als Datei - Freie Waldorfschule Heidelberg
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Ausblicke<br />
Toleranz und globales Lernen<br />
Interview mit Albert Schmelzer zur interkulturellen <strong>Waldorfschule</strong><br />
Welche Aufgaben hat die Waldorfschulbewegung<br />
heute?<br />
Die Schulbewegung umfasst inzwischen über<br />
200 Schulen in Deutschland und etwa 1000 Schulen<br />
weltweit, von ihr gehen vielfältige Impulse in<br />
der Bildungslandschaft aus: der Nachweis, dass<br />
die Schülerinnen und Schüler ohne den Druck des<br />
Sitzenbleibens zu Leistungen kommen, der Hinweis<br />
auf die Möglichkeit, schon ab der ersten<br />
Klasse in mehrere Fremdsprachen nachahmend<br />
hineinwachsen zu können, das Herausstellen der<br />
Bedeutung des Künstlerischen im Erziehungsprozess.<br />
Darüber hinaus sehe ich die Aufgabe, gesellschaftliche<br />
Problemfelder aufzugreifen und zu<br />
zeigen, welche Impulse in diesem Zusammenhang<br />
von der Waldorfpädagogik ausgehen können.<br />
Eines der zentralen pädagogischen Probleme<br />
ist dabei die systematische Benachteiligung der<br />
Migrantenkinder im dreigliedrigen Schulsystem:<br />
im Vergleich mit den Migrantenkindern verließen<br />
im Jahre 2004 dreimal so viele Deutsche die Schule<br />
mit Abitur, hingegen blieben doppelt so viele<br />
Migrantenkinder ohne Abschluss wie deutsche<br />
Schüler. Mit einigen Kolleginnen und Kollegen<br />
habe ich daher im Jahre 2003 eine erste interkulturelle<br />
<strong>Waldorfschule</strong> in Mannheim-Neckarstadt,<br />
einem sozialen Brennpunkt, begründet; die Hälfte<br />
der Kinder sind Deutsche, die andere Hälfte Migrantenkinder<br />
aus 11 Nationen.<br />
Nach welchem Konzept arbeitet diese Schule?<br />
Die pädagogische Grundlage der Schule ist die<br />
Waldorfpädagogik, in der Ausgestaltung hat sie<br />
einige Besonderheiten. Sie ist eine Ganztagsschule<br />
mit Unterricht bis 15 bzw. 16 Uhr, so dass die<br />
Möglichkeit besteht, in den frühen Nachmittags-<br />
stunden einen „Projektunterricht“ anzubieten.<br />
Dabei arbeiten die Schülerinnen und Schüler zumeist<br />
in Gruppen von etwa 12 Teilnehmern, in<br />
Epochen von etwa 4 Wochen an vielfältigen Aufgaben:<br />
Da wird ein Kräutergärtchen angelegt, der<br />
Schulhof gestaltet, ein Theaterstück eingeübt<br />
oder Bogenschießen geübt. Was im Einzelnen<br />
unternommen wird, suchen die unterrichtenden<br />
Lehrerinnen und Lehrer – manchmal auch Eltern –<br />
im Blick auf die Bedürfnisse der Klasse aus. Eines<br />
aber haben die Projekte gemeinsam: Sie zielen darauf,<br />
die oft vorhandenen Defi zite in der Entwicklung<br />
der Feinmotorik, des Tast- und Gleichgewichtssinns<br />
zu beheben, ist doch – wie die neuere<br />
Wissenschaft gezeigt hat – eine gesunde Entwicklung<br />
der Körperlichkeit Grundlage auch des kognitiven<br />
Lernens. Darüber hinaus bieten wir – eine<br />
Erfi ndung der Interkulturellen <strong>Waldorfschule</strong> –<br />
Foto: Günter Vahlkampf<br />
Bilder zum Theaterstück „Besuch der altenDame“ 11. Klasse