.<br />
Zwei- bis<br />
dreimal täglich, wenn<br />
nicht öfter, bist du dort anzutreffen.<br />
Jeder, mit dem du<br />
auch nur irgendwie mal in<br />
Kontakt getreten bist, muss<br />
in deine „Freundesliste“. Das<br />
Überwiegend Antwort b: Die jungen exhibitionistischen Wilden<br />
und achtest auch sonst darauf, dass man dich nur von deiner vorteilhaftesten Seite zu sehen<br />
beko<strong>mm</strong>t. Wenn du jemandem eine Nachricht hinterlässt, dann schon auf der Pinnwand. Dein<br />
Profil soll ruhig durchstöbern wer will, dich kü<strong>mm</strong>ert das wenig. Sollen doch alle wissen, dass für<br />
dich: „Sex nur schmutzig ist, wenn er richtig gemacht wird“. Und wen stört schon, dass du „so<br />
lange ein Motivationsproblem hast, bis du ein Zeitproblem hast“. Um die Wahl deiner sorgfältig<br />
ausgewählten Gruppen noch mal ins richtige Licht zu rücken, gibst du noch folgenden Hinweis:<br />
„Meine Gruppenliste sagt mehr über mich aus als mein Profil!“<br />
Egal ob Fotos, Gruppen oder<br />
Interessen, du findest eigentlich<br />
i<strong>mm</strong>er etwas, das es zu erneuern<br />
gibt. Vor allem mit deinen „…ist<br />
grade“-Statements kannst du jede<br />
deiner Lebenslagen und Befindlichkeiten<br />
ausbreiten. Du machst auch<br />
schon mal Bilder extra fürs studiVZ<br />
Auflösung zum Test von S. 13<br />
Überwiegend Antwort c: Die jungen Flaneure<br />
legst auch du Fotoalben an und schreibst auf Pinnwände. Über potenzielle Mitleser, wie Professoren<br />
oder mögliche Arbeitgeber, bist du dir spätestens seit der Datenschutzdebatte in den<br />
Medien bewusst. Dein Profil ist daher wahrscheinlich nur eingeschränkt sichtbar. StudiVZ siehst<br />
du als den perfekten Weg einfach und schnell Informationen über Ko<strong>mm</strong>ilitonen oder ehemalige<br />
Klassenkameraden zu beschaffen. Bei „Gruschel“-Attacken checkst du, selbstverständlich inkognito,<br />
die Lage und lässt dich, falls das Profil deinen Vorstellungen genügt, auch mal auf regen<br />
Nachrichtenaustausch mit Unbekannten ein.<br />
Du bist mindestens einmal täglich eingeloggt<br />
und gehörst zu den Vielen, die<br />
es nicht verstehen können, wie jemand nicht im studiVZ sein<br />
kann. Die Seiten deiner Freunde besuchst du regelmäßig, um zu<br />
sehen, ob es etwas Neues zu erfahren gibt oder ob die Fotos der<br />
letzten Feier schon reingestellt wurden. Dein Profilbild wechselt du<br />
meist dann, wenn du´s gar nicht mehr sehen kannst. Gelegentlich<br />
Überwiegend Antwort d: Die Unauffälligen<br />
Unbekanntes auf die Idee ko<strong>mm</strong>en dich anzuschreiben oder gar zu „gruscheln“, ignorierst du das<br />
einfach. Eingeloggt bist du selten und auf deinem Profil hast du nur das Nötigste ausgefüllt. Mit<br />
Ko<strong>mm</strong>entaren auf anderen Profilen bist du genauso sparsam wie bei deiner Gruppenwahl. Doch<br />
falls einer deiner Freunde für längere Zeit außer Landes gehen sollte, bist natürlich auch du in der<br />
entsprechenden „Memorial“-Gruppe.<br />
Wahrscheinlich hat man dich lange bequatschen müssen bevor du<br />
dich „i<strong>mm</strong>atrikuliert“ hast. Mit „Gezwungen zum studiVZ“ hat sich dann auch<br />
gleich eine Gruppe gefunden, mit der du die Sache klarstellen kannst. Mittlerweile<br />
musstest du feststellen, dass es gut war auf deine Freunde zu hören. Der<br />
Kontakt zu ihnen lässt sich so doch gleich viel einfacher halten und auch alte<br />
Freunde und Bekannte hast du so wieder auffinden können. Sollte doch jemand<br />
Überwiegend Antwort e: Die Randnutzer<br />
zu präsentieren, hast du kein Bedürfnis. Wie man Pinnwände als Chatforen nutzen kann, ist dir<br />
ein Rätsel. Wahrscheinlich denkst du: Es ist ja nicht so, dass es MSN, ICQ, Skype, geschweige<br />
denn Telefon nicht gäbe. Auch wenn du´s nicht zugeben würdest und dir deine Zeit in der<br />
Regel für solchen Quatsch zu kostbar ist, überko<strong>mm</strong>t auch dich hin und wieder ein leicht voyeuristisches<br />
Interesse, dem du dann nachgibst.n<br />
Zusa<strong>mm</strong>engestellt von Katharina Schultz<br />
Dein studiVZ-Profil hast du nur errichtet, um dir ein Bild von der Sache machen zu<br />
können. Du weißt deine Privatsphäre zu schützen und hast diesbezüglich alle nötigen<br />
Einstellung vorgeno<strong>mm</strong>en. Die Anzahl deiner Kontakte begrenzt sich auf die Leute, die<br />
unter die althergebrachte Bedeutung des Wortes ‚Freund‘ fallen. Ab und an findest du´s<br />
ganz praktisch auf diesem Weg Nachrichten zu hinterlassen, an Geburtstage erinnert zu<br />
werden oder Partyeinladungen abzugreifen. Danach irgendwelche Fotos von dir im Netz<br />
<strong>Kontrovers</strong>n<br />
25
nInterview<br />
26<br />
Wie kam es dazu, dass Sie das Design des Internetauftritts<br />
der MLU neu gestaltet haben?<br />
Die MLU hat einen anonymen Wettbewerb zur Neugestaltung<br />
ihres Internetauftritts durchgeführt, bei dem wir uns gegen vier<br />
weitere Mitbewerber aus Halle durchsetzen konnten.<br />
Wie verlief die Auswahlprozedur?<br />
Unser Gestaltungsvorschlag ging aus der Absti<strong>mm</strong>ung unter allen<br />
Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sowie den Studierenden<br />
der Universität als Sieger hervor und die Jury folgte im September<br />
2007 dem Voting. Wir erhielten Anfang September die Zusage<br />
und ab Mitte September ging die eigentliche Umsetzung<br />
in Zusa<strong>mm</strong>enarbeit mit dem Rechenzentrum der MLU los. Die<br />
Kernpräsenz wurde am 29. Februar 2009 online gestellt.<br />
Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Veränderungen<br />
an der Internetseite?<br />
Die auffälligste Veränderung ist natürlich<br />
das Design, das einer modernen Universität<br />
entspricht, an der man gern<br />
studieren will. Auf der anderen Seite<br />
sind es die nicht so offensichtlichen<br />
Punkte, wie die Möglichkeiten<br />
zum besseren Strukturieren der<br />
Inhalte und die Barrierefreiheit.<br />
Das heißt, die Seite wurde speziell<br />
auf die Bedürfnisse von Menschen<br />
mit ko<strong>mm</strong>unikativen Behinderungen<br />
angepasst.<br />
Warum haben Sie die Website<br />
in diesen Farben und mit dem<br />
Löwenkopf als Logo gestaltet?<br />
Die luftige Anordnung auf dem<br />
reinweißen Hintergrund in Verbin-<br />
Der Löwe im Netz<br />
Der Internetauftritt der MLU erstrahlt seit diesem<br />
Jahr in neuem Glanz: frischer, moderner und übersichtlicher.<br />
Entwickelt wurde das Design von Anja<br />
Krämer und Claudia Dölling. Die beiden haben an der<br />
Burg Giebichenstein Ko<strong>mm</strong>unikationsdesign studiert<br />
und betreiben seit 2004 gemeinsam die Agentur Sisters<br />
of Design in Halle. - Gelegentlich sind<br />
sie auch im MMZ zu sehen.<br />
Das Signet der Sisters of Design<br />
dung mit den frischen Farben unterstützt das Neue und Innovative<br />
einer modernen Universität. Die Fakultätsfarben waren<br />
uns zwar vorgegeben, aber wir haben das bisher verwendete,<br />
dunkle Uni-Grün mit einem helleren, leuchtenden Grünton<br />
kombiniert. Das Unisiegel als Signet ist im Internet ziemlich<br />
schwierig zu verwenden, deshalb haben wir nach einem zusätzlichen<br />
Element mit Wiedererkennungswert gesucht und<br />
dabei den Löwen als Teil des repräsentativen Uniplatzes gefunden.<br />
Eine Beziehung zur MLU bestand ja schon vor diesem<br />
Auftrag – bei uns am Department sind Sie keine Unbekannten…<br />
Wir hatten im Vorfeld mehrere Lehraufträge in den Bereichen<br />
Typografie und Flash am Hallischen Institut für Medien. Dort<br />
unterrichteten wir seit dem Wintersemester 2005/06 im Masterstudiengang<br />
MultiMedia & Autorschaft.<br />
Welche Inhalte haben Sie den Master-<br />
Studierenden vermittelt?<br />
Claudia Dölling: Ich habe Seminare<br />
zur Typografie angeboten. Darin<br />
ging es um Grundlagenvermittlung<br />
und die Arbeit mit dem<br />
Progra<strong>mm</strong> InDesign. Ziel der<br />
Lehrveranstaltung war jeweils<br />
die Umsetzung individueller<br />
Projekte zu einem besti<strong>mm</strong>ten<br />
Thema. In einem Jahr sind so<br />
Faltblätter für Museen in Halle<br />
entstanden, in einem anderen<br />
Jahrgang wurde ein Plakat für<br />
den Studiengang entworfen.<br />
Anja Krämer: Meine Veranstaltungen<br />
beschäftigten sich mit<br />
Flash, das heißt der interaktiven<br />
Gestaltung. Studierende lernen
dabei, wie man beispielsweise Websites oder Bildschirmpräsentationen<br />
erstellt. Im vergangenen So<strong>mm</strong>ersemester wurde<br />
an einem Studentenportal gearbeitet. Entstanden sind dabei<br />
beispielsweise Flash-Banner und kurze Werbefilme.<br />
Lehren Sie gern an der Uni?<br />
Claudia Dölling: Ja, obwohl das Lehren so kurz nach Abschluss<br />
des eigenen Studiums eine Umstellung war. Teilweise waren<br />
die Studenten älter als ich, aber eigentlich waren i<strong>mm</strong>er alle<br />
nett. Interesse für Typografie ist seitens der Studierenden auf<br />
jeden Fall da, das merkt man deutlich. Ich kann mir auch<br />
vorstellen, wieder für das Hallische Institut für Medien zu arbeiten,<br />
falls es das Konzept des Studiengangs ermöglicht.<br />
Nach der Absti<strong>mm</strong>ung wurden Vorwürfe laut, Sie hätten<br />
den Auftrag nur beko<strong>mm</strong>en, weil Sie Burgabsolventen sind<br />
und bereits für die Uni tätig waren. Haben Sie sich darüber<br />
geärgert?<br />
Eigentlich ist es doch sehr erfreulich, dass sich endlich herumgesprochen<br />
hat, dass sich ein Studium an der Burg auszahlt.<br />
Wie waren die Reaktionen auf die umgestaltete Internetpräsenz<br />
der Uni? Wurden Sie darauf angesprochen, gelobt<br />
oder kritisiert?<br />
Grundsätzlich waren die Reaktionen positiv. Dass bei einem so<br />
umfangreichen Projekt Probleme auftreten, versteht sich von<br />
selbst. Und natürlich ist es für den einen oder anderen der<br />
1000 Redakteure ein größerer Aufwand, seine Inhalte umzustrukturieren<br />
und entsprechend der neuen Seite anzubieten.<br />
Genau an dieser Stelle wird deutlich, dass ein neues Design<br />
allein nicht alle Probleme lösen kann und viele Köpfe gefragt<br />
sind, damit die Seite richtig gut wird.<br />
Hat Sie der Uni-Auftrag zur Website-Gestaltung beruflich<br />
weitergebracht?<br />
Folgeaufträge gab es bis jetzt nicht. Inwieweit sich der Auftrag<br />
auf die Zukunft auswirkt, lässt sich noch nicht abschätzen.<br />
Woran arbeiten Sie generell bzw. welche Leistungen bieten<br />
die Sisters of Design an?<br />
Wir arbeiten hauptsächlich in den Bereichen Grafik- und Webdesign,<br />
d.h. wir gestalten Drucksachen, wie Plakate, Bücher,<br />
Kataloge und Faltblätter, entwerfen Signets und die dazugehörigen<br />
Geschäftsausstattungen und entwickeln Internetpräsentationen.<br />
Was waren bisher Ihre interessantesten Aufträge?<br />
Anja Krämer: Ich arbeite sehr gern für die Kunststiftung<br />
Sachsen-Anhalt. Dabei kann man sehr kreativ sein und frei<br />
arbeiten. Außerdem hat man Kontakt mit Künstlern. Wir arbeiten<br />
regelmäßig für die Kunststiftung, haben zum Beispiel<br />
Einladungskarten für Stipendiaten gemacht und betreuen die<br />
Website.<br />
Welche größeren Projekte setzen Sie sonst noch um?<br />
Ein aktuelles Projekt, das wir grafisch betreut haben, ist zum<br />
Beispiel die Stipendiatenausstellung „48 KARAT“, die von April<br />
bis Ende Juni im ehemaligen Karstadt-Gebäude zu sehen<br />
war.<br />
Herzlichen Dank für das Gespräch.<br />
Das Interview führte Janine Bornemann.<br />
Claudia Dölling wurde 1977 in Berlin geboren. 1998 absolvierte sie ein Praktikum<br />
in Berlin und begann anschließend ihr Studium an der Burg Giebichenstein - Hochschule<br />
für Kunst und Design Halle im Fachbereich Ko<strong>mm</strong>unikationsdesign mit dem<br />
Schwerpunkt Klassisches Grafikdesign. Nach einem Gastsemester an der HGB Leipzig<br />
in der Fachklasse Typografie erlernte sie die Grundlagen buchbinderischer Techniken<br />
während eines sechsmonatigen Praktikums im Otto-Dorfner-Institut in Weimar.<br />
2004 schloss sie ihr Studium mit Diplom ab.<br />
Cowboyhut als Markenzeichen:<br />
Die Sisters of Design<br />
Anja Krämer wurde1978 in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) geboren. Nach einem<br />
Praktikum bei einer Werbeagentur begann sie 1998 ihr Studium an der Burg<br />
Giebichenstein – Hochschule für Kunst und Design Halle im Fachbereich Ko<strong>mm</strong>unikationsdesign<br />
mit dem Schwerpunkt Screendesign. Im Jahr 2002 absolvierte sie ein<br />
Praktikumssemester in Fort Lauderdale, USA bei Leftfield Advertising. Dort bekam<br />
sie auch eine Auszeichnung. Nach ihrem Diplom im Ko<strong>mm</strong>unikationsdesign gründete<br />
sie im Oktober 2004 gemeinsam mit Claudia Dölling das Designbüro Sisters of<br />
Design.<br />
Interviewn<br />
27
nWeit weg<br />
28<br />
BMW, Rolls-Royce und dann?<br />
Nach einem Praktikum in München startet MuK-Absolventin<br />
Von Franziska Ehring<br />
Kerstin Dittmann in den USA durch<br />
hr Studium der Medien- und Ko<strong>mm</strong>unikationswissenschaften<br />
in Halle schloss Kerstin Dittmann bereits im So<strong>mm</strong>er<br />
2007 erfolgreich ab. Ihre beiden anderen Fächer Anglistik<br />
und Volkswirtschaftlehre bringt sie derzeit an der LMU<br />
München zu Ende. Kaum in München angeko<strong>mm</strong>en, bewirbt<br />
sie sich bei BMW und beginnt ein Praktikum bei der Internen<br />
Ko<strong>mm</strong>unikation.<br />
Das Praktikum endet im September 2007, aber sie kann als<br />
Werkstudentin bis Dezember weiter bei BMW in München<br />
arbeiten. Durch eine interne Ausschreibung beko<strong>mm</strong>t sie die<br />
Chance, sich für ein Praktikum bei den Außenstellen von BMW<br />
in den USA zu bewerben. Ihre Chefin aus München empfiehlt<br />
sie in New Jersey und im Dezember wird sie von Rolls-Royce<br />
Motor Cars North America angerufen. Es wird ein Telefoninterview-Date<br />
für den 3. Januar 2008 vereinbart und schon acht<br />
Tage später ko<strong>mm</strong>t die Zusage. Dann muss alles sehr schnell<br />
gehen. Allein das Visum kostet viel Geld und Nerven. Erst einen<br />
Tag vor ihrer Abreise, am 14. März, beko<strong>mm</strong>t sie vom Münchner<br />
Konsulat das ersehnte J1-Visum mit Arbeitserlaubnis – ein<br />
kleiner Papieraufkleber auf dem Reisepass.<br />
Im BMW-Coupé zur Arbeit. Und nur 25 Meilen bis<br />
zur Stadt, die niemals schläft.<br />
Dann geht es endlich los nach Woodcliff Lake in New Jersey,<br />
zum Headquarter of BMW North America, denn Rolls-Royce<br />
gehört wie Mini zu den BMW-Marken. Es hat sich also vorerst<br />
nichts geändert. Kerstin Dittmann ist die nächsten sechs<br />
Monate Praktikantin bei BMW, nur eben jetzt in Amerika. Sie<br />
wird im Sales Operation Team eingesetzt und vom ersten Tag<br />
an wird ihr vollstes Vertrauen entgegen gebracht. „Ich wurde<br />
sofort wie ein vollwertiges Tea<strong>mm</strong>itglied behandelt und nicht<br />
einen Moment wie eine Praktikantin.“ Das ist ein enormer Gegensatz<br />
zu ihren Erfahrungen in Deutschland, wo zwar alle sehr<br />
nett, aber anfangs doch eher verhalten seien und erst die Fähigkeiten<br />
unter Beweis gestellt werden müssten. „Ich durfte am<br />
ersten Arbeitstag gleich in einem Rolls-Royce mitfahren und<br />
schon nach zwei Wochen selbst ans Steuer. Das ist ein so motivierendes<br />
Arbeitsklima und eine wirklich tolle Erfahrung.“ Im<br />
Sales Operation Team wird mit den 32 Rolls-Royce-Händlern in<br />
Nordamerika zusa<strong>mm</strong>engearbeitet und so die Produktionsplanung<br />
und Bestellung gesteuert. Im Vergleich zu BMW sind das<br />
nur kleine Stückzahlen, da jeder Rolls-Royce ein Unikat ist. Die<br />
Bestellungen gehen an das Werk nach Goodwood in England<br />
und dann werden Transport und Auslieferung koordiniert. Ins-<br />
gesamt sind zwölf Praktikanten aus Deutschland und nur eine<br />
amerikanische Praktikantin angestellt. Sie ko<strong>mm</strong>en aus Mün-<br />
Kerstin Dittmanns „Dienstwagen“:<br />
ein Phantom Drophead Coupé<br />
chen, Dresden und Leipzig - ein gutes heimisches Netzwerk.<br />
Aber auch die amerikanischen Kollegen sind sehr aufgeschlossen<br />
und unternehmen viel mit den europäischen Praktikanten.<br />
Besonders gefällt der 25-Jährigen ihr BMW, den sie zu einem<br />
Superpreis geleast hat. Sie fühle sich als Studentin in dem schicken<br />
Wagen schon ein bisschen dekadent, sei aber doch stolz,<br />
jeden Tag mit ihrem 328xi Coupé zur Arbeit zu fahren, sagt<br />
Kerstin Dittmann. – Und weiß sich darin in guter Gesellschaft<br />
ihrer Mitpraktikanten.<br />
Wenn ihr Arbeitstag zu Ende ist, fährt die Praktikantin zu ihrer<br />
Gastfamilie in die Packanack Lake Co<strong>mm</strong>unity in Wayne,<br />
New Jersey. Ganz stolz erzählt sie, dass dort laut Wikipedia<br />
Tom Cruise aufgewachsen sein soll. Hier lebt sie bei dem Musiklehrer<br />
Brian und seiner Frau <strong>Martin</strong>a, einer Deutschen, die<br />
vor 13 Jahren nach einem Praktikum sozusagen in den USA<br />
hängen geblieben ist. Der kleine Ort ist 25 Meilen von New<br />
York City entfernt und bietet so eine gute Mischung aus Land-<br />
und Großstadtleben. In 30 Minuten kann man in der City<br />
sein und fast jeder Ausflug führt Kerstin Dittmann in die nie<br />
schlafende Stadt. Sie fühle sich „pudelwohl“ und sei selbst erschrocken,<br />
dass die Zeit wie im Flug vergehe. Auch nach Ende<br />
des Praktikums in den USA bleiben? Herzlich gerne. Falls sie<br />
bei Rolls-Royce Unterstützung für ihre Magisterarbeit findet,<br />
hängt sie noch ein halbes Jahr dran. Aber generell auswandern<br />
möchte Dittmann nicht: „Deutschland hat im Hinblick auf<br />
Bildung, soziale Ab<strong>siche</strong>rung und Krankenver<strong>siche</strong>rung schon<br />
i<strong>mm</strong>ense Vorteile. Außerdem vermisse ich meine Familie und<br />
meine Freunde in der Heimat.“ Im Oktober ging es zurück nach<br />
München. Dort wartete schon sehnsüchtig ihr kleiner, aber<br />
feiner Peugeot. n
Von Katja Berg<br />
„Die denken, ich bin russisch…“<br />
Von einer, die auszog, zwei Wahrheiten zu finden<br />
enn Nadja Hagen von Russland erzählt, huscht ein Lächeln<br />
über ihr Gesicht und die Augen beginnen zu strahlen.<br />
Ihre Begeisterung für dieses Land lässt sich kaum<br />
verbergen und langsam beko<strong>mm</strong>t man einen Eindruck<br />
davon, dass Russland weit mehr zu bieten hat als Putin und Vodka.<br />
Nadja Hagen hat das Wintersemester 2007/08 in Ufa, etwa 100<br />
km westlich des Urals, verbracht. Dass sie während ihres Studiums<br />
einmal ins Ausland gehen würde, stand für die MuK-Studentin<br />
mit den Nebenfächern Politikwissenschaft und Slavistik<br />
ebenso fest, wie dass es Russland sein würde. Die Entscheidung<br />
für Ufa – eine Stadt mit einer Fläche von mehr als 750 qkm und<br />
„Ich wollte unbedingt in Russland studieren, um<br />
die Sprache besser zu lernen.“<br />
knapp über einer Million Einwohnern – ist dabei kein Zufall.<br />
Bereits 2006 war sie im Rahmen eines Jugendaustausches für<br />
drei Wochen dort. Genug Zeit, um festzustellen, dass sie ihr<br />
Auslandssemester genau hier verbringen wollte. „Ich habe in<br />
den drei Wochen viele nette Leute kennen gelernt und wollte<br />
unbedingt nach Russland, um die<br />
Sprache besser zu lernen. Da war<br />
Ufa genau richtig. In Moskau gibt<br />
es einfach zu viele Deutsche“, erzählt<br />
die 22-Jährige. Dass die Universität<br />
Ufas eine Partneruni der<br />
MLU ist, und die für Russland üblichen<br />
Studiengebühren so entfielen,<br />
war für die Entscheidung <strong>siche</strong>r nur zuträglich, auch wenn sich<br />
der Unibesuch als komplizierter herausstellte als vermutet. „Das<br />
russische Studiensystem ist ganz anders als das deutsche. Es<br />
gibt dort keine Semester, sondern nur Studienjahre. Deshalb<br />
hätte ich auch keine Scheine machen können.“ Aus diesem<br />
Grund belegte Nadja Hagen anfangs alle Seminare, die ihr interessant<br />
erschienen. „Wo ich was verstanden habe, hab ich<br />
mir ein Kreuz gemacht – da kannste wieder hingehen“,<br />
lacht sie. Dabei stellte sich die russische Sprache nicht<br />
nur in der Uni als Hindernis heraus. „Am meisten habe<br />
ich wohl meine eigene Lernfähigkeit überschätzt.<br />
Die Leute sprechen teilweise zu<br />
schnell, mit Dialekt oder nuscheln. Da<br />
ko<strong>mm</strong>t es schon vor, dass man selbst<br />
nach drei Monaten in Russland i<strong>mm</strong>er<br />
Darf im Touristenprogra<strong>mm</strong> nicht<br />
fehlen: die Basilius Kathedrale auf<br />
dem Roten Platz in Moskau<br />
noch nur Bahnhof<br />
versteht.“ Und dann<br />
fügt sie grinsend<br />
hinzu: „Die Leute<br />
hören meinen Namen:<br />
Nadja. Die denken,<br />
ich bin russisch und reden<br />
einfach drauf los.“<br />
Entspannung<br />
Dann erzählt sie von den Menschen, die so gastfreundlich seien,<br />
dass sie selbst von dem ‚Nichts’, das sie besitzen i<strong>mm</strong>er<br />
noch etwas abgeben würden. Aber auch von den Markthallen<br />
mit den endlosen Obst- und Käseständen und den Tierhälften,<br />
die dort hingen und – zum Beweis, dass sie frisch seien – erst<br />
auf Bestellung zerteilt würden. Dabei gestikuliert sie wild und<br />
in ihrer Euphorie sprudeln i<strong>mm</strong>er wieder russische Wortfetzen<br />
aus ihr heraus, die ich zwar nicht verstehe, aber durch ihre Mimik<br />
und Gestik durchaus zu deuten weiß. Auf meine Frage, ob<br />
es ihrer Meinung nach viele Vorurteile gegen Russland gebe,<br />
wird die quirlige, junge Frau plötzlich nachdenklich und nickt<br />
entschlossen: „In Deutschland, generell im Westen, gibt es starke<br />
Vorurteile gegenüber Russland, was durch die Medien noch<br />
verstärkt wird.“ Wenn man einmal dort gewesen sei, würde man<br />
jedoch alles völlig anders wahrnehmen. „Man sieht schon noch<br />
mit westlichen Augen, aber man lernt auch zwei Wahrheiten<br />
kennen. Man versteht Land und Leute einfach besser“, sagt<br />
sie.<br />
An ihren Ohren baumeln kleine Matroschka-Anhänger, die im<br />
Takt ihres Kopfes hin und her wippen. Während ich mich noch<br />
frage, ob sie wohl ein Mitbringsel aus Russland sind, erzählt die<br />
Studentin von ihrem Praktikum. „Im Januar war das Semester<br />
in Ufa vorbei und anstelle von Scheinen wollte ich irgendetwas<br />
Die schnellste Zugverbindung von Ufa<br />
nach Moskau: 27 Stunden.<br />
mitbringen.“ So kam es, dass sie für einen Monat beim Fernsehsender<br />
Deutsche Welle hinter die Kulissen blicken durfte.<br />
(Nachdem sie mit der schnellsten Zugverbindung – 27 Stunden<br />
Fahrt! – von Ufa nach Moskau reiste.) „Das war ziemlich spannend,<br />
da es genau die Zeit vor der Wahl war. Der Producer hat<br />
deshalb viele Interviews geführt und mich oft mitgeno<strong>mm</strong>en“,<br />
erzählt Hagen. Nicht zuletzt hätte ihr das Praktikum und überhaupt<br />
die gesamte Zeit in Russland bewiesen, dass es für sie<br />
durchaus denkbar wäre, später für längere Zeit dort zu leben.<br />
Und zum Schluss sagt sie: „Ich wünsche mir einfach, dass ich<br />
es mitgeno<strong>mm</strong>en habe, die Dinge entspannter zu sehen, so wie<br />
die Russen es tun.“n<br />
Weit wegn<br />
29
nDurchblick<br />
30<br />
as würde ein MuK-Student auf seinen<br />
Wunschzettel schreiben? Eine Bibliothek vor<br />
Ort, mehr Vielfalt im Lehrangebot, neue Methoden<br />
im Seminar, mehr Aufenthaltsmöglichkeiten<br />
und längere Öffnungszeiten im MMZ, viel<br />
Praxis im Studium, den ‚Wohlfühlfaktor’ in den<br />
Institutsräumen erhöhen, ein Aufladegerät für die<br />
Kopierkarte… ja, die Liste ist i<strong>mm</strong>er noch lang.<br />
Eine Seminargruppe um Dr. Cordula Günther führte im Winterssemester<br />
2006/07 eine Umfrage zur Studienzufriedenheit<br />
unter rund 200 Magisterstudierenden durch. Die Befragung<br />
ergab, dass mehr als 50 Prozent mit ihrem Studium am Department<br />
für Medien- und Ko<strong>mm</strong>unikationswissenschaften<br />
zufrieden sind. Der größte Teil jedoch gab an, dass sich das<br />
Studium nicht mit den Erwartungen deckt, die sie vorher hatten.<br />
Ein scheinbar widersprüchliches Ergebnis, doch die Studienabrecherquote<br />
am Department ist gering.<br />
Hoffnungen und Wünsche<br />
der Studienanfänger<br />
Was erwarten Studienbewerber denn eigentlich von ihrem<br />
MuK-Studium? Wie die Erfahrung zeigt, wissen die Wenigsten<br />
so recht, was nach der Studienentscheidung auf sie zuko<strong>mm</strong>t.<br />
„Irgendwas mit Medien“ – salopp gesagt, spiegelt die Vorstellung<br />
vieler Studienanfänger wider. Die berufliche Zukunft<br />
erscheint oft vage. Das ist nicht verwerflich, denn die Universität<br />
ist ein Ort der Orientierung, der Selbstfindung und des<br />
Ausprobierens. In der erwähnten Umfrage gaben rund zwei<br />
Drittel der Magisterstudierenden an, während des Studiums<br />
ein eigenes Profil zu entwickeln. Das kann man<br />
durchaus positiv sehen, zeugt es doch von der<br />
stets geforderten Selbstständigkeit.<br />
‚Bologna‘ wird zehn<br />
Mit Wünschen und Hoffnungen wurde auch<br />
die Umstellung der Studiengänge auf Bachelor<br />
und Master vorangetrieben. In diesem Jahr feiert<br />
‚Bologna’ seinen 10. Geburtstag, doch nicht allen<br />
ist nach Feiern zumute. Der Bologna-Prozess ist<br />
die größte Umstrukturierung der deutschen Universitäten<br />
seit mehr als 200 Jahren. Die Ziele, mehr<br />
Flexibilität und ein kürzeres und praxisorientierteres<br />
Studium zu schaffen, seien nicht erreicht, meint<br />
Wunschlos glücklich?<br />
Wer erinnert sich nicht gern an seine Kindheit zurück, als man noch hoffnungsfroh<br />
Wunschzettel schrieb? Am liebsten ein Pferd, ein Schwesterchen, einen neuen Puppenwagen,<br />
ein Flugzeug, einen Gameboy… ja, oft war die Liste endlos.<br />
Von Juliane Fritzsch<br />
Studierende mit Plan<br />
Professor Dr. Julian Nida-Rümelin, ehemaliger Kultusstaatsminister<br />
und Professor für akademische Philosophie an der<br />
Ludwig-Maximilian-Universität München – und einstiger<br />
Befürworter der Reform. Im Gegenteil! Nie zuvor sei es so<br />
schwer gewesen, den Studienort zu wechseln, trotz des eingeführten<br />
Punktesystems und der Modularisierung, äußert<br />
Nida-Rümelin im „ZEIT-FORUM der Wissenschaft“. Die Bürokratie<br />
an der Universität sowie Restriktionen bezüglich des<br />
Studienablaufs haben eher zugeno<strong>mm</strong>en.<br />
Die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Universität hat sich auf die Fahne geschrieben,<br />
den Studierenden größtmögliche Wahlfreiheit zu lassen.<br />
Es gibt derzeit keine Einschränkungen, mit welchen Fächern<br />
Nie war es so schwer, den Studienort zu wechseln.<br />
beispielsweise MuK kombiniert werden kann. An unserem Department<br />
reagiert man darauf, indem zeitversetzt alternative<br />
Seminare angeboten werden und die Reihenfolge der Module<br />
zumindest teilweise wählbar ist. Damit wird die Freiheit der<br />
Bachelorstudierenden jedenfalls etwas gestärkt. Andererseits<br />
verursacht die gewünschte Flexibilität Probleme, denn es ist<br />
unmöglich, alle Fächer aufeinander abzusti<strong>mm</strong>en. Und so ist<br />
es der Studierende, der das Nachsehen hat, wenn sich seine<br />
Studienzeit dadurch verlängert. Wer ein Auslands- oder<br />
Urlaubssemester nehmen möchte, muss im schli<strong>mm</strong>sten Fall<br />
gleich ein ganzes Jahr aussetzen, da die Module zum Teil über<br />
zwei Semester laufen bzw. nur im Jahresrhythmus angeboten<br />
werden. Das Ziel, ein kürzeres, flexibleres Studium zu ermöglichen,<br />
zerplatzt wie eine Seifenblase?<br />
Eine Nachkorrektur sei hier dringend<br />
nötig, meint Prof. Nida-Rümelin.<br />
Jedoch anzunehmen, dass solch ein<br />
enormer Veränderungsprozess kritiklos<br />
und sofort zur Zufriedenheit<br />
umgesetzt werden kann, wäre illusorisch.<br />
Deshalb ist die momentane<br />
‚Negativberichterstattung’ der Medien,<br />
die den Bologna-Prozess<br />
als schlecht und gescheitert<br />
bezeichnet, möglicherweise<br />
übertrieben.<br />
In den Medien- und Ko<strong>mm</strong>unikationswissenschaften
gibt es seit dem Wintersemester 2008/09 erstmals<br />
alle drei Jahrgänge des Bachelorstudiengangs.<br />
„Damit laufen wir zum ersten Mal<br />
auf vollen Touren“, sagt Prof. Dr. Manfred<br />
Ka<strong>mm</strong>er, Leiter des Departments. Die Anzahl<br />
der Studienanwärter für den Studiengang boomt nach wie<br />
vor, daran hat die Umstellung auf den Bachelorbetrieb nichts<br />
geändert. Rund 900 Bewerbungen gibt es jedes Jahr, ca. 50<br />
Studienanwärter beko<strong>mm</strong>en eine Zusage. Auch die relativ<br />
niedrige Quote der Studienabbrecher hat sich, soweit man<br />
schon eine Bilanz ziehen kann, nicht geändert. Das Vorhaben,<br />
mehr Praxiskompetenz im Studium zu vermitteln, wurde am<br />
MuK-Department umgesetzt: Bachelorstudierende sind bereits<br />
mit Studienbeginn in Praxisprojekten angemeldet. Das<br />
wurde von den Magisterstudierenden zunächst kritisch betrachtet,<br />
hat sich aber laut Einschätzung der Seminargruppe<br />
um Dr. Günther nicht negativ auf deren Situation ausgewirkt.<br />
Gute Aussichten also.<br />
Alles besser mit dem Bachelor?<br />
Die Universität ist jedoch kein Ort der Berufsausbildung, auch<br />
nach der Umsetzung des Bologna-Prozesses nicht. „Medientheorie<br />
muss auch im Bachelorstudium gelehrt werden“, erklärt<br />
Prof. Ka<strong>mm</strong>er. „Der Bachelor soll berufsbefähigend, nicht<br />
berufsvorbereitend sein.“ Auf die Erwartung, am Ende des<br />
Studiums ein fertiger Starreporter oder Regisseur zu sein, kann<br />
nur die Enttäuschung folgen. Diese Diskrepanz zwischen den<br />
Vorstellungen der Bewerber und den offiziellen Studienzielen<br />
kann an der mangelnden Beschäftigung mit den Studieninhalten<br />
im Voraus liegen. Dem soll das 2007 eingeführte Vorpraktikum<br />
von vier Wochen entgegenwirken. Dieses müssen<br />
Bewerber für das MuK-Studium jetzt zwingend absolvieren,<br />
um zugelassen zu werden. „Damit wollen wir erreichen, dass<br />
sich die zukünftigen Studenten mehr mit ihrem Studium auseinandersetzen<br />
und die bewusste Studienwahl forciert wird“,<br />
betont Ka<strong>mm</strong>er.<br />
Es stellt sich die Frage, inwieweit die Möglichkeit, ein eigenes<br />
Studienprofil zu entwickeln - von den Magisterstudenten<br />
so sehr geschätzt - mit einem strukturierten und vorgegebenen<br />
Stundenplan noch gegeben ist. Sicher gibt es genug<br />
Bachelorstudenten, die sich genau diese Freiräume zur eigenen<br />
Entfaltung erhoffen. Und so wird klar, dass niemals alle<br />
Wünsche erfüllt werden können, so wie das auch schon mit<br />
dem Wunschzettel in Kinderzeiten war. Wenn man Wünsche<br />
jedoch zum Anlass ni<strong>mm</strong>t, Einfluss auf die Zukunft zu nehmen<br />
und eigene Ziele zu formulieren, so kann die Liste kaum<br />
lang genug sein. n<br />
Impressum<br />
MuKJournal Nr. 9, Wintersemester 2008/2009<br />
Herausgeber<br />
Hallisches Institut für Medien/Halle Institute of Media (HIM)<br />
an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Universität Halle-Wittenberg e. V.<br />
Prof. Dr. Reinhold Viehoff (Vorsitzender)<br />
Produktion dieser Ausgabe<br />
Ingrid Brück (verantwortlich für Redaktion)<br />
Jessica Quick (verantwortlich für Layout)<br />
Melanie Grießer, Katja Berg (Assistenz)<br />
Janine Bornemann, Kathleen Döbbel, Franziska Ehring,<br />
Juliane Fritzsch, <strong>Martin</strong> Gerling, Runa Hiersemann, Jörg<br />
Langguth, Christiane Rex, Stephanie Schneider, Katharina<br />
Schultz, Eva Siebenhühner, Nicole Trodler, Katrin Weißenborn,<br />
Kalina Yovcheva<br />
Bildnachweise<br />
„Pustekuchen“ - blindguard©photocase.com (Titelbild), Uta<br />
Tintemann (S. 2, 6), Janine Bornemann (S. 4, 26/27), <strong>Kultur</strong>salon<br />
Halle e.V. (S. 5), Christiane Rex (S. 5), Eva Siebenhühner<br />
(S. 5, 7/8), screenshot „shining“- Stanley Kubrick (S. 7),<br />
Anja Grothe (S. 3, 10/11), Melanie Grießer (S. 12/13), Juliane<br />
Fritzsch (S. 15, 30/31), Nicole Trodler (S. 16), flying Cloudflickr<br />
(S. 16), Tim Peschka (S. 18), www.filmnetz.eu (S.19),<br />
Stephanie Schneider (S.19, 34), © MDR/Wünschirs (S. 20/21),<br />
ARD (S. 21), Juliane Lehmann (S. 22/23), Katharina Schulz<br />
(S. 25), sisters of design (S. 26/27), Nadja Hagen (S. 3, S. 29),<br />
Fanghong©co<strong>mm</strong>ons.wikimedia (S. 29), Katrin Weißenborn<br />
(S. 32), Sebastian Graetz (S. 33), Stephanie Schneider (S. 34),<br />
www.aboutpixel.de: birgitugur (S. <strong>35</strong>)<br />
Grafiken<br />
studiVZ (modifiziert) (S. 3, 13), Landesamt für Denkmalpflege<br />
und Archäologie Sachsen-Anhalt (S.18), ARD (S. 20)<br />
Anzeigenkontakt<br />
Dr. Ingrid Brück<br />
Tel.: (03 45) 5523 572<br />
E-Mail: ingrid.brueck@medienko<strong>mm</strong>.uni-halle.de<br />
Druck<br />
Druckerei Franke<br />
Rapsweg 9<br />
06116 Halle<br />
Auflage: 600<br />
Redaktionsanschrift<br />
<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Universität Halle-Wittenberg<br />
Institut für Medien, Ko<strong>mm</strong>unikation & Sport, Dept. Medien-<br />
und Ko<strong>mm</strong>unikationswissenschaften<br />
MMZ, Mansfelder Str. 56, 06108 Halle (Saale)<br />
Postanschrift: 06099 Halle (Saale)<br />
E-Mail: mukjournal@medienko<strong>mm</strong>.uni-halle.de<br />
Die nächste Ausgabe erscheint im So<strong>mm</strong>ersemester 2009.<br />
31
nDurchblick<br />
32<br />
Luxus in Leipzig<br />
Magister-Studierende belegen vermehrt Kurse an der Partneruni<br />
Von Katrin Weißenborn<br />
.49 Uhr. Der Block wird in die Tasche gestopft, Kuli,<br />
Textmarker und Handy fliegen wahllos hinterher. Wütend<br />
über vier Minuten Seminarüberziehung rast Lena<br />
los in Richtung Bahnhof. Mit einem kühnen Sprung erreicht<br />
sie gerade noch die S-Bahn unter dem strafenden Blick<br />
der Schaffnerin, die zeitgleich zur Abfahrt pfeift.<br />
Lena ist eine von vielen MuK-Studierenden, die regelmäßig<br />
nach Leipzig pendeln, um am Institut für Ko<strong>mm</strong>unikations-<br />
und Medienwissenschaften zusätzliche Kurse zu belegen. Möglich<br />
wird das durch den Univerbund, einer Vereinbarung zwischen<br />
der MLU, der Uni Leipzig und Uni Jena. Dieser Verbund<br />
ermöglicht es Studierenden, Lehrveranstaltungen an allen drei<br />
Partneruniversitäten zu besuchen und dort Scheine zu erwerben.<br />
Für Hallenser bietet sich natürlich die Leipziger Uni besonders<br />
an.<br />
In den vergangenen Semestern machen MuK-Studierende vermehrt<br />
Gebrauch von diesem Angebot, allerdings nicht ganz<br />
freiwillig. Sie studieren noch im auslaufenden Magister-Studiengang<br />
und können an ihrer Heimatuni nicht i<strong>mm</strong>er die gewünschten<br />
Hauptseminare belegen. „Da hab ich mir gedacht,<br />
da fahr ich lieber gleich nach Leipzig“, berichtet Lena. Und mit<br />
dieser Einstellung ist sie nicht allein. Besonders Blockseminare<br />
im Bereich Werbung und PR sind bei den Medienstudierenden<br />
beliebt. Blockseminaren haben den Vorteil, dass sie nur zwei<br />
oder drei Mal im Semester stattfinden, die Fahrtkosten in Grenzen<br />
halten, schließlich kostet die Vier-Fahrten-Karte mehr als<br />
20 Euro. Die Blöcke fallen dafür aber meist auf Wochenenden.<br />
Besonders das Angebot an Seminaren aus dem PR-Bereich ist in<br />
Halle eher gering, da es sich dabei nicht um einen Schwerpunkt<br />
Luxus in Halle<br />
des Departments handelt. Das sorgt bei einigen Studierenden<br />
zwar für Frust, das Department sieht sich aber nicht in der<br />
Lage, dem Wunsch nach PR-Seminaren stärker zu entsprechen.<br />
„Diese Spezialisierung war in den Anfangsjahren nicht möglich“,<br />
betont der Leiter des Departments, Professor Manfred<br />
Ka<strong>mm</strong>er. „Erst seit meiner Berufung werden hier überhaupt PR-<br />
Öffentlichkeitsarbeit wird von Studenten gewünscht<br />
Seminare angeboten.“ Und Ka<strong>mm</strong>er bemüht sich redlich, fast<br />
all seine Seminare behandeln die Themen PR und Marketing.<br />
Trotzdem ist Öffentlichkeitsarbeit am Department eher ein<br />
Randgebiet. Ein Teil der Muk-Studierenden muss also derzeit<br />
noch damit leben, dass gewisse Wünsche an das Studium nicht<br />
erfüllt werden können.<br />
Natürlich ist dem Direktor auch der Mangel an Seminaren keine<br />
Neuheit. Allerdings hält er die Befürchtung vieler Magister-Studierender<br />
– die Qualität ihrer universitären Ausbildung würde<br />
durch die Umstellung auf Bachelor sinken – für unbegründet.<br />
„Wir haben das Angebot, das wir i<strong>mm</strong>er gehabt haben“, so<br />
Ka<strong>mm</strong>er. Schließlich dürften nur Professoren Hauptseminare<br />
anbieten und davon gibt es eben nur drei plus einen Junior-<br />
Professor. So kann es i<strong>mm</strong>er mal zu Engpässen ko<strong>mm</strong>en, etwa<br />
dadurch, dass den Professoren in regelmäßigen Abständen Forschungssemester<br />
zustehen.<br />
Diese generelle Situation hat also nichts mit Streichungen im<br />
Seminarangebot für Magister zugunsten der Bachelor zu tun.<br />
Im Gegenteil, am Department ist man sich durchaus bewusst,<br />
dass es noch eine ganze Reihe angehender Magister gibt und<br />
auch noch einige Zeit geben wird. Zur Regelstudienzeit wird<br />
den Studierenden noch ein zeitlicher Aufschlag von vier bis<br />
fünf Semestern gewährt. Mindestens bis zum zwölften Fachsemester<br />
braucht also niemand zu befürchten, dass es keine<br />
Lehrveranstaltungen mehr geben könnte. Danach entscheidet<br />
die Anzahl der noch verbliebenen Magister-Studenten, wie viele<br />
Hauptseminare noch gebraucht werden.<br />
Es muss sich also niemand genötigt fühlen, nach Leipzig zu<br />
pendeln, vielmehr sollten die MuK-Studierenden den Univerbund<br />
als Möglichkeit sehen, sich das Beste herauszupicken. An<br />
welcher Uni gibt es solchen Luxus schon? Und sobald Lena den<br />
Ärger über die morgendliche Pendlerhektik und das verplante<br />
Wochenende verdaut hat, wird ihr das auch langsam klar. n<br />
Lauf, Lena, lauf! – Pendeln erfordert gutes Zeitmanagement
Was kostet die Welt?<br />
1.000.000.000<br />
Alternativvorschläge zur Nutzung der US-Wahlkampfmillionen<br />
Von Franziska Ehring und Nicole Trodler<br />
In diesem November wurde in den USA erstmals ein „Billion<br />
Dollar“-Präsident gewählt. Barack „Barack´n Roll“ Obama und<br />
Hillary „Billary“ Clinton, wie sie liebevoll von den US-Bürgern<br />
genannt werden, hatten bereits im Vorwahlkampf kräftig<br />
ihre persönliche Werbetro<strong>mm</strong>el gerührt. Bis zur ‚Krönung’<br />
des endgültigen Präsidentschaftskandidaten waren mehr<br />
als eine Milliarde Dollar Spenden zusa<strong>mm</strong>engeko<strong>mm</strong>en. Die<br />
vielen Nullen muss man sich erst einmal vor Augen führen:<br />
1 000 000 000 $, umgerechnet ca. 645 120 000 €.<br />
Wir finden: Wenn man schon so viel Geld ausgibt, dann muss<br />
es doch auch schneller, sinnvoller oder einfach nur verschwenderischer<br />
gehen…<br />
Mit einer Milliarde $ auf dem Konto hätte man<br />
80 Jahre lang: 12.500.000,00 $ im Jahr<br />
1.000.000,00 $ pro Monat<br />
<strong>35</strong>.000,00 $ pro Tag<br />
1.500,00 $ pro Stunde<br />
24,11 $ pro Minute<br />
…ODER man könnte:<br />
Halles Radiosendung von Studenten<br />
für Studenten!<br />
Jeden dritten Montag im Monat heißt es: Regler auf für das, was den aufgeschlossenen<br />
Hallenser interessiert: Unipolitik, Wissenschaft, Aktuelles aus<br />
der Universitätsstadt Halle und alles rund ums studentische Leben.<br />
Die Sendung wird in studentischer Eigenverantwortung gestaltet und<br />
präsentiert sich in Magazinform, einer lockeren Mischung aus Beiträgen,<br />
Moderation und Musik.<br />
Jeder, der Lust hat auf Radiomachen,<br />
kann hier selbstverständlich mitgestalten.<br />
Bei Interesse einfach melden unter: info@unimono.de<br />
Kontakt: Prof. Dr. Golo Föllmer<br />
Allen Studierenden der MLU ein Studium über 10 Semester<br />
inklusive BAföG-Höchstsatz, Semesterbeitrag, Wohnheimplatz,<br />
Semesterticket und täglichem Mittagsessen in der<br />
Mensa finanzieren; übrig blieben 250 Mio. $ Taschengeld<br />
für ein eventuelles Langzeitstudium.<br />
38.000 km² Mondfläche bzw. 32.285 km² Regenwald kaufen.<br />
Einen vierjährigen Besuch der Harvard University für 5.000<br />
Elite-Studenten ermöglichen.<br />
Eine Privatinsel in Dubai ab 25 Mio. für 40 Jahre Erholung<br />
nach dem Studium mieten.<br />
Eine Ausgabe des MuKJournals für jeden Erdbewohner drucken<br />
(nur die US-Amerikaner gehen leider leer aus).<br />
1.410.000 Tassen Coffee to Go aus dem Mat’s oder<br />
282.000 Tassen des exklusiven Schleichkatzenkaffees<br />
Kopi Luwak für jeden MuK-Studenten spendieren.<br />
Dann hoch die Tassen! n<br />
Jeden 3. Montag im Monat, um 19 Uhr, auf Radio Corax 95,9<br />
Meinungn<br />
33
nHomestory<br />
34<br />
Von Stephanie Schneider<br />
I<strong>mm</strong>er wieder montags: Michael, der eigentlich Archäologie<br />
studiert, verdient sich hier mit Garten- und Hausarbeit ein kleines<br />
Zubrot. „Ach, wär’ das schön, wenn Michi noch öfter hier sein<br />
könnte“, sagt die rüstige Seniorin. Und was sie sich da wünscht,<br />
ist gar nicht so weit hergeholt. In einigen Bundesländern ist es<br />
nämlich längst gang und gäbe, dass Studenten und Senioren<br />
unter einem Dach leben. Zu verdanken ist dies dem Projekt<br />
„Wohnen für Hilfe“. Denn: Auf der einen Seite sind günstige Unterkünfte<br />
für Studenten schwer zu finden. Auf der anderen Seite<br />
wünschen sich viele Senioren Unterstützung im Alltag.<br />
Seit 1992 heißt es daher in einigen Universitätsstädten Deutschlands:<br />
Biete Zi<strong>mm</strong>er für Hilfe. Rasen mähen, den Müll raus bringen<br />
oder mit dem Hund Gassi gehen statt Miete zahlen. Das ist<br />
der Deal. Die Faustregel lautet hierbei: eine Stunde Hilfe im Monat<br />
pro Quadratmeter Wohnfläche. Nur die Nebenkosten müssen<br />
von den Mietern getragen werden. Seither haben sich, auch<br />
über die lokalen Grenzen des Projekts hinaus, mehrere Alt-Jung-<br />
Wohngemeinschaften gefunden. „Es gibt so gut wie kein negatives<br />
Beispiel“, weiß Maryvonne Toulement, Projektorganisatorin<br />
in Aachen. „Beide, sowohl Studierende als auch Senioren haben<br />
einen Fragebogen auszufüllen.“ So werden mittels Selbstauskunft<br />
böse Überraschungen schon im Vorfeld vermieden. Und<br />
was trägt noch dazu bei, dass ein Zusa<strong>mm</strong>enleben verschiedener<br />
Studentenbude bei Oma<br />
Senioren und Studierende meistern Alltag gemeinsam<br />
ie Sonne strahlt. Eigentlich zwitschern Vögel. Doch ein<br />
lautes Rattern und Knattern übertönt ihren Gesang.<br />
„Michi, mach mal eine Pause mit dem Rasenmähen und<br />
trink was!“, ruft Oma Ursel. Nichts rührt sich. Sie ruft ein<br />
zweites Mal und winkt dabei nun mit den Armen. Das Knattern<br />
verstu<strong>mm</strong>t. Man hört die Vögel wieder zwitschern. Und Michi<br />
ko<strong>mm</strong>t zu ihr auf die Terrasse.<br />
Gemeinsam statt einsam: Oma Ursel und ihr Michi<br />
Generationen funktionieren kann? „Man muss natürlich zwischenmenschlich<br />
gut miteinander ausko<strong>mm</strong>en. Darüber hinaus<br />
muss man, trotz der kleineren Verpflichtungen, sein eigenes Leben<br />
führen können“, meint Matthias Neumann. Auch er hat als<br />
Student bei einem älteren Herrn gewohnt. Matthias (damals 26)<br />
lebte insgesamt zwei Jahre bei Herbert (damals 90) in Dresden.<br />
Dann brach Matthias zu einem Auslandssemester nach England<br />
auf. „In meiner Abwesenheit ist Herbert dann leider verstorben“,<br />
erzählt Matthias. Er denkt gern an die Zeit mit Herbert zurück,<br />
„Zu Anfang hat sich Herbert zwar oft über die unregelmäßigen<br />
Zeiten beschwert, zu denen ich nach Hause kam, nach ein bis<br />
„… eigentlich ist es nicht viel anders als in einer<br />
zwei Wochen haben wir uns aber gut verstanden.“ Gemeinsame<br />
Fußball-Fernsehabende und regelmäßige Gedankenausflüge in<br />
die Geschichte Dresdens folgten. Gefrühstückt wurde fast täglich<br />
zusa<strong>mm</strong>en. Etwas gewöhnungsbedürftig war für Matthias allerdings,<br />
dass Herbert ein schlechtes Gehör hatte. „Er schaute sehr,<br />
sehr laut Fernsehen, so dass ich jede Sendung auch im zweiten<br />
Stock mithören konnte.“ Matthias nahm es gelassen „als Teil des<br />
‚Pakets’“. Neben Hausarbeit und Einkauf machte es sich Matthias<br />
zusätzlich zur Aufgabe, hartnäckige Vertreter in die Flucht<br />
zu schlagen. „Meine Anwesenheit hat ihm schon eine gewisse<br />
Sicherheit vermittelt. Und es ist ein belohnendes Gefühl zu<br />
wissen, dass man einem alten Menschen lediglich durch kleine<br />
Hilfeleistungen und ein paar Gespräche das Leben etwas schöner<br />
und vielleicht auch interessanter machen kann. Natürlich müssen<br />
beide Parteien Kompromisse eingehen, aber eigentlich ist es<br />
nicht viel anders als in einer klassischen WG“, so die Erfahrung<br />
von Matthias.<br />
Das Wohnbeispiel von Matthias und Herbert könnte gewissermaßen<br />
als Vorzeigemodell des Projekts „Wohnen für Hilfe“ gelten.<br />
Denn Ziel des Projektes ist nicht nur, dass Studenten Geld<br />
sparen und Senioren ein gepflegtes Haus haben. Vielmehr stehen<br />
der soziale Kontakt und der Austausch zwischen den Generationen<br />
im Mittelpunkt. Dabei ist es durchaus nicht selten, dass<br />
sich aus solch anfänglicher Zweckgemeinschaft eine dauerhafte<br />
Freundschaft mit familiären Zügen entwickelt. Vielleicht ist es<br />
gar nicht mehr weit, dass auch in Halle das Wohnmodell „Wohnen<br />
für Hilfe“ Einzug erhält. Oma Ursel würde sich auf jeden Fall<br />
darüber freuen. n<br />
8 http://www.wohnenfuerhilfe.info<br />
Anschluss<br />
klassischen WG“
Festivals<br />
Messen / Tagungen<br />
Workshops<br />
Termine für das Wintersemester 2008/09<br />
Filmforum Selbstgedrehtes<br />
27. Januar 2009, ZAZIE<br />
Einsendeschluss für Beiträge ist der 15. Januar 2009<br />
www.filmforum-selbstgedrehtes.de<br />
transmediale 09<br />
27. Januar - 01. Februar 2009<br />
Berlin, Haus der <strong>Kultur</strong>en<br />
Festival für Kunst und kreative Anwendung digitaler Medien<br />
in Deutschland; Projekte und Reflexionen über die Rolle digitaler<br />
Technologien in der heutigen Gesellschaft<br />
www.transmediale.de<br />
Ilmenauer Mediapreis im@p 2008<br />
05. Februar 2009<br />
Verleihung des mit 6.000 € dotierten Preises<br />
Technische Universität Ilmenau<br />
www.ilmenauer-mediapreis.de<br />
CultureConAction 2009<br />
Kontaktmesse für Interkulturelle Arbeiten<br />
16. Januar 2009, 10-16 Uhr<br />
MLU Halle-Wittenberg, Melanchtonianum<br />
Unternehmen, Organisationen und Vereine informieren<br />
www.culturconaktion.de<br />
CeBIT 2009 in Hannover<br />
03. - 08. März 2009<br />
Weltweit größte Messe zur Darstellung digitaler Lösungen<br />
aus der Informations- und Ko<strong>mm</strong>unikationstechnik für die<br />
Arbeits- und Lebenswelt<br />
www.cebit.de<br />
Werkleitz Gesellschaft e.V.<br />
Zentrum für künstlerische Bildmedien Sachsen-Anhalt<br />
Schleifweg 6 in 06114 Halle<br />
www.werkleitz.de<br />
Kosten: 25 bis 120 €<br />
Medienkompetenzzentrum der Landesmedienanstalt<br />
Sachsen Anahlt<br />
Reichardtstraße 8 in 06114 Halle<br />
www.medienkompetenzzentrum.de<br />
Kosten: 0 €<br />
Zusa<strong>mm</strong>engestellt von Stephanie Schneider und Nicole Trodler<br />
Berlinale<br />
Internationale Filmfestspiele<br />
05. - 15. Februar 2009, Berlin<br />
www.berlinale.de<br />
21. Filmfest Dresden<br />
Internationales Festival für Kurz- und Animationsfilm<br />
14. - 19 .April 2009<br />
www.filmfest-dresden.de<br />
European Media Art Festival<br />
22. - 26. April 2009, Osnabrück<br />
www.emaf.de<br />
16. Internationales Trickfilm-Festival<br />
Festival of Animated Film<br />
5. - 10. Mai 2009, Stuttgart<br />
www.itfs.de<br />
39. Filmtheaterkongress<br />
21. - 23. April 2009<br />
Baden-Baden<br />
www.forum-film.com<br />
Leipziger Buchmesse<br />
12. - 15. März 2009<br />
Der wichtigste Frühjahrstreff der Buch- und Medienbranche<br />
hat. Die Messe informiert umfassend über Neuerscheinungen<br />
sowie aktuelle und innovative Trends im deutschsprachigen<br />
und europäischen Markt<br />
www.leipziger-buchmesse.de<br />
Sächsischer Ausbildungs- und Erprobungskanal<br />
Förderwerk für Rundfunk und neue Medien<br />
Rosa-Luxenburg-Straße 29 (4. OG) in 04103 Leipzig<br />
Kurse u.a. auch in Chemnitz und Dresden<br />
www.saek.de<br />
Kosten: 15 bis 30 €<br />
Medienpädagogik e.V.<br />
Universität Leipzig - Lehrstuhl für Medienpädagogik<br />
Emil-Fuchsstraße-Straße 1 in 04105 Leipzig<br />
www.mepaed.de<br />
<strong>35</strong>
36<br />
American Consulate General Leipzig<br />
Information Resource Center<br />
The Information Resource Center (IRC) of the U.S. Consulate General<br />
Leipzig provides a wide range of information resources on U.S.<br />
political, economic, and social issues as well as U.S. business and<br />
educational opportunities.<br />
Reference Service<br />
The Information Resource Center is an extensive information resource<br />
for current, in-depth information about the United States, focusing<br />
primarily on political, economic, and social issues and on American<br />
culture in order to provide clear and accurate information from and<br />
about the United States. The IRC‘s information resources are available<br />
for use by anyone with a serious research interest in the United<br />
States. Trained reference specialists assist users in locating information<br />
in all formats to meet specific research needs. IRCs are located<br />
in the Cologne Amerika Haus and in U.S. Consulates throughout<br />
Germany. They can be reached by mail, telephone, fax or e-mail.<br />
Business Information<br />
The Information Resource Center provides access to facts and statistics<br />
on U.S. companies, industries, and government policy issues<br />
relating to business for quick as well as in-depth research.<br />
Educational and Cultural Exchanges<br />
The U.S. Embassy in Germany offers telephone and web-based<br />
reference and referral services which provide information about<br />
educational opportunities in the United States such as high school<br />
and university exchanges, Au Pair, internships, short-term employment<br />
and work & travel programs. Educational advising personnel<br />
can be<br />
contacted Tuesday through Thursday, 2 pm to 5 pm,<br />
at (030) 31 80 08 99. Information on the Internet can be found at:<br />
http://www.usembassy.de/germany/exchanges/index.html<br />
Public Access - by appointment only<br />
Research appointments can be arranged by calling the Information<br />
Resource Center at (0341) 213 84 25, Tuesday through Friday,<br />
2 pm to 5 pm (closed on German and American holidays).<br />
U.S. Consulate General Leipzig<br />
Information Resource Center<br />
Wilhelm-Seyfferth-Straße 4<br />
04107 Leipzig<br />
phone (IRC): (0341) 2 13 84 25<br />
fax: (0341) 2 13 84 43<br />
e-mail: ircleipzig@state.gov<br />
Internet: http://leipzig.usconsulate.gov