Kultur- Reportage: 35 mm Kontrovers: siche- - Martin-Luther ...
Kultur- Reportage: 35 mm Kontrovers: siche- - Martin-Luther ...
Kultur- Reportage: 35 mm Kontrovers: siche- - Martin-Luther ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
nDurchblick<br />
30<br />
as würde ein MuK-Student auf seinen<br />
Wunschzettel schreiben? Eine Bibliothek vor<br />
Ort, mehr Vielfalt im Lehrangebot, neue Methoden<br />
im Seminar, mehr Aufenthaltsmöglichkeiten<br />
und längere Öffnungszeiten im MMZ, viel<br />
Praxis im Studium, den ‚Wohlfühlfaktor’ in den<br />
Institutsräumen erhöhen, ein Aufladegerät für die<br />
Kopierkarte… ja, die Liste ist i<strong>mm</strong>er noch lang.<br />
Eine Seminargruppe um Dr. Cordula Günther führte im Winterssemester<br />
2006/07 eine Umfrage zur Studienzufriedenheit<br />
unter rund 200 Magisterstudierenden durch. Die Befragung<br />
ergab, dass mehr als 50 Prozent mit ihrem Studium am Department<br />
für Medien- und Ko<strong>mm</strong>unikationswissenschaften<br />
zufrieden sind. Der größte Teil jedoch gab an, dass sich das<br />
Studium nicht mit den Erwartungen deckt, die sie vorher hatten.<br />
Ein scheinbar widersprüchliches Ergebnis, doch die Studienabrecherquote<br />
am Department ist gering.<br />
Hoffnungen und Wünsche<br />
der Studienanfänger<br />
Was erwarten Studienbewerber denn eigentlich von ihrem<br />
MuK-Studium? Wie die Erfahrung zeigt, wissen die Wenigsten<br />
so recht, was nach der Studienentscheidung auf sie zuko<strong>mm</strong>t.<br />
„Irgendwas mit Medien“ – salopp gesagt, spiegelt die Vorstellung<br />
vieler Studienanfänger wider. Die berufliche Zukunft<br />
erscheint oft vage. Das ist nicht verwerflich, denn die Universität<br />
ist ein Ort der Orientierung, der Selbstfindung und des<br />
Ausprobierens. In der erwähnten Umfrage gaben rund zwei<br />
Drittel der Magisterstudierenden an, während des Studiums<br />
ein eigenes Profil zu entwickeln. Das kann man<br />
durchaus positiv sehen, zeugt es doch von der<br />
stets geforderten Selbstständigkeit.<br />
‚Bologna‘ wird zehn<br />
Mit Wünschen und Hoffnungen wurde auch<br />
die Umstellung der Studiengänge auf Bachelor<br />
und Master vorangetrieben. In diesem Jahr feiert<br />
‚Bologna’ seinen 10. Geburtstag, doch nicht allen<br />
ist nach Feiern zumute. Der Bologna-Prozess ist<br />
die größte Umstrukturierung der deutschen Universitäten<br />
seit mehr als 200 Jahren. Die Ziele, mehr<br />
Flexibilität und ein kürzeres und praxisorientierteres<br />
Studium zu schaffen, seien nicht erreicht, meint<br />
Wunschlos glücklich?<br />
Wer erinnert sich nicht gern an seine Kindheit zurück, als man noch hoffnungsfroh<br />
Wunschzettel schrieb? Am liebsten ein Pferd, ein Schwesterchen, einen neuen Puppenwagen,<br />
ein Flugzeug, einen Gameboy… ja, oft war die Liste endlos.<br />
Von Juliane Fritzsch<br />
Studierende mit Plan<br />
Professor Dr. Julian Nida-Rümelin, ehemaliger Kultusstaatsminister<br />
und Professor für akademische Philosophie an der<br />
Ludwig-Maximilian-Universität München – und einstiger<br />
Befürworter der Reform. Im Gegenteil! Nie zuvor sei es so<br />
schwer gewesen, den Studienort zu wechseln, trotz des eingeführten<br />
Punktesystems und der Modularisierung, äußert<br />
Nida-Rümelin im „ZEIT-FORUM der Wissenschaft“. Die Bürokratie<br />
an der Universität sowie Restriktionen bezüglich des<br />
Studienablaufs haben eher zugeno<strong>mm</strong>en.<br />
Die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Universität hat sich auf die Fahne geschrieben,<br />
den Studierenden größtmögliche Wahlfreiheit zu lassen.<br />
Es gibt derzeit keine Einschränkungen, mit welchen Fächern<br />
Nie war es so schwer, den Studienort zu wechseln.<br />
beispielsweise MuK kombiniert werden kann. An unserem Department<br />
reagiert man darauf, indem zeitversetzt alternative<br />
Seminare angeboten werden und die Reihenfolge der Module<br />
zumindest teilweise wählbar ist. Damit wird die Freiheit der<br />
Bachelorstudierenden jedenfalls etwas gestärkt. Andererseits<br />
verursacht die gewünschte Flexibilität Probleme, denn es ist<br />
unmöglich, alle Fächer aufeinander abzusti<strong>mm</strong>en. Und so ist<br />
es der Studierende, der das Nachsehen hat, wenn sich seine<br />
Studienzeit dadurch verlängert. Wer ein Auslands- oder<br />
Urlaubssemester nehmen möchte, muss im schli<strong>mm</strong>sten Fall<br />
gleich ein ganzes Jahr aussetzen, da die Module zum Teil über<br />
zwei Semester laufen bzw. nur im Jahresrhythmus angeboten<br />
werden. Das Ziel, ein kürzeres, flexibleres Studium zu ermöglichen,<br />
zerplatzt wie eine Seifenblase?<br />
Eine Nachkorrektur sei hier dringend<br />
nötig, meint Prof. Nida-Rümelin.<br />
Jedoch anzunehmen, dass solch ein<br />
enormer Veränderungsprozess kritiklos<br />
und sofort zur Zufriedenheit<br />
umgesetzt werden kann, wäre illusorisch.<br />
Deshalb ist die momentane<br />
‚Negativberichterstattung’ der Medien,<br />
die den Bologna-Prozess<br />
als schlecht und gescheitert<br />
bezeichnet, möglicherweise<br />
übertrieben.<br />
In den Medien- und Ko<strong>mm</strong>unikationswissenschaften