WIRTSCHAFT+MARKT 2/17

22 | W+M LÄNDERREPORT
Gebremster Start der Gigaliner
Fünf Jahre lief der Feldversuch des Bundesverkehrsministeriums
zum Einsatz von Lang-Lkw – er endete am 31. Dezember 2016.
Minister Alexander Dobrindt (CSU) hat sich bereits für die
Übernahme der Gigaliner in den Regelbetrieb ausgesprochen.
Doch der Gegenwind ist nach wie vor heftig. Von Dr. Ulrich Conrad
Kurz vor Toresschluss stellte die Regionalzeitung
Märkische Allgemeine
nach einer Forsa-Umfrage im Oktober
fest: 81 Prozent der Brandenburger
sind gegen die 25-Meter-Lkw. Das sind
deutlich mehr als im Bundesdurchschnitt,
der bei 72 Prozent liegt. Unter Älteren ist
die Ablehnung ausgeprägter als unter Jüngeren,
doch auch politisch überwiegt die
Skepsis quer durch alle Parteien. Brandenburg
hatte wie andere SPD-regierte Länder
erst spät der Beteiligung am Test zugestimmt.
Berlin, das Saarland und Rheinland-Pfalz
nehmen nicht teil, das Transitland
Sachsen-Anhalt hat Fahrten über die
Autobahnen A2 und A9 genehmigt. Die
Widerstände bringt der brandenburgische
Landtagsabgeordnete Michael Jungclaus
von den Grünen auf den Punkt: „Statt mehr
Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern,
kommen mit dem Gigaliner noch mehr Güter
auf die Straße.“ Das Nachsehen hätte
der umweltfreundlichere Schienentransport.
Während die Allianz pro Schiene seit
Jahren gegen die Riesenlaster mit recht
großer Resonanz Sturm läuft, haben Speditionen
und Lkw-Hersteller das Umweltargument
für sich entdeckt. Ein Gigaliner
ersetzt drei herkömmliche Lkw, heißt
es da. „Ich spare jährlich 145.000 Kilogramm
CO 2“ verkündet eines der umstrittenen
Fahrzeuge auf seinem Kasten. Doch
besonders oft bekommt man diese Botschaft
nicht zu sehen: Auf den 11.600 Kilometern
ausgewiesener Teststrecken sind
Lang-Lkws anders als vorhergesagt eher
selten unterwegs. Nur 59 Unternehmen
mit 156 Lang-Lkw hatten sich bundesweit
zum Ende des Sommers bei der Bundesanstalt
für Straßenwesen für den Feldversuch
angemeldet. Das Interesse der Transportbranche
ist demnach sehr viel begrenzter
als die Kampagnen gegen den Feldversuch
vermuten lassen. In der Phalanx der Gegner
engagiert sich neben Umweltschützern
auch die Bahn-Lobby, die einen weiteren
Stellenabbau im ohnehin gebeutelten Gütertransportbereich
befürchtet.
Ungeliebter Gütertransport
„Es ist schade, dass es nicht gelungen
ist, die Fakten richtig bekannt zu machen“,
sagt Gerd Bretschneider, Ge-
Foto: Krone
WIRTSCHAFT+MARKT | 2/2017