MITTE bitte! 1-2017

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20 Kunstmarkt Berlin Spezial Kunst und Markt – ein Widerspruch? Nach dem Mauerfall hat sich der Berliner Kunstmarkt auf die Gegenwartskunst konzentriert, und Berlin ist mit seinen mehr als 300 Galerien in die erste Reihe der führenden Kunststandorte in Europa aufgestiegen. Wir haben mit Nana Poll (l.) gesprochen, Publizistin und Kunsthistorikerin, die gemeinsam mit ihrer Mutter Eva Poll (r.) die Geschäfte der Galerie Poll in Berlin-Mitte leitet. Seit 2014 arbeitet sie ehrenamtlich als Vorstandsmitglied im Landesverband Berliner Galerien (lvbg). Mitte <strong>bitte</strong>!
21 Wer oder was bestimmt den Kunstmarkt in Berlin? Berlin gilt weltweit als einer der wichtigsten Orte für zeitgenössisches Kunstschaffen. In der Stadt arbeiten rund 10.000 Künstler, darunter viele international bekannte. Die Bandbreite der professionellen über 300 Kunst ga lerien reicht von kleinen, oft im Nebenerwerb betriebenen Galerien bis zu renommierten Großgalerien mit mehreren Standorten weltweit. Diese Galerien prägen mit ihrer regelmäßigen Ausstellungstätigkeit das Kunstgeschehen der Stadt. Das große Geld ist aber in anderen Städten zuhause. Einfluss reiche Sammler werden deshalb regel mäßig mit Aktivitäten wie dem Gallery Weekend Anfang Mai und der Berlin Art Week im September gezielt in die Stadt geholt. Die internationale Kunstmesse art forum Berlin in den Messehallen am Funkturm wurde leider 2011 eingestellt. Die bis dahin als Nebenmessen geltenden Positions Berlin und abc art berlin konnten diese Lücke nicht füllen. Die Galeriendichte in Berlins Mitte ist enorm hoch. Welche Auswirkungen hat das? Die hohe Galeriendichte in einem Bezirk wirkt sich positiv aus für die einzelnen Galerien: Kunst interessierte und Sammler kommen gezielt in diese Viertel, um Kunst anzuschauen und Ausstellungen zu besuchen. Dieser Effekt lässt sich steigern durch Abstimmung von gemeinsamen Eröffnungsterminen oder Rundgängen, für die dann gezielt geworben wird. Sind Kunst und Kommerz ein Widerspruch? »Kunst und Kommerz« ist zwar eine griffige Formel, »Kunst und Markt« beschreibt die Situation aber sehr viel treffender. Denn mit Schlagworten wird die Tätigkeit des Galeristen auf den spekulativen Handel mit Kunstgegenständen, die Jagd nach dem schnellen Geld reduziert. Die wirkliche Arbeit eines guten Galeristen beinhaltet weit mehr. Galerien müssen sich langfristig am Markt behaupten, ihre Position nachhaltig ausbauen. Und daraus erwächst auch ein Bildungsund Kulturauftrag. Ein Galerist, der sich ausschließlich auf den »kommerziellen Erfolg« im Sinne von Höchstpreisen konzentriert, der gerät schnell in Abhängigkeiten, der verliert die Vielfalt und auch die Möglichkeiten, die »Nischen« des Kunstmarkts aus den Augen. Also: Selbst unter »kommerziellen« Aspekten ist es zum eigenen Nutzen, ein Auge auf junge Künstler zu haben, sie zu entdecken und langfristig zu fördern. Was am Ende auch der Allgemeinheit zugutekommt, wenn Hunderte von Berliner Galerien regelmäßig Ausstellungen veranstalten, Kataloge herausgeben und oft sogar Künstlerarchive aufbauen. Das alles bildet die Grundlage, um Institutionen oder private Sammler für die Arbeiten zu interessieren, ihnen einen soliden Kaufanreiz zu bieten. Rekordergebnisse für zeitgenössische Kunst bei Auktionen, Kunst als Anlagegeschäft, Provisionsschwindel und Kunstfälschungen in Millionenhöhe verzerren jedoch das Bild in der öffentlichen Wahrnehmung. Nach wie vor können nur wenige Galeristen sich und ihre Künstler durch Verkäufe ausreichend finanzieren. Was macht denn eine Galerie erfolgreich? Ein Rezept für erfolgreiche Galeriearbeit gibt es nicht, aber doch einige Kriterien, die zum Erfolg beitragen können. Eine gute Galerie steht für ein Programm, eine Kunstrichtung und vertritt diese über einen langen Zeitraum. Sie begleitet die von ihr vertretenen Künstler ideell und finanziell, als Gesprächspartner und mit materieller Unterstützung, auch in Krisenzeiten. Ausdauer und eine solide finanzielle Grundausstattung sind essentiell für die Galeriearbeit. Dazu kommen Ausbau und Pflege der Kontakte in der Kunstszene, zu Kuratoren, Museumsleuten und Kritikern. Ein guter Galerist ist über die wichtigen, aktuellen Ausstellungen informiert. Auch ein klarer, übersichtlicher Internetauftritt und regelmäßige Presse- und Öffentlichkeitsarbeit spielen eine Rolle. Aber die beste PR kann nicht ersetzen, was das Grundkapital jeder Galerie ist: Qualität, fachliche Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit. Ihre Galerie gibt es seit fast 50 Jahren. Was hat sich im Laufe der Zeit verändert? Der Kunstmarkt hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert, mit einer manchmal rasanten Dynamik. Bis zur Jahrtausendwende konzentrierte sich A Der Landesverband wurde 1995 gegründet. Kunstmarkt Berlin Spezial
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