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EISSPEEDWAY-WM<br />
Die unheimliche Siegesserie von Igor Kononow<br />
dauert an. Der Russe blieb im fast 1700 Meter<br />
über dem Meeresspiegel gelegenen Medeu-<br />
Eisstadion ungeschlagen und stand logischerweise<br />
am GP-Wochenende in Kasachstan zweimal<br />
ganz oben auf dem Podium.<br />
Am Sonnabend gab es große Probleme, das<br />
Rennen erfolgreich über die Bühne zu bringen.<br />
Der Auftaktlauf wurde nach einem Sturz von<br />
Daniil Iwanow abgebrochen. Der Re-run konnte<br />
jedoch nicht gestartet werden, weil innerhalb<br />
weniger Minuten dichter Nebel im Stadion<br />
herrschte. Man entschied sich, eine Stunde zu<br />
warten. Und tatsächlich, danach konnte das<br />
Rennen fortgesetzt werden. Doch nach 20 Läufen<br />
wiederholte sich die Situation. Diesmal<br />
warteten die Verantwortlichen nicht mehr darauf,<br />
dass der Nebel sich wieder auflöst. Man<br />
beschloss, das Rennen nach der Qualifikation<br />
zu werten. Kononow erkämpfte in dieser Rennphase<br />
Punktemaximum und gewann. Dimitri<br />
Koltakow belegte mit 14 Zählern Rang 2, gefolgt<br />
von Dimitri Komisewitsch, der das Turnier<br />
mit 13 Punkten abschloss. Nach dem misslungenen<br />
Sonntagsrennen in Schadrinsk fand<br />
Franz Zorn zu seiner gewohnten Stärke zurück<br />
und war wieder bester Nicht-Russe. Der Österreicher<br />
erzielte einen Dreier und wurde mit<br />
11 Zählern Fünfter. Günther Bauer verletzte<br />
sich in Russland am Fuß, aber in Almaty war<br />
die Verletzung schon einigermaßen verheilt,<br />
sodass der Schlechinger eine starke Leistung<br />
bringen konnte. „Heute lief es ganz nach unserer<br />
Vorstellung in Almaty. Platz 6 und 10 Punkte<br />
können sich sehen lassen. Ich habe annähernd<br />
wieder zu meiner alten Form zurückgefunden<br />
und bin recht zufrieden gewesen. Wegen Nebels<br />
wurden die Halbfinals gestrichen, es<br />
herrschte einfach null Sicht“, teilte der 45-Jährige<br />
mit, der zwei Siege verzeichnete. Auch Harald<br />
Simon schaffte es zum ersten Mal in dieser<br />
Saison, unter die Topacht zu kommen. Der<br />
Waldviertler holte einen Sieg und landete mit<br />
8 Punkten auf Rang 8. Max Niedermaier wurde<br />
mit 6 Zählern Tageszehnter, gefolgt von Johann<br />
Weber, der 4 Punkte erkämpfte.<br />
Für Daniil Iwanow war das Rennen schon nach<br />
dem Auftakt zu Ende. Der zweifache Weltmeister<br />
stürzte in Führung liegend und wurde ins<br />
Krankenhaus gebracht. Dort stellten Mediziner<br />
fest, dass sich der 30-Jährige beim Sturz das<br />
Schultereckgelenk herausgerissen hatte. Das<br />
ist die gelenkige Verbindung zwischen dem<br />
Schlüsselbein und dem Schulterblatt. Wann<br />
der Pilot wieder Eisspeedwayrennen bestreiten<br />
kann, ist noch ungewiss. Iwanow hofft,<br />
dass er in Berlin dabei sein wird. Auch Niclas<br />
Svensson hatte auf der 400 Meter langen Bahn<br />
einen folgenschweren Sturz zu beklagen. In<br />
Heat 8 fuhr der Skandinavier in der Kurve in eine<br />
Rille und verlor die Kontrolle über sein Motorrad.<br />
Er konnte sich vorerst vor einem Sturz<br />
retten, fuhr jedoch geradeaus Richtung Strohballen<br />
und kollidierte dort mit Niedermaier.<br />
Dabei erlitt der 26-Jährige eine Knieverletzung<br />
und absolvierte danach keine Läufe mehr.<br />
Am zweiten Renntag hatten die Organisatoren<br />
mehr Glück und das Rennen konnte problemlos<br />
abgewickelt werden. Igor Kononow bewies<br />
einmal mehr, dass er sich momentan in der<br />
sportlichen Form seines Lebens befindet. Der<br />
29-Jährige fand wieder keinen Bezwinger, kam<br />
auf fabelhafte 21 Punkte und bestieg die<br />
höchste Podeststufe zum vierten Mal in Folge.<br />
Er hatte überwiegend gute Starts und machte<br />
auf der Distanz kaum Fahrfehler. Und auch bei<br />
schlechteren Starts konnte er sich schnell<br />
durchsetzen. Überraschenderweise hatte Kononow<br />
nicht gegen seine Landsleute, sondern<br />
im Duell mit Zorn seine Probleme, einen Dreier<br />
zu erzielen. In Lauf 16 kämpfte er zuerst mit<br />
Bauer und als er sich gegen den Deutschen<br />
durchsetzen konnte, ging Zorn in Führung. Erst<br />
in der vorletzten Wende machte der Österreicher<br />
einen Fehler, den Kononow sofort ausnutzte<br />
und vorbeizog. Im Endlauf übernahm<br />
der Fahrer aus Togliatti schon auf der ersten<br />
Gerade die Führung, aber Koltakow gab nicht<br />
auf und setzte in der Endphase Kononow unter<br />
Druck. Am Ende musste sich der Weltmeister<br />
von 2015 mit Tagesplatz 2 begnügen. Koltakow<br />
liegt in der WM-Wertung immer noch an der<br />
Spitze, aber sein Vorsprung auf Kononow beträgt<br />
nur noch 2 Punkte. Dimitri Komisewitsch<br />
wurde Dritter. Langsam wird es schwierig für<br />
den 31-Jährigen, den Titel erfolgreich zu verteidigen.<br />
Sein Rückstand auf Koltakow beträgt<br />
schon stattliche 11 Punkte.<br />
Zum zweiten Mal in dieser Saison erreichte<br />
Franz Zorn das Finale. In Heat 22 lag der Saalfeldener<br />
zwei Runden lang an 3. Position, aber<br />
in der dritten Runde beging Dinar Walejew in<br />
der Kurve einen groben Fehler. Der 21-Jährige<br />
ging zwar nicht zu Boden, blieb aber fast stehen,<br />
was Zorn eiskalt ausnutzte und sich im<br />
Ziel hinter Koltakow als Zweiter meldete. Im<br />
Endlauf kam der Österreicher nicht über den<br />
letzten Platz hinaus, aber er erkämpfte insgesamt<br />
13 Punkte und konnte in der WM-Wertung<br />
den verletzten Iwanow überholen. Zorn ist zurzeit<br />
Fünfter.<br />
Günther Bauer hatte am Sonntag einen verheißungsvollen<br />
Rennanfang. Der Pilot schlug in<br />
seinem ersten Lauf den Russen Walejew und<br />
war nach zwei Durchgängen noch ungeschlagen.<br />
Die Qualifikation schloss der Deutsche<br />
mit 10 Zählern ab, schied jedoch im Semifinale<br />
aus. „Es hat wieder super funktioniert. Zwei<br />
Laufsiege, 10 Punkte und der 7. Platz stimmen<br />
mich zufrieden. Im Halbfinale ist mir der Karren<br />
in einer Rille nach innen gesprungen, ich<br />
musste leicht durchs Innenfeld und wurde disqualifiziert.<br />
20 Punkte aus Kasachstan mit<br />
nach Hause zu nehmen, kann sich sehen lassen.<br />
Morgen geht es nach langer Zeit wieder<br />
nach Hause“, so der Schlechinger, der im WM-<br />
Klassement momentan Achter ist. Johann Weber<br />
punktete am zweiten Renntag in jedem<br />
Lauf, erkämpfte 6 Punkte, was für Platz 9 reichte.<br />
Das ist die bisher beste GP-Platzierung des<br />
Schlierseers in diesem Jahr. Max Niedermaier<br />
hatte am Ende einen Zähler weniger als sein<br />
Landsmann und wurde Elfter. Harald Simon<br />
war es nicht gelungen, an seinen Erfolg vom<br />
Vortag anzuknüpfen. Der Österreicher stürzte<br />
in Heat 3 und wurde disqualifiziert. Zum Glück<br />
erlitt er keine Verletzung und konnte die weiteren<br />
Heats absolvieren. Im letzten Durchgang<br />
hatte Simon noch einen Ausfall an 3. Stelle liegend<br />
zu beklagen. Mit insgesamt 5 Punkten<br />
landete der 49-Jährige auf Rang 10. Jan Klatovsky,<br />
der sich in Schadrinsk einen Bruch des<br />
kleinen Fingers zugezogen hatte, erzielte an<br />
beiden Tagen jeweils 4 Punkte. Niclas Svensson<br />
bestritt am Sonntag nur einen Lauf. Im ersten<br />
Durchgang stürzte der Schwede wieder<br />
und danach blieb sein Startplatz frei.<br />
Nach der schweren Verletzung von Jimmy Olsen<br />
war es den Veranstaltern nicht gelungen,<br />
das Starterfeld mit einem der Standby-Fahrer<br />
zu füllen. Weder Timo Kankkunen aus Finnland<br />
noch Luca Bauer kamen nach Kasachstan. Den<br />
Platz von Olsen nahm der erste Reservist Denis<br />
Slepuchin ein und der zweite Reservefahrer<br />
Wladimir Tscheblokow ersetzte am Sonntag<br />
Daniil Iwanow. • Text: Georg Dobes • Fotos: David<br />
Reygondeau/good-shoot.com<br />
16 BAHNSPORT AKTUELL März '17