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Kultur- Reportage: 35 mm Kontrovers: siche- - Martin-Luther ...

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1Im Internetfernsehen wird auf drei<br />

Arten der Ausstrahlung zurückgegriffen.<br />

Gerade bei Web-TV wird oft<br />

die Streaming-Methode verwendet, bei<br />

welcher das Bildsignal direkt aus dem<br />

Netz heraus gezeigt wird. Für diese<br />

Methode ist eine hohe Übertragungsgeschwindigkeit<br />

und eine konstante<br />

Übertragung extrem wichtig. Gibt es<br />

Schwankungen, hält das Bild an.<br />

che ein Fluch. Durch die neuen Möglichkeiten und Standards<br />

des Internetfernsehens scheint der Film- und Fernsehindustrie<br />

ein ähnlicher Niedergang zu drohen, wie dies in den 90ern im<br />

‚Plattengeschäft’ der Fall war. Das Herunterladen von Fernsehserien<br />

dauert heute nur noch so lange wie das einer MP3-<br />

Datei. Aber warum überhaupt erst runterladen, wenn man sie<br />

auch sofort gucken kann (siehe Infobox)? Natürlich nicht legal,<br />

durch die unklare Rechtsgrundlage im WWW kann der Einzelfall<br />

jedoch selten zurückverfolgt werden. Ein Angebot, das sich<br />

viele nicht entgehen lassen.<br />

Wie viele das sind, zeigt das Beispiel des Portals Stage6. Für<br />

mehr als ein Jahr war es die größte VOD-Seite mit der besten<br />

Bildqualität und einer riesigen Auswahl an legalen und illegalen<br />

Inhalten. Was als Projekt der Software-Schmiede DivX<br />

zur Demonstration der eigenen Codecs (Progra<strong>mm</strong>e, mit denen<br />

sich Daten digital kodieren und dekodieren lassen) begann,<br />

entwickelte sich zum Sa<strong>mm</strong>elplatz aktueller Kinofilme und Serien.<br />

Am Ende war das Portal Opfer des eigenen Erfolgs. Zuerst<br />

wurden Filme, Serien und andere TV-Beiträge illegal auf die<br />

Server von Stage6 hochgeladen und kryptisch verschlüsselt. Im<br />

nächsten Schritt hängten sich so genannte Aggregatorenseiten<br />

an Stage6 an, die per Link dieses verschlüsselte Video direkt<br />

aufrufbar machten. Jedoch wurde nicht auf die Webseite,<br />

sondern auf das Video direkt verlinkt. Eine bisher ungeklärte<br />

Anzahl von Videos lief über andere Seiten, für Stage6 nicht zu<br />

erkennen. Alle vier Staffeln von „Dr. House“, Fernsehqualität<br />

und in Deutsch? Kein Problem! Ein Angebot, das im letzten<br />

Monat von Stage6 i<strong>mm</strong>erhin zehn Millionen Filmfans täglich<br />

anlockte. Im Frühjahr 2008 verklagte die Universal Music Group<br />

die Firma DivX auf 30 Millionen Dollar Schadenersatz. Stage6<br />

ging wenig später offline. Inzwischen haben sich Klone mit<br />

ähnlichen Plattformen entwickelt, allen voran die chinesische<br />

VOD-Seite tudou.com mit täglich 15 Milliarden verstreamten<br />

Minuten.<br />

Duales System: quo vadis?<br />

Das Tauziehen zwischen öffentlich-rechtlichen Anstalten und<br />

Verlegern um die Vorherrschaft im Internet hat längst begonnen.<br />

Schließlich geht es um die nächsten Generationen, die das<br />

heutige Fernsehen in der Form vielleicht nur noch im Museum<br />

zu Gesicht beko<strong>mm</strong>en werden. Im Frühjahr durchleuchtete die<br />

EU-Ko<strong>mm</strong>ission die Finanzierung der Öffentlich-Rechtlichen<br />

Arten der Ausstrahlung<br />

2Bei der zweiten Art handelt es sich<br />

um einen klassischen Download,<br />

welcher sich gerade bei Filmanbietern<br />

im Internet sehr großer Beliebtheit erfreut.<br />

Der Film wird auf die Festplatte<br />

geladen und kann nach Abschluss des<br />

Downloads angeguckt werden, auch<br />

wenn man offline ist. Nachteil ist hier<br />

die Wartezeit, die investiert werden<br />

muss, bis der Film geladen ist.<br />

3Eine Mischform stellt die dritte<br />

Möglichkeit dar, der sukzessive<br />

Download. Zwar wird der Film auf<br />

Festplatte zwischengespeichert, jedoch<br />

muss hier nicht gewartet werden, bis<br />

der Film vollständig geladen ist. Diese<br />

Form ist gerade bei den illegalen Angeboten<br />

an der Tagesordnung.<br />

und formulierte Bedingungen für deren Internetauftritt. Es bedarf<br />

einer neuen Definition der Grundversorgung, auch weil<br />

die Richtlinien des Mediums Fernsehen nicht einfach auf das<br />

Internet übertragen werden können. Dies wird im aktuellen<br />

Streitthema Online-Textangebote deutlich. Der im März veröffentlichte<br />

Referentenentwurf für einen neuen Rundfunkstaatsvertrag<br />

ließ die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten<br />

aufschreien. Textbasierte Angebote sollen für sie nur sendungsbezogen<br />

zulässig sein und auch nach sieben Tagen wieder aus<br />

dem Netz verschwinden. Das brachte die Rundfunkintendanten<br />

auf die Palme, wohl nicht zuletzt aus Angst, den Anschluss<br />

im Internet und damit an das junge Publikum zu verpassen.<br />

Auf der Gegenseite klagen die Privatsender und Verleger über<br />

eine gebührenfinanzierte Marktverdrängung, da die Öffentlich-<br />

Rechtlichen mit ihren Websites das Angebot des konventionellen<br />

TV-Progra<strong>mm</strong>s ausweiten.<br />

Vielleicht stehen am Ende beide Seiten als Verlierer da, denn<br />

das Internetfernsehen beeinflusst die heranwachsende Jugend<br />

und ihr Verständnis vom Fernsehen als Medium grundlegend.<br />

Sie gucken einfach im Internet, was sie wollen und wann sie<br />

Zeit haben, was in der schnelllebigen Welt von heute auch<br />

sinnvoll erscheint. Die Interaktivität ni<strong>mm</strong>t zu, die Passivität<br />

ab. Beim Fernsehabend wird die Frage, was denn heute ko<strong>mm</strong>t,<br />

von der Frage abgelöst, worauf man Lust hat. Aber auch diejenigen,<br />

die mit dem Fernsehen ihr Geld verdienen, müssen ihre<br />

Ansichten grundlegend überdenken – im WWW konkurrieren<br />

sie mit Progra<strong>mm</strong>en aus der ganzen Welt.<br />

Wenigstens für die Mediatheken gibt es noch einen Lichtblick:<br />

Die aktuellen Videospiele von Playstation, X-Box oder Wii gibt<br />

es (noch?) nicht im Internet. Doch ein Grund, Freitagabend<br />

noch mal von der Couch aufzustehen und zu hoffen, dass das<br />

gewünschte Spiel noch nicht vergriffen ist. Zurückbringen nicht<br />

vergessen! n<br />

Links zum Thema<br />

8 www.zdf.de/ZDFmediathek 8 www.daserste.de/mediathek<br />

8 www.prosieben.de/video 8 www.video-ondemand.info<br />

8 www.videoload.de 8 www.one4movie.<br />

de 8 www.maxdome.de<br />

Essayn<br />

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