als Datei - Freie Waldorfschule Heidelberg
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Ausblicke<br />
Foto: Günter Vahlkampf<br />
allmählich ein Vertrauensverhältnis zu den Kindern<br />
zu entwickeln, und genau dieses Vertrauen<br />
öffnet die Seelen und schafft die Atmosphäre, in<br />
der die Kinder offen genug sind, ihre Schwächen zu<br />
zeigen und mutig genug, sich etwas zuzutrauen.<br />
Im Übrigen gibt es immer wieder Überraschungen,<br />
etwa wenn ein muslimisches Kind,<br />
begeisterter Besucher einer Koranschule, einem<br />
christlichen Freund und seiner Mutter mit tiefem<br />
Bedauern sagt: „Ihr werdet alle im ewigen Feuer<br />
enden, weil ihr Schweinefl eisch esst.“ In einer<br />
solchen Situation ist viel Fingerspitzengefühl gefordert:<br />
Einerseits sollte eine solche Aussage<br />
nicht unkommentiert stehen bleiben, anderer-<br />
seits wäre es schlecht, das Kind durch Zurückweisung<br />
einfach vor den Kopf zu stoßen. Hilfreich<br />
kann es sein, ein glattes Entweder-Oder zu vermeiden<br />
und erweiternde Gesichtspunkte ins<br />
Spiel zu bringen, im konkreten Falle etwa so:<br />
Glaubst du nicht, dass für Allah nicht noch anderes<br />
wichtig ist <strong>als</strong> die Frage, ob einer gelegentlich<br />
Schweinefl eisch isst? Allerdings ist bei einem<br />
solchen Gespräch der Ton wichtig: Jedes Gefühl<br />
aufgeklärter Überlegenheit sollte vermieden<br />
werden, es geht darum, in die Welt des Kindes<br />
einzutauchen und aus dieser Weltsicht heraus<br />
nach Auswegen zu suchen. Interkulturalität ist<br />
mehr <strong>als</strong> bloße Toleranz, es ist ein aktives Be-<br />
mühen um das Wahrnehmen des Anderen.