Kultur- Reportage: 35 mm Kontrovers: siche- - Martin-Luther ...
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nWeit weg<br />
28<br />
BMW, Rolls-Royce und dann?<br />
Nach einem Praktikum in München startet MuK-Absolventin<br />
Von Franziska Ehring<br />
Kerstin Dittmann in den USA durch<br />
hr Studium der Medien- und Ko<strong>mm</strong>unikationswissenschaften<br />
in Halle schloss Kerstin Dittmann bereits im So<strong>mm</strong>er<br />
2007 erfolgreich ab. Ihre beiden anderen Fächer Anglistik<br />
und Volkswirtschaftlehre bringt sie derzeit an der LMU<br />
München zu Ende. Kaum in München angeko<strong>mm</strong>en, bewirbt<br />
sie sich bei BMW und beginnt ein Praktikum bei der Internen<br />
Ko<strong>mm</strong>unikation.<br />
Das Praktikum endet im September 2007, aber sie kann als<br />
Werkstudentin bis Dezember weiter bei BMW in München<br />
arbeiten. Durch eine interne Ausschreibung beko<strong>mm</strong>t sie die<br />
Chance, sich für ein Praktikum bei den Außenstellen von BMW<br />
in den USA zu bewerben. Ihre Chefin aus München empfiehlt<br />
sie in New Jersey und im Dezember wird sie von Rolls-Royce<br />
Motor Cars North America angerufen. Es wird ein Telefoninterview-Date<br />
für den 3. Januar 2008 vereinbart und schon acht<br />
Tage später ko<strong>mm</strong>t die Zusage. Dann muss alles sehr schnell<br />
gehen. Allein das Visum kostet viel Geld und Nerven. Erst einen<br />
Tag vor ihrer Abreise, am 14. März, beko<strong>mm</strong>t sie vom Münchner<br />
Konsulat das ersehnte J1-Visum mit Arbeitserlaubnis – ein<br />
kleiner Papieraufkleber auf dem Reisepass.<br />
Im BMW-Coupé zur Arbeit. Und nur 25 Meilen bis<br />
zur Stadt, die niemals schläft.<br />
Dann geht es endlich los nach Woodcliff Lake in New Jersey,<br />
zum Headquarter of BMW North America, denn Rolls-Royce<br />
gehört wie Mini zu den BMW-Marken. Es hat sich also vorerst<br />
nichts geändert. Kerstin Dittmann ist die nächsten sechs<br />
Monate Praktikantin bei BMW, nur eben jetzt in Amerika. Sie<br />
wird im Sales Operation Team eingesetzt und vom ersten Tag<br />
an wird ihr vollstes Vertrauen entgegen gebracht. „Ich wurde<br />
sofort wie ein vollwertiges Tea<strong>mm</strong>itglied behandelt und nicht<br />
einen Moment wie eine Praktikantin.“ Das ist ein enormer Gegensatz<br />
zu ihren Erfahrungen in Deutschland, wo zwar alle sehr<br />
nett, aber anfangs doch eher verhalten seien und erst die Fähigkeiten<br />
unter Beweis gestellt werden müssten. „Ich durfte am<br />
ersten Arbeitstag gleich in einem Rolls-Royce mitfahren und<br />
schon nach zwei Wochen selbst ans Steuer. Das ist ein so motivierendes<br />
Arbeitsklima und eine wirklich tolle Erfahrung.“ Im<br />
Sales Operation Team wird mit den 32 Rolls-Royce-Händlern in<br />
Nordamerika zusa<strong>mm</strong>engearbeitet und so die Produktionsplanung<br />
und Bestellung gesteuert. Im Vergleich zu BMW sind das<br />
nur kleine Stückzahlen, da jeder Rolls-Royce ein Unikat ist. Die<br />
Bestellungen gehen an das Werk nach Goodwood in England<br />
und dann werden Transport und Auslieferung koordiniert. Ins-<br />
gesamt sind zwölf Praktikanten aus Deutschland und nur eine<br />
amerikanische Praktikantin angestellt. Sie ko<strong>mm</strong>en aus Mün-<br />
Kerstin Dittmanns „Dienstwagen“:<br />
ein Phantom Drophead Coupé<br />
chen, Dresden und Leipzig - ein gutes heimisches Netzwerk.<br />
Aber auch die amerikanischen Kollegen sind sehr aufgeschlossen<br />
und unternehmen viel mit den europäischen Praktikanten.<br />
Besonders gefällt der 25-Jährigen ihr BMW, den sie zu einem<br />
Superpreis geleast hat. Sie fühle sich als Studentin in dem schicken<br />
Wagen schon ein bisschen dekadent, sei aber doch stolz,<br />
jeden Tag mit ihrem 328xi Coupé zur Arbeit zu fahren, sagt<br />
Kerstin Dittmann. – Und weiß sich darin in guter Gesellschaft<br />
ihrer Mitpraktikanten.<br />
Wenn ihr Arbeitstag zu Ende ist, fährt die Praktikantin zu ihrer<br />
Gastfamilie in die Packanack Lake Co<strong>mm</strong>unity in Wayne,<br />
New Jersey. Ganz stolz erzählt sie, dass dort laut Wikipedia<br />
Tom Cruise aufgewachsen sein soll. Hier lebt sie bei dem Musiklehrer<br />
Brian und seiner Frau <strong>Martin</strong>a, einer Deutschen, die<br />
vor 13 Jahren nach einem Praktikum sozusagen in den USA<br />
hängen geblieben ist. Der kleine Ort ist 25 Meilen von New<br />
York City entfernt und bietet so eine gute Mischung aus Land-<br />
und Großstadtleben. In 30 Minuten kann man in der City<br />
sein und fast jeder Ausflug führt Kerstin Dittmann in die nie<br />
schlafende Stadt. Sie fühle sich „pudelwohl“ und sei selbst erschrocken,<br />
dass die Zeit wie im Flug vergehe. Auch nach Ende<br />
des Praktikums in den USA bleiben? Herzlich gerne. Falls sie<br />
bei Rolls-Royce Unterstützung für ihre Magisterarbeit findet,<br />
hängt sie noch ein halbes Jahr dran. Aber generell auswandern<br />
möchte Dittmann nicht: „Deutschland hat im Hinblick auf<br />
Bildung, soziale Ab<strong>siche</strong>rung und Krankenver<strong>siche</strong>rung schon<br />
i<strong>mm</strong>ense Vorteile. Außerdem vermisse ich meine Familie und<br />
meine Freunde in der Heimat.“ Im Oktober ging es zurück nach<br />
München. Dort wartete schon sehnsüchtig ihr kleiner, aber<br />
feiner Peugeot. n