Kultur- Reportage: 35 mm Kontrovers: siche- - Martin-Luther ...
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nOutdoor<br />
20<br />
Sonnig strahlt der Septembertag, da ko<strong>mm</strong>t der Anruf: Ein freundlicher Aufnahmeleiter<br />
begrüßt mich. Ich halte den Atem an. Ob ich wohl kurzfristig für einen ausgefallenen Kamerapraktikanten<br />
einspringen kann? – Polizeiruf? Praktikum? Ob ich kann? Natürlich kann ich!<br />
So eine Chance lasse ich mir doch nicht entgehen. Schließlich bin ich MuK-Studentin.<br />
Von Eva Siebenhühner<br />
wei Stunden später bin ich Kamerapraktikantin beim<br />
„Polizeiruf 110“. Am Set lerne ich neue, wunderbare<br />
Menschen kennen: Regisseur Jürgen Brauer, Regieassistentin<br />
Hanna Seydel, die ‚Mädels’ vom Kostüm Miriam<br />
Blaich und Julia Beyer, die Hauptdarsteller Jaecki<br />
Schwarz und Wolfgang Winkler, natürlich auch das<br />
Kamerateam mit Kameramann Peter Ziesche und<br />
Kamerassistent Christian Kitscha. Das ist sie nun: meine ‚Familie‘<br />
für die nächsten drei Wochen. Die Motocross-Strecke in<br />
Dieskau dient an meinem ersten Tag als Kulisse. Hier soll die<br />
„Polizeiruf 110“-Folge „Keiner schreit!“ gedreht werden. Mir<br />
erscheint alles chaotisch, unübersichtlich, verwirrend. Ich bin<br />
neu beim Film. Die anderen nicht. Die wissen genau, was zu<br />
tun ist. Jeder Handgriff sitzt, ist geplant und kontrolliert. Ohne<br />
jeglichen Zeitverlust muss alles ablaufen.<br />
Hauptko<strong>mm</strong>issare Schmücke & Schneider<br />
Der „Polizeiruf 110“: ein Qualitätsprodukt, das seine Wurzeln<br />
noch im DDR-Fernsehen hat. Die beliebte Hallenser Reihe,<br />
seit 1996 mit Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler in den<br />
Hauptrollen als Hauptko<strong>mm</strong>issare Herbert Schmücke und Herbert<br />
Schneider, greift auf eine 37-jährige Geschichte zurück.<br />
Da liegen die Einschaltquoten zur Primetime am Sonntagabend<br />
schon mal über 24 Prozent. Seit 2002 produziert die SAXONIA<br />
MEDIA den Hallenser „Polizeiruf“ für den MDR. 19 Folgen wurden<br />
bereits mit den ‚zwei Herberts’ realisiert.<br />
21 Tage wird für diese Folge an den unterschiedlichsten Orten<br />
in Halle und Umgebung gedreht. Mit der tatkräftigen Unterstützung<br />
der Behörden. Drehgenehmigungen gibt es problem-<br />
37 Jahre „Polizeiruf 110“<br />
los – notfalls auch für Vollsperrungen. Da kann es schon mal<br />
vorko<strong>mm</strong>en, dass die Hauptko<strong>mm</strong>issare Schmücke und Schneider<br />
einen längeren Stau verursachen. Stören wird das aber keinen,<br />
denn der „Polizeiruf“ macht prima Werbung für die Stadt.<br />
Ordnungsamt und die ‚echte’ Polizei leisten gute Zuarbeiten,<br />
damit alles glatt läuft. Ohne die Unterstützung von Außenstehenden<br />
wäre ein Dreh gar nicht umsetzbar. Damit sind auch<br />
Bei Anruf Mord<br />
Halles Bewohner gemeint. So sucht sich der Szenenbildner für<br />
Drehs gezielt Privatwohnungen aus, die zum Drehbuch passen.<br />
Requisiteur Frank Jankowski verändert dann oft nur Kleinigkeiten,<br />
einen Tag vor Drehbeginn oder noch am Drehtag.<br />
Von der Unimensa zur Polizeikantine<br />
Ende der ersten Woche. Mein Job ist „Video-Operator“. Nach<br />
mehreren Anweisungen von Luise Schröder, der Materialassis-<br />
Am Set von „Polizeiruf 110 - Keiner schreit!“<br />
tentin, habe ich mich schnell zurechtgefunden. An einem Tag<br />
waren wir meistens an zwei Drehorten. Heute Nachmittag ‚belagern’<br />
wir ein Wohnhaus in Halle-Dölau. In zahlreichen anderen<br />
Wohnungen, Familienhäusern, Kneipen, im Krankenhaus<br />
Bitterfeld, im Gymnasium Landsberg und im Landgericht Halle<br />
haben wir in dieser Woche schon ‚abgedreht’. Auch die allseits<br />
bekannte Tulpe-Mensa war gestern zur Polizeikantine umfunktioniert<br />
worden. Mit dem <strong>35</strong>-köpfigen Team konnten wir uns<br />
dort gut entfalten, was im kleinen Dölauer Reihenhaus schon<br />
schwieriger ist. Im Schlafzi<strong>mm</strong>er der Hauseigentümer eingepfercht,<br />
starre ich gebannt auf den Videomonitor, für den ich<br />
als Kamerapraktikantin unter anderem zuständig bin. Die Klappe<br />
für eine neue Einstellung fällt im Kinderzi<strong>mm</strong>er nebenan.<br />
„Und bitte!“ Gespannt verfolge ich die Schauspielarbeit und<br />
die Kameraführung von Peter. Bei einem Versuch bleibt es aber<br />
nicht. Eine halbe Stunde vergeht, und mit ihr fünf Klappen, bis