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WIRTSCHAFT+MARKT 2/17

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SACHSEN | 25<br />

Fotos: Andreas Hermsdorf/pixelio.de (links), Sachsenforst/Klaus Kühling (rechts)<br />

Im vergangenen Jahr wurden allein im<br />

sächsischen Staatswald rund 1,2 Millionen<br />

Kubikmeter Holz eingeschlagen.<br />

Rechnet man den Holzeinschlag im Privatund<br />

Körperschaftswald hinzu, erntet man<br />

in Sachsen pro Jahr etwa 2,3 Millionen Kubikmeter<br />

Holz, unter anderem für die holzverarbeitende<br />

Industrie, das Handwerk und<br />

Brennholzkunden – Tendenz gleichbleibend<br />

bis steigend. Dabei gehört Sachsen noch<br />

nicht einmal zu den waldreichsten Bundesländern.<br />

Mit einem Anteil von rund 29 Prozent<br />

Waldfläche an der Gesamtlandesfläche<br />

rangiert der Freistaat im bundesweiten Vergleich<br />

eher im unteren Mittelfeld.<br />

Betreibt man in Sachsen also Raubbau am<br />

Wald? Keineswegs. Denn der jährliche Holzzuwachs<br />

im Gesamtwald liegt bei rund vier<br />

Millionen Kubikmetern, ist also doppelt so<br />

hoch, wie der Holzeinschlag.<br />

Gleichzeitig lässt sich der Freistaat seinen<br />

Wald einiges kosten: Gut 15 Millionen Euro<br />

investiert er in den Waldumbau und die Sanierung<br />

von Waldschäden allein innerhalb<br />

des Staatswaldes. Dieser wird jährlich auf<br />

1.300 Hektar „umgebaut". Das heißt, die<br />

für Extremwettersituationen und Schädlinge<br />

anfälligen und zum Teil auch nicht standortgerechten<br />

Monokulturen aus Fichte und<br />

Kiefer werden nach und nach durch stabile,<br />

ökologisch vielseitige und damit leistungsfähige<br />

Mischwälder ersetzt. Dazu werden<br />

Jahr für Jahr im Landeswald zwischen fünf<br />

und sechs Millionen junge Waldbäume – vor<br />

allem Stiel- und Traubeneichen, Rotbuchen,<br />

Weißtannen, Bergahorne, aber auch Douglasien<br />

sowie Roteichen – gesetzt. Auch<br />

Saatgut wird in den Wäldern ausgebracht.<br />

Doch damit der sächsische Zukunftswald<br />

stabil und vielfältig wird, müssen einige<br />

Kriterien erfüllt sein: Zunächst ist die Herkunft<br />

des Saatgutes entscheidend, für dessen<br />

Gewinnung jährlich etliche „Zapfenpflücker"<br />

den sächsischen Bäumen aufs Dach<br />

steigen. Entscheidend ist auch, wie die jungen<br />

Bäumchen in die Erde kommen. Auf<br />

gut durchwurzelbaren Standorten mit ausreichender<br />

Wasserversorgung ist die Pflanzung<br />

wurzelnackter Bäume das Standardverfahren.<br />

Besonders im Herbst und auf<br />

sehr anspruchsvollen, beispielsweise trockenen<br />

Standorten, haben sich so genannte<br />

Containerpflanzen bewährt. Diese werden<br />

seit Sommer 2016<br />

auch bei Sachsenforst<br />

am Standort in Graupa<br />

erzeugt. Dafür wurde<br />

eine moderne Umtopfungsanlage<br />

errichtet.<br />

Perspektivisch sollen<br />

so jedes Jahr weitere<br />

100.000 junge Bäume<br />

für den Waldumbau bereitgestellt<br />

werden. Insgesamt<br />

hat der Staatsbetrieb<br />

Sachsenforst in<br />

2016 rund 2,3 Millionen<br />

Bäumchen in seinen<br />

betriebseigenen Baumschulen<br />

produziert.<br />

Kalkung unterstützt Regeneration<br />

Seit 1986 wird jährlich in den Mittelgebirgswäldern<br />

eine Bodenschutzkalkung aus der<br />

Luft durchgeführt. Die waldeigentumsübergreifende<br />

Maßnahme dient dazu, die<br />

hohen, durch frühere Immissionen bedingten<br />

Säureeinträge im Oberboden dauerhaft<br />

abzupuffern und damit Baumbestand<br />

und Waldboden zu regenerieren. Seit Beginn<br />

der Maßnahme bis 2016 wurden insgesamt<br />

knapp 380.000 Hektar Wald gekalkt.<br />

Seit 2007 wurde die Maßnahme auf 89.000<br />

Hektar durch das ELER-Programm der Europäischen<br />

Union mit rund 20 Millionen Euro<br />

kofinanziert. Im Förderzeitraum 2014 bis<br />

2020 stehen 14,5 Millionen Euro zur Verfügung,<br />

um rund 56.000 Hektar von Bodenversauerung<br />

betroffene Wälder zu kalken.<br />

Für eine nachhaltige Forstwirtschaft braucht<br />

es gut ausgebildete Fachleute. Deshalb werden<br />

pro Jahr etwa 40 Ausbildungsplätze von<br />

Sachsenforst und anderen Betrieben sowie<br />

der Ausbildungsinitiative Forst e. V. offeriert.<br />

Private Dienstleister, die mittlerweile knapp<br />

drei Viertel des Holzeinschlags im Landeswald<br />

realisieren, aber auch größere kommunale<br />

und private Forstbetriebe sowie Sachsenforst<br />

sind potenzielle Arbeitgeber. Aus<br />

den Absolventen der forstlichen Universitäten<br />

und Fachhochschulen rekrutiert Sachsenforst<br />

die Teilnehmer der Laufbahnausbildung<br />

für den höheren und gehobenen Forstdienst.<br />

Diese Kompetenz kommt nicht nur<br />

dem Landeswald zugute, sondern auch körperschaftlichen<br />

und vor allem privaten Waldbesitzern,<br />

in deren Händen sich nahezu die<br />

Baumpflanzung im sächsischen Staatswald.<br />

Hälfte des Waldes in Sachsen befindet – ein<br />

nicht ganz unproblematischer Fakt.<br />

Beratung für Privatwaldbesitzer<br />

Denn die Privatwaldbewirtschaftung wird<br />

durch seine kleinflächige Struktur erschwert:<br />

59 Prozent des Holzvorrates im Privatwald<br />

wächst in Betrieben mit Größen unterhalb<br />

20 Hektar, 91 Prozent der privaten Forstbetriebe<br />

besitzen Größen von unter fünf Hektar.<br />

Zur Überwindung der überwiegend<br />

strukturell begründeten Bewirtschaftungsnachteile<br />

hat Sachsenforst die Aufgabe, private<br />

Waldbesitzer so zu unterstützen, dass<br />

sie in die Lage versetzt werden, ihren Wald<br />

pfleglich, sachgemäß und gewinnbringend<br />

zu bewirtschaften und sie dabei ihren umfangreichen<br />

gesetzlichen Verpflichtungen<br />

nachkommen können. Praktisch sieht das<br />

so aus, dass Sachsenforst den Privatwaldbesitzern<br />

über gezielte Beratung und Fortbildungen<br />

Hilfe zur Selbsthilfe anbietet. Mit<br />

Fördermitteln von EU, Bund und Land werden<br />

forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse<br />

und einzelne Waldbesitzer beispielsweise<br />

beim Waldumbau, beim Wegebau oder<br />

bei der gebündelten Holzvermarktung über<br />

Verträge des Sachsenforstes unterstützt.<br />

Und wenn man – wie Sachsenforst in 2016<br />

– im Jahr rund 70 Millionen Euro allein aus<br />

dem Holzverkauf generieren will, bedarf es<br />

neben qualitativ hochwertigem Holz auch<br />

einer hohen Flexibilität. Denn der Holzmarkt<br />

ist – wie nahezu alle Märkte – in ständiger<br />

Bewegung. Die Perspektiven für die Forstwirtschaft<br />

in Sachsen jedenfalls stehen auf<br />

Wachstum.<br />

W+M<br />

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