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allgäuALTERNATIV Frühjahrsausgabe 2017

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Wasserkraft<br />

Strom aus Trinkwasser<br />

Umweltfreundliche Doppelnutzung<br />

Immenstadt im Oberallgäu will die Trinkwasserquelle in den Bergen doppelt nutzen.<br />

Im Krafthaus soll mit moderner UV-Technik das Trinkwasser keimfrei gemacht<br />

werden. Das Chlor-Zeitalter soll dann der Vergangenheit angehören. Die Stadt möchte<br />

aber auch zusätzlich umweltschonend auch Strom gewinnen.<br />

Der Blick durch das<br />

Steigbachtal, in dem die<br />

Sigundquelle liegt, auf die<br />

Stadt Immenstadt<br />

Die Stadt Immenstadt hat das Glück, bei der<br />

Trinkwasserversorgung noch überwiegend<br />

auf eine eigene Quelle, die Sigundquelle im<br />

Oberen Steigbachtal, zurückgreifen zu können. Bereits<br />

seit vielen Jahren füllt diese Quelle den Hochbehälter<br />

der 15.000-Einwohner-Stadt. Mit dem Bergrutsch am<br />

Immenstädter Horn geriet der alte Hochbehälter in<br />

den Gefahrenbereich. Er musste verlegt werden. Dies<br />

nahmen die Stadtwerke zum Anlass, weitergehende<br />

Überlegungen anzustellen.<br />

UV-Licht ersetzt Chlorierung<br />

»Bisher mussten wir das Wasser der Quelle vorschriftsgemäß<br />

mit Chlor behandeln, was immer wieder<br />

mal zu Beschwerden einiger Bürger führte, die den<br />

Geruch des Wassers monierten«, berichtet Paul Müller,<br />

der Verantwortliche bei den Stadtwerken Immenstadt.<br />

Mit der Verlegung des Hochbehälters entwickelte<br />

man dort nun die Idee, statt der Chlorung des Wassers<br />

auf UV-Bestrahlung umzusatteln. In diesem Fall<br />

war es aber nötig, im Steigbachtal ein kleines Gebäude<br />

Fotos: Unterlerchner, Trojan, Archiv EDITION ALLGÄU<br />

für die UV-Anlage zu bauen. Bei einer kleineren Quelle<br />

im Bergstättgebiet ist bereits seit Jahren eine kleine<br />

Trinkwasserturbine in Einsatz. Nun dachte man darüber<br />

nach, auch bei der Sigundquelle mehrere Fliegen<br />

mit einer Klappe zu schlagen. Wenn schon ein Gebäude<br />

errichtet werden muss, dann könnte man doch<br />

auch gleich eine Trinkwasserturbine unterbringen.<br />

Nach der Prüfung der Gegebenheiten wurde dieser<br />

Vorschlag im Herbst dem Bau- und Umweltausschuss<br />

der Stadt vorgetragen. Und die Räte waren von der<br />

Idee sehr angetan. Eine geeignete Turbine für die Fallhöhe<br />

von 160 Metern war bald gefunden.<br />

Turbine aus dem Defereggental<br />

Die Maschinenbau-Firma Unterlercher GmbH<br />

im Defereggental/Tirol konnte mit der passenden Turbine<br />

aufwarten. Die inhabergeführte Firma hat sich<br />

auf Spezial-Turbinen konzentriert. Bernhard Unterlercher<br />

beschäftigt sich seit 1990 mit Wasserkraft-<br />

Maschinen. Mit moderner Simulationssoftware werden<br />

die Geometrien seiner Turbinen strömungstechnisch<br />

optimiert und hochbeanspruchte Bauteile mittels<br />

Berechnung überprüft. Dazu gibt es einen firmeneigenen<br />

Prüfstand. Nach Inbetriebnahme einer Wasserkraftanlage<br />

wird diese von den Technikern durch<br />

Kennlinienmessungen analysiert. Der Hersteller gewinnt<br />

dadurch wichtige Aufschlüsse zur Turbinenleis -<br />

tung über den gesamten Regelbereich. Um die Trinkwasserqualität<br />

nicht zu beeinflussen, kommen nur<br />

ausgewählte Edelstähle zum Einsatz. In Immenstadt<br />

wird eine Turbine mit 35 kWh Spitzenleistung eingesetzt.<br />

Sie soll 365 Tage im Jahr laufen. Der Turbinentyp<br />

aus dem Hause Unterlercher ist so konstruiert, dass er<br />

im Wasserablauf den Wasserdruck nicht vermindert.<br />

Die Turbine soll sich bald amortisieren<br />

Nun sind 35 kWh (entspricht einer Versorgung<br />

von ca. 70 Normalhaushalten) keine besondere Leis -<br />

tung für ein Wasserkraftwerk. Betrachtet man aber,<br />

dass es sich dabei um eine »Zweitnutzung« des Wassers<br />

handelt, dann macht der Einbau der Turbine<br />

durchaus Sinn. Das Turbinengebäude müsste für die<br />

UV-Behandlung sowieso gebaut werden. Die Zulei-<br />

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