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Kultur- Reportage: 35 mm Kontrovers: siche- - Martin-Luther ...

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Mit dem Lichtschwert durchs Labyrinth<br />

Die Habilitation ist ein bedeutender Schritt in der Laufbahn eines jeden Wissenschaftlers. Am<br />

16. Juli 2008 hat Privatdozentin (PD) Dr. Kathrin Fahlenbrach diese akademische Hürde ge-<br />

no<strong>mm</strong>en und ihre Habilitationsschrift über „Audiovisuelle Metaphern“ erfolgreich verteidigt.<br />

Von Nicole Trodler<br />

Die Redaktion hat sich die Ergebnisse ihrer Forschung genauer angeschaut.<br />

eim Blick auf Dr. Fahlenbrachs Publikationen lässt sich<br />

relativ schnell eine gewisse Präferenz in ihrer Forschung<br />

identifizieren: Ein wiederkehrendes Element ist<br />

die Frage nach der emotionalen Wirkung von Medien.<br />

Bereits in ihrer Doktorarbeit hatte sie sich mit der medialen Repräsentation<br />

und<br />

Erzeugung von<br />

Emotionen auseinandergesetzt.<br />

Hier ging es noch<br />

um rein visuelle<br />

Medien, nämlich<br />

um die Bedeutung<br />

von Codes<br />

und Symbolen für<br />

das Schaffen eines<br />

PD Dr. Kathrin Fahlenbrach nach<br />

ihrer erfolgreichen Verteidigung<br />

Zusa<strong>mm</strong>engehörigkeitsgefühls<br />

in<br />

Protestbewegungen.<br />

Schon bald<br />

allerdings begann<br />

die heute 42-Jährige sich auch mit audiovisuellen Medien zu<br />

beschäftigen.<br />

Was genau sind Emotionen und wie lösen audiovisuelle Medien<br />

Emotionen aus? Diesen Fragen ging sie zusa<strong>mm</strong>en mit Anne<br />

Bartsch vom MuK-Department und Jens Eder von der Universität<br />

Hamburg in einem langjährigen Forschungsprojekt nach.<br />

Parallel zu diesem Projekt und zu ihrer Lehrtätigkeit am Department<br />

arbeitete Dr. Fahlenbrach in den vergangenen sechs<br />

Jahren auch an ihrem ganz eigenen Ansatz zur Analyse audiovisueller<br />

Medien. Als Ergebnis liegt nun ihre Habilitationsschrift<br />

vor: „Audiovisuelle Metaphern. Zur Körper- und Affektästhetik<br />

in Film und Fernsehen“.<br />

Die Arbeit baut auf der Theorie kognitiver Metaphern von<br />

Lakoff und Johnson auf. Diese besagt, dass das menschliche<br />

Denken, Fühlen und Handeln in großem Maße durch Metaphern<br />

geprägt ist. Dies offenbart sich im Metaphernreichtum<br />

der Sprache und wird besonders deutlich, wenn es um die<br />

Ko<strong>mm</strong>unikation von Emotionen geht. Da kann es vorko<strong>mm</strong>en,<br />

dass jemand vor Wut platzt, vor Freude überschäumt oder in<br />

Tränen versinkt. Metaphern ermöglichen es also, etwas indirekt<br />

zu beschreiben, was auf direktem Wege nicht so wirkungsvoll<br />

ausgedrückt werden kann.<br />

Durch audiovisuelle Medien(angebote), wie Film, Fernsehen,<br />

Werbung oder Musikvideo, sollen bevorzugt die Emotionen des<br />

Publikums angesprochen werden. Um etwa Fernsehzuschauer<br />

durch möglichst intensive Medienerlebnisse vor dem Bildschirm<br />

zu halten, verfolgen die Macher besti<strong>mm</strong>te Gestaltungsstrategien.<br />

Mithilfe des Modells audiovisueller Metaphern soll nun<br />

die Beschreibung dieser Strategien und deren Wirkung auf den<br />

Zuschauer erleichtert werden. Dr. Fahlenbrach zeigt, wie filmische<br />

Gestaltungsmuster bereits auf körperlicher und emotionaler<br />

Ebene wirken, da audiovisuelle Medien wie Film und Fernsehen<br />

auf körperliche Strukturen der Wahrnehmung und der<br />

Erfahrung zurückgreifen. Die filmischen Stilmittel beeinflussen<br />

den Zuschauer unmittelbar und unbewusst, er muss sie also<br />

nicht erst rational interpretieren, um etwas zu empfinden.<br />

Es stellt sich nun die Frage, was audiovisuelle Metaphern konkret<br />

sind. Ein gutes Beispiel ist das Labyrinth-Motiv in Stanley<br />

Kubricks „Shining“. Es steht im übertragenen Sinne für die<br />

Angst und das wachsende Gefühl der Bedrohung, das die Protagonisten<br />

Wendy und Danny erfüllt. Dabei ist es nicht nur das<br />

tatsächliche Labyrinth im Garten des Overlook-Hotels, welches<br />

diese Gefühle symbolisiert. Vielmehr zieht sich das Labyrinth-<br />

Motiv durch den gesamten Film: Wenn Danny mit seinem Dreirad<br />

durch die unendlich wirkenden Gänge des Gebäudes fährt,<br />

welche zum einen mit einem Teppich in Labyrinth-Optik ausgelegt<br />

sind und zum anderen nirgendwo hin zu führen scheinen,<br />

wird die Bedrohung auch für den Zuschauer greifbar.<br />

Ähnliche Metaphern gibt es im gesamten Horrorgenre, man<br />

denke nur an Spukschlösser, dunkle Gassen und unheimliche<br />

Gestalten, die Bedrohungen und Ängste visualisieren, um den<br />

Zuschauer emotional einzubinden.<br />

Forschungn<br />

Hauptziel der Medienmacher: Emotionen erzeugen<br />

Das Labyrinth als AV-Metapher in Kubricks „Shining“<br />

7

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