WISSEN Zurzeit ist eine Tiefenbohrung geplant. «Ein Stück vom Erdmantel heraufzuholen, wäre ein geologischer Schatzfund wie das Mondgestein», sagt ein beteiligter Forscher. darin das Mineral Ringwoodit. Zuvor hatte man dieses nur in Meteoriten gefunden. Weil Diamanten wie auch Ringwoodit nur unter grossem Druck entstehen können, gehen die Forscher davon aus, dass das Fundstück aus rund 500 Kilometern Tiefe stammt – aus der Übergangszone zwischen dem oberen und unteren Erdmantel. Doch der drei Millimeter grosse Krümel enthielt auch 1,4 Prozent Wasser. Und dies war die eigentliche Sensation. Die Entdeckung deutet darauf hin, dass es in der unteren Übergangszone des Erdmantels riesige Mengen von eingeschlossenem Wasser geben könnte. Im Gestein des Erdmantels könnte sogar dreimal so viel Wasser gebunden sein wie in allen Ozeanen zusammen. Doch es braucht nicht immer Vulkanausbrüche, manchmal fördert die Erde auch auf unspektakuläre Weise interessantes Material aus ihrem Innern zutage. Zum Beispiel Serpentinite, welche unter anderem auch in den Schweizer Alpen gefunden werden. Serpentinit ist umgewandeltes Magma-Gestein, das aus ultrabasischem Tiefengestein hervorging. Vor Millionen von Jahren noch zum Erdmantel unter dem Ozean gehörend, wird es durch tektonische Prozesse nach oben gehoben. Im arabischen Hadjar-Gebirge, im Oman, findet man derartiges Material. Für Wissenschaftler eine Fundgrube. Aber das Gestein ist Millionen von Jahren alt und stark verwittert. Zudem wurde es mit der Zeit mit einer grösseren, unbekannten Menge von Kohlenmonoxyd versetzt. Die Forscher wünschen sich deshalb, einmal frisches, unbelastetes Mantelmaterial untersuchen zu können. Nötig dafür ist eine Tiefenbohrung! Eine solche Bohrung wird derzeit geplant. Einer der beteiligten Forscher, der Brite Damon Teagle sagt: «Ein Stück vom Erdmantel heraufzuholen, wäre ein geologischer Schatzfund wie das Mondgestein.» Doch wie wollen die Forscher verhindern, dass sie nicht wie bei der Kola-Bohrung auf halbem Weg zum Erdmantel steckenbleiben? Sie machen sich eine geologische Besonderheit zunutze: Die Moho liegt zwar unerreichbare 30 – 60 Kilometer tief unter Das japanische Schiff Chikyu besitzt einen 130 Meter hohen Bohrturm. dem Festland der Kontinente, aber an manchen Stellen findet man sie nur vier Kilometer unter dem Meeresboden. Die Bohrung soll deshalb von einem Schiff aus erfolgen. Auf der ganzen Welt gibt es nur ein Schiff, das sich für dieses Projekt eignet. Die «Chikyu» aus Japan. Sie verfügt über einen 130 Meter hohen Bohrturm, in dem ein Elektromotor das bis zu zehn Kilometer lange Bohrgestänge antreibt. Die Forscher hoffen, an der Grenze zwischen Erdkruste und Erdmantel mehr als nur Erkenntnisse über altes Gestein zu gewinnen. Existiert unter dem gigantischen Druck der Masse und in grosser Hitze vielleicht gar Leben? Ausgeschlossen ist es nicht. Auf dem Meeresboden wurden schon Bakterien gefunden, die mehr als 120 Grad aushalten. Andere Mikroben halten elf Kilometer unter Wasser einen Druck von 1000 Bar aus. Mehr noch: Sie brauchen ihn sogar, um existieren zu können. IN 3000–5000 KILOMETERN TIEFE Die Grenzschicht zwischen unterem Erdmantel und äusserem Erdkern wird «D- Schicht» genannt. Sie ist rund 200 Kilometer dick und liegt in ungefähr 3000 Kilometer Tiefe. Druck und Temperatur steigen hier drastisch an. Experten sprechen von 5000 Grad Celsius. Hier beginnt das Gestein flüssig zu werden. Es besteht vor allem aus den Elementen Nickel und Eisen. In dieser elektrisch leitenden Flüssigkeit, die kaum zäher als Wasser ist, können sich durch Fliessbewegungen elektrische Ströme verstärken und Magnetfelder ausbilden. Hier entsteht das Erdmagnetfeld. Der äussere Erdkern reicht bis in eine Tiefe von etwa 5150 Kilometern. Wie geht man vor, etwas zu erkunden, an das man nie herankommen wird? Die Wissenschaftler versuchen gar nicht erst, dem Erdkern möglichst nahe zu kommen, sondern erkunden ihn vom Weltraum aus. Sie profitieren dabei von den jüngsten Erkenntnissen der Astrophysik. Drei Satelliten der europäischen Weltraumorganisation ESA umkreisen die Erde derzeit im Verbund. Jeder ist ausgerüstet mit mehreren Sensoren, die das Magnetfeld der Erde im Visier haben. Die Mission «Swarm» (Schwarm) soll bis Ende 2017 laufen. Eine erste Zwischenbilanz zeigt, dass sich das Magnetfeld, das unseren Planeten vor kosmischer Strahlung und Sonnenstürmen schützt, sich allmählich abschwächt. Rätselhaft ist jedoch, dass dies nicht für jede Region gilt. Zum Beispiel im südlichen Indischen Ozean wird das Magnetfeld stärker. Die Vorgänge tief im Erdinneren, an der Grenze zwischen Mantel und Kern, sind für die Wis- Foto: wikipedia.com/Gleam 16 s’Positive 2 / 2017
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