Kultur- Reportage: 35 mm Kontrovers: siche- - Martin-Luther ...
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nDurchblick<br />
32<br />
Luxus in Leipzig<br />
Magister-Studierende belegen vermehrt Kurse an der Partneruni<br />
Von Katrin Weißenborn<br />
.49 Uhr. Der Block wird in die Tasche gestopft, Kuli,<br />
Textmarker und Handy fliegen wahllos hinterher. Wütend<br />
über vier Minuten Seminarüberziehung rast Lena<br />
los in Richtung Bahnhof. Mit einem kühnen Sprung erreicht<br />
sie gerade noch die S-Bahn unter dem strafenden Blick<br />
der Schaffnerin, die zeitgleich zur Abfahrt pfeift.<br />
Lena ist eine von vielen MuK-Studierenden, die regelmäßig<br />
nach Leipzig pendeln, um am Institut für Ko<strong>mm</strong>unikations-<br />
und Medienwissenschaften zusätzliche Kurse zu belegen. Möglich<br />
wird das durch den Univerbund, einer Vereinbarung zwischen<br />
der MLU, der Uni Leipzig und Uni Jena. Dieser Verbund<br />
ermöglicht es Studierenden, Lehrveranstaltungen an allen drei<br />
Partneruniversitäten zu besuchen und dort Scheine zu erwerben.<br />
Für Hallenser bietet sich natürlich die Leipziger Uni besonders<br />
an.<br />
In den vergangenen Semestern machen MuK-Studierende vermehrt<br />
Gebrauch von diesem Angebot, allerdings nicht ganz<br />
freiwillig. Sie studieren noch im auslaufenden Magister-Studiengang<br />
und können an ihrer Heimatuni nicht i<strong>mm</strong>er die gewünschten<br />
Hauptseminare belegen. „Da hab ich mir gedacht,<br />
da fahr ich lieber gleich nach Leipzig“, berichtet Lena. Und mit<br />
dieser Einstellung ist sie nicht allein. Besonders Blockseminare<br />
im Bereich Werbung und PR sind bei den Medienstudierenden<br />
beliebt. Blockseminaren haben den Vorteil, dass sie nur zwei<br />
oder drei Mal im Semester stattfinden, die Fahrtkosten in Grenzen<br />
halten, schließlich kostet die Vier-Fahrten-Karte mehr als<br />
20 Euro. Die Blöcke fallen dafür aber meist auf Wochenenden.<br />
Besonders das Angebot an Seminaren aus dem PR-Bereich ist in<br />
Halle eher gering, da es sich dabei nicht um einen Schwerpunkt<br />
Luxus in Halle<br />
des Departments handelt. Das sorgt bei einigen Studierenden<br />
zwar für Frust, das Department sieht sich aber nicht in der<br />
Lage, dem Wunsch nach PR-Seminaren stärker zu entsprechen.<br />
„Diese Spezialisierung war in den Anfangsjahren nicht möglich“,<br />
betont der Leiter des Departments, Professor Manfred<br />
Ka<strong>mm</strong>er. „Erst seit meiner Berufung werden hier überhaupt PR-<br />
Öffentlichkeitsarbeit wird von Studenten gewünscht<br />
Seminare angeboten.“ Und Ka<strong>mm</strong>er bemüht sich redlich, fast<br />
all seine Seminare behandeln die Themen PR und Marketing.<br />
Trotzdem ist Öffentlichkeitsarbeit am Department eher ein<br />
Randgebiet. Ein Teil der Muk-Studierenden muss also derzeit<br />
noch damit leben, dass gewisse Wünsche an das Studium nicht<br />
erfüllt werden können.<br />
Natürlich ist dem Direktor auch der Mangel an Seminaren keine<br />
Neuheit. Allerdings hält er die Befürchtung vieler Magister-Studierender<br />
– die Qualität ihrer universitären Ausbildung würde<br />
durch die Umstellung auf Bachelor sinken – für unbegründet.<br />
„Wir haben das Angebot, das wir i<strong>mm</strong>er gehabt haben“, so<br />
Ka<strong>mm</strong>er. Schließlich dürften nur Professoren Hauptseminare<br />
anbieten und davon gibt es eben nur drei plus einen Junior-<br />
Professor. So kann es i<strong>mm</strong>er mal zu Engpässen ko<strong>mm</strong>en, etwa<br />
dadurch, dass den Professoren in regelmäßigen Abständen Forschungssemester<br />
zustehen.<br />
Diese generelle Situation hat also nichts mit Streichungen im<br />
Seminarangebot für Magister zugunsten der Bachelor zu tun.<br />
Im Gegenteil, am Department ist man sich durchaus bewusst,<br />
dass es noch eine ganze Reihe angehender Magister gibt und<br />
auch noch einige Zeit geben wird. Zur Regelstudienzeit wird<br />
den Studierenden noch ein zeitlicher Aufschlag von vier bis<br />
fünf Semestern gewährt. Mindestens bis zum zwölften Fachsemester<br />
braucht also niemand zu befürchten, dass es keine<br />
Lehrveranstaltungen mehr geben könnte. Danach entscheidet<br />
die Anzahl der noch verbliebenen Magister-Studenten, wie viele<br />
Hauptseminare noch gebraucht werden.<br />
Es muss sich also niemand genötigt fühlen, nach Leipzig zu<br />
pendeln, vielmehr sollten die MuK-Studierenden den Univerbund<br />
als Möglichkeit sehen, sich das Beste herauszupicken. An<br />
welcher Uni gibt es solchen Luxus schon? Und sobald Lena den<br />
Ärger über die morgendliche Pendlerhektik und das verplante<br />
Wochenende verdaut hat, wird ihr das auch langsam klar. n<br />
Lauf, Lena, lauf! – Pendeln erfordert gutes Zeitmanagement