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Produktivität und Energie-Effizienz - Produktion

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Bild: Solar-Fabrik AG, Freiburg<br />

14 <strong>Produktion</strong> Technik : Trends <strong>und</strong> Reports<br />

10. Dezember 2009 • Nr. 49-50<br />

Automatisierungs-Report: Photovoltaik<br />

Automatisierer steuern das Los der Solarbranche<br />

von Annika Mentgen<br />

<strong>Produktion</strong> Nr. 49-50 , 2009<br />

LANDSBERG. Die Photovoltaik-Industrie<br />

galt immer als die ‚Boombranche‘<br />

schlechthin. Doch der weltweite Angebotsüberhang,<br />

der markante Einbruch<br />

in Spanien <strong>und</strong> nicht zuletzt die Finanzkrise<br />

könnten ihr zu schaffen machen.<br />

Durch weitere Automatisierung, günstigere<br />

Materialien <strong>und</strong> damit niedrigere<br />

<strong>Produktion</strong>skosten kann es deutschen<br />

Maschinenbauern jedoch gelingen,<br />

Deutschland auf den Wachstumspfad<br />

zurückzuführen.<br />

Das Jahr 2009 neigt sich dem Ende.<br />

Ein Jahr mit schwacher Wachstumsdynamik<br />

für die Photovoltaik-Branche.<br />

Geringe Auslastungen der <strong>Produktion</strong>skapazitäten<br />

<strong>und</strong> deutliche Auftragseinbrüche<br />

belasten die Maschinenbauer.<br />

Man hofft nun auf das kommende<br />

Jahr. „Bereits für 2010 rechnet<br />

das Gros der Experten mit einer Rückkehr<br />

zu einem starken Wachstum der<br />

Photovoltaikmärkte“, sagt Karl-Heinz<br />

Remmers, Vorstandsvorsitzender der<br />

Solarpraxis AG. Kevin Reddig vom<br />

Fraunhofer-Institut für <strong>Produktion</strong>stechnik<br />

<strong>und</strong> Automatisierung (IPA) bestätigt:<br />

„Im Jahr 2010 wird sich der<br />

Markt zumindest wohl stabilisieren.“<br />

Und Paul Merz, Geschäftsführer von<br />

Reis Robotics, zuständig für das Ressort<br />

Vertrieb <strong>und</strong> seit vielen Jahren mit<br />

der Photovoltaik-Branche vertraut,<br />

meint dazu: „Der überproportionale<br />

Geschäftsanteil aus dem Bereich Photovoltaik<br />

hat sich jetzt wieder relativiert.“<br />

Allerdings habe Reis noch Großaufträge<br />

abzuarbeiten, welche weit in<br />

Seecontainer<br />

für Export, Lagerung<br />

<strong>und</strong> Technik<br />

Standard · Besondere · Umbau<br />

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das Jahr 2009 hineinreichten. „Somit<br />

spüren wir jetzt die Krise in der Photovoltaik-Industrie<br />

in einer Art Übergangsphase“,<br />

sagt Merz.<br />

Um die Photovoltaik-Fertigung in<br />

Deutschland zu halten <strong>und</strong> die Potenziale<br />

dieser Branche weiter zu nutzen,<br />

müssen die Kosten für Photovoltaiksysteme<br />

weiter gesenkt werden. Dazu<br />

beitragen können die deutschen Automatisierungsunternehmen.<br />

Viele sind<br />

seit Jahren in der Photovoltaik-Branche<br />

zu Hause. Reis Robotics kann beispielsweise<br />

auf mehr als 60 gelieferte<br />

Anlagen in die Photovoltaik zurückblicken.<br />

Die Obernburger sehen den Absatzmarkt<br />

von Modulen in Deutschland<br />

als weiterhin stabil.<br />

Dennoch: „Um die derzeitigen Modulpreise<br />

solide stützen zu können,<br />

sind Einsparungen in Materialien <strong>und</strong><br />

<strong>Produktion</strong>skosten erforderlich“, sagt<br />

Geschäftsführer Merz. Reis Robotics<br />

entwickele Technologien <strong>und</strong> Produktmodifikationen,<br />

die zu einer Vereinfachung<br />

in der Herstellung <strong>und</strong> Kostensenkung<br />

der Module selbst führen.<br />

Somit könne eine Stabilisierung der<br />

reduzierten Modulpreise<br />

auch<br />

<strong>und</strong> gerade bei einer<br />

<strong>Produktion</strong> in<br />

Deutschland ermöglicht<br />

werden.<br />

Den vierarmigen<br />

Quattro s650H<br />

entwickelte Adept<br />

speziell für High-<br />

Speed-Anwendungen<br />

in der Photovoltaik-Industrie.<br />

Sicherheitsmesser<br />

zur Unfallverhütung<br />

Tel. +49 212 25805-0 � Fax 25805-55<br />

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Der Automatisierungsgrad in der Fertigung<br />

von Solarmodulen ist hoch – eine weitere<br />

Chance für deutsche Automatisierungsunternehmen,<br />

die es zu nutzen gilt.<br />

Auch die Manz AG beschäftigt sich<br />

bereits seit über 15 Jahren mit Automatisierungslösungen,<strong>Produktion</strong>ssystemen<br />

<strong>und</strong> Inspektionsanlagen<br />

für die Solarzellenfertigung. „Die<br />

Anforderung, die <strong>Produktion</strong>skosten<br />

pro produzierter Watt-Peak-Leistung<br />

deutlich zu reduzieren, steigt“, erklärt<br />

Claus Kuhn, Geschäftsbereichsleiter<br />

systems.cleanroom bei Manz. „Das<br />

heißt, es werden Prozesse integriert<br />

beziehungsweise modifiziert, welche<br />

den Wirkungsgrad der Zellen erhöhen<br />

<strong>und</strong> die Kosten pro WPeak senken.“<br />

Manz bietet präzise <strong>und</strong> schnelle Robotersysteme,<br />

in Verbindung mit leistungsfähigenBildverarbeitungssystemen,<br />

die Taktzeiten von unter 1,5 s bei<br />

minimalen Bruchraten erlauben.<br />

Und dies ist entscheidend bei der<br />

Handhabung von Solarzellen, sind<br />

diese doch nur wenige Millimeter<br />

dünn <strong>und</strong> somit hochempfindlich <strong>und</strong><br />

zerbrechlich. Im kristallinen Bereich<br />

geht es laut Manz um nahezu vollständige<br />

Bruchvermeidung. „Unsere Anlagen<br />

weisen pro automatisiertem<br />

Einzelwafer-Transportschritt eine<br />

Bruchrate von unter 0,05 Prozent auf“,<br />

sagt Kuhn.<br />

In technologischer Hinsicht<br />

hat Deutschland die Nase vorn<br />

Ebenso ist die Größe der fertigen<br />

Solarmodule eine Herausforderung<br />

für das Handling. Bosch Rexroth hat<br />

für einen sicheren <strong>und</strong> sauberen Transport<br />

der Module das Transfersystem<br />

TSsolar im Programm, das eigens<br />

für die Solarindustrie entwickelt wurde.<br />

Es soll sich insbesondere für eine<br />

standardisierte Serienfertigung mit<br />

hoher Ausbringung auf hohem Qualitätsniveau<br />

eignen. Das speziell bei den<br />

empfindlichen Solarprodukten notwendige<br />

sanfte Abbremsen bzw. Beschleunigen<br />

erfolgt anhand von Frequenzumrichtern.<br />

von Susanne Bader<br />

<strong>Produktion</strong> Nr. 49-50 , 2009<br />

AACHEN. Das Institut für Kunststoffverarbeitung<br />

(IKV) an der RWTH Aachen<br />

will gemeinsam mit Industriepartnern<br />

die <strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> Ressourceneffizienz<br />

beim Streckblasverfahren<br />

nachhaltig steigern.<br />

Das Streckblasverfahren hat sich für<br />

die Fertigung von PET-Flaschen etabliert.<br />

Nun haben sich Experten der<br />

Streckblasprozesskette zusammengef<strong>und</strong>en,<br />

um im Rahmen eines Forschungsprojektes<br />

die <strong>Energie</strong>- <strong>und</strong><br />

Ressourceneffizienz bei der Herstellung<br />

von PET-Flaschen zu steigern.<br />

Gr<strong>und</strong>lage der Untersuchungen bildet<br />

eine detaillierte energetische Bilanzierung<br />

des Streckblasprozesses,<br />

Bild: Adept<br />

Manz profitiert im Dünnschichtsektor<br />

von seiner langjährigen LCD-Erfahrung.<br />

„Im Dünnschichtbereich geht es<br />

um die Handhabung von größeren<br />

<strong>und</strong> größten Glasscheiben“, erklärt<br />

Claus Kuhn. Man könne Glasscheiben,<br />

die nur 0,7 mm stark sind, mit geringsten<br />

Bruchraten handhaben.<br />

Für High-Speed-Anwendungen in<br />

der Photovoltaik-Industrie entwickelte<br />

Adept den vierarmigen Roboter Quattro<br />

s650H. Adept verspricht eine Steigerung<br />

der <strong>Produktivität</strong> von bis zu<br />

20 % mit Hilfe dieses Roboters. Auch<br />

der Automatisierungsspezialist ABB<br />

bietet ein breites Spektrum roboterbasierter<br />

Lösungen für die <strong>Produktion</strong><br />

von Wafern, Solarzellen <strong>und</strong> Modulen.<br />

Das Portfolio beinhaltet kompakte<br />

Hochgeschwindigkeitsroboter<br />

für die Handhabung von Platinen <strong>und</strong><br />

Solarzellen, für das Handling <strong>und</strong> die<br />

Montage von Modulen, das Präzisionsschneiden<br />

<strong>und</strong> die Handhabung laminierter<br />

Module, für das Löten von<br />

Komponenten sowie für das Verpacken<br />

<strong>und</strong> Palettieren der fertigen Produkte.<br />

In der Lamination der Solarmodule<br />

sieht Reis Robotics indes in technologischer<br />

Hinsicht „einen Dauerbrenner“.<br />

Paul Merz von Reis: „In diesem<br />

Bereich gibt es auch vielversprechende<br />

Entwicklungen hinsichtlich Kostensenkung<br />

in Material <strong>und</strong> <strong>Produktion</strong>sequipment.“<br />

Technologische <strong>und</strong><br />

technische Herausforderung sei aber<br />

auch das komplette Thema Kontaktierung.<br />

„Hierfür haben wir den Lasereinsatz<br />

etabliert <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>en<br />

nicht nur eine bessere Qualität, sondern<br />

eine Online-Prozesskontrolle <strong>und</strong><br />

so wieder einen weiteren Baustein für<br />

die Erhöhung der Qualität sowie deren<br />

Absicherung geschaffen“, sagt Merz.<br />

In technologischer Hinsicht sind die<br />

deutschen Automatisierer also hervorragend<br />

aufgestellt; Experten sprechen<br />

sogar von der ‚führenden Rolle‘. Doch<br />

dass China bei der Herstellung von Solarzellen<br />

mittlerweile Deutschland<br />

überholt hat, kommt nicht von ungefähr.<br />

Niedrigere Lohnkosten locken<br />

deutsche Maschinenbauer noch immer;<br />

vor diesem Hintergr<strong>und</strong> müssen<br />

Termin: 9. bis 11. Juni 2010<br />

Veranstaltungsort: Messe München<br />

Zielgruppe: Entscheider aus Industrie,<br />

Handel <strong>und</strong> Handwerk, Hersteller,<br />

Zulieferer, Institutionen <strong>und</strong><br />

Verbände der Solarwirtschaft<br />

www.intersolar.de<br />

auf deren Basis Methoden zur Beurteilung<br />

der <strong>Effizienz</strong> industrieller Streckblasmaschinen<br />

<strong>und</strong> Komponenten entwickelt<br />

werden. Anhand dieser Methoden<br />

werden verschiedene Ansätze zur<br />

Steigerung der <strong>Energie</strong>effizienz des<br />

Aufheizprozesses sowie zur Steigerung<br />

der Ressourcen- <strong>und</strong> <strong>Energie</strong>effizienz<br />

des Umformprozesses verfolgt.<br />

Beteiligt an dem Vorhaben sind neben<br />

dem IKV u. a. der Hersteller von<br />

Streckblasmaschinen KHS Corpoplast,<br />

Hamburg. Er bringt sein Know-how<br />

zur Verfahrens- <strong>und</strong> Maschinentechnik,<br />

zu Materialeigenschaften <strong>und</strong> zum<br />

Flaschendesign in das Projekt ein. Zusammen<br />

mit der auf thermische Prozesse<br />

spezialisierten Firma AdPhos Innovative<br />

Technologies, Bruckmühl-<br />

Heufeld, sollen Ansätze zur Steigerung<br />

des energetischen Wirkungsgrades der<br />

ihre Anlagen noch leistungsfähiger<br />

<strong>und</strong> effizienter werden.<br />

Kevin Reddig vom Fraunhofer IPA<br />

nennt hier die Stichworte Standardisierung,<br />

vereinfachte Wartung, längere<br />

Standzeiten <strong>und</strong> weitere Automatisierung.<br />

Paul Merz von Reis Robotics<br />

sieht vor allem in der einfachen Bedienung<br />

der Anlagen <strong>und</strong> der Qualitätssicherung<br />

in den einzelnen Prozessen<br />

die Schlüsselkriterien. „Dies führt dazu,<br />

dass deutsche <strong>und</strong> europäische<br />

Modulbauer günstiger produzieren<br />

können, ohne die hohe Qualitätsanforderung<br />

aufgeben zu müssen.“<br />

Gefahr: Deutscher Maschinenbau<br />

könnte seine Stellung verlieren<br />

Beim Deutschland-China-Vergleich<br />

muss jedoch zwischen der reinen <strong>Produktion</strong><br />

auf der einen Seite <strong>und</strong> der<br />

Technologie, Entwicklung <strong>und</strong> Kernkompetenz<br />

auf der anderen Seite unterschieden<br />

werden. Letzteres wird<br />

auch in Zukunft in Deutschland bleiben.<br />

„Wir sehen da Deutschland auch<br />

zukünftig in der vorderen Reihe“, sagt<br />

Merz. Die <strong>Produktion</strong> selbst werde parallel,<br />

wenn auch in verstärktem Maß<br />

im Ausland ausgebaut. Doch Merz<br />

glaubt nicht daran, dass die Fertigung<br />

aus Deutschland verschwinden wird,<br />

„schon aus Gründen der engen Rückkopplung<br />

zur Entwicklung, aber auch<br />

aus Gründen der Qualität <strong>und</strong> langlebigen<br />

<strong>Effizienz</strong> der Module“.<br />

Kevin Reddig sieht das jedoch nicht<br />

ganz so optimistisch: „Ohne neue, genügend<br />

große Fertigungskapazitäten<br />

in Europa wird auch der deutsche Maschinenbau<br />

langfristig seine Stellung<br />

verlieren.“ Die positive Marktentwicklung<br />

in Italien <strong>und</strong> Griechenland könnten<br />

demnach die deutschen Maschinenbauer<br />

beflügeln. Merz: „Bedingt<br />

durch unpassende <strong>und</strong> umstrittene<br />

Entscheidungen hinsichtlich der Einspeisevergütung<br />

sehen wir gerade in<br />

Italien <strong>und</strong> Griechenland eine Chance<br />

zu deutlichem Wachstum. Hier wird<br />

auch, bedingt durch die geographische<br />

Lage, Grid Parity in etwa fünf Jahren<br />

erreicht sein.“<br />

Termine für Automatisierer<br />

Termin: 8. bis 11. Juni 2010<br />

Veranstaltungsort: Messe München<br />

Zielgruppe: Hersteller <strong>und</strong> Anwender<br />

von Montage- <strong>und</strong> Handhabungstechnik,<br />

Robotik sowie Industrieller<br />

Bildverarbeitung<br />

www.automatica-munich.com<br />

Forschungskooperation<br />

PET-Flaschen effizienter herstellen<br />

Preform-Erwärmung erarbeitet werden.<br />

Die Erkenntnisse sollen durch<br />

den Okertaler Mineralbrunnen, Goslar,<br />

dann in der Anwendung erprobt<br />

werden. Der Hersteller alkoholischer<br />

Erfrischungsgetränke wird die Ergebnisse<br />

der Untersuchungen auf einer<br />

industriellen Streckblasmaschine umsetzen<br />

<strong>und</strong> energetisch bewerten.<br />

Die Koordination <strong>und</strong> wissenschaftliche<br />

Betreuung der Forschungsaktivitäten<br />

liegt beim Institut für Kunststoffverarbeitung<br />

(IKV) an der RWTH Aachen.<br />

Das IKV unterstützt das Projekt<br />

zudem mit der durchgängigen Simulation<br />

aller Prozessschritte. Gefördert<br />

wird das Projekt durch Mittel des B<strong>und</strong>esministeriums<br />

für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />

innerhalb des Forschungsprogrammes<br />

‚KMU-innovativ: <strong>Produktion</strong>sforschung‘.

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