MITTE bitte! 1-2017
Unsere neue Ausgabe mit dem Schwerpunktthema Kunst & Kommerz. Und für einen Shoppingbummel haben wir ein paar frühlingsfrische Ideen zusammengestellt.
Unsere neue Ausgabe mit dem Schwerpunktthema Kunst & Kommerz. Und für einen Shoppingbummel haben wir ein paar frühlingsfrische Ideen zusammengestellt.
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22<br />
Kunstmarkt Berlin Spezial<br />
Im Gespräch<br />
mit Galeristin<br />
Nana Poll (r.)<br />
POLL<br />
Galerie +<br />
Kunsthandel in<br />
Berlin GmbH<br />
Gipsstraße 3, Hof,<br />
10119 Berlin<br />
www.poll-berlin.de<br />
das Interesse noch stark auf den<br />
europäischen und US-amerikanischen<br />
Markt, heute gewinnen<br />
besonders asiatische und lateinamerikanische<br />
Marktplätze immer<br />
mehr Bedeutung. Darüber hinaus<br />
spielt das Internet eine wichtige<br />
Rolle im internationalen Handel<br />
mit zeitgenössischer Kunst. Aber<br />
auch da zeigt sich nach großer<br />
Anfangs-Euphorie einiger Kollegen:<br />
Die klassische Galeriearbeit mit der<br />
Vermittlung zeitgenössischer Kunst<br />
durch Ausstellungen, Messeteilnahmen<br />
und Gespräche hat ihren<br />
Stellenwert keineswegs verloren,<br />
sie bleibt das »analoge« Fundament<br />
auch in digitalen Zeiten. Als<br />
grundlegende Veränderung darf<br />
man keinesfalls übersehen: Neben<br />
dem klassischen Kunstsammler<br />
gibt es den Kunstinvestor.<br />
Welche Art Kunst ist im Moment<br />
marktführend und warum?<br />
Das wäre eben eine typische Frage<br />
für den Kunstinvestor: Wo sind<br />
die Künstler, deren Kunstwerke<br />
bei Auktionen Rekordergebnisse<br />
erzielen? Diese Arbeiten werden<br />
dann als Geldanlage möglichst<br />
früh erworben. Damit beginnt die<br />
Spekulationsspirale sich zu drehen,<br />
der Künstler rückt zum »Marktführer«<br />
auf – oder gar zur Marke, zum<br />
Statussymbol. Bei Sammlern ist das<br />
eher Geschmackssache, Vorliebe,<br />
Passion. Aber so weltfremd, überhaupt<br />
nicht auf die Preisentwicklung<br />
zu schauen, ist wohl niemand.<br />
Muss die heutige Kunst »jung«<br />
sein?<br />
Nein. Das Alter spielt keine Rolle für<br />
den Erfolg. Für junge Künstlerinnen<br />
und Künstler gibt es mehr Stipendien<br />
und Preise, aber entdeckt<br />
werden kann eine künstlerische<br />
Position auch, wenn der Künstler<br />
bereits ein hohes Alter erreicht hat<br />
– und seine Arbeiten entsprechend<br />
gelagert, sein Werk nach allen<br />
Regeln des Galeristenhandwerks<br />
gepflegt worden ist. Auch hier brauchen<br />
die »Überraschungs-Erfolge«<br />
einen langen Atem. Auch bei bereits<br />
erfolgreichen Künstlern, die dann<br />
nach Jahrzehnten wiederentdeckt<br />
werden.<br />
Welches Konzept liegt der Auswahl<br />
der Kunst in der Galerie Poll zugrunde?<br />
Das Programm der Galerie Poll<br />
steht seit ihrer Gründung für<br />
realistische und damals, in den<br />
sechziger und siebziger Jahren,<br />
auch stark politisch engagierte<br />
Kunst. Noch immer bildet figurative<br />
Kunst einen Schwerpunkt des Programms.<br />
Wir zeigen vor allem Malerei,<br />
Zeichnung und Skulptur. Und<br />
gehen den Weg mit, wenn Künstler<br />
neue Medien für sich entdecken.<br />
Also spielt etwa Fotografie immer<br />
häufiger auch eine Rolle.<br />
Vervollständigen Sie <strong>bitte</strong> den<br />
Satz: Kunst kommt nicht nur von<br />
Können, sondern ...<br />
… ist eine Interpretation der Wirklichkeit.<br />
Was vermissen Sie in Berlin in<br />
Bezug auf Kunst?<br />
Ich vermisse feste Ankaufsetats für<br />
die Museen, die es den Häusern<br />
ermöglichen, ihrer Aufgabe nachzukommen<br />
und vorausschauend zeitgenössische<br />
Kunst für die jeweiligen<br />
Sammlungen zu erwerben.<br />
Welche Tipps haben Sie für unsere<br />
Leser? Was sollten sie unbedingt<br />
gesehen haben?<br />
Sie sollten sich immer wieder etwas<br />
Zeit nehmen, um die Berliner<br />
Galerienlandschaft zu erkunden.<br />
Was aktuell gezeigt wird, findet<br />
man im vom Landesverband<br />
Berliner Galerien redaktionell betreuten<br />
Online-Kalender auf www.<br />
berliner-galerien.de. Hier kann<br />
man das aktuelle Ausstellungsangebot<br />
der Stadt nach Künstlern<br />
oder Kunstgattungen filtern. Ein<br />
kostenloser Newsletter informiert<br />
wöchentlich über Eröffnungen und<br />
andere Veranstaltungen in den<br />
Galerien. Den Faltplan Berliner<br />
Galerien gibt es aber auch gedruckt<br />
und kostenlos in den Galerien.<br />
Empfehlen möchte ich Ihren<br />
Lesern unbedingt den Besuch der<br />
Ausstellung »Menschen des 20.<br />
Jahrhunderts« mit Fotografien<br />
von August Sander in der Galerie<br />
Berinson (bis 30. April <strong>2017</strong>) sowie<br />
die Ausstellung mit Werken von<br />
Edward & Nancy Kienholz in der<br />
Galerie Sprüth Magers (bis 8. April<br />
<strong>2017</strong>). Natürlich lohnt sich auch ein<br />
Besuch in unserer aktuellen Ausstellung<br />
»Dieter Kraemer. Stadtansichten<br />
und andere Berlin-Motive«,<br />
die noch bis zum 15. April <strong>2017</strong> zu<br />
sehen ist.<br />
Nana Poll,<br />
Vorstandsmitglied im<br />
Landesverband Berliner<br />
Galerien, arbeitet seit<br />
2012 in der Galerie Poll, die von<br />
ihren Eltern 1968 gegründet wurde.<br />
Ihre Mutter Eva Poll wurde 1993<br />
»als Wegbereiterin der realistischen<br />
Malerei«, so der damalige Berliner<br />
Kultursenator Ulrich Roloff-Momin,<br />
mit dem Verdienstkreuz am Bande<br />
der Bundesrepublik Deutschland<br />
ausgezeichnet. 2008 wurde sie zur<br />
Ehrenpräsidentin im Landesverband<br />
Berliner Galerien ernannt. Der<br />
Verband wurde 1995 von Berliner<br />
Galeristen gegründet und vertritt<br />
die Galerien in Berlin und der<br />
Region. Er setzt sich auf kultur- und<br />
wirtschaftspolitischer Ebene für die<br />
nachhaltige Entwicklung des Standortfaktors<br />
Kunst in Berlin ein.<br />
www.berliner-galerien.de<br />
Fotos: Erich Grönke<br />
Mitte <strong>bitte</strong>!